Читать книгу Das Priestertum aller Getauften - Elmar Mitterstieler - Страница 11
ОглавлениеAus Wasser und Geist zu Priestern geweiht – die Taufweihe
Papst Franziskus hat in seinem Schreiben „Evangelii gaudium“ konzilsgemäß die hohe Bedeutung der Taufe hervorgehoben: Durch die Taufe haben wir alle in der Kirche die gleiche Würde, wir alle, Frauen und Männer, wir alle samt unseren Amtsträgern.
Jesus teilt alles mit uns
Ja, die Taufe schenkt uns ein neues, erfüllendes, wertintensives Leben. Durch die Taufe sind wir Glieder des Volkes Gottes. Das ist eine große Freude. Und zuallererst sind wir durch die Taufe Glieder Christi. Das ist eine Freude über alle Freude. Denn in seiner Liebe ist Christus gekommen, um in unserer ständig todbedrohten Existenz unser Leben und sein Leben mit uns zu teilen. Schon die Taufe Jesu (Mk 1,9 ff par; Joh 1,32) lässt uns ahnen, wie tief Jesus sich mit uns verbunden hat, um – in unserer Mitte untergetaucht in alles Unsrige – alles, was sein ist, mit uns allen zu teilen.
Im Glauben an ihn und in der Taufe auf seinen Namen, im Untertauchen in seinen Tod und in das neue Leben seiner Auferstehung verwirklicht sich unsere volle Gemeinschaft mit ihm. Wir werden zu Reben an ihm, dem Weinstock, so sehr mit ihm zusammengewachsen, dass sein Leben, sein Geist uns unaufhörlich lebenspendend durchströmen.
So teilt er alles mit uns, alles, was er hat. Er teilt sein Kostbarstes, seinen Vater und sein Vaterhaus, sein einzigartiges Sohnsein und Geliebtsein, mit uns allen, seinen zahllosen Schwestern und Brüdern. Er teilt mit uns seinen Geist, unbegrenzt, sein ganzes Leben, sein Wirken, seine Freude, seine Herrlichkeit. Auch seinen Hirtenauftrag, sein Königtum, sein Prophetenamt und sein Priestertum, teilt er mit uns allen. Bei der Chrisamsalbung im Anschluss an die Taufe (außer bei einer Erwachsenentaufe, wegen der gleich anschließend mit Chrisam gespendeten Firmung) werden die – wunderbaren, meist viel zu wenig beachteten – Worte gesprochen: „Aufgenommen in das Volk Gottes wirst du nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt, damit du für immer ein Glied Christi bleibst, der Priester, König und Prophet ist in Ewigkeit.“
Taufe = Taufweihe
Das Chrisamöl ist das Weiheöl der Kirche. Die Salbung mit Chrisam weist darauf hin, dass wir alle in der Taufe eine Weihe empfangen haben. Mehrmals gebraucht das Konzil für die Taufe die Bezeichnung „Taufweihe“ ! Die Taufe ist ein Weihesakrament, ja, sie ist das grundlegende Weihesakrament der Kirche. Alle Christen empfangen es. Priester, Könige und Propheten werden gesalbt. In der Salbung der Taufe auf den Namen Jesu, in seinem Geist, werden wir alle zu Königen und zu Propheten gesalbt und zu Priestern und Priesterinnen geweiht. Die Taufe ist unser aller Priesterweihe, die sich dann in verschiedenen Berufungen entfaltet. Deutlich sagt das Konzil: „Durch die Wiedergeburt [= die Taufe] und die Salbung mit dem Heiligen Geist werden die Getauften zu einem geistigen Bau und einem heiligen Priestertum geweiht“ (Lumen Gentium 10). So sagte schon Papst Leo († 461): „Alle, die in Christus wiedergeboren sind, macht das Zeichen des Kreuzes zu Königen, während sie die Salbung des Heiligen Geistes zu Priestern weiht.“
Menschwerdung
Die Taufe ist Quellsakrament und Angelpunkt unseres Lebens als Christen. Und unser aller Priestertum aus ihr wird sich umso vielfältiger und wirksamer entfalten, je mehr wir selbst in die christliche Grunddynamik des Teilens hineinfinden, aus der wir von Jesus unser neues Leben empfangen haben. Mensch werden im alltäglichen (!) Teilen und Schenken. In der Liebe seines niemals endenden Hinabsteigens und Menschwerdens hat sein lebenspendendes Teilen mit uns allen seinen Ursprung und will durch uns vollendet werden.
Für Reflexion und Austausch
Die Mutter Kirche wünscht sehr, dass alle Gläubigen zu jener vollen, bewussten und tätigen Teilnahme an den liturgischen Feiern geführt werden, die vom Wesen der Liturgie selbst erfordert wird und zu der das christliche Volk, „das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum [regale sacerdotium], der heilige Stamm, das Eigentumsvolk“ (1 Petr 2,9; vgl. 2,4–5), kraft der Taufe das Recht und die Pflicht hat.
Sacrosanctum Concilium 14
Die an Christus Glaubenden werden nämlich wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen durch das Wort des lebendigen Gottes (vgl. 1 Petr 1,23), nicht aus dem Fleische, sondern aus dem Wasser und dem Heiligen Geist (vgl. Joh 3,5–6), schließlich gemacht zu „einem auserwählten Geschlecht, einem königlichen Priestertum [regale sacerdotium] …, einem heiligen Stamm, einem Volk der Erwerbung … Die einst ein Nicht-Volk waren, sind jetzt Gottes Volk“ (1 Petr 2,9–10).
Lumen Gentium 9
Durch die Wiedergeburt [= die Taufe] und die Salbung mit dem Heiligen Geist werden die Getauften zu einem geistigen Bau und einem heiligen Priestertum geweiht.
Lumen Gentium 10
[Die Laien sind] als durch die Taufe Christus Einverleibte zum Volk Gottes eingesetzt und des priesterlichen, prophetischen und königlichen Amtes [munus] Christi auf ihre Weise teilhaftig geworden. …
Lumen Gentium 31
Der Heilige Geist ruft alle Menschen durch die Saat des Wortes und die Predigt des Evangeliums zu Christus; wenn er die an Christus Glaubenden im Schoß des Taufbrunnens zu neuem Leben gebiert, dann sammelt er sie zu dem einen Gottesvolk, das „ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk von ihm zu eigen genommen ist“ (1 Petr 2,9).
Ad gentes 15
Schon in der Taufweihe [baptismatis consecratione] haben sie [die Presbyter], wie alle Gläubigen, das Zeichen und Geschenk so großer Berufung und Gnade empfangen, dass sie, wenn auch in menschlicher Schwachheit, die Vollkommenheit anstreben können und müssen, nach dem Wort des Herrn: „Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Mt 5,48).
Presbyterorum ordinis 12