Читать книгу Der Wald und das unsichtbare Etwas - Eléonore Vanoli - Страница 6

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Der Traum der Hexe

Die Hexe erwachte noch früher als sonst durch rasendes Herzklopfen: Sie hatte wild geträumt. Hin und wieder hatte sie Träume, die sich in naher Zukunft erfüllten, und sie bekam ein komisches Gefühl in der Magengegend. Würde sich dieser Traum nun auch erfüllen, fragte sie sich ängstlich. Sie schälte sich aus ihren dicken Decken und kochte sich einen Kakao. Das tat immer gut bei schlimmen Träumen.

Während sie aus ihrer Tasse trank und überlegte, kam ihr der Gedanke, sich an Meister und Meisterin des Waldes zu wenden: Dachs und Schnecke. Sie musste sich mit ihnen besprechen und ihnen von ihrem Traum erzählen, schließlich ging es darin um das Überleben des ganzen Waldes.

Rasch holte sie Stift und Zettel hervor und schrieb:



Die Hexe warf den Brief in hohem Bogen aus dem Fenster und sprach zum Wind:

„Schnell, puste ihn, so geschwind du kannst, zu Dachs und Schnecke!“

Der Wind kam auf und blies den Brief, den er in der Luft für jeweils beide Tiere verdoppelt hatte, in Windeseile davon.

Der Dachs lag noch im Bett, als etwas an seine Tür klopfte. „Oh, das ist bestimmt ein Brief. Der ist aber früh“, wunderte er sich und stand auf. Mit wachsender Besorgnis las er die Zeilen der Hexe und begann, auch zu überlegen:

Ein unsichtbares Etwas, was konnte das sein? Unsichtbar war der Wind. Würde er sich gegen die Tiere wenden und ihnen etwa ihre Briefe statt vor die Tür an den Kopf werfen? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Der Dachs beschloss, ein wenig abzuwarten und sich später mit der Schnecke zu beraten.

Auch die Schnecke schlief noch, als der Brief der Hexe angesaust kam. „Nein, das kann nicht sein!“, dachte sie laut, als sie fertig gelesen hatte. Kurz zuvor hatte sie einen Brief vom Luchs bekommen. Der Luchs hatte lange in ihrem Wald gelebt. Er hatte nach einer Zeit jedoch schlimmes Heimweh nach anderen Luchsen bekommen. Gemeinsam mit dem Salamander hatte er sich auf die Reise gemacht, und die zwei hatten eine neue Heimat in einem weit entfernten Wald gefunden, wo es viele andere Luchse und Salamander gab.

In seinem Brief beschrieb der Luchs Dinge, die sich in seinem Wald abspielten und die so schlimm waren, dass die Schnecke es den anderen Tieren noch nicht hatte erzählen wollen. Viele der Freunde des Luchses waren sehr doll krank geworden. Es wurden Tag um Tag mehr und die Tiere wussten nicht weiter. Deshalb hatte der Luchs die weise Schnecke um Rat gefragt. Sollte es sich bei dieser Krankheit vielleicht um das unsichtbare Etwas handeln, von dem die Hexe geträumt hatte?

Die Schnecke war sehr besorgt und schrieb der Hexe und dem Dachs eilig zurück:


Die Hexe vernahm das Klopfen des Briefes an der Tür und sah dort auch endlich das Schreiben des Froschs.

„Huch, gleich zwei Briefe“, stellte sie verwundert fest und las zuerst den Brief der Schnecke, der ihr wichtiger erschien.

Krankheit im fernen Wald, ach du Schreck!

Die alarmierten Zeilen des Luchses und die Gedanken der Schnecke dazu ließen sie aufgeregt durch ihr Häuschen laufen.

Hatte die Schnecke recht? Würden sie bald alle krank werden, war das die Botschaft ihres Traumes? Siebeschloss, den Briefdes Froschs zu lesen, dieser würde sie sicher mit etwas Fröhlichem aufheitern. Doch sie lag falsch, sogar komplett.

„Es geht los, nun auch bei uns“, dachte die Hexe beim Lesen, bevor sie vor Schreck in Ohnmacht fiel.



Der Wald und das unsichtbare Etwas

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