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Leben beginnt!

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Sie stehen an zwei, voller duftender Blumen geschmückten Särgen. Ringsherum sitzen und stehen weinende Menschen nur die Drei halten sich an den Händen und sind froh, sie lächeln. Die Drei haben Mitleid mit den Trauernden, denn sie wissen nicht was auf sie wartet. Die Weinenden wissen nicht was die Drei fühlen und würden auch nicht verstehen, warum sie lächeln. Sie würden Sie gern rufen und sie trösten, aber das hat keinen Sinn, keiner der Trauernden kann sie sehen. Auch der Pfarrer nicht, welcher versucht den Tod zu erklären. Er kann nur dastehen, er kann trostspendende Worte sprechen und Taschentücher verteilen.


















„Guten Morgen mein Schatz, wo hast du den Schwangerschaftstest von gestern hingelegt? Ich würde ihn gern meiner Mutter zeigen.“, sagt die in der Tagesdecke eingehüllte Frau. Sie hat eine blassrosa Haut, Ihre blauen Augen leuchten in der Morgensonne, welche durch die Fenster in das kleine Zimmer dringt. Sie wirkt abgekämpft, so als ob sie gerade einen Marathon gelaufen ist. „Bist du dir sicher, dass es nicht etwas zu früh ist, die Nachricht zu verbreiten? Du weißt deine Mutter kann den Mund nicht halten und so wird es bald das ganze Dorf erfahren.“, dringt es aus dem zerwühlten mit vielen Kissen und Decken bedecktem Bett. „Mein lieber Schatz, ich fürchte ich kann das nicht länger geheim halten. Ich sollte zum Arzt gehen, da mich heute Morgen wieder diese Übelkeit überkommen hat, aber diesmal ist etwas Blut dabei.“ Die junge Frau erklärt dem Kissenbündel, dass sobald sie beim Arzt war, alle im Dorf ihre Mutter anrufen würden. Sie würde aus allen nur möglichen Wolken fallen, ausgerechnet jetzt wo ihr Vater gerade erst wieder gesund geworden ist. Die Mutter würde sich Sorgen machen auch wenn sie nichts sagen würde, so wäre die Spannung spürbar.

Die junge Frau ist sich sogar sicher, dass die Mutter durch die dünnen Wände in diesem Haus alles mitbekommen hat. Ihr Vater wird noch tief und fest schlafen, aber ihre Mutter ist eine Frühaufsteherin und hörte schon in Ihrer Kindheit alles. Sie hatte sich nie aus dem Haus schleichen können, so wie Ihre Freundinnen. Sie konnte auch nie heimlich Freunde über das Fenster hereinlassen. Sogar als sie mit 14 den ersten Liebeskummer hatte, war Ihre Mutter sofort zur Stelle. Sie hatte extra in Ihr Kopfkissen geweint, sie wollte unbedingt allein sein. Aber Ihre Mutter war der Typ Glucke mit eingebautem Spion, nichts blieb vor ihr verborgen.

Ein Arm reicht aus dem Kissenberg heraus und in der kräftigen, braunen gebrannten Hand liegt ein langes Stäbchen. Es zeigt noch immer die beiden rosa Streifen, auch wenn diese schon fast verblast sind. Noch kann man sie erkennen. Der Hand folgt ein bärtiges Gesicht aus den Kissen, die Lippen sind zu einem Kuss geformt. Die junge Frau möchte das Stäbchen aus der Hand nehmen, aber die Hand lässt nicht los. Der junge Mann fordert einen Kuss ein. Als sich die junge Frau über das Bett beugt, schnellt die zweite Hand heraus und zieht sie auf das weiche und warme Bett. Es beginnt ein zärtliches Gerangel um das begehrte Stäbchen. Da klopft es an die Zimmertür. „Amelia und Mason, wollt ihr zum Frühstück ein Ei? Amelia möchtest du einen Tee dazu?“ „Mason wird wohl einen Kaffee brauchen, bei der schweren Arbeit gestern Nacht.“ Amelia läuft rot an und Mason schaut entsetzt drein. Waren Sie die letzte Nacht so laut gewesen? Er hatte extra darauf geachtet keine Geräusche zumachen.

„Mama, ich hätte gern nur einen Tee und Mason möchte noch etwas liegen bleiben, kannst du mich vielleicht in einer Stunde in die Stadt fahren? Ich werde gleich hinunterkommen und dir erklären warum.“ Amelia hatte sich wieder gefasst und war nun umso entschlossener das süße Geheimnis mit Ihrer Mutter zuteilen. Sie zog sich an und putzte sich nun zum zweiten Mal die Zähne. Sie hatte noch immer das Gefühl, die Zunge voller Magensäure zu haben, leider machte sich nach dem Zähneputzen nur ein Pelz auf der Zunge breit. In eine Jeans und ein T-Shirt schlüpfend verließ sie das kleine Kinderzimmer mit Ihren Erinnerungen und Teddybären. Sie ließ Ihre große Liebe zurück, denn allein könnte sie es Ihrer Mutter besser und schonender beibringen. Ihre Eltern waren der Meinung, dass die beiden mit 20 Jahren noch zu jung für ein Kind seien. Noch nicht erfahren genug, ohne Karriere gemacht zu haben, ohne die Welt entdeckt zu haben. Mit dreißig hatte der Vater ihr immer geraten, ist noch Zeit genug. Die Treppe gab noch immer diese knirschenden und ächzenden Geräusche von sich. Eigentlich liebte sie diese Geräusche im Haus, war es doch ein guter Hinweis darauf, dort wo sie jetzt war, geborgen und geliebt zu werden. Sie liebte die Bücher an der Wand, welche den gesamten Stiegen Abgang säumten, hatte sie doch jedes mindestens zweimal gelesen in den langen Wintertagen hier in Tofino. Hier so hoch im Norden waren die Winternächte lang und die Tage besonders kalt. Es war nicht immer einfach, aber ihre Bücher hatten sie durch diese Zeit, jedes Jahr ihrer Kindheit, begleitet. Sie strich beim hinuntergehen über die Bücherrücken und die Erinnerungen kehrten an jedes einzelne Buch zurück. Die Stiege wurde von einem ihr sehr bekannten Duft erfüllt. Ein Duft nach Zimt und Äpfeln mit etwas Zucker. Sie genoss es immer Zuhause zu sein, aber fuhr auch gern wieder fort. In der Küche wartet die Mutter auf sie, in der einen Hand einen Teller voll Apfelkuchen und in der anderen einen duftenden Tee. Beides stellt sie auf die Bar und bittet ihre Tochter sich zu ihr zu setzen. Erwartungsvoll sitzt die Mutter auf der anderen Seite. Amelia kennt Ihre Mutter genau, nur waren die tiefen und dunklen Falten neu. Natürlich hatte die Mutter schon immer ihre Falten, aber diese waren tiefer. Sie rührten wahrscheinlich von den letzten Monaten, von der Krankheit ihres Vaters, her. Ihr Vater hatte ein halbes Jahr im Krankenhaus auf dem Festland verbracht, er hatte einen schweren Schlaganfall, nur mit viel Mühe hatten die Ärzte sein Leben retten können, nur mit Mühe konnte er sich mit seiner Lähmung und den Sprachschwierigkeiten abfinden. Für Amelia war es nicht wichtig, ob ihr Vater einwandfrei reden konnte, oder ob er beschwingt durchs Leben ging, ihr war es in den letzten Monaten nur mehr wichtig gewesen, dass er noch bei ihnen war, dass sie jederzeit, wann immer sie wollte, in seine starken Armen liegen konnte. So wie damals als Kind, wenn sie wieder einmal ein trauriges Buch gelesen hatte und Trost brauchte. Ihre Mutter hatte nie verstanden warum man ein trauriges Buch las, aber ihr Vater verstand sie. Ihr Vater verstand, dass auch die traurigen Bücher gelesen werden wollten, auch wenn er nicht so gern las, auch wenn er eher ein Mann der groben und schweren Arbeit war.

Amelia biss in Gedanken versunken in den Apfelkuchen und ließ unbemerkt das kleine Stäbchen fallen. Die Mutter nimmt es in die Hand und augenblicklich wird aus dem faltendurchzogenem, besorgten Gesicht, ein fröhliches und vertraut glückliches Gesicht. Die Mutter springt von Ihrem Stuhl um ihre Tochter zu umarmen. Sie drückt sie so fest an sich, dass Amelia sich fast an dem Bissen Apfelkuchen verschluckt. Amelia hat mit einer Standpauke gerechnet, mit einem vorwurfsvollen Vortrag. Dass sie sich doch erst einmal etwas ansparen sollen und ihre Jugend genießen sollen. Dass sie sich die Welt anschauen sollen, denn mit einem Kind sind die Sorgen groß, kann man nicht mehr verreisen und muss einen sicheren und ertragreichen Job vorweisen können. Man hat dann Pflichten und dass jedes Kind viel Geld kosten würde. Allein die Arzt- und Ausbildungskosten. Sie haben beide noch kein fertiges Studium vorzuweisen und leben noch immer auf dem Universitätscampus. Aber Maya ihre Mutter reagiert ganz anders, sie sieht in dem Kind eine neue Möglichkeit, einen neuen Anfang, genau das, was diese Familie jetzt dringend bräuchte. Sie weiß im Herzen, dass es schwierig werden würde. Dass sie und ihr Mann den Kindern unter die Arme greifen müssten, vielleicht das Kind nach der Geburt bis zum Studium Abschluss der beiden bei sich aufnehmen müssten. Das war jetzt alles egal, es ist ihr egal. Sie lässt dieses Glücksgefühl, die springenden Bälle in Ihrem Bauch, zu. Sie lässt nach so langer Zeit ein Gefühl des übermannenden Glückes zu. Amelia indes wurde es übel und sie musste sich übergeben. Wie lange würde diese Morgenübelkeit wohl andauern, wie lange würde ihr Körper das aushalten? Sie ist nicht mit vielen Reserven ausgestattet, auch muss sie selbst zugeben, dass sie sehr auf ihre Figur geachtet hat. Maya bereitet ihr einen Magen Tee zu, sie war fest überzeugt, dass eine gesunde Morgenübelkeit zu jeder Schwangerschaft dazugehöre. Ihr war es mindestens 5 Monate schlecht gewesen und aus Amelia war ein gesundes und widerstandsfähiges Kind geworden. Sie hören im Schlafzimmer der Eltern ein vertrautes Husten und müssen lächeln, es ist Ihnen vertraut geworden. Die schweren Schritte laufen über den Flur und dann die Treppe hinunter. Die Füße taten sich noch schwer, aber sie sind schon leichter. Die letzten Monate, waren sie schwer und langsam. Das leichte Schlürfen vom Schlaganfall ist fast nicht zu bemerken. Es trat ein Mann in die Küche, er ist nicht mehr der Jüngste, gezeichnet von der schweren Arbeit auf dem Fischerboot. Gezeichnet von der Krankheit, aber mit einem einnehmenden Lächeln. Er strahlt förmlich. „Na Frauengespräche darf man stören und auch gratulieren? Oder wollt Ihr das Geheimnis noch für euch behalten, dann tu ich halt so, als wenn ihr nicht gerade das ganze Haus zusammen geschrien habt.“ Der Vater lacht und umarmte seine Tochter. Unbemerkt war auch Mason aufgetaucht, er stand etwas abseits und genoss dieses Schauspiel und ging seinen Gedanken nach. -Wie würden wohl seine Eltern reagieren? Würde seine Mutter überhaupt begreifen was er ihr sagte, oder war das von Alkohol umnebelte Hirn schon so kaputt, dass es solche Nachrichten nicht mehr verarbeiten konnte. Sein Vater würde ihm einen Vortrag halten, er würde ihm erklären wie wichtig es wäre als junger Mann ungebunden und frei zu sein. Die Karriere war seinem Vater immer über alles gegangen, es war ihm wichtiger als die Familie. Als Mason dann älter wurde und die Mutter nicht mehr so intensiv brauchte, ging sie immer öfter mit Ihren Freundinnen aus. Die Mädels waren alle dem Alkohol nicht abgeneigt und so rutschte sie in eine Alkoholsucht, welche sich verschlimmerte als zwei Ihrer Freundinnen an einem Autounfall starben. Das Vorstadtleben halt, die gut betuchten Frauen mit Ihren karrieresüchtigen Männern. Nach der Scheidung der Eltern hatte Mason von seinem Vater nicht mehr viel zu erwarten. Er zahlte zwar das Studium, jedoch hielt sich das Taschengeld in Grenzen und wurde von der neuen Freundin oft aus scheinheiligen Gründen gestrichen. Mason war es egal, er verzichtete gern, denn so war er keinem eine Rechenschaft schuldig, keinem aus seiner Familie. Tagsüber studierte er und am Abend jobbte er so oft es ging in einem Restaurant auf dem Campus. So hatte er auch Amelia kennen gelernt, sie hatte mit Ihren Eltern dort gegessen, an diesem Tag hatte sie sich gerade auf der Uni eingeschrieben. Er war im ersten Studienjahr und versprach Amelia eine kleine Führung auf dem Campus. Mason schmierte sogar einen Studienkollegen, welcher die Verteilung der Wohngemeinschaften mit organisierte, um Amelia ja in seiner Nähe zu wissen. „Mason?, Kaffee?, Mason?“ fragte Maya und riss den jungen Mann aus seinen Gedanken.

Maya hat ein ausgezeichnetes Frühstück gezaubert. Mason liebt die weichen Eier, das Eigelb war noch flüssig. Dazu ein frisches und knackiges Brötchen vom Bäcker im Dorf. Da war seine urdeutsche Herkunft zu spüren. Für ihn waren die ganzen warmen Speisen immer ein Graus gewesen. Es ging nichts über ein gutes Brötchen, das hatte Maya sich seit dem ersten Frühstück bei ihnen auf der Uni gemerkt, sie hatte dafür ein Gespür, alle bekamen ihr Lieblingsfrühstück. Dafür war bei Maya immer Zeit. Als Ihr Mann noch auf dem Fischerboot arbeitete und hin und wieder schon um 07.00 Uhr vom Boot kam, erhielt er immer ein Frühstückpersönlich serviert, bevor Sie zu Ihren Kindern in die Schule fuhr. Wenn er später kam, war unter einer großen Warmhaltehaube, das gute Frühstück vorbereitet und bereit zum Genießen.

Amelia und Maya machten sich fertig um zum Arzt zu fahren. Mason und der zukünftige Schwiegervater teilten sich eine Zeitung und verlagerten Ihren Kaffee auf die Veranda. Sie wollten in Ruhe über die Zukunft sprechen.

Als Maya und Amelia endlich vom Arzt zurückkamen, erfuhren die beiden Männer, dass es nur eine normale Schwangerschaftsübelkeit ist und nichts weiter zu befürchten gäbe. Noch in dieser Nacht verlor Amelia ihr Baby und die Trauer schweißt die Familie noch enger zusammen. Nun verbrachten die Jungen fast jedes Wochenende in Tofino.

Die Zeit des Studiums war vorüber. Mason bekam einen guten Job in einer Bank und Amelia war eine sehr erfolgreiche Lehrerin geworden. Sie haben sich ein Appartement in Vancouver genommen, Amelias Eltern waren oft da und so auch Amelia und Mason oft in Tofino. Mason hat fast keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern, sie haben kein Verständnis gezeigt, als sie von der missglückten Schwangerschaft hörten.

Die klein gehaltene Hochzeit wurde auf Vancouver Island gefeiert, mit Freunden und Familie. Das war auch einer der seltenen Gelegenheiten, wo Mason seine Eltern zu Sicht bekam. Sie reden nicht viel miteinander oder mit Mason und noch am selben Abend flogen sie aufs Festland zurück. Ob sie dasselbe Wassertaxi nahmen oder nicht, das interessiert Mason nicht. Es ist immer eine unangenehme und peinliche Situation, obwohl er seine Mutter immer abgöttisch verehrte, macht sich immer öfter Mitleid und Scham bei ihm breit. Warum konnte sie von diesem Teufelszeug nicht loskommen und wieder so ein gutes Verhältnis wie früher zu ihm haben. Sein Vater gab sich wie immer nett, aber egoistisch.

Das Glück ist fast perfekt, es fehlte nur ein Baby. Das wusste Mason schon länger, aber er wollte bei Amelia keine alten Wunden aufreißen. Er fürchtete, dass die Zeit für sie noch nicht reif war. So vergingen einige Jahre, bis zu diesem Abend in der Küche des jungen Ehepaares, Maya und Ihr Mann Ethan sprechen die beiden auf Nachwuchs an. Sie erklären ihnen, dass sie sich Enkelkinder wünschen. „Amelia, Mason wie sieht es nun aus? Habt ihr nochmal versucht schwanger zu werden? Eigentlich hat Dr. Koll doch gemeint, dass einer neuen Schwangerschaft nichts im Weg stehe.“ Mason wiegelt ab, er meint Amelia würde auf Ihn zukommen sobald sie bereit wäre. „Amelia nimmt die Pille und wenn sie soweit ist, dann bin auch ich soweit.“ Aber Amelia erwidert, dass Ihre Mutter wieder einmal eine feine Nase bewiesen habe. „Mason kannst du dich an meine Magendarmgrippe vor einigen Wochen erinnern?“ „Natürlich, da war die Schule geschlossen, denn die halbe Schule war erkrankt.“ entgegnete Mason, er hatte diese Zeit nicht vergessen. So oft hatte Mason das Bad noch nicht geputzt, kannte doch er jetzt jede Fließe persönlich. Alle mussten lachen, denn bei Übelkeit und Erbrechen kann es vorkommen, dass die Pille nicht wirkt. Amelia war schwanger und wollte Mason zu seinem Geburtstag in vier Tagen überraschen. Sie hatte kleine Schühchen gekauft und darin das Ultraschallbild versteckt. Nun war die Überraschung dahin, also gab sie ihm das verfrühte Geburtstagsgeschenk. Mason liebt Amelia für Ihre Art, die Liebe die sie zu vergeben hat, war einmalig. Das würde er nie wiederfinden, er wusste, er muss Amelia festhalten. Durfte sich nicht dieselben Fehler leisten wie sein Vater.

Die Schwangerschaft von Amelia verlief ohne Übelkeit, ohne große Komplikationen. Mason schlug einen Geburtshilfekurs vor, aber Amelia war sich sicher das würde sie auch ohne schaffen. Sie will nicht mit anderen Müttern im Kreis sitzen und Atmen üben. Mason argumentierte, dass man dort auch lernt zu merken, wenn etwas schiefläuft. Amelia lächelt ihn an „Glaubst du nicht im Spital wissen sie wann etwas schiefläuft? Wir sind in guten Händen. Gehen früh genug ins Spital und lassen die Ärzte ihren Job machen. Lass uns die Zeit genießen und lieber das Kinderzimmer einrichten.“ Einkaufen war noch nie Masons Stärke, leider auch nicht irgendetwas renovieren. Aber für Amelia würde er das schaffen. Für Amelia ging Mason übers Wasser. Er ahnte nicht, dass Amelia sich in den letzten Tagen nicht wohl fühlte, sie schob es auf die Schwangerschaft und das Wasser in den Beinen. Sie wollte nicht zum Arzt gehen, Ihre Erinnerung an die letzte Schwangerschaft war so nah, als wäre es letztes Jahr gewesen, aber es sind schon über 15 Jahre her.

Im Babymarkt angekommen läuft es nicht so gut, Sie können sich nicht auf eine Farbe einigen. Mason möchte eine männliche Farbe, Amelia eine weibliche. Die Verkäuferin ist schon etwas genervt: „Dann nehmen sie gelb, das ist beides.“ „Was beides, sehen sie bei mir gelb? Blau oder grün, vielleicht noch braun. Nein kein Gelb.“ Anna ist geduldig und versucht die Situation zu retten: „Nehmen wir doch den Kinderwagen in dunklem Blau und das Kinderzimmer in rosa. Bitte Max vertrau mir, ich habe das Gefühl es wird ein Mädchen.“ „Oh nein, ein Junge sagt deine Mutter, der Bauch ist spitz. Sie hat mir erklärt, dass man das daran erkennen kann.“ so Mason. „Schatz vertrau mir, bitte“. Nach ca. zwei Stunden lässt sich Mason weichklopfen und nimmt den Vorschlag einer anderen Kundin an. Das Kinderzimmer wird Weiß gestrichen mit rosa Streifen und wenn es ein Junge wird, dann kann Max dies in zwei Stunden übermalen. Der Kinderwagen wird blau.

Es vergehen zwei Tage, zwei Tage harter Arbeit, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Nur bei den rosa Streifen hat Mason mit sich selbst ringen müssen. Es soll eine kleine Prinzessin werden, das kann er nicht ganz glauben. Er will dem Kind doch Surfen, Fußball, Eishockey und Schach spielen beibringen. Über dem Bettchen dreht sich ein buntes Ringelspiel, der Wickeltisch ist in Amelias Höhe. Das muss sie übernehmen, zumindest die Anfangszeit, er möchte die dünnen Ärmchen und Beinchen nicht beschädigen. Trotz seines Jobs in der Bank ist Mason ein recht muskulärer Mann, nein nicht dick oder arg muskulär, halt kein Spaghetti. Für den Boden hat Mason heimlich einen kleinen blauen Teppich, mit einer Straße darauf, besorgt, zum Spielen und Bauklötzchen bauen. Ja, jetzt ist es fertig, die Sachen zum Anziehen sind im Laden herausgesucht, er muss sie nur einen Tag nach der Geburt abholen. Auch hier wurde für Mädchen und Jungen getrennt ausgesucht. Amelia hat Rüschenunterhosen ausgesucht und kleine süße Kleidchen mit Schleifen. Mason hingegen achtete darauf, dass überall ein Bagger oder Auto bzw. maximal ein Teddybär darauf zu finden war. Sie waren sich schon früher einmal nicht einig, aber das war kein Problem gewesen. Es wurde einfach weggelacht.

Jetzt hat Mason Angst, nein Angst kann man es nicht wirklich nennen, eher ein ungutes Gefühl. Geht es Amelia wirklich gut? Sie schaut immer blasser aus, sie scheint auch hin und wieder so schlapp und hat sie Gewicht verloren? Nein, ihre Beine sind so aufgeschwollen, das kann nur eine optische Täuschung sein. Zog sie doch mittlerweile seine Schuhe an, so voller Wasser waren ihre eigentlich kleinen Füße. Ihre Laune ist in letzter Zeit sehr gereizt, Mason rempelt mit so mancher gut gemeinten Bemerkung bei ihr an. Ist das seine Amelia oder hat sie wer ausgetauscht. Aller Warnzeichen zum Trotz, schiebt er die Bedenken beiseite, darauf vertrauend, dass Amelia ihm alles sagen würde. Aber Amelia ist sich ihrer Sache sehr sicher, ein Problem vermutet sie nicht, sie schiebt alles auf die Schwangerschaft, sie fand für jedes Wehwehchen eine andere passende Ausrede. Sie hörte nicht auf ihren Körper, auf seine Signale.

Alles war vorbereitet nun konnte der Tag kommen. Aber es ließ auf sich warten, der errechnete Geburtstermin war schon vorüber, wie lange würde es noch dauern. Die Kollegen von Mason zogen ihn schon auf, einer meinte sogar es wird ein Elefant die hätten auch elf Monate Zeit. In der Nacht zum Sonntag fangen die Wehen an, erst nur leicht und Amelia lässt den müden Mason noch etwas schlafen. Sie fühlt sich nicht gut, will einfach in Ihrem Bett noch etwas liegen, noch die Ruhe genießen. Es war sicher normal, schließlich versucht da ein kleiner Mensch durch ihr Becken hindurch zu schlüpfen. Zu kriechen würde ihr jetzt eher einfallen, sie versucht keinen negativen Gedanken zuzulassen, das hatte sie sich fest vorgenommen. Aber nach zwei Stunden muss Sie ihren Mann wecken, die Fruchtblase ist geplatzt, das Bett voller Flüssigkeit. Sie fühlt sich elend und fiebrig. Aber das muss Mason nicht wissen, er soll nicht in Hektik ausbrechen. Nun würde alles schnell gehen. Der Krankenwagen kam und bringt die werdenden Eltern ins Krankenhaus. Mason nimmt die Tasche, welche Amelia schon seit drei Wochen in der Ecke stehen hatte. Vergisst jedoch sein Handy um Amelias Eltern zu informieren. Im Krankenhaus angekommen, wird Amelia Blutdruck gemessen und der Wehenschreiber angehängt, dann geht die Krankenschwester wieder. Lange Zeit, Mason kommt es wie eine Ewigkeit vor, passiert nichts. Es riecht in diesem Zimmer nach Desinfektionsmittel und Vanille. Eine seltene Kombination, dieser penetrante Duft nach künstlicher Vanille kommt von dem Diffuser in der Ecke. Die Krankenschwester eilt noch einmal Blutdruck messen und mit einem Fieberthermometer bewaffnet ins Zimmer. Sie geht eilig wieder, doch hat sich Ihr Blick geändert, das hatte Mason sehen können. Amelia schein zu schwitzen, trotz Klimaanlage rinnt ihr der Schweiß die Stirn herab, ihre Augen scheinen gläsern, sind es die Schmerzen, ist das normal. Sie hat nasse Hände und Mason sucht ein Tuch zum Abwischen ihrer Stirn. Er findet nur Papierhandtücher, aber sie müssen jetzt ausreichen. Mason fällt auf, dass nur er spricht, Amelia hatte noch keinen Ton gesagt während der ganzen Zeit, die sie in diesem Zimmer warten. Nach keinen zwei Minuten stürmt ein Arzt ins Zimmer, auch sein Blick verriet nichts Gutes. Mason muss sich zusammenreisen, dass er den Arzt nicht anschreit. Stattdessen fragt er den Arzt was wohl los wäre, der Arzt meinte nur ihre Frau hat Fieber und einen hohen Blutdruck, dies ist eher ungewöhnlich, aber dem Kind geht es laut Wehenschreiber gut. Also will man noch ein wenig abwarten. Der Arzt entscheidet sich für eine Infusion und will die Blutabnahme abwarten. Amelia konnte die Situation nicht wirklich begreifen, sie hatte das Gefühl in einem Wattebausch zu existieren, ihr ist schlecht und der Kopf dröhnt. Sie erinnert sich an das letzte Telefonat mit ihrer Mutter, geh es langsam an, nimm dir Zeit und erinnere dich nur noch an das Glücksgefühl danach. Das hat sie sich vorgenommen, sie will die starken Schmerzen vergessen, die von denen alle erzählen und die immer beschrieben werden. Aber die Situation war anders, sie fühlt keine Schmerzen, sie ist wie auf einer Wolke. Liegt es vielleicht am Fieber, oder war ihr Wille so eisern. Beim Zahnarzt hatten ihre Freundinnen auch allesamt Panik vor den Schmerzen, aber ihr machte das nie etwas aus. Der Puls rast das fühlte sie noch, dann kam eine eigenartige Stille. Als sie wieder zu sich kam, ruft der Arzt pressen. -Wieviel Zeit wird wohl verstrichen sein? Warum macht Mason so ein Gesicht? Was ist hier los?- Sie fängt an zu pressen, die Krankenschwester saß neben ihr und drückte ihr den Bauch hinunter. Mason fängt an zu weinen, er hat einen richtigen Weinkrampf, warum, will sie rufen, aber es kommt kein Ton heraus. Sie hat das Gefühl nicht mehr Herr der Lage zu sein, sie kann keinen Finger rühren, sie spürt keinen Schmerz, sie spürt nicht ob sie presst und auch nicht wie die Schwester ihren Bauch nach unten drückt. Amelia sah in Masons Gesicht, er sah traurig und erschlagen aus, sein liebevoll gepflegtes Haar war zerstört. Sie sah die Mundwinkel durch den Bart herausblinzeln, seit neuestem trug er den Bart etwas kürzer. Das macht ihn älter, sie schaut in das so vertraute Gesicht. Amelia saugt jede seiner frühen Falten auf, jede Pore seines Gesichtes schien ihr vertraut. Aber diesen Gesichtsausdruck hat er nur sehr selten. Dieses besorgte Stirnrunzeln, selbst die Ohren schienen mit der Stirn in Falten gelegt. In Ihren Gedanken versunken hört sie noch einen hellen Schrei, dann ist alles dunkel, nichts als Dunkelheit und das Gefühl von Liebe und Wolken.







Lilys Reise

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