Читать книгу Mord im Februar - Ellen Powell - Страница 4
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ОглавлениеAls Harriet Vanhurst in »Rose Dinner« erschien und sich neben den berühmten Autoren Jacob Stroudt setzte, machte dieser kein Hehl daraus, dass er sich darüber freute. Er gab offen zu, dass er Harriet bewunderte, wie kaum eine Frau, die er in seinem Leben bisher getroffen hatte. Eine Frau mit einem starken Willen und einem warmen Herzen die zudem sehr attraktiv war. Wenn auch sehr verschroben, immerhin hatte, sie das Swanson Cottage erworben. Jacob Stroudt seufzte, sein ganzes Leben war ausgefüllt mit amourösen Eskapaden gewesen, doch nichts Ernstes in weiter Sicht.
Sie trug ein gelbes Winterkleid aus einem kratzig aussehenden Wollstoff. Es wirkte einfach und fernab aller aufwendigen Spielereien, und es klebte an ihrer schlanken Gestalt, als hätte der Couturier es ihr aufgemalt. Jacob rechnete damit, dass eine Frau wie Harriet in einem der 5th. Avenue Modeateliers kaufte. Harri kaufte im Seylfridge Kaufhaus ihre Kleidung von der Stange.
»Hallo FBI Agent Redstocke, einem Frauenzimmer Angst mit Ihren Mördergeschichten eingejagt?«
Jacob grinste: »Ich denke Sie lesen meine Bücher nicht, dafür sind Sie ja mächtig informiert.«
Harri setzte sich und pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht und zog sich die verschieden farbigen Handschuhe aus, sie hatte den linken schwarzen Handschuh verlegt.
Stroudt musterte sie. »Sie sehen fix und fertig aus, meine Liebe, schlafen Sie nicht gut in der Teufelsfalle, dem Swanson Spuckhaus?«, fragte er freundlich.
»Spuckhaus? Weil die Leute zu Misses Swanson gingen, um sich die Warzen besprechen zu lassen, heißt das nicht, dass sie verrückt war und das ihr Geist bei mir umgeht. Habe ich recht?«
Bei der frühlings Spritztour mit ihrem Morris entdeckte Harri das Verkaufsschild am Häuschen in einem entzückenden Orte in Virginia. Später erfuhr sie, dass im Cottage eine Frau namens Ernies Walker Swanson lebte, die zu dem Dachschaden am Kopf einen am Wohnhaus besaß. Zu der die Leute gingen, um sich Warzen besprechen zu lassen oder mit den Geistern Verstorbener in Kontakt zu treten. Noch die ersten Monate nach Einzug ins Haus zuckte Harriet bei jedem Knacken des Dachgebälks zusammen. Sie war so froh das es nur Ratten waren. Mit Ratten konnte sie umgehen und hatte sich zu diesem Zweck ein Gewehr gekauft. Der Grund, warum es immer noch Ratten gab, war das Harri es nicht übers Herz brachte, diese schlauen Tiere zu töten. So eklig die Biester auch waren, manche waren niedlich, wie Charly, die tollpatschige Ratte, die andauernd von den Deckenbalken plumpste sich erschrocken umsah und sich dann ins nächste Rattenloch zwängte, was nicht so einfach war Charly war eine fette Ratte.
Harri besah Stroudt wohlgefällig. Seine dunklen Augen strahlten Intelligenz aus, die Nase gerade, das Kinn stark und sein Körper nicht übel. Er war, schlank und muskulös. Harriet schielte auf seine Schuhe und war erleichtert, er trug keine grässlichen Plateauschuhe zu den Schlaghosen. Sie schlug die Beine übereinander und wippte mit dem Fuß auf und ab.
»Ich bin ihrem Geist nie begegnet«, sagte sie.
»Sie glauben nicht an Geister?«, fragte Stroudt.
»Nein.«
»Auch nicht an die Geister der Vergangenheit?«
»Wieso ist er Ihnen über den Weg gelaufen, Mister Scrooge?«
Jacob schwieg und sein Blick wirkte, traurig. Harriet tat es leid, das gesagt zu haben.
»Ja leider.« Er sah sie lang an: »Erinnerungen, manche sind angenehm und andere würde man gerne vergessen.« Stroudt schüttelte seinen Kopf. »Man kann die Zeit nicht zurückdrehen und etwas ungeschehen machen. Im Nachhinein – ist vieles einfach im Nachhinein hätte ich es anders gemacht.«
»Was, Ihrem Helden Dennis Redstocke etwas Grips mitgegeben?«
»Sie denken tatsächlich einer der erfolgreichsten Buchdetektive und FBI Special Agents ist ein Idiot?«, fragte Jacob. Er war nicht böse, obwohl er seiner erfundenen Figur, die ihm zu Wohlstand und Anerkennung verhalf, dankbar war. Es war eine Dankbarkeit, als würde Redstocke existieren. Was er bestimmt auch tat. Es war vielleicht eine andere Dimension, die sich von intensiven Gefühlen und Arbeit nährte.
»Ich bitte dich, Jacob. In deinen Krimis stolpert er andauernd über den Hinweis. Er erarbeitet ihn nicht, du wirfst ihm den springenden Punkt vor die Füße.«
Er sah Harriet lächelnd an. »Miss Vanhurst wissen Sie, als was ich meine Leser sehe?«
Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens meinte Harriet: »Sie werden sicherlich von vielen Lesern gemocht.«
»Vermutlich ja, aber noch wichtiger ist, ich sehe Dennis Redstocke als mir etwas Anvertrautes an, ich teile ihn mit den Lesern, weil er ein Dufter Junge ist und meine Leser mögen dufte Jungs und kesse Mädchen.« Er überlegte kurz. Sein Mund bildete ein sympathisches Lächeln. Er bestellte bei Patrick Dumpsy dem Wirt Tee mit Jack Daniels. »Es ist eine schwere Arbeit seine treuen Leser zufriedenzustellen. Heutzutage schreibt man Krimis eher für Kritiker, ein paar lohnende Besprechungen und schon kommen die Filmangebote herein. Kennen Sie Franz Kaffka, diesen Tschechen.«
»Ich habe einiges von ihm gelesen.«
»Er wirft nur Fragen auf, gibt keine plausiblen Antworten, wenn ich das mache, einen Redstocke Krimi ohne entlarvten Täter, die würden mich lynchen.«
»Er schrieb nicht für deine Leser.«
»Und nicht für mich. Es liegt an der Stimmung, ihn zu lesen. Genauso ist mein Dennis, es soll den Leuten ein kniffliges amüsantes Rätsel sein etwas Entspanntes, ohne anderen Anspruch als zu unterhalten. Ich bin zufrieden, wenn die Leser meinen Dennis mögen.«
»Und das tun sie ohne Zweifel Jacob, Sie haben sich ein neues Auto, einen 1916 Hillman gekauft.«
Er lachte auf. Die Kellnerin brachte den Tee und schenkte ein. Die Untertassen waren mit labbrigen Keksen in Aluminiumverpackung garniert. Jacob starrte erstaunt auf die Kekse und warf sie mit spitzen Fingern in den Aschenbecher. Er hatte Stil, fand Harri.
»Erfolg zu haben ist befriedigend. Doch ich bin nicht vermessen, die Leute kaufen meinen Dennis, weil ein Film im Kino lief und mein Verleger eine Werbeagentur bezahlt. Deswegen bin ich oft im Readers Digest Magazin. Die üblichen Fotos, ich in Tweed mit Sherlocks Pfeife im Mund, mein Schreibtisch ist mit Manuskripten und Papieren übersät. Das bin natürlich nicht ich. Ich mag keine Strickjacken und unaufgeräumten Arbeitstische und keine Flaggen an der Wand hinter meinem Schreibtisch. Aber ich spiele mit. Nur deshalb kann ich sorglos leben, habe einen guten Namen, ein recht passables Aussehen. Und meine Manieren können sich sehen lassen, ich bin nicht bei den Wölfen groß geworden.«
»Recht annehmbar übertreib nicht«, sagte Harri lächelnd. »Misses Petermen hat mir erzählt diese Alabama Washington schleppt dem furchtbaren Adams die ganzen Filmleute an, sind Sie deswegen so oft bei ihm oder ist da was dran an den Gerüchten, Sie und Alabama?«
Jacob Stroudt grinste: »Alabama ist entzückend, oberflächlich und amüsant, für eine Weile.«
Harriet nahm sich eine Zigarette aus einem silbernen Damenetui, das ihr Jacob reichte. Sie las die Initialen und fragte sich, welche E B es bei ihm vergessen hatte. Auch er nahm sich eine Zigarette und zündete sie an. Man sah ihm an, das ihm ihre Gesellschaft gefiel er ließ kleine Rauchkringel in die Luft steigen. Jacob Stroudt hatte etwas von einem Jungen an sich, auch wenn er über vierzig war, fand Harriet.
»Wenn ich mich nicht täusche, ist Mr Adams ein alter Freund, Sie kamen gerade von ihm?«
Jacob richtete sich auf. »Meine Whisky Gelage, blieben also nicht unentdeckt? Wer hat es Ihnen verraten?«
Harriet schüttelte den Kopf. »Das hat mir Ihr Auto verraten.«
»Der Motor ist noch warm? Nein das nicht.« Er grinste: »Ich bin durch den kleinen Feldweg gefahren, bestimmt klebt ganz bestimmter Matsch an den Reifen. Nein jetzt habe ich es, nur bei ihm wächst eine ganz bestimmte seltene Baumart, dessen Laub auf meiner Motorhaube klebt.«
»Ich habe Ihr Auto bewundert.«
»Bewundert, den alten Hillman?«
»Zu Ihrer Herleitung, eine Person hat in den Dreck auf der Motorhaube ein Herz gezeichnet und mit A Washington, unterschrieben.«
Jacob lachte laut auf: »In der Tat sie war draußen, sie und ein paar Freunde haben gestern Abend eine Party gefeiert. Als ich kam, machte sie sich gerade fertig. John bringt sie nach Richmond, sie dreht morgen Abend in LA.« Er wurde ernst: »Adams und ich sind zusammen am MIT gewesen. Er kam gerade aus einer gottverlassenen Gegend in Nebraska und war immer mehr oder weniger allein. Ich habe ihn unter meine Fittiche genommen, ich meine er ist ja nicht Hitler. Ich habe ihm Leuten vorgestellt. John war anständig – wenn auch etwas seltsam. Ich hatte ihn, seit den Studienzeiten nicht gesehen. Und kauft sich, der alte Wortverdreher ein Haus fast nebenan. Es ist dieses scheußliche Bungalow, Bauhausstil, eckig und flach, ein Betonklotz mit runden Bullaugen und Kacheln an den unmöglichsten Plätzen.«
»Er scheint bezüglich seiner Damenbegleitung wenig Wert auf Intelligenz zu legen, nach dem was man hört.«
»John ist ein Narr. Erinnern Sie sich noch an den Scheidungskrieg?«
Harriet runzelte die Stirn. »Scheidungskrieg?«
»Vor einem oder zwei Jahren, Jane Smithfield der Broadwaystar ist mit einem Investor auf und davon. John war bevor er, als Kritiker Erfolg hatte ein Drehbuch und Theaterautor. Bei der Scheidung wurde viel schmutzige Wäsche gewaschen. Ich hätte das Miststück mit Digitalis und Eibenkraut um die Ecke gebracht.«
»Ja ich erinnere mich dunkel. Sie überraschen mich, Eibenkraut so klassisch? Warum kein Butler, als Mörder einer kommunistischen Sekte?«
Er lachte: »Gehen Sie mal nachts durch die verrufenen Spelunken in Richmond und suchen einen vertrauenswürdigen, Sektenmörder, der für einen die Leute stilvoll, um die Ecken bringt. Nein nichts zu machen. Das Einzige was man findet ist ein betrunkener Yankee, der die Leute mit seinem Akzent umbringt.«
Harri schmunzelte und nahm schweigend die heiße Tasse Tee in ihre Hände und pustete hinein. Jacob schwieg und kippte Jack Daniels in seinen Tee. »Ich habe den Anschlag an der Kirche gelesen, ich hätte niemals gedacht, dass ausgerechnet Sie Jane Swattons unterrichten. Das Mädchen soll mehr Lehrer auf dem Gewissen haben, als die spanische Grippe. Ist sie wirklich so eine taube Nuss wie die Leute sagen?«
»Jane spielt uns hoffentlich was vor. Sie hat vermutlich keine Absicht Medizin zu studieren, sie zieht es zur Revue kann man nur hoffen. Sie wird ein Nummerngirl bei Schwergewichtsboxkämpfen.«
»Apropos Boxkampf, wussten Sie das Alabama, bevor sie zu Alabama Washington wurde, in einer Revue auftrat. Senatorin Lertingthon wollte sich wegen ihr von ihrem Mann scheiden lassen. Dann soll sie was, mit Francis Bush dem Komiker gehabt haben, er war verrückt nach Alabama. Schwirrte immer um sie herum. Die Geschichte machte damals viel Wirbel und stellen Sie sich meine Überraschung vor, das Francis Bush gestern bei der Party von Adams ist. Völlig verrückt, erst schiebt sie ihn bei Regen aus dem Haus, wie Dennis Redstocke zu sagen pflegt und ein paar Monate später sind sie die besten Freunde!«
»Sie ist sehr schön, vielleicht macht sie ihm wieder Hoffnungen«, sagte Harriet.
»Zweifellos, lange Beine und ein toller Körper und ein grässlicher Dialekt. Ganz oft muss man sie Nachvertonen hat mir gestern der Tonmann erzählt.«
»Was haben Sie eigentlich mit denen so oft im Bungalow zu tun?«
Er sah sie überrascht an: »Wie, das wissen Sie nicht?«
»Was, sollte ich wissen Jacob?«
»Adams hat die besten Verbindungen. Ich verkaufe über ihn die Filmrechte an meinem neuen Roman.«
»Wie über ihn, der Mann ist, Kritiker?«
»Er hat Kontakte zu den Fernsehstudiobossen der CNBC. Wegen der Scheidung, er behält etwas für sich und die kaufen ein Paar Drehbücher von ihm.«
»Was ist an den Vorwürfen bei der Scheidung, was dran? Die von den Studios organisierten Orgien und Drogenexzesse?«
Jacob schüttelte den Kopf: »Er hat die Sache mit den Partys wohl nur etwas aufgebauscht, um möglichst schnell geschieden zu werden. Alabama Washington stand im Startblock. Aber Smithfield hat sich gut getröstet, ihr neuer Ehemann, dieser Spencer hat mehr Geld als Verstand. Lässt sich immer, als wären wir in den zwanziger Jahren von seinem exotischen Diener, einem vierzehnjährigen philippinischen Knaben im Auto chauffieren.«
»Ich glaube ich habe sie und ihn auf einer Theaterpremierenfeier in New York getroffen. Er finanziert Theaterstücke, er hat eine Nase dafür, sagenhaft reich der Mann. Schade das sie nicht auf der Bühne geblieben ist, ich habe sie gerne gesehen. In mein Freund Bunbury war sie unheimlich gut.«
Jacob zuckte mit den Schultern.
»Und was halten Sie von dieser Alabama?«, wollte Harriet wissen.
Jacob runzelte die Augenbrauen und schüttelte den Kopf: »Die eigennützigste Seele, die ich kenne. Und hinter erfolgreichen Männern her, wie ein hungriger Hund hinter dem Knochen.«
Harriet hob die rechte Augenbraue. »Ja?«
»Ich glaube Sie sind ihr schon einmal vorher begegnet.«
»Wirklich?« Harri konnte sich nicht erinnern.
»Ja bei einer Party in Los Angeles. Jedenfalls sind Sie ein rotes Tuch für sie. Als ich Ihren Namen erwähnt habe, hat sie ein Gesicht gezogen, als sei ein Roter in das Zimmer gekommen.«
»Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, ich hoffe doch sie redet nicht schlecht von mir.«
»Was das anbelangt, sollte einer ihr das Maul stopfen«, sagte Jacob leise.
»Das wird vielleicht einer«, flüsterte Harriet.