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2. Kapitel: Ein kosmisches Geheimnis

In ihrem einzigartigen Zuhause unter der Mondoberfläche hielten die vier bedeutendsten Wissenschaftsabenteurer ihrer Zeit eine Konferenz ab. Curt Newton hatte sich in seinem Sessel zurückgelehnt, und durch das Glassit-Oberlicht fiel gedämpftes Sonnenlicht auf das von vielen Raumreisen gebräunte Gesicht. Seine Stimme war ruhig, fast beiläufig.

»Jetzt wisst ihr also Bescheid«, beendete er seine Rede leise. »Die Atmosphäre des Merkurs muss erneuert werden, denn sonst hören diese Zwangsumsiedlungen niemals auf, bis zum bitteren Ende. Ich habe mein Wort gegeben, dass wir eine Lösung für dieses Problem finden werden.«

»Aber du hast uns immer noch nicht gesagt, wie du das eigentlich anstellen willst«, stellte Otho fest.

Der Androide, rastlos wie immer, war während Curts Rede unaufhörlich auf und ab gelaufen. Das Zimmer, in dem sie tagten, war groß; der größte Raum in dieser unterirdischen, in den Fels geschlagenen Anlage unterhalb des Kraters Tycho. Wohin man auch sah, erblickte man Teleskope, Generatoren, Transformatoren und sonstige technische Ausrüstung von verwirrend komplexer Bauart. Es handelte sich um das Hauptlabor der Futuremen.

Die beiden anderen Mitglieder von Captain Futures berühmtem Gefährtentrio hatten ihm aufmerksam gelauscht. Sie waren ein noch eigenartigerer Anblick als Otho. Einer von ihnen war Grag, ein Roboter, und der andere war Simon Wright, das lebende Gehirn.

Grags gewaltige Gestalt zog stets alle Blicke auf sich. Er war ein metallener Riese, über zwei Meter groß, und seine gewaltigen Arme und Beine verfügten über ungeheure Kräfte. Der gewölbte Kopf mit den glühenden fotoelektrischen Augen und dem lippenlosen Stimmresonator barg ein schwammartiges Metallgehirn, das sich in Verstand und Geist durchaus mit dem eines Menschen messen konnte.

Der dritte Futureman war eine ganz andere Erscheinung. Streng genommen besaß er gar keinen eigenen Körper. Früher einmal war er Dr. Simon Wright gewesen, einer der besten Wissenschaftler der Erde. Als er alt und krank und sein Tod unausweichlich wurde, war sein Hirn operativ aus seinem sterbenden Körper entfernt und in den rechteckigen Kasten aus durchsichtigem Metall implantiert worden, den er jetzt bewohnte. Innerhalb dieses Kastens zirkulierten verschiedene Flüssigkeiten, die ihn am Leben hielten, und auf der Vorderseite befanden sich Stielaugen, Mikrofon-Ohren und ein Stimmresonator zum Sprechen, außerdem mehrere Transportstrahl-Düsen, mit deren Hilfe er sich ausbalancieren und bewegen konnte.

»Otho hat recht«, sagte das Gehirn mit seiner monotonen, blechernen Kratzstimme. Seine Stielaugen richteten sich auf Curts Gesicht. »Du hast doch sicher irgendeinen Plan im Hinterkopf, Junge.«

Captain Future zögerte. »Ich habe einen Plan. Ihr haltet ihn aber vielleicht für ein bisschen abenteuerlich …«

»Lass hören«, dröhnte Grag. Die Stimme des riesigen Roboters ließ überall im Labor kleinere Instrumente erzittern.

Curts graue Augen waren von großem Ernst erfüllt. Im Grunde seines Herzens war er ein Idealist. Unter seiner Vorliebe für riskante Abenteuer und seinem Humor verbarg sich die tiefe Überzeugung, dass sein Leben einer Bestimmung geweiht war – dass er die Kräfte, die ihm dank der einzigartigen Umstände seiner Geburt und seiner ungewöhnlichen Erziehung zur Verfügung standen, zum Wohl der Bevölkerung des Sol-Systems einsetzen musste.

»Es geht ja nicht nur um den Merkur. Ja, heute ist es der Merkur, der um sein Überleben kämpft, weil seine Atmosphäre zusammenzubrechen droht. Aber irgendwann werden die Bewohner anderer Planeten den gleichen Schwierigkeiten gegenüberstehen. Und diesem Problem ist durch die Notlösungen, die schon dem Merkur nicht helfen konnten, nicht beizukommen. Der Versuch, durch chemische Umwandlung Sauerstoff aus bestimmten Mineralien zu gewinnen, ist ein Fehlschlag.

Was wir brauchen …« Mit leuchtenden Augen sah er in die Runde. »Was wir brauchen, ist eine Methode, um unbegrenzte Mengen Sauerstoff und Wasser aus dem Nichts zu gewinnen. Und ich glaube, ich habe eine Idee, wie wir das bewerkstelligen können.«

Simon Wright lauschte Curts Worten mit einem eigenartigen Stolz. Für das Gehirn und auch die beiden anderen Futuremen war Curt nicht nur Anführer, sondern auch Sohn. Die drei nichtmenschlichen Geschöpfe hatten ihn aufgezogen, hatten miterlebt, wie aus dem hilflosen Baby von einst der außerordentlich bemerkenswerte Mann wurde, der heute vor ihnen stand.

Vor vielen Jahren war Roger Newton, ein junger Wissenschaftler von der Erde, zum Mond gereist, gemeinsam mit seiner jungen Braut und seinem Kollegen Simon Wright. Gemeinsam hatten sie diese unterirdische Anlage erbaut, die zugleich als geheimes Labor und als Heimstatt diente. Und hier hatten sie ihr großes Experiment in Angriff genommen: Die Erschaffung künstlicher Intelligenz. Hier war Grag erschaffen worden, der intelligente Roboter, und Otho, der synthetische Mensch. Hier war Curt Newton geboren worden.

Und genau in diesem Labor waren bald darauf Curtis Newtons junge Eltern von Feinden brutal ermordet worden. Gemeinsam hatten das Gehirn, der Roboter und der Androide das Waisenkind aufgezogen, hier in ihrer Festung auf dem kargen, luftlosen Trabanten. Hatten ihm eine Bildung von unvergleichlicher Tiefe und Komplexität zukommen lassen. Diese Bildung und sein ererbter Verstand hatten aus dem jungen Curt Newton den unerschrockenen, brillanten Wissenschaftsabenteurer und Kreuzritter gemacht, den man im ganzen Sonnensystem als Captain Future kannte.

»Du willst unbegrenzte Mengen Sauerstoff und Wasser aus dem Nichts gewinnen?«, wiederholte Otho ungläubig. »Wie im Namen der Sonne willst du das anstellen?«

»Materie«, erinnerte ihn Curt, »ist im Wesentlichen Elektrizität. Elektronen sind Teilchen, die zugleich Bestandteil immaterieller Elektrizität sind. Warum also sollte man nicht aus Elektrizität Materie gewinnen können?«

»Kann ja sein, dass das theoretisch ginge«, brummte Grag, der nicht überzeugt klang. »Aber getan hat das noch nie jemand.«

»Noch kein Wissenschaftler, das ist richtig«, korrigierte ihn Curt ruhig. »Aber geschehen ist es bereits, und es geschieht jetzt, während wir uns unterhalten, und zwar durch das Wirken der Natur.«

Er deutete durch das Oberlicht in den Himmel empor. Das Fenster rahmte einen Kreis voller brennender Sterne und leerem Raum ein, in dem groß und blau die Erde schwamm und die hell gleißende Sonne.

»Inmitten unserer Galaxie mit all ihren Sternen, Tausende Lichtjahre weit fort, wird unablässig Materie aus elektrischer Energie gewonnen, und zwar in gewaltigen Mengen.«

»Sprichst du von der Wiege aller Materie?«, schnarrte das Gehirn verblüfft. »Dem Ort, wo Materie geboren wird?«

Curt nickte. »Genau daran habe ich gedacht, Simon. Wenn wir die Geheimnisse dieser Wiege der Materie ergründen könnten …«

»Was für eine Wiege? Wovon redest du denn da, Chef?«, grollte der riesige Grag ratlos.

Curt antwortete mit einer Frage: »Kennst du die Theorie, die Millikan damals im 20. Jahrhundert aufgestellt hat und die später bewiesen wurde – die Theorie vom zyklischen Wechsel zwischen Strahlung und Materie?«

»Na klar, das weiß sogar ein dämlicher Roboter wie Grag«, mischte sich Otho ungeduldig ein. »Die Materie der Sonnen unserer Galaxie schmilzt beständig dahin und verwandelt sich in Strahlung, Hitze und anderweitige elektromagnetische Energieformen. Eine Zeitlang glaubte man, dieser Prozess würde sich fortsetzen, bis sämtliche Materie verschwunden ist. Dann erriet Millikan die Wahrheit. Dass nämlich irgendwo in der Galaxis ein Punkt existiert, an dem Strahlung auf irgendeinem Wege wieder in Materie retransformiert wird und die sogenannte kosmische Strahlung sozusagen der ›Geburtsschrei‹ neugeborener Materie ist.«

»Das ist korrekt.« Captain Future nickte. »Und später fand man heraus, dass diese Wiege der Materie irgendwo im Zentrum unserer Galaxis liegt, irgendwo in der Region hinter Sagittarius, dort, wo sich Sternhaufen und Nebelflecken zusammenballen. Von diesem Punkt aus strömen regelrechte Wellen kosmischen Staubs in die Galaxis, die aus neugeborener Materie bestehen, und von dort geht auch ihr ›Geburtsschrei‹ aus, die kosmische Strahlung.

Wir haben keine Ahnung, wie sich dort in dieser Wiege Strahlung in Materie verwandelt«, fuhr Curt fort, so gelassen, als würde er gerade etwas ganz Alltägliches verkünden und nicht etwa den kühnsten Vorschlag, den es in der Geschichte dieses Sonnensystems je gegeben hatte. »Aber wenn wir uns dorthin begeben, können wir es möglicherweise herausfinden. Und wenn wir das Geheimnis erst gelüftet haben, dann können wir aus Strahlung unbegrenzte Mengen Materie gewinnen, was das Problem mit der Merkur-Atmosphäre lösen würde.«

»Das ist deine Idee?«, japste Otho fassungslos auf. Vor Verblüffung hatte der Androide die schlitzförmigen grünen Augen weit aufgerissen. »Dich muss der Weltraumschlag getroffen haben, Chef. Dieser Punkt in der Galaxis, wo wir die Wiege vermuten, ist Tausende Lichtjahre weit fort!«

»Wie sollen wir jemals dort hingelangen?«, fiel Grag mit ein. »Unsere Komet mag ja das schnellste Schiff des ganzen Systems sein, aber selbst ihr Antrieb bringt uns niemals all diese Millionen um Millionen Kilometer weit. Selbst mit Höchstgeschwindigkeit wären wir Hunderte Jahre unterwegs!«

»Nicht mit dem Vibrationsantrieb, an dem wir vergangenes Jahr herumexperimentiert haben«, entgegnete Curt. »Ihr erinnert euch – der Antriebsring für das Heck des Schiffs, den Simon und ich entwickelt haben, um die Komet mittels reaktivem Schub und hochfrequenter elektromagnetischer Vibrationen anzutreiben. Unseren Berechnungen zufolge müssten sich mit seiner Hilfe Geschwindigkeiten erreichen lassen, die das Vielfache der Lichtgeschwindigkeit betragen.«

»Euren Berechnungen zufolge, ja«, betonte Otho nachdrücklich. »Aber ihr habt es noch nie gewagt, den Vibrationsantrieb zu testen. Weil kein Lebewesen eine solche Beschleunigung überleben könnte.«

»Otho hat recht, Junge«, schnarrte das Gehirn. »Wir mussten das Projekt aufgeben, weil erste Tests zeigten, dass die Beschleunigung, die zur Erreichung derart hoher Geschwindigkeiten notwendig wäre, zuerst zu Bewusstlosigkeit führt, dann lebenswichtige Organe zerdrückt und am Ende den gesamten Körper zerschmettert.«

»Ich weiß«, gab Captain Future ungeduldig zu, »aber du wirst dich sicher erinnern, dass ich eine Methode gefunden habe, diesen Effekt zu umgehen. Wir müssen unsere Körper in Stasis versetzen, innerhalb eines Kraftfelds, das uns vollumfänglich vor dem Beschleunigungsdruck schützt. Aber ehe ich einen entsprechenden Stasis-Kraftfeldgenerator fertigbauen und testen konnte, bekamen wir es mit dem Marsmagier zu tun, und seitdem gab es keine Gelegenheit mehr, mich dem Projekt zu widmen. Aber ich bin sicher, dass es funktioniert. Und dann sind wir in der Lage, solche Geschwindigkeiten zu erreichen, dass wir durchs ganze sternerfüllte Universum rasen können, wenn wir nur wollen.«

Der Androide, schon immer der Verwegenste und Abenteuerlustigste ihres Quartetts, war Feuer und Flamme. »Kosmische Teufel, was für ein Abenteuer das wäre, wenn wir das tatsächlich schaffen würden!«, sagte er eifrig. »Wir könnten unser Sonnensystem verlassen, könnten das verborgene Herz des Universums erkunden, neue Sonnen und Welten und Nebelflecken …«

»Es geht hier nicht um eine aufregende Vergnügungsreise, du schlitzäugiger Sohn eines Reagenzgläschens«, grollte Grag. »Dem Chef geht es um diese armen Merkurianer und ihre sterbende Welt.«

Simon Wright hatte die ganze Zeit geschwiegen. Nun jedoch erhob das Gehirn seine schnarrende, blecherne Stimme, um seinen Zweifeln Ausdruck zu verleihen.

»Junge, ich fürchte, diese Ehrfurcht gebietende Reise, die du vorschlägst, liegt außerhalb unserer Möglichkeiten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Stasis-Kraftfeld, das du entwickelt hast, einem derartigen Beschleunigungsdruck standhalten kann. Und dann …«

»Und dann wären wir Leichen, die ziellos durch den interstellaren Raum treiben«, gab Curt Newton zu. Seine Miene wurde ernst. »Simon, deine Befürchtung ist durchaus realistisch, das ist mir klar. Aber ich hoffe, dass ich uns davor schützen kann. Wollen wir es riskieren? Oder sollen wir eine ganze Welt einfach sterben lassen, sodass ihre Bewohner heimatlose Fremde auf anderen Welten werden müssen?«

»Natürlich versuchen wir es«, antwortete das Gehirn ruhig. »Ich wollte nur auf die Risiken hinweisen. Für mich persönlich wiegt der wissenschaftliche Wert einer Expedition zur Wiege der Materie jedes Risiko auf.«

»Dann lasst uns sofort an die Arbeit gehen«, rief Curt eifrig. »Denn es wird eine Menge Arbeit nötig sein, um die Komet startklar zu machen.«


In den nächsten Tagen konzentrierten die vier Futuremen ihre unvergleichlichen wissenschaftlichen Fähigkeiten voll und ganz auf die notwendigen Vorbereitungen. Othos großes handwerkliches Geschick, Grags übermenschliche Stärke und Präzision, das unerschöpfliche technische Wissen, über das das Gehirn verfügte – das waren die Instrumente, mit denen Curt Newtons genialer Verstand arbeitete.

Der unterirdische Hangar der Komet war der Hauptschauplatz der Betriebsamkeit, die den ganzen langen Mondabend und bis tief in die Nacht andauerte. Die vier schweren zylindrischen Generatoren des Vibrationsantriebs wurden ins Innere des stromlinienförmigen Sternenschiffs eingebaut. Der Terbium-Schubring wurde an das sich verjüngende Heck des Schiffs angepasst und knapp vor den Schubdüsen montiert, anschließend mittels Koaxialkabeln mit den Generatoren verbunden.

Captain Future selbst arbeitete an dem Kraftfeldprojektor. Er war das Herzstück ihres ganzen Plans, denn ohne das Stasisfeld würden ihre Körper der gewaltigen Beschleunigung, die sie erreichen wollten, keine Sekunde lang standhalten. Er versenkte den Projektor im Boden des Kontrollraums – nur die flache Silberscheibe, von der das Kraftfeld ausgehen würde, war noch zu sehen.

»Es scheint alles perfekt zu funktionieren«, verkündete Curt, nachdem er den Stasis-Effekt einem Test unterzogen hatte.

»Falls es nicht funktioniert, werden wir es sehr bald wissen«, brummte Otho. »Wenn das Stasisfeld zusammenbricht, verteilt uns der Druck übers ganze Schiff.«

Das Gehirn sagte nichts. Aber aus seinem Schweigen schloss Curt, dass Simon noch immer von Zweifeln geplagt wurde.

Während Grag und Simon die letzten Vorräte, Wasser- und Sauerstofftanks auf die Komet luden, überprüfte Captain Future ein letztes Mal penibel die Anzeigen des Schiffscomputers.

»Nein, Grag, das tust du nicht«, rief er plötzlich. »Du wirst auf gar keinen Fall Eek an Bord schummeln – ich habe doch gesagt, dass er und Oog diesmal zu Hause bleiben müssen.«

Ertappt blieb Grag stehen, mitsamt seinem Haustier: einem kleinen, grauen, bärenhaften Mondwelpen, den er unter den Kisten versteckt hatte, die er gerade an Bord brachte.

»Aber Eek wird einsam sein«, protestierte der Roboter besorgt.

»Er hat doch Oog, der ihm Gesellschaft leistet.« Curt zeigte auf das fette, kleine weiße Mimentier, das Otho gehörte. »Der automatische Futterspender wird sich um die beiden kümmern. Auf einer gefährlichen Reise wie dieser wären sie uns nur im Weg.«

Während Grag nur zögernd beide Haustiere von Bord brachte, musterte das Gehirn Captain Future nachdenklich.

»Junge, sollten wir nicht unsere Freunde auf der Erde über unseren Plan in Kenntnis setzen? Joan Randall, Marschall Ezra Gourney und die anderen?«

»Ich halte es für klüger, ihnen nicht Bescheid zu sagen«, erwiderte Curt sachlich. »Sie und die gesamte restliche Planetenpolizei arbeiten Tag und Nacht, um den reibungslosen Ablauf der Merkur-Umsiedlungen zu gewährleisten. Und ich will nicht, dass sie sich allzu große Hoffnungen machen.«

Die letzten Kisten waren auf dem Schiff verstaut. So lässig, als hätten sie nichts weiter vor als einen ganz gewöhnlichen interplanetarischen Ausflug, gingen die vier an Bord. Im nächsten Augenblick öffneten sich die riesigen Hangartore über ihnen, und mit dröhnenden Schubdüsen erhob sich die Komet über die Mondoberfläche.

Captain Future saß im Kapitänssessel. Mit dröhnenden Schubdüsen stieg das Schiff steil über die zerklüftete, öde Landschaft auf. Die Erde stand am Himmel und badete alles in einen sanften grünen Schimmer. Curt blickte an dem Planeten vorbei zu den fernen Sternen, die sich nahe Sagittarius zusammenballten.

»Zehntausende Sonnen, Planeten, erloschene Sterne, Nebelflecken, alles dicht an dicht gedrängt dort im Herzen der Galaxie«, murmelte er. »Der dichteste, gefährlichste Teil des ganzen Universums, in dem sich das große Geheimnis der Wiege der Materie verbirgt. Vielleicht ist es Wahnsinn, zu glauben, dass wir …«

»Dass wir dieses Geheimnis lüften können?«, fragte das Gehirn mit seiner blechernen Stimme. »Das liegt jetzt ganz in der Hand der Weltraumgötter, Junge.«


Mit voller Schubkraft raste das Schiff durch das Sonnensystem. Bisher hatte Curt die Schalter des Vibrationsantriebs noch nicht angerührt. Zehn solche Schalter gab es, denn der Vibrationsantrieb hatte zehn unterschiedliche Energie- und Geschwindigkeitsstufen.

Endlich hatten sie auch die Umlaufbahn des Pluto hinter sich gelassen, und vor ihnen lag die Unendlichkeit. Die Sonne und ihre Planeten hinter der Komet waren nur noch eine kleine, hell gleißende Scheibe, umkreist von leuchtenden Punkten. Vor ihnen glitzerten die dichten Sternenhaufen von Sagittarius, unvorstellbar weit entfernt.

Curt streckte die Hand nach den Schaltern des Vibrationsantriebs aus.

»Alles klar«, sagte er ruhig. »Haltet euch bereit.«

»In ein paar Minuten wissen wir dann ja, ob dieser Stasis-Schutzschild funktioniert«, murmelte Grag. »Nervös, Otho?«

»Was soll das denn werden, du wandelnder Schrotthaufen? Versuchst du etwa, mir Angst zu machen?«, erkundigte sich Otho streitlustig.

Curt legte den Schalter um. Die gewaltigen Generatoren hinten im Passagierraum gaben ein leises, dumpfes Geräusch von sich, das sich bald zu einem lauten Dröhnen steigerte.

Gedämpftes blaues Licht flutete das Schiff. Es stammte von der silbrigen Scheibe am Boden, die so eingestellt war, dass sie bei Aktivierung des Vibrationsantriebs automatisch ebenfalls ansprang.

Diese durchdringende blaue Energie hatte eine eigenartige Wirkung auf die Futuremen. Ihnen war, als tauchten sie in eine feste, höchst elastische Masse ein, ein Kraftfeld, das sämtliche Atome des Schiffs an Ort und Stelle hielt und sie gegen die Beschleunigung abschirmen würde.

»Die Stasis scheint zu funktionieren«, murmelte Captain Future. »Los geht’s.«

Er legte den Schalter um, der die vom Antrieb erzeugten Vibrationen in den ringförmigen neuen Antrieb lenkte. Die Futuremen, eingebettet in ihr Stasisfeld aus elastischer Energie, spürten fast nichts. Aber die Druckanzeigen schlugen aus wie verrückt. Die Komet, angetrieben von dem gewaltigen reaktiven Schub am Heck, schoss in den Raum jenseits des heimatlichen Sonnensystems hinaus, mit einer Geschwindigkeit, die niemand aus dem Sol-System je zuvor erreicht hatte.

»Schon ein Viertel Lichtgeschwindigkeit«, las Curt leise von den Anzeigen ab. »Jetzt halbe Lichtgeschwindigkeit … lieber Himmel, was für eine Beschleunigung. Und das Stasisfeld funktioniert tadellos.«

»Sieht ganz so aus, als wären meine Befürchtungen nicht berechtigt gewesen«, gab das Gehirn zu.

In unglaublich kurzer Zeit raste die Komet schneller dahin als das Licht, mit Kurs auf die fernen Sternenhaufen von Sagittarius. Und noch immer wurden sie schneller und schneller, obwohl es für die Augen der von Ehrfurcht ergriffenen Futuremen aussah, als würden sie sich kaum bewegen. Die leuchtenden, dicht gedrängten Sterne und Nebelflecken von Sagittarius schienen keinen Deut näher zu rücken. Zum ersten Mal wurde Curt Newton und seinen Gefährten die entsetzliche Weite des Universums, in dessen unvorstellbare Tiefen ihre verzweifelte und gefährliche Mission sie führen würde, so richtig bewusst.


Captain Future 09: Jenseits der Sterne

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