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Spatzentratsch

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Am Rande des Waldes stand eine große, alte Eiche. Genau genommen standen dort mehrere dieser Art. Auf ihren Zweigen lag dick der Schnee. Es sah aus, als hätte ein Riese sie mit sehr viel Puderzucker bestreut.

Die ganze Welt, der Wald und das Feld bis hin zum Horizont, waren tief verschneit. Nur im nahe gelegenen Bach plätscherte lustig das Wasser, dass es offenbar sehr eilig hatte, sich viele Kilometer weiter mit einem viel größeren Fluss zu vereinen.

Doch verweilen wir noch etwas bei unserer großen, alten Eiche. Hin und wieder rutschte von einem ihrer Äste ein Häufchen Schnee. So etwas soll vorkommen. Doch warum es gerade in diesem Moment geschah, weiß letztlich niemand. Jedenfalls fiel es geradewegs und haargenau auf eine kleine, flauschige Erhebung am Fuße des Baumes. In eben diesem Moment also plumpste dieser Schnee auf ein kleines, hasenähnliches Geschöpf und deckte es fast gänzlich zu.

Unter dieser Schneedecke begann es nun zu niesen, zweimal um genau zu sein. Und unmittelbar darauf geriet die Schneedecke in Bewegung und zum Vorschein kam ein braunes Fellknäuel mit Hasenohren. Unterhalb der langen Ohren blickten zwei große, braune Augen so traurig in die Welt, dass es einem fast das Herz brechen könnte. Es befreite sich mühsam von dem restlichen Schnee und jammerte ganz kläglich: „Mir ist so kalt.“


Doch niemand hörte es.

Auf seinem Kopf, zwischen diesen imposanten Ohren, war noch etwas Schnee verblieben, sodass es aussah, als trüge es ein Hütchen. Es schnüffelte und seine Barthaare zitterten. Dann seufzte es und flüsterte noch einmal: „Mir ist so kalt“. Nur ein blauer Schal war um seinen kleinen zitternden Körper geschlungen.

Zwei vornehme Spätzinnen kamen herbei geflogen, ließen sich auf einem Ast nieder und begannen eifrig, ohne auf anwesende Zuhörer zu achten, laut miteinander zu schwatzen. Dabei ging es ausschließlich um das Wetter. Beide waren geradezu wütend auf den Schnee, und sie waren sich einig darüber, dass er zu dieser Zeit des Jahres nichts mehr auf Wald und Flur zu suchen hatte. Denn schließlich neigte sich der Monat März dem Ende zu, und laut Kalender hätte der Frühling Einzug halten müssen. Doch der hatte sich ganz offensichtlich verspätet, und schuld daran war natürlich der Schnee.

„Seit wann, um alles in der Welt, hat der Schnee ein Recht darauf, im März immer noch da zu sein?!“, empörte sich die erste Spätzin.

„Sie haben vollkommen recht, meine Liebe“, seufzte die andere. „Doch so etwas soll früher schon einmal vorgekommen sein“, glaubte sie zu wissen. Nach kurzer Überlegung fuhr sie fort: „Habe übrigens gehört, dass es im März etwas ganz Besonderes ist.“

„Was bitte soll denn daran besonders sein?!“, meinte ihre gefiederte Gesprächspartnerin, während sie geringschätzig die Augen verdrehte.

Ihre Freundin sah geheimnisvoll nach allen Seiten, ehe sie mit der Antwort herausrückte. „Märzschnee!“, flüsterte sie verschwörerisch und tippte ihren Flügel an den Schnabel, als Zeichen dafür, dass sich hinter diesem Wort ein bedeutungsschweres Geheimnis verbarg.

„Ah“, machte die andere. Beide nickten sie einander mit großen Augen zu, geradeso, als verstünden sie, was das zu bedeuten hatte.


Da hielt es der kleine Kerl am Fuße der großen, alten Eiche nicht länger aus. Er hatte mehrmals das Wort März herausgehört. Und beim letzten Mal hatte es in seinen Ohren geradezu wie eine Zauberformel geklungen. Er reckte sich aufrecht in die Höhe, stellte seine Ohren auf und rief den Spätzinnen zu: „Wissen Sie was? Ich bin ein Märzhase!“ Dabei betonte er das letzte Wort ganz besonders.


Die vornehmen Spatzendamen entdeckten den kleinen Hasen und schauten verdutzt auf ihn herunter. Dann sahen sie sich an und lachten, dass ihnen die Tränen in die Augen traten. Ohne weiter auf den kleinen Rufer zu achten, starteten sie von ihrem Ast aus und flogen davon.

Nun wusste der kleine Märzhase gar nicht mehr ein noch aus. Gewiss, er war nicht überrascht darüber, dass die beiden Spatzen nichts von ihm wissen wollten. Denn es war ihm bisher noch nie gelungen, Freunde zu finden. Doch ihre Reaktion hatte ihn verwirrt. Dabei war er sich wirklich sicher, dass er ein Märzhase war.

Amadeus Märzhase

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