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|6|Vorwort: Der Jäger der verlorenen Arche
ОглавлениеDie Arche Noah. Die Bundeslade. Der Garten Eden. Sodom und Gomorra. Der Auszug aus Ägypten. Das Grab Jesu. All dies hat man innerhalb der letzten 20 Jahre „gefunden“ oder verortet. Die Entdecker: ein ehemaliger Angehöriger eines SWAT-Teams, ein Geisterjäger und Parapsychologe, ein Filmemacher, der sich selbst als „der nackte Archäologe“ bezeichnet, und einige andere Leute. Aber keiner von ihnen war ausgebildeter Archäologe.
Wir leben in einer Zeit, in der die biblische Archäologie einige wirklich aufregende Entdeckungen zu verzeichnen hat. Wir leben aber auch in einer Zeit der Betrüger, der Pseudo-Wissenschaftler und der Verschwörungstheoretiker. Einige der bemerkenswertesten Entdeckungen der letzten Zeit werden von Anschuldigungen überschattet, sie seien gefälscht: Dazu gehören das Jakobus-Ossuar, in dem eventuell die Gebeine des Bruders Jesu bestattet wurden (eventuell aber auch nicht), die Joasch-Tafel und ein kleiner Granatapfel aus Elfenbein, der aus der Zeit Salomos stammen soll. Jahr für Jahr begeben sich „wissenschaftliche“ Expeditionen auf die Suche nach der Arche Noah, finanziert von leichtgläubigen Gläubigen, die unerhörte Mengen Geld in diese Expeditionen hineinpumpen, eingelullt von den Räuberpistolen begeisterter Amateure oder verbrecherischer Betrüger (allzu oft kann man beides kaum auseinanderhalten).
|7|Im Grunde genommen bieten die Werkzeuge der modernen Archäologie wie Magnetometer und präzise Grabungsmethoden immer bessere Möglichkeiten, einige der faszinierendsten Geheimnisse rund um die Bibel zu beleuchten – jenes Buches, das immerhin eine der Grundlagen der westlichen Zivilisation darstellt. Und dennoch gelingt es Amateuren immer wieder aufs Neue, sich Unternehmungen finanzieren zu lassen, die uns kaum eine Chance bieten, unser Wissen in diesem Bereich zu erweitern. Mit ihren abenteuerlichen Behauptungen und der daraus folgenden Aufmerksamkeit verstellen sie den Blick der Öffentlichkeit dafür, dass es auch echte Wissenschaftler gibt, die sich mit dem Heiligen Land beschäftigen – stattdessen stiften sie Verwirrung und bringen dabei die biblische Archäologie in Misskredit. Leider kommt es aber auch nur selten vor, dass die Wissenschaft solchen Behauptungen entschieden entgegentritt. Ausnahmen bestätigten die Regel, so wie der Film „The Lost Tomb of Jesus“, der unter Akademikern zu einem regelrechten Aufschrei führte – im Film wird behauptet, Archäologen hätten bereits 20 Jahre zuvor das Grab Jesu gefunden, aber nicht als solches erkannt.
Viel häufiger aber verstummt die Fachwelt, wie zu Beginn der Debatte über das sogenannte intelligent design, als es kaum Biologen gab, die handfeste Argumente gegen die wirren Theorien der Kreationisten lieferten. Auch Archäologen sind hier oft allzu zögerlich, weil sie fürchten, sie könnten die religiösen Gefühle mancher Menschen verletzen. Und so sind es ausgerechnet die Profis, die zulassen, dass sich langsam, aber sicher ein PR-Desaster abzeichnet – indem sie ein Feld von enormer Bedeutung Pseudowissenschaftlern, enthusiastischen Amateuren und verantwortungslosen Dokumentarfilmern überlassen.
|8|In einer Zeit, in der die Welt – sowohl vor unserer Haustür als auch weltweit gesehen – durch die Religionen mehr und mehr gespalten wird und sich viele Menschen zugleich als biblische Analphabeten erweisen, ist es wichtiger denn je, nach den gemeinsamen Wurzeln der Weltreligionen zu forschen. Ich bin der Meinung, dass die Öffentlichkeit etwas Besseres verdient – und auch möchte – als Spinnereien wie die Suche nach der Arche Noah. Wir brauchen korrekte Daten und Fakten, um den öffentlichen Diskurs auf eine solide Grundlage zu stellen. Es ist an der Zeit, dass wir uns dieses Feld zurückerobern.
Die ersten archäologischen Expeditionen ins Heilige Land wurden nicht etwa von Archäologen organisiert, sondern von Theologen, die in erster Linie die vielen Orte aufspüren wollten, die in der Bibel erwähnt sind. Ein Ehrenplatz unter diesen Pionieren gebührt dem amerikanischen Geistlichen Edward Robinson, der das Heilige Land im Jahr 1838 bereiste, begleitet von einem amerikanischen Missionar namens Eli Smith, der fließend Arabisch sprach. Robinsons Ziel war, so viele in der Bibel erwähnte Stätten zu identifizieren, wie sie nur konnten, um so eine historische (und zugleich biblische) Geographie Palästinas zu schaffen. Schon bald folgten ihm andere, darunter Sir Charles Warren, ein britischer General, der in den 1860er Jahren Jerusalem erforschte und vermaß. Keiner dieser Männer war ausgebildeter Archäologe, aber alle haben sie entscheidend zu dieser Disziplin beigetragen.
Den Großteil des 19. Jahrhunderts über blieb das Gebiet der biblischen Archäologie von Männern dominiert, denen man nachsagte, sie arbeiteten mit der Schaufel in der einen und der Bibel in der anderen Hand. Bald jedoch verbesserten sich die wissenschaftlichen |9|Standards, nicht zuletzt dank der Bemühungen von Männern wie Sir William Matthew Flinders Petrie, der zwei wichtige, einander ergänzende Konzepte in die Archäologie einführte: die Stratigraphie (wenn eine Stadt auf den Ruinen einer anderen erbaut wird, ist die untere Schicht stets die ältere) und die Keramikseriation (bestimmte Keramiktypen sind mal mehr, mal weniger in Mode, wie heute die Kleidung, so dass man mit ihrer Hilfe die identifizierten stratigraphischen Schichten antiker Stätten datieren kann).
Als Dame Kathleen Kenyon Mitte des 20. Jahrhunderts in Jericho und Jerusalem grub, war die Archäologie längst in den Händen von Profis, die nicht nur in Ausgrabungstechniken, sondern auch in wissenschaftlicher Methodik geschult waren und die sich viele Jahre lang mit den Sprachen, den Kulturen und der Geschichte der Antike beschäftigt hatten. Sie hatten Berge an Fachliteratur gewälzt, jahrelang ihr Handwerk ausgeübt und sich der Kritik von Kollegen gestellt. Die theologische Motivation indes verlor an Bedeutung.
Heute gibt es in jedem Land des Nahen Ostens strenge Vorschriften, was Ausgrabungen betrifft. Man muss bei den zuständigen Behörden eine Grabungserlaubnis beantragen und im Zuge dessen einen detaillierten Forschungsplan vorlegen; man muss in der Lage sein, auf Nachfragen seitens der Behörden befriedigende Antworten zu geben, man muss belegen, dass die Finanzierung gesichert ist, und oftmals muss man bereits eine Strategie haben, wie die jeweilige Stätte nach Abschluss der Ausgrabungen konserviert werden kann. Bei allen großen Finanzierungsvorhaben sind Kreuzgutachten anderer Wissenschaftler eine Selbstverständlichkeit. Kurz gesagt: Das Ganze ist ein ernstes und hart umkämpftes Feld. Dennoch haben sich mittlerweile zwei gegensätzliche Kulturen etabliert: |10|die Wissenschaftler und die Amateur-Enthusiasten. Die Amateure besitzen weder eine geeignete Ausbildung noch irgendeine Art von Legitimation. Unterstützt werden sie von der Klatschpresse, vom Fernsehen und inzwischen auch durch das Internet.
Ein Beispiel: Im Jahr 2006 leitete Bob Cornuke, ein ehemaliger Angehöriger eines SWAT-Teams, der sich inzwischen als Bibelforscher sah und bereits zum Vizepräsidenten des Instituts für Bible Archaeology Search and Exploration (BASE) in Colorado aufgestiegen war, eine Expedition, die zum Ziel hatte, die Arche Noah zu finden. Die sensationslüsternen Medien berichteten, Cornukes Team habe auf dem Berg Suleiman im iranischen Elburs-Gebirge in 4000 Metern Höhe eine Felsformation entdeckt, die die Form eines Schiffs habe. Cornuke sagte, das Gestein sah „genau wie Holz aus … Wir entfernten dünne Schichten vom Gestein, und [Holz-]Zellstrukturen kamen zum Vorschein.“ Seine angeblichen Erkenntnisse wurden schnell von der Wissenschaft als falsch entlarvt. Kevin Pickering, seines Zeichens auf Sedimentgestein spezialisierter Geologe vom University College in London, kommentierte: „Die Fotos zeigen durch Eisen verfärbtes Sedimentgestein, wahrscheinlich dünne Schichten von silifiziertem Sandstein und Schiefer, die sich sicherlich vor langer Zeit in einer marinen Umwelt gebildet haben.“
Und dann ist da Michael Sanders, der mithilfe von Satellitenbildern der NASA nach biblischen Stätten und Objekten sucht. Zwischen 1998 bis 2001 verkündete Sanders, er habe nicht nur die verlorenen Städte Sodom und Gomorra entdeckt, sondern auch den Garten Eden, die Bundeslade und den Turm von Babel. Auf seiner Website bezeichnet sich Sanders als „Bibelforscher und Spezialist |11|für Archäologie, Ägyptologie und Assyriologie“ – doch laut Los Angeles Times „räumt er ein, dass er keine formale archäologische Ausbildung besitzt“. Andere Medienberichte beschreiben ihn als „selbsternannten Akademiker“, der sich lediglich an der Duke University eine Zeitlang mit Parapsychologie beschäftigt habe.
Außerdem sollten wir den Dokumentarfilmer Simcha Jacobovici nicht vergessen, der sich „der nackte Archäologe“ nennt und eine eigene Sendung auf dem History Channel hat. In mehreren Interviews hat er bereits zugegeben, kein Archäologe zu sein, sondern lediglich investigativer Journalist. Am bekanntesten ist Jacobovicis Dokumentation „The Lost Tomb of Jesus“, die zuerst im März 2007 ausgestrahlt wurde und die Prof. Jodi Magness von der University of North Carolina in Chapel Hill als „Sammelsurium reißerischer Behauptungen ohne jegliche wissenschaftliche Grundlage“ bezeichnet. Kurz gesagt: Die Amateur-Arena ist voll von fragwürdigen Subjekten, die die Wissenschaft in den Schmutz ziehen. Wichtige Themen werden in legitim klingende Terminologie eingepackt, doch dem investigativen Prozess wird wenig Aufmerksamkeit geschenkt, und gegenteilige Meinungen und Indizien werden ignoriert.
Biblische Archäologen finden sich plötzlich in einer ähnlichen Lage wieder wie die Evolutionsbiologen, die gegen die Theorie des intelligent design kämpfen: Eine komplette Parallelversion ihres Forschungsfelds tut sich auf – eine Version, die auf religiösen Überzeugungen beruht statt auf wissenschaftlichen Prinzipien. Die Situation, in der sich die Biologen befinden, macht deutlich, welche Risiken dies birgt: Jahrelang haben sie sich nicht dazu herabgelassen, der „Wissenschaft“ der Kreationisten öffentlich zu widersprechen, und nun ist es fast zu spät, und die Anti-Evolution |12|hält bereits Einzug in die Lehrpläne öffentlicher Schulen. Warum werden wir also nicht aktiv?
Erstens liegt dies an einem gewissen Snobismus, der vielen Bereichen der Wissenschaft zu eigen ist: Kolleginnen und Kollegen, die sich zu weit von den „ernsten“ Themen fortwagen oder allzu oft in den populären Medien auftauchen, fürchten um ihre Reputation.
Zweitens liegt es daran, dass die Geschichten selbst so obskur sind – viele biblische Fragen sind von so vielen Unwägbarkeiten umgeben, dass sie Rätsel darstellen, die niemand jemals wird lösen können. Nehmen wir nur einmal den Garten Eden: Selbst wenn es sich dabei um einen realen Ort handelte und selbst wenn wir wüssten, wo er sich befand – wie könnten wir sicher sein, dass wir ihn tatsächlich gefunden haben? Wenn wieder einmal jemand verkündet, er habe die Arche Noah entdeckt, dann rollen die meisten Archäologen und Bibelwissenschaftler lediglich mit den Augen und wenden sich wieder ihren ernsthafteren Studien zu. Dabei kann genau diese Haltung zur Folge haben, dass die Öffentlichkeit einen solchen Bericht für wahr hält.
Und drittens liegt es daran, dass wissenschaftliche Erkenntnisse religiöse Dogmen infrage stellen könnten. Die Bibelwissenschaft ist ein wahres Minenfeld, schließlich ist die Bibel in erster Linie ein religiöses Buch, und jede Forschung in dieser Richtung birgt das Potenzial, lange gehegte Überzeugungen zu „beweisen“ – oder eben auch zu „widerlegen“. Was wäre, wenn der Auszug aus Ägypten nicht so stattfand, wie in der Bibel beschrieben? Wie reagieren die Menschen, wenn man ihnen erzählt, genau die gleiche Geschichte wie die mit Noahs Arche habe es bereits 500 bis 1000 Jahre früher gegeben, nur ohne Noah? Und dass die Götter die Flut |13|über die Menschen schickten, weil die Menschen böse waren und sündigten – und dabei so laut waren, dass die Götter nicht schlafen konnten? Oder wenn man ihnen mitteilt, dass „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ein Konzept aus dem Codex Hammurapi ist, der fast 1000 Jahre älter ist als die Bibel? An dieser Stelle geben die meisten Akademiker entmutigt auf, denn genau hier tritt die Ideologie auf den Plan. Und die selbsternannten Experten sind oftmals ebenso geübte wie überzeugende Disputanten, was viele Forscher zusätzlich einschüchtert.
Um Details aus der Bibel zu bestätigen, muss man sich nicht auf die Suche nach der Arche Noah machen. Im vergangenen Jahrhundert haben Archäologen die allererste Erwähnung Israels außerhalb der Bibel gefunden: in einer Inschrift des ägyptischen Pharaos Merenptah aus dem Jahr 1207 v. Chr. In den neoassyrischen Inschriften des frühen 1. Jahrtausends v. Chr. entdeckten sie die Namen israelitischer Könige wie Omri, Ahab und Jehu. Und erst vor Kurzem kam im Norden Israels eine Inschrift aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. ans Licht, die das Haus David erwähnt. All das sind schlüssige Beweise dafür, dass die betreffenden Menschen und Orte einst wirklich existierten und somit zumindest Teile der Bibel historisch durchaus korrekt sind. Nichts davon hätte die Medien und die Öffentlichkeit so begeistert wie der Fund der Arche Noah, aber all diese Funde erweitern und vertiefen unser Verständnis der Bibel und unsere Wertschätzung für das „Buch der Bücher“.
Im Heiligen Land arbeiten religiöse und eher weltlich orientierte Archäologen oft Seite an Seite. Unter den Koryphäen des Fachs finden sich evangelikale Christen ebenso wie orthodoxe Juden und zahlreiche Anhänger anderer Konfessionen und Religionen. Hier |14|geht es nicht um religiöse Überzeugungen – es geht allein um die Wissenschaft und um Forschungsergebnisse. Die Biblische Archäologie ist ein Feld, in dem Vertreter unterschiedlichster Religionen unter dem Banner der Wissenschaft miteinander kooperieren.
Die meisten archäologischen Organisationen (wie die American Schools of Oriental Research, das Archaeological Institute of America oder die Society for American Archaeology) vertreten die Ansicht, dass es zu den Pflichten professioneller Archäologen gehört, ihre Erkenntnisse und Entdeckungen der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Wenn wir Pseudowissenschaft und Scharlatanen erfolgreich entgegentreten wollen, müssen wir jedoch mehr tun als einfach nur wie bisher unsere Forschungsergebnisse veröffentlichen: Wir müssen mit unseren Informationen an die breite Öffentlichkeit gehen, und zwar nicht nur mit unseren Schriften, sondern über Radio, Fernsehen, Film und alle anderen verfügbaren Medien.
Schließlich sind die Mysterien der Bibel mehr als bloß Alte Geschichte. Kämpfte Josua beispielsweise wirklich in der Schlacht um Jericho mit und vertrieb die Kanaaniter aus dem Land, wie in der biblischen Darstellung der Eroberung Kanaans durch die Israeliten erwähnt? Wenn ja, wer war zuerst da, und wem gehört das Land heute? Und für wen ist das heute wichtig? Nun, zumindest für viele Palästinenser, die als Nachkommen der Kanaaniter und Jebusiter einen (zweifelhaften) Anspruch auf das Gebiet erheben. Und auch für viele Israelis, die sich auf ihr ganz eigenes Verständnis der Geschichte ihrer Vorfahren berufen.
Man sollte stets im Hinterkopf haben, dass professionelle Archäologen, die den Mund aufmachen, durchaus etwas bewegen |15|können. Nicht umsonst findet sich auf der Webseite von Bob Cornuke inzwischen die Erklärung, er könne, was die Bundeslade, die Arche Noah und den Standort des Berges Sinai betreffe, keinerlei Haftung übernehmen. Und auf einmal heißt es, das BASE Institute „behauptet nicht, dass wir die Arche Noah gefunden haben. Wir möchten, dass Sie sich selbst ein Bild machen. Unserer Meinung nach ist der Felsen lediglich ein vielversprechender Kandidat. Die Forschung geht weiter.“
Auch wenn sie mitunter im Schatten der abenteuerlichen Behauptungen von Amateuren steht, so gelingt der Archäologie doch fast jede Woche eine neue wichtige Entdeckung. In den letzten Jahren gab es fünf aufsehenerregende Entdeckungen in Israel, davon alleine drei in Jerusalem:
• Am Tel Rehov im Tal Bet-Schean fand man 30 Bienenstöcke aus dem 9. oder 10. Jahrhundert v. Chr. Diese Bienenstöcke sind die frühesten aus dem alten Orient, die man je gefunden hat, und sie geben der Phrase vom „Land, wo Milch und Honig fließen“, eine ganz neue Bedeutung.
• Unter einem Philisterdorf aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. nahe dem Gazastreifen entdeckte man eine möglicherweise ägyptische Festung aus der Zeit vor dem Auszug aus Ägypten. Ähnliche Gebäude fand man auch an anderen Orten in Israel; sie bezeugen, wie stark die Ägypter während der späten Bronzezeit in der Region präsent waren.
• In Jerusalem grub man einen Steinbruch aus, der die massiven Steinblöcke für den im 1. Jahrhundert v. Chr. errichteten Zweiten Tempel geliefert haben könnte. Es ist der erste Hinweis darauf, |16|dass das Baumaterial für den Tempel tatsächlich aus der Gegend stammte.
• Bei Reparaturarbeiten oben auf dem Jerusalemer Tempelberg entdeckte man eine Mauer, die möglicherweise zum Zweiten Tempel gehörte. Sie wurde wahrscheinlich im 1. Jahrhundert v. Chr. errichtet und könnte von einem der Höfe des Tempels stammen; ist das der Fall, käme man endlich dem Grundriss des Tempels ein wenig mehr auf die Spur.
• Ein riesiger städtischer Abwasserkanal in Jerusalem aus der Zeit des Jüdischen Kriegs im 1. Jahrhundert n. Chr. passt zu einer Beschreibung beim jüdisch-römischen Militärkommandanten und Historiker Josephus: Er schreibt, die Abwasserleitung sei während der römischen Belagerung, im Rahmen der Stadt und Tempel zerstört wurden, als Fluchtweg genutzt worden.
Wir können nicht alle Rätsel lösen, die die Bibel uns aufgibt. Aber selbst wenn unsere eigenen Untersuchungen nichts Konkretes ergeben, so können wir doch immerhin den aktuellen Stand unserer Funde präsentieren. Und wir können uns für eine gemeinsame Methodik stark machen und für eine allgemein zugängliche Materialsammlung, die von jedermann genutzt werden kann. Auch wenn die Fakten und Meinungen, die wir beisteuern, keine laufenden Debatten beenden, so sorgen sie doch wenigstens dafür, dass auf der Grundlage echter archäologischer und historischer Daten und Überlegungen diskutiert werden kann. So viel zumindest schulden wir der antiken Welt und den Menschen, die sie bewohnten.
Eric H. Cline