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Die zwei Feldscherer

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Zwei Feldscherer reisten in der Welt, die meinten ihre Kunst ausgelernt zu haben und kamen in ein Wirtshaus, wo sie übernachten wollten, Der Wirt fragte, wo sie her wären und hinaus wollten?

„Wir ziehen auf unsere Kunst in der Welt herum.“ „Zeigt mir doch einmal, was ihr könnt“, sagte der Wirt. Da sagten sie, sie wollten sich vom Leibe schneiden, was keiner gern vermißt und morgen früh wieder einheilen.

„Könnt ihr das“, sprach der Wirt, „so habt ihr ausgelemt.“ Sie hatten aber eine Salbe, was sie damit bestrichen, das heilte zusammen, und das Fläschchen, wo sie drin war, trugen sie beständig bei sich.

Da schnitten sie sich das Ding ab, wie sie gesagt hatten, samt allem, was dazu gehört, legtens zusammen auf einen Teller und gabens dem Wirt. Der Wirt gabs dem Küchenmädchen, das sollts in den Schrank stellen und wohl aufheben.

Das Mädchen aber hatte einen heimlichen Schatz, der war ein Soldat. Wie nun der Wirt, die zwei Feldscherer und alle Leute im Hause schliefen, kam der Soldat und legte sich zu ihr ins Bett. Das Mädchen spürte was und erinnerte sich an die seltsame Speise im Schrank, holte sie und zeigte sie dem Soldaten. Hernach trug sies wieder zurück, vergaß aber über der großen Liebe, die Schranktür zuzumachen. Wie sie so vergnügt unter ihm lag und an kein Unglück dachte, kam die Katze hereingeschlichen, fand den Schrank offen, nahm beide Dinger samt den Anhängseln, die den beiden Feldscherern gehörten, und lief damit hinaus. Als nun gegen Morgen der Soldat fortgehen wollte, da stand das Mädchen auf und sah, daß der Teller, den ihr der Wirt aufzuheben gegeben hatte, ledig war. Da sagte sie erschrocken zu ihrem Schatz:

„Ach, was will ich armes Mädchen anfangen! Die Sachen sind fort, wie wird mirs morgen früh ergehen!“ „Sei still“, sprach er, „ich will dir aus der Not helfen: Mein Großvater ist gestorben und liegt zu Hause; der braucht sein Zeug nicht mehr. Und am Galgen draußen hängt ein Dieb, dem will ich das Glied abschneiden.“

Da gab ihm das Mädchen ein scharfes Messer, und er ging hin, schnitt dem armen Sünder und seinem Großvater das Richtige ab und brachte es herbei. Das Mädchen tat alles zusammen auf den Teller und stellte ihn in den Schrank, und als ihr Liebster daraufhin noch was verlangte, schenkte sies ihm, nahm dann Abschied und legte sich ruhig ins Bett.

Morgens, als die Feldscherer aufstanden, sagten sie dem Mädchen, es sollte ihnen den Teller holen, darauf die kostbaren Sachen lägen. Da brachte sie ihn aus dem Schranke, und der erste hielt sich das Diebesglied an und bestrich es mit seiner Salbe, alsbald war es ihm angewachsen. Der zweite nahm das Glied des Alten und heilte es ein. Der Wirt aber stand dabei, bewunderte ihre Kunst und sagte, dergleichen hätte er noch nie gesehen, er wollte sie bei jedermann rühmen und empfehlen. Darauf bezahlten sie ihre Zeche und reisten weiter.

Wie sie so dahingingen, so blieb der mit dem Diebsglied gar nicht im Schritt, sondern wo eine Jungfer stand, da lief er hin und wollte ihr gleich was wegnehmen. Der andere wollte ihn an dem Rockschlippen zurückhalten, aber das half nichts, er riß sich los und entging mit Müh und Not den ärgsten Prügeln. Der andere stellte sich auch wunderlich an, rieb die Augen und sagte:

„Kamerad, was ist das? Mir gefallen die Mädel gar nicht mehr, hab keine Lust zum Singen und alles scheint mir grau.“

So gingen sie fort bis zum Abend, wo sie zu einer andern Herberge kamen. Sie traten zusammen in die Wirtsstube, da saß die junge Frau des Wirts hinter dem Schanktisch und war sehr schön. Der mit dem Diebsglied ging gleich auf sie zu und fragte, ob sie frei sei.

Sie sagte, nein, sie sei schon ihrem Manne zu eigen. Da sagte der Feldscherer, er wolle in der Nacht kommen und sie stehlen. Der andere mit dem Greisenglied saß verdrossen hinter seiner Flasche und kümmerte sich um gar nichts.

In der Nacht, als alle schliefen, kam die Küchenmagd in die Stube zum verdrossenen Feldscher und wollte ihm zu Willen sein, wie sie immer tat, denn der Wirt zahlte ihr keinen Lohn, und sie verdiente ihren Lebensunterhalt mit dem Löchel. Aber da mochte sie sich Mühe geben soviel sie wollte mit Drücken und Knutschen und Lecken, da war ein Toter, der nicht mehr zum Leben zu bringen war. Der Feldscherer erschrak und besah sein Glied und da waren weiße Haare, die vordem nicht da gewesen waren.

Unterdes war der andere Feldscherer mit großer Verwegenheit in der Wirtin Schlafgemach gedrungen, wo sie neben ihrem Manne lag, der heftig schnarchte, und legte sich gleich zu ihr ins Bett und gab ihr das Diebsglied in die Hand. Das war mächtig groß und sie tat es gleich, wohin es gehörte und war sehr froh. Vor großer Wonne aber stöhnte sie so laut, daß ihr Mann erwachte, und als er mit der Hand von ungefähr hinüber griff, packte er den Feldscherer im Genick, gerade als der am wenigsten davonlaufen wollte. Er nahm aber doch Reißaus und lief zu seinem Kameraden, der kummervoll neben der Küchenmagd lag, die sich noch immer mühte, einen aufstehn zu machen, der durchaus liegen wollte. Der Wirt kam gleich hinterhergeschossen und vollführte einen großen Lärm, daß gleich das ganze Haus zusammenlief. Da zeigte der eine Feldscherer seine weißen Haare und nahm die Magd zum Zeugen, daß mit diesem Werkzeuge nichts zu machen war und sagte:

„Es ist mit uns nicht richtig, wir haben das Unsrige nicht wieder gekriegt, ich hab ein Greisenglied und er ein Diebswerkzeug.“

Das sah der Wirt ein und ließ die zwei ungeschoren abziehen, die sich am andern Morgen sogleich nach dem ersten Wirtshaus aufmachten und dem Herbergvater dort sagten, sie hätten ihr richtig Werk nicht wieder gekriegt. Der Wirt sprach, daran müßte das Mädchen schuld sein und wollte es rufen, aber wie das die zwei hatte kommen sehn, war es zum Hinterpförtchen fortgelaufen und kam nicht wieder. Da sprachen die zwei, er sollte ihnen viel Geld geben, sonst ließen sie ihm den roten Hahn übers Haus fliegen. Da gab er, was er hatte und nur aufbringen konnte, und die zwei zogen damit fort. Es war für ihr Lebtag genug, sie hätten aber doch lieber ihr richtig Werk gehabt.

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