Читать книгу Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt (Band 1) - Erhard Heckmann - Страница 8

DER WEG VON ENGLAND IN DIE WELT

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war ein weiter, und inzwischen hat sich der Vollblüter auch in Extremregionen angepasst, und Länder wie Australien, Neuseeland, das vom Klima begünstigt ist wie Irland und die französische Normandie, oder Japan gehören längst zu den führenden Zucht- und Rennsportnationen dieser Welt. Dass das Vollblut in England kreiert wurde, ist auch kein Zufall. Seine Bewohner haben schon immer Country Life und Pferde geliebt, und in früheren Jahrhunderten war das Pferd auch ein Statussymbol wie später das Auto. Der Pferdehandel war damals sehr attraktiv, und um dessen Stärke zu zeigen waren Rennen die beste Möglichkeit. Wohl taten das auch schon die Römer auf der Insel und zogen dafür Pferde, sodass wahrscheinlich schon sehr zeitig auch Pferde vom Festland zur Insel kamen. Zur Zeit der Normannen blühte das Jagdreiten, und das bedurfte besserer Pferde, also einer neuen Rasse. Während der Kreuzzüge kamen auch Pferde aus dem Osten ins Land, und King John importierte solche im 12. Jahrhundert, um sein Royal Stud zu Eltham in Kent aufzubauen. Richard der II. war dafür bekannt, viele „fremde Pferde“ auf dem königlichen Gestüt zu haben, und Henry VII. hielt „Rennpferde“ zu Greenwich.

Wenn auch frühere Regenten Pferde orientalischer Zucht importierten, so begann die richtige königliche Vollblut-Tradition erst mit König Heinrich VIII., der Pferde für militärische Zwecke, Jagden und Rennen im großen Stil importierte und eine systematische Zucht begann. Er etablierte auch einige Gesetze, um die Pferdepopularität zu verbessern und zu erhöhen. So schrieb er Dukes und Erzbischöfen vor, dass sie jeweils sieben Pferde haben müssen, die mindestens eine Größe von 14 Hands aufweisen. Für Zuchtstuten galt dieses Mindestmaß ebenfalls. 1514 machte Francesco Gonzaga, Marquis of Mantua, dem König einige orientalische Stuten und Hengste zum Geschenk, und zwei Jahre später kamen einige spanische Pferde von Ferdinand of Aragon hinzu. Dieser importierte während seiner gesamten Amtszeit Pferde, die ihm Züchter wie die Dukes of Urbino (aus dem Hause Montefeltro, Italien) und Ferrara, ein Mitglied des Hauses Este, Italien lieferten. Auch zusätzliche Agenten waren stetig unterwegs, um Bestes zu kaufen. So ist aus 1520 überliefert, dass Sir Gregory de Cassalis in Henrys Auftrag das beste Pferd Italiens gekauft habe, und weitere Geschenke dieser Art vom Marquis of Mantua und Charles V. von Spanien eintrafen. Seine Rennpferde hielt der König in Greenwich, wo Thomas Ogle, Master of the Horse, verantwortlich war und vier Jockeys zur Seite hatte. Und als nach den endlosen Kriegen des Mittelalters Frieden eintrat, wurden in Ortschaften und Städten Rennbahnen angelegt. Entstanden sind damals auch Bahnen zu Chester, Croydon, Doncaster oder Newmarket, und die Trophäen, die es gab, spendete die Stadt oder die Monarchie.

Den Wendepunkt brachte King James der Erste, der Newmarket unterstützte, dort ein Haus baute, zwei Reiter für die Rennen anstellte und in der heutigen Pferdehauptstadt der Welt viel Zeit verbrachte. Als er 1625 verstarb, kam mit Charles I. ein weiterer Regent an die Macht, der Hunting und Rennen liebte. 1646 wurde das vorerst letzte Rennmeeting zu Newmarket veranstaltet, und vor dem Civil War gab es in den 1640er Jahren schon vier wichtige Royal Studs: Eltham Palace an der Ostseite Londons, Hampton Court westlich davon, und die beiden anderen zu Malmesbury in Weltshire und Tutbury in Staffordshire.

Diese Pferde hatten Berber- und spanisches Blut, dem bereits im Mittelalter arabisches durch Importe zugefügt worden war, als Spanien zum großen Arabischen Empire gehörte. Andere „Araber“ wurden auch direkt aus Nordafrika und dem Mittleren Osten nach England importiert. Der „Berber“, oder Barb, erhielt seinen englischen Namen von „Barbary“, womit „Magreb“ – Marokko, Algerien, Tunesien und Lybien – gemeint war. Und diese Araber, die ursprünglich vom Nahen Osten nach Mediterranean kamen, brachten Leichtigkeit, Qualitat und Courage als Merkmale mit, während die europäischen Pferde größer, stärker und Lastenträger waren.

Die maurische Domination in Spanien, und ihr Einfluss auf Süditalien und Sizilien, resultierten auch darin, dass eine gute Zucht entstand. Und als Spanien Ende des 15. Jahrhunderts sein Territorium zurückgewann, verfügte es auch über Pferde, die überall in Europa gehandelt wurden. Gerrace Markham, ein Historiker, der Anfang des 17. Jahrhunderts dazu schrieb, wurde in der Fachliteratur in etwa wie folgt zitiert: „Ich glaube, reine Araber sind die besten Stallions. Sie wurden wohl alle im Mittelalter nach England importiert. Danach waren Berber und Nordafrikaner gefragt“. Im 17. Jahrhundert verfügte auch der Duke of Newcastle, der ebenfalls Pferde zu Paris und Antwerpen hielt, über Ostimporte, und im Stall von Lord Fairfax standen Marocco Barb- und Eastern Stallions. Aus jener Zeit wurde auch überliefert, dass der, wegen seiner Unberechenbarkeit, willkürlichen Folter- und Todesurteile bekannte „blutdürstige“ King Muley Ismael, zweiter Sultan der Alawiden-Dynasty Marokkos, den größten Marstall des Orients besaß, in dem 12.000 „Rennpferde“ gestanden haben sollen. Und dieser „King“ kaperte europäische Schiffe und versklavte auch andere Europäer, um ihre Herkunftsländer zu erpressen.

Als 1660 die Monarchie wieder hergestellt war und Charles II. 1663 nach Newmarket zurückkam, ritt er auch selbst Rennen. Und zu denen, die er gewann, gehörte 1675 auch sein erstes (von mehreren) „Newmarket Town Plate“, das er 1664 selbst ins Leben gerufen hatte, und das am zweiten Dienstag im Oktober gelaufen wurde. Sein Favoriten-Hack hieß Old Rowley, und diesen Namen trägt auch die moderne Rowley Meilen Bahn, auf der auch die klassischen 2000 Guineas entschieden werden. Danach kam Queen Anne, die den Sport stark unterstützte, Ascot gründete und zu York 1709 einen Gold Pokal spendete. Und heute ist dieses „Kunstprodukt“, das zweitschnellste Tier auf Erden. Nur der Gepard ist schneller, mit Höchstgeschwindigkeit allerdings nur auf sehr begrenzter Distanz.

Newmarket gilt auch heute noch als das World-Head-Quarter des Vollbluts. Hier werden mehr als 2.500 Pferde von fast 80 Trainern betreut, denen ein etwa 1.130 Hektar großes, voll erschlossenes Trainingsgelände zur Verfügung steht. Fünfzig Meilen Grasgalopp und 17 Meilen mit künstlichem Bodenbelag gehören dazu. Etwa 60 Gestüte und mehrere nationale und internationale Rennsportorganisationen haben ebenfalls ihren Sitz in dieser Pferdestadt, die, trotz aller Modernisierung, ihren alten Charm behielt. Newmarket ist auch gleichzeitig die geschäftigste Bahn im Vereinigten Königreich, mit 37 Meetings zwischen April und November und mehr Black Typ-Racing als anderswo im Land. Und im Sommer kann man abends auch noch Open Air-Konzerten beiwohnen.

Im Zeitalter der Computer, Düsenjets, Microships und Roboter nimmt die Natur mit ihrer vielfältigen Schönheit und ihren Geschöpfen bei der Freizeitgestaltung einen immer höheren Stellenwert ein. Das Pferd ist dabei längst etablierter Partner und Freund geworden, und das Vollblut spielt in diesem bunten Orchester eine begeisternde Rolle. Seine Härte, Treue, sein nerviges Temperament, der Kampfeswille und sein geschmeidiges Galoppiervermögen lassen jenen nie wieder los, der das Glück hatte, auf seinem Rücken um die Rennbahn oder durchs Gelände galoppieren zu dürfen. Und wenn dann der Tau der Nacht noch auf den Gräsern liegt und der Morgennebel zögernd den ersten, wärmenden Sonnenstrahlen weicht, und man dieses Bündel aus Energie, Harmonie und Schönheit unter sich genießen kann und seinen Drang nach vorwärts spürt, dann ist das ein Gefühl des Glücks, und zugleich auch der Dankbarkeit an dieses herrliche Geschöpf.


Die Rowley Mile in Newmarket (Foto: Courtesey of the English Jockey Club)

Auf allen Kontinenten zieht der Vollblüter Millionen in seinen Bann und auf die Rennbahn. Hier muss er sich bewähren, denn der Zielpfosten ist der Prüfstein der Leistung, und diese dient der Auswahl zur Zucht. Hier herrscht aber auch jene prickelnde Atmosphäre, die den „alten Hasen“ mit der vollgekritzelten Rennzeitung – Chancen-Bemerkungen zu Kilos, Bahn- und Distanzspezialisten, Handicapnachlässen, Reitererlaubnissen, Gewichtsaufnahmen, Bodenverhältnissen, starken Endkampfreitern oder Stallform – nach wie vor erregt, und dessen Schritte länger werden, je näher er dem Ort des Geschehens kommt, und die den Neuling vor ungezählte Fragen stellt.

Wortfetzen wie Nichtstarter, Vorwetten, Dreierkombination, Sattelplatz, Aus- und Zurückwiegen oder Führring sagen ihm so wenig, wie die altehrwürdigen Tribünen, die schon ganze Generationen von Turfcracks erlebten. Auch hochmodernen Konstruktionen aus Beton und Glas, mit Farbfernsehern an gepflegten Tischen, Rolltreppen, Klimaanlagen, Restaurants, Bars, Logen, Sauna, Swimmingpool, Kasinos und allem Wichtigem und Überflüssigem; Buchmachergehilfen mit unverständlichen Armfuchteleien, Elektronentoto, winzig kleinen Sätteln von kaum 150 Gramm, Jockeys in bunten Jacken, Sachkundigen und Sehleuten, Pferdeliebhabern und steifstöckelnden Modepuppen mit reichdekoriertem Kopfschmuck; Bowler-Hut und Schwalbenschwanz, Leuten in karierten Hemden und Jeans, Vierzig-Kilo-Stiften, ausgehungerten, hageren Amateuren und Mädchen im Profisattel wird er begegnen, und auch von Handicaps, Altersgewichtsrennen, Klassiks, Stewards, Hürdlern, Meilern, Fliegern oder Stehern hören.

Auch, dass ein Pferd „auseinanderfallen“, ins Ziel „getragen“ werden kann, dass es „angefasst“ oder „aufgepullt“ werden muss, und dass es nicht nur einem „Erlaubnisreiter“ die Hand nehmen kann“, wird er hier erfahren. Ganz sicher wird „der Neue“ auch einen jener Pferdeleute treffen, die sich auskennen. Die „ganz Alten“ hat dieser wahrscheinlich auch nicht mehr persönlich gekannt, aber vielleicht saß er sogar in jüngeren Jahren selbst im Rennsattel oder war dem Vollblut anderweitig, beruflich oder aus Hobbygründen, verbunden und somit „mitten drinnen“, und einer jener Zeitzeugen, in deren Erinnerung die zur Geschichte gewordene Zeit noch wach ist. Er wird seinem Zuhörer viel zu erzählen haben, was sich auf den Bahnen zwischen Newmarket, Aintree, Cheltenham, Epsom, San Isidro, Santa Anita, Belmont Park, Toronto, Baden-Baden, Wien, Budapest, Moskau, oder Melbourne, Tokio, Hoppegarten, Karlshorst, Mailand, Rom, Wellington und Bombay, Paris und Johannesburg oder anderswo in den letzten Jahrhunderten zutrug. Oder welche Cracks sich hinter Phar Lap, Flying Childers, Citation, Kincsem, Nereide, Schwarzgold, Secretariat, John Henry, Bold Ruler, Golden Miller, Red Rum, Arkle, The Tetrarch, St. Simon, Man O’War, Nearco oder Northern Dancer, Mumtaz Mahal und Ribot verbergen. Er wird auch von Reitkünstlern wie Fred Acher, Johnny Longden, der durch Verspätung dem Unglück der Titanic entging und mehr als 5.000 Sieger ritt, von „Otto-Otto”, Sir Gordon Richards, Fred Winter, Steve Donoghue, Willie Shoemaker oder dem unvergleichlichen Lester Piggott erzählen, oder auf den Engländer Ryan Moore hinweisen, der als die Nummer Eins im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts gilt. Auch die Namen von Sir Anthony McCoy, dem in Kanada geborenem Russel Baze, oder Jorge Ricardo dürften fallen. McCoy gewann 4.348 Rennen über Hindernisse und 20 Championats-Titel in Großbritannien; Russel Baze, der hauptsächlich in Kalifornien in den Sattel stieg, beendete seine Karriere im Juni 2016 mit knapp 58 Jahren nach 12.844 Siegen, 9.600 zweiten und 7.855 dritten Plätzen bei 53.578 Ritten, während der drei Jahre jüngere Jorge Ricardo, in Argentinien reitender Brasilianer, noch aktiv ist, und Ende Juni 2016 bei 12.670 Erfolgen angelangt war. Laffitte Pincay, der lange an der Spitze dieser Liste stand, folgt mit 9.530 Siegen auf Platz drei vor dem verstorbenen Willie Shoemaker, „The Shoe“, der 8.833 Sieger ritt. Die kleine Einschränkung, dass der derzeitige Spitzenreiter nur selten in ganz großen Rennen ritt und wenige auf höchster Ebene gewann, wird niemanden stören, denn jedes Rennen, und ist es noch so klein, muss auch erst gewonnen werden.

Der kürzeste Weg des englischen Vollblüters – den Namen „Thoroughbred“ prägte erstmals 1761 der englische Tierarzt und Hufschmied William Osmer – war der nach Irland, wo zunächst die „Hobbys“ liefen, eine Reit-Pony Art wie die in Schottland und England vorhandenen Galloweys. Die Iren waren aber schon stets mit dem Pferd verbunden, und seine dortige Geschichte ging mehr als 600 Jahre zurück. Die ersten „Rennen“ waren reine private Matches, und 1673 stieß Sir Richard Temple in einem „Handelsbericht“ den damaligen Earl of Essex an, zur Verbesserung des irischen Pferdes auch Rennen abzuhalten. Charles II soll irgendwann 100 Guineas für ein KINGS PLATE gestiftet haben, und nach 1730 kamen Vollblutzucht und Sport auf der Grünen Insel in Schwung. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Turf Club gegründet, und beim Aprilmeeting 1750 spendierte eine „Vereinigung von Sportsmen“ 100 Pfund als Rennpreis. 1790 erschien „Volum 1 of Irish Racing“, und auch die „Irish Racing Authority“, wie sie heute heißt, war, inklusive dreier Stewards, als „Ruling Body“ etabliert. Der este Rennkalender nannte 18 Bahnen und enthielt die Resultate von 154 Rennen, während 1850 bereits 273 aufgeführt wurden. In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts veranstalteten bereits 22 Rennbahnen, und der Curragh gehörte mit fünf Meetings bereits dazu. Danach gab es einen kurzen Niedergang, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts jedoch eine neue Blüte, und ab 1869 wurden jährlich mehr als 400 Rennen gelaufen, für die eine Preissumme von vierzig- bis fünfzigtausend Pfund zur Verfügung stand. 1919, als die Inflation am stärksten war, stieg diese Summe auf 100.000 Pfund an, die die Depression von 1939 aber wieder erheblich reduzierte. Dieser Sinkflug wurde aber sofort gestoppt, als eine Wettsteuer auf die Bahnumsätze beschlossen und Wettbüros 1920 legalisiert worden waren. 1978 standen rund drei Millionen Pfund zur Verfügung, und etwa 300.000 davon kamen bereits von Sponsoren.

Heute spielt die Vollblutindustrie in Irland eine große wirtschaftliche Rolle. Mehr als 300 lizenzierte Berufs- und 350 bis 400 Besitzertrainer, 500 Jockeys und Auszubildende, 2.000 Stall-Leute, rund 2.900 Besitzer und etwa 7.000 Pferde sind dort aktiv, und die Rennpreise wurden 2016 ebenfalls um fünf bis sechs Prozent erhöht. Trainer wie Vincent O’Brien und Paddy Prendergast zogen weltweit reiche Besitzer an, und das die Vollblutzucht begünstigende milde Klima machte Irland zu einem Hauptlieferanten nicht nur für seinen Nachbarn. Das globale Coolmore-Unternehmen mit seinem Ballydoyle Rennstall, der Aga Khan und der große Hindernisstall von Willie Mullins sind die Aushängeschilder unserer Zeit. Der im Ballydoyle Rennstall residierende Trainer Aidan O’Brien, dessen drei Starter im Prix de l’Arc de Triomphe 2016 auch die ersten drei Plätze belegten, hatte wenige Wochen später noch eine weitere Überraschung bereit: Der „Arc-Zweite“, Highland Reel (2012; Galileo), der zu Santa Anita im BREEDERS CUP TURF (vier Millionen US$) als Tempomacher für die „Arc-Siegerin“ Found eingesetzt wurde, ließ an der Spitze des Feldes keinem Gegner eine Chance und gewann, nach einem Meisterritt von Seamie Heffernan, das Rennen selbst. Found (2012; Galileo) belegte nach einer harten Saison in ihrem letzten von 21 Rennen (6 Siege, 11 Ehrenplätze), in denen sie mehr als fünf Millionen englische Pfund verdiente, Platz drei.

In Nordamerika ist Kentucky weit davon entfernt, einer der größten der 50 amerikanischen Bundesstaaten zu sein, aber er ist ein Gigant, wenn es um Rennpferde geht. Seine Vollblutzucht erreichte weltweiten Einfluss, und Pferde aus dem „Blue-Grass-State“ haben nach dem Zweiten Weltkrieg alle wichtigen europäischen Rennen wenigstens einmal gewonnen. Allgemein anerkannt wird auch, dass sich der nordamerikanische Vollblüter über die vergangenen Jahrzehnte gewaltig verbessert hat und auf hohem Standard angesiedelt ist, auch wenn die Wiege dieser Rasse noch immer im englischen Newmarket steht, das nach wie vor eines der ganz großen Zentren des Vollbluts ist, wo James I ab 1605 mit seinen Jagden die ersten Spuren legte.

Die Verbindungen zwischen England und Amerika reichen jedoch ebenfalls weit zurück. Im Mutterland bestieg der passionierte Pferdeliebhaber Charles II den englischen Thron 1660, und Colonell Richard Nicholls, erster Gouverneur zu New York, hatte seinen eigenen Enthusiasmus mit über den Atlantik gebracht und eröffnete wenig später eine Bahn auf Long Island.


Erinnerung an das erste Rennmeeting in den USA, Long Island, New York 1665

Als Cortez 1519 in Mexico landete, gab es in Nordamerika allerdings keine Pferde mehr, denn die prähistorischen Vorgänger, die dort seit 60 Millionen Jahren gelebt hatten, waren ausgestorben. Forscher schlossen dafür zwar auch die Eiszeit nicht aus, doch ist der wirkliche Grund nicht bekannt. Weil aber die Pferde in Nordamerika ausgestorben waren, geht man dovon aus, dass die weitere Evolution und Domestizierung des Pferdes in Asien, Afrika und Europa stattfand. Cortez, der mit indianischen Verbündeten das Aztekenreich eroberte und von 1521 bis 1530 Generalgouverneur von Neuspanien war, brachte selbst 16 Pferde – elf Hengste und fünf Stuten – mit in die Neue Welt, und spanische Konquistadoren führten weitere ein. Als erstes offizielles Renn-Meeting wird das von 1665 auf den Salisbury Plains, die später in Hangsted Plain umfirmierten, auf Long Island genannt. Im Herbst und im Frühjahr ritt man dort um den SILVER CUP, den Gouverneur Richard Nicholls spendete, um die Zucht zu verbessern. Welcher Typ Pferd damals lief, ist unbekannt, doch konnte ich die Plakette auf Long Island noch finden, die an jene Zeit erinnert.

1699 importierte William Penn einen Hengst namens Tamerlane und zwei Stuten. Bemerkenswertes geschah jedoch nicht. 1756 nahm der englische Hengst Janus (1746), der für seine sehr schnellen Nachkommen berühmt war und wegen seiner Statur auch Little Janus genannt wurde, den gleichen Weg, während 1764 Fearnought (1755) folgte. Janus wurde 34 Jahre alt, und die Inzucht auf ihn wurde benutzt, um die speedigen Quarter Horses zu züchten, die in 400 Meter-Rennen antreten. Beide Hengste waren Enkel von Godolphin Arabian, und der Regulus-Sohn Fearnought, der 1764 nach Virginia kam, zeugte mit der Godolphin Arabian-Tochter Selima (1745) Black Selima, die 1765 zur Welt kam. Selima wurde aus England importiert und in der neuen Heimat zur „Queen of the Turf“. Auf der Rennbahn gewann sie mehrere bedeutende VIER-MEILEN-STECHEN gegen die Pferde der wichtigsten Besitzer, und in der Zucht wurde sie zur Matriarchin. Zu ihren direkten Nachkommen in der weiblichen Linie zählte auch der vierfache Champion-Beschäler Hanover (1884; Hindoo), der als Jährling 1.250 Dollar kostete und ein Jahr später 17 Rennen in Folge, und insgesamt 32 gewann.

Als die Spannungen zwischen den 13 amerikanischen Kolonien und England größer wurden und es 1775 zum Krieg kam, stoppte der Import aus dem Mutterland vorübergehend, doch kaufte danach das selbständige Amerika – ein Resultat des Sieges der Kolonien 1783 – wieder Pferde in England. Und die Hengste Medley, Shark, Messenger und Diomed, die vor 1800 ins Land kamen, gaben der Zucht neue Vitalität.

Vorher hatten die Kolonisten englische Pferde vorwiegend durch Virginia importiert, und der erste Vollblüter, der 1730 eintraf, war der 1709 geborene Bulle Rock, ein Sohn von Darley Arabian aus einer Byerly Turk Tochter, der in jungen Jahren in England erfolgreich gelaufen war. Und die Herren Samuel Patton und Samuel Gist legten ihn den Virginia-Züchtern ans Herz, um ihre Zucht zu erbessern. Nach ihm, und vor den Hengsten Janus und Fearnought, wurden 1742 Dabster (1736) und, neun Jahre später, Jolly Roger II (1743) nach Virginia importiert, wobei dieser, der von Godolphin Arabians Sohn Mogul stammte, sehr gut einschlug. Mit den Hengsten kamen auch zahlreiche Stuten ähnlicher Qualität ins Land. Janus war damals in Amerika allerdings ein Außenseiter, denn der wichtigste Test des amerikanischen Rennsports basierte Mitte des 18. Jahrhunderts – und über weitere 100 Jahre – auf vier Meilen-Rennen, die in Stechen entschieden wurden. Doch als Selima rund zwanzig Jahre später ins Land kam, war der „schnelle Einfluss“ von Janus schon wesentlich stärker.

Dennoch war der Unabhängigkeitskrieg in den USA längst vorbei, als die amerikanische Vollblutzucht den Einfluss der wichtigen Importe Medley (1776) und Diomed spürte. Ersterer, ein Schimmel von Gimcrack und 13-facher Sieger, kam als Neunjähriger nach Virginia, und für Diomed, Englands erstem Derbysieger und einer der Gründerhengste in der neuen Heimat, erwiesen sich Medleys Töchter als ausgezeichnete Partnerinnen. In der Heimat galt Englands erster Derbysieger von 1780, trotz guter Partnerinnen, in der Zucht als Versager. Die von fünf auf zehn Guineas gesteigerte Decktaxe war schnell auf zwei gefallen, und seine Nachkommen galten als sehr temperamentvoll. Sir Bunbury verkaufte den Hengst 21-jährig für 50 Guineas nach Virginia an John Hoomes, der ihn für 1.000 Guineas an seinen Landsmann Colonel Miles Seldon weiterreichte. In Amerika wurde Diomed hoch erfolgreich, war noch als 29-jähriger für 50 Dollar ein guter Befruchter und wurde 31 Jahre alt.

Sein bester Nachkomme war der 3x4 auf Herod ingezogene Sir Archy (1805), der in der JOCKEY CLUB BURSE zu Fairfield an Wrangler einen anderen sehr guten Diomed-Sohn schlug, und anschließend im gleichnamigen Rennen zu Petersburg erneut ein gutes Feld deklassierte. Als er anschließend einen anderen absoluten Crack jener Zeit geschlagen hatte, wollte keiner mehr über vier Meilen gegen ihn antreten, sodass ihn sein Besitzer und Trainer, der „Napoleon of the Turf“, William Ransom Johnson, für 5.000 Dollar in die Zucht verkaufte. Der Erfolg des prepotenten Stallions, der 28 Jahre alt wurde, war phänomenal, und einer seiner besten Söhne hieß Henry (1819), dessen Mutter von Diomed stammte, sodass jener 2x2 auf den Derbysieger ingezogen war. Im May 1823 lief Henry auf der Union-Bahn in New York in einem 20.000-Dollar MATCH „SÜD GEGEN NORD“ vor 60.000 Zuschauern gegen den neunjährigen Diomed-Enkel American Eclipse (1814; Duroc), das als ein Vier-Meilen-Stechen ausgeschrieben war. Das erste Rennen gewann Henry sicher, das zweite sein Gegner. Im dritten Stechen waren beide erschöpft, doch behielt das größere Stehvermögen und der Kampfgeist von American Eclipse die Oberhand, der dabei allerdings eine ganze Minute länger brauchte als Henry im ersten Stechen.

Boston (1833; Timoleon), der 3x3 auf Diomed ingezogen war, zählte zu seinen 40 Siegen bei 45 Starts auch dreißig Vier-Meilen-Stechen, galt als der beste Galoppierer seiner Zeit und als Amerikas erstes großes Rennpferd. Dass dieser Hengst -1841 bis 1843 Champion-Beschäler – nicht zum Wallach degradiert wurde, war ein glücklicher Umstand, denn in seinen ersten Trainingsjahren soll der Sir Archie-Enkel so unbändig gewesen sein, dass der Satz „kastrieren, oder noch besser, erschießen …“ überliefert wurde. Auch Bosten war 19 Jahre später zu einem NORD-SÜD-MATCH angetreten, und wieder war die Resonanz zu Long Island im Publikum gewaltig. Doch der Hengst, der bereits deckte und im Rennen mit den Rails kollidierte, musste dabei eine seiner wenigen Niederlagen einstecken. Immerhin war die Siegerin, die für den Süden startende Fashion (1837; Trustee), die beste Rennstute ihrer Zeit, die damals auch den Vier-Meilen-Rekord mit 7:32 ½ Minuten hielt.

Bostons beste Söhne waren Lecomte und Lexington (1850), die beide seinem letzten Jahrgang angehörten. Und beide Hengste waren am 1.4.1854 auch erstmals Gegner, als die beiden Vierjährigen auf der Metairie Rennbahn zu New Orleans in einem Viererfeld antraten, um die Rivalität zu klären. In diesem Viererfeld repräsentierten Lexington Kentucky und Lecomte Mississippi, und Lexington, der sich auf dem schweren Boden wohlfühlte gewann alle Stechen und brachte Lecomte dessen erste Niederlage bei. Eine Woche später bekam Lecomte auf festem Boden seine Revanche und gewann zwei Stechen der Jockey Club Purse. Danach wurde Lexington nie wieder geschlagen, und bei einem Rennen gegen die Uhr mit fliegendem Start und Tempomachern verbesserte Lexington zu Metairie den bestehenden Rekord über vier Meilen um 6.25 Sekunden auf 7:19,75 Minuten. Und dieser hatte zwanzig Jahre Bestand.

Danach bekam Lexington Probleme mit den Augen und war am Ende blind wie sein Vater. Als Ten Broeck 1856 die Reise nach England antrat, verkaufte er Lexington für 15.000 Dollar und erhielt damit den höchsten Preis, der bis dahin jemals für einen amerikanischen Vollblüter gezahlt worden war. Der Boston-Sohn stand in Kentucky auf der Woodburn Farm, wurde 25 Jahre alt und einer der größten Deckhengste aller Zeiten. Von seinen 16 Beschäler-Championaten gewann er 14 in Folge, und in seinem ersten Jahrgang befanden sich mit Norfolk (1861), Asteroid und Kentucky die besten Pferde des Landes. Alle drei stammten aus Glencoe-Müttern, und die ersten beiden blieben ungeschlagen, während sich der 21-fache Sieger Kentucky Norfolk beugen musste. Nach Peter Willet hat Lexington mehr als 600 Fohlen gezeugt, von denen 40% Sieger wurden und 1.159.321 Dollar auf amerikanischen Bahnen gewannen.

Gegen Ende des Jahrhunderts war die amerikanische Zucht mit Bostons Blut und dem seines Urgroßvaters übersättigt, und es bedurfte neuer Importe, die in Form von Leamington, Glencoe, Australien und Eclipse (1855; Orlando) ins Land gekommen waren. Lexington selbst erschien inzwischen bereits in den ersten drei Ahnenreihen von 14 der ersten 20 Kentucky Derby-Sieger, womit die amerikanische Zucht Probleme mit dem Gestütsbuch bekamen, als die Engländer 1913 den „Jersey Act“ etablierten. Als dieser später wieder abgeschafft wurde, erhielt auch Lexington, neben vielen anderen großen Rennpferden, seinen offiziellen Vollblutstatus.

Nach dem Civil-War wandelte sich auch der Rennsport von einer „privaten Angelegenheit“ zu einem öffentlichen Entertainment mit Wetten und Buchmachern, und 1875 wurde das erste Kentucky Derby gelaufen. Die Distanz war allerdings nicht die gleiche wie in England, sondern mit 2.000 Meter um 400 Meter kürzer. Damit waren auch die „Vier Meilen“ Vergangenheit und der moderne Rennsport begann unterwegs zu sein. Und 1879 riskierte der amerikanische Besitzer Pierre Lorillard mit seinem sechsjährigen amerikanischen Wallach Parole (Leamington), der eine Lexington-Tochter zur Mutter hatte, die Reise nach England, um sein Pferd zu testen. Der Wallach gewann beim Frühjahrsmeeting zu Epsom an zwei aufeinander folgenden Tagen sensationell das CITY AND SUBURBAN (gegen Isonomy) und das GREAT METROPOLITAN. Daraufhin schickte der Besitzer im gleichen Herbst einige amerikanische Jährlinge ins Training nach Newmarket. Und unter diesen befand sich auch der Leamington-Sohn Iroquois, dessen Mutter eine Tochter von Australian war, die von Boston stammte. Der junge Hengst gewann vier seiner zwölf Rennen als Zweijähriger, und 1981 auch das Epsom Derby, St. ledger und die Prince of Wales Stakes zu Ascot. Damit war der amerikanische Vollblüter auch auf der Bühne der Welt angekommen.

Seit dem Zweiten Weltkrieg wuchs die amerikanische Zucht gewaltig an. Waren es 1945 für Amerika allein noch 5.819 registrierte Fohlen, so wurden 1975 bereits 27.569 gezählt. 1973, als es im Staat New York nur noch 115 Neugeborene gab, wurde ein Bonussystem ins Leben gerufen, dass 25% auf die gewonnenen Preisgelder, und weitere 15% an die Besitzer von Deckhengsten im Staat ausschüttete. Und weil führende Besitzer deswegen ihre Zucht von Kentucky, Florida und Kalifornien teils oder komplett nach New York verlegten, stieg dort die Geburtenrate innerhalb von fünf Jahren auf 600% an. Andere Staaten, auch in Europa, folgten bald diesem Beispiel und etablierten ähnliche Prämien. Auch Verluste aus Rennstall und Zucht konnten in den Staaten gegen andere Gewinne verrechnet werden. 1977 schlug sich das in 61.938 Pferden im Training nieder, für die im gleichen Jahr 68.826 Rennen zur Verfügung standen. Amerika gehörte jedoch auch zu den Ländern mit den höchsten Trainingskosten, und 1979 lag der Durchschnitt bei 40 Dollar pro Tag, während Spitzentrainer 55$ berechneten.

1977 hatten alle US-Bundesstaaten und sieben kanadische Provinzen Vollblutfohlen. In Delaware waren es drei, und Alaska vier, und die USA besaß die größte Vollblutpopulation der Welt. 1979 wurden mehr als die Hälfte aller Rennen, in denen Zweijährige keine Startberechtigung besaßen, über 1.200 Meter oder kürzer gelaufen, und die durchschnittliche Rennpreissumme analysierte Peter Willett mit 3.687 Dollar. Lediglich 1% aller nordamerikanischen Rennen führte über Distanzen zwischen 2000 und 2.400 Meter, doch gibt der gleiche Autor das durchschnittliche Preisgeld für diese Rennen mit 16.644$, und für die reine 2.400 Meter-Distanz mit 23.540 Dollar an. Somit fördert zwar das amerikanische Rennsystem die Kurzstrecke, bietet aber das meiste Preisgeld auch den 2000-Meter- und klassischen Pferden an.

Den höchsten Stand an registrierten Fohlen gab es in Nordamerika 1990 mit 44.143, wobei 3.139 in Kanada und 617 in Puerto Rico geboren wurden. 2014 summierte sich diese Gesamtzahl auf etwa 22.000. Für das gleiche Jahr nannte das „Fact-Book“ für Nordamerika 33.673 gedeckte Zuchtstuten; 1.650 registrierte Stallions; 46.289 Rennen, für die 1.211 Millionen Dollar zur Verfügung standen, während auf den Auktionen mehr als 14.500 Pferde durch den Ring gingen. Dort wurde in den vergangenen Jahren immer höhere Qualität verlangt, und die Züchter haben darauf reagiert, denn am unteren Ende ist kein Geld mehr zu verdienen. Äußeres Zeichen sind auch die seit mehreren Jahren im Spätherbst jährlich auf wechselnden Bahnen gelaufenen Breeders Cup-Rennen, deren Breeders Cup Classic mit derzeit sechs Millionen Dollar die höchste Dotierung dieser Millionen-Rennen besitzt.

Frankreich kam sehr langsam auf die Beine, und, obwohl es im 14. Jahrhundert schon einige versprengte, improvisierte Rennen gab, dauerte es noch bis zur Herrschaft von König Louis des XIV, bis ein Staatsgestüt errichtet wurde, doch unterstützte der Sonnenkönig den Rennsport nicht. Heute hat sich das im Departement Orme in der Normandie liegende Gestüt vom „königlichen“ zum National-Gestüt gewandelt und beherbergt unterschiedliche Pferderassen. Wegen seiner gesamten Schönheit wird das in einem 1.000 Hektar großen Park liegende Anwesen auch als „Versailles des Pferdes“ bezeichnet und lädt auch zu Besichtigungen und zum Reittourismus ein.

Die Franzosen schienen auch den Wert orientalischer Stallions zu ignorieren, oder ihren züchterischen Einfluss auf die Zucht zu unterschätzen, denn sie ließen einige ihrer Orientalen ziehen, die in England auf die neue Rasse potenten Einfluss erreichten. Darley Arabian, Curwen’s Bay Barb oder Toulouse Barb sind Beispiele. Curwen (s) Bay Barb (etwa 1686) soll ein Geschenk von Marokkos König an Louis XIV. gewesen sein, den ein Mr. Curwen nach England bracht. Auf der Insel zeugte der Hengst Mixbury, der damals eines der besten Pferde gewesen sein soll. Bei dem 1751 geborenen Godolphin Arabian-Enkel Mixbury (Regulus) steht der geschenkte Hengst bereits als mütterlicher Großvater im Pedigree. Curwen Bay Barb zeugte auch so gute Pferde wie den Schimmel Creeping Molly (1700), Brocklesby (1709) und Brocklesby Betty (1711).

Der erste französische König, der Renninteresse zeigte, war Charles X., und 1776 wurde die erste reguläre Rennbahn auf der Plaine des Sablons angelegt und im November ein 3.200 Meter-Rennen um 15.000 France abgehalten. Danach wurde in Frankreich jedoch Begonnenes im Tumult der Revolution (1789-1799) und der Napoleonischen Kriege (1804-1812) wieder ruiniert. Und das war zu einer Zeit, als der Englische Jockey Club bereits aktiv war und das General Stud Book die Evolution des Vollblüters regulierte. 1805 hatte Napoleon zwar wieder einen Anstoß zum Rennsport gegeben, doch sollte es noch fast 30 Jahre dauern, bis Rennen und Zucht ordentlich organisiert wurden.

Obwohl Anfang des 19. Jahrhunderts mehrere Vollbluthengste aus England importiert wurden, geschah nach der Wiederherstellung der Monarchie so gut wie nichts. Zu diesen Importen zählten 1808 der Epsom Derby-Dritte von 1807 und Eclipse-Enkel Coriolanus (Gohanna), der 3x3 auf Eclipse und Herod, und 4x4x4 auf Herods Vater Tartar ingezogen war, und 1817 der Marske-Enkel Truffle (1808), dessen Vater Sorcer eine 3x3-Inzucht auf Matchem besaß. 1918 folgten die Hengste Middlethorpe, ein 1806 geborener Marske-Urenkel von Shuttle; der 3x4 auf Eclipse und 3x3 auf Highflyer ingezogene Camerton (1808), als auch der 1792 geborene Highflyer-Sohn Diamond ins Land, der Vierter zu Spread Eagle im Epsom Derby war und auch zwei Kings Plate gewann. Als er am 25.3.1799 in einem, mit unglaublichen 3.000 gns dotierten Match-Rennen (normalerweise mit 300 bis 500 gns ausgestattet) gegen den St. Leger- und zweifachen Doncaster Cup-Gewinner und Eclipse-Enkel Hambletonian antrat, lieferte er diesem auf der Geraden von Newmarket einen erbitterten Kampf, unterlag jedoch mit „the shortest of necks“. Hambleton gestaltete 16 von 17 Starts erfolgreich, darunter auch die im Newmarket Cup und den Newmarket Stakes. 1819, nach seiner ersten Saison in Frankreich, war Diamond bereits tot.

Es bedurfte des 1805 in Paris geborenen und dort lebenden Engländers Lord Henry Seymour und des Thronerben, Duc d’ Orléans, dass im November 1833 der Jockey Club (Seymour war sein erster Präsident) gegründet wurde. Dieser war zunächst jedoch nicht das Kontrollorgan des französischen Rennsports, sondern lediglich ein exklusiver Club. Seymour und der Duce d’Orleans blieben jedoch die treibenden Kräfte. Sie trennten Rennsport und die sozialen Interessen des Clubs, und für die sportlichen und züchterischen Belange wurde die „Société d’Encouragement pour l’Amélioration des Races de Chevaux en France“ zuständig. Im März 1834 erhielt der französische Rennsport von der Regierung die Genehmigung, für seine Rennen den Champ-de-Mars auf dem linken Seine-Ufer zu benutzen, sodass am 4.5.1834 die erste Rennveranstaltung dort ausgetragen wurde, wo heute der Eifelturm steht.

Neu erfinden wollten die Franzosen die Rasse natürlich nicht, sondern man beschloss, weitere Hengste und Stuten aus England zu importierten, das auch im Gestütsbuch Frankreichs entsprechend zu verankern, und den französische Vollblüter mit dem Namen „Pur-Sang Anglais“ zu bezeichnet.

Seymour und Orléans lenkten die Geschicke des Sports bis jener einen Unfall hatte, Seymour Rennstall und Gestüt verkaufte, und 1835 M. Anne-Edouard de Normandie das Präsidentenzepter Zepter übernahm. Bis dahin hatte Seymour während seiner Präsidentschaft dem französischen Rennsport jedoch erhebliche Dienste erwiesen, den Bois de Boulogne „erschlossen“, eine neue Bahn zu Chantilly erbaut und 1836 den Prix du Jockey Club über 2400 Meter als das französische Equivalent zum Epsom Derby etabliert. Heute hat Frankreich Rennen im ganzen Land, eine starke Zucht, zahlt hohe Rennpreise, diverse Prämien und setzt auch moderne Marketingideen um. Zu diesen zählt auch die jährliche „Route des Etalons“, bei der 2016 bereits zum siebten Mal die großen Gestüte – mit Schwerpunkt Normandie – für zwei Tage ihre Tore öffneten. Und neu eröffnet wird, wahrscheinlich aber erst 2018, die neu gestaltete Rennbahn Longchamp, die Heimat des Prix de l’Arc de Triomphe, die 60.000 Besuchern Platz bietet.

Lord Seymour, der neben Hengsten auch Stuten aus England einführte, hatte mit dem Ankauf des Catton-Sohnes Royal Oak (1923) aus der Zucht von R. Harrison eine besonders glückliche Hand bewiesen, denn dieser sehr gute Beschäler zeugte auch die Stute Poetess (1838), die für Seymour den vierten und letzten Derby-Treffer in Frankreich sicherte, und auf die dortige Zucht erheblichen Einfluss nahm. Ihr vom The Emperor stammender Sohn Monarque (1852), das beste Pferd seiner Zeit in Frankreich und Derbysieger, gewann 1857 für die Franzosen auch den zweiten Goodwood Cup, nachdem 1853 die 1850 von dem Royal Oak-Enkel Sting gezogene Oaks- und Derbysiegerin Jouvence in England in diesem Rennen den Anfang gemacht hatte.

Wesentlich wichtiger war jedoch die Tatsache, dass Monarque der Vater von Gladiateur wurde, der 1865 den Engländern mit seinem dortigen „Triple Crown-Sieg“ bewies, auf welchem Level die französische Zucht inzwischen angekommen war. Sein Besitzer Graf Frederic de Lagrange hatte bereits ein Jahr früher die heimischen Oaks gewonnen und gab in den folgenden 15 Jahren, gemeinsam mit einem Partner, eine Menge Geld aus, um die Zucht zu verbessern. Als Erfolge konnten damals auch Sieger in den 1000 und 2000 Guineas, als auch im St. Ledger gefeiert werden.

Während damals die Klassiks, wie in vielen anderen Ländern auch, nur für Inländer offen waren, war der 1863 neu geschaffene Große Preis von Paris über 3.000 Meter schon im Gründungsjahr ein internationales Rennen, denn er galt als das Aushängeschild Frankreichs, in dem sich die heimische Zucht mit den besten Dreijährigen des Auslandes messen sollte.


Der 1862 vom Cte.F. de Lagrange gezogene Gladiateur gewann Englands Triple Crown (Foto: repro eines Druckes von C. Carnie)

Diese erste Ausgabe (100.000 Franc – die Hälfte davon spendierte die Stadt, die fünf größten Eisenbahngesellschaften des Landes den Rest) gewann dann auch der von Henry Saville gezogene Voltigeur-Sohn The Ranger in den Farben seines Züchters. Ein Jahr später belegte der Sieger noch einen Ehrenplatz im Goodwood Cup, ehe er in Irland, Frankreich und England als Deckhengst agierte. Heute wird das Gruppe-I-Rennen über 2.400 Meter gelaufen, ist mit 600.000 Euro dotiert, und der französische Trainer Andre Fabre konnte bisher, zwischen 1989 und 2016, dreizehn Mal den Sieger absatteln.

Der Prix de l’Arc de Triomphe wurde 1920 ins Leben gerufen, und der erste Sieger, dem Xar mit einem Doppel folgte, hieß Comrade und stammte von dem Iren Bachelors Double. Anschließend sorgte Marcel Boussac mit seinen Gestüten und den drei großen Deckhengste Pharis (1936; Pharos), Tourbillon (1928; Ksar) und dem von Baron M. de Rothschild 1923 gezogenem Teddy-Sohn Asterus dafür, dass die französischen Pferde zwischen 1945 und 1955 international auftrumpfen konnten. Andere Größen der französischen Vollblutzucht waren F. Dupre oder J. -L- Lagardere, während die Wertheimers oder Heads und der Aga Khan die bekanntesten Namen im zweiten Jahrzehnt des dritten Jahrtausends sind.

Frankreichs Rennsport und Zucht, die derzeit mit Le Havre (2006; Noverre), Kendargent (2003; Kendor) und Siyouni (2007; Pivotal) über drei der besten jüngeren Hengste Europas verfügt, wurden in den letzen Jahren vornehmlich durch das äußerst starke Wachstum der PMU (Pari Mutuel Urbain) geprägt, die das Wettmonopol auf Pferdewetten besitzt, bei Online-Sportwetten einer der großen Player ist und Frankreichs Rennsport finanziert. Für 2013 wiesen statistische Angaben etwa 130 Millionen aus, die in den französischen Flachrennsport flossen. Die Rennpreise für diese Sektion betrugen im gleichen Zeitraum 120 Millionen Euro, während vergleichsweise in Großbritannien lediglich rund neunzig zur Verfügung standen. Zusätzlich wurden in jener Saison „auf der Flachen“ noch 20 Millionen an Züchter- und 44 Millionen Euro an Besitzer-Prämien ausgeschüttet, und acht Millionen dienten als Transportzuschuss. Dieses gewaltige PMU-Wachstum dürfte jedoch auch nicht unendlich sein, und vielleicht schon in wenigen Jahren Rennpreise und Prämien beeinflussen. 2017 wird im „Arc“ auch eine andere AG-Skala zur Anwendung kommen, die Dreijährigen nur noch 6,6 Pfund Gewichtsunterschied gibt (statt bisher 7,7), denn die Dreijährigen sind heute frühreifer als vor 100 Jahren. Nachdem das EUROPÄISCHE-PATTERN KOMITEE diese Studie erstellt hatte, blieb den Autoritäten keine andere Chance, als das zu ändern.

Italien verdankt seine Vollblutzucht einem einzigen Mann, Frederico Tesio, dessen Zucht die ganze Vollblut-Welt beeinflusste, und dessen Nachfolger ab 1966, das Dormello-Oligata Stud, noch einiges beisteuerte. In seinem Buch „The Classic Racehorse“ weist Peter Willett darauf hin, dass 1966 die Pedigrees prominenter Pferde in England und Irland 62,5%, und in denen der Stakes-Sieger in den USA, Kanada und Mexiko im gleichen Jahr 36,99% „Dormello-Blut“ enthielten. Im Frühjahr 1938 bot Tesio den dreijährigen Nearco (Donatello II und Ribot komplettierten sein Weltklasse-Trio) in England zum Kauf an, weil er in ihm eher „einen Sprinter“ sah, und ein solcher im englischen Rennsystem dann besser aufgehoben gewesen wäre. Verkauft wurde der Hengst auf die Insel aber erst nach seinem Triumph im Großen Preis von Paris über 3.000 Meter, zu dem Tesio in seinen Aufzeichnungen notierte „kein wirklicher Steher; er gewann die langen Rennen nur dank seiner herausragenden Klasse und seines brillanten Speeds“. Und als brillantes Mitteldistanz-Pferd feierte er dann auch seine Gestütserfolge. 25 Jahre nach Tesios Tod war sein züchterischer Einfluss noch immer spürbar, und Englands Derbysieger von 1979, der Petingo-Sohn Troy, hatte drei Kreuzungen von Nearco und zwei von Donatelllo im Pedigree, Stallions, die Tesio gezogen hatte.

In Italien, wo in den 1970er Jahren kaum mehr als 1.000 Fohlen pro Jahr geboren wurden, wurde jedoch das von Tesios späterem Partner Mario Incisa fortgeführte Dormello-Olgiata immer unbedeutender, und auch die Auflösung des Razza del Soldo schwächte die heimische Zucht weiter. 1966 wurden die Rennpreise um 27% angehoben, und die meisten der wichtigsten Rennen auch für im Ausland gezogene Pferde geöffnet (Derby und Oaks folgten jedoch erst 1981), doch hatten diese Maßnahmen nicht den gewünschten Effekt. Italienische Besitzer kauften Jährlinge in England, Irland und Frankreich, und ausländische Starter gewannen viele große Rennen. In den 1970er Jahren kamen soziale und ökonomische Probleme hinzu, die ein starkes Investment in die Vollblutzucht Italiens nicht förderten, sodass reiche Italiener ihre Rennsportinteressen ins Ausland verlegten. So gewann Carlo Vittadini mit seinem in England stationierten Grundy das Epsom Derby 1975, und sein Landsmann Carlo d’Alessio freute sich über die Siege in den 2000 Guineas 1975 und 1976, die ihm die in Irland gezogenen Balkonski und Wollow sicherten, während ihm die Doppelerfolge von 1979 und 1980 im Ascot Gold Cup Le Moss bescherte, der ebenfalls ein Ire war. Italienische Gruppensiege im Ausland gab es kaum, und in den letzten Jahren verlor sogar das Italienische Derby seinen höchsten Status, und auf die Auszahlung der Renngewinne und „Prozente“ mussten die Beteiligten oft sehr lange warten. Auch 2016 hatte sich das kaum geändert, denn bis Ende Oktober soll, so war von der Dachorganisation des deutschen Rennsports zu lesen, von den 2016 erzielten Renngewinnen an ausländische Besitzer noch kein Cent gezahlt worden sein. Und in Deutschland trainierte Pferde hatten im Stiefelland auch einige wichtige Rennen gewonnen. Die Zucht ist ebenfalls weiter rückläufig, und von den 624 Fohlen, die 2015 geboren wurden, erblickten 161 im Ausland das Licht der Welt, wo sie wohl auch in Training gehen werden. Gegenüber 2011, als das Stiefelland noch 1.520 Fohlen verzeichnete, war das vier Jahre später weniger als die Hälfte. Und wie lange die italienischen Rennen noch ihren internationalen Gruppenstatus behalten, oder aus dem Internationalen Pattern-Race-Programm ausgeschlossen werden, ist wohl auch nur noch eine Frage der Zeit, denn das war, wegen der äußerst schleppenden Auszahlung der Rennpreise, schon mehrfach ein Diskussionspunkt.

In Deutschland war die ursprüngliche Rasse im alten Preußen zur Zeit der Ordensritter eine ähnliche, wie die Galloways in England. Auch sie wurde mit Hilfe orientalischer Hengste verbessert, aber es gab noch keine Leistungsprüfungen auf der Rennbahn. Als Initiatoren von Zucht und Rennsport in Deutschland gelten die Brüder und Barone Gottlieb (1792-1873) und Wilhelm (1789-1768) von Biel, die Vertreter der neuen Rasse auf Auktionen von Tattersalls, Newmarket kauften, das 1776 gegründet wurde und das älteste Auktionshaus für Vollblutpferde ist. Sie brachten zwar nicht die ersten Vollblüter nach Deutschland – wahrscheinlich war der mehrfache Vier-Meilen-Sieger Dick Andews (1779; Joe Andrews) der erste Import, der auch den St. Ledger-Sieger Quiz in einem Matchrennen geschlagen haben soll – betrieben aber eine systematische Vollblutzucht. Im mecklenburgischen Gestüt zu Zierow standen damals fünf Stallions und eine große Zahl von Stuten, und jährlich gab es eine Auktion, um die Produkte zu vermarkten. Ein weiteres Gestüt soll in Weitendorf, in der Nähe Wismars existiert haben, und als einer der bekanntesten Biel-Stallions, der zu Zierow stand, gilt der aus England eingeführte Muley Sohn Robin Hood (1818), der 3x3 auf den Diomed-Sohn Young Giantes ingezogen war, und von dessen Söhnen auch viele im Landgestüt Celle aufgestellt wurden.

Auch Deutschlands erste Rennbahn, zu Bad Doberan, wurde auf Betreiben der Barone Biel gebaut, und sie gilt als die erste Pferderennbahn auf dem europäischen Festland. Seit 1804 wurden bereits auf freiem Feld „Rennen“ geritten, doch fand der erste Renntag mit Vollblütern am 10.8.1822 zu Ehren der Großherzogin Alexandrine statt. Auch die Bahnen zu Güstrow und Neubrandenburg riefen sie in ihrer mecklenburgischen Heimat ins Leben, und wenige Tage nach dem ersten Rennen, am 13.August, gründete sich der Doberaner Rennverein, dessen erster Präsident der spätere Großherzog Paul Friedrich von Mecklenburg wurde. 1827 erhielt Bad Doberan eine erste Holztribüne, 1854 und 1890 Neubauten. Ein Steeple-Chase Kurs war ab 1833 verfügbar, und nach der Wende entstand aus DDR-Ackerland wieder eine Rennbahn. Zu den ältesten deutschen Rennplätzen zählten auch Breslau (1832), Schleswig (1833), Stralsund (1834), Celle, Düsseldorf (1836) und Baden-Baden 1858.

Das erste Union-Rennen (2400 m) schrieben die Gebrüder ebenfalls aus, und die Erstausgabe gewann 1834 der 1831 von ihnen gezogene Nigel-Sohn Alba, der ein Urururenkel von Eclipse war und die Whalebone-Tochter Therese zur Mutter hatte. Dieses Rennen sollte die wichtigste überregionale Zuchtprüfung des mitteleuropäischen Raumes, und das Gegenstück zum Englischen Derby, werden, und war deswegen für Pferde aus Ungarn, Österreich, Preußen, Mecklenburg, Holstein und dem Kontinent ausgeschrieben, während die überlegenen Pferde Englands ausgeschlossen blieben. 1868 entstand jedoch das Österreichische Derby, und ein Jahr später das Norddeutsche, das Ulrich von Oetzens Englandimport Investment (King of Diamonts) gewann.

1842 waren im Deutschen Gestütsbuch bereits 780 Zuchtstuten verzeichnet, und drei Jahre später enthielt es schon 37 importierte Stallions, während Frankreich damals erst 14 importiert hatte. Damit zählte Deutschland zu den ersten Ländern, die den Grundstein für Zucht und Sport nach englischem Vorbild gelegt hatten. Und zu jenen Hengsten gehörten auch die Epsom Derbysieger von 1822, Moses (Seymour oder Whalebone), und 1835, Mündig (Catton).

Dieser war zwar ein Halbbruder zu Cotherstone (Touchstone), der die 2000 Guineas und das Derby 1843 gewann, doch waren beide Halbbrüder als Beschäler eine Fehlentscheidung. Moses war ein schwacher Derbysieger, und Mündig, 4x4 auf den Eclipse-Sohn Mercury ingezogenen und für John Bowes der erste von vier Derbysiegern, soll mit zunehmendem Alter äußerst gefährlich geworden sein. Neben 14 weiteren Hengsten, die in jenen Jahren aus Frankreich kamen, hatte 1836 auch schon der Schimmel Gustavus (Election) in deutschen Landen eine Box bezogen, der 1821 das Epsom Derby gewann, die St. Ledger-Distanz aber nicht stehen konnte.


Der Schlussbogen von Deutschlands ältester Rennbahn führt als Rechtskurs in eine 500 Meter lange Zielgerade


Und zu dessen Siegreiter Sam Day, der im 19. Jahrhundert eine sehr bekannte „Rennfamilie“ vertrat, und dessen älterer Bruder John vier „Oaks“ gewann aber nie das Derby, gibt es auch eine kleine Story. „Uncle Sam“, so sein Spitzname, trat nach seinem zweiten Derbyerfolg mit dem Emilius-Sohn Priam 1830 vom Jockey-Beruf zurück und wurde Farmer. Dieses Geschäft war jedoch nicht nur unprofitabel, sondern die harte Arbeit hatte auch Sams „Rentner-Gewicht“ von 11 Stone, 6 Pfund (72,6 Kilo) auf sieben Stone, 12 Pfund (49,9 Kilo) reduziert. Der Ex-Jockey kehrte zurück in den Rennsattel und gewann das Derby 1846 auf Pyrrhus The First (Epirus) und die Oaks in der gleichen Saison mit de Touchstone-Tochter Mendicat, die auch die 1000 Guineas gewonnen hatte, für den gleichen Besitzer. 1866 starb „Uncle Sam“ mit nur 64 Jahren, nachdem er zu Ascot einige Pferde als Trainer in Obhut gehabt hatte.

1850 gewann der von Graf Hahn-Basedow gezogene Turnus, der den Muley-Enkel Taurus zum Vater hatte und als Dreijähriger in Deutschland in vier Rennen ungeschlagen war, als Vierjähriger im englischen Goodwood die Stewards- und Chesterfield Cups, und das war drei Jahre früher, ehe ein französisches Pferd ein wichtiges Rennen auf der Insel für sich entscheiden konnte. Zehn Jahre später siegte seine in England gezeugte Tochter Butterfly in den dortigen Oaks.

Hamburg-Horn startete 1855, und der erste Deutsche Derbysieger, der Ungar Uram Batyam, der den Hermit-Sohn Gunnersbury zum Vater hatte und aus der Buccaneer-Stute Bajos gezogen war, heftete 1889 das erste Deutsche Derby an seine Farben, das 15 Jahre früher kam als das Italienische Derby, und das Norddeutsche Derby ablöste. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es als Großer Deutschland-Preis entschieden, und auch nicht immer an seinem angestammten Platz gelaufen. Als der Nuage-Sohn Gibraltar (3x4 auf St. Simon ingezogen) 1919 gewann, geschah das auf der Rennbahn Grunewald, und 1943 und ein Jahr später wurden die Sieger in Hoppegarten gefeiert. Zunächst Allgäu (Ortello) und 1944 der Sohn des Oleander und der Nereide, der Erlenhofer Nordlicht, der 1943/44 auf deutschen Bahnen ungeschlagen war, 1944 zum „Pferd des Jahres“ gewählt wurde, eine eigene Briefmarke bekam und 1945 als Kriegsbeute in die USA abtransportiert wurde, wo er 1968 auf der La Branche Plantation zu St. Rose, LA verstarb. 1946 eröffnete der Lampos-Sohn Solo in München die Nachkriegs-Derbyzeit, und 12 Monate später gewann der Isarländer und Arjaman-Enkel Singlspieler das Blaue Band des Turfs zu Köln. 1972, als das Derby bei der Eingruppierung den Gruppenstatus I erhielt, siegte der Tudor Melody-Sohn Tarim unter Geoff Lewis für Trainer Georg Zuber und Besitzer Fredy Ostermann dort, wo es schon längst wieder fest beheimatet war, zu Hamburg Horn.

Bei den Jockeys fehlt Andrasch Starke nur noch ein einziger Derby-Erfolg, um mit Gerhard Streit gleichzuziehen, der acht Sieger ritt: Orgelton gewann 1938, Wehr Dich, Schwarzgold und Magnat in den folgenden drei Jahren, Allgäu 1943, Solo drei Jahre später, Mangon 1952, und Baalim setze 1961 den Schlusspunkt. Andrasch Starke begann 1998 mit Robertino, ließ zwei Jahre später Samum folgen und nach gleichem Zeitabstand Next Dessert. Vier Jahre später punkteten für den geborenen Hamburger Schiaparelli und 2008 Kamsin, während die beiden vorerst letzten Derbyerfolge für den mehrfachen deutschen Champion-Jockey 2013 und 2015 mit Lucky Speed und Nutan folgten. Der vorerst letzte Sieger, der Lord of England-Sohn Isfahan musste 2016 hart kämpfen, um mit dem Italiener Dario Vargiu im Sattel um Millimeter zu gewinnen.

Der Engländer George Arnull, der alle seine Derbysieger als Privattrainer in den Diensten Schlenderhans absattelte, konnte sich über einen Sieger mehr freuen als später Heinz Jentzsch, der zwischen 1969 und 1994 das Derby achtmal gewann, und dessen Nachfolger, Peter Schiergen, bis inklusive 2016 auch schon fünf Derby-Gewinner vom Geläuf des Horner Moors abholen konnte. Einen mehr als er sattelte Sven von Mitzlaff, dessen Sieger zwischen 1966 und 1981 liefen. George Arnull gewann das Deutsche Derby erstmals mit Mah Jong 1927, danach sattelte er drei Jahre später Alba, 1935 Sturmvogel, Orgelton 1938, und Wehr Dich, Schwarzgold und Magnat in den folgenden drei Jahren. Nach Allgäu, 1943, bescherte ihm Asterblüte sechs Jahre später das letzte „Blaue Band“.

Mit bisher 18 Siegen (bis 2016) steht Schlenderhan an der Spitze, wobei zu den neun Triumphatoren, die George Arnull für das älteste deutsche Privatgestüt betreute, drei schon vor dessen Zeit gewannen, Sieger 1908, Ariel 1914 und Marmor 1918. Nach Asterblüte erwiesen sich noch Allasch (1953), Don Giovanni (1969), Alpenkönig (1970), Styvesand (1976) und, im 21. Jahrhundert, Adlerflug (2007) und Wiener Walzer (2009) am Derbytag als die Besten und stockten die Gesamtbilanz auf 18 Derbysieger auf.

Die Gründung des Union Clubs 1867, als Pedant zum Englischen Jockey Club und übergeordnete Deutsche Rennsport-Behörde, war ein Meilenstein wie die Zuwendung des Staatsgestütes Graditz, das für die Warmblutzucht eröffnet worden war, zur Vollblutzucht 1866. Und diese schwarzweißen Farben sollten die Situation auf dem grünen Rasen auch schon bald beherrschen, zumal man keine Kosten scheute. 1913 wurde für 500.000 Goldmark der achtjährige Ire Dark Ronald (1905; Bay Ronald) als Beschäler importiert, der in seiner Vaterlinie zu Eclipse führte, und dessen Enkel Alchimist Deutschlands wichtigste Hengstlinie gründete. Der 1899 geborene englische Derbysieger und St. Simon-Enkel, der Ire Ard Patrick (St. Florian), den Sam Darling zu Beckhampton trainierte, wurde ebenfalls importiert. Im St. Ledger, das die Derby-Vierte, die Persimmon-Tochter Sceptre nach den 1000 und 2000 Guineas und den Oaks ebenfalls gewann, konnte Ard Patrick wegen Beinproblemen nicht laufen, fand jedoch als Vierjähriger wieder zur Form zurück. Er war ein sehr gutes Rennpferd, aber Sceptre eine absolute Ausnahmestute, die jedoch viel Arbeit brauchte. Eine kurze Trainingspause vor dem Derby (geprellter Huf) und die schnelle Aufholjagd nach ihrem Startverlust waren wohl die Gründe dafür, dass sie das Derby nicht gewann. Andere Quellen sprechen von einem schlechten Ritt, oder davon, dass sie von einem „Amateur“ trainiert wurde, dessen Hobby eher das Wetten war.

Nach einem Spaziergang des vierjährigen Ard Patrick in den Princess of Wale’s Stakes folgte mit den Exlipse Stakes zu Sandon ein Rennen, das als eines „der feinsten“ des Jahrhunderts galt. Mit dem Hengst, den Graditz bereits für 21.000 Pfund gekauft hatte, der jedoch noch in den Farben von Mr. Gubbins lief, und Sceptre waren zwei herausragende Vierjährige am Start, die in dem dreijährigen Sainfoin-Sohn Rock Sand, Sieger in den 2000 Guineas und dem Derby 1903, einen erstklassigen jüngeren Gegner hatten. Und dieser ging als knapper Favorit vor Sceptre, die den Besitzer gewechselt hatte und nun von Alec Taylor trainiert wurde, ins Rennen und brachte das Feld vor Ard Patrick und Sceptre Kopf auch in die Zielgerade, wo diese drei Kopf an Kopf kämpften, bis Rock Sand etwa vierhundert Meter vor dem Ziel nachgab, die Stute knapp die Oberhand gewann und die Menge schrie „Sceptre wins“. Als jedoch Otto Madden knappe einhundert Meter vor dem Ziel Ard Patrick zu einer letzten Kraftanstrengung aufforderte, bäumte sich der Hengst nochmals auf und schlug die große Stute mit Hals. Es war Ard Patricks letztes Rennen, und sein allerbestes. In Deutschland zeugte er den Derbysieger von 1914, Ariel, erfüllte jedoch die hohen Erwartungen nicht.

Zu den Importen zählte auch Galtee More (Kendal) der 1897 die Triple-Crown gewonnen, die gleiche Mutter wie Ard Patrick hatte, und bei dem weltbekannten Sam Darling, Schwiegervater von Richard Marsh, in England im Training war. Der Umweg hieß jedoch Russland, denn das war seine Destination 1898, als der Staat 21.000 Pfund für ihn bezahlt hatte. Als er 1903 für 14.000 Pfund nach Deutschland wechselte, war das ein Jahr früher, ehe sein Halbbruder von St. Florian hier eintraf. Der Hengst wurde von seinem Besitzer John Gubbins in Irland gezogen, das in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts gewaltige Schritte machte, um sich zu einem Zentrum des Vollblutes zu entwickeln. Gubbins, der von seinem Onkel ein Vermögen geerbt hatte, errichtete zwei Gestüte, stellte die Beschäler Kendal (Bend Or) und St. Florian (St. Simon) auf und ließ Galtee More im „Goldenen Tal von Limerick“ aufwachsen. Galtee Mores Mutter Marganette, ein Eigengewächs des Züchters, vertrat auf der Rennbahn zwar nur „Verkaufsklasse“, hatte jedoch ein gutes Pedigree und war als Springfield-Tochter aus der Lady Morgan (Thormaby) eine Halbschwester zur Oaks- und St. Ledger-Siegerin Marie Stuart, und wurde Mutter zweier Derbysieger. Der Bend Or-Sohn Kendal war ein extrem schneller Zweijähriger, der jedoch nach sechs Siegen niederbrach und als 19-jähriger für 10.500 Pfund nach Argentinien verkauft wurde, wo er ebenso erfolgreich wirkte, wie vorher in England und Irland. An Wintermere hatte er eine Vollschwester zu Frivolity zur Mutter, die die Großmutter von Concertina (St. Simon) wurde. Und diese Concertina war die mütterliche Urgroßmutter von Bahram, während ihre Tochter Plucky Liege (Spearmint) so herausragende Pferde wie Admiral Drake, Bois Roussel, Bull Dog oder Sir Gallahad III fohlte.

Am 17.5.1868 startete Berlin-Hoppegarten in seine erste Saison. Für diese 775 Hektar große Trainingsmetrople am Rande der Hauptstadt, die als das „deutsche Newmarket“ galt und in der zu Glanzzeiten 1.500 Rennpferde standen, hatte Baumeister Carl Böhm seine Pläne nach dem Vorbild der französischen Anlage Paris-Chantilly entworfen. Und während in den Dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts viele Renn-Clubs entstanden und die Zucht Fortschritte machte, wurden 1869 zwei weitere Säulen gesetzt: In Hamburg gewann Ulrich von Oertzens England-Import Investment (King of Diamonds) das erste Norddeutsche Derby, und in der Nähe von Köln gründete Eduard Freiherr von Oppenheim das Gestüt Schlenderhan, das durch Pferde wie Oleander oder Schwarzgold bald international bekannt wurde.

Die renntechnische Organisation, für die zunächst der Norddeutsche Jockey Club zuständig war, übernahm dessen Nachfolger, der Union Club, der von 1867 bis 1933 die Geschicke leitete, und zu dessen Mitgliedern Vertreter aus allen deutschen Gauen gehörten. Er sorgte für die Trainingsanlage Hoppegarten, erwarb die Liegenschaften, und führte den Bau mit privaten Mitteln der Gründer durch. Und das galt auch für Grunewald, das von 1867 bis 1933 existierte. Der Union Club entwickelte das Zuchtrennprogramm, die Rennordnung, und Kaiser Wilhelm und Bismark galten als Freunde Hoppegartens.

Schwer war die Zeit zwischen 1933 bis 1945, denn Grunewald wurde für die Olympischen Spiele 1936 enteignet, der Club vom Dritten Reich aber selbst nicht angetastet. Vielleicht, weil auch Botschafter und Gesandte Club-Mitglieder waren. 1945 wurde der Rest von den russischen Besatzern enteignet und einer neu gebildeten Ostberliner Zentrale übergeben. Diese nannte sich zu DDR-Zeiten „Zentralstelle für Zucht und Leistungsprüfungen“ und wurde von Dr. Dr. Günther Gereke – vorheriger Landwirtschaftsminister in Niedersachsen – als Präsident geleitet, während in der Bundesrepublik 1947 das „Direktorium für Vollblutzucht und Rennen“ Nachfolger der Obersten Rennbehörde wurde.

Warum Deutschland seinen frühen, guten Start und Vorsprung gegenüber Frankreich und Italien nicht nutzen und weiter ausbauen konnte, versuchte Peter Willet in seinem Buch wie folgt zu begründen: „Die damals wichtigsten und reichen Leute unterstützten die Züchter zu wenig; kalte Winter und sandiger Boden in Teilen Deutschlands waren nicht hilfreich, und Baron Biel kein Tesio.“ Und weiter, „dass manche Züchter auch geglaubt hätten, dass ein Vollblut-Stallion neben der Aktion eines Arabers auch die Konstitution eines Halbblüters haben müsste, was dann auch zu falschen Selektionsmethoden geführt haben könnte.“

Die Situation änderte sich jedoch, als Graf Lehndorf gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts hochklassige Hengste aus England und Frankreich importierte, zu denen auch die beiden Franzosen Caius und Nuage (1907) zählten. Dieser stammte von dem St. Simon-Sohn Simonian, während Caius (Reverend) sieben Jahre älter und von Edmond Blanc gezogen war. Lehndorff importierte gleichzeitig auch qualitätsvolle Stuten wie Orsova (1888; Bend Or; Urgroßmutter von Oleander), Festa (1893; St. Simon), deren Kinder Anfang des 20. Jahrhunderts die deutschen Zuchtrennen beherrschten, oder Alveole (1889), die den Kisber-Sohn Crafton zum Vater hatte und Urgroßmutter von Alchimist (3x3 auf Ard Patrick ingezogen) wurde…

Zwischen den beiden Weltkriegen zeigte sich das Deutsche Vollblut erheblich verbessert. Derbysieger Sturmvogel schlug 1935 im Großen Preis von Berlin Frankreichs Admiral Drake, der im Vorjahr den Großen Preis von Paris gewonnen hatte, und 1936 bezwang Nereide, die deutsche Oaks- und Derbysiegerin, die große Französin Corrida im Braunen Band von München. Später im Jahr setzte sich Corrida im Prix de l’Arc de Triomphe durch und wiederholte diesen Sieg ein Jahr später.

1955 standen nur noch ca. 520 Stuten in westdeutschen Gestüten – etwa zwei Drittel von denen, die 100 Jahre früher gezählt worden waren – und rund 330 Fohlen. Zwanzig Jahre später registrierte das Gestütsbuch wieder 1.991 Zuchtstuten und 954 Fohlen, während 2015, als für 341 Flachrennen (sieben davon auf höchster Gruppen-Ebene) und 18 über Hindernisse 21,2 Millionen Euro Preisgeld verteilt werden konnten, 61 Stallions, 1.425 Zuchtstuten und 748 Fohlen in deutschen Gestüten standen.

Im 20. Jahrhundert entstanden aber auch neue Gestüte, von denen der von Walter J. Jacobs 1964 etablierter Fährhof, der deutschen Zucht gewaltig unter die Arme greifen sollte. Der erste deutsche Vollblüter, der in der absoluten internationalen Spitze wieder mitreden konnte, war jedoch der vom Gestüt Röttgen auf dessen irischer Dependance gezogene Appiani-Sohn Star Appeal, der 1975 als Fünfjähriger u. a. den Großen Preis von Mailand und die Eclipse Stakes in England gewann, als auch den ersten Sieg eines deutschen Pferdes im Prix de l’Arc de Triomphe feiern konnte. Fährhofs Surumu-Sohn Acatenango (1982) war, über Birkhahn, ein weiteres Bindeglied zwischen Dark Ronald und der Zukunft, und zu seinen sieben Siegen auf höchstem Gruppenlevel zählte auch der Grand Prix de Saint Cloud. Acatenango’s 1990 geborener Sohn, der Derby-Sieger Lando (Gestüt Hof Ittlingen) zeigte sich ebenfalls von bester Seite und gewann u. a. zweimal den Großen Preis von Baden-Baden, und in Italien den Großen Preis des Italienischen Jockey Clubs und den Grand Prix von Mailand. Sein Meisterstück machte er jedoch 1975 im Japan Cup, den er als erstes deutsches Pferd gewann.

Auch im dritten Jahrtausend zeigten deutsche Vollblüter, dass sie bei internationalen Großereignissen auf höchster Ebene wieder als Sieger mitreden können. So gewann der von Dietrich von Bötticher (Gestüt Ammerland / Starnberger See) gezogene Montjeu-Sohn Hurricane Run (2002), der die Surumu-Tochter Hold On zur Mutter hat, 2005 den Prix de l’Arc de Triomphe, doch war der Sieger im Irish Derby wenige Monate vorher an das irische Collmore-Syndikat verkauft worden, und in dessen Farben sicherte sich der Vierjährige auch noch die King Georg VI and Queen Elizabeth Stakes und den Tattersalls Gold Cup auf höchster Ebene. Damit war er 2005 das am höchsten eingeschätzte Rennpferd der Welt. Die von Peter Schiergen in Köln trainierte Lomitas-Tochter Danedream, 2008 vom Gestüt Brümmerhof gezogen, brillierte 2011 zunächst in Rekordzeit unter Andrasch Starke im „Arc“, dem wichtigsten Rennen der Welt, und ein Jahr später ebenfalls in den King George VI.and Queen Elizabeth Stakes, die auch der von Dr. Christoph Berglar 2009 gezogene Monsun-Sohn Novellist zu Ascot als Vierjähriger gewann. Der gleiche Besitzerzüchter durfte sich 2014 auch über den Erfolg mit Protectionist (Monsun) im weltberühmten Melbourne Cup (2016: 6,2 Millionen AU$) über zwei Meilen freuen, den vorher noch kein deutsches Pferd gewonnen hatte. Sein Vater, der im Gestüt Schlenderhan deckte, hatte bereits ein Jahr früher an Fiorente den Sieger gestellt, und komplettierte 2016 ein Melbourne Cup Tripel, als sein Sohn Almadin gewann. Gestüt Fährhofs Silvano (1996; Lomitas) setzte sich bereits 2001 in den zur Gruppe I zählenden Rennen Arlington Million (USA), Singapore Cup, Audemars Piguet QEII Cup (Hongkong) durch, und belegte in den amerikanischen Man O’War Stakes noch einen Ehrenplatz. Silvano wurde in Südafrika im Familiengestüt der Familie Jacobs ein erfolgreicher Beschäler; Danedream und Novellist wechselten für großes Geld in die Japanische Zucht.

Während die deutsche Vollblutzucht in der Lage ist, internationale Spitzenpferde zu produzieren, steht es um den heimischen Rennsport eher schlecht als recht. Flossen 2000 noch 120 Millionen Euro durch die Totokassen, so waren es 2015 nur noch dreißig, und die deutschen Medien, inklusive der „Öffentlich-Rechtlichen“ betrachten den Galopprennsport schon seit Jahrzehnten praktisch als nicht existent. Und das trägt dazu bei, dass bei den üblichen hohen Geboten aus dem Ausland das Beste verkauft wird, denn die Investitionen, die ein Züchter trägt, sind keine Kleinigkeit. Bei der geringen Popularität, die der Galopprennsport in Deutschland dank der Medien hat, sind aber kaum neue Sponsoren, noch höhere Totoumsätze und bessere Rennpreise zu erwarten, sodass sich einerseits der „Ausverkauf der Spitzenprodukte“ wohl fortsetzen wird, und die Möglichkeiten, auf den großen internationalen Auktionen bestes Zuchtmaterial zur Blutsauffrischung zu erwerben, weiterhin eingeschränkt und die Ausnahme bleiben, wenn es um das Beste geht. In der Besetzung der deutschen Gruppe-I-Rennen zeigt sich das ebenfalls. Was momentan auf höchster Ebene aus heimischen Trainingsquartieren gesattelt werden kann ist, bis auf die Ausnahme Protectionist, der jedoch australische Farben trägt, und 2017 in der deutschen Zucht debütiert, international gesehen, bestenfalls zweitklassig. Diese Situation unterstich auch der deutsche Hengst Iquitos im Japan Cup 2016. Er erreichte zwar einen achtbaren 7. Platz und erhielt fürs „Mitlaufen“ mit umgerechnet 175.350 Euro mehr als für seinen Sieg im Großen Preis von Baden-Baden, war jedoch chancenlos.

Da bleibt nur die Hoffnung auf den jüngsten Jahrgang und darauf, dass sich vielleicht der eine oder andere Dreijährige 2017 als Vierjähriger noch verbessern könnte. Ob das jedoch noch einigen deutschen Rennbahnen helfen wird zu überleben, oder ob deren Flächen bebaut werden, wie das derzeit in Frankfurt und Bremen angedacht ist und anderswo als Frage kursiert, bleibt abzuwarten. Passend dazu war auch die Meldung, dass am 22.11.2016 der französische Jockey Pierre Boudot zu Chantilly auf Firouzeh Peter Schiergens Europarekord von 273 Siegen in einer einzigen Rennsaison ausgelöscht, und an jenem Tag mit einer „Viererserie“ die vorerst neue Marke auf 276 schraubte. Und am Ende des Jahres 2016 stand der neue Rekord bei 300 Siegen. Damit ist auch die Marke von Sir Anthony McCoy übersprungen, der auf der Hindernisbahn 2001/2002 in einer Saison 290 Siege schaffte. Auf ein Kalenderjahr umgerechnet waren das 2002 sogar 307 erfolge. Den Saison-Weltrekord wird jedoch kein europäischer Jockey brechen, denn der steht bei 597 Siegen, die Kent Desormeaux 1989 in Nordamerika ritt.

Peter Schiergen, der 1995, als es in Deutschland noch 3.181 Rennen gab und mehr als 5.000 Pferde im Training waren, brauchte für seine 273 Saisonsiege damals 1.161 Ritte (Boudot für 276 Siege und 670 Plätze 1.193 starts), um Gordon Richards Rekord von 269 Erfolgen zu brechen. 1932 hatte der Engländer schon einmal 259 Siege geschafft, was bei den damaligen Transportmöglichkeiten schon mehr als erstaunlich war. Der gebürtige Tscheche Filip Minarik gewann 2016 sein drittes deutsches Jockey-Championat mit 66 Siegen bei 540 Starts, wobei seine Ritte 730.828 Euro verdienten.

Vergleicht man die Entwicklung der letzten zehn Jahre (2016 gegen 2007), so zeigt sich der Rückgang des deutschen Rennsports auf dem Grünen Rasen auch dort in fast allen Rubriken. Die Ausnahme sind die Rennpreise, die sich mit rund 13,8 Mio. Euro (gegenüber 14,4) stabilisierten, und den durchschnittlichen Rennpreis pro Rennen in diesem Zeitraum von 8.312 € auf 11.234 € ansteigen ließen. Geschuldet ist das in erster Linie der Tatsache, dass es 2016 59 Renntage und 510 Rennen weniger gab als 2007. Die Anzahl der im Training befindlichen Pferde sank von 3.174 auf 2.486, und der Wettumsatz um 21.8 Millionen auf 26.4 Millionen Euro. Auch die Zahlen für Zuchtstuten, Fohlengeburten, aktive Züchter und Besitzer zeigten einen erheblich negativen Trend, während der faszinierende Hindernissport mit ganzen 22 „Hammel-Rennen“ bereits am Ende angekommen ist. Gestiegen sind logischerweise die Starts deutscher Pferde im Ausland. 2.671 Versuche schlugen sich 2016 mit rund 7,1 Millionen Euro Gewinnsumme nieder (ein Plus von 0,8 Millionen), doch wird eine solche Marke ganz erheblich von den jeweils vorhandenen Spitzenpferden und gewonnen Gruppe-I-Rennen geprägt; 2016 gelang aber nur ein einziger Sieg auf dieser Ebene. Die schon lange diskutierte Strukturreform ist also dringend nötig.

In Australien gehörten Pferde nicht zum ursprünglichen Kontinent, sondern kamen mit den ersten Siedlern 1788 (ein Hengst und fünf Stuten) nach Australien. „Blutpferde“ trafen sieben Jahre später vom „Kap der Guten Hoffnung“ ein, und der erste englische Vollbluthengst, der diesen Weg ebenfalls nahm, hieß Rockingham (1790) und landete 1799. Seine Vaterschaft ist nicht gesichert, doch wird angenommen, dass er ein Sohn des von Highflyer stammenden, 1781 geborenen Rockingham war. Gepaart mit einer „Cape Mare“, die 1795 ebenfalls auf der Britannia – die entweder in Südafrika oder Indien gestartet war – in die neue Heimat reiste, zeugte der importierte Rockingham die Stute Cariboo Oka, The Rockingham Mare. Sie gründete die koloniale Familie 15, die die älteste Stutenlinie Australiens ist. Auch einige andere Stuten dieser Gründerzeit waren wahrscheinlich schon Vollblüter, doch standen ihre Pedigrees aus verschiedenen Gründen nicht zur Verfügung. 1802 folgten der Stallion Northumberland und eine Stute auf direktem Weg, und ein Jahr später war Hector der erste Araber, der diesen Kontinent betrat. Als erster Amerikaner soll der Hengst Washington eingetroffen sein, doch gibt es zu diesen Pferden keine gesicherten Pedigree-Angaben. Die erste Stute, die bereits im englischen General Stud Book mit dem Namen Manto (1817) registriert war und von Soothsayer stammte, wurde 1825 von einem Mr. Icely nach New South Wales eingeführt. Ehe jedoch ab 1830 mehrere Vollblüter auch zu Rennzwecken importiert wurden, waren auch der Whalebone-Sohn Peter Fin (1819), 4x3 auf Highflyer und Eclipse ingezogen, und 1826 die Stuten Cutty Spark und Spaewife ausgeladen worden, wobei der Hengst später in Tasmanien landete. Vor 1818 war auch schon die Gründerin der „Betty Familie“, Old Betty, durch den Colonisten D’Arsy Wentworth, einem Verwandten der bekannten englischen Züchterfamilie D’Arcy und Wentworth, auf diesen Kontinent gekommen. Und mehrere dieser „Colonialen Gründerstuten“, die sich selbst bewährt und frühe arabische Bluteinflüsse hatten, behielten auch ihre Lebenskraft bis in die modernen Tage der Vollblutzucht.

Einer der frühen Beschäler in Australien war der in England 1853 von Heron gezogene Fisherman, der der beste Steher seiner Zeit war und zwei Ascot Gold Cups, 26 Queen’s Plates und insgesamt siebzig von 121 Starts gewann. Für 3.000 Guineas wechselte der Hengst über Australiens Adelaide in Mr. Hurtle Fishers bekanntes Gestüt Maribyrnong in Victoria, wo er an seiner Tochter Sylvia (1864) eine Stute hinterließ, die drei Champions fohlte. Ihr von Musket stammender Sohn Martini Henry (1880) gewann das Victoria Derby, VRC St. Ledger und den Melbourne Cup; der 1870 geborene Goldsbrough (Firework) siegte im St. Ledger und wurde Championbeschäler. Der Dritte im Bunde war dessen Vollbruder Robin Hood (1872). Leider war Fishermann nach fünf Saisons schon tot, doch seine Söhne Angler und Maribyrnong, als auch sein Enkel Robinson Crusoe (Angler) waren in der Zucht erfolgreich.

Australiens größter Stammvater war Musket (1867), danach ging es mit Rennpferden wie seinem neuseeländischem Sohn Carbine (1885), dem berühmten Wallach Phar Lap (1926), Peter Pan (1929) oder dem ebenfalls in Neuseeland geborenem Tulloch (1954) zwar stetig aufwärts, doch fiel der australische Vollblut-Sport noch ziemlich lange in die Rubrik „Exotik“. Er vollzog sich „Down Under“, war ziemlich unbekannt, und der MELBOURNE CUP erreichte kurzfristige Aufmerksamkeit. In Deutschland änderte sich das wohl erst 1984, als der fünfjährige Nijinsky-Enkel Strawberry Road (Whiskey Road), der die Nasrullah-Urenkelin Giftisa (NZ) zur Mutter hatte, den Großen Preis von Baden-Baden gewann, nachdem er sich bereits im Oettingen-Rennen als Zweiter über die Meile angekündigt hatte. In der Heimat standen Erfolge wie AJC Derby, Queensland Derby, Rosehill Guineas, oder der „Arc de Triomphe der Südhalbkugel“, das Cox Plate, auf dem Konto des Hengstes. 1985 setzte er sich auch im Grand Prix de Saint Cloud durch, lief noch einige gute Rennen in den USA und ging 1987 auf der Brookside Farm in die Zucht. 1995 verabschiedete sich der 17-fache Sieger von dieser Welt.

1950 wurde der von Richard Ball in Irland gezogene Hyperion-Enkel Star King (1946; Star Dust) importiert, der in der neuen Heimat auf Star Kingdom umgetauft wurde. In Europa hatte der eher bescheidene Renner neun von 16 Starts zwischen 1.000 und 1.400 Meter und rund 12.000 Pfund gewonnen, doch als Vater stand er auf der anderen Globushälfte siebenmal bei den Zweijährigen, und fünfmal bei den Stallions an der Spitze.

Inzwischen ist Australien in Sachen Vollblut eher ein aufregender Kontinent, dessen Produkte als hart und gesund gelten, wobei das schnelle Element, Flieger und Meiler, einen großen Platz einnimmt. Dass der Rennsport wächst, zeigen nicht nur die Zuwachsraten bei den Auktionen, sondern auch die internationale Turf-Prominenz, die vor Ort erscheint, kauft oder verkauft. Und Australien, mit vielen großen und kleinen Besitzersyndikaten, weiß auch, wie gute Rennveranstaltungen vermarktet werden müssen, um aus ihnen große Partys und „Events“ zu machen.

Der größte Stammvater in der australischen Vollblutgeschichte wurde jedoch der 1867 in England vom Duke of Portland gezogene neunfache Sieger Musket (Toxophilite), der 1878 als Dreijähriger für 3.000 Guineas nach Neuseeland verschifft wurde, 1885 einging, eine Stockwell-Enkelin zur Mutter hatte und dreimal an der Spitze der Stallions stand.

Zu seinen vier Champions, die er hinterließ, zählte auch der 1885 geborenen Carbine, der u. a. auch in den Pedigreelinien von Pferden wie Phar Lap, War Admiral, Northern Dancer, Nearco, Star Kingdom oder Bold Ruler zu finden ist. Und dieser Neuseeländer, der 33 Rennen gewann, darunter die Cups zu Melbourne und Sydney, als auch zwei Australische Champion Stakes, war einer der ersten ganz großen Champions auf dem australischen Kontinent. In der Saison 1979/80 präsentierte sich an dem Bletchingly-Sohn Kingston Town (1976), der die Hyperion-Hengstlinie vertrat, aus der Ribot-Enkelin Ada Hunter gezogen war und mehr als 1,6 Millionen AU$ verdiente, ein Musterbeispiel eines „klassischen“ Pferdes, doch wies der dreißigfache Sieger dabei auch auf die Besonderheit im Australischen Rennsport hin, denn in den Klassiks dürfen auch Wallache starten. Das ist auch bei der amerikanischen Version der Fall, doch geht es dort über „Sand“ statt Gras, während in Europas klassischen Rennen nur Hengste und Stuten Zutritt haben, weil Wallache für die Zucht belanglos sind. Aber der Wallach, der dreimal das Cox Plate und elf weitere Gruppe-I-Rennen gewann, hatte genug Speed, um als Zweijähriger zu gewinnen und war, mit zusätzlicher Härte und Stamina ausgestattet, in der folgenden Saison ein brillanter Mitteldistanzler allerbester Qualität. Neben Carbine, Phar Lap, Bernborough, Tulloch und der ungeschlagenen Black Caviar gehört er zu den absoluten Größen, die jemals einen Fuß auf dem Fünften Kontinent auf eine Rennbahn setzten.


Musket (1867), der größte Vererber in der austral—asiatischen Zucht)

Doch nicht alle Größen entstammten der heimischen Zucht. So kamen die beiden Super-Ladies Sunline (1995) aus Neuseeland, und Makybe Diva (Desert King) hatte das Licht der Welt 1999 in England erblickt. Sie gewann ab 2003 den Melbourne Cup dreimal in Folge; den Australian- und Sydney Cup, die BMW Stakes, das Cox Plate und insgesamt 15 Rennen und 14,5 Millionen Australische Dollar. Sunline, die von dem Danzig-Enkel Desert Sun stammte, ihr vorausging und 32 von 48 Starts gewann, darunter 16 auf höchster Gruppenebene, war zu ihrer Zeit mit 11,4 Millionen A$ der beste Verdiener. Dreimal wurde sie in Australien zum „Pferd des Jahres“ gewählt, und einmal mehr holte sie den Titel auch in ihrer Heimat.

Mit 28.433 registrierten Zuchtstuten und 13.420 Fohlen hatte Australien 1978 nach den USA die zweitgrößte Vollblut-Population der Welt. Das war, nach der Statistik der International Federation of Horseracing auch 2014 mit 26.328 Stuten und 17.422 Fohlen noch so (47.323 / 26.723 USA), und in der Saison 2014/15, als sich etwa 36.700 Flach- und Hindernis-Rennpferde in mehr als 19.500 Rennen bei 2.634 Meetings um rund 400 Millionen Euro Preisgeld bewarben, wurden 19.282 Stuten gedeckt, für die 655 Hengste zur Auswahl standen. Zu den 76.767 Besitzern gehörten auch 4.915 Syndikate mit 26.655 Mitgliedern. Auf den Auktionen kosteten die Jährlinge 2014/15 im Durchschnitt rund 82.000, Zuchtstuten etwa 61.000 Dollar. Von den etwa 450 Millionen Auktionsumsatz kamen mehr als 111 Millionen vom Inglis Easter Yearling-Sale, der mit 2,2 Millionen auch den teuersten Jährling zuschlug. Für mehr als 100 Millionen wurden auch auf der Magic Million Gold Coast-Auktion Jährlinge verkauft, wobei der Höchstpreis mit 1,3 Millionen etwas günstiger zu haben war. Von den im gleichen Zeitraum 1.680 exportierten Vollblütern hatten 602 Neuseeland, 195 Singapur, 174 Hongkong und 12 weniger Südafrika als Ziel-Destination. Die meisten Fohlen wurden 2005/6 mit 18.758 geboren, und 1987/88 standen noch 18.439 Rennpferde zur Verfügung.

Obwohl Australien nur über etwa 85% der Landfläche der USA verfügt, erhebliche Landesteile, wie das Outback, für die Vollblutzucht völlig entfallen, und die Einwohnerzahl nur ca. 7% der amerikanischen Bevölkerung entspricht, ist die Anzahl der Vollblüter gewaltig. Gezüchtet wird in allen sieben Staaten, doch führt New South Wales mit etwa 40% und seinem Hunter River Valley vor Victoria (etwa 20%), Queensland und West-Australien, und 200 bis 300 Stuten stehen auch in Tasmanien. Von den 2014/15 gelaufenen 326 Gruppenrennen (72 davon Gruppe I) gingen 2014/15 37 in den Stall von Trainer Chris Waller, 23 an die Trainerin Gay Waterhouse. Für die gesamten Black Type Rennen standen damals mehr als 148 Millionen Australische Dollars zur Verfügung, wobei rund 30 Millionen auf Listenrennen fielen. Die meisten Sieger jener Saison ritt mit 146 Blake Shin. Zwei weniger waren es bei James McConald, der aber insgesamt mit 13.3 Millionen rund 2.5 Millionen mehr zusammengaloppierte als sein Kollege. 2016 gab der 24-jährige Doppel-Champion, der bisher 34 Gruppe-I-Siege erzielte, ein hoch erfolgreiches Gastspiel in England. Im Herbst kassierte der in Neuseeland geborene Reiter in Australien jedoch 18 Monaten Lizenzentzug, weil er auf das von ihm gerittene siegreiche Pferd über einen Dritten gewettet hatte. Und das ist in Australien, im Gegensatz zu Neuseeland, verboten.

2016 gewann mit Almandin bereits der dritte Sieger, der den großen Schlenderhaner Stallion Monsun (1990; Königsstuhl) zum Vater hatte, den mit mehr als sechs Millionen AU$ ausgestatteten Melbourne Cup, der das größte Rennen in „Down-Under“ ist, und eine ganze Nation zum Stillstand bringt. Und auf dem Ehrenplatz, nach langem Kampf um einen Kopf geschlagen, endete der 2010 in Frankreich gezogene Heartbreak City, den der Acatenango-Sohn und Japan Cup-Sieger Lando (1990) zeugte, der auf dem Gestüt Hof Ittlingen gefohlt wurde.

Der Sieger von 2011, Dunaden (Nicobar), der in französischen Farben siegte, war zwar vorher auch einige Zeit in Deutschland im Training, doch der erste Monsun-Sohn, der das große Rennen 2013 zu Melbourne gewann, Fiorente, wurde 2008 nicht in der Heimat seines Vaters, sondern vom irischen Ballymacoll Stud gezogen. Erst der nächste Triumphator, der von 2014, Protectionist (2010), war ein Monsun-Hengst aus der deutschen Zucht von Dr. Christoph Berglar, und diesen ritt der englischen Spitzen-Jockey Ryan Moore auf der Flemington-Bahn in Melbourne zum Erfolg. Almandin (2010) knüpfte die Bande dann noch enger, denn er erblickte auch in dem Gestüt das Licht der Welt, wo sein großer Vater stand, im ältesten deutschen Privatgestüt Schlenderhan. 2015 hatte Michelle Payne auf Prince Of Penzance als erste Dame im Sattel das „teuerste“ Handicap der Welt über 3.200 Meter gewonnen, und 2016 war ihr Schwager, Kerrin McEvoy, der Steuermann von Almandin.

Neuseeland ist, ähnlich wie Irland, von Klima, Bodenverhältnissen, Sonne, ausreichendem Regen und fehlender extremer Temperatur-Unterschiede begünstigt und daher, wie auf der Grünen Insel im Norden, eine perfekte Umgebung für die Vollblutzucht, als auch Lieferant für den größeren Nachbar. Aufgezogen werden die Pferde fast ausschließlich im Freien. Als Hauptzentren der Zucht gelten die Regionen Aukland, Wanganui, Manawatu Plains und das Waikato Valley auf der Nordinsel, während im Süden die Canterbury Plains zu nennen sind. Die ersten Pferde kamen aus Australien und von Tasmanien, doch als englische Siedler im Januar 1840 gelandet waren, dauerte es nicht mehr lange, bis das ersten „Rennen“ an einem Strand in Wellington Harbour veranstaltet wurde, um den ersten Jahrestag der Ankunft zu feiern.

In den Jahren 1840-1850 wurden viele Pferde aus New South Wales importiert, doch gilt als erster Vollblüter, der direkt von England nach Neuseeland verladen wurde, die Stute Lucy Banks (Elis), die 1858 bereits 19 Jahre alt war. In dieser Zeit folgten auch drei Pferde, die von Melbourne (1834) stammten, der u. a. auch Vater von Englands erstem Triple Crown-Sieger West Australian (1850) war, als auch von Sir Tatton Sykes. Dieser gewann 1846 die 2000 Guineas, das St. Ledger und war im Derby auf dem Ehrenplatz. Der Nachwelt blieb erhalten, dass der Hengst auch das Derby hätten gewinnen müssen, doch war sein Besitzer Mr.Bill Scott, der ihn auch ritt, bereits am Ende einer langen und großen Reiterkarriere. Völlig entkräftet war er nicht mehr in der Lage, sein Pferd im Endkampf zu unterstützen und musste sich mit einem Hals Pyrrhus The First (Epirus) unter Sam Day mit einem Hals beugen. Obwohl Scott, dessen eiserne Kondition verbraucht war, auch auf den letzten 400 Metern im St. Ledger im September völlig ausgepumpt und nur noch „Passagier im Sattel“ war, gewann sein Pferd leicht. Für seinen Reiter war es der neunte Triumph im ältesten Klassiker der Welt, als auch sein letzter. Gekauft hatte Scott den Hengst als Tibthorpe für 100 Pfund von dem reitenden Farmer Mr. Hudson, und den Rest der Kaufsummer erst nach dem Sieg in den 2000 Guineas bezahlen können. Vorher hatte er aber längst festgestellt, dass seine Neuerwerbung eine sehr gute war und Tibthorpe nach seinem „Lehrmeister“ umbenannt.

Beim Aufgalopp zum Derby, so der damalige Chronist, soll Scott ziemlich betrunken gewesen sein, argumentierte mit dem Starter, der ihn zur Ordnung gerufen hatte, und kam verspätet ab. Die verlorenen Längen holte der Reiter schnell auf, ging 400 Meter vor dem Ziel an die Spitze, und sein Pferd wie der Sieger. Aber ohne die führende Hand seines restlos erschöpften Reiters driftete der Hengst von den Rails immer weiter über die Bahn zur Gegenseite. Sam Day erkannte seine Chance, zog auf Pyrrhus The First an den Rails alle Register und sicherte sich in den letzten zwei Galoppsprüngen den Derbysieg. Damit war auch die erste mögliche Tripple Crown verschenkt, denn das St. Ledger gewann der Derbyzweite locker. Bill Scotts Körper war jedoch am Ende, und der Reiter zwei Jahre später tot.

Melbournes anderer Crack war die Stute Blink Bonny, die 1857 mit Sir Charles Bunbbury’s Stute Eleanor gleichzog und die Oaks und das Derby gewann. 1862 war Blink Bonny bereits im Pferdehimmel, und ihren Ruhm als Zuchtstute sicherte ihr von Stockwell stammender Sohn und Derbysieger von 1864, Blair Atholl, der am Derbytag erstmals eine Rennbahn betrat. Nach dem achten Fehlstart kam er jedoch sehr schlecht ab, erhielt von seinem Jockey aber alle Zeit, die verlorenen Längen aufzuholen. Als Jim Snowden jedoch weit in der Geraden zu Werke ging, war der große Fuchs zur Stelle und siegte mit zwei Längen. Dieses Derby war auch das letzte, in dem der Besitzer des Siegers der Epsom-Polizei deren Kosten bezahlen musste, als auch die Auslagen für den Zielrichter.

Mit dem Import dieser drei Melbourne-Nachkommen zeigte Neuseeland, dass man bereits sehr früh auf Qualität achtete. 1862 kam der fünfjährige Traducer (The Libel) ins Land, der nur ein kleines 1.200 Meter-Rennen gewonnen und einen gefährlichen Charakter hatte wie sein Vater. Dieser stand 1857 im berühmten Sedmere Stud von Sir Tatton Sykes in Yorkshire für 10 Guineas und zeugte dort auch The Lawyer (1858), einen Viermeiler, der in England und Irland 30 Rennen gewann, darunter die Railway- und Wolverhampton-Stakes und 15 Queen Plates. Später wurde er ein bekannter Vererber in der Hinderniszucht und zeugte als solcher auch den Grand National-Sieger von 1881, Woodbrook, der von dem Amateur T. Beasley geritten wurde. Dieser war ein routinierter Reiter, der bereits ein Jahr früher mit Empress gewonnen hatte, nachdem ihm 1878 und 1879 mit Martha schon ein zweiter und dritter Platz gelungen war. Nach den beiden Siegen gab es 1882 auf Cyrus einen weiteren Ehrenplatz, ehe ihm zwölf Monate mit Zitella noch ein vierter Rang in diesem schweren Rennen gelang.

Traducer, der wegen seiner Wildheit in Neuseeland siebenmal den Besitzer gewechselt haben soll und aus einer Tochter des St. Ledger-Siegers Elis stammte, wurde in der neuen Heimat Vater der beste Steher, die die Insel am Ende der Welt im 19. Jahrhundert hervorbrachte. Er zeugte u. a. acht Sieger des Canterbury Cups (3.600 m); fünf in einem Zwei-Meilen-Rennen, das später zum Neuseeland Cup wurde, und neun Sieger im Canterbury Derby, das damals über 3.200 Meter führte und später in Neuseeland Derby umfirmierte, das heute auf der Rennbahn Ellerslie in Aukland auf der Nordinsel über 2.400 Meter entschieden wird.

Der wichtigste Import der frühen Jahre war jedoch die 1854 aus Australien eingeführte Rous Emigrant-Tochter Flora McIvor (1828), die Manto zur Großmutter hatte. Trotz ihres hohen Alters – sie starb mit 33 – fohlte sie nach Australians großem Beschäler Sir Hercules (1843; Cap-A-Pie), der fünf Deckzeiten auf der kleineren Insel verbrachte, noch zwei weitere, sehr einflussreiche Sir Herculess-Töchter: 1855 Io, die Urgroßmutter des Musket-Sohnes Trenton (1881), der in Australien zwei Hengst-Championate gewann, und die 1857 geborene Waimea. Diese wurde u. a. die sechste Mutter von Nightmarch, der von dem Bend Or-Enkel Night Raid stammte, 24 von 69 Starts gewann und 29 Plätze belegte. Zu seinen großen Siegen zählten das New Zealand Derby, der Melbourne Cup, das Cox Plate, Epsom Handicap, die Canterbury- und New Zealand Cups und der Awapuni Gold Cup. Und in der Zucht zählte er zu den besten Eigengewächsen seiner Zeit. Waimea wurde auch Vorfahrin von Scorn (1896), die zu ihrer Zeit zu den allerbesten Rennstuten zählte.

Pioniere der heimischen Zucht waren Männer wie George Gatenby Stead oder Mr. Redwood, denen andere eifrig folgten, sodass „die Kiwis“ schon vor dem Ende des 19. Jahrhunderts erfolgreich in die wertvollen Rennen beim großen Nachbarn eingreifen konnten. Im Laufe der Jahre wurde die Zucht selektiver, das neuseeländische Rennpferd besser, die Champions vertraten bald Weltklasse-Niveau, und in den späten 1970er Jahren lebten „am schönsten Ende der Welt“ rund 10.000 Zuchtstuten. Da aber in Neuseeland, wie auch in Australien, auch Halbblüter in Rennen laufen schätzt man, dass etwa 7% keine echten Vollblüter waren. 1994/95 waren noch 8.687 Zuchtstuten aktiv, und an Fohlen wurden mehr als 5.260 registriert, während in der Saison 2014/15 nur noch etwa 5.300 Stuten gedeckt wurden, für die 132 Hengste zur Auswahl standen. Die zu erwartenden Fohlen schätzte man auf rund 3.550.

Die höchste Zahl an Beschälern wurde im vorletzten Jahrzehnt des Zwanzigsten Jahrhunderts mit 268 registriert, und 2013/14 standen für 235 Rennmeetings mit 2.875 Rennen 5.382 Galopper zur Verfügung. Betreut wurden diese von 353 Trainern, die auf 119 lizenzierte Jockeys (ohne Lehrlinge) zurückgreifen konnten. Die Gesamtpreissumme betrug 50,7 Millionen NZ$, und der Gesamtwettumsatz auf Pferderennen erreichte 421 Millionen. Gegenüber 1997/98 waren das 90 Millionen weniger. Und 1994/95 wurden noch rund 3.300 Stuten mehr gedeckt als 2014/15. Damals grasten auch auf den Gestütskoppeln insgesamt 5.264 Fohlen, und für die 3.254 Rennen waren nach der NZ-Statistik noch 6.426 Rennpferde im Training.

Das ganz große Flachrenn-Meeting findet Anfang März zu Ellerslie statt, wenn das mit 750.000 NZ$ ausgestattete BMW New Zealand Derby, gleichzeitig das „teuerste“ Rennen des Landes, während der „Aukland Cup-Woche“ mit Partys, Musik und Mode die Krone aufsetzt. Als weitere Highlights gelten der Aukland Cup (500.000 NZ$), die Diamond- und New Zealand Stakes, die mit jeweils 200.000 NZ$ bestückt sind und ebenfalls höchsten Gruppenstatus tragen. Am Saison-Ende, wenn Vier- und Zweibeiner geehrt und 20 wunderschöne Bronze-Trophäen bei den „Thoroughbred Horse of the Year Awards“ an die Sieger vergeben werden, herrscht festliche Stimmung, und alles, was im Land Rang und Namen hat, ist zur Stelle.

Der Hindernissport hat mit etwa 100 Renntagen und mehr als zwei Millionen Preisgeld ebenfalls großen Zuspruch, wobei alle Hürdenrennen und Steeplechases von Anfang Mai bis Ende September gelaufen werden. Die beiden Hauptereignisse, mit je 100.000 NZ$ dotiert, haben auf Auklands Bahn Ellerslie Hausrecht, wo statt der europäischen „Hecken“ Bambus grünt: The Great Northern Steeplechase führt über 6.400 Meter und 25 Sprünge, wobei die Reise dreimal über den „Ellerslie Hill“ am Ostende der Bahn bergan führt, während im The Great Northern Hürdle 4.190 Meter zu absolvieren sind. Zwei Pferde gewannen die Steeple jeweils dreimal: Hunterville von 1983 bis 1985, und Hypnotize 2007, 2008 und 2010. Das erste „tote“ Rennen in der Mercedes Great Northern Chase gab es 2001 zwischen Smart Hunter, der unter seiner Reiterin, Michelle Hopkins, bereits zwei Tage früher das „Große Hürdenrennen“ gewonnen hatte, und Sir Avinion, dem Sieger von 1998. 2004 gelang Michelle Hopkins mit Wanderlust ein weiterer Erfolg in dieser „Großen Steeple“. Im Great Northern Hürdle war auch Shelly Housten doppelt erfolgreich, die 2010 Mount Sinai und 2012 Witoki Atti steuerte. Zwölf Monate später stieg diese Reiterin, die 13 Jahre lang eine Lizenz für Flach- und Hindernisrennen besaß, ins Trainergeschäft um. Als weitere wichtige Hindernisrennen in Neuseeland zählen die Grand National im Riccardon Park zu Christchurch, als auch die Wellington Steeple-Chase und das Wellington Hürdle zu Trentham. Die Steeple-Chase, die dort über 5.500 Meter „einer Acht“ folgt, führt auch drei Damen in der Siegerliste: Tina Egan gewann mit Kildare King 1998 und ein Jahr später; Michelle Hopkins siegte mit Flash Hunter 1997, und Sue Thompson zehn Jahre früher.

Von den „Pferden des Jahres“, die in Australien seit 1973 gekürt wurden, gingen 16 Titel an Neuseeländer, wobei die Stute Sunline zu Beginn des neuen Jahrtausends mit drei Titeln in Folge begann. Bis 2016 gewannen „Kiwis“ 30 der letzten 58 Melbourne Cups, und der erste, der insgesamt 43 Neuseeland-Sieger, war 1883 Martini Henry. Von den bisher 11 Pferden, denen in der gleichen Saison das Doppel Caulfield Cup/Melbourne Cup gelang, erblickten acht das Licht der Welt auf der kleinen Nachbar-Insel, und sieben der 12 Melbourne Cup Sieger, die die inzwischen verstorbene Trainerlegende Bart Cummings absatteln konnte, hatten die gleiche Heimat. Schließlich zogen auch acht Champions, die zwischen Cape Reinga und Invercargill geboren wurden, in die Australian Hall of Fame ein: Carbine, Phar Lap, Galilee, Might And Power, Rising Fast, Sunline, Tulloch und Super Impose.

Der Nachwuchs der neuseeländischen Pferde, die in der Regel Härte, hochklassiges Mitteldistanz, aber auch echtes Stehvermögen vertreten, für die sich ganz besonders Australien interessiert, wird vor allem zu Karaka bei der sechs Tage andauernden Nationalen Jährlingsauktion angeboten. 2016 wurden 979 Hoffnungen für rund 86,3 Millionen Neuseeland Dollars zugeschlagen, und die teuerste war ein Frankel-Hengst für 1,3 Millionen. Gezogen hatte ihn das Pencarrow Stud, dessen 300 Hektar in der Waikato-Region liegen, und das 2015 etwa 70 Stuten decken ließ.

Südamerikas Rennsport-Geschichte ist ebenfalls eine lange, denn die zu den ersten Siedlern in Argentinien zählenden Engländer ließen nicht viel Zeit verstreichen und organisierten bereits 1826 im Süden von Buenos Aires ihre Matches. 1853 kamen die englischen Hengste Elcho (1847), der ein Waxy-Ururenkel von Harkaway war, und der 4x4 auf den Waxy-Sohn Whisker ingezogene Bonnie Dundee (1848; Lanercost) ins Land, dem 1885 ein Stutenkontingent folgte. Ein starker Förderer war damals der spätere Präsident der Republik, Carlos Pellegrini, und das prinzipielle internationale Rennen Südamerikas, der Gran Premio Internazionale, wird heute als „Gran Premio Carlos Pellegrini“ gelaufen.

Der Vollblut-Gigant Südamerikas ist natürlich Argentinien, wo vor Jahren noch etwa 20.000 Zuchtstuten für jährlich acht- bis zehntausend Fohlen pro Jahr sorgten, während die Statistik für 2014 noch von 13.150 Stuten und 8.423 Geburten sprach. Nach jener Statistik folgen Brasilien (3.089), Chile (2.169), Uruguay (2.924), Venezuela (1.902) und Peru mit 895 Zuchtstuten. Auch nach der Anzahl der im gleichen Jahr gelaufenen Rennen führt Argentinien mit 5.727, während Chile (4.954) mit Brasilien (3.673) die Platze tauscht. Das trifft auch für Venezuela (2.737) und Uruquay (1.574) zu.

Naturell bestehen in Südamerika sehr gute Konditionen, und die Begeisterung wuchs sofort, als die ersten Rennen im englischen Stil auf einer Rennbahn stattfanden. Diesen Anfängen folgten hohe Investitionen in Argentinien, Brasilien, Chile und Uruguay, und lange vor dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden bereits sehr gute Pferde aus Europa importiert. Seither hieß das Target Exzellence. Die Halbblüter wurden durch Vollblüter ersetzt, und diese durch rigerose und intensive Auslese verbessert. Die ersten Bahnen entstanden durch die Initiative eingewanderter Briten, und eine der ersten und bestorganisierten war der Belgrano Racetrack in Buenos Aires. Danach wurde in der Nähe der Palermo Racetrack aus der Taufe gehoben, und in Santiago de Chile nahm der Club Hipico Gestalt an. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren in mehreren südamerikanischen Ländern auch die Jockey Clubs gegründet und der organisierte Pferderenn-Sport etabliert. Die Champions ließen eben so wenig auf sich warten, wie Export und Import.

Später unterstrichen Pferde wie Endeavour (1942; British Empire), den das Haras El Pelado zog, und der in der vierten Ahnenreihe auf beiden Seiten Chaucer im Pedigree hatte, den Fortschritt der Zucht oder beeinflussten sie durch ihre Nachkommen selbst positiv. Im Falle Endeavour traf das auf Nachkommen wie Prove It (1957, Sieger im Hollywood Gold Cup) zu, der einen nachhaltigen Eindruck auf die amerikanische Zucht hinterließ. Die 1956 geborene Pamplona, die den Argentinier und Hurry On-Enkel Postin zum Vater hatte, gewann Perus „Quadrouble“, als sie sich in den Polla de Potrancas, Coteo de Potrancas, dem Derby und dem Gran Premio Nacionale durchsetzte. Die Stute erwarb der Amerikaner Nelson Bunker Hunt und zog aus ihr den Epsom Derby-Sieger Empery. 2006 produzierte Südamerika etwa 16.000 Vollblüter und schrieb rund 25.000 Rennen aus.

1963 wurde der Hyperion-Enkel Forli (Aristophanes) geboren, der in Argentiniens klassischen Rennen zwischen 1.500 und 3.000 Metern ungeschlagen blieb, neun von zehn Starts gewann, und auch Vater von Forego (1974 bis 1976 „Pferd des Jahres“ und viermaliger US-Champion-Handicapper) und Thatch wurde. Als Zweijähriger war dieser Irlands Champion, und ein Jahr später in England der beste Meiler seines Jahrganges.

Auch Südafrikas Klasse-Stute und „Pferd des Jahres“ 1983, Tecla Bluff (1978; Snow Bluff), wurde in Südamerika gezogen, während der 2015 US-Import Dacita (2011; Scat Daddy) bewies, dass sich Südamerikaner auch weiterhin auf höchstem Level behaupten können. Die auf dem Haras Paso Nevado geborene fünfjährige Chilenische Oaks-Siegerin, die 3x4 auf Mr. Prospector ingezogen ist, unterstrich ihre Qualitäten im Sommer 2016 zu Saratoga, als sie sich in den Grade One Diana Stakes durchsetzte.

Etwa 30.000 Pferde starteten auf regionalen Bahnen wie zu San Isidro, Palermo und La Plata in Argentinien; La Gávea und Cidade Jardim in Brasilien; Club Hipico und Hipódromo Chile, Valparaiso Sporting Club in Chile; Monterrico in Peru; Maronas in Uruguay und La Rinconata in Venezuela, wobei die eigenen klassischen Rennen als Grundlage für die Auslese gelten.

Den Grundstein dafür legten argentinische Gründerstuten und die ersten importierten Vollbluthengste Bonnie Dundee (1848) und Elcho, der 1853 eintraf. 1865 trafen zwar auch einige Vollblutstuten in Argentinien ein, doch überlebten auch die beiden nativen Stutenfamilien der Bonnie Dundee Mare (1725), als auch die der Eve, die unbekannter Abstammung war, bis in die moderne Zeit.

Der Jockey Club Argentino und die OSAF (South American Association for the Promotion of Thoroughbred Racehorse Breeding) vereinen die Zuchtinstitutionen von Argentinien, Brasilien, Chile, Columbien, Ecuador, Paraguay, Peru, Uruguay und Venezuela. Und diese OSAF,1958 drei Jahre früher gegründet, ehe Marcel Boussac und Jean Romanet das erste Komitee organisierten, das heute die International Federation of Horse Racing darstellt, ist inzwischen Südamerikas Synonym in der Rennsportwelt und war von Anfang an aktiv.

Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts waren Pferde und Esel auf dem afrikanischen Kontinent nur im Norden und am Rande der Sahara zu finden, während die südlichen Stämme, darunter das Hirtenvolk der Khoi, die mit den ersten europäischen Einwanderern im 16. und 17. Jahrhundert Handel trieben, Nomaden waren oder in winzigen Ansiedlungen lebten. Das Rad war ihnen unbekannt, und es gab auch keine Lasttiere. Erst, als die Holländer das Cape – heute das moderne Kapstadt – 1652 besetzt hatten, übernahmen auch Ochsengespanne und Wagen die schweren Transporte.

Das Kap der Guten Hoffnung, auch als Kap der Stürme bekannt, hatte geographisch und politisch eine wichtige Bedeutung, denn hier führte die einzige Handelsroute von Amerika und Europa zu den ostindischen Gewürzinseln vorbei, und der erste Europäer, der es umsegelte, war 1488 Bartolomeu Dias. Als die Holländer 1652 eine Dauersiedlung einrichteten, konnten sich Handelsschiffe, die diese gefährliche Route befuhren, hier mit frischen Lebensmitteln eindecken.

1679 war die sternförmige Festung „Castle of Good Hope“ fertig gestellt, die der erste Gouverneur des Caps, Jan van Riebeck, bauen ließ. Heute ist sie Südafrikas ältestes Gebäude und dient als Museum. Als der Handel mit Indien und dem Osten wuchs, übernahmen 1795 die Briten die Kontrolle des Kaps, gaben sie 1802 jedoch an die Holländer zurück. Vier Jahre später eroberten sie es erneut und behielten das Kap bis 1910 unter ihrer Hoheit. Und dieser erste Gouverneur importierte auch Pferde, die kleinen Timor Ponys von der holländischen Niederlassung Batavia in Java, um sie für Reit- und Zugzwecke zu nutzen. Und diese genügsamen Vierbeiner spielen in Südafrika auch heute noch eine Rolle, wobei man ihnen ganz besonders im bergigen Königreich von Lesotho begegnen kann. Etwa vierzig Jahre später folgten einige persische Hengste, um die heimische Pferderasse zu verbessern, und danach wurden mehrere Hengste aus Südamerika und England importiert. Bis jedoch Englisches Vollblut verstärkt ins Land kam, blieb das „Cape-Pferd“ während der ersten 150 Jahre klein, und seine Zucht auf den kleinen lokalen Markt ausgerichtet, denn Rennsport-Interesse bestand bei den Cape-Holländern nicht.


Kap-Holländischer Baustil, West-Cape

Als jedoch die Briten 1788 in New South Wales Fuß fassten, wurde der „Caper“, wie das lokale südafrikanische Pferd genannt wurde, auch in Australien zur Gründerrasse und, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, auch nach Indien als Renn- und Armeepferd exportiert. In Australien hatten diese Pferde auch einen wichtigen Einfluss auf die „Colonialen-Familien“, die auf dem fünften Kontinent die frühen „Rennpferde“ lieferten. Zu den wenigen südafrikanischen Farmern, die sich der Zucht der „Caper’s“ widmeten, zählte ganz besonders die van der Byl-Familie zu Eerste River, das außerhalb von Cape Town lag, doch war das kein „breeding country“ und mag zu der mangelnden Größe auch in den kommenden Jahren weiterhin beigetragen haben.

Als die Briten 1795 die Regie übernahmen, war der „Rennsport“ schnell etabliert, und durch laufenden Vollblutimport aus dem Mutterland der „Caper“ in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch seinen Vollblutanteil auch in Indien ein erfolgreiches Rennpferd geworden. Ab etwa 1860 übernahmen Vollblüter und der australische „Waler“ die Szenerie, während die Cape-Horses auf Mauritius einen neuen Markt fanden.

Das erste dokumentierte „Garnisons-Rennen“, mit Caperns und einigen importierten Pferden, die Offizieren gehörten, soll im September 1797 etwas außerhalb „der Stadt“ zu Green Point abgehalten worden sein, wobei das wichtigste Rennen dieses Meetings, The Turf Club Purse, Colonel Hope’s fünfjähriger Zemman Shaw gewann. Nach dem Abzug der Briten wurde auch dieser Sport unterbrochen, bis sie 1810 zurückkehrten und vier Jahre später der erste Gouverneur der Colonie, Lord Charles Somerset, ein Sohn des Duke of Beaufort, sein neues Amt antrat, ein Staatsgestüt errichtete, Regeln für den Sport anmahnte, selbst zahlreiche Vollblüter aus England importierte und reiche Colonisten dazu ermutigte, Rennpferde zu importieren. So kamen in seiner Amtszeit u. a. Vollbluthengste namens Kutusoff, Cottager, Cricketer, Vanguard und Walton ins Land, und zu den von ihm importierten Stuten zählte auch Miss Whipthong, eine Enkelin der 1781 geborenen Editha (Herod), die die 7. Mutter von Prince Batthyani’s Epsom-Derbysieger Galopin (1872; Vedette) werden sollte. Danach erhöhte sich nicht nur die Anzahl der Rennmeetings in Cape Town, sondern um 1825 gab es bereits zehn Coloniale Austragungsorte, für die hauptsächlich die 4.000 Siedler verantwortlich waren, die 1820 ins Land gekommen waren..

Zu Port Elizabeth, dessen Hafen durch die Wollproduktion und, 1871, als das reichste Diamantenvorkommen der Welt zu Kimberley entdeckt wurde, einen weiteren Aufschwung erlebte, gab es zwar schon vorher einige Rennen, doch wurden sie erst zu einer festen Größe, als sich der „Port Elizabeth Turf Club“ 1857 gründete, und in den 1860er Jahren der Sport zu Cape Town zurückging. In Natal startete der Rennsport in den 1840er Jahren, wobei der Pietermaritzburg Turf Club erstmals 1844, und Durban 1851 ihre Tore öffneten, und der Jockey Club of Natal, der den Rennsport dann regulierte und die „Rules“ erließ, 1864 gegründet wurde. Die jeweilige „Saison“ dauerte einige Tage, und, wie auch in Cape Town oder im Eastern Cape, waren die Pferde „Homebreds“ – Caper- oder Halbblutstuten gekreuzt mit Vollbluthengsten – und nur wenige hatten den Status eines Vollblüters. Das führte zwar zu verbesserten Rennpferden, doch begann die Zucht Mitte des 19. Jahrhunderts zu schwächeln. Für dieses Problem gab es auch Gründe: Zu wenig Vollblüter, züchterisch ungünstige Standorte, schlechtes Gestüts-Management, rückläufigen Export, weil Indien den australischen Waler bevorzugte und selbst Vollblüter importierte, und der Ausbruch der Afrikanischen Pferdepest, heute eine anzeigenpflichtige Seuche.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren die Gestüte – die meisten etwa 100 Meilen von Cape Town entfernt – der Van der Byls, Van Bredas, Melcks und einem Mr. Kirsten dominant, und die stockende Zucht wurde Nutznießer dreier wirtschaftlicher Aufschwünge: In den 1830er Jahren begann Südafrika der koloniale Woll-Lieferant für die englischen Webereien zu werden, 1871 fand man 100 Meilen nordwestlich von Coolesberg zu Kimberley das größte Diamantenfeld der Welt, und zwei Jahre später 400 Meilen nordöstlich von Pilgrim’s Rest Südafrikas erstes Goldfeld, dem sich 1886 der Fund zu Whitwatersrand, das größte Goldfeld der Welt, anschloss.

In der trockenen, halbwüstenartigen „Karoo“ und dem savannenartigen Inland der östlichen und zentralen Kapküste, wo die Merinoschafe prächtig gediehen, stellten die Farmer fest, das auch die dort aufgewachsenen Pferde starken Knochenbau und eine sehr gute Konstitution zeigten. Später bestätigten auch chemische Analysen, dass der Karooboden ein für die Pferdezucht perfektes Verhältnis zwischen Eiweiß, Kalzium und Phosphor anbot, sodass sich in diesem Gebiet das Dreieck zwischen den Orten Colesberg, Middelburg und Cradock schnell zu einem der wichtigsten Aufzuchtgebiete von Rennpferden entwickelte.

Die Diamanten- und Goldfunde sorgten dafür, dass Minenarbeiter und ihre Nachfolger aus Europa und Australien nach Südafrika eilten, dort hart arbeiteten, aber auch so „spielten“. Und weil Port Elizabeth – 1885 durch eine Coach-Road und Eisenbahn-Linie mit Kimberly verbunden, über die auch das küstennaheste kommerzielle Zentrum Cape Town erreicht wurde – gewann es erheblich an Einfluss.

Das Goldfeld zu Witwatersrand brachte nicht nur die Goldsucher von den übrigen südafrikanischen Goldfeldern in Aufruhr, sondern noch viel mehr Glücksjäger aus Europa, Australien und Nord-Amerika nach Südafrika. Und diese schnell wachsende Bevölkerung ließ die neue Gemeinde Johannesburg entstehen. Und diejenigen, die ihr Glück in dieser „Rand-Region“ (auch bekannt als The Rand; The Gold Reef oder Witewater) gemacht hatten, im Lande blieben und von ihrem gewaltigen Reichtum auch erhebliche Summen ausgaben, wurden als „Rand-Lords“ bekannt. Diese Kimberley – Diamantenmillionäre scheffelten weitere Vermögen aus dem Gold und, zusammen mit anderen Reichen des Landes, wurden sie auch begeisterte Förderer des Rennsports. Ihre gewaltigen Vermögen gestatteten ihnen, sich mit den Besten der Rennsportwelt in Verbindung zu setzen und teuere Rennpferde in England, Frankreich und Südafrika zu kaufen, mit denen sie erhebliche Erfolge verzeichneten. Einige von ihnen, die dabei fast ohne Limit spielten und Spitzenqualität für Sport und Zucht importieren konnten, wurden auch Züchter. Es entstanden neue Rennbahnen, und Profis, Trainer und Jockeys kamen von Europa und Australien ins Land.

Als 1882 zu Port Elizabeth der „Jockey Club of South Afrika“ als „ruling body“ gegründet wurde, gehörten auch die drei einflussreichen Vollblutzüchter aus dem „Karoo-Dreieck”, Charles Southey, Allen Robertson und Hilton Barber zu den Gründungsmitgliedern, die ihre Gestüte in den 1870er Jahren während des Woll-Booms etabliert hatten. Charley Southy, ein Sohn des frühen Pionier-Siedlers und Schafzüchter in der Karoo, betrieb das in der Nähe von Middelburg liegende Gestüt Culmstock, das die Vollblutzucht in Südafrika für 30 Jahre dominierte. Zunächst durch den importierten Stallion Whackum (1876; Mogador), danach durch den vielfachen Champion Pearl Diver (1882; Master Kildare). Dieser Sprinter, der in England acht Rennen – inklusive Steward’s Cup – gewonnen hatte und 1894 in der neuen Heimat eintraf, beherrschte sechsmal in Folge das Championat der Beschäler.

Southey, der 1925 mit 93 Jahren verstarb, war auch einer der ersten Züchter, die hochklassige Stuten importierten. Gedeckt von Pearl Diver, der 3x4 auf Stockwell und 4x3 auf Newminster ingezogen war, produzierten sie Derbysieger wie Valhalla, Vasco, Verdant Green, Green Sea, Wild Plunger, Ocean Gem, Peerless (1899) und Camp Fire (1900). Neben Camp Fire, der eine Whackum-Tochter zur Mutter hatte, zog er auch Pearl Rover. Und diese beiden waren die einzigen in Südafrika gezogenen Pferde, die bis Mitte der 1920er Jahre in England Rennen gewannen.

Allen Robertson importierte 1925 Kerasos (1917; Kennymore), der zwei Jahre nach seinem Tod die Liste der Hengste 1935 anführte. Der erste südafrikanische Sieger der Dreifachen Krone, Colesberg (1917), erblickte das Licht der Welt ebenfalls auf Robertsons Gestüt Stormfontain, das in der Nähe von Colesberg lag. Dessen Vater und St. Simon-Enkel Wilfrid (1909; William The Third), hatte Robertson aus England importiert, und den Vater seiner Mutter Lily Maid (1911), den Musket-Enkel Uniform, aus Neuseeland eingeführt. Colesberg gewann jedoch die „Dreifache“ in fremden Farben, denn sein Züchter hatte ihn im Jährlingsalter für 150 gns verkauft. Mit Irene, Lammas, Diana (Uniform) und Blanche (1912; Simontault) zog er weitere frühe Derbysieger in seiner Wahlheimat. Den ungelaufenen St. Simon-Sohn Simontault (1893), der sich als Jährling verletzte und daher nie lief, importierte der gebürtiger Schotte, Trainer, Besitzer und Züchter 1911. Fünf Jahre später war der Hengst bereits tot, hatte jedoch einige gute Renner für Robertson hinterlassen, der in eine alte Cape-Familie eingeheiratet hatte. Der St. Simon-Enkel Abelard (1905; Leisure Hour) war ein Spitzensprinter dieses Gestüts, und an dem Derbysieger von 1895, Rosary, war der Züchter auch beteiligt. Sein Sohn Allan führte fort, was der Vater aufgebaut hatte, wurde auch in der Administration der Vollblutzucht eine Autorität, und die von diesem Gestüt gezogenen Pferde waren bis weit in das 20. Jahrhundert erfolgreich. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Robertson den von Mahmoud stammenden Mehrali (1939) importiert, der der mütterliche Großvater von Hawaii (1964), wurde. Hilton Barber, der seine Farm in der Nähe von Cradock betrieb, zog und besaß auch 1885 den ersten Südafrikanischen Derby-Sieger, und von den folgenden fünf trugen vier seine Farben.

In der letzten Dekade des 19. Jahrhunderts konzentrierte sich der Rennsport – wenn auch kleinere „Country Courses“ noch bis in die 1920er Jahre existierten – auf die wichtigsten Städte. Der Johannesburg Turf Club hielt sein erstes Meeting im Juni 1887 ab, und das Derby, das seit 1885 jährlich in Port Elizabeth ausgetragen wurde, siedelte nach der Jahrhundertwende ebenfalls nach Johannesburg um, das sich schnell, und gut unterstützt von den Reichen im Land, zum Rennsportzentrum von Südafrika entwickelt hatte.

Auch ein Südafrikanisches Gestütsbuch wurde etabliert, dessen erste Ausgabe 1906 erschien. Von den eingetragenen Pferden erfüllte jedoch nur eine limitierte Anzahl die Voraussetzungen, um in einem „offiziellen Gestütsbuch der Welt“ eingetragen zu werden, denn die meisten stammten von den genannten frühen Züchtern. Von den verzeichneten 382 Stuten waren 185 aus Großbritannien, 28 aus Südamerika und 10 aus Australien eingeführt worden. Der Rest hatte größtenteils schon in der zweiten Generation importierte Vorfahren. 77 der 98 importierten Hengste stammten von der englischen Insel, neun aus Australien oder Neuseeland, fünf von Nord- oder Südamerika, und sieben waren heimische Produkte. Die geringe Stutenanzahl pro Hengst lag nicht nur daran, dass die Züchter ihre Stallions für die eigenen Stuten reservierten, sondern auch an den weiten Distanzen der Gestüte untereinander und den Transportverhältnissen, die zur damaligen Zeit alles andere als praktikabel waren. Somit wurden um 1906 lediglich drei Ladies, und 1952 sieben im Durchschnitt pro Hengst registriert. Und das führte nicht nur zu „Jahresblöcken“, in denen ein bestimmter Hengst dominierte, sondern auch gleichzeitig zu einem stark limitierten Outcross in diversen Gestüten.

Besonders betroffen war davon Henry Nourse, der zunächst als Offizier im Zulu-War kämpfte, danach beim Gold schürfen ein Vermögen machte, einen großen Rennstall besaß, und um 1900 sein Dwarsvlei Stud etabliert hatte. Diese Zuchtstätte, in der Nähe von Middelburg, war aber nur eine von mehreren, die er im „Karoo-Dreieck“ unterhielt, wo er Hunderte von Siegern von teuer bezahlten Importhengsten zog. Und das reichte, um in den ersten vierzig Jahren des neuen Jahrhunderts die Züchter Südafrikas zu dominieren, während seine vielen Produkte den Rennsport beherrschten.

Die Erfolge dieses Züchters basierten im Wesentlichen auf der Kreuzung der Blutlinien von drei Hengsten: Pearl Diver (1882; Master Kildare), Greatorex (1900; Carbine) und Polystome (1912; Polymelus). Der vom Duke of Portland aus einer St. Simon-Tochter gezogen Greatorex war in England ein guter Zweijähriger, brach jedoch bei der Vorbereitung auf das Epsom-Derby nieder und, von Nourse als Beschäler für Dwarsvlei Stud gekauft, traf er noch 1903 in Südafrika ein, wo er zwischen 1919 und 1921 zehnmal das Championat der Stallions beherrschte. Sein 1918 geborener Sohn Dignitary gewann Südafrikas Derby, St. Ledger und 13 weitere Rennen und stand 1934 selbst an der Spitze der Vererber, womit ihm das als erstem, in Südafrika gezogenem Hengst, gelang.

Polystome war ein J. B. Joel-Import, der als Zwei- und Dreijähriger in England drei Rennen gewonnen hatte. In Südafrika fügte er für Joel weitere fünf hinzu und ging als Siebenjähriger in den Besitz von Nourse über, wo er im Gestüt elf Championate sammelte. Von 1924 bis 1933 gelang das ununterbrochen, während der letzte Treffer fünf Jahre später erfolgte. Nourse, der bei seinem Tod 1940 mehr als 1.000 Pferde besaß, darunter 400 Zuchtstuten, verkaufte die jährliche Nachzucht nicht, sondern verpachtete vorerst nur. In der Regel nahm er die Stuten für seine eigene Herde später wieder zurück, was jedoch zur Übersättigung des vorhandenen Blutes und zum „Abstieg“ führte.

Für die nächsten vierzig Jahre trat das Vogelvlei Stud von E. V. Birch zu Dordrecht an seine Stelle. Dessen Grasland liegt an den Hängen der Drakensberge, die die afrikanische Version der amerikanischen „Great Divide“ sind. Und das etwa 1.880 Meter hoch gelegen ist. Im Winter sind die Tage kühl, die Nächte frostig und Schneefall eine reguläre Erscheinung. Die riesigen Paddocks des Gestüts liegen in einem Tal von vielen Tausend Acker und bestehen aus natürlichem und angesätem Gras, auf denen auch Schafe weiden. Doch das betrifft nicht mehr die Gründerjahre des Südafrikanischen Rennsports und seiner Zucht, sondern berührt bereits die Neuzeit auf dem Vogelvlei-Gestüt der Birch-Brüder, und über die wird später noch berichtet.

Von den superreichen „Randlords“ etablierten einige auch einflussreiche Gestüte in England, und zu jenen gehörten S. B. (Solly) Joel, sein Bruder J. B (Jack) und deren Verwandte. Beide waren Neffen von Barney Barnato, der, gemeinsam mit Cecil Rhodes, eine Zeit lang die Diamantenproduktion zu Kimberley kontrollierte. Die Joels erbten das Geschäft ihres Onkels Harry, der von dem depressiven Barney Barnato übernommen hatte, der, auf einem Postschiff Richtung England, 1897 von Bord gesprungen und ertrunken war. Und beide, Barney und Harry hatten bereits Pferde in England laufen, wobei Barney’s Worcester (1890; Saraband) 1896 das City and Suburban, und Harry’s Sir Geoffrey (1895; St. Angelo) 1900 das Lincolnshire gewonnen hatten.

Jack, der eine Gefängnisstrafe wegen illegalen Diamantenkaufs zu erwarten hatte, verließ Südafrika und wurde in England mit seinem Childwick Bury Stud in den ersten zwanzig Jahren des 19. Jahrhunderts als Züchter hoch erfolgreich. Auch Yolly Joel hatte dort Erfolg, doch stand in seinen Rennställen – Sefton Lodge, später Moulton Paddocks – an Pommern (Polymelus) nur ein einziger klassischen Sieger, der 1915 die Kriegs-Ersatzrennen der Dreifachen Krone zu Newmarket gewann. Das St. Ledger hieß damals allerdings September Stakes, weil Doncaster den Namen außerhalb seiner Bahn verweigerte. Andere „Racing Randlords“ waren George Farrar und Sir David Harris, ein Cousin von Barney Barnato, Sir Lionel Phillips, und der in Deutschland geborene und 1880 vom französischen Diamantenhändler Jules Porges – in Südafrika zum Minenmagnat aufgestiegen – nach Südafrika geschickte Sir Julius Wernher, der Gründer des Diamanten und Gold Imperiums, das später als De Beers bekannt wurde. Ende der 1880er Jahre ließ er sich in London nieder, das ihm als Basis für seine riesigen südafrikanischen Bergbaugeschäfte diente. Für seinen Sohn, Sir Harold Wernher und seine Schwiegertochter, Lady Zia Wernher lief der große Steher und 25-fache Sieger, der Wallach Brown Jack (1924), der u. a. sechs Queen Alexandra Stakes, vier Goodwood Cups und das Englische Champion-Hürdle gewann. In den Gestüten der Wernhers, Sommeries in England und Blackhall in Irland, wurden Pferde wie Precipitation (Ascot Gold Cup; Jockey Club Stakes und Hurry On’s erfolgreichster Sohn in England), Meld (1000 Guineas, Oaks, St. Ledger) und deren Sohn Charlottown (Epsom Derby, St. Ledger) gezogen.

Einer der bekanntesten Randlords war auch Sir Abe Bailey, der in den 1890ern bis in die 1930er Jahre, wie Solly Joel, in Südafrikas Rennsport ebenfalls sehr erfolgreich war und das Clewer Stut in Colesberg betrieb. Beide hatten Durban July-Sieger, und Bailey schickte seinen Camp Fire (Pearl Diver) nach England, wo er neben fünf weiteren Rennen auch die Kings Stands Stakes gewann und zum Champion-Sprinter avancierte. In den Farben dieses Besitzers lief in England auch der große Erzeuger von Stehern, Son-in-Law (1911; Dark Ronald). Und Bailey kaufte auch Dark Ronald, der später nach Graditz kam, als Jährling, schickte ihn auf sein südafrikanisches Gestüt und nach dem Anreiten wieder nach England, wo er als Zweijähriger bei seinem zweiten Start niederbrach. Der beste Hengst, der zu Clever stand, war der 1927 importierte Sunstar-Sohn Sunstone (1921), der in der neuen Heimat fünffacher Beschäler-Champion wurde und später auch auf Birch’s Vogelvlei Stud zu Dordrecht stand. Dieses Gestüt wurde 1910 gegründet und zog Pferde wie Colorado King (1959) oder Wolf Power (1978), der 1984 in die USA wechselte. Ein weiterer Import für Clever war Pietri (1908; St. Frusquin), der dreimal die Hengstliste anführte und auch ein erfolgreicher Stutenerzeuger wurde. Der Gestütsherr starb 1940, aber zu Clever züchteten seine Nachfahren weiter.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbesserte der Afrikanische Jockey Club die Regeln, reduzierte die Veranstaltungen und wertete die Anlagen auf, während die reichen Randlords der ersten und zweiten Generation die heimische Zucht dominierten. Die wichtigsten Stallions und viele Stuten, die während dieser Zeit ins Land kamen, wurden mit „Gold- und Diamanten-Geld“ bezahlt, und in den 1930er Jahren war der Sport auf die populären Plätze Johannesburg, Cape Town, Port Elizabeth, Pietermaritzburg, Bloemfontain, Kimberley und East London konzentriert. Johannesburg, als die wichtigste Bahn, hatte das Christmas Handicap – später als Summer Handicap Cup bekannt, als absolutes Highlight im Programm. Heute verfügt es über die beiden Bahnen Tuffontain und Newmarket, während der Kurs zu Vaal etwa vierzig Kilometer entfernt ist. Die Küstenstädte Cape Town und Durban hatten ihre wichtigsten Karnivals in der trockenen Saison. Am Kap (Kenilworth, und Durbanville außerhalb der Stadt) ist das der Sommer, zu Durban (Natal) der Winter. Als Hauptereignissen gelten Cape Metropolitan Stakes, Cape Guineas und Cape Derby, während im tropischen Durban (Greyville und, außerhalb, Clairwood) das Durban July Handicap – das wichtigste Rennen des Landes und seit 1897 im Programm – und der Durban Gold Cup die Highlights sind. Port Elizabeth veranstaltet zu Arlington und Fairview, und zwischen Durban und Petermaritzburg befindet sich, in den Bergen außerhalb von Durban auf 700 Meter Höhe zu Shongweni, mit Summerveld ein Weltklasse-Trainingszentrum mit mehr als 1.000 Boxen, Unterkünften und der Jockey-Akademie. Diese Anlage erhielt, ehe 2014 das Trainingszentrum Clairwould geschlossen wurde, eine gründliche Überholung und verfügt nun über verschiedene Grasbahnen mit großen Bögen und langen Geraden; leichte und schwere Sandbahnen, als auch über ein 1.200 Meter Polytrack-Geläuf und große Trabringe. Ein 1884 etabliertes Trainingszentrum zu Ashburton, in der Nähe von Petermaritzburg, bietet etwa 480 Pferden Platz und ist mit Gras- und verschiedenen Sandbahnen ausgestattet.

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Rennen der Zweijährigen favorisiert, einige Klassiks eingeführt, doch galten die hohen Börsen den Handicaps. Und diese wurden vornehmlich (das Durban July in den ersten 50 Jahren zu etwa zwei Dritteln) von Importen aus Großbritannien, Australien oder Argentinien gewonnen, denn diese Pferde konnten Gewichtserlaubnisse beanspruchen. In der Zucht bewegten sie jedoch nichts, sodass die Regierung 1950 einen Importstop verhängte und nur noch Hengste und Stuten für die Zucht limitiert ins Land ließ, um die Situation zu ändern. In den Jahren 1976 bis 1978 verzeichnete Südafrika mehr als 9.500 Fohlen, was etwa ¾ der britischen Neugeburten im gleichen Zeitraum entsprach, doch konnte die Qualität damals noch nicht mithalten. Dennoch erreichte das Land in den 1960er Jahren erste internationale Aufmerksamkeit, als der von den Birch-Brüdern gezogene Colorado King (1959; Grand Rapids) in seiner Heimat ein phänomenaler Dreijähriger war, der nach seinem Triumph im „July Handicap“ in die USA verkauft wurde, wo er u. a. auch den Hollywood Gold Cup gewann.

Zwei andere Pferde, die folgten, waren der drei Jahre jüngere Fairthorn-Sohn Sea Cottage, ein zwanzigfacher Sieger und Südafrikas Champion von zwei bis fünfjährig, der aber nie im Ausland lief. Seine Mutter Maritime stammte von Merchant Navy, dessen Vater Hyperion war, während seine Mutter Rose of England (Teddy) die Epsom Oaks gewonnen hatte. Sea Cottage’s Großmutter Tradition stammte, wie die von Colorado King, von dem Asterius-Sohn Asbestos, den Lord Derby gezogen hatte. Auf Vogelvlei blieb Sea Cottage hinter seinen großartigen Rennleistungen ganz erheblich zurück.

Anders war das bei Hawaii (1964; Utrillo), der 1968 Südafrikas Pferd des Jahres war und zwölf Monate später zu Amerikas Grasbahnpferd gewählt und später Vater des Epsom Derbysiegers Henbit wurde. Seine Mutter Ethane stammte von dem Mahmoud-Hengst Mehrali, und die in Südafrika gezogene Großmutter Ethyl war eine Enkelin von Caiptain Cuttle.

Im internationalen und klassischen Sinn hat aber nur er als Rennpferd und Stallion in den 1970er Jahren seine Klasse bestätigt, und ohne ihn hätte die südafrikanische Zucht auf das internationale Rennpferd keinen Einfluss gehabt.

Inzwischen, im 21. Jahrhundert, gewannen bereits viele südafrikanische Pferde beim Dubai Carnival; verfügt das Land über 45 gelistete Gestüte; zu Germiston, Johannesburg, hat die Thoroughbred Breeders Association Südafrikas ihren Sitz, und ein Deutscher, Dr. Andreas Jacobs, der auch die Verantwortung für Fährhof (Deutschland) und Newsells Park (GB) trägt, züchtet ebenfalls erfolgreich am Kap der Guten Hoffnung: Auf der Main Chance Farm zu Robertson, die, wie schon davor, als Graham Beck noch der Hausherr war, zu den führenden Adressen gehört.

Spricht man von Südafrika, muss auch Zimbabwe erwähnt werden, denn das nördlich vom Limpopo River gelegene Land hat nach wie vor enge Verbindungen zu Südafrika, und die Bewertung der Jährlinge für die diversen Auktionen wird auch hier von John Kramer gemacht, der dafür nach wie vor in Südafrikas Gestüten unterwegs ist. Betrieben wird Zimbabwes einzige Rennbahn Borrowdale Park in Harare, die mit guten Linien ausgestattet ist, vom Mashonaland Turf Club, dem die Anlage auch gehört, und der seit 1999 auch „The Lotto Game“ betreibt, dessen Gewinne für wohltätige Zwecke verwendet werden.


Johannesburgs wichtigste Bahn Turffontein, auf der auch Derby und Oaks über jeweils 2.450 m gelaufen werden. Zwischen 1.600 und 800 Meter steigt das 2.700 m-Oval Richtung Ziel 12 Meter an.

Üblich ist hier auch, dass neben einer Handvoll ansässiger Trainer auch in Südafrika beheimatete einen „Satelliten-Stall“ unterhalten, weil Borrowdale einerseits Rennen für Pferde ausschreibt, die in Südafrika nicht „ganz die gewünschte Klasse“ besitzen, andererseits mit zwei Renntagen pro Woche (in der Regel insgesamt 14 Rennen) zu wenig Möglichkeiten geboten werden, um sich hier niederzulassen, obwohl Sportgeist und Kameradschaft hier ein ganz besonderes Gewicht besitzen.

Somit hatte auch der Champion-Trainer 2014/15, Corne Spies, der seinen Hauptstall in Südafrika betreibt, seine Zelte am Saisonende wieder abgebrochen, und auch das damalige „Pferd des Jahres“, der 4x4x4 auf Northern Dancer ingezogene Yer-Maan (2008; Yam Alley) ging am Ende nach Greyville zurück, nachdem er bei drei Starts auf Gruppenebene zweimal gewonnen hatte (Castle Tankard, Gr. I, 2000 Meter; Grand Challenge, Gr. II 1.800 m) und mit einem dritten Platz auf der niedrigsten Gruppenebene abschloss.

Das erste „Pferdrennen“ in Japan reicht bis 1862 zurück, als britische Einwanderer in der Nähe von Yokohama diesem Sport nachgegangen sein sollen. Bis jedoch der moderne Rennsport vorsichtig Fuß fasste, vergingen noch rund sechzig Jahre. Ausschlaggebend dafür war ein 1923 verabschiedetes Gesetz, das auch den Verkauf von Totalisator-Wettscheinen regelte und billigte. Danach zeigten sich zwei Gestüte als die führenden in der japanischen Vollblutzucht, das Shimofusa Kaiserliche, und das Koiwai Gestüt. Für Ersteres wurde der von ihm 1927 aus England importierte Prince of Wales Stakes-Sieger Tournesoul (1922; Gainsborough) ein voller Erfolg, der von 1935 bis 1939 das Hengst-Championat im Lande behauptete, und u. a. die Derbysieger Wakataka (1929), Tokumasa (1933), Ierju (1937), und die bei elf Starts ungeschlagene Kurifuji (1940), die auch die Oaks und das St. Ledger gewann, auf der Bahn hatte. Das Koiwai Hengstdepot importierte den Dritten aus dem Epsom Derby von 1927, den von Lady Sykes gezogenen Buchan-Hengst Shian Mor, der die Orbytochter Orlass zur Mutter hatte. Auch er zeugte eine Oakssiegerin; drei, die das japanische Derby gewannen und drei Emperor’s Cup-Sieger wie sein Gegenspieler vom Shimofusa Kaiserlichem Gestüt. Dieses Gestüt importierte damals noch zwei weitere Hengste: Der Grand Parade-Enkel Diolite (1927; Diophon) war der erste klassischer Sieger (2000 Guneas; Derby-Dritter), der 1935 für 8.500 Pfund von England nach Japan kam. Die Hengstliste führte er 1942, 1943 und 1946 an und zeugte auch Japans ersten „Triple Crown Sieger“ St. Lite (1938), doch erfüllte dieses hervorragende Rennpferd im Gestüt die Hoffnungen nicht wirklich. Auch Tsukitomo (1932), dem in uterus importierten Man O’War-Sohn, galten große Hoffnungen als Rennpferd, doch konnte er wegen eines Unfalls im Zweijährigenalter nie laufen. Im Gestüt war er jahrelang unter den zehn besten Beschälern und zeugte, neben drei Derbysiegern, auch viele weitere gute Rennpferde.

Zwei weitere der frühen Importe müssen auch noch erwähnt werden: Der von D. W. Barnett 1931 gezogene Irish St. Ledger-Sieger und Blandford-Sohn Primero, der zwar nie Champion-Beschäler war, aber neben vier Derby- und weiteren klassischen Siegern auch andere große Renner zeugte, und in der japanischen Zucht erheblichen Einfluss hinterließ. Der 1932 vom Aga Khan gezogene Tetratema-Sohn Theft wurde 1937 importiert in der Hoffnung, Speed zu vererben. Der Hengst, den die „Japanische Renngesellschaft“ dem Staat geschenkt hatte, stand von 1947 bis 1951 an der Spitze der Deckhengste, vererbte jedoch auch Stehvermögen, was sich in je zwei Derby- und St. Ledger-Siegern und vier Oaks-Gewinnerinnen äußerte. Dazwischen lag noch der vom Shimofusa-Gestüt 1936 gezogene Tournesol-Hengst Kumohata, der eine aus den USA importierte Broomstick-Urenkelin zur Mutter hatte. Einen Derbysieger zeugte er zwar nicht, aber zwei, die das St. Ledger gewannen und eine Oakssiegerin. Der Trumpf des Hengstes, der von 1952 bis 1957 die Championatsliste der Deckhengste ununterbrochen anführte, waren jedoch sieben Sieger im Emperor’s Cup.

Ende der Siebziger Jahre hatte Japan schon fast so viele Fohlen wie Großbritannien und Irland gemeinsam – doppelt so viele wie der gesamte Ostblock – und war somit einer der wichtigsten Produzenten der Nordhemisphäre. 1981 waren es 7.867, die ins Vollblutregister eingetragen wurden, während im gleichen Jahr 5.211 Pferde 33.418 Mal in 3.163 Rennen starteten. An Wetten gingen damals umgerechnete dreizehn Milliarden „DM“ durch die Kassen, die knapp elf Millionen Besucher an 288 Renntagen auf den Hauptbahnen umsetzten. Die 31 Provinzbahnen, die 19 Millionen Turfjünger gezählt haben wollen, setzten am Toto zwei weitere Milliarden um. Hochkarätige Hengste wurden importiert, danach die gleiche Qualität an Zuchtstuten, moderne Trainingszentren errichtet, vielfältige Förderboni eingeführt, als auch eine moderne Datenverarbeitung etabliert, um die kleinsten Details zu erfassen. Kurz, es wurde nichts dem Zufall überlassen, sondern die Weichen wurden richtig gestellt.

Hinsichtlich der Klasse seiner Pferde hatte jedoch bis 1980 noch kein einziges in internationaler Spitzenklasse gewinnen können, obwohl die schnellste Siegerzeit, die in Japan damals über 2.000 Meter gemessen worden war, bei 1:58,9 Minuten stand. Auch wenn der Vergleich hinkt, denn hier ging es über Gras, dort über Dirt, und die Anlage und Beschaffenheit der Bahnen spielt auch noch eine Rolle – Secretariat gewann 1973 sein Kentucky Derby über die gleiche Distanz über „Sand“ in 1:59,4 Rekordzeit – der Weg in die Zukunft war ganz sicherlich schon vorgezeichnet.

Hakuchikara (1953), der in der Heimat in 21 Rennen erfolgreich war und 1958/59 elf Starts in den USA absolvierte, durfte durch seinen Erfolg im Washington’s Birthday Handicap in Santa Anita für sich beanspruchen, als erster Japaner in den Staaten gewonnen zu haben. Der von dem Blandford-Enkel Tobisakura gezogene Fuchs hatte in der Heimat jedoch so renommierte Rennen wie Derby, Arima Kinen und Tenno Sho (Herbst) für sich entschieden, womit diese Vorstellung nicht den Hoffnungen entsprach und nicht mehr als ein kurzes Flackern war. Auch Japans erster Starter im Washington DC International, Takamagahara (1957; Kurino Hana), ein Blandford-Urenkel und Japans bester Vierjähriger, konnte 1962 als Zehnter bei 13 Startern auch noch keine Zeichen setzen, während die Russen Zabeg (1957; Baltic Baron) und Livan (1958; Allrayed) als Vierter und Achter schon besser im Bild waren. Immerhin konnte sich dieser Japaner im gleichen Jahr aber im American Jockey Club Cup durchsetzen. Eine bessere Vorstellung gab Japans zweifaches „Pferd des Jahres“ (1967; 1970), der aus der Hyperion-Enkelin Sweet Inn gezogene Speed Symboli (1963; Royal Challenger), 1967 zu Laurel, als der 17-fache Sieger Fünfter wurde.

Das Land der aufgehenden Sonne startete allerdings auch spät, denn die ersten Vollblutstuten kamen erst 1895 aus Australien ins Land, und neue staatliche Wettrestriktionen waren einer aufblühenden Zucht ebenfalls nicht fördernd. Somit fehlten auch lang angesiedelte Blutlinien, die sich über viele Generationen an Klima und Umwelt hätten anpassen können. Zusätzlich hatte auch der Zweite Weltkrieg die Fohlengeburten, die für 1946 mit 221 beziffert werden, erheblich reduziert. Erst als die Wettsanktionen aufgehoben waren und die 1954 gegründete Japan Racing Association (JRA) auf den wichtigsten Bahnen die Kontrolle übernahm und die Vollblutzucht unterstützte, waren die Weichen wirklich gestellt. 1959 gab es bereits mehr als 1.000 Neugeburten, und 1976 sensationelle 8.470. Dass für dieses rasante Wachstum auch Stuten benutzt wurden, die man besser hätte aussondern sollen, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, aber auch längst nicht alle Hengst-Importe, die etwa zwischen 1950 und 1980 ins Land kamen – zunächst aus Europa (darunter auch fünf englische Derbysieger), später auch aus den USA – erfüllten die hochgesteckten Erwartungen nicht immer, und andere ließen den Faktor „Speed“ in ihren Produkten vermissen. Andererseits waren es die importierten Stallions, die die Hengstlisten anführten, sodass bereits Peter Willett in seinem Buch den Schluss zog, dass es ohne sie um die damalige Zucht in Japan noch wesentlich schlechter bestellt gewesen wäre. Bestes Beispiel dafür ist Aga Khans Irish Derby-Sieger Hindostan (1946; Bois Roussel), der die japanische Hengstliste zwischen 1961 und 1968 siebenmal anführte.

Ende 1970 betrieb die JRA 10 Bahnen, die NAR (National Racing Association) 31 Provinzbahnen, und die fünf Klassiks wurden nach englischem Vorbild zu Hanshin (1000 Guineas; Oaks, St. Ledger), Nakayama (2000 Guineas) und Tokio (Derby) gelaufen. Die Mitteldistanz wurde betont, doch kamen auch einige längere Rennen und der Hindernissport ins Jahres-Programm.

1978 erreichte die tägliche Zuschauerzahl bei JRA-Meetings durchschnittliche 41.563 Personen, die etwa umgerechnet 8 Millionen Pfund durch den Toto schickten. Vier Jahre früher lag jene Besucherquote zwar noch um 22% höher, doch die Wettumsätze waren dennoch gestiegen. Auch die Rennpreise waren schon hoch, denn jedes der 4.560 Pferde, die 1978 auf den JRA-Bahnen starteten, konnte im Durchschnitt 15.000 Pfund gewinnen. In England standen im gleichen Jahr für jedes auf der Flachen gestartete Pferd nur 1.225 Pfund zur Verfügung.

Gruppen-Rennen, wie auch etwa 80% der übrigen großen Prüfungen, waren in Japan über einen längeren Zeitraum nur „vor Ort“ trainierten Pferden offen, sodass die Rennergebnisse nicht den wahren Stand der Zucht widerspiegelten. Gleichzeitig führten die hohen Preisgelder in den 1960’ern zu Überproduktion, die erst in den späten 1970er Jahren zurückging.

1981 wurde der Japan Cup über 2.400 Meter Grasbahn eingeführt, doch war dieser zunächst nur Pferden aus Japan, USA, Australien, Kanada, Neuseeland und Indien offen, und der erste Sieg ging durch die Stute Mairzy Doates (1976; Nodouble) unter Cash Asmussen in die USA, während die Platzierten Frost King und Very One Kanada und die USA vertraten. Die Siegerin selbst war ein 8.000$-Fohlen zu Keeneland-November, vertrat in der Heimat Grade II-Format und gewann von 32 Starts elf.

Ab 1982 wurde das Altersgewichtsrennen für alle Pferde geöffnet, und ehe Japans Katsuragi Ace 1984 der erste einheimische Sieger wurde, dem zwölf Monate später Symboly Rudolf folgte, gingen die Siege dieses Einladungs-Rennens 1982 durch den Mahmoud-Urenkel Half Iced (1979) in die Staaten, und ein Jahr später nahm es die Guillaume Tell-Tochter Stanerra (1978) mit nach Irland. 1995 trug sich auch der deutsche Derbysieger Lando (1990; Acatenango) in diese Siegerliste ein, als er das Rennen unter dem Südafrikaner Michael Roberts (1992 Jockey Champion in GB) für Trainer Heinz Jentzsch und das Gestüt Haus Ittlingen gewann. Und 2016, als Kitasan Black unter dem 47-jährigen Idol Yutaka Take vor 100.000 Zuschauern locker gewann, kam keiner der drei Ausländer auch nur in seine Nähe.

1952 begannen die Galopprennen global zu werden, als das erste Washington DC International als Einladungsrennen geschaffen wurde, und neben Pferden wie dem deutschen Niederländer, reisten sogar in den Zeiten des „Kalten Krieges“ die Russen mit ihren besten Vertretern an. Ab etwa 1994 verloren diese „kostenlosen“ Einladungsrennen aber an Glanz. Das Washington DC wurde in jenem Jahr sogar letztmals gelaufen, weil es mit den Breeders Cup-Rennen nicht mehr mithalten konnte, und wer heute beispielsweise zum „Dubai Carnival“ reist, muss inzwischen die Kosten ebenfalls selbst zahlen. Der Japan Cup zeigt sich aber nicht nur weiterhin sehr großzügig, sondern legte nochmals nach, um weiterhin Top-Ausländer zu animieren, die in letzter Zeit nicht mehr unbedingt anreisten. Daher griffen die Veranstalter nochmals tief in die Tasche: Insgesamt gab es im Japan Cup 6.480.000.000 Yen, etwa 5,4 Millionen US-Dollar an Rennpreisen, wobei auch der Zehnte im Ziel noch reichlich 46.000 Euro erhält. Sofern der 2016 Sieger vorher eins von mehreren festgelegten Spitzenrennen in der Welt gewonnen hat (Dubai World Cup, Sheema Classic, Englische, Französische und Irische Derby), erhielt er zusätzlich zu etwa 2,3 Millionen Siegpreis ein Million US-Dollar Bonus. Ähnliches gilt auch für den Zweiten bis Vierten im Ziel, die dann zusätzliche 400.000; 250.000 bzw. 100.000 US-Dollar erhalten, wenn sie eins der übrigen vorgeschriebenen Rennen gewonnen haben. Für den Dritten sind dabei auch der „Arc de Triomphe“ und der Große Preis von Baden-Baden mit aufgeführt. Bei diesem Einladungsrennen werden aber nicht nur die Spesen für den Vierbeiner übernommen, sondern auch Besitzer, Trainer und Jockey erhalten jeweils für zwei Personen Business-Flugtickets und fünf Tage in Tokios Ritz-Carlton als „Hospitality“. Vor diesen großzügigen Annehmlichkeiten und sonstigen Extras muss der vierbeinige Kandidat aber erst einmal eingeladen werden, denn welchen Crack die Japaner gern am Start hätten, das entscheiden sie bei einem „Einladungsrennen“ natürlich selbst.

Zu diesen AUTUMN INTERNATIONALEN RENNEN zählen aber auch noch drei weitere, die jedoch nicht den extravaganten Status „Einladung“ besitzen und an anderen Tagen und Orten gelaufen werden, doch offerieren alle drei ebenfalls zusätzliche Boni für die jeweils ersten drei im Ziel einkommenden Pferde, die für 2016 mit 700.000, 280.000 und 175.000 US-Dollar beziffert waren. Während der Japan Cup 2016 auf Tokios Linkskurs über 2.400 Meter am 27. November anstand, werden die Queen Elizabeth II Stakes (1,7 Millionen US$; 2.200 m) und die Mile Championship (1.850.000 US$) über Kiotos Rechtskurs am 13. und 20. November gelaufen. Den Schlusspunkt setzt der Champions Cup (1.749.000 US$) jeweils Anfang Dezember zu Chukyo, dessen 1.800 Meter allerdings über einen Dirt-Linkskurs führen, statt über Gras.

Gewettet wird in Japan auch ganz erheblich, und die letzte ganz große Entscheidung des Jahres bringt weltweit den höchsten Umsatz, während der „Arc de Triomphe“ von den ausländischen Rennen das erste war, das bewettet werden konnte. 2016 setzten die Japaner für dieses Pariser Highlight umgerechnet 36,7 Millionen Euro um, und das war mehr, als der gesamte Tagesumsatz zu Chantilly. Auf heimische Rennen wetten die Japaner aber noch ganz andere Summen! So wurden am gleichen Tag, an dem in Paris das wichtigste Rennen der Welt gelaufen wurde, zu Nakayama auch die Sprint Stakes (Gruppe I) entschieden, für die mit umgerechnet 111 Millionen Euro etwa das Dreifache wie zu Paris durch die Wettkassen floss.

Der Rennsport in Singapur und Malaysia wurde 1802 während der Kolonialzeit durch die Briten etabliert, und der „Singapore Sporting Club“ – 1924 in Singapore Turf Club umbenannt – wurde am 4.10.1842 als erster ins Leben gerufen. Die Clubs in Malaysia, die 2016 etwa 800 bis 900 Pferde im Training hatten, formierten sich erst später. Den Anfang machte 1864 der Penang Turf Club, und 1886 bzw. 1896 folgten die Turf Clubs zu Perak (Ipoh) und Selangor, der zu Kuala Lumpur veranstaltete. Seine alte Rennbahn befand sich dort, wo sich heute die Petrona Towers gewaltig in den Himmel recken, während der neue Kurs 1988 zu Sungei Besi, etwa 17 Kilometer weiter entfernt, einen Neuanfang startete. Hier werden jährlich etwa 30 Renntage angeboten, die auch die wichtigen „Triple Crown-Rennen“ beinhalten, die dem Gesamtsieger zusätzliche 500.000 MYR (Malaysian Ringgit) in Aussicht stellen. Zu Singapur öffneten sich im März 2000 ebenfalls die Tore zu einer neuen, modernen Anlage, dem „Kranji Racecourse“, der die alte Bahn zu Bukit Timah ersetzte. Die wichtigsten internationalen Rennen, die hier gelaufen werden sind der Singapore Airlines International Cup, über 1.200 Meter um 3.000.000 Singapur Dollars (SGD), und der ebenfalls im Mai anstehende KrisFlyer International Sprint Cup (1.400 m; 1 Mio. SGD). Der im Februar zu laufende CECF-Singapore Cup (1.800 m; 3.050.000 SGD), das Singapore Derby im July (2.000 m; Vierjährige; 1.150.000 SGD und der Longines Gold Cup, ein Handicap im November (1.350.000 SGD) sind weitere Hochkaräter neben Rennen wie dem Lion City Cup (April), den Singapore Guineas (May), der Patron’s Bowl (Juni) und der im Oktober anstehenden Panasonic Mile und des Ruffles Cups, die 2015 alle mit einer halben Million an Preisgeld ausgeschrieben waren.

Für die wichtigsten Rennen auf den Malaysia-Bahnen sind der Selangor- und der Penang Turf Club zuständig. Ersterer hat zu Kuala Lumpur mit dem Pilar Emas Sultan Selangor (2.000 m; Juni) eine 500.000 MYR-Prüfung auf dem Programm wie der andere Club einen Monat später mit der Sprint Trophy über 1.400 Meter. Mit jeweils 350.000 dotiert sind auch die Selangor Tunku Gold Cup (1.200 m; Februar), Selangor Cup (1.600 m; April) und der Penang Gold Cup (2.000 m) im Dezember. Der Coronation Cup (1.600 m; November) und das Perak Derby (2.400 m; April) gelten derzeit mit 300.000 und 250.000 MYR als die „teuersten“ Rennen des Perak Turf Clubs.

Die Dachorganisation für Singapur und Malaysia ist die Malayen Racing Association (MRA), die den Rennsport für beide Länder reguliert und koordiniert. Ihr Vorläufer war die 1896 gegründete SRA (Straits Racing Association), die 1961 in MRA umfirmierte. Zum Vorstand gehören je drei Vertreter der drei malaysischen Clubs und vier Vertreter aus Singapur, wobei dieses Komitee jährlich bestätigt werden muss. Der erste Penang Gold Cup wurde 1921, der zu Singapore drei Jahre später gelaufen. 1926 bezog der Perak Turf Club sein heutiges Quartier zu Ipoh, während der Singapore Turf Club 1933 nach Bukit Tima umzog. Sechs Jahre später etablierte sich der Penang TC in Batu Gantong und schrieb auch seinen ersten Selangor Gold Cup aus. 1961 wurde das Wetten auf allen vier Bahnen erlaubt, doch zogen erst 1976 die Computer in den Totalisator ein. Vorher, 1972, war jedoch die Königliche Familie auf der Rennbahn Bukit Timah zu Besuch. Komputergesteuertes Telephonwetten, TV-und Wett-Vernetzung aller vier Bahnen erfolgte in den frühen 1980er Jahren, und 2000 wurde der Singapor Airlines International Cup erstmals gelaufen, der zwei Jahre später in die WORLD SERIES RACING CHAMPIONSHIP aufgenommen wurde. Die „MRA Awards Night“ fand erstmals 2005 statt, um die Champions des Rennjahres mit „Oscars“ zu ehren.

Der Penang Turf Club, der von 1869 bis 1939 auf seiner Bahn entlang der Macalister Road veranstaltete, verlegte sein Aktivitäten nach Batu Gantong, wo eine schnittige Drei-Etagen-Tribüne errichtet wurde. Die Erweiterung von 1978 erhöhte die Kapazität auf 14.000 Plätze. Das mehr als 100 Hektar große Areal verfügt über eine 1.900 Meter lange und 24 Meter breite Grasbahn. Von dem heutigen 18-Loch Golfplatz – der einzige auf einer MRA-Bahn – befinden sich sieben Löcher im Innenraum der Rennbahn. 1996 schrieb hier der dreizehnfache Championtrainer Teh Choon Beng Geschichte, als er als erster Trainer Mitglied im Komitee des Panang Turf Clubs und der Malayen Racing Assiciation wurde.

Der Perak Turf Club begann in der damaligen Hauptstadt Taiping, und seine Bahn galt als die Wiege des Rennsports in Malaysia. 1913 startete der Ipoh Gymkhana Club mit der neuen Bahn zu Ipoh, die zum Zentrum des Rennsports im Lande wurde. 1926 kam der Perak Turf Cluf auf seiner Bahn Jalan Galan offiziell ins Bild, und seine, 1971 neu errichtete Tribüne bietet 15.000 Besuchern Platz. Die 21 Meter breite Grasbahn bildet einen 1.800 Meter-Kurs, doch kann das Training auch auf Sand erledigt werden.

Als Amateure und britische Offiziere in den späten 1880er Jahren den Selangor Turf Club gründeten, oder den Anstoß dazu gaben, war bereits Kuala Lumpur zur Hauptstadt geworden, Rennmeetings waren populär und attraktiv, und der Club zog nach Jalan Ampang um, weil er 1992 seinen alten Standort den KLCC Twin Towers überlassen musste. Die neue Bahn zu Sungei Besi, mit hoher Ausstattung und Kapazitäten für bis zu 25.000 Rennsport-Fans, verfügt über einen sehr guten 2.000 Meter langen und 30 Meter breiten Links-Turf-Kurs, dessen beide Schlussbögen nach außen hin erhöht sind, um die Zentrifugalkräfte auf die Pferdebeine abzumildern. Im Innenraum finden zwei weitere Bahnen, Gras und Sand, als auch ein Traberoval noch genügend Platz, und zur SELANGOR TRIPLE CROWN zählen drei Gruppe-I-Rennen: Tunku Gold Cup (1.200 m; Februar); Selangor Gold Cup (1.600 m; April) und der Piata Emas Sultan Selangor (2.000 m; August). 2016 war dieser mit 312.000 RM (etwa 68.000 €) von diesen Rennen das am höchsten dotiere.

Als der Singapore Turf Club 1933 seine Bukit Timan Rennbahn in Betrieb nahm, galt sie als die schönste und beste des Ostens, doch begannen 1995 die Arbeiten an einer neuen Anlage zu Kranji. Und als das Juwel vier Jahre später eröffnet wurde, waren auch Rennen unter Flutlicht möglich. Die 2.000 Meter lange Turfbahn verläuft mit 31 Meter Breite im Linkskurs, und die 1.500 Meter-Polytrack werden für Training und Rennen genutzt.

Und wer waren eigentlich die Pioniere, die in dieser Region ganz am Anfang standen, ehe Singapur, nach einem Kronkolonie-Status von 1946, einundzwanzig Jahre später zur Republik, und 1957 die Federation Malaysia geboren wurde? Francis Light etablierte 1786 auf Penang ein „Settlement“, das 1805, unter dem „Dach“ der Ost-Indien Company eine britische Präsidentschaft wurde. Zu Singapur war es 1819 Sir Thomas Stamford Raffles, der als Gründer dieser Stadt gilt. An ihn erinnert heute noch das 1887 im Kolonialstil erbaute, gleichnamige Luxus-Hotel, dessen tropischer Innenhofgarden fast so weltberühmt ist wie der „Singapore-Sling“, den einst ein Barmann kombinierte, und der noch immer an der Hotel-Bar serviert wird.

Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt (Band 1)

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