Читать книгу Alles für die Union - Elisha Hunt Rhodes - Страница 4

1861

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Die 1. Rhode Island Milizabteilung unter dem Kommando von Oberst Ambrose E. Burnside hat den Staat in Richtung des Kriegsschauplatzes verlassen. Der militärische Geist ist allgegenwärtig und wie all die anderen jungen Männer fühle auch ich, dass es meine Pflicht ist, im Felde zu dienen. Ich habe mein Möglichstes versucht, um mit dem ersten Regiment zu gehen, aber da meine Mutter Witwe ist und ich noch für zwei jüngere Brüder sorgen muss, widerstand ich der Versuchung mich einzuschreiben. Ich bin jetzt 19 Jahre alt und bin seit zwei Jahren angestellt in dem Geschäft des ehrenwerten Frederick Miller, einem Blatt- und Schirrmacher in der Canal Street 92 in Providence. Meine Mutter lebt in dem Dorf Pawtuxet und mit ihr, meiner Schwester und meinen beiden Brüdern verbringe ich meine Sonntage.

Gegen Ende des Monats April erging von Gouverneur Sprague ein Erlass, dass das 2. Freiwilligen-Regiment von Rhode Island sofort für eine Dienstzeit von drei Jahren aufgestellt würde und er rief die Bürger auf, sich einzuschreiben. Samstagnacht besuchte ich meine Mutter und legte ihr die Sache dar. Sie verweigerte sofort ihre Zustimmung und da sie als Grund angab, ich sei ihre einzige Stütze, war ich gezwungen ihr zu versprechen, dass ich so lange zuhause bleiben würde, bis sie meiner Einschreibung zustimmen würde. Der nächste Sonntag war ein sorgenvoller in unserem Heim. Meine Mutter lief umher mit Tränen in den Augen und ich spürte eine Enttäuschung, die ich nicht ausdrücken konnte. Also brütete ich in Stille über meinen Sorgen.

Sonntagnacht, nachdem ich zu Bett gegangen war, kam meine Mutter in mein Zimmer und in einer Art, die einer spartanischen Mutter aus alten Zeiten würdig gewesen wäre, sagte sie: „Mein Sohn, andere Mütter müssen Opfer bringen und warum sollte ich es nicht tun? Wenn du fühlst, dass es deine Pflicht ist, dich einzuschreiben, werde ich meine Zustimmung geben." Sie zeigte einen patriotischen Geist, der mein junges Herz sehr inspirierte. Ich schlief nicht viel in dieser Nacht, erhob mich am nächsten Morgen (es war früh im Mai) und nahm um 06.00 Uhr den Omnibus nach Providence. Im Omnibus traf ich meinen alten Schulfreund Levi F. Carr und als ich herausfand, dass er die Zustimmung seines Vaters hatte, beschlossen wir, uns gemeinsam einzuschreiben.

Als wir Providence erreichten, begaben wir uns sofort zur Infanterie-Rüstkammer an der Kreuzung Weybosset und Dorrance Street und da es erst 07.00 Uhr war, setzten uns auf die Treppenstufen. Gegen 09.00 Uhr erschien Herr William A. Arnold, und als wir ihn fragten, erfuhren wir, dass er zum Rekrutierungsoffizier ernannt worden war und jetzt die Rüstkammer öffnen wollte, um die Rekruten zu empfangen. Wir folgten ihm in die Rüstkammer und nachdem er ordnungsgemäß ein Buch für unsere Unterschriften vorbereitet hatte, unterzeichnete zuerst Carr mit seinem Namen (er ist älter als ich) und anschließend ich.

Rekruten begannen in rascher Folge einzutreffen und bis zum Ende der Woche hatten wir mehr als 100 Namen in dem Buch. Am nächsten Montagabend organisierte sich die Kompanie und wählte folgende Offiziere: Hauptmann William B. Sears, Oberleutnant Thomas H. Carr und Stabsfeldwebel James S. Hudson. Wir drillten Tag und Nacht, und ich wurde persönlich von Herrn John E. Bradford, einem alten Mitglied der 1. Leichten Infanteriekompanie, unterwiesen. Vor einem großen Spiegel stehend verbrachte ich viele Stunden ermüdender Arbeit und hielt mich bald für einen respektablen Soldaten. Da ein Aufruf an Rekruten für das 1. Rhode Island Regiment ergangen war, verließen John E. Bradford und Stabsfeldwebel James S. Hudson unsere Kompanie, um sich in Washington dem ersten Regiment anzuschließen. Zu meiner großen Überraschung wurde ich zum Stabsfeldwebel gewählt. Was jedoch die Pflichten eines Stabsfeldwebels sein mochten, davon hatte ich keine Ahnung, da ich niemals Dienst in der Miliz getan hatte und unwissend über die einfachsten Grundzüge war. Wir verbrachten unsere gesamte Zeit in der Rüstkammer und sprachen von nichts anderem als dem Soldatenleben.

30. Mai 1861 : Eine Order ist von Gouverneur Sprague erlassen worden, die besagt, dass nach einer medizinischen Untersuchung eine Kompanie aus den besten Männern, die bei der 1. Leichten Infanteriekompanie, der nationalen Kadettenkompanie sowie den Providence City Guards eingeschrieben sind, gebildet werden soll. Im Laufe des Tages erschienen Major John S. Slocum vom ersten Regiment (er wird der Oberst des zweiten Regiments sein) und Feldarzt Francis L. Wheaton in der Rüstkammer und gaben bekannt, dass lediglich 25 Männer von der 1. leichten Infanterie akzeptiert würden. Major Slocum suchte nach jemandem, der als Sekretär fungieren könne, und ich wurde für diesen Zweck ausgewählt.

Der Oberst fragte mich, ob ich mit den Männern und ihrem allgemeinen Charakter vertraut sei und als ich antwortete, dass ich sie alle ziemlich gut kenne, sagte er: „Wir wollen nur gute Männer. Wenn also ein guter Mann zur Untersuchung hereinkommt, schaust du hoch. Wenn der Mann nicht in Ordnung ist, fährst du einfach mit deiner Schreibarbeit fort."

Der erste Mann der hereinkam war mein Freund Levi F. Carr. Ich schaute hoch. Dr. Wheaton hieß ihn seine Kleidung auszuziehen und da Levi ein großer, kräftiger junger Kerl war, unterzog er ihn einer gründlichen Untersuchung. Er bestand sie und begab sich in einen anderen Raum. Nun erhob ich mich und sagte, dass ich gehen wolle. Der Doktor sah mich an und sagte: „Junger Mann, du kannst nicht gehen. Du bist nicht geeignet, ein Soldat zu sein." Ich flehte ihn an, mich gehen zu lassen und erzählte ihm von den Tagen, an denen ich geübt hatte und wie hart ich gearbeitet hatte. Der Oberst fragte schließlich nach meinem Alter, meinem Gesundheitszustand, ob mein Vater noch lebte und ob meine Mutter bereit war, mich gehen zu lassen. Ich beantwortete seine Fragen und er sagte: „Schreib deinen Namen hier hin, du kannst gehen." Der Doktor fragte, ob er mich untersuchen solle, aber der Oberst sagte sehr entschieden: „Nein!" Darauf sagte der Doktor: „Aber Herr Oberst, er wird binnen einer Woche im Lazarett landen und wir werden ihn heimschicken müssen!" „Nun" sagte der Oberst, „dann werden wir ihn eben heimschicken." Ich war glücklich.

Die Untersuchung ging weiter, bis ein Mann hereinkam, der sich eingeschrieben hatte und sich gegenüber den Jüngeren als Tyrann aufspielte. Er war ein großer, gutgebauter Kerl, aber ich schaute nicht hoch. Der Doktor sagte zu ihm: „Sie können nicht gehen. Sie sind nicht bei guter Gesundheit." Der Kerl sah sehr überrascht aus und fragte: „Was stimmt nicht mit mir?" Der Doktor hatte diese Frage offensichtlich nicht erwartet, aber er antwortete prompt: „Sie haben eine Herzerkrankung." (ich bezweifle, ob der Kerl überhaupt ein Herz hatte, denn er war ein harter Knochen.). Er stritt dies ab und bestand darauf, untersucht zu werden, aber der Doktor verneinte und er ging nach draußen. Ich erklärte die Sache und wir machten weiter. Sobald die 25 Männer ausgewählt waren, erhielt ich den Befehl, sie zum Zeughaus der Kadetten zu bringen und mich bei Hauptmann William H.P. Steere zu melden. Es war mein erstes Kommando und ich machte das Beste daraus. Ich ließ die Gruppe durch Dorrance, die Westminster Street hinab, durch die Exchange Street und den Exchange Place, über die Brücke, durch die Steeple Street zur North Main Street und hinauf zum Zeughaus der Kadetten in Arnold`s Block marschieren. Hier formierte ich die Männer in Linie und während ich vor Hauptmann Steere salutierte, sagte ich: „25 Männer von der Infanterie für Ihre Kompanie, Sir." Der Hauptmann sagte: „Ich will sie nicht haben" und wandte sich ab. Ich wusste nicht, was ich tun sollte und so blieb ich still stehen. Anscheinend hatte Hauptmann Steere seine Kompanie bereits gebildet und um Platz für uns zu schaffen war er gezwungen, 25 Männer hinauszuwerfen. Schließlich trat der Hauptmann an mich heran und fragte mich: „Was waren Sie in der Infanterie-Kompanie?" Ich antwortete: „Ich war Stabsfeldwebel, Sir." „Nun" sagte der Hauptmann, „hier sind Sie ein gemeiner Soldat. Nehmen Sie ihren Platz in der Linie ein." Da ich nicht viel über Feldwebel oder gemeine Soldaten wusste und es mich noch weniger kümmerte, war ich zufrieden. Levi Carr war Feldwebel in der Infanterie und der Hauptmann beließ ihn in diesem Rang. In der Nacht wollte ich nach Hause gehen, aber der Hauptmann sagte, ich sei nun ein Soldat und müsse im Zeughaus schlafen. Also schlief ich zusammen mit einem Haufen weiterer Burschen auf dem Boden und heulte die meiste Nacht hindurch, sehr zur Empörung des Hauptmanns. Da wir noch immer Zivilisten waren, beanspruchten wir das Recht, zu tun, was uns beliebte. Hier drillten wir einige Tage lang. Eines Abends kam der Hauptmann zu mir, ergriff meinen Arm, führte mich zur Linken der Kompanie und stellte mich an die Flanke, wobei er sagte: „Rhodes, Sie sind jetzt Achter Korporal." Nun dachte ich, der Hauptmann sei ganz in Ordnung, aber was ein Achter Korporal zu tun hatte, das wusste ich nicht. Und warum ich gerade der Achte sein sollte, verstand ich zu dieser Zeit nicht.

5. Juni 1861 : Heute marschierte unsere Kompanie zu einem Gebäude auf der Ostseite der Eddy Street nahe Clifford Street und wurde von Oberst Loomis von der regulären Armee in den Dienst der Vereinigten Staaten gestellt. Die Szene war feierlich und der Eindruck, den sie in unseren Köpfen hinterlassen hat, wird lange anhalten. Wir marschierten zurück zum Zeughaus und am Abend wurde ich mit einer Uniform ausgestattet. Sie bestand aus einem blauen Flanellhemd, das man mit den Schößen außerhalb der Hose trägt, grauen Hosen, einer Arbeits- oder Feldmütze und Schuhen. Die Sonne war bereits untergegangen, aber ich zog meine neue Ausrüstung sofort an und nach Erhalt der Erlaubnis lief ich die acht Kilometer nach Pawtuxet und kam dort gegen 21.00 Uhr an. Jetzt war ich das Objekt der Neugierde seitens meiner Schulfreunde. Meine Mutter vergoss viele Tränen, war aber noch immer willens, mich gehen zu lassen. Dies war mein letzter Besuch zuhause vor meinem Aufbruch in den Krieg.

6. Juni 1861 : Ich ging zurück nach Providence und nahm die Drillübungen im Zeughaus wieder auf. Nun war ich nicht mehr Herr über meine Bewegungen und wir wurden für den größten Teil des Tages im Zeughaus eingesperrt.

7. Juni 1861 : Unsere Kompanie wird als Kompanie "D" bezeichnet, und die folgenden Kompanieoffiziere wurden vom Gouverneur bestimmt:

Hauptmann William H.P. Steere

Oberleutnant Edward H. Sears

Unterleutnant William Ames

Heute formierte sich das Regiment zum ersten Mal und marschierte zum Exchange Place, wo Gottesdienste in Gedenken an Stephen A. Douglas abgehalten wurden.

8. Juni 1861 : Das Regiment formierte sich auf dem Exchange Place und marschierte zum Dexter Paradeplatz, wo ein Lager aufgeschlagen wurde, das „Camp Burnside" genannt wurde, zu Ehren des Obersts der 1. Rhode Island Milizabteilung. Sibley-Zelte wurden ausgegeben und bis zum Einbruch der Nacht waren die meisten Kompanien bereits unter Zeltplanen untergebracht, aber Kompanie "D" hatte aus irgendwelchen Gründen ihre Zelte nicht erhalten. Gegen Mittag marschierte das gesamte Regiment die Straße hinab zur Bahnhofshalle, um dort ihr Mittagessen einzunehmen, aber bis zur Abendessenszeit waren die Hütten bei der Dexter Street gegenüber dem Lager aufgebaut und wir nahmen unser Abendessen dort ein. Die Hütten, vier an der Zahl, waren aus unbearbeitetem Holz gebaut und waren 30 auf 8 Meter groß. Heute Nacht musste sich unsere Kompanie ihre Schlafquartiere suchen und unser Hauptmann führte uns zu einer Schreinerei, Ecke Cranston und Gilmore Street, wo wir auf den Bänken und dem Boden schliefen. Wir heulten auch nicht mehr die ganze Nacht hindurch, da wir der Meinung waren als regulär in den Dienst der Vereinigten Staaten eingeschriebene Soldaten stünde es uns jetzt nicht mehr zu, zu tun, was uns beliebte.

Sonntag, 9. Juni 1861 : Heute Morgen marschierte das Regiment zur Ersten Baptistenkirche an der North Main Street und lauschte einer Predigt von Dr. Caldwell.

Mittwoch, 12. Juni 1861 : Nach der Parade wurde dem Regiment von den Damen aus Providence ein Set Flaggen überreicht. Diese Zeremonie zog eine große Menge von Damen und Herren an und wurde mit großer Feierlichkeit vollzogen. Prominente Bürger hielten Reden und die Männer zeigten viel Enthusiasmus. Der ehrenwerte Jabez C. Knight, Bürgermeister von Providence, leitete die Zeremonie.

Während wir auf dem Dexter Paradeplatz lagerten, führte ich meine erste Diensthandlung aus. Hauptmann Steele befahl mir, mich zusammen mit zwei Soldaten, die mit Seitenwaffen bewaffnet waren, bei Oberst Slocum zu melden. Als ich die Einheit des Obersts erreichte, sagte er zu mir: „Korporal, nehmen Sie dieses Schreiben und richten Sie sich nach den gegebenen Anweisungen." Ich las das Schreiben und fand heraus, dass es ein Befehl war, zu einem Haus in der Richmond Street zu gehen, dort einen Deserteur zu verhaften und ihn zum Lager zu bringen, tot oder lebendig. Der „tot oder lebendig"-Teil verursachte mir einiges Unbehagen, aber ich machte mich auf den Weg zusammen mit meiner Wache, bestehend aus Thomas W.D. Markham und James M. Bronson, beide Soldaten in Kompanie "D".

Als wir das Haus erreichten, sagte mir eine junge Dame, dass der Mann, nach dem ich suchte, ihr Bruder sei und dass er im oberen Stockwerk krank im Bett läge. Ich bestand darauf, hinaufzugehen, und beim Betreten des Raumes fand ich einen jungen Mann ächzend im Bett liegen. Nach einem Gespräch, in dem er mir mitteilte, dass er sehr krank sei, hatte er meinen Argwohn erregt und mit einer plötzlichen Bewegung riss ich das Bettlaken fort und sah, dass er sich in Stiefeln und voller Bekleidung niedergelegt hatte. Ich ließ ihn aufstehen und wir gingen hinaus auf die Straße. Hier bat er mich, auf dem Bürgersteig zu warten, während er in eine Bierschenke gehen wollte, aber ich erinnerte ihn an meinen Befehl, den ich ihm bereits vorgelesen hatte, wobei ich den „tot oder lebendig"-Abschnitt betont hatte und so gingen wir weiter. Wir alle setzten uns auf den Stufen der Grace Church nieder und warteten auf einen Omnibus.

Er versuchte mich zu überzeugen, dass ich zuerst in den Omnibus einsteigen und ihn neben der Türe sitzen lassen solle, sodass die Leute ihn nicht für einen Gefangenen halten würden. Ich kehrte die Sache um, ließ ihn zuerst einsteigen und setzte mich auf einen Platz nahe der Tür. Als wir das Lager erreichten, übergab ich meinen Gefangenen der Wache. Dieses kleine Abenteuer sorgte für Gesprächsstoff beim Regiment und einige Männer sagten, sie hätten den Befehl, den Mann zu verhaften, nicht befolgt. Aber die meisten Männer sahen die Sache etwas soldatischer und erachteten es als richtig, Befehle zu befolgen.

16. Juni 1861 : Heute Morgen besuchte das Regiment den Gottesdienst in der Grace Church und Bischof Thomas M. Clark las die Predigt. Am Nachmittag versuchte ich, mir einen Passierschein zu besorgen, um nach Pawtuxet zu gehen, hatte aber keinen Erfolg. Der Hauptmann gab mir einen Passierschein, mit dem ich das Lager, nicht jedoch die Stadt verlassen konnte. Er befahl mir, meinen Gürtel und meine Patronentasche zu tragen, was ich nicht mochte, aber da ich es nicht wagte, einen Befehl zu missachten, behielt ich die Dinge an, während ich Abschiedsbesuche bei meinen Freunden machte. In der Nacht hatten wir eine Parade und das Lager war voll von den Freunden der Soldaten. Frederick Miller überreichte mir einen siebenschüssigen Smith & Wesson Revolver und ein Halfter, um ihn darin zu tragen. Alle Arten von nützlichen und dekorativen Dingen wurden uns von unseren Freunden überreicht. Ich hatte einen silbernen Löffel, ein Messer und eine Gabel sowie einen Tornister voll mit Sachen, die mir angeblich nützlich sein sollten.

Mittwoch, 19. Juni 1861 : Heute haben wir die Order erhalten, unsere Sachen zu packen und bereit zu sein, Rhode Island in Richtung Washington zu verlassen. Diese Arbeit ist neu für uns und das Abbauen der Zelte ging langsam vonstatten. Als es auf die Nacht zuging, legten wir unsere Tornister an und marschierten die High, die Westminster und die South Main Street hinab nach Fox Point, wo wir uns an Bord des Seitenraddampfers „State of Maine" begaben. Die Straßen waren mit Leuten verstopft und wir wurden unablässig beobachtet. Mein Tornister war schwer; tatsächlich war er dermaßen schwer, dass ich unter dem Gewicht kaum vorwärtstaumeln konnte. An der Werft hatte sich eine riesige Menge versammelt und wir bestiegen unseren Dampfer mit gemischten Gefühlen von Freude und Sorge. Nach dem Verlassen der Werft stellte ich mich mit Anderen für meine Rationen an. Ein Mann stand neben einem Behälter oder Fass und als ich vorbeiging, warf er in meinen Brotbeutel, den ich offen hinhielt, ein Stück gekochtes Corned Beef. Es stellte sich heraus, dass es vollständig aus Fett bestand, und da ich Fett nicht mochte, warf ich es über Bord und nahm ein Abendessen aus trockenem Brot ein. Der Oberst schickte uns früh zu Bett und so breitete ich meine Decke auf dem Boden des Schankraumes aus und legte mich zum Schlafen nieder. Es war uns nicht erlaubt Lärm zu veranstalten und bald war alles still.

Donnerstag, 20. Juni 1861 : Wir kamen heute Morgen in New York an und da ich New York erst einmal vorher besucht habe, genoss ich die Schifffahrt hin zur Stadt. Wir legten an einer Werft an und nach einer Pause von einigen Minuten dampften wir den Hafen hinab und gingen bei Elizabeth Port, New Jersey an Land. Hier fanden wir eine lange Reihe von Bahnwaggons vor und bald darauf hatten wir sie bestiegen und waren auf dem Weg nach Harrisburg, Pennsylvania. Den ganzen Tag lang krochen wir vorwärts oder warteten an Bahnhöfen auf andere Züge. Wir bewegten uns so langsam vorwärts, dass die Männer manchmal ausstiegen und nebenherliefen. Wir mussten im Zug schlafen und nachts dermaßen eingeengt zu sein war sehr ungemütlich. Als der Morgen dämmerte, gab die aufgehende Sonne den Blick frei auf eine Gruppe sehr erschöpfter Männer. Wir machten uns über den essbaren Inhalt unserer Brotbeutel her, aber es war nur noch wenig übrig.

21. Juni 1861 : Heute sind wir noch immer in den Waggons zwischen Harrisburg, Pennsylvania und Baltimore, Maryland unterwegs. Wir bewegen uns sehr langsam vorwärts und sind sehr interessiert an den Szenen, die sich vor den Fenstern abspielen. Die kleinen Städtchen und Siedlungen, die wir passieren, haben offenbar ihre gesamten Einwohner aufgeboten, die die Yankees anstarren, als seien wir wilde Tiere. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit wurde Munition an die Kompanien "C" und "D" ausgegeben. Wir erhielten jeweils drei Schuss, die in unsere Munitionstaschen gesteckt wurden. Da dies die erste scharfe Munition war, die ich jemals gesehen habe, untersuchte ich meine mit großem Interesse. Einige Zündhütchen wurden ebenfalls an jeden von uns ausgegeben. Man gab uns die Order, unsere Musketen nicht zu laden, bis wir den Befehl dazu erhalten und nicht zu feuern, ehe es unser Hauptmann nicht sagt. Unsere Musketen sind altmodische glattläufige Steinschlossflinten, die mit Perkussionsschlössern umgerüstet worden sind und eine Patrone enthält eine Rundkugel sowie drei grobe Schrotkugeln.

Wir erreichten Baltimore nach Einbruch der Dunkelheit und stiegen aus den Waggons aus, um durch die Stadt zum Washington-Bahnhof zu marschieren. Riesige Menschenmassen erwarteten uns am Bahnhof und die Straßen waren gesäumt von Leuten, die nach Jeff Davis schrien und uns rundheraus beleidigten. Aber wir sagten kein Wort und trotteten weiter. Gouverneur Sprague war bei uns und es wurden viele Fragen über ihn gestellt, aber wir erinnerten uns an unsere Befehle, mit niemandem zu sprechen und so nahmen wir keine Notiz von den Leuten und ihrem Gerede. Der Marsch brachte mich beinahe um, denn mein Tornister war so schwer, dass ich mich kaum bewegen konnte, aber die Angst vor den Leuten hinderte mich daran, aus der Reihe zu fallen und schließlich erreichten wir den Washington-Bahnhof. Hier bestiegen wir die Waggons und der Rest der Nacht wurde auf der Strecke zum nur 65 Kilometer entfernten Washington verbracht.

Samstag, 22. Juni 1861 : Hurra, wir sind in Washington; welch eine Stadt! Schlamm, Schweine, Gänse, Neger, Paläste und Baracken überall. Wir marschierten zu einem Platz namens Gales Woods, wo wir lagern werden und wir stellten unsere Waffen in Camp Sprague, dem Lager der 1. Rhode Island Milizabteilung, zusammen. Hier wurden wir von unseren Kameraden aus Rhode Island herzlich begrüßt und erhielten Frühstück. Ich nahm mein Frühstück im „Tigers` Retreat" ein, diesen Namen haben die Unterkünfte von Kompanie "A", auch die „Staatlichen Kadetten“ des Ersten Regiments genannt, erhalten.

Nach dem Frühstück begaben wir uns in den Wald und schlugen unsere Zelte auf. Unser Lager ist „Camp Clark" getauft worden, zu Ehren von Ordinarius Thomas M. Clark aus Rhode Island. Von nun an stehen uns wohl das richtige Soldatenleben und die entsprechende Arbeit bevor.

Sonntag, 23. Juni 1861 : Unser erster Sonntag fern von unserem Zuhause, und es war ein wunderlicher Tag für mich. Um 11.00 Uhr schloss sich unser Regiment mit dem Ersten Regiment zum Gottesdienst zusammen. Die Szene wirkte feierlich und beeindruckend auf mich. Unser Geistlicher, Pfarrer Thorndike C. Jameson, las eine schöne Predigt.

Das Lager ist den ganzen Tag über voll von Besuchern und es geht lebhaft zu. Es ist nicht wie ein Sonntag in Rhode Island, aber trotzdem haben wir versucht, den Tag heilig zu halten und uns der Tatsache zu entsinnen, dass Gott noch immer unser Herr ist.

Montag, 24. Juni 1861 : Heute putzten wir uns heraus und marschierten nach Washington, wo wir vom Präsidenten besichtigt wurden. Als wir das Weiße Haus passierten, sah ich zum ersten Mal Abraham Lincoln. Er sieht aus wie ein guter, ehrlicher Mann und ich vertraue darauf, dass er mit Gottes Hilfe unser Land sicher aus der Gefahr führen kann. Das Stadtbild gefiel mir nicht sonderlich, aber ich war überwältigt von der Größe der öffentlichen Gebäude. Das Kapitol, obgleich unvollendet, ist ein herrliches Bauwerk und jeder Amerikaner sollte stolz auf es sein. Nach der Besichtigung kehrten wir zu unserem Lager zurück.

Donnerstag, 28. Juni 1861 : Die letzten Tage waren wir damit beschäftigt, Camp Clark in Ordnung zu bringen und jetzt werden wir uns der Arbeit und den Drillübungen widmen. Heute hatten wir mit dem Ersten Regiment eine Parade auf dessen Paradeplatz. Es war ein schöner Anblick, zwei große Regimenter in einer Reihe antreten zu sehen. Die Parade endete mit einem Gebet und dem Singen einer Doxologie durch die Männer.

Sonntag, 31. Juni 1861 : Heute haben wir Regen, also wurden die Gottesdienste abgesagt. Wir haben unsere Zeit damit verbracht, Briefe an unsere Freunde zu schreiben und zu lesen. Unsere Sibley-Zelte sind sehr bequem und wir fühlen uns recht heimisch. Für unsere Mahlzeiten marschieren wir hinauf zum Lager des 1. Rhode Island, wo das Essen gekocht wird. Wir haben ausgezeichnetes Essen und es ist überhaupt nicht so, wie ich es erwartet habe. Ich schätze, wenn wir im Felde sind, wird sich unser Essen ändern. Serviettenklöße, Honigkuchen und Milch sowie andere gute Dinge sind täglich verfügbar.

Camp Clark, 4. Juli 1861 : Unser erster Unabhängigkeitstag in der Armee und wir haben eine große Feier veranstaltet. Pfarrer Augustus Woodbury, der Geistliche der 1. Rhode Island Milizabteilung, verlas um 09.00 Uhr die Unabhängigkeitserklärung vor dem 1. und dem 2. Rhode Island Regiment. Der Geistliche Jameson von den 2. Rhode Island Freiwilligen las ein Gebet und Pfarrer Quinn, Hilfsgeistlicher beim 1. Rhode Island, hielt eine schöne Rede. Es folgte Hauptmann Cyrus G. Dyer von Kompanie "A" der 2. Rhode Island Freiwilligen mit einem ausgezeichneten Gedicht.

Um 12.00 Uhr mittags wurde von der leichten Geschützbatterie ein nationaler Salut abgefeuert und wir wurden zu einem feinen Mahl eingeladen. Professor Benoni Sweet, ein Mitglied von Kompanie "H", bot eine Seiltanzvorstellung auf einem straff gespannten Seil. Unser Lager ist den ganzen Tag lang voll mit Leuten. Tatsächlich sind wir es gewohnt, bei unserer Parade viele bedeutende Männer zu sehen. In der vorgestrigen Nacht (2. Juli) waren der ehrenwerte Salmon P. Chase, der Finanzminister, Oberst John C. Fremont, der große Entdecker, der ehrenwerte James F. Smith aus Rhode Island und Andere anwesend.

9. Juli 1861 : Wir hatten heute einen traurigen Unfall. Während einer Drillübung explodierte ein Munitionswagen, der zu unserer Batterie gehörte, tötete zwei Männer und verwundete drei weitere. Dieses traurige Ereignis hat einen Schatten über unser Lager geworfen und es gibt uns einen ersten Eindruck von der schrecklichen Wirkung von Schießpulver. Gouverneur Sprague hat sein Quartier bei unserem Regiment aufgeschlagen.

Camp Clark, 11. Juli 1861 : Heute statteten Präsident Lincoln und Gattin unserem Lager einen Besuch ab und sie wurden von den Truppen großartig empfangen. Am Nachmittag hielten beide Regimenter eine Parade ab, nach der wir zur Besichtigung vor dem Präsidenten vorbeimarschierten. Wir hörten Gerüchte über eine Bewegung der Armee, aber wir wissen nicht viel darüber. Ich bin mit Wachdienst an der Reihe und ich kann nicht gerade behaupten, dass ich es mag, nächtens herumzusitzen. Da ich Korporal bin, muss ich nicht Wache stehen oder Patrouille laufen, aber als Korporal habe ich das Kommando über eine der Ablösungen, die in unserem Lager 16 Männer zählt und ich muss sie aufstellen, wie es verlangt wird und sie zu ihren Patrouillen bringen.

Alle paar Minuten ruft irgendeine Wache den Korporal der Wache zu Posten Nr. 1, 2 oder 16 oder wohin auch immer und dann muss ich meine Waffe schnappen und zu dem Posten rennen, um zu sehen, was los ist. Während wir die Postenlinie entlanglaufen, müssen andere Korporale stehen bleiben und das Passwort geben, was Verzögerungen verursacht. Natürlich ist kein Feind in der Nähe, aber wir müssen unsere Pflicht genauso tun, als wenn die Rebellen in Washington wären. Ich beklage mich nicht darüber, denn ich möchte alle Pflichten eines Soldaten kennenlernen.

16. Juli 1861 : Wir haben den Befehl uns marschbereit zu halten, aber wohin es gehen soll, vermag niemand zu sagen. Es werden Rationen gekocht und wir erwarten, sehr bald loszumarschieren. Es beginnt nach Krieg auszusehen und wir werden wahrscheinlich die Gelegenheit haben, unseren Brüdern aus dem Süden sehr bald einen Besuch auf dem heiligen Boden von Virginia abzustatten. Nun, ich hoffe, wir werden erfolgreich sein und die Rebellen ordentlich dreschen.

Camp Clark, 16. Juli 1861 : Hurra! Wir haben alle unsere Sachen gepackt und sind marschbereit. Unsere Brotbeutel sind gefüllt mit gesalzenem Schweinefleisch und Hartkeksen und unsere Feldflaschen mit Wasser. Heute Morgen ließ mein Hauptmann (Steere) nach mir schicken und sagte: „Korporal 64" (Das ist meine Kompanienummer, und der Hauptmann benutzt sie, um die Männer anzusprechen) „Sie sind dazu eingeteilt, mit einer Wache im Lager zu bleiben, um die Zelte und die Besitztümer der Kompanie zu bewachen, während das Regiment abwesend ist." Ich widersprach seiner Absicht und versicherte ihm schließlich, wenn er mich im Lager zurückließe, würde ich weglaufen und mich bei Einbruch der Dunkelheit dem Regiment auf der Straße anschließen. Er versuchte, mich zu überzeugen, dass ich zu zierlich gebaut sei, um zu marschieren, aber ich bestand darauf, dass ich mitgehen würde, Befehle hin oder her und er sagte mir schließlich, ich solle zu meinem Zelt gehen und meine Sachen packen und er würde einen anderen Korporal einteilen, im Lager zu bleiben. Ich packte alle Sachen von denen ich dachte, sie seien wichtig und ließ alle weiteren angesammelten Schätze in der Kompanietruhe. Unsere großen Filzhüte mit der blauen Kordel und dem Messingadler wurden in den Zelten des Stabsfeldwebels gelassen.

Kurz vor dem Aufbruch des Regiments sagte mir Hauptmann Steere, ich solle mich eiligst mit zwei Soldaten bei Oberst Slocum melden. Wir rannten hinauf zum Hauptquartier und der Oberst zeigte auf einen Zivilisten knapp außerhalb des Lagers und befahl mir, ihn zu verhaften. Der Mann rannte los und wir jagten ihm mindestens anderthalb Kilometer weit auf der New York Avenue in Richtung Stadt hinterher. Er rannte eine Treppe an der Außenseite eines Hauses hinauf und betrat das zweite Stockwerk. Wir folgten ihm, aber nachdem wir das Haus gründlich durchsucht hatten, mussten wir ohne einen Gefangenen zum Lager zurückkehren. Dieser Mann hat anscheinend ein kleines Mädchen angegriffen, welches im Lager Kuchen verkaufte und er ergriff die Flucht, als der Oberst ihn ansprach. Nach meiner Rückkehr nahm ich meinen Platz in der Reihe ein und wir begaben uns hinaus auf die Straße. Hier trafen wir die 2. New Hampshire Freiwilligen und die 71. New York Miliz, die zusammen mit den 1. und 2. Rhode Island Regimentern eine Brigade unter dem Kommando von Oberst Ambrose E. Burnside vom 1. Rhode Island bilden sollen. Ein Offizier der regulären Armee hat sich unserem Regiment angeschlossen. Er kommt aus Rhode Island und ist der Sohn unseres Feldarztes Francis L. Wheaton. Sein Name lautet Frank Wheaton und soweit wir wissen, soll er unser Oberstleutnant werden. Er ist ein gutaussehender Kerl und sieht so aus, als könne er kämpfen.

Wir marschierten durch Washington und Menschenmengen betrachteten uns von den Bürgersteigen und den Häusern aus und schließlich erreichten wir die Long Bridge und setzten nach Virginia über. Dies ist mein erster Besuch des „Old Dominion" und alles hier weckt mein Interesse. Am Kopf der Brücke auf der Virginia-Seite liegt ein großes Fort namens Fort Runyon. Wir sahen mehrere Forts auf den Hügeln und überall Soldaten. Es war fast dunkel, als wir die Brücke überquerten, also war unser Marsch kurz.

Wir lagern an einem kleinen Ort namens Annandale und unser Regiment hat seine Waffen auf einer großen Wiese zusammengestellt. Hier standen zahlreiche Lattenzäune und wir hatten bald mehrere Feuer brennen und kochten Kaffee in unseren Tassen. Das Neue an dieser Szene interessierte mich sehr und ich genoss es, am Abend bei einem Feuer zu sitzen und darüber zu spekulieren, was wohl am Morgen geschehen möge. Da wir keine Zelte bei uns tragen, lagen wir auf unseren auf dem Boden ausgebreiteten Gummidecken und schliefen tief und fest.

17. Juli 1861 : Als ich heute Morgen erwachte, fühlte ich mich ein wenig steif und meine Kleidung war nass vom Tau. Aber die heiße Sonne trocknete bald unsere Decken und nach einem Frühstück aus dem Inhalt unserer Brotbeutel begaben wir uns wieder auf die Straße und setzten unseren Marsch fort. Kompanie "D" unter Hauptmann Steere wurde als Flankenschutz für die Brigade eingeteilt und während die Truppen auf der Straße marschierten, gingen wir durch die Felder zur Rechten der Kolonne. Es war ein großartiger Anblick: die lange Linie der Soldaten mit ihren glänzenden Gewehrläufen und ab und zu bewegte sich eine Geschützbatterie zwischen zwei Regimentern. Unsere Kompanie marschierte in einer Reihe an der Flanke, mit Zwischenräumen von mehreren Schritten zwischen den Männern. Wir versuchten, in Sichtweite der Straße zu bleiben, aber das gelang uns nicht immer, da wir öfters durch dichtes Gehölz mussten. Auf dem Weg fanden wir einen alten Bahndamm und noch nie habe ich irgendwo üppiger wachsende Brombeeren gesehen. Wir hielten an, aßen so viele wir wollten und marschierten dann weiter. Gegen Mittag verließ ich mit zwei weiteren Männern die Linie und begab mich auf einen Hügel, wo wir links hinter uns einen Kirchturm und mehrere Häuser sahen. Ich dachte, es sei Fairfax Court House und rief Hauptmann Steere, der die Landschaft mit seinem Fernglas begutachtete. Der Hauptmann ließ die Kompanie antreten und ein Karree bilden. Auf diese Weise marschierten wir den Hügel hinab auf das Städtchen zu und betraten es durch eine Seitenstraße. Als wir die Hauptstraße erreichten, sahen wir eine Anzahl von Tornistern, welche die Rebellen weggeworfen hatten und unsere Jungs wollten anhalten und sie untersuchen, aber der Hauptmann ließ die Kompanie weitermarschieren und wir waren bald auf der Hauptstraße und im Zentrum des Dorfes. Wir warteten einige Minuten, bevor wir die Spitze der Hauptkolonne die Straße hinaufkommen sahen. Eine Rebellenflagge wehte über dem Gerichtsgebäude, aber keiner von unseren Jungs dachte daran, sie vor der Ankunft des Regiments herunterzuholen. Die Flagge wurde schließlich eingeholt von Andrew McMahon von Kompanie "A" der 2. Rhode Island Freiwilligen. Hier schlossen wir uns wieder unserem Regiment an und Kompanie "D" schlug ihr Lager im Hof des Anwesens auf, das vorher vom Rebellengeneral Beauregard bewohnt worden war.

Ich fand einen Verpflegungsbericht, in dem die Anzahl der Männer und der Zeitpunkt, wann gestern die Verpflegung ausgegeben wurde, verzeichnet waren. Ich gab ihn Hauptmann Nelson Viall und er schickte ihn an General Hunter. Einige der Männer versuchten, sich Zugang zu den Häusern zu verschaffen, aber die Offiziere setzten dem bald ein Ende, jedoch nicht, bevor bereits ein Klavier demoliert und in den Hof geschleppt worden war. Soldat Thomas Parker aus unserer Kompanie "D", ein alter englischer Soldat, der an der Krim gedient hat, kam die Straße herab mit einer großen Bibel unter einem Arm und einem Bild von General Washington unter dem anderen. Hauptmann Viall sah ihn und schickte ihn zurück zu dem Haus, um die Dinge zurückzubringen. Das Einzige, was ich mir nahm, war ein alter Hahn und ich hatte meine liebe Not, ihn zu fangen. Ich jagte ihn im Hof herum, bis er unter eine Kornkrippe rannte. Leander Shaw, ein Soldat aus unserer Kompanie, kroch auf Händen und Knien unter die Krippe und zog ihn heraus. Wir töteten ihn und rupften ihm hastig die Federn aus. Nachts steckte ich ihn in einen Kessel und war einverstanden, auf ihn aufzupassen, während er kochte. Da ich kein Salz hatte, konnte ich nur Hartkekse zu dem Mahl beisteuern und irgendwann spät in der Nacht weckte ich meinen Kumpel Fred. A. Arnold und einige anderen und wir versuchten, den Hahn zu essen. Aber er war zäh und wir mussten aufgeben. Ich legte mich bei einem Zaun zum Schlafen nieder, in der Gewissheit, dass ich sehr wenig vom Kochen von Hähnen verstand.

20. Juli 1861 : Heute verließen wir Fairfax Court House und schlugen einige Kilometer weiter, nahe Centreville, unser Lager auf. Hier errichteten wir uns Schutzdächer aus Kiefern- und Zedernzweigen und nannten das Lager „Bush Camp". Hier haben wir unseren ersten feindlichen Schuss gehört und wir fragen uns, was wohl noch kommen wird.

21. Juli 1861 : Heute Morgen gegen 02.00 Uhr verließen wir „Bush Camp", marschierten den Hügel hinab, durch Centreville und sahen, dass der Wald vollgestopft war mit Wagen und Truppen, die nicht rechtzeitig aufgebrochen waren. Das 2. Rhode Island verließ bald die Hauptstraße und bog nach rechts auf einen Waldpfad ab, der durch viele Hindernisse versperrt war. Da wir die Brigade anführten, fiel uns die Aufgabe zu, den Weg freizuräumen und es war harte Arbeit. Gegen 09.00 Uhr am Vormittag erreichten wir Sudley Church und ein weit entferntes Geschütz erschreckte uns, aber wir begriffen nicht, dass unsere erste Schlacht so unmittelbar bevorstand. Wir nahmen eine Seitenstraße, die an einem Wäldchen vorbeiführte und legten eine gewisse Strecke zurück, wobei die Männer sich die Zeit mit Gelächter und Scherzen vertrieben und gelegentlich zum Beerenpflücken anhielten.

Als wir eine Lichtung erreichten und durch einen Balkenzaun von unserer linken Flanke getrennt waren, wurden wir mit einer Musketensalve begrüßt, die jedoch so hoch abgefeuert war, dass alle Kugeln über unsere Köpfe flogen. Ich erinnere mich, dass meine erste Empfindung Erstaunen über das eigenartige Pfeifen der Kugeln war und dass das Regiment sich sofort zu Boden warf, ohne auf Befehle zu warten.

Oberst Slocum gab das Kommando: „Nach links in Gefechtslinie - MARSCH!" und wir begannen mit der Überquerung des Feldes. Einer unserer Jungs namens Webb stürzte vom Zaun und zerbrach sein Bajonett. Das sorgte für einige Belustigung, denn selbst jetzt waren wir uns nicht bewusst, dass wir unmittelbar davor waren, an der Schlacht teilzunehmen.

Als wir den Zaun überstiegen, flohen die Rebellen einen Abhang hinunter zum Wald, nachdem sie wenige, vereinzelte Schüsse abgefeuert hatten. Wir rückten nach zum Kamm des Hügels und eröffneten das Feuer. Unsere Batterie wurde zu unserer Rechten in Stellung gebracht und antwortete der Rebellenartillerie, welche ihre Granaten in unsere Linie schoss. An das, was jetzt folgte, habe ich nur noch eine sehr vage Erinnerung. Ich erinnere mich, dass meine glattläufige Muskete dermaßen verschmutzt wurde, dass ich gezwungen war, den Ladestock gegen einen Zaun zu schlagen, um die Kugel in den Lauf zu rammen und ich tauschte die Muskete bald gegen eine andere. Vor unserer Linie befand sich ein Heuhaufen und einige der Jungs suchten hinter ihm Schutz. Der Einschlag einer feindlichen Granate bedeckte die Männer mit Heu und sie erhoben sich und nahmen wieder ihre Plätze in der Linie ein. Um diese Zeit nahm Soldat Thomas Parker aus Kompanie "D" einen Gefangenen, einen Soldaten des „Louisiana Tiger" Regiments, und als er ihn nach hinten brachte, wurde er von Oberst Slocum angesprochen.

Oberst Slocum hatte einen Balkenzaun vor unserer Front überquert und war näher an den Kamm des Hügels herangerückt als der Rest des Regiments. Als er zurückkehrte und gerade dabei war, über den Zaun zu klettern, fiel er neben dem Regiment auf die Seite. Da ich zu diesem Zeitpunkt der am nächsten zu ihm stehende Mann war, richtete ich ihn auf, war aber nicht in der Lage, ihn von der Erde hochzuheben. Als ich nach Hilfe rief, ließ Soldat Parker seine Waffe fallen und kam zu meiner Unterstützung. Zusammen trugen wir ihn zu einem kleinen Haus zur Linken der Linie, legten ihn auf den Boden und riefen nach Oberst Burnside, Feldarzt Francis L. Wheaton und den Geistlichen Thorndike Jameson, welche innerhalb weniger Augenblicke kamen, da eine Feuerpause im Gefecht eingetreten war. Der Geistliche Augustus Woodbury und der Assistenzarzt James Harris von der 1. Rhode Island Milizabteilung waren bereits zugegen.

Mit dem Schwamm aus meiner Mütze wusch ich das Blut von seinem Kopf und sah, dass die Kugel eine Furche von hinten nach vorne durch seine Schädeldecke gezogen hatte, aber nicht stecken geblieben war. Sein Fußknöchel war ebenfalls getroffen und wies zwei Verwundungen auf. Obwohl er nicht in der Lage war zu sprechen, schien er doch bei Bewusstsein und auf meine Bitte hin nahm er seine Hand von seinem verwundeten Kopf. Wir entschieden uns, ihn zu einem Ambulanzwagen zu bringen und ich hob mit dem Schraubenzieher meiner Waffe die Tür aus den Angeln und half dabei, ihn auf dieser Tür zum Ambulanzwagen zu tragen.

Das 2. Regiment kämpfte etwa 30 Minuten lang ohne Unterstützung, bis der Rest der Brigade nach vorne gebracht wurde und die Schlacht in voller Stärke losging. Das 8. Georgia Regiment stand direkt vor uns und ihm wurde die Wohltat unseres Feuers zuteil. Kugeln und Granaten schlugen ständig in oder nahe unserer Linie ein und die Truppen gerieten in beträchtliche Unordnung. Da ich meine eigene Kompanie aus den Augen verloren hatte, schloss ich mich Kompanie "F" unter dem Kommando von Leutnant William B. Sears an und blieb bei ihr, bis die Schlacht endete und wir uns zurückzogen, um unsere Munition aufzufrischen.

Gegen 15.00 Uhr nachmittags verschwand der Feind vor uns und das Feuer ebbte ab. Wir dachten, wir hätten einen Sieg errungen. Die Verwundeten wurden versorgt und dann erreichte uns der Befehl, uns zu einem Wäldchen hinter uns zurückzuziehen und unsere Patronenkästen wieder aufzufüllen.

Im Wald fanden wir das 1. Rhode Island mit zusammengestellten Musketen und einige der Männer kochten Essen. Ich traf Freunde im 1. Regiment und gratulierte ihnen zu unserem Sieg, da ich vom letztlichen Ausgang der Kämpfe des Tages noch nichts ahnte. Das Feuer, welches sich allmählich wieder gesteigert hatte, schien jetzt näher zu sein und bald kündete eine Granate, die im Wald landete, davon, dass der Feind den Kampf wieder aufgenommen hatte.

Ich vermag die Ursachen der folgenden Geschehnisse nicht zu erklären. Die Wälder und Straßen waren bald überfüllt mit fliehenden Männern und unsere Brigade wurde nach vorne beordert, um den Rückzug zu decken, welcher nun eindeutig nicht mehr zu stoppen war. Oberstleutnant Frank Wheaton, der nach dem Ausfall von Oberst Slocum das Kommando übernommen hatte, stellte das Regiment hinter einem Zaun zur Linken unserer ersten Position auf. Das Feld war bald frei von Truppen, mit Ausnahme unserer Brigade, von der alle außer dem 2. Rhode Island weiter hinten hinter dem Kamm des Hügels positioniert waren. Die Rebellen kamen in hervorragender Ordnung heran und schoben zwei leichte Feldgeschütze nach vorne. Wir empfingen ihr Feuer und hielten sie solange in Schach, bis die Brigade ihren Marsch begonnen hatte, dann folgten wir und verließen als Letzte das Feld. Die Rebellen folgten uns für eine kurze Strecke und beschossen unsere Nachhut mit Granaten, aber schließpich konnten wir unseren Marsch ungestört fortsetzen, bis wir die Gegend der Brücke über den Bach Cub Run erreichten. Hier eröffnete eine Rebellenbatterie vom Rande des Waldes aus das Feuer auf uns und die wilde Flucht begann. Die Brücke war bald unpassierbar, da die Wagen sie versperrten und hier verloren wir fünf der Geschütze, die zu unserer Batterie gehören. Viele Männer wurden hier getötet und verwundet und Panik schien sich jedes Mannes zu bemächtigen.

Da die Organisation unseres Regiments jetzt auseinandergebrochen war, suchte ich nach einer Stelle zum Überqueren des Baches, weil ich nicht wagte, es über die Brücke zu versuchen. Ich sprang in den Wasserlauf, hielt meine Waffe über meinen Kopf und mühte mich auf die andere Seite, wobei mir das Wasser bis zur Hüfte stand. Nach der Überquerung sammelte sich das Regiment allmählich wieder und wir setzten unseren Marsch nach Centreville fort, wo wir Oberst Blenkers Truppen quer über die Straße aufgestellt sahen, um den Rückzug zu decken. Wir passierten ihre Reihen und betraten unser altes Lager „Bush Camp" in dem Glauben, der Rückzug sei jetzt zu Ende.

Erschöpft, hungrig und durchnässt legten wir uns nieder, nur um gegen 23.00 Uhr nachts geweckt zu werden, um unseren Marsch nach Washington inmitten eines Regengusses fortzusetzen. Das Regiment verließ das Lager, marschierte in guter Ordnung nach Fairfax Court House und ruhte sich in den Straßen aus. Gruppen von Soldaten eilten vorbei und die Straßen waren mit Wagen verstopft. Nach einer Rast von wenigen Minuten machten wir uns wieder auf den Weg und in der Dunkelheit, dem Regen und dem Gewimmel brach die Organisation bald ziemlich auseinander.

Den Horror dieser Nacht kann ich nicht genau beschreiben. Ich litt unsägliche Qualen durch Durst und Erschöpfung, aber mit meinem Munitionskästchen und meine Muskete umklammernd schleppte ich mich weiter. Viele Male setzte ich mich nieder in den Schlamm, entschlossen, keinen Schritt weiter zu gehen und bereit zu sterben, um mein Elend zu beenden. Aber bald kam ein Freund des Weges, drängte mich zu einer weiteren Anstrengung, und ich schleppte mich einen weiteren Kilometer vorwärts. Bei Anbruch des Tages konnten wir die Dächer von Washington sehen und welch willkommener Anblick waren sie!

Gegen 08.00 Uhr erreichte ich Fort Runyon nahe der Long Bridge, gab meine Muskete einem Offizier, der die Waffen einsammelte, betrat ein Zelt und war bald eingeschlafen. Gegen Mittag erwachte ich und versuchte, zusammen mit meiner Kompanie die Long Bridge zu überqueren, fiel jedoch entkräftet zu Boden, bevor wir die Washingtonseite erreichten. Meine Offiziere setzten mich freundlicherweise in einen Armeewagen und ich wurde ins Lager gebracht, wo ich mich nach etwas Ruhe und ärztlicher Zuwendung rasch erholte und meinen Dienst wieder aufnahm.

Die Verluste des Regiments in dieser katastrophalen Angelegenheit betrugen 93 Tote, Verwundete und Vermisste. Unter dieser Zahl waren vier tote Offiziere, namentlich Oberst John S. Slocum, Major Sullivan Ballou, Hauptmann Levi Tower und Hauptmann S. James Smith. 26 Soldaten wurden getötet oder tödlich verwundet. Meine Kompanie "D" verlor vier Tote, drei Verwundete, von denen einer gestorben ist, und einen Vermissten.

Nach seiner Rückkehr von der Schlacht von Bull Run bezog das 2. Rhode Island Regiment das alte Lager bei Gales Wood und wurde reorganisiert. Oberstleutnant Frank Wheaton wurde Oberst, Hauptmann William H.P. Steere aus Kompanie "D" wurde Oberstleutnant, und Hauptmann Nelson Viall aus Kompanie "C" wurde Major.

25. Juli 1861 : Die 1. Rhode Island Milizabteilung verließ uns heute Nacht in Richtung Heimat, ihre Dienstzeit ist abgelaufen. Wir fühlten uns einsam als wir sie zum Depot abmarschieren sahen, während wir hier bleiben und weiterkämpfen müssen. Sie tauschten ihre Springfield-Gewehre gegen unsere Glattläufe bevor sie gingen. Soweit ich weiß, sollen wir die Baracken von Camp Sprague beziehen.

27. Juli 1861 : Wir sind jetzt in den Baracken bei Camp Sprague, aber das Gerücht geht um, dass wir bald in ein neues Lager einrücken sollen.

30. Juli 1861 : Nichts, außer Drill und Wachdienst. Selbst die Schlacht von neulich ist bereits ein alter Hut. Einige unserer Männer wurden durch die Aufregung tatsächlich verrückt. Ich habe meine Kräfte wiedererlangt und denke, dass ich ohne große Probleme an einem weiteren Feldzug teilnehmen kann.

06. August 1861 : Alle Kranken unseres Regiments wurden heute unter der Leitung des Sanitätsoffiziers Francis L. Wheaton fortgebracht. Heute sammelten wir unsere Habseligkeiten zusammen und machten uns auf den Weg nach einem kleinen Ort namens Brightwood in etwa sechs Kilometern Entfernung. Wir marschierten durch die 7th St. Road und nachdem wir das Hotel von Brightwood passiert hatten, schwenkten wir auf einen Feldweg und schlugen unser Lager auf dem Farmgelände eines gewissen Herrn Ray auf.

Der Tag war furchtbar heiß und wir litten sehr unter unseren vollgepackten Tornistern. Hier werden wir ein dauerhaftes Lager errichten und wir werden mit anderen Regimentern zu einer Brigade zusammengelegt.

11. August 1861 : Unser Lager mit dem Namen „Camp Brightwood" liegt in Maryland, knapp außerhalb der Grenze des District of Columbia und es befindet sich an einer Straße, die in der einen Richtung nach Rockville und in der anderen Richtung nach Bladensburg führt. Heute empfingen wir eine ordentliche Anzahl Rekruten für unser Regiment. Ich hatte Postendienst bei der Straße, als sie ankamen.

30. August 1861 : Den Monat verbrachten wir mit harter Arbeit. Wir haben ein großes Fort errichtet und es nach unserem ersten Oberst „Fort Slocum" benannt. Die Stadt Washington ist nun von einem Befestigungsgürtel umgeben und wir denken, dass sie sicher vor Angriffen ist. Wir haben viele ermüdende Stunden lang gegraben, aber wir spüren, dass unsere Arbeit noch von Nutzen sein wird. General Darius N. Couch führt das Kommando über unsere Brigade, die aus den 2. Rhode Island Freiwilligen, den 7. und 10. Massachusetts Freiwilligen sowie den 36. New York Freiwilligen besteht. Das Lagerleben ist eintönig, aber ich vermute, es ist fester Bestandteil der Pflichten eines Soldaten und vor unserer Heimkehr wird es wohl noch lebhaft genug hergehen. Nun, es ist alles für die Union.

1. September 1861 : Heute wurde der Sold ausbezahlt.

Sonntag, 29. September 1861 : Heute Morgen wurden Gottesdienste abgehalten und heute Nachmittag trafen wir Vorbereitungen zum Aufbruch, allerdings kamen die entsprechenden Befehle nicht und so verbleiben wir im Lager. Ein wundervoller Tag, klar und sonnig. Habe von zuhause ein Päckchen voll mit guten Dingen erhalten, die sich jedoch nicht lange hielten.

30. September 1861 : Das Regiment hat wieder seine Sachen gepackt und sich marschbereit gemacht. Lauben wurden niedergerissen, Bettzeug ausgeleert und das Stroh verbrannt und nachts formierten wir uns marschbereit in Linie. Nachdem wir eine Stunde in Linie gestanden hatten, kam der Befehl, die Männer wegtreten zu lassen.

1. Oktober 1861 : Warten noch immer auf den Abmarsch. Das Gerücht geht um, die Rebellen seien auf die Forts nahe der Chain Bridge vorgerückt, hätten sich aber ohne anzugreifen wieder zurückgezogen. Kompanie "D" trat letzte Nacht ihren Postendienst an. Da ich einer der Korporale der Fahnenwache bin, ging ich nicht mit ihnen, aber am Nachmittag des Ersten brachte ich ihnen die Post hinaus.

7. Oktober 1861 : Wir haben einen schweren Sturm mit Regen, Donner und Blitzen. Kompanie "D" tut Dienst als Lagerwachen. Das Regiment wurde durch einen von General McClellans Stabsoffizieren inspiziert. Die Arbeit an Fort Slocum geht weiter. Beim Graben wurde eine Eisenerzader entdeckt. Einige der Forts halten Zielübungen mit ihren schweren Geschützen ab. Die Zelte leckten und wir wurden nass.

10. Oktober 1861 : Wir haben gerade von der Ankunft der 4. Rhode Island Freiwilligen in Washington gehört. Die Kastanien werden reif und jeden Tag haben wir welche im Lager. Die Kakis werden auch langsam essbar und wir sammeln sie, wenn wir welche finden.

11. Oktober 1861 : Heute Morgen beschaffte ich mir einen Passierschein und besuchte das Lager der 4. Rhode Island Freiwilligen. Ich begab mich nach Camp Sprague, wo ich Batterie "E" der leichten Artillerie von Rhode Island antraf und nach Frank Butts schicken ließ, der dort als Korporal dient. Dann ging ich zum Lager des 4. Rhode Island und nachdem ich der Wache meinen Passierschein gezeigt hatte, wurde ich zum Feldwebel der Wache, dann zum Offizier der Wache und schließlich zum Offizier vom Dienst geschickt, der mich schließlich passieren ließ. Dieses Regiment trägt hübsche Uniformen, die Offiziere goldene Epauletten und die Feldwebel wollene. Es war ein ziemliches Spektakel für mich, da unser Regiment nie versucht hat, sich sonderlich fein zu kleiden.

Gouverneur Sprague war im Lager zugegen und die Kapelle spielte bei der Parade. Ich sah mehrere von meinen Freunden aus Pawtuxet.

Sonntag, 12. Oktober 1861 : Namen der Männer in Messe Nr. 5:

Korporal Elisha H. Rhodes

Korporal William C. Webb

Soldat George F. Phillips

Soldat Thomas W.D. Markham

Soldat Noah A. Peck

Soldat Cyrus W. Johnson

Soldat Sidney M. Turner

Soldat Hollis H. Martin

Soldat John C. Tiffany

Soldat William A. Turner

Soldat William E. Reynolds

Gestern hatten wir einen weiteren Alarm und erhielten den Befehl zum sofortigen Abmarsch, aber die Order wurde widerrufen. So langsam nerven mich Marschbefehle und ich wünsche mir, wir könnten uns endlich bewegen, denn wir sind bereits seit zwei Monaten in Camp Brightwood und ich kenne jeden Baum in einem Umkreis von drei Kilometern.

Ich versehe den Postdienst für Kompanie "D". Jeden Abend gehe ich zum Zelt des Hauptmanns, sortiere die Briefe und trage sie ins Lager. Die Männer drängen sich um mich während ich die Namen auf den Umschlägen verlese. Einige sehen zufrieden aus, nehmen ihre Briefe und gehen in ihre Zelte, während andere in enttäuschtem Ton fragen, ob ich sicher bin, dass ich nichts für sie habe. Pfarrer Jamesons Frau und Tochter sind bei ihm im Lager. Wir erwarten, am nächsten Dienstag unsere Fahnen aus Kalifornien zu erhalten. Eine Parade beschließt diesen ruhigen Sonntagabend.

Pfarrer Jameson predigte heute Vormittag, und General Don Carlos Buell und sein Stab waren interessierte Zuhörer. Gouverneur Sprague erreichte uns letzten Dienstagabend. Das Regiment nahm mit der Kapelle Aufstellung und empfing ihn mit den gebührenden Ehren. Er hielt eine Ansprache, die laute Jubelrufe hervorrief. Er ist bei unseren Männern sehr beliebt.

Das Armeeleben ist nicht so unangenehm wie ich es mir vorstellte und ich hoffe, dass ich bereit bin, meine ganze Pflicht zu tun, bis zum Tode, wenn nötig. Ich vertraue darauf, dass ich leben und, wenn es sein muss, sterben werde wie ein christlicher Kämpfer.

16. Oktober 1861 : Wir haben soeben unseren so genannten „California Oven" aufgebaut, um unser Zelt zu wärmen. Er besteht aus einem großen, mit Steinen bedeckten Loch in der Mitte des Zelts, das über einen Kanal oder eine Passage verfügt, mittels derer der Rauch abziehen kann, sowie einem zweiten Kanal, der einen Luftzug hereinlässt. Die Kanäle liegen unterirdisch und wir haben den obersten Stein des Ofens weggelassen, um Holz hineinwerfen zu können. Er funktioniert gut und hält uns sehr warm.

Bischof Clark aus Rhode Island kam heute an, gerade als wir zur Parade aufmarschierten. Er wandte sich an das Regiment und sagte uns, dass es Hauptmann Steere, der abwesend ist, besser geht, und dass er bald wieder zu uns stoßen wird.

Wir haben täglich Bataillons-Drillübungen und sie werden für gewöhnlich mit doppeltem Tempo absolviert.

Donnerstag, 17. Oktober 1861 : Heute um 13.00 Uhr marschierten die Regimenter etwa fünf Kilometer in die Umgebung des Columbia College, wo wir uns den anderen Regimentern der Brigade (7. & 36. New York) anschlossen und von General Darius N. Couch, unserem Brigadekommandeur, gedrillt wurden. General Buell war anwesend, und beide Offiziere gratulierten Oberst Wheaton und seinem zweiten Regiment zu ihrer Professionalität. Wir kamen gegen Einbruch der Dunkelheit zurück und als die Linie entlassen wurde, trat ich aus Versehen in ein Loch und verdrehte mir den Knöchel.

Mir wurde gesagt, seit dem Mexikokrieg habe in den Vereinigten Staaten keine Drillübung auf Brigadeebene mehr stattgefunden. Es war ein schöner Anblick, so viele Truppen beim Manöver auf der weiten Ebene zu sehen.

Freitag, 18. Oktober 1861 : Da ich lahm bin, war ich heute vom Dienst bei der Fahnenwache entschuldigt und hatte somit eine gute Möglichkeit, die Übergabe der Flaggen, die von in Kalifornien lebenden Rhode Island-Stämmigen gespendet wurden, zu sehen. Um 13.00 Uhr formierte sich unser Regiment in Linie, wobei die Männer ihre besten Uniformen und weiße Handschuhe trugen. Das 4. Rhode Island und eine Artilleriebatterie aus Pennsylvania waren zu unserer Linken. Die Generäle Buell und Couch sowie viele andere Offiziere waren anwesend.

Die Truppen wurden von Gouverneur Sprague besichtigt, gegen 15.00 Uhr erschienen Präsident Lincoln und seine Gruppe und eine weitere Besichtigung durch den Präsidenten fand statt. Die Fahnen wurden durch Gouverneur Sprague überreicht. Die Trommeln wurden gerührt und die Batterien feuerten einen nationalen Salut ab. Dann stellte sich das Regiment dicht zusammen, Bischof Clark hielt eine Ansprache und ein anwesender Geistlicher sprach ein Gebet. Es war bereits dunkel, als wir entlassen wurden und uns zurück zu unseren Zelten begaben, um unser Abendessen einzunehmen, während die Offiziere und Gäste Oberst Wheaton zu seinem Quartier begleiteten, wo es Truthahn zu essen gab. Das Essen für uns Soldaten bestand aus Reis.

Wir hatten heute einen regelrechten Feiertag, quasi einen 4. Juli, und ich habe ihn sehr genossen.

Oberst Wheaton ließ eine begrünte Laube errichten und sie mit Flaggen schmücken, wodurch sie zur malerischen Szenerie beitrug. Das Regiment sah hübsch aus mit seinen neuen Gürteln und Messingschnallen. Der Oberst überreichte den Mitgliedern der Fahnenwache neue weiße Handschuhe.

Sonntag, 20. Oktober 1861 : Heute wurden die regulären Gottesdienste gehalten. Feldwebel Andrew Bates und Korporal William Baker vom 4. Rhode Island waren heute bei mir und wir besuchten Fort Slocum, das mit seinen durch die Schießscharten drohend auf uns herabblickenden großen Eisengeschützen sehr kriegerisch aussieht.

Hauptmann Edward H. Sears hat das Kommando über Kompanie "D" niedergelegt und einen Posten als Oberleutnant in einer der Rhode Island Batterien angenommen. Wir vermögen nicht zu sagen, wer unser neuer Hauptmann sein wird. Wir hätten gerne, dass Leutnant William Ames befördert wird, aber wir fürchten, dass diese Hoffnung enttäuscht werden wird.

Montag, 21. Oktober 1861 : Kompanie "D" hat heute Postendienst. Ich fuhr hinaus zur Linie auf einem Gepäckwagen, der ihre Rationen transportierte, und verteilte die Post.

Mittwoch, 23. Oktober 1861 : Kalt und regnerisch. Es passiert nicht viel, und die Jungs sitzen über ihren Feuern in den Zelten.

25. Oktober 1861 : Noch immer sehr kalt. Leutnant Ames hat ein Paket Decken aus Rhode Island erhalten und sie an unsere Kompanie verteilt. Mehrere Päckchen sind angekommen und eines von ihnen ist für mich. Die Päckchen werden alle nach Spirituosen durchsucht, bevor sie an die Männer ausgegeben werden. Ich stimme dieser Maßnahme zu, da es viel Ärger vermeidet, denn einige Männer neigen dazu, sich zu betrinken, sobald sich eine Möglichkeit bietet.

Heute besuchte ich Fort Slocum. Einige vom 4. Rhode Island Regiment kamen heute in unser Lager.

Sonntag, 27. Oktober 1861 : Pfarrer Osgood aus Lynn, Massachusetts predigte heute Morgen vor dem Regiment. Bei der Parade wurde eine Meldung verlesen, in der der Tod von Oberst Baker des Kalifornien-Regiments, getötet bei Ball`s Bluff, bekannt gegeben wurde.

Die Männer haben ihre Zeit heute damit verbracht, ihre Freunde in anderen Bereichen des Lagers zu besuchen. Neue Uniformjacken wurden heute ausgegeben, aber da noch nicht alle Kompanien diese erhalten haben, trugen wir sie bei der Parade noch nicht. Ich mag die Rhode Island Bluse noch immer am liebsten, da sie locker sitzt und bequemer ist.

Wir machen das Beste aus unserer Lage und sind inzwischen recht einfallsreich darin, alle möglichen Annehmlichkeiten für unsere Zelte zu erfinden.

30. Oktober 1861 : Heute hatten wir eine schöne Drillübung. Die Übung fand nahe den Kalorama Heights statt und die folgenden Regimenter nahmen teil: 2. Rhode Island, 7. Massachusetts, 36. New York, 1. U.S. Chasseurs (65. New York), 23. Pennsylvania, 61. New York und die 1. Long Island Freiwilligen. Die 6. Pennsylvania Kavallerie „Rush`s Lancers" wurde zur gleichen Zeit gedrillt. Ein Sturmangriff der Reiterei erstaunte uns ziemlich, aber ich bevorzuge es, zu Fuß zu kämpfen, mit einer guten Muskete in der Hand. Unser Regiment übte die Karreeformation, um der Kavallerie widerstehen zu können und wir denken, wir sind in guter Verfassung für den Armeedienst.

Das Geschwätz in den Zeitungen über die Armee widert uns an. Wenn diese zuhausegebliebenen Helden einmal hierher kämen, würden sie ihre Meinung über die Armee und ihre Manöver ändern.

Dienstag, 5. November 1861 : Zu meiner großen Überraschung ließ Oberst Wheaton heute nach mir schicken und fragte, ob ich gerne als Sekretär dem Hauptquartier unserer Division, kommandiert von General Don Carlos Buell, zugeteilt werden möchte.

Natürlich sagte ich ja und so wurde die entsprechende Nachricht abgefasst und bei der Parade verlesen. George Clendennin, dessen Platz ich einnehme, ist zum Oberstabsfeldwebel im zweiten Regiment ernannt worden.

Ich betrachte meine Ernennung als eine Beförderung und mit Sicherheit als einen großen Gefallen, denn sie entbindet mich sowohl vom nächtlichen Dienst als auch von den Drillübungen. General Buells Hauptquartier befindet sich in Zelten auf einem Feld nahe dem Lager und eines der Zelte wird mir als Büro zur Verfügung gestellt. Der General ist zweifellos ein guter Soldat, aber meiner Meinung nach wohl auch ein strenger Zuchtmeister, denn er verlangt von den Sekretären, stehen zu bleiben, während er im Bürozelt verweilt. Aber er ist freundlich zu mir und ich mag seine Art. Also für die nächste Zeit erstmals ein Lebewohl an die 2. Rhode Island Freiwilligen und ich werde meine Pflicht in meiner neuen Stellung tun, denn abgesehen von der Befriedigung das Richtige zu tun, weiß ich, dass ich im Falle guten Verhaltens weitere Gefälligkeiten und vielleicht eine Beförderung erhalten werde. In der Nähe unseres Hauptquartiers befindet sich Herrn Rays Haus, und ich finde es angenehm, ihn gelegentlich zu besuchen.

9. November 1861 : General Buell wurde heute von seinem Kommando über die Division entbunden und nach Westen geschickt.

10. November 1861 : Heute Morgen kam General Erasmus D. Keyes an und übernahm das Kommando über die Division. Als er das Zelt betrat, erhoben wir uns, salutierten und blieben danach stehen, so wie wir es bei General Buell getan haben. Der General sagte: „Setzt euch Jungs und kümmert euch um eure Arbeit. Ich will nicht, dass ihr für mich aufsteht. Wenn ich hereinkomme, sagt einfach >Guten Morgen, General<, ich werde sagen >Guten Morgen, Jungs<, und das ist alles, was ich verlange." Wir waren etwas überrascht, denn beide Generäle entstammen der regulären Armee, und wir dachten, alle Regulären seien gleich. Wie auch immer, wir sind zufrieden mit unserem neuen Befehlshaber und erwarten, eine angenehme Zeit mit ihm zu haben. Wir haben bisher noch nicht alle seines Stabes gesehen, aber Hauptmann Charles C. Suydam und Leutnant Bradbury C. Chetwood haben sich bereits gemeldet. Hauptmann Suydam wird Stellvertreter des Generaladjutanten sein und Chetwood Flügeladjutant des Generals.

Der Hauptmann ist ein großer, zart gebauter junger Mann und von Beruf Rechtsanwalt. Er ist sehr freundlich zu uns und da ich unter ihm dienen werde, habe ich ihn mir sehr genau angesehen.

Täglich wird eine Wache von den Truppen abgestellt, um beim Hauptquartier Dienst zu tun. Es gibt drei Brigaden in der Division, jeweils kommandiert von General Darius N. Couch, John J. Peck und L.P. Graham. Die 6. Pennsylvania Kavallerie und vier Pennsylvania Batterien sind an die Division angeschlossen. Eine rechte kleine Armee in sich selbst.

Hauptquartier Keyes' Division, Washington, D.C., Sonntag, 24. November 1861 : Während der letzten Woche hat General Keyes sein Hauptquartier nach Washington verlegt und wir befinden uns jetzt an der Ecke Pennsylvania Avenue und 19th Street im vierten Stock des Gebäudes, das vormals von McClellan belegt wurde. Wir kamen in Gepäckwagen an und brachten nur unsere Schreibpulte und unseren Tisch mit. Möbel werden demnächst hier eintreffen, wenn wir welche auftreiben können.

Heute habe ich einen Spaziergang auf dem Gelände des Präsidenten unternommen und danach das Lager des Michigan-Kavallerieregiments besucht. Obgleich ich täglich Soldaten sehe, üben sie noch immer eine gewisse Faszination auf mich aus und ich verpasse keine Gelegenheit, ein Lager zu besuchen. Mein Rückweg führte mich am Washington Monument vorbei und ich bewunderte seine großartige Architektur, obwohl es noch unvollendet ist. Wenn es jemals vollendet wird, wird es ein würdiges Monument für den „Vater unseres Landes" sein.

Ich habe heute nicht am Gottesdienst teilgenommen, da mich die Arbeit im Büro bis nach der Kirchenstunde beschäftigt hat. Ich erwarte jedoch, ab dem nächsten Sonntag regelmäßig am Gottesdienst teilnehmen zu können und ich weiß, dass ich es genießen werde, da ich schon seit fünf Monaten keinem Gottesdienst in einem Gebäude mehr beigewohnt habe.

6. Dezember 1861 : Keyes` Division ist von General McClellan besichtigt worden. Ich nutzte die Gelegenheit, um Camp Sprague zu besuchen und einige meiner Freunde von Batterie "G" zu treffen.

Sonntag, 8. Dezember 1861 : Warm und angenehm. General Keyes hat ein Haus im selben Block gemietet, in dem sich auch das Hauptquartier befindet und teilt sich den Haushalt mit einigen Mitgliedern seines Stabes. Fräulein Nellie Keyes, seine Tochter, wohnt bei ihm zuhause.

Sonntag, 22. Dezember 1861 : Es ist warm und angenehm. I ritt heute hinaus nach Camp Brightwood und besuchte die 2. Rhode Island Freiwilligen. Auf dem Rückweg zurück hielt ich bei Camp Sprague und besuchte die Rhode Island-Jungs von der dort stationierten Batterie.

Im Hauptquartier ist ein Tag ziemlich genau wie der andere. Wir haben einen Raum, in dem vier von uns „Sekretären" schlafen: Korporal Elisha H. Rhodes, Soldat George Reading von den 1. Long Island Freiwilligen, Soldat Isaac Cooper von den 62. New York Freiwilligen und Private_____ von den _____ Freiwilligen. In dem Raum haben wir vier eiserne Bettgestelle mit guten Matratzen, die wir uns von einem benachbarten Dachboden geborgt haben. Dort wurden sie von den vorigen Besitzern dieses Gebäudes gelagert, die eine Mädchenschule betrieben. Der Tisch, den ich benutze, trägt die Inschrift:

„Nellie Gwin ist mein Name,

Amerika mein Land,

Kalifornien meine Heimat,

Gesegnet von Gottes Hand."

Wir stehen um 07.00 Uhr auf und gehen hinüber zu einem gegenüberliegenden Restaurant um zu frühstücken. Nach dem Frühstück rauchen wir. Um 09.00 Uhr beginnen die Bürostunden und prompt kommt der General. Den Tag über begibt sich der General manchmal hinaus ins Lager und viele Offiziere werden im Büro vorstellig. General Couch ist besonders gemütlich und sehr freundlich zu uns Sekretären. Die morgendlichen Berichte der Brigadehauptquartiere beginnen so gegen 10.00 Uhr einzutreffen. Es gibt 13 Infanterieregimenter, ein Kavallerieregiment und drei Batterien in der Division. Meine Aufgabe ist es, die morgendlichen Berichte zusammenzustellen und um 15.00 Uhr werden sie zu General McClellans Hauptquartier geschickt.

Nach 15.00 Uhr sind die Bürostunden vorüber und wir begeben uns zu unserem Mittagessen. Den Abend hindurch muss ein Sekretär im Büro verbleiben und die Anderen sind frei zu gehen, wohin es ihnen beliebt. Für diese Arbeit erhalte ich meinen Korporalssold, 13.00 $ pro Monat, 30 Cent pro Tag für Verpflegung und 35 Cent pro Tag für weitere Dienste. Davon können wir sehr gut leben.

Wir haben Zeit, die interessanten Orte der Stadt zu besuchen und ich habe ein Pferd, das ich nach Belieben benutzen kann. Ich unternehme oft Ausritte zu den Lagern und fühle mich langsam richtig heimisch auf einem Armeepferd.

Gewöhnlich nimmt Briefeschreiben meine Abende in Anspruch, obwohl ich gelegentlich einen Abend mit jungen Damen verbringe, deren Bekanntschaft ich gemacht habe.

30. Dezember 1861 : Heute Nachmittag sah ich den General alleine im Büro, und ich ging zu ihm und sagte: „ Herr General, ich möchte nach Hause." „Sie möchten nach Hause? Und weshalb?" erwiderte er. Da mir keine Entschuldigung einfiel, sprudelte ich heraus: „Ich möchte meine Mutter sehen." „Ist sie krank?" fragte er. „Nein" antwortete ich, „ich hoffe nicht." Dann fragte er mich, wie lange ich schon nicht mehr zuhause gewesen sei und ob ich jemals so lange von daheim weg gewesen sei. Ich sagte ihm, dass ich seit sieben Monaten in der Armee diene und noch nie alleine solange von zuhause weg gewesen sei. „Nun" sagte der General, „Sie sind ein guter Junge gewesen und Sie sollen zehn Tage Urlaub bekommen." Also habe ich meine Papiere zurechtgemacht und werde aufbrechen, sobald sie unterzeichnet sind.

31. Dezember 1861 : Heute nach den Bürostunden ritt ich zu Camp Brightwood und mein Hauptmann Stephen H. Brown unterzeichnete meinen Urlaubsschein. Oberst Wheaton inspizierte die 36. New York Freiwilligen und ich ritt hinüber zu ihrem Lager. Der Oberst befestigte sehr freundlich seine Zustimmung an dem Schriftstück, das ich anschließend zum Brigadehauptquartier im alten Brightwood Hotel brachte. General Couch versah die Papiere zuerst mit der Bemerkung, sie seien nicht in der vorgeschriebenen Form ausgestellt, als ich ihm aber erklärte, ich hätte das Formular aus den U.S. Armeebestimmungen herauskopiert, hängte er einen weiteren Vermerk mit seiner Zustimmung an.


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