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Vorwort: Ein Schiffswrack ist mehr als Schrott

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Schiffe sind Symbole für die Reise des Lebens. Sie gleichen mit ihrem Auf und Ab, den ständig lauernden Gefahren, den Stürmen und Untiefen, der Gefahr zu scheitern dem menschlichen Dasein. Das Schiff ist im Denken des Menschen tief verankert. Im Christentum wird beispielsweise die Kirche als Schiff verstanden: Der Chor stellt die Kajüte dar, der Turm den Mast, das Kreuz den Anker. Eine ähnliche Symbolik gibt es auch in anderen Religionen. Das Schiff gilt auch als Symbol für ein Wagnis, für die Chance darauf, neue Ufer zu erreichen. Für Hoffnung und Fernweh. Deshalb berührt der Untergang eines Schiffes die Menschen weit mehr als manch anderes Unglück. Das Kentern eines Schiffes steht immer auch für eine gescheiterte Hoffnung.

Gescheiterte Schiffe gehören zum Lebensalltag an der Küste – auch in Deutschland: In der Ostsee vermutet man rund 10.000 Schiffswracks, und allein im „Nassen Dreieck“ zwischen Elbe, Weser und Jade sind vermutlich 3000 bis 4000 Schiffe gesunken.

Oft genug steht ein Wrack auch für ein unter dramatischen Umständen verlorenes Menschenleben. Schiffe scheitern, seit es Schiffe gibt; dokumentiert werden Schiffsunfälle aber erst seit dem 19. Jahrhundert. Dabei finden sich auch heute noch Wracks aus lange vergangenen Zeiten – sogar aus dem Altertum. Sie geben der archäologischen Forschung Aufschluss über das Leben der damaligen Zeit, und sie können rekonstruiert werden und vermitteln so Erkenntnisse über den jeweiligen handwerklichen Stand der Bootsbautechnik. Über die Umstände ihres Sinkens wissen wir zumeist jedoch so gut wie nichts. Gerade deshalb regen Wracks die Fantasie an.


Sogar hölzerne Wracks überdauern noch jahrzehntelang im Uferschlick, der sie manchmal regelrecht konserviert. Jedes erzählt seine eigene Geschichte vom Scheitern. Auf jeden Fall wecken Schiffswracks die Neugier.

Wracks haben eine Langzeitwirkung. Über ihre Erforschung entwickelten Wissenschaftler teilweise neue Methoden in der Archäologie, besonders jener unter Wasser. Wracks befriedigen aber auch die Sensationslust der Menschen, wie in dem Kapitel über die Taucherschau an der Elbe geschildert wird. Wracks bilden einen neuen Lebensraum für Meerestiere; sie werden deshalb bewusst versenkt, nachdem Schadstoffe entfernt worden sind. Wracks zu untersuchen, gibt auch nach Jahrzehnten noch Aufschluss über den Ablauf von Tragödien, wie das Beispiel der „Titanic“ deutlich macht. Und in der Traumdeutung gelten Wracks als Symbol dafür, dass sich der Träumende nach mehr Kontrolle über sein Leben sehnt.

Das vorliegende Buch soll die Faszination und das Grauen der Überreste von Schiffen ebenso darstellen wie die Herausforderungen, die sie der Wissenschaft stellen können. Und es soll zeigen, unter welch vielfältigen Umständen stolze Schiffe zu Wracks werden können.

Legendäre Schiffswracks

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