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Kapitel 1

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Es war eine herrliche Spätsommer Nacht, draußen war es warm aber nicht so schwül, wie noch vor einigen Wochen. Ich saß im dunkeln in einer Wohnung in Oberhausen, die nicht, die meine war und wartete ruhig gegen die Wand gelehnt darauf ,dass ER nach Hause kommen würde. Es war eine kleine schäbige Mietwohnung, in einem heruntergekommenden drei Etagen Wohnhaus. Mit >ER< war Michael Westenberg gemeint, 25 Jahre alt, Single und ein mehr oder weniger erfolgreicher DJ, der kleine Gastauftritte in verschiedenen Discotheken hatte. In diesen Discotheken sind, oh, Wunder, oh, Wunder immer wieder Frauen mit K.O.-Tropfen betäubt und vergewaltigt worden. Bisher sind es vier Frauen gewesen. Drei traumatisierte Überlebende und eine die weniger Glück hatte und an einer Überdosis gestorben war. Die Polizei konnte bisher keinen Zusammenhang zwischen den Taten feststellen, da die Discotheken weit auseinander lagen und die Frauen keine gemeinsamen Bekannten oder ähnliches hatten. Eine ausgesprochen schlampige Arbeit der Polizei. Schlampig, schlampig und nochmals schlampig. Ich hoffte, sie würden die selbe qualitativ hochwertige Arbeit leisten, wenn es irgendwann darum geht mich zu fassen. Denn rein zufällig war der einzige und offensichtliche gemeinsame Nenner, dass an den entsprechenden Abenden der gute Herr Westenberg seine Auftritte hatte. Nachdem ich dies herausgefunden hatte, war es ein leichtes für mich gewesen in seine Wohnung einzubrechen und nach Hinweisen zu suchen. Und zack hatte ich auch schon die K.O.-Tropfen und einen Camcorder mit entsprechenden geschmacklosen Aufnahmen gefunden, die sehr phantasielos in der Sockenschublade versteckt gewesen waren. Seitdem waren 7 Tage vergangen. 7 Tage in denen ich es mir angetan hatte seinen langweiligen Alltag zu studieren, um den perfekten Zeitpunkt für das hier zu ermitteln. Ich hatte gewartet und geplant. All das ist schon anstrengend genug, aber sein ödes Leben hatte mir fast den Rest gegeben. Jetzt mal ehrlich jeder sollte dazu verpflichtet werden, ein interessantes Leben zu führen, um seine Stalker nicht zu Tode zu langweilen. Aber nun war es endlich soweit und wir würden zusammen spielen. Mir kam es so vor, als würde der blutrünstige Teil meines Ichs die Reißzähne blecken. Mich packte die freudige Erwartung auf die Dinge, die noch kommen würden. Und bei der Vorstellung daran trat DAS Grinsen auf mein Gesicht. Ich kontrolliert die Doppelschleife an meinen Lederstiefeln, dann überprüfte ich nochmal die Spritze mit dem Betäubungsmittel und zupfte an den engen Lederhandschuhen, die ich trug. Anschließend wurde ich wieder vollkommen regungslos und beschränkte mich auf das Warten bis die Beute zurück in ihren Bau kommen würde. Ich bin etwas das aus einem Albtraum entsprungen sein könnte, sinnierte ich und spürte, wie DAS Grinsen noch breiter wurde. Ich blickte in die Schatten dieser billig eingerichteten Wohnung und wusste die Dunkelheit ist mein zu Hause. Konzentration bitte, ermahnte ich mich. Sind das gerade Schritte im Treppenhaus gewesen? Ja! Jemand kann schweren Schrittes die Treppen hinauf. Das Verlangen wurde stärker und stärker und mit ihm wuchs die freudige Anspannung. Ich richtete mich auf, kontrollierte meine Atmung und ging in Position. Ich hörte Schlüssel klirren, dann wurde einer geräuschvoll ins Schloss gesteckt. Das Schloss klickte leise und die Tür öffnete sich knarrend. Eine Person kam in die Wohnung und schaltete das Licht ein. Aber was sind das für Geräusche?!, fragte ich mich. Schleift er etwas schweres hinter sich her?! Egal, jetzt ist nicht die Zeit, um sich Gedanken zu machen wegen einer über den Boden schleifenden Tasche. Jetzt ist die Zeit, um dem Monster freien Lauf zulassen. Die Schritte kamen näher und eine Gestalt lief an mir vorbei. Es war ein Mann. Ich schoss aus meinem Versteck, wickelte meinen Arm um den Hals des Mannes und schloss den Unterarmwürger, bevor er überhaupt begriffen hatte was vor sich ging. Ich zog den Griff immer fester zu, er griff verzweifelt nach meinem Unterarm, um den Griff zu lösen, aber vergebens. Ich schnürte erbarmungslos die Blutzufuhr zum Gehirn ab. Ich konnte spüren, wie die Gegenwehr schwächer und schwächer wurde. Dann kam der herrliche Augenblick, wo ich genau fühlen konnte, wie die Person das Bewusstsein verlor. Ich ließ den Mann langsam und ausgesprochen vorsichtig zu Boden. Dann löste ich den Griff und blickte zufrieden in das ausdruckslose Gesicht von Micheal Westenberg. Es hat wie immer alles hervorragend geklappt, dachte ich zufrieden. Nur kurz hatte ich mir Gedanken gemacht, wegen dieser merkwürdigen Geräusche. Ich beschloss trotz allem nochmal nach zusehen, was der Grund für diese kleine Störung gewesen war, bevor ich Herrn Westenberg das Betäubungsmittel verabreichen würde, um ihn Transport fertig zu machen. Ich drehte mich um und erstarrte...! Dort am Boden lang eine ausgestreckte Gestalt, völlig regungslos. Was zum Teufel?! Ich ging schnellen Schrittes auf die ausgestreckte Gestalt am Boden zu, um sie näher zu betrachten. Es war eine Frau. Sie war etwa 1,70 Meter groß und schlank, beinahe athletisch, mit langen brauen Locken und blasser Haut. In recht freizügiger Kleidung lag sie da, mit dem Gesicht nach unten und gab kein Lebenszeichen von sich. Vielleicht habe ich Glück und sie ist tot, grübelte ich gekünstelt hoffnungsvoll, aber in dem Wissen das Hoffnung eine der dümmsten menschlichen Emotionen überhaupt ist, da sie immer vergebens ist. Genau in dem Augenblick bemerkte ich, dass die Frau noch atmete. Ich sag es ja, Hoffnung ist für die Katz. Ich kontrollierte ihren Puls. Er war schwach, aber konstant. Was soll ich jetzt tun?, fragte ich mich. Meine imaginäre dunkle Nische machte in ihrem verführerischsten Tonfall den verruchten Vorschlag, doch einfach beide zu töten. Ich dachte kurz darüber nach. Könnte ich einfach so eine Fremde, womöglich Unschuldige, meiner speziellen Behandlung unterziehen? Sie passt nicht wirklich in mein Beuteschema, welches mich bisher immer sehr zufrieden gestellt hat. Ich beschloss erst herauszufinden, wer diese Frau war, bevor ich eine Entscheidung treffen würde. Dafür drehte ich sie um. Ich blickte in ein ebenmäßiges, feminines, junges Gesicht, welches nur die Ausdruckslosigkeit der Ohnmacht zeigte. Nun das war jetzt zwar ganz nett gewesen, hatte mich aber bei der Entscheidungsfindung nicht weiter gebracht. Ich wollte gerade ihre Taschen nach einer Geldbörse durchsuchen, als ich spontan auf die Idee kam mir ihre Augen anzusehen. Ich hob ihre Augenlider an und machte eine erstaunliche Entdeckung. Ihr linkes Auge war von einem strahlend hellen Blau, während das Rechte von einem wesentlich dunkleren Blau war. Ich hatte bereits von Iris-Heterochromie gelesen und auch einige Bilder gesehen, aber es mit eigenen Augen, bei einer lebendigen Person zu sehen, war ein vollkommen anderes Erlebnis. Ob die Person genauso interessant ist wie, ihre Augen?, fragte ich mich. Es wäre eine Schande dies nicht herauszufinden, mal ganz abgesehen, von der ethischen Verwerflichkeit des Tötens einer unschuldigen Person. Nicht das mich Ethik so großartig kümmern würde, aber ich meine ja nur. Das Verlangen sie zu töten stand meiner Neugier gegenüber, was sie wohl für ein Mensch war und was für eine Kausalkette dazu geführt hatte, dass wir beide uns ausgerechnet heute Abend begegnet waren. Aber wenn ich sie am Leben ließe, blieb immer noch die Frage: Was mache ich jetzt mit Herrn Westenberg? Meine übliche Prozedur ist, für den nun deutlich gekürzten Zeitrahmen, doch etwas zu zeitintensiv. Habe ich hier nicht irgendwo einen Laptop gesehen?, überlegte ich und kratzte mich am Kinn. Ich schaute mich um und fand ihn dann auf dem Couchtisch. Ich klappte ihn auf, ging ins Internet und gab einen Klassischen Suchbegriff ein, dann klickte ich die erst beste Pornoseite an. Auf dieser klickte ich dann irgendeinen Lesbenfilm an. Anschließend ging ich hinüber zu dem ohnmächtigen Westenberg, griff ihm unter die Arme und zog ihn zur Couch hinüber. Dort angekommen hob ich ihn unter leichter Anstrengung auf die Couch. Dann zog ich ihm die Hose, samt Unterwäsche, bis zu den Knöcheln hinunter und nahm den Gürtel an mich. Nun legte ich ihm locker den Gürtel um den Hals und versetzte ihm leichte Ohrfeigen, um ihn aufzuwecken. Aus der metaphorischen dunklen Nische ertönte Protest wegen der Plan Änderung, der aber rasch verflog und anstelle dessen trat gespanntes Schweigen. Nur langsam wachte Herr Westenberg auf und blickte sich verwirrt um. Ich genoss diesen Anblick. “SIE sterben jetzt!“, flüsterte ich Herrn Westenberg zu. Dann zog ich den Gürtel um seinen Hals ruckartig zu und sog das Entsetzen und Panik in mich auf. Ich beobachtete, wie die Adern in seinem Gesicht hervor traten und sich sein Gesicht erst rot, dann blau verfärbte. Anfangs schlug er noch um sich und versuchte sich den Gürtel vom Hals zu reißen, aber all seine Bemühungen waren vergebens. Er starb. Ach und erst dieses verzweifelte kleine Ächzen, das er von sich gab, ich würde es als herzergreifend bezeichnen... auch wenn ich kein Herz habe. Ich hatte eine Hand auf seiner Brust, um das panische Herzklopfen zu spüren und jede damit verbundene Emotion in mich aufzunehmen. Nun kam der magische Augenblick in dem aus einem denkenden, fühlenden Wesen nicht mehr als ein totes Stück Fleisch wurde. Das Leben erlosch in seinen Augen. Mich überkam eine Gänsehaut. Die Energie, die beim beenden eines Lebens freigesetzt wird, pulsierte im Raum. Ich war ganz im Augenblick des Geschehens und LEBTE. In meinem Inneren jubelte es vor Begeisterung. Der Tod tanzte im Raum. Ich holte, wie in Trance mein Handy hervor und schoss ein kleines Erinnerungsfoto, für besinnliche Momente, in denen ich mich dieses Erlebnisses erinnern wollte. Ich genoss die immense Erleichterung, als das Verlangen nachließ, auch wenn ich wusste, dass dieser Mord nicht lange vorhalten würde und ich bald schon die nächste Beute brauchen würde. Dann drehte ich mich zu der noch unbekannten Dame um und schlenderte tiefen entspannt zu ihr hinüber. Hatte sich ihr Kopf gerade ein wenig bewegt?

Sie erwachte aus der tiefen Finsternis nur schleppend, immer wieder vielen ihr die Augen zu und sie versank erneut in der Ohnmacht. Doch dann hatte sie sich unter großem Kraftaufwand an die Oberfläche gekämpft und drehte den Kopf zur Seite, um herausfinden wo sie war. Da sah sie, wie ein Mann in dunkler Kleidung einem anderen Mann, der ihr irgendwie bekannt vorkam, einen Gürtel um den Hals gewickelt hatte und diesen gerade mit aller Gewalt zuzog. Der Andere schlug verzweifelt um sich wurde aber schon sichtlich schwächer. Schließlich lag der ihr bekannte Mann reglos da und der andere schoss ein Foto mit seinem Handy, dann richtete er sich auf und drehte sich in ihre Richtung. In seinem Gesicht vielen ihr sofort die kalten grünen Augen auf, die sie an die Augen von Reptilien erinnerten und eine Grimasse, die sie an die Grinsekatze, aus dem neuen Alice im Wunderland Film denken lies. Sie spürte durch den Nebel der Medikamente hindurch, das Schaudern, das sie überlief, als sie dieses Gesicht sah. Es war der Ausdruck von Wahnsinn, der in diesem Gesicht stand. Der Mann kam in ihre Richtung geschlendert und sie dachte, sie würde heute sterben. Dann versank sie wieder in der Finsternis. Ich blieb vor der Frau stehen. Und was nun?, fragte ich mich noch leicht aufgewühlt von der Magie des Todes. Das war eine ausgezeichnete Frage. Ich dachte darüber nach, während ich mich nochmal versicherte, dass der Tod von Herrn Westenberg auch wirklich nach einem tragischen Fall von autoerotischer Asphyxie aussah. Bin ich mir sicher, dass ich sie nicht doch töten will?, fragte ich mich. Jetzt nach der kleinen Vorspeise wäre ein Hauptgang, plus Nachtisch, bestehend aus ein wenig Folter... mit schnippeln und schneiden, genau das Richtige. Nein, sie stellt keine Bedrohung dar und ist unschuldig, beschloss ich rigoros und klopfte mir innerlich für meine Tugendhaftigkeit auf die Schulter. Ich töte nur, wenn es sein muss... oder zum Vergnügen. Und dann auch nur die anderen Wölfe im Schafspelz. Ich habe schließlich Stil! Ich kniete mich neben, die auf dem Boden ausgestreckte Frau und begann ihre Kleidung nach einem Ausweis oder irgendeinen anderen Hinweis auf ihre Identität abzusuchen. Nach kurzem abtasten fand ich ein Portmonee und darin einen Ausweis der besagte, dass ich eine gewisse >Julia Riedel< vor mir hatte. Frau Riedel war laut diesem Ausweis 26 Jahre alt und wohnte in Oberhausen. Laut einer Visitenkarte in ihrem Portmonee, arbeitete sie als selbstständige Privatdetektivin. Interessant! Das konnte kein Zufall sein, dass ausgerechnet eine Privatdetektivin vom leider verstorbenen Herrn Westenberg betäubt wurde und von ihm in seine Wohnung gebracht wurde, um ganz fürchterlich unzivilisierte Dinge mit ihr anzustellen. Aber danach konnte ich sie ja noch später fragen, wenn sie aufgewacht sein sollte. Ich richtete meine Kleidung und kontrollierte meine Hosentaschen, ob auch ja nichts verloren hatte, was mich später verraten könnte. Danach griff ich nach Frau Riedel, hob sie mühelos vom Boden hoch und legte sie mir über die Schulter. So trug ich sie zur Tür, die ich öffnete, dann lauschte ich ins Treppenhaus, ob auch ja kein ungebetener Zuschauer zu hören war. Dann trat ich ins Treppenhaus hinaus und ging geschmeidig im dunkeln die Stufen hinunter. Unten an der Haustür legte ich Frau Riedel kurz ab, um dann die Haustür einen Spaltbreit zu öffnen und hinaus zu spähen. Es war niemand zu sehen, aber um sicher zu gehen und so unverdächtig wie möglich zu wirken, legte ich mir nur einen Arm von Frau Riedel um den Hals, bevor ich die Haustür öffnete und mit ihr hinaus trat. Ich hoffte, ich würde so den Eindruck erwecken nur eine betrunkene Freundin zu stützen. So gingen wir zu meinem schwarzen Porsche Cayenne, den ich um den Block herum abgestellt hatte. Dort angekommen öffnete ich den Kofferraum, der praktischerweise mit Plastikfolie ausgelegt war und legte Frau Riedel hinein, dann schloss ich den Kofferraumdeckel und setzte mich ins Wageninnere. Ich atmete tief durch und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Bevor ich losfuhr gab ich noch Frau Riedels Adresse in mein Navi ein, dann startete ich den Wagen und machte mich auf den Weg. So fuhr ich etwa 20 Minuten durch die menschenleeren Straßen Oberhausens und genoss die Freiheit der Nacht. Und so kam ich schnell zu Frau Riedels Wohnung, die in ruhiger Lage in Oberhausen Lirich, in einer Seitenstraße, in einem großen Mietshaus lag. Ich hielt in der nahen Umgebung an und wechselte mein Jagdoutfit gegen eine meiner üblichen Freizeitklüfte aus. Ich tauschte also meine Monsterhaut, gegen mein Menschenkostüm aus. In diesem Fall bestehend aus einem grünen kurzärmligen T-Shirt, einer verwaschenen Jeans und grauen Chucks. Ich stieg aus und ging zum Kofferraum. Ich schaute mich um, dann öffnete ich ihn und hob Frau Riedel heraus. Nun legte ich mir erneut einen ihrer Arme um den Hals und ging mit ihr zu dem Haus hinüber. Vor der Haustür angelangt bemerkte ich, dass ich so dämlich gewesen war sie nicht nach einem Haustürschlüssel abzusuchen. Ein Versäumnis, welches ich nun unter großem Geraffel und Gehampel nach holen musste. Beinah wäre sie mir herunter gefallen, aber schließlich hatte ich den Schlüssel in einer ihrer Taschen gefunden und hielt ihn, wieder zufrieden mit mir selbst, in der Hand. Danach musste ich nur noch einen kurzen Blick auf die Türklingeln werfen, um herauszufinden, in welche Wohnung ich sie bringen musste. Natürlich wohnte sie in der zweiten Etage, was dann doch eine gewisse Anstrengung mit sich bringen würde. Ich seufzte gespielt und erinnerte mich daran, dass ich es ja so gewollt hatte. Ich schloss die Tür auf und trat ins Treppenhaus, diesmal schaltete ich das Licht an, da ich dieses mal nicht im Begriff war von einem Tatort zu fliehen, sondern nur eine Frau nach Hause brachte. Leichtfüßig, mit dem Zusatzgewicht auf mir lastend, ging ich die Treppe hinauf. Ich lief ohne inne zu halten an den verschlossenen Haustüren vorbei, bis ich in der zweiten Etage angekommen war und vor der Tür der werten Frau Riedel stand. Nun war es viel leichter die Tür zu öffnen, da ich denn Schlüssel bereits in der Hand hielt. Nach einem wirklich nur sehr kurzem Gehampel ging die Tür auf und ich konnte mit meiner Zusatzlast ins dunkle Innere der unbekannten Wohnung eintreten. Nach kurzem abtasten der Wand fand ich den entsprechenden Lichtschalter und knipste das Licht an. So hatte ich direkt eine viel bessere Sicht auf den Flur, auf dessen rechter Seite an der Wand eine Garderobe war an der einige Jacken und Mäntel hingen. Darunter standen einige Schuhe, überraschenderweise eher bequeme Freizeitschuhe und Lederstiefel und nicht die von mir erwarteten Hacksenbecher und Schickimicki Schühchen, die nicht mal Nässe vertragen konnten. Weiter den Flur hinunter konnte ich einen Blick in das Wohnzimmer werfen mit einer schmucklosen, aber bequem aussehenden Couch und einem Fernseher in einer ordentlichen, aber nicht umwerfenden Größe. Insgesamt machte das was ich von der Wohnung bisher gesehen hatte einen weit weniger kitschigen Eindruck, als ich erwartet hatte. Keine fürchterlichen Plüschtiere, keine Hello Kittys irgendeiner Art und auch keine abartigen Pferdebilder. Diese merkwürdige Affinität von Frauen für Pferde war mir schon immer ein Rätsel... Pferde stinken, kacken überall hin und ziehen die Fliegen magisch an. Das sind doch eigentlich alles Dinge mit denen Frauen nichts zu tun haben wollen und trotzdem sind sie vernarrt in Pferde. Naja, zurück zum wesentlichen. Ich legte Frau Riedel behutsam auf den Boden und machte mich auf die Suche nach ihrem Schlafzimmer. Die erste Tür, die ich öffnete, war die des Badezimmers. Auch hier war wieder, dafür das es sich um die Wohnung einer Frau handelte, erstens wenig Kitsch vorhanden und zweitens erstaunlich wenig Pflegeprodukte vorrätig. Die nächste Tür war die zur Küche, die nur spärlich eingerichtet war und in der überall vereinzelte Kartons standen voll mit Küchengeschirr, Büchern, Kleidung und anderem Zeug. Ist sie erst vor kurzem hier eingezogen?, grübelte ich. Egal, dass kann ich auch noch später feststellen. Jetzt muss ich erst mal ihr Schlafzimmer finden, um sie dort abzuladen. Bei der nächsten Tür handelte es sich dann tatsächlich endlich um das Schlafzimmer, welches auch erstaunlich schlicht gehalten war, mit heller Tapete an den Wänden, einem Kleiderschrank aus Holz und ein paar Regalbrettern an den Wänden. Hier und dort lag sogar das ein oder andere bereits getragene Kleidungsstück auf dem Boden. Aber der Mittelpunkt des Raumes war das große Bett mit schwarzem Bettgestell aus Edelstahl und weißer Bettwäsche auf der bunte große Blumen und orangene, grüne und pinke Eulen mit Nerdbrillen abgebildet waren... Immerhin ist es einfallsreicher, als Hello Kitty Bettwäsche, dachte ich amüsiert. Neben dem Bett stand eine kleine Holzkommode mit drei Schubladen. Auf dieser Kommode lagen ein Plastikfunkwecker, ein angefangenes Paket Taschentücher, eine Armbanduhr und irgendein Liebesroman mit einem muskelbepackten Typen mit dunkler wallender Haarmähne, der eine blonde Frau, die ein pompöses lila Kleid trug, in den Armen hielt. Ich schob mir gedankenverloren einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, dann drehte ich mich auf dem Absatz um und ging zu der immer noch reglos am Boden liegenden Frau Riedel. Ich hob sie ohne größere Anstrengung hoch und trug sie zu ihrem Bett, in welches ich sie behutsam legte und vorsichtig zudeckte. Anschließend überprüfte ich erneut ihren Puls, der weiterhin schwächlich, aber regelmäßig war. Danach holte ich mir einen Stuhl aus der Küche und stellte ihn in ihr Schlafzimmer, um weiterhin ein Auge auf sie haben zu können. Ich hatte mich gerade gesetzt, als mir auffiel, dass ihr Sabber aus dem Mundwinkel durch das halbe Gesicht lief, deshalb stand ich auf und lief ins Badezimmer. Dort nahm ich einen Waschlappen zur Hand, den ich nass machte, bevor ich zurück zu Frau Riedel ging. Ich beugte mich zögerlich über sie, um ihr dann vorsichtig den Speichel aus dem Gesicht zu wischen. Das erinnerte mich daran, wie ich damals mit acht Jahren, eine junge noch flugunfähige Krähe gefunden hatte und sie ganz aufgeregt mit nach Hause genommen hatte, um sie gemeinsam mit meinen Eltern aufzupeppeln. Ich wusste noch genau, wie stolz ich gewesen war, als sie schließlich wirklich zum ersten mal geflogen ist und wieder ausgesetzt werden konnte. Ich stutzte. Warum denke ich jetzt an so was?! Und dann ausgerechnet in einem so befremdlichen Augenblick wie diesem...merkwürdig. Und warum wische ich ihr überhaupt den Sabber aus dem Gesicht?!, überlegte ich. Vielleicht sind das ja die Anzeichen des so oft prophezeiten Weltunterganges. Diese Erklärung fand ich tröstlich. Ich beendete die Reinigung ihres Gesichtes und nahm wieder Platz auf dem Stuhl an der Wand. Ich versank in vollkommener Stille, die nur von Frau Riedels leisen leicht schnaubenden Atemzügen unterbrochen wurde. Und so wartete ich und wartete und wartete...

Damian

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