Читать книгу True - Wahrheit - Ella Frank - Страница 10

Kapitel 3

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„Dad ist schon mal dabei“, sagte Tate später am Abend, als er in seiner Hosentasche nach dem Haustürschlüssel kramte. Es war kurz vor halb sieben und die klare Abendluft begann sich kalt anzufühlen, jetzt wo die Sonne untergegangen war.

„Und er bringt noch jemanden mit. Gut gemacht, Will“, sagte Logan und kam hinter ihm die Treppen hoch, bis er so nah hinter Tate stand, dass er seine Wärme durch die Kleidung hindurch spürte. „Morgen frage ich Cole. Allerdings sehe ich bei den Madisons kein Problem. Der einzige Grund, warum wir jedes Jahr dort gelandet sind, war, dass unser Apartment so klein gewesen ist. Jetzt können wir uns die Festtage aufteilen. Weihnachten dann bei ihnen wie immer, und Silvester in der Hütte mit den Kindern und einem großen Lagerfeuer. Wie klingt das?“

Perfekt, dachte Tate, schloss die Tür auf und öffnete sie. Er sah über die Schulter hinweg zu Logan. „Das klingt großartig. Ich kann es gar nicht abwarten, es allen an Thanksgiving zu sagen.“

„Geht mir genauso. Ich bin aufgeregt“, sagte Logan, als sie hineingingen.

„Ja?“

„Natürlich. Warum klingst du so skeptisch?“

Tate zuckte mit den Schultern und drehte sich zu Logan um, der sich an die Tür gelehnt hatte. „Nicht skeptisch. Ich erinnere mich nur an eine gewisse Unterhaltung, die wir hatten. Über dich, mich und ein Standesamt …“

Logan rollte mit den Augen. „Ich bin immer noch der Meinung, dass eine schnelle, ungeplante, unkomplizierte Sache viel einfacher wäre, als eine richtige Hochzeit. Rachel und Cole haben das gemacht. Stell dir vor, wie verrückt alles wird, wenn wir ihnen davon erzählen.“

Tate lachte. Er wusste, dass Logan recht hatte. Dennoch schüttelte er den Kopf. Sie hatten sich auf dem Weingut darüber unterhalten. Doch je näher die Ankündigung rückte, desto mehr zeigte Logan Anzeichen von Beklemmungen bei Worten wie Hochzeit und Zeremonie.

„Ich heirate dich nicht in dem gleichen Gerichtsgebäude, in dem du jeden Tag arbeitest, Logan. Ich will unsere Freunde und Familien dabei haben und du möchtest das auch. Das hast du mir gesagt.“ Tate hielt inne und fügte dann hinzu: „Ich liebe dich und will, dass sie wissen, wie sehr.“

Logan stieß sich von der Tür ab. Als sie sich an den Zehenspitzen berührten, zog er einen Finger von oben nach unten über Tates Jacke. „Wie könnte ich jemals Nein zu dir sagen, wenn du so ein Süßholzraspler bist?“

„Ich sage nichts als die Wahrheit.“

„Was der Grund ist, dass ich zugestimmt habe, erinnerst du dich? Du warst ziemlich überzeugend an dem Abend“, sagte Logan und sie beide warfen ihre Schlüssel auf den Tisch am Eingang.

„Hm. Du denkst also, dass es dir gefallen wird, ein Ehemann zu sein?“

„Nein“, sagte Logan. „Ich werde es lieben, deiner zu sein.“

Tates Grinsen kam prompt – und albern, da war er sich sicher. „Meiner. Das gefällt mir.“

„Gut, denn das ist ja schon seit dem ersten Gin Tonic, den du mir serviert hast so.“

„Nein. Ich habe meine Meinung geändert“, sagte Tate und schüttelte den Kopf. „Verdammt, ich liebe es.“

„Wirklich?“ Logan lachte und dieses sinnliche Grinsen ließ Tates Schwanz aufhorchen und strammstehen.

„Genau. Der sexyste Mann in der Bar … halt Moment. Der sexyste Anti-Ehe-Mann in der Bar, der am Ende mein Verlobter ist. Diese Story muss man einfach lieben. Tatsächlich denke ich, dass mich das zum überzeugendsten Mann weit und breit macht.“

„Ich weiß nicht recht“, sagte Logan und kam näher. „Ich denke, es ist ungewiss, wer der Überzeugendste ist, weil ich, du weißt schon, den Hetero dazu gebracht habe, zuzugeben, dass er es liebt, mich zu küssen.“

„Ich liebe noch viel mehr als das und danke Gott dafür. Anderenfalls würde in der nächsten Minute die Tatsache, dass du mir gerade die Jeans aufknöpfst, vielleicht ein bisschen unangenehm sein.“

Logan knabberte an Tates Lippen und dann brummte er tief in der Kehle: „Unangenehm wäre das allerletzte Wort, das ich verwenden würde, wenn ich beschreiben sollte, was ich fühle, wenn ich dir an die Wäsche gehe, Mr. Morrison.“

„Ach ja?“, sagte Tate. Mit dem Hacken stieß er an die Treppenstufe, wobei er etwas aus dem Gleichgewicht geriet. „Dir ist aber bewusst, dass wir oben ein schönes, großes Bett haben, oder?“

„Schon. Aber das ist zu weit weg“, beschwerte sich Logan und legte seine Finger um Tates Erektion.

„Verflucht …“ Tate stöhnte. Er konnte fühlen, wie die Erregung von ihm Besitz ergriff, wie immer, wenn Logan so war wie jetzt. „Nach oben“, sagte er nochmal und griff nach Logans Hand. Er war entschlossen, nicht splitterfasernackt auf den Treppenstufen zu enden.

Er zog ihn ins Schlafzimmer, wo sie sich fertig ausziehen konnten. Tate kickte sich die Schuhe von den Füßen und dann warf er seine Lederjacke über das Bettende. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Logan sich an den Türrahmen lehnte und ihn beobachtete.

„Was ist das für ein Blick?“

Logan leckte sich über die vollen Lippen und fuhr mit seinem Blick an ihm herunter. Tates Schwanz wurde hart wie Stahl.

„Einer, der sagt, dass ich damals in der Bar nie, nicht in einer Million Jahren gedacht hätte, dass wir eines Tages hier landen würden.“

„Im selben Schlafzimmer?“, spöttelte Tate und seine Hose fiel auf den Boden. „Also das ist eine glatte Lüge. Du hast von der ersten Sekunde an darauf hingearbeitet.“

„Verlobt“, stellte Logan klar und kam näher. „Ich hatte keine Zweifel, dass du in meinem Schlafzimmer enden würdest. Oder in meinem Bett. Oder in mir, wo wir schon darüber sprechen.“

„Ziemlich arrogant, oder?“

„Hab ich denn unrecht?“, fragte Logan und kam vor ihm zum Stehen.

„Nein. Aber du bist arrogant.“

„Und trotzdem liebst du mich“, sagte Logan. Er ging ins Badezimmer. „Das ist auch der Grund, warum du mich heiraten wirst.“

Tate grinste und zog sich das T-Shirt aus. Als er komplett nackt war, ging er ins Bad. Logan war gerade fertig, sich die Zähne zu putzen. Sein Pullover lag im Wäschekorb, aber ansonsten war alles perfekt an seinem Anwalt.

Tate lief über die beheizten Bodenfliesen durch das Bad und Logan beobachtete ihn im Spiegel. Tate liebte es, wenn Logan so war. Still und raubtierhaft. Und jetzt, als Logan sich umdrehte und seinen Hintern ans Waschbecken lehnte, sah er Tate an, als sehe er ihn zum allerersten Mal.

„Komm her“, sagte Logan und krümmte den Zeigefinger in einer lockenden Geste.

Tate zögerte nicht, bewegte sich die paar Schritte, die er brauchte, bis er zwischen Logans Beinen stand.

„Ich liebe das“, sagte Logan und legte die Arme um Tates Taille. „Wenn du nackt bist und ich nicht. Es ist so verflucht heiß.“

Tate rieb seine Erektion gegen den steifen Schwanz in Logans Jeans. „Wirklich? Hätte ich gar nicht vermutet.“

Logan schob ein Bein zwischen seine Oberschenkel und dann kniff er ihn in die Rundung seines Hinterns. „Klugscheißerischer Arsch.“

„Er ist ziemlich knackig. Willst du rein?“

Logan stöhnte und schob seinen Unterleib nach vorn. „Fuck, Tate.“

„Genau das hatte ich im Sinn. Dich. Wie du mich fickst. Jetzt.“

„Himmel“, sagte Logan und schloss die Augen, als Tate die Hüften gegen seine schob. „Wie, nach all der Zeit, bringst du es fertig, dass ich innerhalb von Sekunden den Verstand verliere?“

Tate atmete schwer an Logans Lippen. Er griff hinunter, um dessen Jeans zu öffnen. „Ich habe keine Ahnung, aber glaub mir, es beruht auf Gegenseitigkeit. Ich will dich in mir. Hier, wo ich dich dabei beobachten kann.“

Logans Lider flogen auf und die Augen leuchteten. Als Tate seinen Mund mit einem heißen Kuss nehmen wollte, klingelte eines ihrer Handys.

„Ignorier es“, sagte Logan. So verlockend das auch war, Tate konnte es nicht. Er wusste, dass es Robbie aus der Bar sein könnte, oder Logans Büro.

„Das geht nicht.“

„Du machst wohl Witze.“

„Logan … zwei Minuten?“, sagte Tate, wobei er zögerlich losließ und zur Tür ging.

„Ich gebe dir eine Minute“, rief Logan, als Tate zu seinem Handy ging, um festzustellen, dass es nicht seins war, das klingelte.

„Hey? Es ist deins. Willst du, dass ich es hierlasse?“

„Sagt dir die Nummer was?“

Tate sah auf das Display, aber die Nummer hatte er noch nie zuvor gesehen. „Nein. Lass mich schnell nachsehen, wer es ist.“

„Wenn du dich nicht beeilst, bringe ich ganz allein zu Ende, was du angefangen hast, Tate.“

Als er das Gespräch annahm, betrat Tate wieder das Bad, und fand Logan ohne Hemd dabei vor, wie er gerade die Dusche anstellte. „Hallo?“

„Sieh an, sieh an. Das ist eine nette Überraschung“, erklang eine weibliche Stimme. „Ich hatte nicht angenommen, dass du das Gespräch annehmen würdest, mein Hübscher.“

Tate musste bei dieser Begrüßung nicht fragen, wer am anderen Ende war. Er griff nach einem Handtuch, denn es fühlte sich falsch an, mit Evelyn Mitchell zu telefonieren, während er so nackt war, wie Gott ihn erschaffen hatte.


Logan sah, wie Tate sich ein Handtuch um die Hüften wickelte und zieh dich aus mit dem Mund formte.

Ins Telefon sagte er: „Evelyn. Wie geht es dir?“

Logans Rücken versteifte sich bei der Erwähnung ihres Namens, und ein anderer, bedeutungsvoller Teil von ihm wurde schlaff. Mit der Hand zeigte er Tate an, das Gespräch zu beenden.

„Ich bin nicht hier“, flüsterte er im gleichen Moment, in dem Tate: „Ja, er ist hier, Moment“, sagte.

Logan fluchte, ging aber zu Tate hinüber.

„Tut mir leid“, sagte er, als Logan seine Finger um das Handy legte.

Logan schenkte Tate ein dünnlippiges Lächeln. „Nein, schon okay. Lass mich das erledigen, während du duschst. Wir sehen uns im Bett.“

Tate verzog das Gesicht, lehnte sich aber vor und küsste Logan auf die Schläfe. „Okay. Aber ich brauche nicht lange.“

Logan nickte, dann verließ er das Badezimmer. Er fragte sich, warum Evelyn wohl anrief. Ganz zu schweigen davon, von wo sie wohl anrief, da es nicht ihr Telefon war, von dem der Anruf kam.

Genervt von der Unterbrechung nahm er das Telefon ans Ohr und sagte: „Evelyn, wem kann ich die Schuld für diese unerwartete Freude geben?“

Als ihr Lachen aus dem Handy schallte, ging Logan die Treppe hinunter ins Wohnzimmer und von dort in die Küche.

„Wirklich Logan, so unhöflich. Kann eine Mutter nicht einfach ihren Jungen vor den Feiertagen anrufen?“

„Eine Mutter kann das, ja“, sagte Logan, während er nach einer Flasche Bourbon griff. „Du … nie.“

Evelyn schnalzte mit der Zunge, Logan schenkte sich einen Finger breit von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit ein und kippte den Drink herunter. Als sie nichts weiter sagte, seufzte er. „Geht es dir gut? Brauchst du etwas?“

„Oh, nein, nein. Nichts dergleichen. Mir geht es gut.“

Als sie inne hielt, lehnte sich Logan an die Arbeitsfläche und rieb sich mit der Hand übers Gesicht. Er wartete ab, denn bei Evelyn musste mehr dahinter stecken. Das tat es immer.

„Es ist nur … ich bin in der Stadt und nächste Woche ist Thanksgiving …“

Ah, daher weht der Wind. Logan schloss die Augen und zählte von zwanzig rückwärts, während er sich vorstellte, wie Evelyn sich mit der Hand durch das rabenschwarze Haar fuhr. Auf diese vorsichtige und doch ungerührte Art, die ihr innewohnte. Er hatte sie seit Monaten nicht gesehen. Doch nachdem sie erst vor kurzem telefoniert hatten, dachte er, dass er erst nach den Feiertagen wieder von ihr hören würde. Das Letzte, was er wollte, war, ihr Tates Vater vorzustellen. Und Cole und Rachel? Scheiße, so hatte er sich Thanksgiving nicht vorgestellt. Nicht in diesem Jahr.

„Ich weiß nicht, Evelyn. Wir haben etwas vor, Familie kommt vorbei …“

„Ich mache auch keine Umstände“, sagte sie und Logan kniff sich in die Nasenwurzel. Er betete um Geduld und dann dachte er an den Mann, der oben auf ihn wartete. Der Mann, der jedem eine zweite Chance gab, wenn auch nur der geringste Anlass zur Hoffnung für denjenigen bestand. „Ich könnte auch etwas mitbringen“, fügte sie hinzu.

„Du kannst nicht kochen.“

„Nein. Aber ich könnte doch etwas kaufen. Einen Kuchen? Einen Auflauf? Alkohol?“

Logan schüttelte den Kopf und fragte sich, wann er zu so einem Idioten geworden war. Denn er hörte, wie er antwortete: „Genau. Bring viel Alkohol.“ Gott weiß, ich werde ihn brauchen.

Am anderen Ende der Leitung herrschte erst Ruhe. Dann sagte Evelyn: „Meinst du das ernst? Darf ich kommen.“

Ich muss den Verstand verloren haben. „Ja. Du darfst kommen.“

„Oh gut! Ich verspreche, mich von meiner besten Seite zu zeigen.“

Nun, wenn man bedachte, dass er schon für das Essen und den Raum für den Festtag sorgen würde, konnte Logan tatsächlich nicht erkennen, was sie womöglich anrichten konnte, aber … „Lass uns keine Versprechungen machen, die wir vielleicht nicht halten können.“

Evelyn ließ einen aufgeregten Laut vernehmen.

Logan ratterte die neue Adresse für sie herunter und fügte hinzu: „Alle werden so um zehn Uhr morgens hier sein.“

„Oho, Wicker Park? Sehr nett.“

Logan konnte sie sich nur zu gut wie eine Cartoonfigur vorstellen. Wie sich ihre Augen rundeten und Dollarzeichen darin auftauchten.

„Evelyn?“

„Ja, Hot Wheels?“

Logan wollte ihr noch sagen, dass sie ihm das bloß nicht versauen sollte, aber er biss sich auf die Zunge und sagte: „Wir sehen uns dann Donnerstag.“

„Ich kann es kaum erwarten. Und sag deinem gutaussehenden Mann, wenn ich noch etwas anderes mitbringen soll, soll er es mich wissen lassen.“

Logan machte einen unbestimmten Laut und beendete das Gespräch.

Nachdem er das Handy auf die Arbeitsplatte in der Küche gelegt hatte, ging er wieder nach oben. Er dachte, dass diese Unterhaltung ihn sentimental gemacht haben musste, denn ein Teil von ihm, ein winzig kleiner, war tatsächlich glücklich darüber, dass Evelyn dabei war, wenn sie allen ihre Neuigkeiten verkündeten.


Tate trat aus der Dusche und hörte, wie Logan wieder ins Schlafzimmer kam. Er fragte sich, in welcher Stimmung er seinen Verlobten vorfinden würde. Schnell trocknete er sich ab und schlang sich das Handtuch um die Hüften. Er ging ins Schlafzimmer. Logan war dabei, die Überdecke zurückzuziehen. Dann zog er die Schuhe und die Jeans aus. Jetzt stand er dort in seinen engen Retropants und Tate konnte sich nicht länger zurückhalten. Er ging zu ihm und fuhr mit der Handfläche über Logans tollen Hintern. Währenddessen lehnte sich Logan rückwärts an ihn. Tate küsste ihn unter dem Ohr. „Alles in Ordnung?“

„Hm?“

„Mit Evelyn, alles klar soweit?“

„Oh, ja. Alles in Ordnung“, sagte Logan und drehte Tate das Gesicht zu. „Aber nur, dass du es weißt. Es ist deine Schuld, dass sie Thanksgiving auch kommt. Du hast mir das Telefon gegeben.“

Normalerweise bekam Logan immer Kopfschmerzen, wenn es um seine Mutter ging, doch momentan sah es fast so aus, als wäre er glücklich darüber. Als wäre es in Ordnung für ihn, dass Evelyn am Feiertag zu Besuch kam.

„Du hast sie also eingeladen? Das überrascht mich. Vielleicht ist es ja eine gute Sache für euch beide. Bist du nicht derjenige, der mir immer sagt, ich könnte nicht herausfinden, wie die Dinge laufen, bevor ich es nicht versucht hätte?“

Logan schüttelte den Kopf, wobei Tate die Arme um ihn legte und mit den Fingern den Rand der Unterhose entlang fuhr.

„Stimmt. Aber das gilt nicht für Evelyn. Ich weiß nämlich schon, wie die Dinge mit ihr normalerweise laufen.“

„Nun, vielleicht überrascht sie uns. Und denk mal darüber nach“, sagte Tate und küsste Logans Hals entlang. „Jetzt musst du sie nicht extra anrufen, um ihr unsere Neuigkeiten mitzuteilen.“

Logans Kopf sank nach hinten auf Tates Schulter. Er schob seine Finger in Logans Retropants und legte sie um den steif werdenden Schwanz.

„Neuigkeiten?“, sagte Logan seufzend. Offensichtlich waren seine Gedanken woanders.

„Genau. Die Neuigkeit, dass ihr einziger Sohn heiraten wird.“

„Das ist eine ziemlich fantastische Neuigkeit.“

Tate zog fest an seiner Erektion. „Das sehe ich auch so.“

„Oh fuck, das fühlt sich wirklich gut an“, sagte Logan.

„Wie wär’s, wenn du die Unterwäsche loswirst und ins Bett gehst?“

Logan nickte und in weniger als einer Minute waren sie beide ausgezogen und krabbelten unter die Laken. Sie legten sich nah aneinander und Tate wollte gerade fragen, warum Evelyn …

„Mhm, du fühlst dich so gut an“, sagte er, als Logan sich über ihn schob und es sich zwischen seinen Beinen bequem machte.

„Ach ja?“

Tate fuhr mit der Hand Logans Rücken entlang zu seinem Hintern und zog ihn noch näher an sich. „Absolut. Ich wollte dich eigentlich etwas fragen, aber …“

„Aber?“

„Aber jetzt weiß ich es nicht mehr. Wie machst du das bloß?“

Logan hob lediglich eine Augenbraue und Tate leckte sich über die Lippen. „Dass du mich alles andere vergessen lässt. Da bist nur du. Und ich wünsche mir dann, dass …“ Tate lachte ein bisschen über sich selbst. „Ach, schon gut.“

Logans Augen funkelten, wobei er seinen Unterleib an Tates schob. „Wenn du auch nur eine Sekunde glaubst, dass ich nicht nachfrage, dann vergiss es. Du hast es gerade fertiggebracht, dass ich mit meiner Mutter geredet habe, also schuldest du mir was. Was wünschst du dir dann, Tate?“

Tate drückte den Rücken durch und versuchte, die richtigen Worte zu finden. „Manchmal erweckst du in mir den Wunsch, dass wir die beiden einzigen Menschen auf der Welt wären. Und die Art wie du mich gerade jetzt ansiehst, Gott, Logan. Es fühlt sich an, als wäre ich der einzige Mensch in deiner Welt.“ Logan erstarrte und Tate schenkte ihm ein schiefes Lächeln. „Jetzt denkst du, ich bin durchgedreht, stimmt’s? Kitschig und rührselig.“

„Nein“, sagte Logan und schob Tate das Haar aus der Stirn. „Ich habe mich nur gefragt, wie ich jemals einen Tag ohne dich überstanden habe.“

Tate lehnte sich hoch und schloss Logans Lippen mit einem Kuss, von dem er hätte schwören können, dass er ihn bis in die Seele spürte. „Das ist besser als jeder Wunsch“, wisperte er an Logans Mund. „Das ist, was du bist. Besser als jeder Wunsch, den ich mir jemals selbst wünschen könnte.“

„Siehst du? Ich hab’s ja gesagt“, sagte Logan, ebenfalls gegen seine Lippen. „Totaler Süßholzraspler.“

Das mochte auf einige Nächte zutreffen, dachte sich Tate, während Logan sich einen Weg entlang seines Körpers herunter küsste. Doch für den heutigen Abend hatten sie genug geredet.


„Guten Morgen, Tiffany“, sagte Logan und trat aus dem Aufzug. Es war Montagmorgen und er durchquerte die Lobby von Mitchell & Madison.

„Guten Morgen Mr. Mitchell, sagte Tiffany und lächelte ihn an. Logan wollte das Lächeln gerade erwidern, als der Krach eines Schlagbohrers ertönte. Seine Schritte hielten inne und er schaute nach oben zur Decke, als ob er den lauten Störenfried mit diesem Blick zu Tode starren könnte.

Verfluchte Renovierungen. Das Hämmern und Bohren dauerte nun schon ununterbrochen einige Wochen an. Logan war schon kurz davor gewesen, eine Schachtel Ibuprofen mitzubringen, um sie beim Morgenmeeting an alle Kollegen und Mitarbeiter zu verteilen.

Vor Tiffanys Tresen blieb er stehen, seufzte und rieb sich die Schläfe. „Das wird doch nicht den ganzen Tag so gehen, oder?“

„Ich wünschte nicht. Sie waren schon dabei, als ich kam, und glaube aber nicht, dass die so schnell aufhören.“

Mist. Er spürte, wie sich die Kopfschmerzen bereits pochend zu Wort meldeten.

„Das Positive ist allerdings, dass wir diese Woche ja nur drei Tage hier sind, nicht wahr?“

„Ich nur zwei“, sagte Logan, da er Mittwoch freinehmen wollte, um Tate in der Bar zur Hand zu gehen.

„Hier.“ Tiffany griff unter ihren Tisch, und als sie ihm die Hand entgegenstreckte, erblickte Logan ein kleines Set Ohrenstöpsel darin. „Die sollten helfen.“

Logan nahm sie, hatte aber die Befürchtung, dass nichts, außer zu gehen, diesen Krach abblocken würde. „Dankeschön, ich probiere sie gern aus. Ist Cole schon aufgetaucht?“

„Nein, heute sind Sie der Erste.“

„Cleverer Mann. Er geht wahrscheinlich dieser wundervollen Geräuschkulisse am Morgen aus dem Weg.“

Tiffany lächelte. „Wahrscheinlich. Soll ich ihm sagen, dass Sie nach ihm gefragt haben, wenn er kommt?“

Logan klopfte auf das Holz vom Empfangstresen und nickte. „Das wäre großartig. Ich vermute, Sherry ist schon hier?“

„Jawohl, Sir.“

Logan hielt inne und blickte über seine Schulter. „Okay. Mr. Mitchell kann ich noch verkraften. Aber bei Sir fühle ich mich uralt.“

Sie lachte und als sie etwas erwidern wollte, ging der Schlagbohrer wieder los. Sie zuckte stattdessen zusammen und Logan winkte ihr kurz zu und lief zügig durch die doppelte Eingangstür. Er hoffte, dass in den Büros der Krach vielleicht etwas gedämpfter wäre, aber dem war nicht so. Es hörte sich fast so an, als wäre es hier noch lauter.

Er ging zu seinem Büro. Zumindest würde es das noch ein paar Wochen sein. Drinnen hängte er seinen Peacoat auf und ging zum Schreibtisch. Das laute Knattern verebbte für einen Moment, und als Logan sich setzte, schloss er die Augen und genoss die Ruhe. Er war sich klar darüber, dass sie nur kurz anhalten würde. Seine Gedanken flogen zurück zu diesem Morgen und dem Frühstück mit Tate.

Sie hatten besprochen, was sie heute Abend für Thanksgiving besorgen mussten. Logan war bewusst geworden, wie anders sein Leben jetzt war.

Statt der ewige Junggeselle zu sein, der Mann, der mit seinem Job verheiratet war und das auch liebte, war er jetzt der Mann, der auf die Uhr sah, die Stunden zählte, bis er nach Hause konnte, zu dem Mann, der auf ihn wartete. Tate. Sein zukünftiger Ehemann. Er stellte auch fest, dass er sich auf Sachen freute, von denen er nie gedacht hätte, dass sie einmal Höhepunkte in seinem Leben sein würden. Familienzeit mit Cole, Rachel und den Kindern. Umgeben von Leuten, die sie beide liebten. Tates Schwester und seine Neffen. Der ganze Familienkreis. Es war nicht gerade das, von dem er jemals gedacht hatte, dass er es haben würde. Doch er bemerkte, dass er es mehr schätzte, als er sich vorstellen konnte.

Das Leben war voller Überraschungen. Das hatte er mittlerweile gelernt. Und er wollte verdammt sein, wenn Tate nicht die allergrößte Überraschung aus dem Nichts gewesen war.

Es klopfte und Logan öffnete die Augen. „Morgen“, sagte Cole und kam mit Aktenkoffer in der Hand herein.

Logan blickte theatralisch auf seine Armbanduhr. „Wurdest du aufgehalten?“

„In der Tat. Lena hatte die Kinder gestern Abend, damit sie mit ihren Cousins und Cousinen spielen konnten. Ich habe das ausgenutzt und so gut ich konnte die Zeit mit meiner Frau genossen.“

„Das ist schön für dich, mein Bruder.“

„Ja. Das war es.“ Cole setzte sich. „Und hattest du mit Tate ein nettes Wochenende?“

„Das hatten wir, ja. Gestern waren wir bei seinem Vater, weil du ja anderweitig beschäftigt warst.“ Logan lächelte. „Tatsächlich mussten wir sowieso mit ihm reden.“

„Oh? Ist alles in Ordnung?“

Logan setzte sich aufrecht auf seinen Schreibtischsessel und nickte. „Alles in Ordnung. Doch da ist etwas, das ich dich fragen muss.“

Cole runzelte die Stirn, wobei sich seine blonden Augenbrauen zusammenzogen. „Okay?“

„Es ist nicht schlimmes. Du kannst wieder entspannter gucken.“

„Ich bin nicht unentspannt. Das ist mein Zuhörgesicht.“

Logan lachte. „Da tun mir aber die Teenager-Versionen deiner Kinder jetzt schon leid.“

Cole seufzte. „Willst du mich jetzt was fragen oder nicht?“

„Richtig. Thanksgiving. Meinst du, es würde Rachel etwas ausmachen, es dieses Jahr bei uns stattfinden zu lassen?“

„Ernsthaft? Sie wäre begeistert.“ Cole lachte leise, wobei er die Beine übereinanderschlug. „Dann muss sie nicht wie eine Verrückte die nächsten Tage putzen.“

„Mist. Daran habe ich gar nicht gedacht.“

„Also bitte. Als ob es bei dir jemals schmutzig gewesen wäre. Ihr habt keine Kinder oder Haustiere …“

„So wie ich es mag.“

„Genau. Wir sind uns all deiner Aversion gegenüber Dingen, die eventuell deinen Kleiderschrank durcheinanderbringen könnten, bewusst.“

Logan schnappte sich den roten Stressball vom Tisch und warf ihn in die Luft. „Lass mich in Ruhe, Arschloch. Ich zahle gutes Geld für diese Klamotten. Da kann ich keine schmutzigen kleinen Finger oder Tierhaare daran gebrauchen.“

„Ja. Also, Thanksgiving in Wicker Park. Wie nobel.“

„Das wird es sein, wenn deine Frau einverstanden ist, beim Kochen zu helfen. Wenn nicht, gibt’s Pizza und Bier in Wicker Park.“

„Ah, ich verstehe. Also im Grunde verlegen wir nur die Örtlichkeit.“

Logan fing den Ball und nickte. „So ziemlich. Und es sind noch ein paar mehr Leute dabei. Tate und ich dachten, es wäre schön, wenn wir beim ersten Thanksgiving in unserem Haus seinen Vater dabei hätten. Und äh, da ist noch eine Sache …“ Logan hielt inne. Er war sich bewusst, dass das wahrscheinlich nicht gut ankommen würde. Doch ihm war klar, dass er es Cole sagen musste. „Evelyn kommt auch.“

Coles Lächeln erstarb sofort. Als Logans Worte schließlich ihren ganzen Sinn ergaben, bekam er einen ungläubigen Gesichtsausdruck. Logan wollte gerade etwas Versicherndes sagen, zumindest dachte er das, als Cole aufstand. Jetzt sah er verärgert aus.

„Cole, warte mal.“

„Du musst verrückt sein, wenn du denkst, dass ich Thanksgiving mit dieser Frau verbringe“, sagte er und seine Augen verengten sich.

„Sieh mal, ich bin davon auch nicht begeistert. Aber sie ist in der Stadt, und …“

„Logan, ich werde nicht zulassen, dass meine Frau und meine Kinder den Feiertag mit der Geliebten meines Vaters verbringen.“

Erschrocken über Coles Ausbruch fiel Logan die Kinnlade hinunter. An diesen Aspekt hatte er nicht eine Sekunde lang gedacht.

„Ich kann nicht fassen, dass du gedacht hast, dass ich damit einverstanden wäre.“

„Es ist ja nicht so, als wenn ihr euch noch nie zuvor begegnet seid“, hielt Logan dagegen, wobei er langsam aufstand.

„Das ist etwas anderes. Wenn sie hier reinkommt und ich höflich sein muss, ist das etwas komplett anderes, als sich mit der Frau, die ein Kind mit meinem Vater hat, an einen Tisch zu setzen und zu Abend zu essen.“

„Hey, fick dich“, sagte Logan. Sein Temperament begann sich melden. Es war ja nicht so, als würde es für ihn selbst ein Spaziergang werden.

Cole drehte sich auf dem Absatz um und war schon auf dem Weg aus dem Büro, als Logan einfiel, was der Hauptgrund gewesen war, warum er Evelyn überhaupt eingeladen hatte. Und warum er die ganze Familie versammelt haben wollte.

„Cole“, rief Logan und ging um seinen Schreibtisch herum.

„Lass es gut sein, Logan.“

„Würdest du mal für eine Minute warten, verflucht?“

Cole erstarrte mit der Hand am Türknauf. Logan holte tief Luft. Ihm war nicht klar gewesen, wie schwierig es für Cole sein würde, Evelyn gegenüber zu stehen. Er hätte daran denken sollen. Nach Tate gab es niemanden, der in Logans Leben wichtiger war, als sein Bruder. Und wenn er vor ihm auf die Knie gehen musste, um Cole darum zu bitten, bei seiner Verkündigung dabei zu sein, dann würde er darum betteln. „Ich weiß, dass das … schwierig für dich sein muss“

Coles Schultern versteiften sich, aber Logan ließ sich davon nicht abhalten, als er sich neben ihn begab und an die Wand neben der Tür lehnte.

„Evelyn ist auch nicht gerade meine Lieblingsperson. Aber wenn du es dir recht überlegst, ohne sie hättest du mich nicht“, sagte Logan und strahlte ihn mit einem gewinnenden Lächeln an. „Und du hast mich lieb.“

Cole ließ die Hände an seinen Seiten hängen. „Ich hoffe, du hast noch ein überzeugenderes Ass im Ärmel.“

Logan zuckte mit den Schultern und schob die Hände in die Hosentaschen. „Eigentlich nur, dass Thanksgiving ohne euch nicht dasselbe wäre. Bitte. Zwing mich nicht, dich anzubetteln.“

Cole rollte mit den Augen und lächelte etwas. „Oh, keine Ahnung. Das wäre vielleicht gut für deine Charakterbildung.“

Logan legte eine Hand auf Coles Arm und sagte mit allergrößter Ernsthaftigkeit: „Ich hätte dich sehr gern dabei. Versprich mir, dass du kommst.“

Cole seufzte und nickte dann. „Okay. Wir werden da sein. Aber erwarte nicht, dass ich lieb und nett zu ihr sein werde.“

„Hm. Ich kann dir nicht einmal sagen, ob ich lieb und nett zu ihr sein kann. Es wird auf jeden Fall interessant werden.“

Cole rieb sich übers Kinn. „Tut mir leid, was ich da eben gesagt habe. Du hast mich kalt erwischt.“

„Ich weiß.“

„Es war einfach nur eine reflexartige Reaktion.“

„Ich weiß.“

„Ich würde dich um – ich will nicht sagen, nichts in der Welt – eintauschen wollen. Denn ich bin mir sicher, da gibt es irgendwas, was mich verlocken könnte.“

Logan knuffte Cole auf den Arm und während sie beide lachten, verflog die Anspannung. „Ich hätte nicht einfach davon ausgehen sollen, dass du damit einverstanden bist. Ich habe nicht nachgedacht.“

„Schon okay“, sagte Cole. „Wir kriegen das hin, da bin ich sicher.“

„Ja. Nun, ich habe ihr gesagt sie soll eine Menge Alkohol mitbringen, das sollte schon helfen. Und Tate ist unglaublich gut in …“

„Angespannten Familiensituationen?“

„Ja. Traurig, dass es so etwas überhaupt gibt, nicht wahr?“

„Ja“, sagte Cole und zuckte mit den Schultern. „Aber jede Familie hat so ihre Probleme.“

„Wohl wahr. Um wieder zum Thema zu kommen, glaubst du, dass Rachel etwas dagegen hat, wenn noch ein paar mehr Leute kommen?“

„Nicht im Geringsten. Du erinnerst dich doch an ihre orgasmische Reaktion auf euren Doppelbackofen? Ich werde sie fragen, aber ich bin ziemlich sicher, dass sie einverstanden sein wird, wenn wir ihr alle zur Hand gehen.“

„Das ist ein Argument. Bitte sag ihr, sie soll mir einfach alles mailen, was sie braucht. Wir werden es heute Abend besorgen.“

Coles Augenbraue hob sich. „Schau mal einer an, du und häuslich und so.“

„Ja, ja.“

„Noch irgendwelche anderen Bomben, die du heute noch platzen lassen willst?“

Ja, da war noch etwas, aber etwas, was nicht nur er allein tun konnte, also schüttelte er den Kopf. In dem Moment begann wieder der Schlagbohrer.

„Oh, Himmelherrgott nochmal.“ Cole stöhnte und blickte zur Decke hoch. „Ich hatte gehofft, die wären letzte Woche damit fertig geworden.“

„Offensichtlich nicht. Sieht so aus, als wärst du nicht der Einzige, der heute früh in der Stimmung zum Hämmern war.“

Cole beglückte ihn mit einem Blick, der sagte echt jetzt?. „Du hast doch die ganze Zeit nur auf eine Gelegenheit gewartet, das irgendwie zu verwenden, oder?“

„Yep“, sagte Logan und schenkte Cole ein reueloses Grinsen. „Und im Gegensatz zu dir, habe ich heute keinen einzigen Termin bei Gericht. Also dachte ich mir, nach dem Morgenmeeting den Laptop zu schnappen und in die Bar zu gehen, damit ich etwas Ruhe und Frieden habe.“

„Klar, bin mir ganz sicher, dass das dein einziger Grund ist. Soweit ich unterrichtet bin, ist dein großes, wunderschönes Haus auch ruhig und still.“

„Stimmt. Aber all das Reden über Hämmern und plötzlich will ich lieber eine Weile so tun, als ob ich arbeite und dabei auf Tates Hintern glotzen.“

„Das klingt doch schon mehr danach.“

Logan zuckte mit der Schulter. „Hey, ich hab es versucht.“

„Klar. Also, wir sehen uns in dreißig Minuten im Konferenzraum?“

„Ich werde da sein“, sagte Logan. „Wird Priester es noch schaffen?“

„Nein. Er hat angerufen. Sein Flug hat Verspätung, er kommt also etwas später.“

„Ich habe meine Nachrichten noch nicht gelesen. Das war sein letzter Flug für eine Weile, oder?“

„Das hat er gesagt. Er muss nur noch ein paar letzte Dinge in der alten Kanzlei erledigen.“

Logan nickte. „Er wird bestimmt noch öfter hinfliegen müssen, wo doch einige seiner größten Klienten in Los Angeles …“

„Das stimmt, aber nicht mehr so bald“, sagte Cole. „Sei kein neugieriger Bastard. Wendy hat seine Reisezeit und Ausgaben protokolliert. Es ist arbeitsbezogen.“

„Ich habe nichts Gegenteiliges behauptet.“

„Ich glaube, es ist schön, jemanden zu haben, der nicht so …“

„Bedürftig ist?“, schlug Logan vor.

„Nun, ich wollte es nicht ganz so harsch ausdrücken, aber da du heute so schrecklich nervig bist … genau. Und vergiss nicht: Morty Hawthorne kommt in der ersten Dezemberwoche in die Stadt.“

„Ich weiß. Abendessen am Achten. Ich habe Tate gesagt, er soll das Datum freihalten.“

„Okay, gut.“

„Es ist schwer zu glauben, dass er, seit wir angefangen haben, mit an Bord ist.“

„Ich weiß“, sagte Cole und griff nach dem Türknauf. „Schwer zu glauben, dass er unser erster Klient gewesen ist. Er war bereit, das Risiko mit uns zwei Neulingen einzugehen, die …“

„Mehr Feuer im Arsch hatten als Hirn im Kopf“, beendete Logan den Satz.

Bei Logans Imitation von einem ihrer liebsten und loyalsten Klienten begann Cole zu lachen. „Hoffentlich hat sich das mittlerweile geändert.“

„Oder ist einfach nur ausgewogener.“

„Bei einem von uns beiden jedenfalls.“

Logan zeigte Cole einen bestimmten Finger und dann deutete er mit seinem Kinn auf die geöffnete Tür. „Okay. Ich bin fertig mit dir, geh.“

Cole setzte sich in Bewegung und während Logan betrachtete, wie er den Flur entlang ging, hörte er ihn sagen: „Bin schon weg.“


„Jill? Hey, wie geht’s dir heute?“, sagte Tate in sein Handy, das er sich zwischen Schulter und Ohr geklemmt hatte, während er die Eingangstür zum The Popped Cherry aufsperrte.

Es war gerade zehn Uhr und Logan hatte eben angerufen, um zu fragen, ob er Tate dort für ein paar friedliche Stunden vor dem Öffnen treffen könnte. Friedlich hieß so viel wie überall, wo sich kein Schlagbohrer in Logans Hirn bohrte. So zumindest hatte er es Tate vermittelt. Das war verständlich, denn der Krach, den so eine Renovierung mit sich brachte, konnte jedes Hirn zum Explodieren bringen. Wenn man versuchte, sich auf den Papierkram zu konzentrieren, den Logan jeden Tag erledigte, waren Ruhe und Frieden vorzuziehen.

„Mir geht es gut, Tate. Und dir?“, fragte Jill. „Und Logan?“

Tate ging hinein und schloss die Tür. Er zog seine Jacke aus und ging die Stufen zum Erdgeschoss hinunter. „Uns geht’s sehr gut. Ich ruf nur an, um zu hören, wie es dir geht.“

Tate hatte sich selbst versprochen nicht Monate vergehen zu lassen, ohne sich bei Jill zu melden. Also hatte er sich vorgenommen, sie heute anzurufen. Seit ein paar Wochen waren die Dinge zwischen ihnen entspannter. Als er und Logan sie zu einer Abendgesellschaft besucht hatten, war er derartig mit Logan und all dem, was gerade zwischen ihnen passierte, beschäftigt gewesen, dass er sich mit seiner Schwester nicht so wirklich viel Mühe gegeben hatte, wie er es vielleicht hätte tun wollen.

„Alles bestens“, sagte Jill. „Ich war gerade dabei, ein paar letzte Besorgungen zu machen, bevor wir gehen. Du erinnerst dich doch, Sams Familie ist aus Dubuque, und wir fahren jedes Jahr an Thanksgiving zu ihnen.“

Tate hielt mitten auf seinem Weg inne, als er die Worte hörte. Wow. Er war nicht ganz sicher, warum ihn diese Neuigkeiten überraschten. Er wusste, dass sich Jill und sein Vater nicht mehr sehr nahestanden. Aber zu wissen, dass das auch die Beziehung seiner Neffen mit seinem Vater beeinflusste, tat Tate im Herzen weh. Sie hatten es verdient, ihren Großvater zu kennen.

Hm. Vielleicht könnten wir uns alle an Heiligabend bei Dad zu Hause treffen, wenn wir ihn besuchen. Ja, das ist perfekt.

„Jill“, sagte er und rieb sich den Nacken.

„Ja?“

„Habt ihr Heiligabend schon etwas vor?“

„Nein, ich glaube nicht. Wir bleiben normalerweise daheim und öffnen um Mitternacht ein Geschenk. Du weißt schon, genau wie wir es damals als Kinder getan haben.“

Tate lächelte und erinnerte sich daran, wie lange Jill sich immer Zeit gelassen hatte, um zu entscheiden, welches Geschenk sie zuerst öffnen wollte. Ich hingegen habe mir einfach das Erstbeste geschnappt, oder das größte. „Ich erinnere mich. Hör mal, warum bringt ihr nicht die Kids zu Dads Haus? Logan und ich werden da sein. Ich weiß, dass Dad sich riesig freuen würde die Jungs da zu haben.“

„Tate, ich …“

„Jill“, sagte er und unterbrach das, was eine höfliche Absage werden würde. „Mir ist klar, dass die Dinge zwischen dir und Dad über die Jahre angespannt waren, aber komm schon. Es ist Zeit, etwas zu ändern, findest du nicht auch? Wenn du und ich im gleichen Raum sein können, dann bin ich ziemlich sicher, dass du deinen Kram mit Dad auch regeln kannst.“

„Ich weiß nicht …“

Tate konnte ihre Unentschlossenheit nachvollziehen. Es lagen noch eine ganze Menge Verärgerungen, Schuldgefühle und Enttäuschungen in der Luft, rund um den Morrison Clan. Doch da lag etwas in den Feiertagen. Etwas, das mit dem Zusammensein der Menschen, die einen liebten, zu tun hatte und das sogar die unangenehmsten Situationen tolerierbar machte.

„Was hast du erst neulich zu mir gesagt?“, fragte Tate, während er hinter die Bar ging. „Verurteile die Menschen nicht so schnell. Gib ihnen die Chance, dich zu überraschen.“

„Wir reden hier nicht über Fremde, Tate. Wir reden über Dad.“

„Genau. Und wenn ich ihm den Scheiß vergeben konnte, den er zu mir gesagt hat, als ich anfing mit Logan auszugehen, dann kannst du das, was auch immer zwischen euch vorgefallen ist, auch aus der Welt schaffen.“ Es entstand eine Redepause und obwohl er es nicht aussprechen wollte, hörte er sich fragen: „Ist es wegen Mom? Seid ihr noch …“ Tate verließen die Worte und er schätzte, dass der Grund dafür wahrscheinlich war, dass er die Antwort nicht wirklich hören wollte. Er seufzte und zwang sich es, einfach auszuspucken. „Siehst du sie an den Feiertagen? Verbringt ihr Zeit miteinander?“

„Nein“, sagte Jill sofort. „Nein. Ich habe sie seit Jahren nicht gesehen. Aber du weißt, wie es war, als du gegangen bist. Die Dinge wurden wirklich … sehr schlimm.“

Mist, dachte Tate. Das muss aufhören. Die einzige Möglichkeit für sie alle, eine Art von Beziehung zueinander zu haben, lag darin, die Dinge hinter sich zu lassen. Zu lernen, wie man sich wieder vertrauen konnte und das bezog sich nicht nur auf ihn selbst. Es bezog sich ebenso auf Jill und ihren Vater.

Er lehnte sich gegen den hinteren Arbeitstresen und schloss die Augen. Er wünschte sich, dass das Leben ausnahmsweise mal einfach sein könnte. In diesem Augenblick hörte er, wie sich die Seitentür der Bar öffnete und sah, wie Logan den Raum betrat. Mit dem Aktenkoffer in der Hand und in seinem Peacoat war er der willkommenste Anblick auf der ganzen Welt.

Genau. Es war an der Zeit, die Dinge hinter sich zu lassen. Tate wollte die Anspannung innerhalb seiner Familie auflösen, ein für alle Mal. Damit er sich auf das konzentrieren konnte, was am allerwichtigsten für ihn war. Und das war, sein Leben mit Logans auf jede erdenkliche Art und Weise zu verknüpfen. Je schneller, desto besser.

„Okay, hör zu“, sagte Tate, ging den Bartresen entlang und lehnte sich darüber, damit er Logan mit einem Kuss begrüßen konnte. Als er den Kopf hob, zeigte Logan mit dem Daumen über seine Schulter auf eine der Nischen, drehte sich um und ging in die Nische, die er am liebsten hatte. „Ich würde mich wirklich freuen, wenn du und Sam an Heiligabend mit den Kids zu Dad kommen würdet. Auf diese Weise könnte ich endlich ein Weihnachten mit ihnen verbringen. Es ist so viele Jahre her, Jill. Es würde mir so viel bedeuten.“

Tates Blick lag die ganze Zeit auf Logan, der den Tisch erreicht hatte und auf die Sitzbank rutschte. Es war ihm nicht entgangen, dass Logan sich so hinsetzte, dass er nur den Kopf heben musste und, ja ganz einfach so, blickte er durch seine dunkel umrandete Brille direkt zu Tate.

„Bist du sicher, dass Dad nichts dagegen hat?“, fragte Jill und als Logan ihm zuzwinkerte, vergaß Tate, was sie gefragt hatte.

„Tate?“

„Hm? Oh, da bin ich zuversichtlich.“ Und irgendwie, tief bis in Mark, wusste Tate, dass er recht hatte. Sein Vater und Jill waren einfach nur stur. Genau wie er.

„Okay“, sagte Jill leise. Tate hatte den Eindruck, dass ihre Stimme leicht brach. „Ich glaube, sie würden das lieben. Und ich auch.“

„Gut.“

„Dann, okay. Wenn du mir noch die Zeit schreibst, werden wir da sein. Und Tate?“

„Ja?“

„Danke, dass du an uns gedacht hast. Die Jungs werden aus dem Häuschen sein.“

„Ich auch. Es ist so lange her, seit wir an den Feiertagen zusammen waren. Wir sehen uns dann.“

„Bis dann“, sagte sie und sie legten beide auf.

Als Tate das Handy auf den Tresen legte, sah Logan von seinem Laptop auf. Er musste gar nichts sagen, sein Gesichtsausdruck war eindeutig: Komm her und rede mit mir. Sag mir, was in deinem Kopf vorgeht. Und das war genau das, was Tate gestern Abend gemeint hatte. Logans Fähigkeit, alles in Ordnung zu bringen. Seine Welt ins Lot zu bringen. Einfach nur dadurch, dass er darin lebte.

True - Wahrheit

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