Читать книгу Die Mulgacamper Romane Band 3 und 4 - Elda Drake - Страница 7

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Kapitel 4

»Bist du gestiefelt und gespornt? Bereit zu neuen Taten?«

Susi konnte sich ein Lachen nicht verbeißen, als Hetty sie fragend anschaute. »Allzeit bereit Mylady.«

Und ab ging es zum Lichtfield Nationalpark. Der lag von ihrem Campingplatz nur knappe hundert Kilometer entfernt, also für australische Dimensionen eine kurze Fahrt.

Zuerst besichtigten sie die Termitenbauten, die gleich am Anfang des Parks zu finden waren und dann fuhren sie weiter zu den Florence Falls. Hier musste man hundertfünfunddreißig Stufen hinuntersteigen, um an den Pool des Wasserfalls zu kommen. Allerdings war es von Vorteil zu wissen, dass, wenn man ein Foto des Wasserfalls haben wollte, dieses nur an der Aussichtsplattform auf halbem Wege zu machen war.

Diese kräftezehrende Erfahrung hatte Hetty bereits einmal gemacht, denn unten am See war einem leider der Blick auf den Wasserfall durch einen großen Felsvorsprung versperrt. Um ein Foto zu ergattern, hätte man eine wasserdichte Kamera gebraucht und in dem Pool ein kleines Stückchen schwimmen müssen. Damals war sie keuchend wieder nach oben gehechelt, um ihr Wunschbild zu bekommen.

Auch Susi hatte keine Lust auf eine Plantscheinlage und so gingen sie lieber den Wanderweg weiter, der, auf einem schmalen Pfad neben einem munter gluckernden Bächlein, in einer Stunde zurück zum Parkplatz führte. Damit für die Besucher des Lichtfields Parks das Wissen nicht zu kurz kam, hatten die Ranger an dem Weg zahlreiche Schautafeln aufgestellt, die über die vorhandene Botanik informierten. Und als besonderes Plus waren dann noch Hygrometer vorhanden, welche die Luftfeuchtigkeit anzeigten.

Hetty deutete auf die Skala eines der Geräte. »Ich werde nie ganz begreifen was achtundneunzig Prozent Luftfeuchtigkeit eigentlich bedeutet. Bei hundert Prozent regnet es wohl oder?«

Susi grinste. »Würde ich auch sagen.«

Hetty schüttelte den Kopf. »Aber zwischen den Tropfen ist doch noch reichlich Platz, wo es nicht nass ist. Also warum dann hundert Prozent? Da müsste doch eigentlich dann nur Wasser sein, so wie im Schwimmingpool. Und ehrlich gesagt reicht meine Phantasie nicht aus, die restliche große Leere mit den zwei Prozent zu erklären.«

Susi runzelte die Stirn. »Soviel ich weiß, hat das was mit den Molekülen zu tun und wie viele noch andocken können. Wasser ist ein komplett anderer Zustand.«

Sie stöhnte auf. »Wie kommst du nur auf solche Fragestellungen?«

Hetty grinste. »Na ja, die schwierigen Probleme mit der Relativitätstheorie und so sind ja schon gelöst, Quantenphysik ist mir etwas zu hoch, was bleibt dann noch?«

Kopfschüttelnd sah Susi sie an. »Bin ich froh, dass du nicht Studentin an meiner Uni bist. Wie warst du eigentlich als Schülerin?«

»Die Lehrer haben eine Party geschmissen, als ich meine letzte Prüfung bestanden hatte und haben mich bis zur Türe begleitet.« Hetty schmunzelte vor sich hin.

»Das muss ja toll gewesen sein, wenn die dich alle so gemocht haben.« Susi nickte anerkennend.

Hetty schüttelte grinsend den Kopf. »Tja, eigentlich haben sie gefeiert, dass sie mich endlich los sind und sie wollten dann nur sichergehen, dass ich nicht mehr wiederkomme! Ich habe die starke Vermutung, dass sie nach meinem Weggang für alle Fälle die Schlösser ausgetauscht haben.«

Nachdem sie gründlich gelacht hatten wurde Hetty wieder ernst und runzelte die Stirn. »Ehrlich gesagt habe ich die Schule gehasst. Von ganzem Herzen. Die einzigen Fächer, die ich mochte, waren Mathe, Physik und Biologie. Den Rest fand ich todlangweilig. Und las lieber Krimis, als zu lernen.«

Während sie weitergingen fragte Susi. »Aber wie hast du dann deine Prüfungen geschafft?«

Hetty zuckte die Schultern. »Ich hatte Glück. Sie haben einfach die richtigen Fragen gestellt.«

»Ja, aber wenn du nichts gelernt hast, wie konntest du dann etwas wissen?«

Das hatten sich ihre Lehrer auch immer gefragt. Und auch ihre Mitschülerinnen. Die hatten es in keinster Weise erhebend gefunden, dass ihr faule Klassenkameradin bessere Noten schrieb als sie. Dabei war die Sache ganz einfach. Obwohl sie selbst gerne redete konnte sie auch sehr gut zuhören. »Ich speichere immer alles ab, was ich höre. Sogar das, was die Lehrer im Unterricht von sich gegeben haben. Das hat gereicht, um gute Durchschnittsnoten zu erzielen. Ich habe ein Gedächtnis wie ein Elefant, wenn es um Gespräche geht.«

Inzwischen hatten sie den Rundweg hinter sich gebracht und waren wieder am Parkplatz angekommen.

Von dort fuhren sie weiter vor zu den Bully Rockholes, die nur ein paar Kilometer flussaufwärts lagen. Der Oberlauf des Baches benahm sich hier etwas mehr als munter und plumpste in kleinen Kaskaden von einem Minifelsenpool in den anderen. In dem glasklaren Wasser konnte man problemlos bis zum Boden sehen und erkennen, dass hier keine fischartigen Bewohner vorhanden waren. Hetty hatte Susi angewiesen ihren Bikini unter der Wanderkleidung anzuziehen. So konnten sie, umgeben von der großartigen Landschaft, in aller Ruhe ein ausgiebiges Bad nehmen. Da neben dem Parkplatz auch noch Toiletten waren, war für allen Komfort gesorgt.

»Super Tipp!« Susi war begeistert.

Diese Abfrischung konnte sie nach dem schweißtreibenden Spaziergang gut gebrauchen.

Doch kurz darauf waren die T-Shirts wieder nass und die Hosen klebten an den Beinen. Denn auch ihre nächste Anlaufstelle, die Tolmer Falls besaßen einen Rundgang. Hier war die eine Seite des Flusses den Besuchern vorbehalten, die andere mehreren verschiedenen Fledermausarten. Für die war dort ein Schutzgebiet ausgewiesen worden. Große Schilder warnten die Besucher davor, das andere Ufer zu betreten.

Hetty stand mit Susi auf der Aussichtsplattform, blickte weit, weit, nach unten und schüttelte innerlich den Kopf. Wer sollte hier auf die andere Seite hinüberkommen? Außer Fledermäusen oder anderen flugfähigen Wesen konnte wohl niemand diese tiefe Schlucht überwinden. Die Besonderheit dieses Wasserfalles lag eben darin, dass man sehr hoch oberhalb des Lichtfield Parks stand und durch die Schlucht fast endlos in ein Tal blicken konnte. Solche Aussichtspunkte gab es in Australien nicht oft. Denn auch wenn es mehr Berge gab, als man eigentlich dachte, waren die meisten Wasserfälle dann doch nur vom Boden aus zu besichtigen.

Im Cafe bei den Wangi-Fällen legten sie erst mal ein gemütliches Kaffeepäuschen ein. Dann folgten sie einem behindertengerechten Fußweg zur Aussichtsplattform.

»Wow!« Susi war begeistert.

Hetty wusste inzwischen die Reihung der Wasserfälle richtig zu setzen, sie selbst hatte bei ihrem ersten Besuch in Lichtfield zuerst den Wangi betrachtet und dann die anderen eher langweilig gefunden. Denn der Wangi war definitiv der Höhepunkt. Ein doppelter Wasserfall, der in einen riesigen Pool hinunter prasselte. Wie üblich war vor diesem ein großes Warnschild angebracht und Schwimmen verboten.

Sie hatte es noch kein einziges Mal geschafft hierherzukommen, wenn es erlaubt war. Vermutlich dann, wenn kein Wasser im Pool war. Doch nicht nur der hohe Wasserstand war gefährlich, hier waren auch Krokodile gesichtet worden. In Hettys Augen widersprach dies zwar jeglicher Grundlage, da man sich hier mehr oder weniger in Bergen befand, aber man hatte ja schon Pferde …

Auf der Rückfahrt kamen sie an einem Caravanpark vorbei. Hetty fuhr etwas langsamer und deutete aus dem Fenster. »Siehst du den halbverdorrten Baum da im Innenhof stehen?«

Als Susi nickte und fragte. »Du meinst den Fig-Tree?« zeigte Hetty auf das Schild auf dem Banyan-Tree stand.

»Das ist der zweitschlechteste Campingplatz in dem ich jemals übernachtet habe. Der schlechteste befindet sich in Hahndorf in Süd Australien. Beide werden von Deutschen geführt, was auf meine Nation leider nicht gerade ein gutes Licht wirft. Aber die hier haben mir damals weisgemacht, dieser Baum wäre etwas ganz besonderes und der einzige dieser Sorte in ganz Australien.«

Susi konnte sich das Lachen nicht verkneifen. »Sobald du etwas höher gegen Norden kommst, findest du doch Fig-Trees an jeder Ecke!«

Hetty gab Gas und fuhr weiter. »Weiß ich inzwischen auch. Aber damals stand ich ehrfürchtig vor dem Baum und habe einen langen Vortrag über mich ergehen lassen.«

Sie schüttelte den Kopf. »Du kannst dir sicher vorstellen, wie dumm ich mir vorgekommen bin, als ich dann in Kurranda die Hauptstraße entlang ging und da stand dann ein Fig-Tree neben dem anderen.«

Sie zuckte die Achseln. »Und jetzt haben die Trottel es anscheinend sogar geschafft den armen Baum umzubringen.«

Dann grinste sie Susi an. »Stell dir mal vor, das wäre jetzt wirklich das einzige Exemplar gewesen!«

Die Mulgacamper Romane Band 3 und 4

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