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Der brutale Mord

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Der brutale Mord an der polnischen Sonderermittlerin im Dezernat Organisierte Kriminalität von Lublin löste in den kommenden Tagen und Wochen in ihrem Heimatland hektische Betriebsamkeit aus. Die Hinrichtung im fernen Norwegen an sich war bereits ein ungeheuerlicher Affront, der nur als Signal verstanden werden konnte: „Überlegt euch gut, wie weit ihr geht,“ lautete die unmissverständliche Botschaft der Täter, „wir finden euch überall und wir zögern nicht, diejenigen aus dem Weg zu räumen, die uns in die Quere kommen.“

Die besonderen Umstände des Attentats hatten anscheinend diesen Eindruck noch verstärken sollen. Die Ausführung der Tat war als offenkundiger Mord erfolgt. Dadurch sollte wohl verhindert werden, dass auch nur der geringste Zweifel aufkam. Das konnte nur als Provokation verstanden werden. Üblicherweise pflegten diese Kreise es vorzuziehen, ihre Anschläge so zu organisieren, dass die Tat wie ein Unfall aussehen konnte. Jedes Mal, wenn die Täter keinerlei Mühe darauf verwendeten, den tatsächlichen Tathergang zu verschleiern, war das eine Warnung an die Überlebenden: „Seht her, so wird es euch auch ergehen, wenn ihr nicht spurt.“ Dieser Vorgehensweise waren in den vergangenen Jahren wiederholt leitende Banker und Journalisten aber auch scheinbar kleine Fische zum Opfer gefallen. Nur hatte sich das eben in Moskau, Minsk, Kiew oder St. Petersburg abgespielt. Praktisch in keinem einzigen Fall war es gelungen der Täter, geschweige denn ihrer Auftraggeber habhaft zu werden. Der Glaubwürdigkeit der Drohung auf die potentiell Betroffenen hatte das verständlicherweise keinen Abbruch getan. Die Botschaft war klar: „Die Macht kann euch nicht schützen und uns nicht zur Rechenschaft ziehen.“ Verbrechen dieser Art richteten sich immer an das Umfeld der Ermordeten. In diesem Fall war das auch so und auch genauso verstanden worden. Nur, dass sich die Täter nicht einen beliebigen neuen Russen als Demonstrationsobjekt ausgesucht hatten, sondern eben eine polnische Polizistin. Das verlieh der Angelegenheit eine besondere Qualität und das „Umfeld“ der Getöteten war sich dessen nur zu gut bewusst.

Selbst an der Spitze der Behörde, im polnischen Innenministerium hatte man zugleich auch recht gut die Zwickmühle verstanden, in die der gesamte Apparat durch diese Tat gebracht worden war. Natürlich musste man reagieren und war dabei zum Erfolg verurteilt. Wenn es nicht gelänge, Täter und Hintermänner ausfindig zu machen, dann würde die Saat der Angst auch hier aufgehen. Wer immer es wagen würde, sich denen in den Weg zu stellen, würde das Risiko kennen. Und darin bestand zudem das Dilemma: Jeder, der es versuchen würde, sich dieser netten kleinen Herausforderung zu stellen, der musste damit rechnen, sich der Früchte seiner Ermittlungsarbeit nicht mehr so recht erfreuen zu können. Übereifrige Ermittler waren ohnehin selten, denn in solchen Fällen reichte dann in der Regel eine einfache kleine anonyme Mitteilung auf der die Anschrift des Unbequemen, gegebenenfalls noch die Arbeitsstelle seiner Frau, die Anschriften der Schulen der Kinder und so weiter kommentarlos aufgelistet waren, um die jeweiligen Sachbearbeiter dazu zu veranlassen, ihrem Ermessensspielraum freien Raum zu lassen und die Ermittlungen in eine Richtung zu lenken, die den Ermittler selbst aus der Gefahrenzone herausbrachte. So etwas fiel in der Regel niemandem auf. Für die Versender der Grußbotschaften hatte das Einknicken der Betroffenen zudem die Rückmeldungsfunktion: „Schaut her, ich habe Angst. Verlangt in Zukunft von mir, was ihr wollt. Ich werde mich fügen.“

Dass eine solche Grundhaltung der Ergreifung der Täter nicht gerade dienlich war, verstand sich von selbst.

Dass die Aufklärungsquote in solchen Fällen gegen null tendierte, verstärkte wieder die Glaubwürdigkeit der Drohungen.

Die Auftraggeber lebten so in der beruhigenden Sicherheit grenzenloser Macht. Wenn es gleichwohl doch einmal einen Unbelehrbaren geben sollte, der meinte sich querstellen zu müssen, so wurde zunächst einmal dafür gesorgt, dass dessen Aufsässigkeit eine Zeitlang ungeahndet blieb. So konnte sich herumsprechen, dass hier jemand am Werk war, der sich traute, den Kriminellen ins Handwerk zu pfuschen. Erst danach wurde dann das Exempel statuiert, mit der Folge, dass der Einschüchterungseffekt nur umso nachhaltiger wirkte. Aber solche Unbelehrbaren waren selten. Ganz besonders selten bei Polizisten. Wenn überhaupt, so fanden sich solche Unbelehrbaren noch am häufigsten unter den Journalisten.

Agnieszka Malik hatte das möglicherweise nicht wahrhaben wollen. Das war Russland. Im Westen - und als Polin fühlte sie sich dem Westen zugehörig, auch wenn viele im Westen, insbesondere ihre unmittelbaren westlichen Nachbarn, das anders zu sehen beliebten - im Westen hatte sich dieses System bisher nicht durchgesetzt. Jedenfalls wenn man den Medien glauben schenken wollte. Obwohl – ja obwohl – der Begriff für diese Art von Kriminalität – Mafia – ja eigentlich nicht wirklich ein Wort der russischen Sprache war. Insofern war dieser Fall auch als eine Art Probelauf zu verstehen, der demonstrieren sollte: „Seht her, das klappt nicht nur bei uns, das klappt genauso gut auch bei euch.“ Insofern war den Verantwortlichen klar, dass gehandelt werden musste und das sehr energisch. Dass es aufgrund der Tatumstände nach menschlichem Ermessen tatsächlich unmöglich sein würde, der Täter habhaft zu werden, machte das Dilemma nicht wirklich kleiner.

Da waren berufsmäßige Killer am Werk gewesen, die ihre Aufträge so ausführten, wie es von ihnen verlangt wurde. Diese Leute verhielten sich professionell, machten ihren Job, hinterließen üblicherweise keine verwertbaren Spuren, tauchten dann wieder in der Versenkung ab. Zwischen ihnen und den Tätern gab es keinerlei Berührungspunkte. Die übliche Methode der Polizei, dem Täter über sein mögliches Motiv auf die Schliche zu kommen, versagte hier ebenso, wie die Täterermittlung über Spuren, die zurückgelassen wurden.

Im vorliegenden Fall beschränkten sich die Hinweise auf die drei Geschosse, die durch den Kopf der Getöteten in deren Körper eingedrungen waren. Dass es jemals gelingen würde, die dazu gehörige Waffe zu finden, erschien auch den optimistischsten Ermittlern in Anbetracht der Weitläufigkeit der norwegisch-schwedischen Seenlandschaft äußert unwahrscheinlich.

Auch ohne den Einschüchterungseffekt waren so konstruierte Straftaten bereits schwer genug aufzuklären. In diesem Fall, wo die Tat im Ausland begangen worden war, dürften die Wetten darauf abgeschlossen werden, dass das Kamel wohl eher durch das Nadelöhr schlüpfen werde. Es wäre daher unter dem Strich klüger gewesen, wenn man so hätte tun können, als ob es sich eben nicht um ein Verbrechen handelte, sondern zum Beispiel um den sprichwörtlichen, bedauerlichen kleinen Unfall. Aber diesen Ausweg hatten die Täter im Fall von Agnieszka Malik und ihren Begleitern Tomas und Kristof gezielt verbaut, indem sie dafür sorgten, dass auch nicht der geringste Zweifel am Tathergang aufkommen konnte. Nur so bekam der Fall die gewünschte Öffentlichkeit. Nur so konnten die Auftraggeber sicher sein, dass ihre Entschlossenheit und Fähigkeit zur Durchführung jedweder Aktion über jeden Zweifel erhaben war. Die Provokation war unübersehbar und zugleich auch die mit ihr ausgesprochene Herausforderung. Das konnte und durfte natürlich nicht ungeahndet bleiben, auch oder gerade weil nicht klar war, warum die Auftraggeber es in diesem Fall für nützlich erachtet hatten, den Sicherheitsbehörden den Fehdehandschuh mit solcher Energie vor die Füße zu werfen.

Der Polizeioffizier, der mit der Bearbeitung des Falles offiziell betraut wurde, beneidete sich folglich nicht um diesen Job. Er hatte sich nicht danach gedrängt. Aber auch sonst hatte sich niemand gedrängt und so war dann die Wahl auf ihn gefallen. Seinen Vorgesetzten war die Wahl nicht schwer gefallen. Unter den in Frage kommenden Leitern war er der einzige Ledige gewesen. Er war nicht auf den Kopf gefallen und hatte das Auswahlkriterium unschwer durchschaut.

„Das bedeutet zwar nicht unbedingt eine Anerkennung deiner besonderen Fähigkeiten und ist damit auch nicht einmal ansatzweise schmeichelhaft, dafür aber rational richtig, denn damit reduzierten sich in seinem Fall die Möglichkeiten zur Einschüchterung.“

Der frisch gebackene Leiter der Sonderkommission hatte keine Mühe dies anzuerkennen. Bei der Auswahl der Mitglieder seiner Einheit ließ er ähnliche Gesichtspunkte gelten. Dies hatte zur Folge, dass der Sonderermittlungsgruppe schließlich zumindest keine Person angehörte, die über eigene kleine Kinder erpressbar war.

„Wir können das nicht auf uns sitzen lassen,“ hatte der Hauptmann seinen Kollegen der Sonderkommission zur Begrüßung gleich beim ersten Treffen klar gemacht, „sonst machen die endgültig, was sie wollen.“

Darüber, dass die Chancen der Ermittler diesen Fall aufzuklären, nicht besonders rosig waren, machte er sich gleichwohl keinerlei Illusionen. Von seinen Kollegen nahm er an, dass sie die Angelegenheit mit ähnlichen Augen betrachteten. Laut sagen würde das natürlich niemand. Tomeck Miller entschied sich daher dafür zweigleisig zu fahren. Einerseits würde es darauf ankommen herauszufinden, wo sich seine Kollegin vor ihrem Tod aufgehalten hatte und andererseits galt es zu klären, welche Ermittlungen als so brisant eingestuft wurden, dass man es für nötig hielt, sie öffentlich hinzurichten. „Weshalb und woran“, so fragte er sich, „hatte Agnieszka Malik so verdeckt ermittelt, dass sich darüber keinerlei Hinweise in den Akten finden ließen?“

Auch in Norwegen sorgte der ganze Fall in der sonst so ruhigen Gegend für erhebliches Aufsehen. Ein kaltblütiger Mord, begangen von Menschen in Polizeiuniform an einer Polizeibeamtin aus Polen und ihrem Fahrer, so etwas passierte schließlich nicht alle Tage. Aber weder die bereits gleich in der Nacht eingeleitete Großfahndung hatte zu greifbaren Ergebnissen geführt, noch hatten die Ermittlungen der zur Lösung dieses Falles gebildeten Sonderkommission der Kriminalpolizei Erkenntnisse zu Tage gefördert, die eine Identifizierung der Täter erlaubt hätte. Es blieb bei der Anfangsvermutung, dass diese wohl im Dunstkreis der osteuropäischen organisierten Kriminalität zu suchen seien. Sowohl deren Ein- wie auch die Ausreise, so wurde vermutet, war über die schwedische Grenze erfolgt. Von dort aus konnten die Täter über Finnland weiter in ihr Heimatland gereist sein. Seit der EU-Mitgliedschaft Polens und der baltischen Staaten zum 1. Mai 2004 waren die Grenzkontrollen Schwedens und Finnlands gegenüber den Bewohnern der neuen Mitglieder von einem Tag auf den anderen spürbar gelockert worden. Die Zusammenarbeit zwischen den Polizeibehörden der Nachbarländer hatte sich keineswegs mit vergleichbarer Geschwindigkeit entwickelt. Die unendlich lange Grenze zwischen Norwegen und Schweden war auch in der Vergangenheit nie wirklich auch nur annähernd wirksam zu kontrollieren gewesen. Dafür gab es bis dahin allerdings auch keinen Anlass. Die Ermittlungen stießen demzufolge schnell an ihre Grenzen und beschränkten sich bereits nach wenigen Wochen auf die Sammlung von sachdienlichen Hinweisen. Die gesamte Angelegenheit wäre damit vermutlich recht bald zu den Akten gelegt worden. Dass der Vorgang wenig später eine gänzlich unerwartete Wendung nehmen sollte, lag an Hartmut von Dormann. Der Kriminalreporter mochte sich nicht dazu entschließen, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Er hatte hierfür sehr persönliche Gründe.

Die traurige Nachricht von der Ermordung seiner polnischen Vertrauten erhielt der britische Experte für Datensicherheit Jonathan Bird am späten Abend des Tages, an dem seine Frau und er wieder in England angekommen waren. Als die Hunde vor dem Haus in der Nähe des dänischen Dörfchens Lönstrup angeschlagen hatten, war das Gespräch zwischen den Beteiligten auf einen Schlag verstummt. Alle Anwesenden hatten sich fragende Blicke zugeworfen. Als das Gebell nicht aufhörte, hatten der Franzose und Günther Rogge mit ihren Nachtsichtgeräten das Gebäude verlassen und sich einen Überblick darüber verschafft, was sich in der Umgebung abspielte. Dank der Restlichtverstärker war es nicht schwierig gewesen, mehrere Gestalten ausfindig zu machen, die damit beschäftigt waren, um einige der Häuser herumzuschleichen, die sich etwa drei- bis vierhundert Meter links von dem Haus befanden, in dem sich die kleine Gruppe aufhielt. Als die beiden Beobachter feststellen mussten, das sich die Unbekannten auf den Weg zu ihnen machten, war Rogge ohne zu zögern in das Haus zurückgekehrt und hatte den dort Wartenden zu verstehen gegeben, dass es wohl besser sei, die Begegnung abzubrechen. Während Mrs. Bird die Hunde beruhigte, hatten die übrigen Teilnehmer mit wenigen Handgriffen ihre Siebensachen zusammen gepackt.

Gemeinsam waren gleich darauf alle über die Düne hinab zum Strand geeilt. Mr. Bird und der Franzose hatten die Außenborder der Schlauchboote angeworfen, während Mrs. Bird, Agnieszka und Rogge das wenige Gepäck in den jeweiligen Autos verstauten. Erst nachdem das Knattern der Boote die Motoren der Autos übertönte, wurden diese angelassen. Während die Boote auf den Wellen allein auf das Meer hinaus hüpften, hatten Marcel und Mr. Bird auf den Beifahrersitzen der bereit stehenden PKW Platz genommen.

Ohne die Fahrzeugbeleuchtung einzuschalten hatten alle vier Wagen sodann nacheinander den breiten Strand bis zur Einfahrt nach Nörlev Strand genommen und waren dort nach rechts auf die Zufahrtsstraße eingebogen.

Beim ‚Strandköpmanden’ hatte der vorderste Wagen das Fahrtlicht eingeschaltet. Nacheinander waren die Fahrzeuge die kleine Anhöhe hinaufgefahren, die den Strandbereich vom Hinterland trennt. Wenig später waren sie nach links in Richtung Hjörring abgebogen. Bei Vidstrup hatten sich die Fahrzeuge getrennt.

Die Polin nahm mit ihren Begleitern die Straße nach Hirtshals. Von dort aus bestieg sie am nächsten Morgen die Fähre nach Kristianssand und fuhr anschließend auf der E39 über Stavanger und Bergen in Richtung Eidsfjord, wo sie am Abend des folgenden Tages kurz nach Viola Ekström eintraf. In Bergen hatte sie zuvor eine Pause eingelegt und sich ausgiebig die alten Gebäude des früheren Hansekontors angesehen. Wenn es der Zufall so gewollt hätte, hätte sie hier bereits auf Viola treffen können. Aber solche Zufälle gibt es nicht.

Günther Rogge war ihnen noch bis Sonderby gefolgt und dann auf der gut ausgebauten Landstraße in Richtung der E 39 gefahren, in diese eingebogen und auf ihr in der entgegengesetzten Richtung über Alborg, Ahus und Kolding noch in der Nacht zurück nach Deutschland gefahren. Der Franzose sowie Mr. und Mrs. Bird hatten in Hjörring übernachtet, waren am nächsten Tag noch gemeinsam nach Frederikshavn gefahren und hatten sich dann ebenfalls getrennt. Mr. und Mrs. Bird waren anschließend mit der Fähre zurück nach Göteborg in Schweden gefahren, hatten dort den Leihwagen am Flugplatz zurückgegeben und waren am nächsten Morgen um 06.45 Uhr heim nach England geflogen. Nach seiner Rückkehr vom Treffen in Dänemark hatte sich das Ehepaar Bird früher als sonst üblich zu Bett begeben. Den späten Anruf hatte zunächst seine Frau entgegengenommen.

„Lublin ist am Apparat,“ hatte sie leichenblass gesagt, als sie ihm das Telephon reichte. Mr. Bird war sofort wieder hellwach gewesen. Am anderen Ende der Leitung saß Agnieszkas Mann. Er war in den Mittagsstunden von zwei Angehörigen der Kripo Lublin aufgesucht worden. Diese hatten ihm die Nachricht vom Tod seiner Frau schonend versucht beizubringen. Es hatte einen ganzen Moment gedauert, bevor er den Inhalt der Nachricht vom Tod seiner Frau völlig realisiert hatte. Unter dem Druck der Mitteilung war er danach kurzfristig zusammengebrochen.

„Das ist nicht wahr,“ war es zunächst aus ihm herausgebrochen. Die mitleidsvollen Blicke der Kollegen seiner Frau hatten ihn vom Gegenteil überzeugt. „Wie konnte das geschehen?,“ hatte er mit sich überschlagender Stimme nachgefragt.

„Wir wissen es wirklich nicht,“ hatten die Beamten geantwortet und das war keine Höflichkeitslüge gewesen.

Sein Anruf in England war im Grunde nicht viel mehr, als ein Ausdruck seiner eigenen Hilflosigkeit. Agnieszka hatte ihm gesagt, dass sie wieder für ungefähr vierzehn Tage nach Skandinavien reisen wollte. In Dänemark war ein kurzes Treffen mit ihrem gemeinsamen Bekannten aus England geplant. Danach wollte sie wie in den vergangenen Jahren für einige Tage in das Haus am Eidfjorden in Norwegen fahren, in dem es ihr immer so gut gefallen hatte. Anschließend würde sie sich vielleicht noch mit Radek und seiner Frau in Schweden treffen, die dort ihren diesjährigen Sommerurlaub verbrachten. Seit dem Beitritt Polens zur EU waren derartige Reisen ja erfreulicherweise nochmals ein gutes Stück leichter geworden als früher. „Wenigstens das ist ein Vorteil,“ hatte seine Frau noch gescherzt. Aufgrund ihrer exponierten Stellung im Lubliner Polizeidienst und angesichts der Vorfälle vom Mai, hatte sie sich entschieden, die gesamte Reise in Begleitung von zwei Männern vom Personenschutz anzutreten.

„Hältst du das nicht für überzogen,“ hatte der Ehemann noch spöttisch angemerkt. Und jetzt war Agnieszka tot.

„Ich versteh’ das alles nicht.“ Aus seiner Verzweiflung machte der Frischverwitwete gegenüber seinem Gesprächspartner keinen Hehl. Doch auch der hatte ihm keine Erklärung liefern können und für Worte des Trostes fehlten ihm in diesem Augenblick selbst die Worte. Seinen deutschen Freund hatte er am nächsten Morgen genauso ratlos erlebt. Auch der konnte sich keinen Reim darauf machen, was vorgefallen sein könnte. Beiden Männern war nicht bekannt gewesen, dass die Reise nach Norwegen noch einem anderen Zweck hatte dienen sollen, als dem, den Agnieszka ihnen selbst genannt hatte. „Ich werde dort ein paar Tage entspannen,“ hatte sie glaubhaft verkündet. Auch ihrem Mann hatte sie nichts anderes gesagt. Sie hatte ihn nicht beunruhigen wollen. Über ihre Arbeit hatte sie ohnehin nie im Detail gesprochen.

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