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1. Los-LASSEN


Das LosLASSEN scheint eins der großen Themen in der spirituellen Szene zu sein. Und das aus gutem Grund, wie wir schon gesehen haben. Bergeweise Ratgeber und Aufforderungen können den Suchenden und danach Strebenden ganz schön in Zugzwang bringen. Es hört sich ja herrlich einfach an und liest sich auch meist wunderbar schlüssig, was da an Tipps und Tricks weitergegeben wird, um endlich losLASSEN und ohne Ballast in die Glückseligkeit eintreten zu können. Durch LosLASSEN zum Ziel zu gelangen scheint demnach mühelos und kinderleicht zu sein. Man braucht sich nichts anzueignen, keine Übungen zu praktizieren, keine Veränderungen vorzunehmen... einfach nur losLASSEN. Und doch, oh seltsames Wunder, versagen ein Großteil dieser Anweisungen und Ratgeber in der Praxis. Auch nach dem x-tenmal durchkauen, bearbeiten und losLASSEN tauchen die üblichen Verdächtigen in schöner Regelmäßigkeit aus ihren finsteren Löchern auf, dringen ungebeten in das System ein und vergiften die harmonische Atmosphäre. „Oh, da ist noch etwas, ich muss das losLASSEN...“ Und eine neue Runde im Loslasskarusell wird eingeläutet.

Bei näherer Betrachtung ist dieses Scheitern, diese offensichtliche Unfähigkeit des LosLASSENs, nicht weiter verwunderlich. Beim Thema LosLASSEN steht einem Erfolg grundsätzlich alles das entgegen, was mit „du musst...“ oder „du sollst...“ beginnt. Aus dem einfachen Grund, weil das LosLASSEN eine negative Tat ist, eine Nicht-Tat. Und eine Nicht-Tat kann nicht aktiv bewerkstelligt werden.

Das Problem ist also, dass in den meisten Fällen das LosLASSEN zu einer Aufgabe, einer Tat gemacht wird. Ein schönes Beispiel, um dies zu verdeutlichen, ist die Gefängniszelle, in der man zu sitzen scheint. Der Schlüssel (hier eine Symbolik für das LosLASSEN) liegt vor der Gittertür und kann auch erreicht werden, da die geöffnete Hand gerade so durch die Stäbe passt. Doch ein Zurückziehen der Hand mit dem ergriffenen Schlüssel ist nicht mehr möglich, da diese nun zur Faust geballt ist. Das Objekt der Begierde, das LosLASSEN, scheint zwar in unserer Hand zu liegen, bringt aber keinerlei Nutzen. Je mehr man sich um das LosLASSEN bemüht, desto heftiger hängt man daran.

Die einzige Lösung scheint darin zu bestehen, das LosLASSEN loszuLASSEN. Aber nicht als aktive Tat ausgeführt, sondern als negative Nicht-Tat. Und wie könnte eine solche negative Nicht-Tat aussehen? Vielleicht kommt ihr der Begriff Akzeptanz am nächsten. Akzeptanz, dass nichts wirklich losgeLASSEN werden kann. Akzeptanz, dass alle Bemühungen in diese Richtung vergebliche Bemühungen sind. Und aus dieser Akzeptanz heraus kann die Erkenntnis aufkeimen, dass die Gefängnistür überhaupt nicht verschlossen ist. Dass das, was man losLASSEN will, nur eine Vorstellung ohne jegliche Substanz ist. Es verliert seine Wichtigkeit und damit die Kraft, einen Einfluss auszuüben.


Ein weiterer Punkt, warum das aktive LosLASSEN so selten zu einem befriedigenden Ergebnis führt, könnte folgender sein: Nicht wir haften an den Dingen, die wir loswerden möchten, sondern die Dinge haften an uns. Zum Beispiel unliebsame Erinnerungen, Prägungen, Erfahrungen, Charaktereigenschaften, Konditionierungen... Meist sind das doch Dinge, die man ungefragt übergestülpt bekam, die sich durch eine ominöse Hintertür in unser Leben schlichen, um fortan ihre Wirkung zu entfalten und uns so sein LASSEN, wie wir sind. Zu dem Erscheinen dieser Dinge oder Eigenschaften hat das bewusste Ich in den seltensten Fällen seinen Beitrag geleistet. Doch nun kommt dieses Ich auf die glorreiche Idee, einen Teil (natürlich nur den unliebsamen) dieser Dinge loszuLASSEN. Euphorisch und voll der guten Absichten stürzt es sich in die Arbeit... und scheitert ein ums andere mal.

Warum? Weil nicht das Ich die Eigenschaften und Gewohnheiten festhält, sondern die Eigenschaften halten am Ich fest. Sie sind es, die das Ich zu dem machen, was es ist. Sie sind das Ich. Da das Ich und seine Eigenschaften eine untrennbare Einheit bilden, bleibt auch in diesem Fall die Akzeptanz der beste Lösungsansatz: „Ich bin nicht diese Eigenschaften, aber momentan sind sie da und machen mich zu dem, der ich zu sein scheine.“

Akzeptanz. Man hört auf zu kämpfen, und plötzlich wird alles friedlich. Man nimmt sich an, so wie man ist, und plötzlich wird der Umgang mit sich selbst leicht, man beginnt sich zu verstehen. Man ist nicht mehr auf Veränderung aus, weil man weiß, dass sie von alleine geschieht, ohne sein Zutun... wenn es an der Zeit ist.


Problemzone Gelassenheit

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