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Verzeichniß einiger Sehenswürdigkeiten, in und bey Cassel

1) Das ansehnliche Gebäude des Museums, das eine Sammlung von Alterthümern von Gemmen und Münzen, von Naturalien, von mathematischen, physicalischen und optischen Instrumenten, von Kunstsachen verschiedener Art und die Bibliothek in sich begreift, hat den Haupteingang mit drey Bogen-Thüren von der Seite des Friedrich- Platzes. Der gewöhnliche Eingang jedoch ist der, den man hinten im Vorhofe nimmt. Die Direktion über das Ganze hat Se. Excellenz der Herr geheime Rath und Oberhofmarschall von Veltheim. Ueber die Alterthümer, Münzen und Kunstsachen hat der Herr Rath Völkel: über die Naturalien der Herr Hofrath Grandidier: über die Bibliothek der Herr Hofrath Strieder auch Herr Rath Völkel, und über die mathematischen ect. Instrumente der Herr Professor Matzko die Aufsicht. Zu einem Zimmer von musikalischen Instrumenten verschiedener Zeitalter und Völker ist der Herr Hoforganist Becker, bestellt. Wer die Schätze dieses Hauses sehen will, lässet sich zuvor bey dem Herrn Professor Matzko oder dem Herrn Rathe Völkel, oder auch dem Herrn Hofrathe Strieder anmelden, worauf dann der Inspektor Herr Döring nach der bestimmten Zeit bereit stehet, den Gemeldeten zu empfangen und zu führen. Es pflegt auf der westlichen Seite der Anfang zur Besichtigung gemacht zu werden. Eine Treppe hinan tritt man zuerst in ein Kabinet mit optischen, nachher in eins mit mathematischen und mit physikalischen Instrumenten; ein Tschirnhausisches und ein Hartsoekersches Brennglas und der Villettische Brennspiegel sind hier besonders merkwürdig. In dem Hauptgebälke darüber ist ein Saal mit vielen Modellen und mechanischen Erfindungen, wo selbst die Thür davon ein mechanisches Meisterstück heißen kann. Ein Paar kleine Zimmer enthalten alte und seltsame musikalische Blase- und Saiten- Instrumente. Beym heruntergehen von hier kommt man in ein kleines mit Schmetterlingen und Insekten angefülltes Kabinet, sodann in ein anderes daneben von Musaischen und Florentinischen Arbeiten, wo sich besonders ein heiliger Johannes und ein Petrus, auch die Tafel von der Vestung Rheinfels auszeichnet. Nun folgt ein Zimmer mit Muscheln und Seegewächsen, Fischen, See- Schildkröten, Skeletten von Wallrossen und andern See-Thieren, Paradisvögeln ect. und einer egyptischen Mumie; hierauf ein Salon mit vielen Seltenheiten aus dem Thierreiche, wo fürnemlich ein ausgestopfter Elephant, ein junges Kameel und 2 junge Leoparden, die hier ehedem in der Menagerie gelebt haben, in die Augen fallen. Jetzt folgt ein Saal mit Mineralien und Versteinerungen, in Glasschränken; dann kommt man in einer Galerie von neuen Statuen und Gruppen, wo vorzüglich die zwischen den Säulen stehende bronzene Florenzer Figuren zu bemerken sind. Beym Ausgange dieser Galerie durch eine Glasthür befindet man sich in der Mitte des Gebäudes und gehet nun durch eine andere Glasthür in eine gegenüber liegende Galerie, wo man meist antike marmorne Statuen und Gruppen, Urnen und viele aus Korkholz in Italien verfertigte Modelle der vorzüglichsten römischen Ruinen siehet. Ein hieran stoßender Saal ist mit egyptischen, hetrurischen, griechischen, römischen und deutschen Alterthumsstücken besetzt; der in der Mitte stehende Glaspult enthält eine reiche Sammlung hohl und erhaben geschnittener antiken und modernen Steine. In dem Pretiosen- Zimmer hiernächst sind in Glasschränken sehr viele goldene und silberne Gefäße und Kleinodien, andere Kunstarbeiten von Bernstein, Elfenbein, Holz, Kristall und Glas, auch in dem zwischen den Säulen stehenden pyramidenförmigen Schränken eine Anzahl römischer Münzen befindlich; auf einem Gestelle in einem Fensterraum erblickt man eine mit Armaturen umgebene silberne Tafel mit zehn goldenen Medaillen von der Königl. Schwedischen Familie aus dem Hause Vasa, nebst einer großen und sechs kleinen Kronen mit Diamanten, Perlen und Sapphiren besetzt. Das folgende Zimmer dient zur Aufbewahrung einer beträchtlichen Anzahl sonderbarer künstlicher großer und kleiner Uhrwerke und Automaten von vielerley Gattung. Jetzt wird man in das dritte Stockwerk des Gebäudes hinauf geführt und kommt zuerst in ein Zimmer, dessen Wände mit alter und neuer Rüstung und Waffen verschiedener Nationen behangen sind; in einem hiermit verbundenen Kabinette siehet man, neben andern Kunstarbeiten in Wachs, alle regierende Landgrafen seit Philipp dem Grosmüthigen und ihren Gemalinnen, deren nach Portraits genau nachgeahmte Köpfe von kolorirtem Wachs, mit dergleichen Händen, in Figuren nach Lebensgröße, sitzend und mit Kleidungsstücken ihres Zeitalters versehen, vorgestellt sind.

Ein paar hier noch befindliche kleine Zimmer fassen Schildereyen von verschiedener Kunst und eine Sammlung europäischer Kleidungen der vorigen Jahrhunderte, so wie von asiatischen und amerikanischen Völkern, in sich. Endlich gelangt man bey dem Heruntergehen zu den Bibliothekszimmern. Nach einem passirten Vor- und dem Arbeitszimmer stößet man auf ein geräumiges Zimmer, das ganz von einer ansehnlichen Sammlung in Tischen mit Glasthüren nach den Objektengeordneter moderner silberner und einem Tische goldener Medaillen eingenommen wird, und dessen Wände mit farbigen Kupferabdrücken von den durch Raphael in den Logen des Vatikans befindlichen Gemälden geziert sind. Von hier öffnet sich der 270 Fus lange mit einer Galerie durchaus umgebene Bibliotheks-Saal, der bis jetzt in die 60,000 Bände faßt und wo man einen nicht unbeträchtlichen Vorrath von Bibeln und Handschriften, die Geschichte und das Staatsrecht aber am Stärksten besetzt antrifft.

Mit dem Gebäude des Museums verbindet sich ein hoher Thurm, von 5 Geschossen und eben so vielen Sälen, der zu einem astronomischen Observatorio eingerichtet, und worüber der Herr Professor Matzko gesetzt ist. Auf dem obersten mit einem Umgange und Balüstrade versehenen Saale liegen die Augen auf der ganzen Stadt und Gegend.

2) Die Bildergalerie, nebst der im Jahr 1775 errichteten Maler-Akademie und einer unter der ersten befindlichen Porzellaingalerie. Die Bildergalerie ist zuerst von Herrn Landgrafen Wilhelm dem VIIIten angelegt, und enthält manches vortrefliche Original-Gemälde berühmter Künstler. Hr. Inspector Tischbein, welcher nächst dabey wohnt, macht die Fremden recht gern mit denen Schätzen bekannt, die seiner Aufsicht anvertrauet sind. Bey ihm ist auch ein gedruckter Catalog der Galerie und sonstiger Fürstl. Gemälde von Cassel zu haben.

3.) Das Lyceumsgebäude oder vielmehr das hierin befindliche Schulmeister-Seminar. Der Herr Metropolitan Rehm zu Waldkappel hat davon eine besondere Nachricht und Beschreibung herausgegeben, aus welcher man ersehen wird, daß dies Seminar mit Recht eine Stelle unter den Sehenswürdigkeiten in Cassel einnehme.

4) Das Modellhaus, ein neues Gebäude, welches des jetzt regierenden Landgrafen Hochfürstliche Durchlaucht neben dem holländischen Thor aufführen lassen. Das sehenswehrteste darinnen ist das Modell vom Carlsberge; mit sämtlichen Kunstwerken; es geht durch das ganze Gebäude, und enthält eine Länge von 220 Fus. - Der im Hause wohnende Modell- Inspektor zeigt und erklärt Alles ausführlich.

5) Das Zeughaus, ein 328 Fus langes und massives Gebäude, im 16. Jahrhundert erbauet.

6) Die Münze, im alten Collegienhof

7) Das katholische Gotteshaus, unter den Regierung Landgrafen Friedrichs II. erbaut. Es hat die Kapelle einen schönen Altar nach Römischer Art, mit Marmor bekleidet, und manches artige Stück von Stuckaturarbeit und Malerey, besonders die 8 großen Stücke, die Leidensgeschichte Christi vorstellend, von der Hand des verstorbenen Raths Tischbein. Das Obere dieses nur als Privatgebäude scheinenden Hauses, enthält die Wohnung für den Geistlichen.

8) Die beyden schönen Plätze, der Friedrichs- und Königsplatz, welcher letztere ein merkwürdiges 7mal wiederholendes Echo hat, verdienen die Aufmerksamkeit der Reisenden. Den Friedrichsplatz ziert die marmorne an sich 15 Fus hohe Bildsäule des letztverstorbenen Landgrafen Friedrichs II., von den Landständen demselben errichtet. Sie ist das Werk des verstorbenen berühmten Raths Nahl. Den sonst unbeträchtlichen Carlsplatz verschönert die marmorne an sich neuen Fus hohe Statue des Landgrafen Carls, und steht hier, weil dieser Fürst die Oberneustadt, und die auf diesem Platze gelegene im italienischen Geschmacke aufgeführte Kirche, gegen das Ende des letztern Jahrhunderts, zu Gunsten der französischen Flüchtlinge, erbauen ließ.

9) Die Aue, benebst dem dabey liegenden Orangerie-Hause, und Marmor-Bade. Die Aue ist ein schöner grosser Garten, welcher aus Alleen, englischen Boskets und Bassins besteht, und dem Publikum zu jeder Zeit offen ist. Des jetzt regierenden Landgrafen Hochfürstliche Durchlaucht, für den englischen Geschmack eingenommen, haben ihn nach dieser Idee umgeschaffen, da er sonsten ganz im steifen holländischen Styl angelegt war; wenige Menschen werden seine alte Gestalt zurück wünschen, und auf allen Fall hat er, mehr der Luft und Sonne zugänglich als sonst, an Salubrität unendlich gewonnen. - Das Marmor- Bad ist, wie die Orangerie, ganz im italienischen Geschmacke, und zeichnet sich durch treffliche Statuen von Marmor vorzüglich aus. –

10) Wilhelmsthal, ein Fürstl. Schloß nebst einem Garten, 2 starke Stunden von Cassel, und von der Anlage Landgrafen Wilhelms VIIIten. Es nimmt sich durch seine zierliche Bauart und Ausmeublirung, so wie der Garten durch eine darinnen angebrachte schöne Grotte, aus; übrigens liegt es ein wenig tief, und hat daher keine Aussicht; auch hat die Natur überhaupt für diesen Ort nichts gethan, und blos durch Kunst hat er das werden können, was er jetzt ist. In den topographisch-statistischen Nachrichten von Niederhessen des Homberger Hrn. Metropolitans Martin, 2. Bandes 1s Heft S 135 etc. kann man eine nähere Beschreibung des Wilhelmsthaler Schlosses aufschlagen. Vortheilhafte Veränderungen in der Garten- Anlage werden hier nicht minder von dem jetzt regierenden Fürsten von Zeit zu Zeit vorgenommen. –

11) Freyenhagen, ehemals das Guth einer nun ausgestorbenen adelichen Familie in Hessen. Es liegt eine starke Stunde von Cassel am Ufer der Fulda, welches im Sommer zur Lustfahrt dahin auf diesem Flusse Anlaß giebt. Die Gebäude bedeuten nicht viel; der dabey befindliche Garten aber ist recht artig, und wegen seiner Pyramiden von Taxus, deren einige eine Höhe von 50 Fus, und im Durchschnitt 12 Fus haben, sehenswerth. Die Lage selbst ist sehr einsam, und daher der Aufenthalt an diesem Orte, welchen der vorüberfließende Strom ohnehin angenehm macht, dem Freund ländlicher Ruhe und Stille besonders interessant.

Cassel Wilhelmshöhe

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