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Als Emmanuel Mounier 1950 im Alter von 45 Jahren starb, für alle, die ihn kannten, völlig unerwartet, schrieb die Zeitschrift Esprit: "In Deutschland wird der Verlust Mouniers am schmerzhaftesten verspürt; es gibt keine Zeitung in Westdeutschland, die nicht von diesem berichtet hätte."1 Doch seit den 1950er Jahren geriet dieser französische Philosoph in Deutschland in Vergessenheit und ist heute dort so gut wie unbekannt. Dies gilt für die Person wie das Werk, das zu den originellsten des 20. Jahrhunderts zu rechnen ist - und man darf beide im positiven Sinne als "inclassable" bezeichnen. Die Situation in Deutschland steht damit in auffälligem Gegensatz zu anderen Ländern, wo das Denken Mouniers eine vielfältige und weitreichende Wirkung ausgeübt hat. Dies ist um so bedauerlicher, als sein in der kurzen, historisch höchst bedeutsamen Zeitspanne von 1930 bis 1950 entstandenes Werk Schlüssel zum Verständnis des Menschen und seiner Welt liefert und zukunftsweisende Perspektiven freilegt. Es ist heute von frappierender Aktualität.
Aufgrund dieser Unbekanntheit erscheint es angebracht, der deutschen Übersetzung zweier den Kern des mounierschen Denkens enthaltender Texte, dem berühmten Aufsatz Refaire la Renaissance (Für eine neue Renaissance)2 und dem bereits in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzten Klassiker Le personnalisme (Der Personalismus), eine Einführung voranzustellen. Im Fall Mouniers bietet es sich an, nicht den Weg der Kommentierung und Interpretation der Texte zu beschreiten oder einen Abriss der Philosophie des Autors zu skizzieren. Dies wäre angesichts der Weite und Tiefe der Aussage ohnehin ein kaum sinnvolles Unterfangen. Zudem würde es den Intentionen des Autors in gewisser Weise widersprechen, denn mit all seinen Schriften, all seinem Tun wollte Mounier den Adressaten wachrütteln, zum eigenständigen Denken, Entscheiden und Handeln und letztlich zur Realisierung des im Menschen liegenden Potentials anregen. Im einleitenden Kapitel von Le personnalisme schreibt Mounier, dass die theoretische Darlegung nur eine der Möglichkeiten sei, die Idee des Personalismus zum Ausdruck zu bringen. Die andere bestehe darin, ein personales Leben, beziehungsweise den Versuch eines solchen, vor aller Augen zu realisieren, die "Erfahrung des personalen Lebens in aller Öffentlichkeit zu leben". Der Blick auf das Leben Emmanuel Mouniers zeigt, dass und wie er selbst den Weg eines personalen Lebens mit allen Konsequenzen beschritten hat. Selten gehen Leben und Denken eines Menschen so Hand in Hand wie bei diesem "intellectuel engagé". Man kann sich daher seinem Denken auch auf dem Wege nähern, dass man sein Leben betrachtet. Als besonders hilfreich erweist sich im Fall Mouniers, dass nicht nur das "äußere" Leben gut dokumentiert ist. Die nach seinem Tod veröffentlichten Briefe und von ihm selbst als "Entretiens", Gespräche, betitelten tagebuchartigen Aufzeichnungen, in denen er philosophische und wissenschaftliche Diskussionen, die Begegnung und Auseinandersetzung mit Menschen und Ereignissen festhielt, erlauben einen Blick in das "innere" - wenn auch nicht in das innerste - Leben. Mounier ist einer jener Philosophen, welche die in der Zwischenkriegszeit zu äußerster Dringlichkeit gelangte Frage nach dem Menschen, nach der "Person", nach dem "neuen Menschen" in das Zentrum ihres Denkens stellten. Doch wohl keiner von diesen hat wie er eine philosophische Anthropologie von solcher Tiefe, Weite, Modernität und so hohem Anspruch entworfen und zugleich in der Folgerichtigkeit seines Denkens in seinem eigenen Leben zu verwirklichen versucht - und dies tat er nicht, weil er meinte, ein außerordentliches Beispiel geben zu können, sondern weil er sich in einer Verantwortung sah und wusste, dass die menschliche Natur durch das Beispiel, selbst wenn es im Versuch steckenbleibt, am sichersten berührt wird. Eine in diesem Sinne biographisch orientierte Hinführung möchte die Texte ergänzen, ihr Verständnis erleichtern und den Leser ihrem Autor näherbringen, einem unermüdlichen Kämpfer, der auch von seinen Gegnern geachtet wurde, dessen Werk jedoch auch missverstanden und missdeutet wurde und wird.
Emmanuel Mounier wird am 1. April 1905 in Grenoble geboren. Wenn für ihn auch später Paris der Ort ist, wo er die Freiheit und die intellektuelle Weite und Offenheit findet, die er zum Denken und Leben braucht, so wird er doch seiner Herkunft stets innig verbunden bleiben: "[…] oftmals blicke ich mit Dankbarkeit zurück auf meine vier Großeltern, die Bauern waren, alle vier echte Bauern, Erde an den Schuhsohlen, auf stehen um drei Uhr morgens und ein Stück Wurst in der Hand. Wenn ich mich auch, von innen gesehen, meinen Leuten gegenüber, als Leuten, recht fremd fühle, so spüre ich doch, wenn mich falsche Freundlichkeiten, aufgeblasene Worte, Ausflüchte oder, auf der anderen Seite (die Universität), der schreckliche Geist der Ernsthaften rasend machen, einen meiner Großväter in mir reagieren, seine Gesundheit in meinen Adern fließen, die Luft seiner Felder meine Lungen reinigen, und ich sage Dank wie so viele andere."3 Er wächst in der Wärme einer Familie des mittelständischen Bürgertums auf, lernt bald aber auch die Zerbrechlichkeit der menschlichen Dinge kennen. Sein Vater, von fragiler Gesundheit, ist Pharmazeut, hat jedoch nicht die finanziellen Mittel, um selbst eine Apotheke zu erwerben. Seine vier Jahre ältere Schwester besucht ein Pensionat, sie wird für den Jugendlichen zu einem Partner vertraulichen Austausches. In der republikanisch gesinnten Familie wird gelesen und diskutiert und ein natürliches Christentum gelebt, ein liberaler Katholizismus praktiziert. "Ich bin froh, aus einer bescheidenen Familie zu stammen."4 Im Alter von elf Jahren schlägt der Schüler die Möglichkeit aus, eine Klasse zu überspringen, da er keinen Unterricht verpassen will. Durch eine Otitis verliert er fast vollständig das Gehör auf einem Ohr, mit dreizehn Jahren erleidet er durch einen Schulkameraden eine Verletzung, die zu einer erheblichen Einschränkung der Sehfähigkeit auf einem Auge führt. Früh zeigt sich ein den Dingen mit Hartnäckigkeit auf den Grund gehender, äußerst disziplinierter und beweglicher Geist. In den sprachlichen Fächern und in Philosophie - Bergson ist für ihn die erste große Offenbarung - brilliert er. Doch der große, blonde, blauäugige Junge ruft die Besorgnis seiner Eltern hervor durch seine Frühreife und seine Neigung zur Nachdenklichkeit, durch eine extreme Zurückhaltung und eine gewisse linkische Art - wenn er spricht, dann in überstürztem Redefluss. "Schüchtern, schüchtern und nochmals schüchtern"5, beschreibt er sich später. "Als Kind war ich immer ernster als es meinem Alter entsprach, als Erwachsener fühle ich mich wie ein Kind unter den Erwachsenen."6 Seine Eltern meinen, dass der Beruf des Arztes für ihn geeignet sei, da er ihn in Kontakt mit dem praktischen Leben und den Menschen bringe. Der Sohn will sich dem Rat der Eltern nicht widersetzen, vor allem ihnen nicht die Kosten für ein Studium in Paris zumuten und stürzt sich, obwohl er seine Talente und seine Berufung anderswo spürt, in ein Medizinstudium - "bis zum Gedanken an Suizid"7.
"In flammenden Lettern"8 sieht er, dass er einen anderen Weg einschlagen muss, und offenbart seinen Eltern, die sich diesem nie widersetzt hätten, seinen Wunsch, Philosophie zu studieren. "Ich bin ein Bergbewohner […]", charakterisiert er sich später, sich mit einem Gebirgssee in der Stille des anbrechenden Tages vergleichend, "[…] keine Falte an der Oberfläche, eine unmenschliche Reinheit, aber auf dem Grund rauscht der Wildbach […]"9 Zu dieser Zeit lehrt Jacques Chevalier, ein von der Theologie Newmans beeinflusster Katholik traditionalistisch-konservativer Herkunft, ein begabter Redner von universaler Bildung, eine an den Klassikern, Descartes, Pascal und insbesondere Bergson orientierte Philosophie an der Universität von Grenoble. Mounier folgt von 1924 bis 1927, sich ganz seinem Studium hingebend, seinen Kursen mit der Bewunderung der Jugend für der "Meister" bei gleichzeitiger ausgeprägter geistiger Eigenständigkeit. Der Lehrer, der sich viel von seinem herausragenden Schüler verspricht, weiht diesen in eigene Arbeiten ein und betraut ihn mit Aufgaben. Doch der Student wird, kaum hat er das intellektuelle Leben der Metropole Paris kennengelernt, die Schattenseiten eines ruhigen Studiums in der Provinz erkennen und die Grenzen seines Lehrers, von dem er sich immer weiter entfernt. Während des Krieges, als Chevalier in der mit den Deutschen kollaborierenden Vichy-Regierung höchste Ämter bekleidet, wird Mounier öffentlich gegen dessen Maßnahmen Stellung nehmen, und als Chevalier antijüdische Gesetze durchsetzt, ist für Mounier der Moment gekommen, der Beziehung endgültig einen Schlusspunkt zu setzen. Nach dem Krieg, als Chevalier ein einsamer Verurteilter ist, bietet ihm Mounier seine Hilfe an, ihm gleichzeitig unmissverständlich deutlich machend, dass er sein Verhalten nicht entschuldigen kann. Wie viele seiner Mitstudenten engagiert sich Mounier in christlichen Jugendgruppen und Studienzirkeln. Dadurch lernt er die Praxis geistlicher Exerzitien kennen und durch die Strömung des sozialen Katholizismus auch die am Rande der Gesellschaft Stehenden in den ärmsten Vierteln seiner Heimatstadt: "Jeder, der das Elend nicht wie eine Gegenwart und eine brennende Wunde zuerst in sich selbst spürt […]"10 Wie der Rat eines älteren Bruders klingt es manchmal in seinen Briefen an seine Schwester: "Und der Übergang von einem traditionalistischen und bürgerlichen Pietismus zum wirklich christlichen Leben, das heißt, in zwei Worten, zum Leben der Demut und der Nächstenliebe - ist mindestens ebenso beschwerlich wie der vom Atheismus zum Glauben."11 Mit einer Diplomarbeit über Descartes schließt Mounier sein Studium ab. Seine Kommilitonen sind erstaunt, dass der Absolvent, der nun zu einem Vorbereitungsjahr für die Agrégation, die zur Lehre an der Universität berechtigende Staatsprüfung, nach Paris aufbricht, bereits sehr konkrete Vorstellungen über die Thematik hat, der er sich in Zukunft widmen will.
An der Sorbonne dominiert der Idealismus Léon Brunschvicgs, für Mounier eine Philosophie, die den Bezug zur konkreten Wirklichkeit verloren hat - Bergson hatte seine Vorlesungen am Collège de France bereits 1914 aus gesundheitlichen Gründen eingestellt. Umso härter trifft ihn die Anonymität der Großstadt, das leere Dahinleben ihrer bürgerlichen Existenzen, für die der Höhepunkt der Woche der Sonntagsspaziergang auf dem Boulevard ist, und der Tod eines sehr nahe stehenden Freundes, "der einzige unter denen meines Alters, […] dem ich gewisse Heiligtümer öffnete"12. An seine Schwester schreibend, ruft er einen seiner Lieblingsautoren gleichsam zum Zeugen auf: "Je mehr man lebt, umso mehr nähert man sich Pascal: diese göttliche Unruhe der ungestillten Seelen, nur das zählt. Oh!, diese begrenzten Geister, die Leute, die auf ihrem Lehrstuhl sitzen, auf der Kanzel, in ihren Fauteuils13, die zufriedenen Leute, die Gescheiten, die A-k-a-d-e-m-i-k-e-r! […] wir müssen um jeden Preis etwas aus unserem Leben machen. Nicht das, was die anderen sehen und bewundern, sondern diese Kraftprobe, die darin besteht, ihm den Stempel des Ewigen aufzudrücken."14 Dieser Tod, schreibt er später, hat ihn "aus einer Art glückseligem Schlaf gerissen"15. "[…] es handelt sich […] darum, bis in unsere Freude hinein eine Orientierung der Seele durch eine andere zu ersetzen."16 "Es war eine intellektuelle und religiöse Umwandlung, die ich in den ein oder zwei Jahren nach dem Tod […] machen musste."17 Bald nach seiner Ankunft in Paris lernt Mounier den Lazaristenpriester Guillaume Pouget kennen, jenen damals achtzigjährigen und seit zwanzig Jahren blinden Père Pouget, der, bis zu seinem zwölften Lebensjahr ein Hirtenjunge, ein von vielen bewundertes Vorbild an Wahrheitsliebe und Demut war. Bis zu dessen Tod im Jahr 1933 wird er diesen Mann von außergewöhnlicher Intelligenz und universaler Bildung, den Rom aufgrund seiner modernistischen Bibelexegese aus dem Lehramt entfernt hatte, besuchen und bei ihm eine solide theologische Bildung erwerben. 1928 besteht Mounier die Agrégation, als zweiter hinter Raymond Aron, während Jean-Paul Sartre durchfällt und erst im folgenden Jahr besteht. Dem jungen Agrégé steht nun eine glänzende akademische Karriere in Aussicht.
Mounier beginnt mit Vorarbeiten zu einer Dissertation im Themenfeld von Ethik und Mystik und konzentriert sich insbesondere auf den spanischen Mystiker Juan de los Angeles, wozu er eine Reise nach Spanien unternimmt. Doch die Reaktion der Professoren ist von Zwängen akademischer Gelehrsamkeit, individuellen Eigenheiten und Lebensferne geprägt, und seine Erfahrung des universitären Betriebes zeigt ihm, dass "man im Inneren dessen Enge nicht sieht und jede andere Haltung lächerlich erscheint"18. "Wenn ich mir ein Paradies erschaffen würde, dann würde ich dort philosophieren, wie die Vögel singen."19 "Meine Zukunft? […] Alles, aber nicht die gerade, halsstarrige, blinde Linie mit einem Fauteuil am Ende […] wie diese jungen Leute […], die ihre Sache organisieren, wie man einen Plan zeichnet. Ich habe eine sehr klare Vorstellung, ja, vom Sinn meines Lebens."20 In einem von Jean Daniélou, dem späteren Kardinal, gegründeten Studienzirkel, der sich mit Charles Péguy befasst, stößt Mounier erneut auf den mystischen Dichter, der die Philosophie Bergsons aufgenommen hatte, den streitbaren Sozialisten, den Kämpfer gegen die Herrschaft des Geldes, den Soldaten des Ewigen im Zeitlichen, den Schöpfer der Zeitschrift Cahiers de la Quinzaine. Aus dieser Lektüre wird ein erstes Buch hervorgehen. In lockerer Zusammenarbeit mit Marcel Péguy, dem jüngeren Sohn Charles Péguys, und Georges Izard, der an die Stelle des in den Jesuitenorden eintretenden Daniélou tritt, entsteht La pensée de Charles Péguy, das 1931 erscheint. Ein Brief Bergsons zollt höchstes Lob: "Ich glaube nicht, dass man das Denken Péguys treffender erfassen kann."21 Mit diesem Sympathieerweis für Péguy war jedoch die Aussicht auf ein Stipendium endgültig zunichte. Mounier wird viele Jahre seinen Lebensunterhalt als Gymnasiallehrer verdienen, eine unter den vom französischen Staat auferlegten Bedingungen für ihn unbefriedigende Aufgabe. Der junge Agrégé Mounier bewegt sich in den Diskussionszirkeln um Jacques Maritain, Gabriel Marcel, Nikolaj Berdjaev, doch er gehört zu jener jüngeren Generation, die aufgrund des Ersten Weltkrieges das Gefühl hat, nicht unter Vätern, sondern unter Großvätern und Greisen aufgewachsen zu sein. In dieser Generation, die vom außerordentlichen geistigen Reichtum ihrer Zeit profitiert und zugleich für die sich mehrenden Probleme und anbahnenden Krisen in hohem Grade sensibilisiert ist, gärt es, und mit dem Zusammenbruch der New Yorker Börse 1929 bricht sich die Bereitschaft vieler zum Bruch mit den bestehenden Verhältnissen endgültig Bahn. Diese später als "Non-Konformisten" bezeichneten Gruppen junger Intellektueller stößt der Zustand ihrer eigenen Zivilisation, in der eine mächtige Bourgeoisie unter dem Regime einer parlamentarischen Demokratie einen zügellosen Kapitalismus betreibt, ab, und noch abstoßender und eine weit größere Gefahr ist in ihren Augen die von manchen als Zukunft gepriesene kleinbürgerliche Variante des "Amerikanismus", in der der Mensch und sein Daseinssinn vollkommen in einem Produktions-Konsumtions-Getriebe aufgehen. Die Vereinigten Staaten von Amerika erscheinen ihnen "wie eine gigantische Maschine, die die Menschen, indem sie sie in ihrer Arbeit ebenso wie in ihrer Freizeit immer mehr standardisierten und sozialisierten Verhaltensweisen unterwirft, zermalmt, um die Imperative eines totalitären Ökonomismus zu befriedigen, der, nachdem er, begünstigt durch den Fortschritt des Maschinismus und der Techniken der Rationalisierung der Arbeit, einen immer frenetischeren Produktivismus entwickelt hat, seine Forderungen auch im Bereich des Konsums durchsetzt, um Auswege aus einer maßlos gesteigerten Produktion zu finden"22. Diese "götzendienerische Entwicklung der Technik, die überall das Leben, die Spontaneität, die Initiative, die Anmut und dieses unvollendete Gleichgewicht voller Verheißungen, das das Kennzeichen des Menschlichen ist, erstickt", die den Geist untergräbt, die Individualität zerstört, ist eine "Barbarei, die das ganze menschliche Gebäude bedroht", schreibt Mounier 1930 in einem an Erzieher gerichteten Aufsatz anlässlich Georges Duhamels Scènes de la vie future. "Neben der Verdummung steht die Unterwerfung. Diese ist subtil und unmerklich. Sagt Amerika nicht von sich, glaubt es nicht ernsthaft, das Land der Freiheit und der Unabhängigkeit zu sein? Und dennoch, man sehe hin. Kaum ist der Reisende ausgestiegen, reicht man ihm das Thermometer, hebt man ihm das Augenlid, plagt man ihn mit Gebühren, Untersuchungen, Verboten, Fragebogen. Ein Geist der Schikane? Nein, der großartige Wunsch zu rationalisieren […] Eine Mahlzeit? Sie wird nach Kalorien verordnet. Der Komfort? Er schleicht sich überall ein, zwingt mich, ihn anzunehmen, vermehrt meine Bedürfnisse, macht sich unentbehrlich. 'Ach, lieber Herr Doktor, der Komfort, ich habe ihn, er hat mich, wir haben uns.' Dieser ganze sorgfältige, inquisitorische Mechanismus, dem man jede Handlung des öffentlichen und dann auch des privaten Lebens unterordnet, schließt den Menschen in ein Netz von Knechtschaften ein. Man will die Unordnung heilen: das Heilmittel wird zu einem schlimmeren Übel. An dem Tag, wo wir uns per Dekret effiziente Impfstoffe verabreichen lassen müssen, werden wir nicht mehr an der Krankheit leiden, sondern am Arzt. Am Anfang erscheint das unbedeutend: die Zwänge werden im Namen offensichtlich vernünftiger Prinzipien der Hygiene, der Moral, der Ästhetik, der Zivilisation unterbreitet, so dass man sie akzeptiert; man hat dabei, in den Händen von Spezialisten, ein gewisses Gefühl der Sicherheit, und das rechtfertigt einige Opfer. Aber letzten Endes 'bringt der Glaube an die Wissenschaft den Amerikanern nicht den Frieden; er verlagert nur den Ort und die Ebene ihrer Sorgen'. […] Diktatur der Technik, Diktatur der Geschwindigkeit, wo nicht einer das Recht hat, zurückzubleiben, […] Diktaturen, die gefährlicher sind als die politische Diktatur, da sie keinen Aufstand hervorrufen und bis in das Private vordringen. Überdies fällt eine Nation, wenn sie bis in das letzte ihrer Glieder hinein so vollkommen zu einem Automaten geworden ist, schnell der Tyrannei eines Staates zum Opfer, der vor der verwirrenden Versuchung steht, einen so fügsamen Mechanismus bis ins letzte Rädchen zu dirigieren. Es ist kein Zufall, dass die beiden Völker der Erde, die dem Joch des Gesetzes am meisten unterworfen sind, genau diejenigen sind, die aus der Maschine einen Abgott gemacht haben. Ob mit oder ohne Verschärfung des Obrigkeitsstaates, von nun an zeigt uns die neue Zivilisation, was die Vernichtung des Individuums, seines eigenständigen Lebens sein kann […]. Ein monströses Ensemble von Gesetzen, Institutionen, Vorurteilen richtet sich zwischen den Menschen auf. Der Konformismus ist unerbittlich. […] Ein Dahintreiben von Menschen ohne Liebe, 'die seit langem nicht mehr wissen, was eine Gemeinschaft ist'. […] diese Gesellschaft, die das Denken und die Anstrengung abschafft, kümmert sich nicht um das Individuum. […] Es gibt Opfer? Oh, sehr wohl, statistisch: wir sind versichert. Alles ist im voraus geplant, alles ist gemessen […]. Alles ist bezahlt. Im Grunde heißt das, dass jeder menschliche Wert auf einen Geldwert reduziert ist. Scènes de la vie future … Das bringt uns ein großes Volk als Vision der Zukunft. Ein übrigens generöses, bewegliches, arbeitsames Volk." Mounier zitiert Duhamels Ausblick: "'Was fehlt also diesem Volk, um wirklich ein großes Volk zu sein, Träger einer großen Botschaft […]? […] Großes Unglück, ohne Zweifel, große Prüfungen. Jene schrecklichen Abenteuer, die eine Nation reifen lassen, durch die sie sich auf sich selbst zurückwendet, […] um ihren wahren Weg zu entdecken.'" Die jungen Non-Konformisten sehen in der Entwicklung einer solchen Zivilisation das Erbe ihrer eigenen europäischen Zivilisation, die sich in Rationalismus, Individualismus und Materialismus verengt hat. Sie sehen Europa bereits auf diesem Wege und Tendenzen der weltweiten Ausbreitung, sie sehen in ihr die Zivilisation, die dem 20. Jahrhundert bevorsteht. "In dieser drohenden Gefahr haben wir [Europäer], die wir die Erfahrungen und die Reife besitzen, die Pflicht, auf den Alarmruf zu reagieren. Nicht aus der Sorge um tote Traditionen oder aus der Verachtung des Neuen, sondern um die Zukunft des Menschen […] zu retten"23. In den Bewegungen, die sich in Europa gegen die bürgerlich-liberalistisch-kapitalistische Welt bilden, im Kommunismus und in den Faschismen, erkennen sie keinen Ausweg, da diese den Menschen ebenso, wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise, als geistiges Wesen verneinen und erniedrigen. Ihre Schlagworte lauten: weder Kapitalismus noch Kommunismus, weder Individualismus noch Kollektivismus, weder rechts noch links, anti-bourgeois, anti-materialistisch, anti-faschistisch, Suche nach einem "dritten Weg", Revolution im Namen der Freiheit, der Person, des Geistes. Hinter diesen verbergen sich gleichwohl unterschiedliche Vorstellungen. Um sich Gehör zu verschaffen, rufen sie eine Reihe von Zeitschriften ins Leben. In einer Randbemerkung zum Eintrag am 8. Dezember 1930 hält Mounier in seinen Entretiens fest: "7. Dezember, von der Rue Saint-Placide zum Palais-Royal, wir, Georges Izard und ich, sprechen über die Zeitschrift, die wir brauchen. 'Und warum kümmern wir uns nicht selbst darum?' Wir sind in der Rue Valois."24
Georges Izard, Emmanuel Mounier und André Déléage beschließen, eine eigene Zeitschrift zu gründen. Sie wird den Namen Esprit tragen - und die einzige dieser Zeitschriften der jungen Generation sein, die bis heute existiert. Rückblickend beschreibt Mounier sein Empfinden der Lage: er hatte das Gefühl, dass sich eine gesellschaftliche Ordnung überlebt hatte und dass sie, die jungen Leute, Dinge zu sagen hatten, für die es keine Plattform gab; er sah mit immer stärkerem Unbehagen, dass sich das Christentum mit dieser Ordnung, die er eine "désordre établi", etablierte Unordnung, nennt, solidarisiert hatte und wollte den Bruch; er nahm "unter der wachsenden ökonomischen Krise" eine "totale Krise der Zivilisation"25 wahr, eine Krise, die ihren Ursprung auf der Ebene des Geistigen hat. Izard schreibt im Rückblick, dass die eigentliche Originalität von Esprit darin bestanden habe, das Geistige und das Engagement zugleich verwirklichen zu wollen: "Wir empfanden die dringende Notwendigkeit, den Primat des Geistigen zu behaupten, aber die marxistische Kritik des Überbaus hatte uns überzeugt."26 Der junge Anwalt Izard widmet sich insbesondere der Leitung der mit der Zeitschrift verbundenen Bewegung, die stark politisch orientiert ist. Mounier, der nach einem Bericht Izards spontan erklärt hatte: "[…] ich lasse alles liegen und stehen, ich gebe meine akademische Karriere auf"27, kümmert sich um die Zeitschrift. Sich seiner natürlichen Neigungen und Talente bewusst, "dem Temperament nach ein Mensch des Privaten, ein Mensch der Innerlichkeit"28, stürzt sich Mounier in die Sphäre öffentlichen Wirken: "[…] mein ganzes Leben hat sich gegen mein Temperament entwickelt."29
Im Februar 1932 kündigt ein Prospekt das Erscheinen von Esprit an: "[…] Wie sollte man sich nicht in einem ständigen Aufruhr gegen die Tyranneien dieser Epoche befinden? Wir verabscheuen an ihr: eine Wissenschaft, die sich allzu häufig von der Weisheit entfernt, die sich in der Sorge um Nützlichkeit festgefahren hat; eine schändliche Philosophie, die ihre Rolle und die für uns wichtigen Probleme nicht kennt, die von der Wissenschaft eine Wahrheit erbettelt, die sie im voraus als relativ ankündigt, und die gerade noch zu zeigen vermag, dass die Wissenschaft zu dieser Wahrheit nicht gelangen kann; Gesellschaften, die regiert werden und funktionieren wie Unternehmen; Ökonomien, die sich darin erschöpfen, den Menschen an die Maschine anzupassen und aus seiner Anstrengung nichts als Gold zu schlagen; ein von Begierden zerrissenes und aus dem Gleichgewicht geratenes Privatleben, das zu allen denkbaren Formen des Mordes und des Selbstmordes führt; eine Literatur, die sich durch ihre Verkomplizierungen und Künsteleien von unserer Natur entfernt und in dem Zeitalter versinkt, das sie inspirieren sollte; die bis in unsere unmittelbare Nähe reichende Gleichgültigkeit derer, die Verantwortung für die Welt übernommen haben und sie erniedrigen, an ihr Raubbau treiben oder sie verachten. Es gibt keine Form des Denkens oder Handelns, die nicht einem wahren Materialismus unterworfen ist. Überall zwingen sich dem Menschen Systeme und Institutionen auf, die ihn außer acht lassen: er zerstört sich, indem er sich ihnen beugt. Wir wollen ihn retten, indem wir ihm wieder das Bewusstsein davon geben, was er ist. Unsere wichtigste Aufgabe ist es, den wahren Begriff des Menschen wiederzufinden, […] wir beginnen ein Werk für eine neue Welt. […]"30 Die finanziellen Probleme verzögern weiterhin den Start der Zeitschrift - und sie werden nie enden. Die Wirtschaftskrise hat wesentlichen Anteil daran. Im Juni 1932 sind sie vorerst gelöst, und im August, nach eineinhalb Jahren Vorarbeit, treffen sich etwa fünfzehn junge Leute in Font-Romeu in den Pyrenäen zu einem Gründungskongress, wo in heftigen Diskussionen um die definitive Ausrichtung und Beziehung von Bewegung und Zeitschrift gerungen wird. Angesichts derartiger Auseinandersetzungen hatte Mounier in seinen Entretiens bereits über seine Rolle reflektiert: "Meine Funktion ist es im allgemeinen, an die Perspektive der Mystik oder die Strenge der Gedanken zu erinnern."31 Den mehrfach befürchteten Bruch verhindert die Überzeugung, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Mounier liefert mit seinem Referat Les directions spirituelles du mouvement, die "geistigen Leitlinien", den großen Rahmen, steckt Weite und Tiefe ab. Im Oktober 1932 erscheint die erste Ausgabe der "internationalen Monatszeitschrift" Esprit mit einem fulminanten Auftakt, Mouniers Aufsatz Refaire la Renaissance, einer überarbeiteten Fassung seiner Ausführungen von Font-Romeu. In einem Ton, der ebenso entschieden und unbeirrbar wie einladend ist, in frischer Aufbruchsstimmung und jugendlicher Ungeduld, wie "aus einer anderen Welt"32 kommend, liegt in diesem Text bereits die ganze Philosophie Mouniers in nuce vor.
Das Echo auf die neue Zeitschrift ist positiv. Doch schon führen die in dem Unternehmen vereinten divergierenden Tendenzen und Charaktere zu ernsthaften Spannungen. Die Bewegung, die sich den Namen "Troisième Force", Dritte Kraft, gibt, tendiert immer mehr zu unmittelbarer politischer Wirksamkeit und zum Verständnis der Zeitschrift als Parteiorgan. Mounier dagegen hatte sie von Beginn an als ein offenes Laboratorium der Ideen für eine neue Zivilisation gesehen, als das geistige Zentrum, das der Bewegung die theoretischen Grundlagen erarbeiten soll: "Eine Aktion, die sich nicht kontinuierlich aus der Substanz dieser geistigen Arbeit, die ein inneres Leben ist, nährt, verliert ihre Seele und die der anderen."33 Er versteht die Zeitschrift als das Medium einer geistigen Bewegung, kann seine Aufgabe nur in einer "revue au service de l'Esprit"34, einer Zeitschrift im Dienst des Geistes, sehen und versucht, die Zeitschrift auf dieser Linie zu halten. Er will eine Wirksamkeit, doch deren primärer Ansatzpunkt liegt gemäß seiner Diagnose einer dem Ursprung nach geistigen Krise nicht auf der politischen, sondern auf der geistigen Ebene, und die Mittel des Kampfes dürfen dem Ziel nicht widersprechen. Es gilt eine "Technik der geistigen Mittel" zu entwickeln, deren erstes und letztes das gelebte Zeugnis ist. Die Dezemberausgabe stellt das "Programm für 1933" vor: "[…] Es bedurfte dieser bis in das alltägliche Leben hinein sichtbaren Krise, damit für viele die Unordnung offenbar wurde […]. Wir würden uns wünschen, dass sie nicht nur Heroismen des Erduldens hervorbringt, die erkünstelt und voller Resignation sind, sondern das Verlangen nach einer allumfassenden Initiative, einer entschiedenen Revision der Werte der modernen Welt und der tiefreichenden Ursachen, die sie an den Abgrund geführt haben. Dieses Verlangen sehen wir überall aufkeimen. Es ist sich seiner selbst nicht immer voll bewusst, es hat nicht immer die Furchtlosigkeit, mit inneren Widerständen zu brechen, die falsche Gesichter annehmen, um ihren Platz zu behaupten. […] Wir haben mehrfach von geistiger Revolution [Révolution spirituelle] gesprochen. Revolution ist ein folgenschweres Wort […]. Sagen wir es noch einmal: wenn sie nicht das Bewusstsein für die immerwährenden heroischen Forderungen des Geistes ist, dann gibt es bei uns keine revolutionäre Mystik."35 Die bereits ab 1933 erscheinenden speziellen Themen gewidmeten Sondernummern zeigen deutlich, welche Richtung Esprit verfolgt: "Bruch der christlichen Ordnung mit der etablierten Unordnung", "Das Geld, Elend des Armen, Elend des Reichen", "Die Arbeit und der Mensch", "Die faschistischen Pseudowerte". Unterdessen wird eine Bezeichnung für die dem Unternehmen zugrundeliegende philosophische Position gebräuchlich: "Personalismus". "Person" und "Personalismus" lagen damals geradezu in der Luft, wurden von benachbarten non-konformistischen Gruppen gebraucht sowie von Autoren, die in Esprit schrieben. Mounier wird diese Bezeichnung erst ab Dezember 1934-Januar 1935 verwenden und nicht, ohne sie zu präzisieren. Von da an formuliert er die zu verwirklichende "révolution spirituelle" auch als "révolution personnaliste et communautaire"36, wobei er das formelhafte "personalistisch und gemeinschaftlich" als Pleonasmus versteht, insofern ersteres letzteres impliziert. Die Bezeichnung "Personalismus" wird für ihn immer unbefriedigend bleiben, da er sich der Mehrdeutigkeit des Ausdrucks und der Gefahr, dass darunter eine fertige, anwendbare Lehre, ein System, ein neuer Ismus verstanden werden, bewusst ist. Er bedient sich ihrer als Etikett, als "Losungswort", als "bequeme Sammelbezeichnung", unter der sich "alle Lehren, alle Zivilisationen, die den Primat der menschlichen Person gegenüber den materiellen Lebensnotwendigkeiten und den gesellschaftlichen Strukturen, die zu ihrer Entwicklung nötig sind, bejahen", vereinen lassen, was in der aktuellen Situation alle Bestrebungen einschloss, "die ihren Weg jenseits des Faschismus, des Kommunismus und der dekadenten bürgerlichen Welt suchen"37. Im Juli 1933 kommt es zur freundschaftlichen Trennung von Bewegung und Zeitschrift.
Von nun an ist das Abenteuer Esprit allein das Werk Mouniers. Er baut einen neuen Stab von Mitarbeitern auf, es entsteht ein internationales Netz von Esprit-Gruppen, die wie Kristallisationskeime für eine neue Gesellschaft wirken wollen. Christen, Nichtchristen und Atheisten arbeiten zusammen. Esprit war von Anfang an erklärtermaßen keine christliche Zeitschrift. Sie war die erste französische Zeitschrift, deren Gründer Katholiken waren, die die Zusammenarbeit mit Nichtkatholiken praktizierten. Es war Mouniers Ziel, eine vermittelnde Position zwischen Christen, nicht-christlichen Gläubigen und Nichtgläubigen einzunehmen. Jacques Maritain, der den jungen unbekannten und mittellosen Gründern geholfen hatte, forderte, kaum war die Zeitschrift erschienen, dass Esprit sich zur offiziellen katholischen Lehre bekennen und einer entsprechenden Kontrolle unterziehen müsse, eine Forderung, die für Mounier wie seine Mitstreiter, die den engen Thomismus Maritains ablehnten und, sich in der Tradition Bergsons und Péguys sehend, einen Geist der Universalität anstrebten, inakzeptabel war. Die mehrfach drohende Aufnahme in den römischen Index durch die katholische Kirche versucht Mounier unter allen Umständen zu vermeiden, da damit sein Ziel, das christliche, insbesondere katholische "Ghetto" aufzubrechen und die Christen der modernen Welt zu öffnen, vereitelt worden wäre. Die Entwicklung der politischen Ereignisse - der Faschismus Mussolinis, der Nationalsozialismus Hitlers, der Sturm der faschistischen Ligen in Paris 1934, der spanische Bürgerkrieg 1936, die Moskauer Prozesse 1936 bis 1938, das Münchner Abkommen 1938, für Mounier der endgültige Verrat, - führt ab 1934, auch unter dem Einfluss des vor der Herrschaft der Nationalsozialisten geflohenen Scheler-Schülers Paul Ludwig Landsberg, dazu, dass die Zeitschrift, wie Mounier später analysiert, von einer "puristisch-doktrinären" Phase zu einer Phase des "Engagements" übergeht. Esprit bezieht nun explizit Stellung zu den aktuellen Ereignissen: "Die in diesen Entscheidungen liegende Prüfung hat uns erhellt, was das geistige Engagement wahrhaft bedeutet: nicht die einfache Realisierung einer im vorhinein vorgestellten Situation in der geschichtlichen Wirklichkeit, sondern die unvorhersehbare und brutale Konfrontation mit faktischen Situationen, deren Gegebenheiten wir nicht herbeigeführt haben und deren Entwicklung uns zum großen Teil entgeht."38 Eine erste zusammenfassende Darstellung der erarbeiteten theoretischen Grundlagen für eine neue Zivilisation erscheint 1936 in Form des Manifeste au service du personnalisme.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird Mounier zum Militärdienst bei den Gebirgsjägern in der Nähe seiner Heimatstadt eingezogen und muss in Brüssel, wo er am französischen Gymnasium unterrichtet und von wo aus er nach Paris pendelt, um Esprit zu leiten, eine Frau und ein krankes Kind zurücklassen. "Ich träume oft von einer Welt, in der man den Nächstbesten, der gerade um die Ecke kommt, anhalten […] und mit ihm ohne weiteres Erstaunen seinen inneren Dialog fortführen könnte. Die wenigen Male, wo ich eine Seele von so seltener Qualität getroffen habe, um mir mit ihr diese Freiheit nehmen zu können, habe ich es getan. Auf diese Weise sind meine besten Freundschaften entstanden"39, hatte er 1933 in einem seiner ersten Briefe an die Belgierin Paulette Leclerq geschrieben. Sie war 1935 seine Frau geworden. Von da an meisterten "les Mounier" das Leben und verwirklichten ein permanentes Laboratorium eines Ideals menschlicher Gemeinschaft im kleinen. "All diese armseligen, einfältigen Leute: 'Schwöre mir, dass du nur mich liebst', als ob die Liebe, die ein Mann und eine Frau manchmal verwirklichen, nicht das Gelingen dessen wäre, was unsere Liebe zu allen Geschöpfen sein sollte. Das bedeutet, die wichtigste Erfahrung der wahren Liebe nicht zu kennen, dass die Liebe die Liebe vermehrt und dass man sie verschleudern, dass wir sie über uns hinausfließen lassen müssen!"40 Kurz bevor Mounier Vater geworden war, hatte er geschrieben: "Man sagt, dass die Geburt eines Kindes die Vollendung einer Familie ist, ja; aber sie ist auch schon ihre Auflösung […] [das Kind] ist eine neue Person, eine anspruchsvolle Verheißung, es ist da, um die Familie gegen die Egoismen […], die sie verschließen, aufzubrechen […], es ist der ewige Protest der Berufungen gegen die Gemeinschaften."41 Aufgrund seiner Sehschwäche auf einem Auge wird Mounier bei den Hilfsdiensten des Militärs eingesetzt. Er selbst wollte sich wie alle anderen, mit demselben Risiko wie diese, der gemeinsamen Aufgabe der Verteidigung der Freiheit stellen. Doch bald tritt ihm die "Dummheit des Krieges"42 unmittelbar entgegen. Er versucht, der Eintönigkeit und ungenutzten Zeit Positives abzugewinnen, richtet seine Kräfte bereits auf die Nachkriegszeit aus. Mit Anteilnahme studiert er die psychisch-geistige Welt der einfachen Arbeiter und Bauern, von der er das Gefühl hat, sich als Intellektueller weit entfernt zu haben. Seine Briefe aus dieser Zeit zeigen aber vor allem sein Ringen mit der Situation der Erkrankung der knapp zwei Jahre alten Tochter: eine im Alter von acht Monaten durch eine Impfung ausgelöste Enzephalitis befindet sich in einem weit fortgeschrittenen Stadium, lässt die Eltern aber noch lange Zeit hoffen. Es ist ein unablässiger Versuch, Paulette aus der Ferne zu stützen und nicht daran zerbrechen zu lassen. "In Zeiten der Not können wir unser Unglück nicht unterdrücken. Aber das Werk, das wir in der Hand haben, besteht darin, daraus in unser Leben, in unsere Augen jene verwirrende Verwandlung fließen zu lassen, die uns […] in eine unerschütterliche und kindliche Freude eintreten lässt."43 "Man muss all das, was das Glück uns verweigert, in Freude verwandeln."44 "Denken wir nicht an diesen Schmerz wie an etwas, das man uns nimmt, sondern wie an etwas, das wir geben."45 April 1940: "Vor vierzehn Tagen ist sie in eine große Stille gefallen, ihr strahlender Blick starrt von morgens bis abends in Gott weiß welches Geheimnis, ohne eine Rührung, ohne ein Zeichen, dass sie etwas erkennt."46 "So viele zerrissene Unschuldige, so viele mit Füßen Getretene, dieses kleine täglich geopferte Kind ist vielleicht unsere Teilnahme am Schrecken der Zeit."47
Im Juli 1940, nach dem Waffenstillstand mit Deutschland aus dem Militärdienst entlassen, sieht sich Mounier vor einem unheilbar kranken Kind, seiner Wirkungsmöglichkeit Esprit beraubt, ohne Einkommensquelle - die finanzielle Hilfe von Mouniers Eltern und Freunden wird das Überleben im Krieg sichern -, in einem Frankreich, das dem Totalitarismus des Hitlerregimes ausgesetzt ist. Eine baldige Änderung der Situation erscheint ihm nicht möglich, er stellt sich auf eine lange autoritäre Phase ein. Die ihm angebotenen Wirkungsmöglichkeiten im Ausland nimmt er nicht an, er sieht seine Aufgabe darin, für den geistigen, inneren Widerstand zu arbeiten. Als Aufenthaltsort wählt er Lyon, das in der nicht-besetzten, "freien" Zone liegt, deren Regierung unter Marschall Pétain sich in Vichy niederlässt. Es entstehen Organisationen, die sich der Bildung der Jugend annehmen. In diesen glaubt Mounier in seinem Sinne wirken zu können, doch der Druck der zunehmend mit den Besatzern kollaborierenden Vichy-Regierung führt zu seinem Ausschluss. Zugleich versucht er einen größeren Kreis zu erreichen: "Esprit wiederaufnehmen […] eine kleinere Zeitschrift […] ganz und gar im Dienst der Hilfe, des Geistigen, der Wiederaufrichtung des Okzidents."48 Gegen die Bedenken engster Mitarbeiter und Freunde setzt Mounier die letzten verbliebenen spärlichen finanziellen Mittel ein, um Esprit wieder erscheinen zu lassen, bewusst den Kampf mit der Zensur aufnehmend. Nach zehn Monaten, im August 1941, kurz nachdem ihm eine zweite Tochter geschenkt wurde, erfolgt das Verbot von Esprit: zwei glückliche Ereignisse, wie er feststellt.
Mounier nutzt den erzwungenen Rückzug für eigene Arbeiten und setzt seine Aktivitäten in den Bewegungen des Widerstands fort, die sich seit dem Herbst 1940 formieren. Lyon wird sich im Laufe des Krieges zum Zentrum der großen Resistance-Bewegungen der freien Zone entwickeln. Im Januar 1942 wird er zusammen mit anderen als "geistiger Führer" der Widerstandsguppe Combat festgenommen, womit die Vichy-Regierung seine Art von Tätigkeit ziemlich treffend erfasst hatte. Zunächst in Lyon, dann in Clermont-Ferrand inhaftiert, schreibt er an seine Eltern: "Ich bin zutiefst glücklich, hier vorbeigekommen zu sein. Es fehlt einem Menschen, der die Krankheit nicht kennt, das Unglück oder das Gefängnis."49 "Um mich zu amüsieren, würde ich Dir gerne, Mama, die Reihe der sehr anständigen Leute aufzählen, die das Leben einmal durch ein Gitter gesehen haben, seit Platon und Sokrates […] bis zum Heiligen Franz von Assisi, André Chénier, Victor Hugo, Napoleon III., usw. usw. Man darf nicht sagen: 'Das ist ungerecht' […]. In vielen dieser Fälle war es ungerecht, aber wir wissen, dass die Gerechtigkeit nur Fortschritte macht, wenn sie wenigstens ein bisschen von der Ungerechtigkeit verfolgt wird oder einfach vom Irrtum."50 In dem "alten Hotel in der Auvergne, mit den soliden Mauern und den schönen Kreuzgewölben", die "Auvergne ist ein Land, das die Menschen robust und gesund macht"51, mit "zahlreichem Personal von überbordender Aufmerksamkeit"52, arbeitet Mounier, der gegen Kälte unempfindlich zu sein scheint und den nichts ablenken kann, in einer überfüllten Gefängniszelle an einem kleinen Traktat über Charakterologie und organisiert am Abend Studienzirkel mit den Mitgefangenen. Auf eine kurze provisorische Freilassung folgt eine "administrative" Internierung ohne Anklage, die Mounier nach zwei Monaten zusammen mit einigen Mitgefangenen mit einem Hungerstreik beantwortet. Radio London macht den Akt des gewaltlosen Widerstandes, der in der damaligen Zeit ein noch wenig bekanntes Kampfmittel ist, publik. "Die Kraft des Geistes, der widersteht, zeigen"53 führt nach zwölf Tagen zum Nachgeben Vichys, doch die gesundheitlichen Folgen waren mit Sicherheit eine wesentliche Ursache für den frühen Tod Mouniers. Vom Spital führt der Weg in das Gefängnis Saint-Paul in Lyon. Der für die dort Internierten zuständige Weihbischof erinnert sich: "Er zeigte eine vollkommene Heiterkeit […], und trotz der wirklich schlechten Verhältnisse gelang es ihm, sich so weit von diesen zu lösen, dass er unablässig arbeiten konnte. Ich habe ihn nie auch nur ein bisschen entmutigt gesehen. Er sprach wenig. […] Wenn ich in die Zelle ging, wo sich Mounier befand, kam ich immer mit einem gesteigerten Gefühl für das Leben und das Geistige zurück. Ich konnte mir das übrigens nicht erklären. Aber es gab dort eine Würde des Lebens, eine Ruhe, eine Kraft, die eigenartig mit der allgemeinen Atmosphäre in einem Gefängnis kontrastierten."54 Ende Oktober 1942 aus Mangel an Beweisen freigesprochen, zieht sich Mounier, wenige Tage vor der Invasion der Deutschen in die Vichy-Zone, mit seiner Familie unter falschem Namen in das östlich von Montélimar gelegene Dieulefit zurück, das in der italienischen Besatzungszone liegt.
In diesem Marktflecken in der Drôme, dessen Bewohner unter einem Mantel einmütigen Schweigens, als sei es selbstverständlich, ein mutiges Werk des Widerstandes betreiben, hatte eine außerordentlich große Zahl von Zuflucht Suchenden Aufnahme gefunden, politisch Verfolgte, Juden, viele Kinder.55 Eine wesentliche Quelle dieses tatkräftigen Widerstandsgeistes war Marguerite Soubeyran, die am Institut Jean-Jacques Rousseau in Genf die auf der Psychologie des Kindes fußenden pädagogischen Ideen Claparèdes, Bovets, Ferrières, Piagets kennengelernt hatte. Davon überzeugt, dass die Autorität des Erziehenden allein auf dessen moralischer Integrität gründen kann und dass nur durch eine neue Schule eine Gesellschaft geschaffen werden kann, in der jeder im vollen Bewusstsein seiner menschlichen Pflichten handelt, hatte sie 1929 eine Schule im Geist der Reformpädagogik eröffnet, die zu einem Hort des Widerstandes wurde. Unter den Geflüchteten waren ungewöhnlich viele Intellektuelle, Schriftsteller und Künstler, von denen Pierre Emmanuel und Mounier wohl die herausragendsten Persönlichkeiten waren. Es entwickelte sich ein außergewöhnlich reges geistig-kulturell-spirituelles Leben, an dem alle Schichten der Bevölkerung teilnahmen. Mounier hält Vorträge, gibt Kurse, nimmt selbst Sprachstunden, um Deutsch zu lernen. An der Oberfläche erscheint das Leben ruhig, fast idyllisch, doch die Lage ist gespannt und spitzt sich im Verlauf des Krieges immer mehr zu. Die etwa 3500 Einwohner zählende Gemeinde ist um weit mehr als ein Drittel gewachsen, die Versorgungslage schwierig. Dem im Februar 1943 eingeführten obligatorischen Arbeitsdienst in der deutschen Kriegswirtschaft versuchen sich immer mehr junge Franzosen zu entziehen, indem sie sich dem Maquis, den Widerstandsgruppen in den umliegenden Buschwäldern, anschließen. "Von morgens bis abends, im Winter in einer sonnigen Ecke, eingewickelt in Schals und Überzieher, […] unter einer schönen kugelförmigen Linde, füllte Mounier unaufhörlich die Seiten […] und gab mit der Beharrlichkeit seines Arbeitens ein zugleich bewundernswertes und weniger Eifrige in Empörung versetzendes Beispiel. Ein lebender Gewissensbiss."56 Hier entstehen die beiden einzigen Bücher, deren Thema Mounier selbst gewählt hat. Aus der in den Gefängniszellen begonnenen Schrift über Charakterologie entwickelt sich ein voluminöser Traité du caractère, Mouniers dem Stil nach wissenschaftlichstes Buch, der Entwurf einer Persönlichkeitspsychologie auf der Grundlage einer philosophischen Anthropologie, wie sie ähnlich von René Le Senne, Ludwig Klages, Max Scheler, Helmuth Plessner, Philipp Lersch oder William Stern vorgelegt wurden. In L'affrontement chrétien, von vielen als sein schönstes Buch bezeichnet, trägt Mounier im Dialog mit Nietzsche eine scharfe Analyse des zeitgenössischen Christentums im Namen eines wahrhaft christlichen Lebens vor. Endlich hat er Zeit zur Lektüre, doch zugleich arbeitet er für die Résistance und plant für die Nachkriegszeit, wozu er zwei Esprit-Kongresse in Dieulefit organisiert. Nach der Kapitulation Italiens im September 1943 rücken die Deutschen auch in die bis dahin italienische Zone vor. Man versucht, die Kämpfer des Maquis zu bewaffnen. Die Razzien der Deutschen rücken immer näher, doch der Ort wird nicht angegriffen. Die Bewohner von Dieulefit haben das Gefühl, auf einer merkwürdigen Insel zu leben. Die Gestapo hat das "Nest von Terroristen und Juden"57 im Visier. Mit der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 verschärfen sich die Attacken der Deutschen. Dieulefit entging dem für den 13. Juni 1944 geplanten Überfall wohl nur durch die Landung der Alliierten an der französischen Mittelmeerküste am 15. Juni. Ende August ist Dieulefit endgültig befreit. Mounier kehrt so schnell wie möglich nach Paris zurück.
Im Dezember 1944, unter schwierigsten materiellen Bedingungen, erscheint Esprit wieder, sechs Monate früher als vergleichbare Zeitschriften. "Jene, die ihn [Mounier] 1945 wiedersahen, […] waren beeindruckt von dieser frischen Kraft, die von ihm ausging. Er hatte nichts von seiner Jugend verloren, außer die letzten Schüchternheiten […]. Ernster, aber zugleich noch schneller reagierend, durch die mehrfache Erfahrung des Leidens gewiss gezeichnet, aber auch lockerer und sogar fröhlicher, übte er auf jeden, der sich ihm näherte, eine natürliche, unmittelbare Autorität aus. Dieser Einfluss war nicht der der Willenskraft, sondern etwas Geheimnisvolleres, etwas Innerlicheres: ein Besitz seiner selbst, der eine verstärkte Öffnung zum anderen zur Folge hatte. Eine Sicherheit in tiefgreifenden Entscheidungen, eine Gewissheit im Urteil, die es ihm noch mehr als zuvor erlaubten, zuzuhören und den anderen zu empfangen."58 Mit einer unglaublichen Energie bewältigt Mounier ein ungeheures Pensum verschiedenster Aktivitäten. Es gilt für ihn nun, den historischen Moment der offenen Situation für eine Weichenstellung in Richtung auf eine neue Zivilisation zu nutzen. Für Mounier hatte das individualistischbürgerliche Zeitalter mit dem Zweiten Weltkrieg einen weiteren Schritt auf sein Ende hin eingeleitet, und jedes System, das dieses erhalten will, ist für ihn ein System, das, weil es der wahren Entfaltung des Menschen entgegengerichtet ist, den Keim seines Untergangs in sich trägt. Da er in den Kommunisten die einzige politische Kraft sieht, die das alte System definitiv überwinden will und in der die Arbeitermassen eine Hoffnung erblicken können, begibt er sich, vergeblich, in einen Dialog mit diesen, um sie von der Notwendigkeit zu überzeugen, ihren "scholastischen" Marxismus zugunsten eines "offenen" und der ursprünglichen Idee des Sozialismus aufzubrechen. Alle Probleme stellen sich für Mounier nun endgültig auf der globalen Ebene, Europa ist neu aufzubauen und Deutschland kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Er sieht die Gefahr der Spaltung Europas, das anzustrebende Ziel in einem föderal geeinten, neutralen Europa, das, jenseits von Kapitalismus und Kommunismus, den Weg eines "humanistischen", "demokratischen Sozialismus" einschlägt, eine Brücke der Annäherung zwischen den beiden großen Blöcken bildend.
Nun wird das bereits kurz vor Kriegsbeginn begonnene Projekt eines gemeinschaftlichen Wohnens mehrerer Familien, bei vollem Respekt der Privatsphäre einer jeden, in den von einem großen Park umgebenen Murs Blancs in Châtenay-Malabry, einem Vorort von Paris, verwirklicht. Eine dritte Tochter wird geboren. Zu diesem Kreis, zu dem der Historiker Henri-Irenée Marrou gehört, wird später auch der Philosoph Paul Ricœur stoßen. Damit entsteht das von Mounier, dessen Tür stets offensteht, lang ersehnte "Centre Esprit", ein Ort vielfältigsten Austausches unter Intellektuellen, Philosophen, Wissenschaftlern, Künstlern und Theologen. Zu letzteren zählen insbesondere auch Teilhard de Chardin, Vertreter der Nouvelle Théologie wie der Jesuit Henri de Lubac, die Dominikaner Marie-Dominique Chenu und Yves Congar, die sich wie Mounier und Esprit als Wegbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils erweisen werden. Esprit wird eine wesentliche Stimme in und über Frankreich hinaus. Keines der drängenden Probleme der Zeit hat die Zeitschrift nicht, weit vorausschauend, in die Öffentlichkeit getragen. Unermüdlich bereist Mounier Europa und selbst Afrika. Besonders in den katholischen und romanisch-sprachigen Ländern, in Ost- und Südeuropa, aber auch in Lateinamerika und Afrika wirkt der Personalismus Mouniers, vielfach im Verein mit dem thomistischen Humanismus Maritains, aber zugleich auch als Gegenposition zu diesem, als eine Inspirationsquelle für Befreiungsbewegungen. Paulo Freire und die Befreiungstheologie werden ebenso von ihm profitieren wie Frantz Fanon und die antikolonialistische Befreiungsbewegung oder die Nelkenrevolution in Portugal. Bereits 1946 besucht Mounier Polen, wo das Manifeste au service du personnalisme während des Krieges übersetzt und illegal verbreitet wurde und sich eine Traditionslinie bis zur Solidarnosc-Bewegung zieht, während sich der junge Student Karol Wojtyla in Paris sehr stark für Mouniers Philosophie interessiert. Im Jahr 2000 blickt einer der Solidarnosc-Kämpfer, Tadeusz Mazowiecki, zurück auf die Zeit der Wende von 1989: "[…] ich vergesse nicht meine erste Begegnung als Premierminister Polens mit Jacques Delors, dem Präsidenten der Europäischen Kommission. Wir fanden sofort eine gemeinsame Sprache dank Esprit und Emmanuel Mounier."59 Unverzüglich sucht Mounier den Kontakt mit Deutschland und wird zu einem der Vorkämpfer der deutsch-französischen Verständigung und für ein neues Deutschland. Kurz vor der Kapitulation Deutschlands hatte er geschrieben: "Aber welcher Mensch […] wäre so inhuman, dass er nicht die tragische Größe der Verzweiflung spüren würde, in die eine wahnsinnige Bande ein ganzes Volk stürzt, nachdem es dieses fünfzehn Jahre lang verführt hat. Dieses große berstende und sinkende Schiff, mit seinen Freuden und seinen Prüfungen, seinen Hoffnungen und seiner Jugend, dieses Schiff voller Musik und Gedanken, das Eckhart und Böhme, Dürer und Holbein, Bach und Beethoven, Schiller und Goethe, Leibniz und Kant trug […] Diese ausgelöschten Städte […], diese Männer und Frauen, die keiner Hoffnung mehr entgegensehen, […] diese Kinder, den unseren gleich, deren Augen in das Grauen blicken, wir überlassen es den Barbaren, nur mit Hass an sie zu denken und sich dem Drama zu verschließen. […] Die 'Weigerung, den Menschen aufzugeben' wird morgen unser Grundsatz sein gegenüber allen Deutschen, die guten Willens sind, ohne dass wir uns deshalb unseren politischen Kopf verdrehen lassen."60 Mounier sieht die Besatzungsmächte, die er offen kritisiert, ebenso in der Verantwortung wie die Deutschen selbst. "Ziehen wir nicht einen Schuldprozess über Jahre hin, fordern wir, dass im Angesicht derjenigen, die tot sind, weil sie nicht nachgegeben haben, einmal der Akt der Anerkennung der Mitschuld vollzogen wird. Dieser Akt, durch den jeder Deutsche den politischen Fehler gesteht, im entscheidenden Moment passiv gewesen zu sein, ist der Akt, der die deutsche Demokratie hervorbringt."61 Er weist auf die Vernachlässigung der psychologischen Dimension hin: "[…] wenn es nötig ist, dass ein Kollektiv einen Akt der Schuldanerkenntnis vollzieht, wird es diesen umso eher und umso besser vollziehen, je weniger man dies fordert. Die Anerkennung dieser Schuld durch Deutschland wäre schneller, vollständiger, weniger schwierig gewesen, wenn man weniger laut darüber gesprochen hätte. Die moralischen Veränderungen geschehen nicht im Lärm der Öffentlichkeit und unter dem allzu insistierenden Blick des anderen. Die Schuld ist eine innere Tatsache, in der Tiefe, eine Umkehr geschieht zunächst im Verborgenen. Es wäre auch wünschenswert gewesen, dass man mehr von Verantwortung spricht und weniger von Schuld, denn wenn man zu schwer lastende moralische Gefühle hervorruft, riskiert man als Folge eine dunkle Masse von Minderwertigkeitskomplexen und ungesunden Gefälligkeiten."62 Mounier stößt in Deutschland bei all jenen auf großes Interesse, die einen grundlegenden gesellschaftlich-politischen Neuanfang für unausweichlich und geboten halten. Die 1946 von Walter Dirks und Eugen Kogon gegründeten Frankfurter Hefte verstehen sich als "Schwesterzeitschrift" von Esprit. Doch auch gerade die neu entstehenden Zeitschriften der jungen Generation sehen in Mounier eine Quelle der Inspiration, und Mounier sucht seinerseits die Begegnung mit den jungen Deutschen, auf die er seine größte Hoffnung setzt. Auch diesen fällt die Persönlichkeit Mouniers auf: "Dieser Mann ist einer der klarsten, energischsten und positivsten Köpfe Europas. […] Man konnte Mounier unmöglich die Bewunderung und die Sympathie versagen. Schon darum nicht, weil jeder Satz, den er sprach, lebendige Erfahrung und genaues, konsequentes Denken verriet."63 Doch Mounier erkennt bei den jungen Deutschen eine starke Tendenz, den Frieden mit vagen Gefühlen von Internationalität zu verwechseln und nichts mit Politik zu tun haben zu wollen. Er fordert sie auf: "Ihr müsst euch eurer Verantwortung als Staatsbürger bewusst sein […], denn wir müssen die Zukunft gestalten. […] Gebt niemals der Feigheit oder einem Druck, wovon er auch ausgeht, nach. Die Werte, die wir an die erste Stelle setzen müssen, sind der Wille, die Vernunft und die Wahrheit. […] Wir brauchen ein weites Herz, das über den Geist der Bourgeoisie triumphieren kann […] Dem weiten Herzen entspringt der Idealismus und der Geist des Opfers. Aber die Aufgabe der Vernunft ist es, das weite Herz zu warnen, damit es sich nicht zum Irrtum verleiten lässt. Allein die Vernunft kann den rechten Weg finden. […] Daher erheben wir kraftvoll unsere Stimme gegen die falschen Propheten und die Wahnsinnigen, die in allen Ländern die Jugend in ihre Abenteuer hineinziehen wollen. Aus diesem Grund schließe ich mit diesem Appell: Jugend aller Länder, vereinigt euch!"64 Mounier sieht in der unmittelbaren Begegnung der Menschen untereinander und der Arbeit an einer gemeinsamen Aufgabe entscheidende Faktoren für die Entwicklung gegenseitigen Verstehens und menschlicher Gemeinschaft. In diesem Sinne gründet er 1948 das Comité d'Échanges avec l'Allemagne nouvelle, das den Austausch von Franzosen und Deutschen auf allen Ebenen fördern soll. Diese Organisation hat, so ihr langjähriger Generalsekretär Alfred Grosser, "eine Art permanente menschliche Infrastruktur für die deutsch-französischen Beziehungen geschaffen und ihnen in hohem Maße die Spezifität gegeben, ohne die sich die europäische Politik der 60er wie der 50er Jahre nicht erklären ließe"65. Mit dem gleichen Ziel erscheint im Juni 1947 die Sondernummer der Zeitschrift Esprit: Les Allemands parlent de l'Allemagne (Deutsche sprechen über Deutschland) - von der 5000 Exemplare nach Deutschland geliefert werden; Esprit war seit Januar 1946 in Deutschland erhältlich, wobei die Anzahl der Exemplare innerhalb eines Jahres etwa 1000 erreichte, ab Frühjahr 1947 durch technische und wirtschaftliche Probleme aber zurückging auf 100 gegen Ende 1948; die Nachfrage konnte nicht befriedigt werden. Diese vollkommen unzensierten Zeugnisse, die Deutsche des Jahres 1947 sprechen lassen, um zu zeigen wie sie ihre aktuelle Situation sehen, lösen in Frankreich wie in Deutschland ein großes Echo aus. Bis zu dem Zeitpunkt, wo Sartre mit der Aufführung von Les Mouches (Die Fliegen) auf den Plan tritt, gegen Ende 1947, ist Mounier der bekannteste französische Intellektuelle seiner Generation in Deutschland. Während Mounier, genauso wie Jaspers, der Mouniers Introduction aux existentialismes als "ungemein instruktiv" schätzt und Esprit im philosophischen Seminar liest66, in der Anerkennung der je eigenen Schuld die unabdingbare Voraussetzung für einen Neuanfang Deutschlands sieht, vergleicht Sartre die Situation der Deutschen mit derjenigen der Französischen Résistance und verkündet einen Existentialismus, der keine Schuld kennt, eine absolute, an nichts gebundene, absurde Freiheit. Mounier erblickt in Sartres Humanismus einen neuen, nihilistischen Stoizismus, einen Nihilismus, der eine große Gefahr in sich birgt, insofern diese isolierte, haltlose Freiheit auch keine Grenze kennt, die sie vor dem Inhumanen bewahren könnte. "Vergessen wir nicht, dass es dieselbe Art von Verzweiflung ist, die die deutsche Jugend in den nationalsozialistischen Rausch trieb."67 Mit Sartres spektakulärem Besuch in Berlin im Februar 1948 anlässlich der Aufführung seines Theaterstücks wird die Philosophie eine Mode, sein Existentialismus dominiert von nun an in Deutschland die philosophische Diskussion um die französische Philosophie. Inzwischen hatte sich die globale politische Lage gewendet. Seit der Verkündung der Truman-Doktrin im März 1947 war ein radikaler Wandel der amerikanischen Politik eingetreten. Es geht ihr nicht mehr darum, gemeinsam mit der Sowjetunion das Wiederaufkommen nationalsozialistischer oder nationalistischer Tendenzen zu bekämpfen, sondern Westdeutschland zum Verbündeten im Kampf gegen den Kommunismus aufzubauen. Die Frankfurter Hefte sprechen vom "restaurativen Charakter der Epoche"68, ihre Auflage sinkt mit der Währungsreform dramatisch. Die gesamte Welt steht nun vor dem Antagonismus der Vorkriegszeit von bürgerlich-kapitalistischer und kommunistischer Welt, der "Kalte Krieg" hatte begonnen, die Vision einer neuen Zivilisation verblasst in den Augen der meisten. Um so mehr stellt sich für Mounier die Aufgabe Europas: "[…] zwischen einem Kommunismus, dessen Gravitationszentrum sich immer weiter nach Asien verschiebt, und einer philanthropischen Technokratie wie den Vereinigten Staaten von Amerika, die abwechselnd neuartig, naiv und brutal ist, hat Europa eine große Rolle als Inspirator zu spielen. Es darf nicht eine dritte Welt errichten, die sich auf sich selbst zurückzieht, sondern muss ein Band und eine Lebensquelle bilden. Es kann nur und muss in der Weise handeln, dass die USA und die UdSSR sich nicht in einem mörderischen Krieg herausfordern, dass sie sich aber auch nicht - eine andere Gefahr, von der man weniger spricht - in einer erbarmungslosen Technokratie vereinen, die die wertvolle Substanz von mehreren Generationen zerstören würde." "[Ich glaube] an einen Sinn der Geschichte, der nicht von Anfang an festgelegt ist […], sondern der unserem freien Willen angeboten ist und der allmählich mit diesem das Rad der Ereignisse treibt. Wir müssen das Antlitz des Menschen und den Sinn seines Tuns wiederfinden. Ich würde ohne weiteres sagen, dass es sich darum handelt, das Universum der Freiheit durch die Herrschaft über sich selbst zu errichten. Das erste dieser beiden Momente umfasst die immense Anstrengung des Menschen gegenüber der Materie und der Natur durch die Arbeit und ihre moderne Form: die Technik. […] Aber das europäische Genie hat sich noch nicht genügend um die Herrschaft über sich selbst gekümmert, um die sich dagegen der Osten so sehr sorgt, und sein Werk wird nicht lebensfähig sein, wenn es nicht in dieser Richtung eine gleiche Anstrengung unternimmt. Auf diese Weise werden wir, ohne die materielle und 'sozialistische' Entwicklung der Welt zurückzuweisen, erreichen, dass sie nicht wieder zu einer neuen Form der Unterdrückung des Menschen durch den Menschen wird."69 Im September 1949 erleidet Mounier am Atlantik einen Herzinfarkt. Er sieht darin nur die Folge einer Überanstrengung. "Ich habe wirklich übertrieben in den letzten vier Monaten mit dem 'Que sais-je?', dem […]"70
In diesen Monaten einer extremen Arbeitsbelastung war das auf vielfachen Wunsch geschriebene kleine Werk Le personnalisme für die Que sais-je?-Reihe der Presses Universitaires de France entstanden, das eine an das breite Publikum gerichtete Darstellung der Grundgedanken seiner Philosophie und der geistigen Strömung bieten sollte, die, längst unter der Bezeichnung "Personalismus" bekannt, im damaligen Frankreich der Nachkriegszeit in Konkurrenz mit dem Existentialismus und dem Kommunismus um die geistige Vorherrschaft ringt. In einer klaren, einfachen Sprache, in äußerster synthetischer Verdichtung, das kämpferisch-revolutionäre Moment in der inhaltlichen Botschaft aufgehoben, liefert Mounier, indem er besonders die dynamische Konstitution der Person in Erscheinung treten lässt, eine weitere Vertiefung und einen Höhepunkt seiner Philosophie der Person, der zugleich als ein Höhepunkt philosophischer Anthropologie gelten darf. Ganz auf die philosophisch-anthropologische Dimension den Schwerpunkt legend, bildet dieser Text zusammen mit dem Traité du caractère die reifste Darstellung der philosophischen Grundlage seines gesamten Schaffens.
Sich erholt fühlend, setzt Mounier seine Arbeit in gewohnter Weise fort, doch beabsichtigt er, sich fortan mehr der rein philosophisch-wissenschaftlichen Grundlagenarbeit zu widmen. Mitte September schreibt er an seinen jungen Chefredakteur: "Ich alternder Kerl werde mich nach und nach meiner vielleicht eigentlichen Berufung hingeben, die eine meditative ist … Ich komme in das Alter, […] wo man große Lust hat, […] von neuem zu beginnen (1939 hätte mich das endgültige Verschwinden von Esprit zerrissen, heute bin ich dahin gelangt, dass es mir fast gleichgültig ist). Aber die Weisheit des reifen Mannes besteht vielleicht darin, auf diese eitle Versuchung zu verzichten, weiterzumachen und zu vervollkommnen. Es sei denn, die Ereignisse … Das Ereignis wird unser innerer Meister sein …"71 Im Oktober wacht er zwei Tage am Bett seines wohl engsten, im Sterben liegenden Freundes: "Wie natürlich und einfach der Tod doch ist!" "Der Tod erscheint mir nun wie ein Bruder."72 Im Februar erleidet Mounier erneut einen Herzinfarkt. Am 20. März 1950 schreibt er an einen befreundeten Arbeiterpriester, dass er mit seiner Frau in irgendeiner Weise einen Beitrag leisten wolle zu dessen Leben mit den Arbeitern, diesen "Ausgestoßenen": "Wenn ich Esprit mache und bis ans Ende gehe, dann sollte ich irgendwo in Ihrer Nähe sein."73 Am 22. März 1950, um drei Uhr morgens, stirbt Emmanuel Mounier durch einen Herzstillstand.
1 La mort d'Emmanuel Mounier, in: Esprit, Mai 1950, p. 895.
2 Bezüglich der bibliographischen Angaben zu den Werken Mouniers cf. "Literaturhinweise".
3 Emmanuel Mounier: Mounier et sa génération, in: E. Mounier: Œuvres IV, Paris, Éd. du Seuil, 1963 (im folgenden: "Œuvres"), p. 413.
4 Œuvres IV, p. 434.
5 Œuvres IV, p. 416.
6 Œuvres IV, p. 523.
7 Œuvres IV, p. 417.
8 Œuvres IV, p. 417.
9 Œuvres IV, p. 411.
10 Zitiert nach Jean-Marie Domenach: Emmanuel Mounier, Paris, Éd. du Seuil, 1972, p. 22.
11 Esprit, Dezember 1950, p. 940.
12 Œuvres IV, p. 429.
13 [Lehnstuhl, zugl. Sitz in der Akademie Française.]
14 Œuvres IV, p. 430.
15 Esprit, Dezember 1950, p. 952.
16 Œuvres IV, p. 479.
17 Œuvres IV, p. 427.
18 Œuvres IV, p. 433.
19 Œuvres IV, p. 439.
20 Œuvres IV, p. 436.
21 Zitiert nach J.-M. Domenach: op. cit., p. 37.
22 Jean-Louis Loubet del Bayle: Les non-conformistes des années 30, Paris, Éd. du Seuil, 2001, p. 277.
23 Defense de la civilisation [Verteidigung der Zivilisation], in: E. Mounier: Œuvres complètes, Vol. 1, p. 255-260. Georges Duhamel: Scènes de la vie future, Paris, Mercure de France, 1930; dt. Spiegel der Zukunft, Berlin 1931.
24 Œuvres IV, p. 477.
25 Œuvres IV, p. 477.
26 Georges Izard: La fondation d'Esprit, in: Bulletin des Amis d'Emmanuel Mounier, 16-17, April 1961, p. 6-7.
27 Zitiert nach J.-L. Loubet del Bayle: op. cit., p. 137.
28 Œuvres IV, p. 478.
29 Œuvres IV, p. 492.
30 Œuvres IV, p. 489-490; wiederaufgenommen in: Œuvres complètes, Vol. 1, p. 653-659.
31 E. Mounier: Entretiens 1926-1944, Rennes, Presses Universitaires de Rennes, 2017, p. 346.
32 J.-M. Domenach: op. cit., p. 66.
33 Œuvres IV, p. 537.
34 Œuvres IV, p. 518.
35 Esprit, Dezember 1932, p. 363-364. Zu "Mystik" cf. Anm. 133.
36 Cf. Esprit, September 1934 (Ankündigung p. 693), Dezember 1934, Januar 1935; eine erste Sammlung seiner in Esprit erschienen Texte in Buchform erscheint 1935 unter dem Titel Révolution personnaliste et communautaire; cf. auch Anm. 117.
37 Œuvres I, p. 483.
38 E. Mounier: Qu'est-ce que le personnalisme?, in: Œuvres III, p. 191.
39 Œuvres IV, p. 519.
40 Œuvres IV, p. 536.
41 Œuvres IV, p. 610.
42 Œuvres IV, p. 640.
43 Œuvres IV, p. 640.
44 Œuvres IV, p. 633.
45 Œuvres IV, p. 661.
46 Œuvres IV, p. 661.
47 Œuvres IV, p. 671.
48 E. Mounier: Entretiens 1926-1944, p. 577.
49 Œuvres IV, p. 730.
50 Œuvres IV, p. 732.
51 Œuvres IV, p. 733.
52 Œuvres IV, p. 734.
53 Œuvres IV, p. 751.
54 Esprit, Dezember 1950, p. 1036.
55 Cf. Sandrine Suchon: Résistance et Liberté. Dieulefit 1940-1944, Die, éditions A Die, 1994; Neuauflage: Sandrine Suchon-Fouquet: Résistance et Liberté. Dieulefit 1940-1944, Grenoble, Pu de Grenoble, 2010; zitiert nach der ersten Auflage.
56 Témoignage d'Andrée Viollis, in: S. Suchon: op. cit., p. 70, 170.
57 Témoignage d'Andrée Viollis, in: S. Suchon: op. cit., p. 66, 171.
58 Esprit, Dezember 1950, p. 1047.
59 Tadeusz Mazowiecki: Témoignage de Tadeusz Mazowiecki, in: Guy Coq (dir.): Emmanuel Mounier. L'actualité d'un grand témoin, Actes du colloque tenu à l'UNESCO, Tome 1, Paris, Paroles et Silence, 2003, p. 169-170. p. 170.
60 E. Mounier: Devant le désespoir allemand, in: Esprit, Mai 1945, p. 901-902.
61 Œuvres IV, p. 235-236.
62 E. Mounier; Intervention à la rencontre de Lahr en 1947, in: Bulletin des Amis d'Emmanuel Mounier, 52, September 1979, p. 11-12.
63 Helmut von Cube: Zwischen den Zeilen und zwischen den Zelten, in: Der Ruf, 3/13, 1. Juli 1948, p. 9.
64 E. Mounier: "Jeunes de tous les pays, unissez-vous", in: La France en Allemagne, 10, Oktober 1948, p. 16-27, p. 24.
65 Alfred Grosser: L'Allemagne de notre temps. 1945-1978, Paris, Fayard, 1978, p. 111.
66 Cf. Brief von Karl Jaspers an Mounier vom 22. Januar 1947, in: Bulletin des Amis d'Emmanuel Mounier, 64, Oktober 1985, p. 5-6.
67 E. Mounier: La crise de la civilisation européenne contemporaine (Interview), in: Bulletin des Amis d'Emmanuel Mounier, 67, März 1987, p. 3-9, p. 4.
68 Cf. Walter Dirks: Der restaurative Charakter der Epoche, in: Frankfurter Hefte, 5, September 1950, p. 942-954.
69 E. Mounier: La crise de la civilisation européenne contemporaine (Interview), in: Bulletin des Amis d'Emmanuel Mounier, 67, März 1987, p. 3-9, p. 7, 6.
70 Œuvres IV, p. 816.
71 Brief an J.-M. Domenach, in: Œuvres IV, p. 817.
72 Esprit, Dezember 1950, p. 1060.
73 Œuvres IV, p. 831.