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Drittes Kapitel

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Fast einen Monat lang geisterte der alte Mann durch den Palast und hielt in den Gärten Ausschau nach dem kleinen Prinzen, bis er den Alltag seines kleinen Lebens mit seinen Ammen und Gouvernanten kannte.

Er sah, dass sich Lady Maud, wenn sie ihn begleitete, bis an die äußersten Enden des Palastgeländes begab, wo sie durch ein kleines Hintertor einen bestimmten Hauptmann der Garde einließ, dem die Königin dem Zutritt zum Hof verboten hatte.

Dort, in einer abgelegenen Kemenate, flüsterten die beiden Liebenden einander ihre Hoffnungen und Pläne zu, ohne auf ihren königlichen Schutzbefohlenen zu achten, der sich selbst überlassen zwischen den Blumen und Sträuchern des Gartens spielte.

Mitte Juli waren de Vacs Pläne zur Reife gelangt. Er hatte es geschafft, den alten Gärtner Brus zu überreden, ihm den Schlüssel zu dem kleinen Hintertor zu geben, unter dem Vorwand, sich einer mitternächtlichen Eskapade hingeben zu wollen, wobei er vage die Beteiligung einer schönen Dame an diesem Abenteuer andeutete. Und gleichzeitig schob er, was bei Brus noch wichtiger war, dem Gärtner zwei Silberpennys in die Hand.

Brus sah de Vac, wie die anderen Palastdiener auch, als einen treuen Diener des Hauses Plantagenet an. Welchen Unfug de Vac auch immer vorhatte, Brus war sich ziemlich sicher, dass der Schlüssel zum hinteren Tor, soweit es den König betraf, in den Händen de Vacs so sicher war, als ob Heinrich selbst ihn hätte.

Der Alte wunderte sich ein wenig darüber, dass der verdrießliche Fechtmeister in seinem Alter solch frivolen Vergnügungen frönen sollte, die eher jüngeren Adelssprossen anstünden, aber was ging ihn das an? Hatte er nicht genug damit zu tun, die Gärten instand zu halten, damit sein königlicher Herr und seine Gemahlin Freude an den schattigen Spaziergängen, dem gepflegten Rasen und den wunderschönen Laub- und Blumenbeeten finden konnten, die er mit so großer Mühe und Sorgfalt in den Außenanlagen hegte und pflegte?

Außerdem kamen nicht oft zwei Silberpennys seines Wegs; und wenn der liebe Herr Jesus es in seiner unendlichen Weisheit für angebracht hielt, zur Belohnung seines niederen Dieners zu solch einem Mittel zu greifen, stand es einem armseligen Wurm wie ihm nicht an, die göttliche Gunst infrage zu stellen. So nahm Brus das Geld, und de Vac bekam den Schlüssel, und der kleine Prinz spielte glücklich zwischen den Blumen im Garten seines königlichen Vaters, und alle waren’s zufrieden.

An diesem Abend brachte de Vac den Schlüssel zu einem Schlosser auf der anderen Seite Londons, der ihn unmöglich kennen oder den Schlüssel als zum Palast gehörig zuordnen konnte. Hier ließ er sich ein Duplikat erstellen und wartete ungeduldig, während der alte Mann mit den groben Instrumenten seines Gewerbes die Kopie anfertigte.

Von diesem kleinen Laden aus folgte de Vac einem gewundenen Weg durch die schmutzigen Straßen und Gassen des alten London, die ab und zu von einer rauchigen Laterne beleuchtet wurden, bis er zu einem halb verfallenen Haus kam, das freilich den Vorteil hatte, nur einen kurzen Weg vom Palast in Westminster entfernt zu liegen.

Eine schmale Gasse führte an dem Gebäude vorbei und endete abrupt am Ufer der Themse an einem vermoderten Holzsteg, unter dem das tiefschwarze Wasser des Flusses stieg und fiel, um die verrottenden Pfähle lappte und unter dem Steg hinweg zu den weiter flussabwärts gelegenen Docks davonströmte, wo die großen, wilden Dockratten und ihre grimmigeren menschlichen Gegenstücke hausten.

Mehrmals war de Vac auf der Suche nach der kleinen Türöffnung des von ihm gesuchten Gebäudes die schwarze Gasse auf und ab gegangen. Endlich fand er sie, und nachdem er wiederholt mit dem Knauf seines Schwertes dagegen gehämmert hatte, wurde sie von einer schlampigen alten Vettel geöffnet.

»Was willst du von ’ner anständigen Frau zu einer so gottlosen Stunde?«, meckerte sie. »Ah, Ihr seid’s, Mylord«, fügte sie hastig hinzu, als die flackernden Strahlen der Kerze, die sie trug, das Gesicht de Vacs beleuchteten. »Willkommen, Mylord, dreimal willkommen. Die Tochter des Teufels begrüßt ihren Bruder.«

»Halt’s Maul, alte Hexe«, knurrte de Vac. »Reicht es dir nicht, dass du mir schon so viele gute Münzen abgeknöpft hast, um dich für den Rest deines Lebens in Seidenmäntel aus Villosa zu kleiden und an Marzipan und Malvoisier zu laben, dass du mich noch weiter mit der Plage deiner abscheulichen Zunge quälen musst?

Hast du das Bündel Kleider bereit und auch den Schlüssel zu diesem Tor zur Verdammnis? Und der Raum: Hast du die Einrichtung angebracht, die ich hier habe anliefern lasen und die jahrhundertealte Ansammlung von Dreck und Spinnweben vom Boden und den Sparren entfernt? Fürwahr, die Luft stank noch nach den toten Römern, die London vor zwölfhundert Jahren gebaut haben. Und mich dünkt, dem Gestank nach zu urteilen, dass es ein römischer Schweinehirt gewesen sein, der diesen Stall mit seinem Viehzeugt bewohnte, und ich wette, dass du, alte Sau, nie mit dem Besen auch nur in die Nähe dieses Ortes gekommen bist, aus Angst, die verrotteten Gebeine deiner Familie aufzustören.«

»Hört auf zu salbadern, Lord Satan«, rief die Frau. »Ich will lieber Euer Geld reden hören als Euch, denn obwohl es verflucht und verdorben von Eurer schurkischen Hand kommt, spricht es doch mit der gleichen süßen Stimme, als käme es frisch aus den Schatullen der heiligen Kirche.

Das Bündel ist fertig«, fuhr sie fort und schloss die Tür hinter de Vac, der jetzt eingetreten war, »und hier ist der Schlüssel; aber zuerst gebt mir meinen Lohn. Ich weiß nicht, was Euer schmutziges Werk sein mag, aber schmutzig ist es, wie ich aus der Geheimhaltung erkenne, die Ihr verlangt habt, und mich dünkt, dass es manche Leute gut dafür bezahlen würden, den Aufenthaltsort der alten Frau und des Kindes zu erfahren, die Ihr in Tils Dachkammer verstecken wollt – den Balg Eurer Schwester und ihres Sohnes, wie Ihr mir gesagt habt. So wärt Ihr wohl beraten, Mylord, die alte Til gut zu bezahlen und ein paar Bezanten für ihr Stillschweigen hinzuzufügen, wenn Ihr wollt, dass Euer Gefangener im Haus der alten Til sicher ist.«

»Hol mir das Bündel, Hexe«, antwortete de Vac, »und du sollst eine letzte Rate in Gold bekommen, mehr noch als wir ausgehandelt haben, wenn alles gut geht und du deine abscheuliche Zunge hältst.«

Aber die Drohungen der alten Frau hatten bei de Vac bereits ein Gefühl des Unbehagens hervorgerufen, das sich bei der alten Frau in erhöhtem Maße widergespiegelt hätte, wenn sie gewusst hätte, welche Schlüsse ihre Worte im Kopf des alten Fechtmeisters ausgelöst hatten.

Sein Unterfangen war viel zu ernst, und die Folgen einer Enttarnung waren zu riskant, um das Risiko eingehen zu können, von einer illoyalen Mitverschwörerin verraten zu werden. Zwar hatte er nicht einmal die Ungeheuerlichkeit der Tat angedeutet, in die er die alte Frau verwickelte, aber, wie sie gesagt hatte, seine strengen Geheimhaltungsbefehle hatten ausgereicht, um ihr Misstrauen und damit ihre Neugier und Begehrlichkeit zu wecken. Vielleicht hätte die alte Til in ihren löchrigen Bundschuhen gezittert, wenn sie erahnt hätte, welche Gedanken de Vac durch den Kopf gingen. Aber so erkauften die zusätzlichen Goldstücke, die er in ihre runzelige Handfläche fallen ließ, als sie ihm das Bündel übergab, zusammen mit dem Versprechen auf mehr, ziemlich wirkungsvoll ihre Loyalität und ihr vorläufiges Schweigen.

De Vac schob den Schlüssel in die Tasche seiner Tunika und bedeckte das Bündel mit seinem langen Waffenrock, dann trat er in die Dunkelheit der Gasse hinaus und eilte zum Dock.

Unter dem Steg fand er ein Boot, das er früher am Abend dort festgemacht hatte. Er versteckte das Bündel unter einer der Ruderbänke. Dann ruderte er langsam die Themse hinauf, bis er unter den Palastmauern von Westminster angelangt war und legte schließlich in der Nähe des kleinen Hintertores, das in das untere Ende des Gartens führte, an.

De Vac versteckte das Boot, so gut er konnte, unter einigen überhängenden Büschen, die auf Anweisung des Königs dort angelegt worden waren, um die Schönheit der Lage von der Flussseite her zu unterstreichen. Dann schlich er vorsichtig zur Hinterpforte und erreichte unbehelligt seine Gemächer im Palast.

Am nächsten Tag gab er Brus den Originalschlüssel zurück und erzählte dem alten Mann, dass er ihn doch nicht benutzt habe, denn reifliche Überlegungen hätten ihn von der Torheit seines geplanten Abenteuers überzeugt, besonders bei jemandem wie ihm, dessen Jugend vorbei sei und in dessen Gelenken die nächtliche Feuchtigkeit der Themse allzu leicht einen Angriffspunkt finden könnte.

»Ha, Sir Jules«, lachte der alte Gärtner, »Tugend und Laster sind Zwillingsschwestern, die das Geheiß desselben Vaters, der Begierde, erfüllen. Gäbe es keine Begierde, gäbe es keine Tugend, und weil der eine dies begehrt und der andere das Gegenteil, wer will sagen, ob das Ziel seines Begehrens Laster oder Tugend ist? Oder andersherum, wenn mein Freund seine eigene Frau begehrt und wenn das Tugend ist, ist es dann nicht auch Tugend, wenn auch ich seine Frau begehre, denn wir begehren dasselbe? Aber wenn es notwendig ist, unsere Gelenke dem Nebel der Themse auszusetzen, dann war es eine Tugend, zu Hause zu bleiben.«

»Wohl gesprochen, alter Maulwurf«, sagte de Vac lächelnd. »Deine wundersame Logik würde mir, so dünkt mich, in meinem Alter gut anstehen.«

»Der beste Schwertarm der gesamten Christenheit braucht keine andere Logik als das Schwert, sollte ich meinen«, sagte Brus und kehrte zu seiner Gartenarbeit zurück.

Am Nachmittag des folgenden Tages stand de Vac an einem Fenster der Waffenkammer und blickte auf den schönen Garten, der sich vor ihm bis zur zweihundert Meter entfernten Flussmauer ausbreitete. Im Vordergrund erstreckten sich von Buchsbaum umsäumte Spazierwege, glatte Rasenflächen und geometrische Beete mit wunderschön blühenden Pflanzen. Hier und da sah man Marmorstatuen von Waldnymphen und Satyrn weiß aufblinkten, die im hellen Sonnenlicht schimmerten oder halb beschattet von einem überhängenden Busch im flimmernden tobenden Spiel von Licht und Schatten einen Hauch von Leben annahmen, während sich die Blätter über ihnen bei schwacher Brise hin und her bewegten. Weiter in der Ferne verdeckten dichtere Büsche die Flussmauer, und die formale, geometrische Präzision der näheren Umgebung wurde durch einen Hintergrund aus efeubewachsenen Lauben und einer Fülle von kleinen Bäumen und blühenden Sträuchern gemildert, die in geplanter Unordnung arrangiert waren.

Durch diesen scheinbaren Dschungel führten gewundene Pfade, und Bänke aus behauenem Stein boten rustikale Sitzgelegenheiten, und Schaukeln hingen an den Zweigen von Obstbäumen.

Zu diesem bezaubernden Ort gingen langsam die Lady Maud und ihr kleiner Schützling, Prinz Richard, und keiner von beiden ahnte etwas von dem finsteren Beobachter am Fenster hinter ihnen.

Ein großer Pfau stolzierte stolz über den Weg, und als Richard ihm hinterherlief, wie es Kinder tun, eilte Lady Maud zu dem Hintertörchen, schloss es rasch auf und ließ ihren Galan ein, der draußen gewartet hatte. Nachdem sie das Tor wieder geschlossen hatten, schlenderten die beiden Arm in Arm zu der kleinen Laube, die ihr Treffpunkt war.

Während die Liebenden völlig selbstversunken miteinander turtelten, spielte der kleine Prinz fröhlich zwischen den Bäumen und Blumen, und keiner sah das strenge, entschlossene Gesicht, das in einiger Entfernung von dem spielenden Jungen durch das Blattwerk spähte.

Klein-Richard widmete seine königlichen Energien der Jagd auf einen flatternden Schmetterling, der vom Schicksal immer näher und näher an den kalten, harten Beobachter im Gebüsch herangeführt wurde. Immer näher kam der kleine Prinz, und im nächsten Moment war er durch die blühenden Sträucher geplatzt und stand dem gestrengen Fechtmeister gegenüber.

»Euer Hoheit«, sagte de Vac und verbeugte sich vor dem kleinen Kerl, »lasst den alten de Vac Euch helfen, das hübsche Tierchen zu fangen.«

Richard, der de Vac oft gesehen hatte, fürchtete ihn nicht, und so begannen sie gemeinsam, den Schmetterling zu verfolgen, der inzwischen außer Sichtweite war. De Vac wandte ihre Schritte in Richtung des kleinen Hintertores, aber als er mit dem kleinen Prinzen hindurchtreten wollte, rebellierte dieser.

»Kommt, Hoheit«, forderte de Vac, »mich dünkt, dass der Schmetterling über die Mauer geflogen ist. Wir können ihn fangen und dann sofort in den Garten zurückkehren.«

»Geht Ihr und holt ihn«, antwortete der Prinz. »Der König, mein Vater, hat mir verboten, das Palastgelände zu verlassen.«

»Kommt«, befahl de Vac in strengerem Ton, »es kann Euch nichts geschehen.«

Aber der Knabe wollte nicht mit ihm gehen, sodass de Vac gezwungen war, ihn grob am Arm zu greifen. Richard stieß einen Schrei der Empörung aus.

»Lass mich los, Kerl«, schrie der Junge. »Wie kannst du es wagen, Hand an einen Prinzen von England zu legen?«

De Vac presste seine Hand auf den Mund des Kindes, um seine Schreie zu stillen, aber es war zu spät. Lady Maud und ihr Liebhaber hatten es gehört, und im nächsten Augenblick stürzten sie auf das Hintertor zu. Der Offizier zog im Laufen sein Schwert.

Als sie die Mauer erreichten, befanden sich de Vac und der Prinz bereits draußen, und der Franzose hatte das Tor zugeschlagen und versuchte, es abzuschließen. Aber behindert durch den kämpfenden Jungen hatte er keine Zeit, den Schlüssel umzudrehen, bevor der Hauptmann sich gegen die Torflügel warf und sich, dicht gefolgt von Lady Maud, dem Fechtmeister gegenübersah.

De Vac ließ den Schlüssel fallen, packte den jetzt völlig verstörten Prinzen mit der linken Hand, zog sein Schwert und trat dem Hauptmann entgegen.

Es gab keine Worte, es bedurfte auch keiner; de Vacs Absichten waren zu offensichtlich. Also trafen die beiden mit grimmiger Wut aufeinander; der tapfere Hauptmann stand dem besten Schwertkämpfer gegenüber, den Frankreich je hervorgebracht hatte, in einem sinnlosen Versuch, seinen jungen Prinzen zu retten.

Im Handumdrehen hatte de Vac ihn entwaffnet, aber entgegen den Gesetzen der Ritterlichkeit senkte er die Spitze seiner Klinge erst, nachdem sie das Herz seines tapferen Gegners durchbohrt hatte. Dann sprang er mit einem Satz zwischen Lady Maud und das Tor, sodass diese nicht in den Garten zurücklaufen und Alarm schlagen konnte.

Immer noch das zitternde Kind in seinem eisernen Griff packend, stand er der Hofdame gegenüber und versperrte ihr den Weg.

»Mon Dieu, Sir Jules«, rief sie, »Seid Ihr des Wahnsinns?«

»Nein, Mylady«, antwortete er, »aber ich hatte nicht damit gerechnet, das tun zu müssen, was jetzt unausweichlich ist. Warum habt ihr nicht den Mund gehalten und das Schicksal des kleinen Prinzen in die Hand seines Schutzpatrons gelegt? Euer übereiltes Handeln hat uns in eine schöne Sackgasse geführt, denn es heißt nun entweder Ihr oder ich, Mylady, und ich kann’s nicht leiden. Sprecht Eure Gebete, und macht Euch bereit zu sterben.«

Heinrich III., König von England, saß in seinem Ratssaal, umgeben von den großen Herren und Adligen, die sein Gefolge darstellten. Er erwartete Simon de Montfort, Graf von Leicester, den er herbeigerufen hatte, um ihm noch weitere Demütigungen zu erteilen, mit der Absicht, ihn so zu erniedrigen und zu entehren, dass er England für immer den Rücken kehrte. Der König fürchtete diesen mächtigen Verwandten, der ihm so mutig vor den Torheiten warnte, die sein Königreich an den Rand des Aufstands brachten.

Was das Ergebnis dieser Audienz gewesen wäre, lässt sich nicht sagen, denn Leicester war gerade erst eingetreten und hatte seinem Herrscher gehuldigt, als es zu einer Störung kam, welche die kleinen Streitigkeiten von König und Höfling in einer gemeinsamen Sorge ertränkte, die die Herzen aller berührte.

Auf der einen Seite des Saales brach eine Unruhe aus, die Reihen teilten sich, und Eleanor, Königin von England, stolperte auf den Thron zu. Tränen strömten über ihre bleichen Wangen.

»Oh, mein Gott! Mylord«, rief sie, »Richard, unser Sohn, ist ermordet und in die Themse geworfen worden.«

In einem Augenblick herrschte Verwirrung und Aufruhr, und nur unter größten Schwierigkeiten erhielt der König schließlich eine stimmige Aussage von seiner Königin.

Wie es schien, war die Königin benachrichtigt worden, als Lady Maud nicht zur üblichen Zeit mit Prinz Richard in den Palast zurückgekehrt war, und man hatte sofort eine Suche eingeleitet – eine Suche, die über zwanzig Jahre andauern sollte; aber die ersten Ergebnisse davon ließen die Herzen des Hofes zu Stein werden. Denn bei dem offenen Hintertor lagen die Leichen Lady Mauds und eines gewissen Hauptmanns der Wache, aber nirgendwo gab es ein Zeichen oder eine Spur von Prinz Richard, dem zweiten Sohn von Heinrich III. von England und damals jüngstem Prinzen des Königreiches.

Es dauerte zwei Tage, bis die Abwesenheit de Vacs bemerkt wurde, und daraufhin erinnerte einer der Höflinge den König an die Episode des Fechtkampfes, und ein Motiv für die Entführung des kleinen Königssohnes wurde offensichtlich.

Ein Dekret wurde erlassen, das die Untersuchung jedes Kindes in England vorschrieb; denn auf der linken Brust des kleinen Prinzen befand sich ein Muttermal, das einer Lilie ähnelte. Und als nach einem Jahr kein Kind gefunden wurde, das ein solches Zeichen trug, und sich keine Spur von de Vac fand, wurde die Suche nach Frankreich ausgedehnt; noch wurde sie über mehr als zwanzig Jahre jemals ganz aufgegeben.

Die erste Theorie, dass es sich um ein Attentat gehandelt habe, wurde bei näherer Überlegung bald aufgegeben, denn es war offensichtlich, dass ein Attentäter sich ebenso des kleinen Prinzen hätte entledigen können, als er Lady Maud und ihren Liebhaber tötete, wenn dies sein Bestreben gewesen wäre.

Der Eifrigste bei der Suche nach Prinz Richard war Simon de Montfort, Graf von Leicester, der seinem königlichen Neffen stets eine solche Zuneigung entgegengebracht hatte, dass sie auch dem Hofstaat des Königs nicht verborgen geblieben war.

So wurde fürs Erste der Bruch zwischen de Montfort und seinem König gekittet, und obwohl der große Adlige seiner Herrschaft in der Gascogne beraubt wurde, erlitt er wenig weitere Unbill durch seinen königlichen Herrn.

DER RITTER VON TORN

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