Читать книгу So weit weg uns doch ganz nah - Eomée Wächter - Страница 7

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Was Wäre Wenn ich noch einmal die Chance bekäme, das Zeitrad zurückzudrehen mit der Bedingung, dass ich nicht versuchen darf, den Schicksalstag, deinen Todestag zu verändern, ihn verhindern zu versuchen geschweige mit dir oder anderen darüber zu reden.

Was Wäre Wenn eine Zauberfee mir diesen Vorschlag machen würde, mir einen Tag aussuchen zu dürfen, um noch einmal dir ganz nah zu sein, dich zu umarmen, mit dir zu reden, dich zu spüren, dein Lächeln und deine Stimme mir nochmals tief einprägend.

Ja, ja, ja, ich würde diese Chance wahrnehmen und deinen letzten Geburtstag, deinen 19ten Geburtstag auswählen, den du am 8.9.2013 Zuhause gefeiert hast. Hier bekäme ich die Chance, dich nochmal fest zu drücken, immer wieder dir auf die Wangen zu küssen, ohne das du hinterfragen würdest, warum ich das tue, denn am Geburtstag darf Mum das ja unendlich – küssen. Somit hätte ich schon mal diesen Wunsch erfüllt bekommen, bei der Umarmung dein Parfüm zu riechen, deine weiche Haut zu spüren, dir durch deine Haare zu streicheln.

Dein 19. Geburtstag war für dich unbedeutend, keine interessante Zahl, meintest du, für mich schon, denn ich sagte zu dir: „vielleicht ist es unser gemeinsamer letzter Geburtstag, den wir feiern“, nichtsahnend, dass es am 3.11.13 sich so zeigen wird. Der Satz hatte aber einen anderen Hintergrund. Du hattest deinen Neuseelandaufenthalt mit Work and Travel für 1,5 Jahre geplant, die Reise gebucht und warst bereits „mit Leib und Seele“ schon dort, hast deinen Freunden mit großer Freude auf deine bevorstehende Reise teilhaben lassen. Auch hattest du mir gesagt, dass es reichen würde, wenn ich dann eine Drei-Zimmer-Wohnung anmiete, denn du kämst nicht mehr zu mir zurück, um bei mir zu wohnen, was sich auch am 3.11.13 definitiv zeigte. Entweder du bleibst dort und studierst oder du kommst zurück, wirst aber evtl. woanders dein Studium fortsetzen, an einem anderen Ort, so war dein Gedanke.

Im Nachhinein bekommen gesprochene Sätze eine wesentlich andere Bedeutung, wenn man deinen Tag X mit einbezieht. Teilweise erschütterte diese Erkenntnis mich sehr.

Da am gleichen Tag deine Oma 80 Jahre alt wurde, hatte ich das natürlich mit in meine Überraschungsfeier für dich eingeplant. Ich wusste, du würdest nachmittags mit deinen Brüdern zur Feier dorthin gehen, somit hatte ich den ganzen Tag Zeit, deine Feier zu gestalten. Und nun tue ich es noch intensiver, jeder Handgriff, jeder Atemzug, jedes Wort, das wir nun miteinander sprechen, werden sich in mein Erinnerungsfeld einbrennen.

Dieses Geschenk zu erhalten, ist die Chance dazu, diesen Tag auszukosten, die Stimmung zu spüren, noch einmal zu erleben und dennoch zu wissen, dass ich deinen Tod nicht aufhalten kann. Zum einen ist es eine schwere Entscheidung, das Geschenk anzunehmen, doch ich habe keine andere Wahl. Lieber erlebe ich es noch einmal intensiv durch, koste jede Sekunde mit dir aus, beobachte dich, wenn du lächelst, fühle deine innere Stimmung, erfreue mich an deinem Lachen und Fröhlichsein.

Mit kleinen Freuden konnte ich dich immer überraschen, du warst so genügsam und so tieffühlend.

Da du am Abend zuvor noch mit Freunden unterwegs warst, lies ich dich ausschlafen. Genug Zeit, um das Geburtstags-Überraschungs-Brunchen vorzubereiten. Du hattest dir ein Weißwurst-Frühstück mit Brezen und Weizenbier gewünscht. Somit ging ich ans Werk, lud meine Freundin Moni mit Familie ein, die mir helfen sollten, das alles „Undercover“ zu gestalten. Sabrina, die Tochter meiner Freundin, half bei den Vorbereitungen in der Küche. Sie vermisst dich auch sehr, du hattest für sie auch immer ein „offenes Ohr und Zeit für Gespräche“.

Wir alle machten uns ans Werk. Die Holzhütte im hinteren Garten wurde im Innenbereich dekoriert, immer ein Ohr und Auge auf dein Zimmer, ob du noch schläfst. Auf der Terrasse im vorderen Garten deckte ich offiziell den Geburtstagstisch, damit du nichts bemerkst. Langsam trudelten deine Freunde ein, die sich um das Haus schlichen und sich bereits in der Hütte versteckten, es passten 8-10 Freunde in die Hütte. Die Vorbereitungen in der Küche liefen auf Hochtouren, denn es blieb nicht nur beim Weißwurst-Angebot sondern es gab noch Ham & Eggs, die du so gerne dir selbst oft gebruzelt hattest, teilweise Meisterwerke entstanden sind und du mir sogar stolz Fotos davon über whats app geschickt hattest. Leberkäs mit Ei ergänzte den Menüplan.

Deine Freunde hatten sichtlich Entscheidungsprobleme, was sie zuerst essen wollen, zuletzt waren überall Kreuze auf dem Menüplan zu sehen, was mich erfreute und zugleich Sabrina ins Schwitzen brachte. Sie hat es gerne für dich gemacht. Dein Lieblingskuchen „Eierlikörkuchen“ haben meine Freunde auch mitgebracht, worüber du dich sehr gefreut hattest. Du hast immer den Menschen das Gefühl gegeben, wichtig zu sein, ihnen Respekt entgegen gebracht und geholfen, wann immer sie Hilfe benötigten. Du wärst ein guter Psychologe geworden.

Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren und ca. 10.30 Uhr kamst du vom Obergeschoss die Treppe aus deinem Zimmer herunter. Nun darf ich als Mum dir zuerst gratulieren, meine Umarmung wird intensiver ausfallen, ich werde dich auf deine Wangen küssen, dich drücken und deine Haut riechen, dein Parfüm, dich besonders betrachten, vor allem, was du heute angezogen hast. Du hast sehr viel Wert auf deine Kleidung gelegt. Deine Gangart war speziell für mich erkennbar, unter Hunderten von Menschen hätte ich dich da rausfiltern können. Sie war ganz besonders, so leicht und locker. Du würdest mich nicht überrascht fragen, warum ich dich so „abknutsche“, denn ich habe ja den Anlass dazu, deinen Geburtstag feiern zu dürfen. Deinen letzten!

Meine Freunde, deine Brüder, Robin und Fabian, dein Halbbruder, bereits im Wohnzimmer auf dich wartend, werden dir nun gratulieren, ich beobachte dich, dein Lächeln, deine Freude, deine glänzenden strahlenden hellblauen Kristallaugen. Jede Bewegung werde ich abspeichern, denn die Chance lasse ich mir nicht nehmen, noch einmal deinen 19. Geburtstag feiern zu dürfen, wohl mit einem dumpfen Gefühl im Magen, dass ich nichts verändern darf, was ich gerne akzeptiere. Als du dich in den Cocktailsessel im Wohnzimmer gesetzt hattest mit dem Rücken zum Terrassenfenster, kam locker und flocker Jan mit seinem Motorrad an. Das Geräusch kanntest du und wurdest aufmerksam, wieso Jan jetzt zu dir kommt. Um meine Überraschungsparty nicht zu gefährden, lenkten wir dich erfolgreich ab. Doch die Situation wurde brenzlig, als Jan sich Richtung Terrasse bewegte und nicht um das Haus lief, um in den hinteren Garten sich in der Blockhütte zu verstecken. Alle im Wohnzimmer Anwesende verwickelten dich in ein interessantes Gespräch, während ich heftig hinter deinem Rücken wedelnd mit Händen zu verstehen gab, dass er in die Hütte laufen soll, was Jan dann auch verstand. Puh, das ging nochmal gut.

Unter einem Vorwand schickte ich dich dann, nachdem eine SMS von Max aus der Hütte kam, dass nun alle Freunde da sind, zur Hütte. Langsam folgte ich dir, meine Freunde beobachteten dich durchs Küchenfenster, wo man die Hütte gut überblicken konnte. Du öffnetest die Türe und es kam ein lautes „Happy Birthday“

Vor Freude, dass die Überraschung mir doch gelungen war, ich es an deiner Reaktion im Gesicht wahrnehmen konnte, sprang ich in die Höhe, freute mich, ja es liefen sogar Freudentränen. Aufgrund unserer finanziellen Situation konnte ich dir nichts Großartiges schenken und mir wurde jetzt bewusst, dass dieser Geburtstagsbrunch, wenn er auch nur im kleinen Rahmen stattfand, das größte Geschenk für dich bedeutete. Mit deinen Freunden feiern, in der Hütte die Mega-Menükarte rauf und runter essen, bedient werden, lachen und reden … das war deine Welt, deine Freunde. Wie sehr hast du dich wohlgefühlt unter ihnen. Sie waren für dich so wichtig – und ich war auch immer froh, eine „volle Bude“ zu haben, es war Leben bei uns, aktives freudiges Leben ….

Gerade jetzt beim Schreiben muss ich erneut weinen, denn mir wird bewusst, dass ich immer ins Schwarze getroffen habe, was Überraschungen angingen. Freudentränen aber zugleich Trauertränen, denn ich weiß, dass ich erneut nichts verändern darf, ich darf noch einmal deinen Geburtstag erleben, dich sehen, dich bewundern. Ja, ich bewunderte deine Lebensphilosophie, dein Lebensmotto: „Das Leben genießen, Spaß haben“. Gerade blicke ich beim Schreiben auf meine PC-Uhr, es ist 5.55 Uhr frühmorgens, deine Geburtszeit.

Du hast alles geschafft, dein ABI2013, deine Fahrprüfung, alle Herausforderungen mit Leichtigkeit angenommen und ich bin mir sicher, dass deine Freunde, die du zu deiner Familie zähltest, dich dabei wesentlich unterstützt haben. Unsere private finanzielle Situation hat dich ebenso geprägt jedoch hast du immer den Ausgleich gesucht, die Freude am Leben auch mit wenig Geld zu genießen. Das hast du mir gelehrt, mein geliebter Sohn, das durfte ich von dir lernen, dafür danke ich dir ewiglich.

Ich genieße jetzt noch einmal deinen besonderen Tag, unseren letzten gemeinsamen Geburtstag, sehe euch in der Hütte sitzen, höre euch lachen, philosophieren, diskutieren. Und ich spiele die Bedienung, ohne mich einzumischen, ich lasse dich unter deinen Freunden sein.

Später habt ihr euch in den Garten vor der Blockhütte gesetzt, daraus entstanden die Bilder, die ich auf deine Gedenkseite gesetzt habe. Immer wieder sehe ich mir diese Fotos an, deine große Freude in deinen Augen widerspiegelnd. Ich darf jetzt weinen, das gehört jetzt auch dazu, ich fühle mich glücklich, so einen wunderbaren Sohn geboren zu haben, dich 19 Jahre bei mir wohnend aufwachsen zu sehen, dir immer wieder die Hand reichend, wenn du sie gebraucht hast, dir Freiheiten gegeben, die auf Vertrauen basierten. Du hattest eine wunderbare Art drauf, etwas auszudrücken, damit der Angesprochene sich verstanden fühlte. Wenn ich mal schlecht drauf war, egal welche Ursache es hatte, kamst du zu mir und fragtest: „Du siehst heute müde und traurig aus“, so hast du dich an meine Gefühle herangetastet, um herauszufinden, woran das liegen mag. Entweder hatte ich Schmerzen oder es war wieder eine Aufregung, die mit unserer finanziellen Situation zu tun hatte. Ich erklärte dir dann kurz die Gründe meines momentanen Gefühlszustandes. Somit erfuhrst du, um was es ging und konntest entsprechend handeln.

An deinem 19.Geburtstag hast du mir um 16.30 Uhr (die Uhrzeit weiß ich noch so genau, weil du schon um 16 Uhr zur Oma fahren wolltest mit deinen Brüdern und spät dran warst) folgende Worte gesagt:

„Am liebsten würde ich hier bleiben und weiterfeiern, es ist so schön“ Das war für mich das schönste Dankeschön, was ein Mutterherz aufnehmen darf. Auf diese Art und Weise haben wir uns verständigt, wir konnten wunderbar „durch die Blume“ reden und dennoch auf den Punkt kommen, woran es ankommt. Und ich sagte dann zu dir: „das freut mich so sehr, aber jetzt wartet deine Oma auf dich“

Damals hatte ich dich nicht umarmt aber jetzt kann ich es, da die Zauberfee nur die Bedingung gesetzt hat, dass ich nichts anderes sagen darf. Also darf ich dich jetzt nochmal umarmen, dich nochmal spüren, ich fühle dich, ich rieche dich, ich spüre – und nun muss ich dich gehen lassen …. Danke – Zauberfee.

Ein Zwischengedanke an dich lieber Leser:

Wir umarmen uns viel zu wenig, es ist selbstverständlich, dass wir uns begrüßen und aneinander vorbeilaufen, doch Umarmungen berühren die Herzen und es tut beiden gut. Das habe ich gelernt und wenn ich Lust habe, muss auch unser Hund Sammy herhalten, wenn ich ihn drücken und umarmen will, er mag das auch.

Ich erinnere mich gerade an eine Situation, die nicht an Timos Geburtstag stattfand aber dennoch hier reinpasst. Erneut hatte ich ein gewaltiges Problem zu meistern und war in dem Moment etwas überfordert, somit weinte ich in der Küche, während ich dort abspülte und aufräumte. Ich dachte, Timo ist in seinem Partyzimmer im Keller, doch plötzlich stand er an der Küchentür und fragte mich: „ist alles soweit in Ordnung?“. Ich drehte mich um, er sah meine verweinten Augen und wusste, dass es wieder um die Finanzen ging, die uns so einschränkten.

Du hast keine Antwort erwartet, kamst auf mich zu und hast mich spontan umarmt und gesagt. „Mum, wir Hanke’s sind doch Kämpfer, wir schaffen das.“ Ich konnte mich an deiner Schulter ausweinen, du warst so zierlich, schlank und leicht und in diesem Moment für mich der Fels in der Brandung, der starke große Baum, der mich festhält …. Ich danke dir so sehr für deine Geduld mit mir, für deine Liebe, deine bedingungslose Liebe, dein Verständnis für unser nicht leichtes Leben, deine Hilfe. Ein dicker Kuss auf deine Wange, meine geliebter Sohn.

Bei Umarmungen verschmelzen die Energie-Auren beider Menschen, Gefühlsparameter werden ausgetauscht, angenommen bzw. gegeben. Oftmals schließt man noch die Augen, um noch intensiver spüren zu können. Ich spürte Timos tiefe Liebe, sein Verständnis aber auch Hilflosigkeit, weil er mir nicht anders helfen konnte. Auch wenn ich stets versucht habe, meine finanziellen Probleme – verursacht durch eine ehemalige Freundin – aus der Familie herauszunehmen, doch das ist nicht machbar, wenn man so nah beisammen wohnt. Und Timo konnte ich nie was vorspielen, er kannte mich und ich ihn.

Die Zeit läuft ab, gleich wirst du deine Freunde verabschieden, die auch so gerne noch dageblieben wären. Einige deiner Freunde kenne ich bereits seit Kindergartenalter, kleine „Ein-Meter-Läufer“ und nun sind sie so groß geworden. Ich freute mich immer, sie bei uns zu sehen, spontane Feiern im Garten, Grillen oder Übernachtungen auf dem Trampolin … alles war möglich bei mir. Ich wurde selbst wieder zum Kind und durfte meine nicht gerade harmonisch verlaufende Kindheit dadurch heilen.

Du hast dich auch stets um deine Oma gekümmert, sie oft besucht, sie wohnt ja neben dem Gymnasium. Ihr hattet eine besondere Verbindung, vielleicht auch, weil ihr beide den gleichen Geburtstag hattet. Leider ist mir die Freundschaft zu meiner Ex-Schwiegermutter nicht geblieben, warum auch immer, ich frage nicht mehr danach. Eine Scheidung bringt auch Opfer. Es geht im Leben um Verzeihen und Vergebung. Wenn man das schafft, kann ein neuer Weg beginnen, gleich welche Verletzungen oder Geschehnisse schmerzhaft zuvor waren. Doch das ist die Kunst des Herzens, die nicht jeder hat. Ich mag meine Ex-Schwiegermutter dennoch gerne, sie ist eine gute Seele.

Gleich wirst du aus deinem Zimmer kommen, ich höre deine Schritte die Treppe hinunter laufen, sie waren besonders, diese Schritte, ich wusste immer, wer von euch beiden vom Obergeschoss herunterlief. Ob Robin oder du, jeder hat seine besondere Art zu laufen.

Eine letzte Umarmung, die ich mir besonders herausnehmen darf an meinem WWW-Tag. Ich genieße erneut und werde es tief in meinem Herzen verankern, dort ist alles sicher abgespeichert, nichts kann verloren gehen.

Gleich wirst du wegfahren, ich beobachte dich noch einmal ganz besonders und intensiv, denn dann muss ich zurückkehren in die Gegenwart, in das Hier und Jetzt. Dann ist mein Ausflug in die Vergangenheit vorbei.

An dieser Stelle danke ich deinen Freunden, deinen engen Freunden für diese wunderbaren Jahre, die sie dich begleiteten, dir Freude brachten. Du hattest einen großen Freundeskreis, sie alle vermissen dich, du wirst immer in ihren Herzen sein. Und ich denke, dass du auch ab und zu bei ihren Feiern dabei bist, dich erfreust, dass sie wieder lachen und ihr Leben in den Griff bekommen haben. Es war für sie sicherlich ein einschneidendes heftiges schmerzendes Ereignis, dich zu verlieren auf diese tragische Art und Weise. Und wenn es einem deiner Freunde schlecht geht, sollen sie wissen, dass du immer für sie da bist, so wie du es zu Lebzeiten gewesen bist. Immer für sie da, sie brauchen dich nur in Gedanken zu rufen, dann bist du zur Stelle, dessen bin ich mir sicher.

Ich danke euch, liebe Freunde und irgendwie zählte ich euch auch zu meinen „Jungs“, denn ihr wart immer willkommen in meinem Haus und auch jetzt noch. Ihr habt mich nach dem 3.11.13 immer wieder besucht, mich versucht abzulenken, mir heitere Storys mit Timo erzählt, mich zum Lachen gebracht. Ihr seid wundervolle Freunde mit einem großen Herz. Ich durfte euch mit aufwachsen sehen, ich lernte euch als „Ein-Meter-Läufer“ kennen, als Kindergartenkinder und nun seit ihr erwachsen und sehr groß, geht eure Wege, was wichtig für euch ist und seid gewiss, Timo ist immer bei euch, ihr wart seine große Familie, dafür danke ich euch sehr.

Herzlichen Dank: an Jan, Simon, Hendrik, Matze, Mützi, Michi, Max, Mobbel, Kito, Jakob, Steffen, Basti, Philipp, Lars, Lukas, Manu, Josef, Robin, Anna, Clarissa, Sophie, Laura, Farina, Mon. Ich kann sie alle gar nicht aufzählen, unendlich viele Freunde, wahre Freunde. Ihr seid gerne willkommen – wann immer euch danach ist, ich freue mich auf euch.

Meine liebe Moni, lieber Volker, Sabrina und Sandra, mir sind nur wenige Freunde geblieben, die mich verstehen, meine Trauer-Achterbahnfahrten und Tränentalwanderungen akzeptieren, mich so annehmen, wie ich eben jetzt bin. Deswegen ist für mich sehr wichtig, hier an dieser Stelle meine tiefe Dankbarkeit auszusprechen. Ihr seid immer für mich da, bewegt euch im Hintergrund, wenn ich mich in mein Schneckenhaus zurückziehe, darauf wartend, dass ich mich wieder melde. Das ist wahre Freundschaft.

Meine weitere Moni, meine Wunsch-Schwester, danke dir für deine langjährige Freundschaft, die bereits „Silberhochzeit“ feiern darf. Du bist für mich da, wenn ich um „Hilfe“ rufe, lässt alles Stehen und Liegen, schwingst dich ins Auto und kommst gefahren. Ich bin dir so dankbar dafür. Auch deine große Tochter Svenja steht mir bei, jetzt selbst Mutter von Moritz. Lieben Dank ebenso an Andi und Julia.

Meine Ex-Schwägerin, Regine, als meine langjährige beste Freundin, ich danke dir für die stundenlangen Telefonate, lösungsbringende Ideen und deine Geduld, dass ich mich nach dem Tod von deinem Neffen Timo kaum gemeldet habe, du es aber verstanden hast. Danke dir. Lieben Dank an deine Jungs, meine Neffen, Michael und Robert und meinem Ex-Schwager Armin. Ihr habt mich und Robin aufgefangen, als Weihnachten nahte, nach Timos Tod. Völlig desorientiert, in unserer Trauer versteift, habt ihr uns zu euch nach Berlin eingeladen, um dort Weihnachten zu „feiern“. Völlig selbstverständlich und mit so voller Liebe habt ihr uns empfangen und mittlerweile feierten wir das dritte Mal bei euch in Berlin. In dieser gefühlsintensiven Weihnachtszeit habt ihr uns aufgegangen, das Signal gegeben „Ihr seid nicht allein, wir sind für euch da“. Dafür danke ich euch aus tiefstem Herzen.

Durch mein Schicksal, mich nun als verwaiste Mutter betiteln zu müssen, habe ich auch Freundschaften mit Marion, Brigitte, Sonja, Christine, Marianne, Jeanette, Gabriele geschlossen, die ebenfalls in dieser schweren Lage sich befinden, ein Kind verloren zu haben.

Liebe Sonja, du hast ein besonderes Schicksal: am 19.3.2012 ging deine Mama ins Licht, am 21.3.2013 deine wunderbare hübsche Tochter Yeliz und am 20.3.2014 dein Mann. Welch ein grausames Schicksal, das macht mich sprachlos und dennoch freust du dich, wenn ich dich nur umarme, wir verstehen uns auch so. Du und dein Mann Bernd haben mir noch im Februar 2014 mit am Umzug in die Drei-Zimmer-Wohnung geholfen. Bernd fuhr den Anhänger, den Timo zuvor 2013 beim letzten Umzug fuhr. Bernd übernahm sozusagen den Part von Timo. Dass auch er kurz danach ins Licht geht, war auch für mich ein Schock, denn der Anruf über seinen Unfall kam gerade in dem Moment, wo wir beide auf meinem Balkon saßen, die ersten Frühlingssonnenstrahlen genossen und uns darüber Gedanken machten, wie du Yeliz ersten Todestag überstehen sollst. Und dann der Anruf ….

Liebe Gaby, unsere verstorbenen Söhne haben uns zusammengebracht, uns verbindet eine innige Freundschaft, die auf so tiefer Herzensbasis fungiert, dass es ein Außenstehender kaum zu verstehen vermag. Über die Facebook-Gruppe Trauernde Hinterbliebene lernten wir uns kennen, wir schrieben uns viel, ich besuchte dich dann im hohen Norden, bekam vor Ort mit, wie schrecklich es für dich und Jörg sein musste, deinen einzigen Sohn Patty zu verlieren. Er wurde brutal ermordet, nicht weit von eurem Haus entfernt. Ihr arbeitet immer noch am Anbau eures Hauses, wo Patty seinen eigenen Wohnbereich hätte haben sollen. Ihr macht weiter, baut aus, jeden Tag wird euch bewusst, dass er niemals dort einziehen wird. Ihr seid so tapfer und so liebenswerte Menschen, ich danke euch für eure Freundschaft.

Liebe Marion, der Bundesverband ANUAS-Verein mit Sitz in Berlin, ebenfalls auf ein erschütterndes schweres Schicksal deinerseits gegründet, deine Tochter in Griechenland ermordet, hat mich immer wieder aus dem „Sumpf der Trauer“ herausgeholt. Ich lernte ANUAS und dann dich persönlich kennen, deine Projekte, deine immer wieder angehenden Versuche, dass dein gegründeter Verein anerkannt und unterstützt wird. Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft – Danke für deine Freundschaft. www.ANUAS.de

All diejenigen, die sich immer noch als meine Freunde bezeichnen, mögen sich hier nun angesprochen fühlen – ich danke euch und bitte euch um Verständnis, wenn ich dieses Kapitel nun beende. Die Freunde, die sich seit dem Tod von Timo irgendwohin „aufgelöst“ haben, mögen ihr Leben weiterleben. Ich habe keinen Groll gegen euch, ich habe nur lernen müssen, dass ihr damit nicht umgehen könnt und euch aus diesem Grund verdünnisiert habt. Alles ist Gut.

Zum Schluss danke ich dir, mein jüngster und nun einziger irdischer Sohn Robin. Wir haben eine schreckliche dunkle, hässliche, kalte Zeit hinter uns. Unsere Trauer gestaltete sich verschieden, das zu erkennen, war wichtig. Somit haben wir einen gemeinsamen Lebensweg gefunden, der auf Vertrauen, Verständnis und auch auf Liebe basiert – ich liebe dich, Robin – deine Mutti. Es mag für dich wichtig sein, so habe ich es zumindest gefühlt, dass du mich „Mutti“ nennst, denn „Mum“ hat immer Timo gesagt.

So weit weg uns doch ganz nah

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