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2. Die Welt als Bühne
ОглавлениеSchon die alten Ägypter und ebenso die Griechen und Römer wussten es: Die Welt ist eine Bühne! Brot und Spiele hieß die Parole, wobei zunächst der Effekt gemeint war, das gemeine Volk durch Brot und Spiele vom eigentlichen Ernst des politischen Lebens abzulenken. Im Mittelalter war uneingeschränkte Prominenz nur den Oberhäuptern der Kirche vorbehalten, im Feudalismus bestenfalls Hochwohlgeborenen und deren Mätressen. Das änderte sich erst mit dem Aufstieg des Bürgertums. Nun war es möglich, allein durch eigene Leistung auf sich aufmerksam zu machen, sei es als Künstler, Wissenschaftler oder Erfinder. Bekannt wurde jeder, der sich durch etwas Besonderes hervorgetan hatte.
Ich, ich, ich
Heute ist das ganz anders. Heute kann jeder, der was auf sich hält – und das tut inzwischen jeder – von heut auf morgen zum Star werden. Einfach deshalb, weil es nichts mehr gibt, was nicht Einzug ins Fernsehen hält. Ganz gleich, ob Big Brother-Star, Castingshow-Teilnehmer oder Literat, alle werden nach den Gesetzen der Unterhaltungsbranche in Szene gesetzt. Dabei ist Vordrängeln oberstes Gebot und jeder, der nicht pausenlos Ich, ich, ich schreit, hat von vornherein schlechte Karten. Denn selbst wirklich bedeutende Persönlichkeiten müssen sich, wollen sie von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, den Gesetzen der Mediengesellschaft unterwerfen.(1) Das hat zur Folge, dass der Andrang derer, die sich um die Gunst des Publikums bewerben, so groß geworden ist, wie noch nie. Niemand sieht mehr durch, wer oder was wirklich gut ist, was literarisch wertvoll ist oder künstlerisch anspruchsvoll. Niemand ist mehr in der Lage, die Spreu vom Weizen zu trennen. Nicht in einer Zeit, die vom Mainstream lebt, vom kurzlebigen Trend und dem gerade In-Sein. Selbst Jesus, so hieß es einmal treffend im Spiegel, käme heute nicht umhin, sich zu Beckmann oder Maybrit Illner zu setzen, um für seine Sache zu werben. Vorausgesetzt, er würde überhaupt eingeladen (wohl eher nicht, weil man die Allgemeingültigkeit und Tiefe seiner Ideen nicht begreifen könnte, und selbst wenn, dann würde er uns schwächlich erscheinen, als Spinner oder gar als Opfer.)
Die Promi-Falle
Viel eher sind Leute unser Vorbild, die uns zeigen, wie wir im alltäglichen Häuserkampf der Mediengesellschaft bestehen können. Dieter Bohlen zum Beispiel. Er macht es vor, wie ’s geht: laut, ordinär und beleidigend. Er darf die Sau rauslassen und bekommt dafür Beifall. Was wäre Deutschland sucht den Superstar ohne Dieter Bohlen? Es wäre nicht DSDS! Punkt. Außerdem kommen seine Botschaften Jeder ist sich selbst der Nächste und Rücksicht ist was für Weicheier richtig gut an. Sogar eine SPD-Politikerin war von ihm so begeistert, dass sie ihn fürs Bundesverdienstkreuz vorschlug. Er sei „ein Aushängeschild für Deutschland!“
Klar, Prominente sind Aushängeschilder. Offenbar will jeder gern mal so rumpöbeln wie Dieter – darf es aber nicht. Nur Promis dürfen das. Man muss sie sich in der Regel als verwöhnte Gören vorstellen – nur ohne den versöhnlichen Einfluss von Kindergarten, Schule und Pubertät. So darf ein Fußballstar wie Luis Suarez schon mal bissig werden – wie zur WM 2014, als er einen Italiener in die Schulter biss –, was aus Sicht der Uruguayer gar kein Problem darstellte, auch wenn das bereits seine dritte Beißattacke war. Er ist halt ein Star und darf das. Auch andere Prominente legen mitunter ein Sozialverhalten an den Tag, das in der Schule einen Schulverweis nach sich zöge. Aber egal, gerade deswegen werden sie ja geliebt. Vor allem von den Medien, denn dort werden sie als Köder benutzt, um das Publikum anzulocken. Dieses wiederum sorgt dann für die entsprechende Auflage oder Quote und damit für die Werbeeinnahmen in den Verlagen und Sendern. Im Grunde war das schon immer so, nur dass die Verbreitung der neuen Medien zu einer regelrechten Promi-Schwemme geführt hat. Kein Wunder, denn in einer Zeit, in der Geist eher als ungeil gilt, kann jeder von heut auf morgen prominent werden. Hauptsache, er macht eine gute Figur und ist einigermaßen cool. Zehntausende versuchen es mit Bewerbungen bei Castingshows im Fernsehen. Nicht ahnend, dass ihre Chancen schlecht stehen, weil die Teilnehmer lediglich als williges und billiges Sendematerial benutzt werden. Sendungen wie Big Brother, Germany's Next Topmodel oder Deutschland sucht den Superstar produzieren Eintagsfliegen, die krampfhaft versuchen, Stars zu werden. Denn über die Stars wird in den Medien laufend berichtet. Jeder noch so banale Satz, den sie sagen, findet Beachtung. Deshalb lieben die Medien Klatsch und Tratsch und belohnen diejenigen, die ihn liefern, mit noch mehr Aufmerksamkeit. Doch das Ganze ist ein Teufelskreis! Denn wir selber liefern den Grund dafür, dass unsere öffentlichen Debatten zusehends in schlüpfrigen Schlammschlachten (Promi-Dinner, Let's Dance, Dschungelcamp) ausarten, wir selber haben das zu verantworten. Der Fernsehzuschauer, Radiohörer, Zeitschriftenleser oder Internetnutzer zahlt den Preis – immer wieder bereitwillig. Täte er es nicht, würde ein riesiger Markt zusammenbrechen. Es gäbe keine Klatschblätter mehr und keine Boulevardsendungen. Das wäre die gleiche Misere, wie wenn es keine Krimis mehr im Fernsehen gäbe. Wie langweilig wäre dann unser gewöhnliches Leben – beim derzeitigen Stand unseres Bewusstseins, wohlgemerkt.
Dabei gäbe es durchaus Alternativen. Unser Leben steckt voll davon und es gibt eine Menge Leute, die beeindruckende Dinge tun. Menschen, die wirklich etwas zu sagen haben, die Aufregendes und Wichtiges getan haben, die aber noch keinem breiteren Publikum bekannt sind. Die Geschichten dieser Menschen und Institutionen zu erzählen, wäre eine lohnende Aufgabe. Und außerdem viel spannender, als ein Medienrummel um die ewig gleichen Bekannten. Medienleute würden jetzt argumentieren, das sei lediglich meine Sicht der Dinge, die Masse interessiere sich für so was nicht. Und das Dumme ist, sie hätten recht. Doch woher kommt dieses unbändige Interesse für Stars und Sternchen – für Klatsch und Tratsch?
Klatsch und Tratsch
Klatsch ist offenbar Ausdruck eines sozialen Drangs. Er ist, wie der Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich erklärte, „ein Ventil, das die Menschen in den Fesseln ihrer Gesellschaft auf keinen Fall entbehren können.“ Und er hat etwas Verbindendes. Denn es gibt kaum etwas Schöneres, als sich das Maul über Bekannte, Nachbarn und Kollegen zu zerreißen. Außerdem kommt beim Tratsch über Promis noch etwas hinzu. Ganz gleich, ob man für sie schwärmt, sie hasst oder sich über sie lustig macht, man kann diese Gefühle ohne Konsequenzen ausleben. Zu einer realen Begegnung mit ihnen (Lady Gaga & Co.) wird es kaum kommen. Darum geht es auch gar nicht. Das Interesse der Fans gilt nur der Rolle, die ein Prominenter spielt. Er dient dabei als Projektionsfläche für Fantasien aller Art. Jeder weiß das eigentlich. Er weiß, dass PR-Leute die Facebook-Seite der Stars pflegen, dass sie für sie twittern und die Fan-Post erledigen.
Nach wie vor hoch in der Gunst des Publikums rangieren die Blaublüter. Das hat eine lange Tradition. So warteten am 29. April 2011 Millionen Menschen vor den Fernsehschirmen auf den ersten Kuss von Prinz William gegenüber seiner Angetrauten, der bürgerlichen Kate Middleton. ARD, ZDF, RTL und Sat.1 berichteten rund sechs Stunden über dieses Ereignis. Im Grunde ist der Blaublüter der Prototyp des Prominenten. Doch in Wahrheit ist er ein armer Tropf, denn er kann seine Rolle nicht ablegen und muss nach der Pfeife der Unterhaltungsindustrie tanzen.
Was bei Interviews mit Stars und Sternchen oft für Stuss rauskommt, bleibt fast immer ein Geheimnis. Da stecken Presse und Promis unter einer Decke. Schließlich profitieren beide von der Täuschung des Publikums. Im Grunde ist es wie in der Politik: Der Wähler will die Wahrheit gar nicht wissen, er will belogen werden. Dafür sorgt ein Heer aus Spin-Doktoren, PR-Agenten und Anwälten, alle darauf bedacht, das nichts an die Öffentlichkeit dringt, was ein schlechtes Licht auf den Promi werfen könnte.
Gelegenheiten, den Promidarstellern auf die Schliche zu kommen und ihre Art der Selbstinszenierung kritisch zu reflektieren, gäbe es genug. Doch dazu müssten die Medien ihre eigene Rolle hinterfragen, sie womöglich neu definieren. Dazu ist niemand bereit. Schon gar nicht, wenn dabei Marktanteile wie Kartenhäuser zusammenfallen. Manche Verlage stillen den Hunger auf Klatsch-Stories über Promis dadurch, dass sie Geschichten über sie frei erfinden. Das spart lästige Recherchen, also Zeit und Geld, und ist obendrein äußerst erfolgreich – solange die Fiction Stories im Sinne des Promis sind und er seine Medienanwälte nicht von der Leine lässt. Ganz gleich um welches Thema es geht, je höher der Promi-Faktor, umso besser. Das gilt nicht nur für Boulevardblätter, sondern ebenso fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen.
Daher verwundert es nicht, dass eine unaufhörliche Promi-Schwemme, die tagtäglich über unsere Bildschirme flimmert, dazu führt, dass immer mehr Menschen den Drang verspüren, sich öffentlich zu inszenieren. Jeder Nachwuchspolitiker tut es, jeder Kreisligafußballer. Jeder, der heutzutage was auf sich hält, hat schon einen Medienberater, jede neu gegründete Firma engagiert als erstes eine PR-Agentur. Selbst Musiker erstellen, bevor sie anfangen, Musik zu machen, erst mal ein Profil, was überhaupt gefragt ist, was auf dem Markt bereits da ist und ob es Sinn macht, diese oder jene Stilrichtung zu verfolgen. Und selbstverständlich beschäftigen sich Millionen bei Facebook vor allem damit, sich bestmöglich zu verkaufen.
Mehr Schein als Sein
Dieser Trend ist bereits gängige Praxis und ganz gleich, ob wir das nun gut finden oder nicht, er lässt sich nicht aufhalten. In Anbetracht überfüllter Märkte und einer Weltbevölkerung, die bald die 8 Milliarden-Grenze überschreitet, schon gar nicht. Unter diesen Umständen breiten sich narzisstische Persönlichkeitsstörungen aus wie zu anderen Zeiten Epidemien. Auch in der “normalen“ Arbeitswelt sind mehr und mehr Selbstdarsteller gefragt. Leistung allein reicht nicht mehr, es geht vor allem um die Darstellung von Leistung. Jeder, der nach der Devise Mehr Schein als Sein lebt, hat gute Chancen, beachtet zu werden. Wer jedoch andersherum gepolt ist, wird es schwer haben. Im Grunde ist das in allen Lebensbereichen schon so, ob Wissenschaft, Sport, Politik oder Ökonomie, überall regieren die Gesetzmäßigkeiten des Showbusiness. Performance ist alles und alles ist Performance!
Auf diese Weise werden wir immer mehr zu einer narzisstischen Gesellschaft der Selbstverliebten. Dahinter steckt eine Symbolik aus der griechischen Mythologie. Der Jüngling Narziss flieht vor der Nymphe Echo, die – wie ihr Name sagt – sein Echo beziehungsweise sein Spiegelbild ist. Er flieht vor seiner eigenen Lebendigkeit und zieht sich ins reflektierende Bewusstsein zurück, indem er sich im Wasserspiegel betrachtet. Dabei verliebt er sich in sein Spiegelbild. Übertragen auf die heutige Zeit bedeutet das: Man verliebt sich in die eigene Internetseite oder in sein Facebookprofil.
Die Rampenlichtfalle
Da der Drang ins Rampenlicht zum Massenphänomen geworden ist, verwundert es nicht, dass sogar eingefleischte Medienprofis dieser Droge erliegen. Eben weil der Rampenlicht-Effekt süchtig macht. Wie schwer es für einen Prominenten ist, auf einmal nicht mehr prominent zu sein, zeigt das Beispiel Heide Simonis. Sie war Deutschlands erste Ministerpräsidentin und brachte es dank ihrer Schlagfertigkeit zu einiger Beliebtheit über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus. Doch nach ihrer Abwahl fiel sie, wie sie selber zugab, in ein tiefes Loch, kam auf die nicht so gute Idee, beim B- und C-Promi-Wettbewerb Let's Dance mitzumachen. Aber Tanzen war nicht unbedingt das, was sie konnte, weswegen sie von der Bild-Zeitung als Hoppel-Heide verspottet wurde. Daraufhin meldete sie sich krank und stieg aus der Sendung aus.
Nun könnte man fragen: Wie kommt eine mit allen Wassern gewaschene Politikerin, ein Medienprofi wie Simonis, dazu, in eine solche Falle zu tappen? Die Antwort ist ganz einfach und jeder, der schon mal im Rampenlicht gestanden hat, kennt sie. Es ist „die Angst vor der Leere und der Stille, wenn plötzlich keine Kameras und Mikrofone mehr um einen sind, man von heute auf morgen keine Einladungen mehr bekommt, wenn man bemerkt, dass die Leute, die früher immer hinter einem hergerannt sind, jetzt anderen nachlaufen.“(2)
Georg Franck, der Theoretiker des „mentalen Kapitalismus“ drückt es so aus: „Die Aufmerksamkeit anderer Menschen ist die unwiderstehlichste aller Drogen. Ihr Bezug sticht jedes andere Einkommen aus. Darum steht der Ruhm über der Macht, darum verblasst der Reichtum neben der Prominenz.“(3)
Insofern ist Promi-Entzug vergleichbar mit Drogenentzug. Die meisten schaffen es nicht, von den Drogen loszukommen. Sie unternehmen alles, um an den Stoff zu kommen, ohne Rücksicht auf Verluste. Dealer nutzen das skrupellos aus. Fernsehformate wie Das perfekte Promi-Dinner oder Das Dschungelcamp gäbe es nicht ohne die Sucht gestrandeter Berühmtheiten nach Aufmerksamkeit. Nicht zu vergessen, die Gier des Publikums, dabei zuzusehen, wie sie sich zum Affen machen. Hierbei spielt das Geld natürlich auch eine Rolle. Lieber sich in einer solchen Sendung zum Clown machen, als ein Jahr lang irgendwo „für ehrliches Geld“ arbeiten gehen.
Stellen Sie sich vor, wir würden Drogenabhängigen und Fixern, den anonymen Alkoholikern und Psychopathen plötzlich eine Bühne bieten. Wir würden Sendungen kreieren, Kameras auf sie richten und sagen: Ihr seid ab jetzt nicht mehr anonym. Wir machen euch zu Stars und ihr werdet von nun an im Rampenlicht stehen! Wäre das nicht absurd? Es ist schon so absurd genug!
Selbst ein Eisbär kann zum Star werden wie im Fall des Berliner Eisbären Knut. Nach seinem Tod im März 2011 strömten Tausende in den Zoo und teilten ihr Leid in Blogs und bei Facebook. Die Trauer um den Eisbären nahm Formen an wie zuletzt beim Tod von Lady Di. In der ganzen Welt wurde darüber berichtet.
Neue Helden braucht das Land
Es ist offenbar eine Sehnsucht des Menschen, Helden zu kreieren. Doch das Verrückte dabei ist, dass im wirklichen Leben eher negative Typen auf den vordersten Plätzen stehen. Je krasser der Charakter, desto besser. So verwundert es nicht, dass ausgerechnet Psychopathen wie Hitler, Stalin oder Mao bei den Massen am besten ankamen. Hitler geht immer heißt es auch heute noch. Die Faszination für solche Charaktere hat nicht nachgelassen. Es ließe sich noch eine ganze Reihe anderer Namen hinzufügen, angefangen von Pablo Escobar bis hin zu Silvio Berlusconi. Zwar lehnen wir Gewalt offiziell ab, doch der Reiz des Verbrechens, des Plündern und Mordens begleitet uns auf Schritt und Tritt. Im Mittelalter lagen Ritter in der Gunst der Frauen weit vorne und im 18./ 19. Jahrhundert galt ein Mann des Militärs als besonders adrett. Dementsprechend begehrt war er unter den Frauen. Im Grunde hat sich das bis heute nicht geändert. So überrascht es nicht, dass der Massenmörder von Oslo, Anders Behring Breivik, massenhaft Liebesbriefe bekommt. Sie erreichen ihn aus ganz Skandinavien, aber auch aus Deutschland und der ganzen Welt. Vom Geflüster der gerade 16-Jährigen bis zum Heiratsantrag ist alles dabei. Unter Gefängnispsychologen und Psychiatern ist dieses Phänomen längst ein alter Hut. Gerade wegen der begangenen Grausamkeiten, ihrer Dominanz und Unerbittlichkeit stehen Mörder und Vergewaltiger bei Frauen hoch im Kurs. Das deckt sich mit einer Studie über die Attraktivität von Männern gegenüber Frauen, bei der herauskam, dass Männer, die aggressiv, cholerisch und raubeinig sind, eindeutig die Nase vorn haben.
Bushido
Der Rapper Anis Ferchichi, bekannt unter dem Künstlernamen Bushido (Samurai-Japanisch: Wege des Krieges), war jahrelang das Aushängeschild eines coolen Teeny-Idols. Und das, obwohl – oder gerade weil – seine bissigen, frauenverachtenden Texte hart an der Grenze zur Gewaltverherrlichung rangieren:
Ich hab Aggro gegen die Frauen!
Zieh dich nackig aus und fang an zu saugen!
Meine Wohnung soll sauber sein!
Nutte, ich hab Hunger!
Nimm deinen Kochlöffel und koch mir endlich Hummer!
Fotze! (Textauszug aus seinem Song Drogen, Sex, Gangbang)
Selbst dann noch, als bekannt wurde, in welch mafiöse Strukturen sein Abou-Chaker-Clan verwickelt war. Seinem Image schadete das nicht, ganz im Gegenteil. Je mehr sich Bushido mit dem Flair des Kriminellen umgab, umso stärker wurde seine Anziehungskraft. Mithilfe seines PR-Beraters veröffentlichte er prompt seine Biographie, die zum Bestseller und sogar verfilmt wurde – u. a. mit Moritz Bleibtreu, Hannelore Elsner und ihm selbst. Er symbolisierte das Idol eines raubeinigen Draufgängers, der von seinen zumeist weiblichen Fans gerade dafür geliebt wurde. So wie sich eine Frau umso mehr an den Mann bindet, der sie schlägt und zum willenlosen Sexobjekt macht. Das heißt nicht, dass es nicht auch Frauen gibt, die dieses Spiel nicht mitmachen, weil sie es durchschauen und Wege und Möglichkeiten finden, auszusteigen, sondern das besagt nur, dass eine derartige Reaktion – leider – auf die übergroße Mehrheit solcher Verhältnisse zutrifft – statistisch gesehen. Und die Frage stellt sich, warum ist das so? Warum möchte jede Frau im Grunde einen Draufgänger haben, jede Klasse einen Lehrer, der gleichzeitig Beamter und Soldat ist und jedes Volk einen König, der eine Mischung ist aus Assad, Putin und Merkel? Offenbar hängt das mit unserer evolutionären Entwicklung zusammen und damit, dass in uns immer noch starke animalische Triebe stecken, die unter der Maske des Verstandes ihr Unwesen treiben. Dies tun sie allerdings umso mehr, je mehr wir sie hofieren und je öfter wir uns mit dem Kitzel des Verbrechens umgeben.