Читать книгу Das wunderbare Licht, in dem wir leben - Elmar Mitterstieler - Страница 6
Оглавление»Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat« (1 Petr 2,9).
»Christus liebt uns … er hat uns die Würde von Königen gegeben und uns zu Priestern gemacht für den Dienst vor seinem Gott und Vater« (Offb 1,5f.).
Vorwort
Vor 35 Jahren durfte ich, wenige Jahre nach meiner eigenen Weihe zum Presbyter, einige jüngere Mitbrüder in den Exerzitien vor ihrer Weihe begleiten. Ich erinnere mich aus diesen Tagen einzig und allein an eine Frage, die mir einer von ihnen stellte: »Warum redest du so viel von der Taufe? Wir bereiten uns doch auf die Priesterweihe vor!« Ich habe demnach meine Sichtweise auf das grundlegend Gemeinsame hin anscheinend schon sehr früh entwickelt. Sie hat mich begleitet, mich beschäftigt und sich durchgehalten auch durch 20 Jahre Spiritualstätigkeit in mehreren Priesterseminarien und ist bis heute in mir da, und zwar dringlicher denn je. Diese Sicht ist es auch, die zu der vorliegenden Veröffentlichung drängt, die immer das Gemeinsame – das Menschsein und das Christsein – als Grundlage und Quelle aller Differenzen, aller verschiedenen Berufungen und Dienste im Auge zu behalten sucht, um daraus zu leben, um daran Maß zu nehmen und Orientierung zu finden.
Mit jeder Seite, ja mit jeder Zeile des vorliegenden Buches erfülle ich mir einen lang geträumten Wunsch. Meiner inneren Vorstellung nach möchte es schon seit vielen Jahren geschrieben sein. Vielleicht ist nun doch der gegenwärtige Zeitpunkt günstig, da er uns zu manchem Umdenken zwingt. Ich bin überzeugt, dass es hoch an der Zeit ist, ernsthaft und konsequent in Reflexion und Gebet, im diskursiven Gespräch, in Leitung und Gemeinde dem hier angesprochenen Thema nachzugehen.
Uns allen in der Kirche, Großen und Kleinen, ist bezüglich unseres gemeinsamen Priestertums – sit venia verbo – der »Floh« des Neuen Testaments und des Zweiten Vatikanischen Konzils »in den Pelz gesetzt«. Er meldet sich ja immer wieder im Laufe der Kirchengeschichte, und er meldet sich wiederum gerade in unseren Tagen, ermutigt eben durch das letzte Konzil – von manchen abgeschüttelt oder möglichst gar nicht bemerkt; für manche unangenehm und möglicher Infektion verdächtig; für viele freilich immer noch so etwas wie ein kleiner Gefährte, der nicht aufhört, sich in Erinnerung zu bringen, mit Hoffnung verbunden. Man mag ihn nicht beachten wollen, man mag sich daran reiben oder ihn begrüßen. Ich selbst meine jedenfalls entschieden, dieser neu erwachten »Irritation« nachspüren und einen Verständnisvorschlag anbieten zu sollen. In der Tat geht es bei dem, was uns da in den Pelz gesetzt ist, um ein Geheimnis der »Kleinen« (Mt 18,10), die wir alle sind, Große und Kleine ausnahmslos, und damit wesentlich um die Art und Weise, wie wir Ferment und Sauerteig sind in der Welt. Wir könnten auch sagen, es handelt sich um einen verschwundenen Fluss, dessen Wiederauftauchen die Kirche im letzten Konzil wahrgenommen und als Quelle neuen Lebens zu fassen begonnen hat.
Die folgenden Seiten beanspruchen nicht mehr, als ein Versuch zu sein. Ein Versuch, den ich sehr dringlich ins Gespräch oder zur Diskussion stellen möchte. Denn ich bin überzeugt, dass dieses Anliegen unter uns allen in der Kirche schon geraume Zeit in Bewegung kommen will.
Zu besonderem Dank bin ich meinem Freund Univ.-Prof. Dr. Martin Hasitschka SJ, Professor für Neues Testament an der Theologischen Fakultät Innsbruck, verpflichtet, der mir seine sorgfältigen exegetischen Arbeiten – zum Großteil noch vor ihrer Drucklegung – großzügig zur Verfügung gestellt hat. Ohne die verlässlichen Ergebnisse dieser Arbeiten wäre mir die Abfassung des vorliegenden Buches nicht möglich gewesen. Den vielen, im Orden und außerhalb, die mich durch Ermutigung und Anregungen unterstützt haben, bin ich sehr zu Dank verpflichtet, auch wenn ich sie hier nicht namentlich nennen kann.