Читать книгу Cassel Wilhelmshöhe - Erik Schreiber, Friedrich Rolle, Leo Woerl - Страница 9

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Geschichte und Beschreibung

des

kurfürstlich-hessischen Lustschlosses

Wilhelmshöhe und seiner Anlagen,

von erster Entstehung an, bis auf gegenwärtige Zeiten.

1805

In der Entfernung einer starken Stunde nordwestwärts, von der kurfürstlich-hessischen Haupt- und Residenzstadt Cassel, am Fuße des hohen majestätischen Habichtswaldgebürges, liegt das Lustschloß Wilhelmshöhe mit seinen prächtigen und erstaunenswürdigen Anlagen. Das romantische der ganzen Gegend, die Gegenstände, welche hier die aufmerksamkeit und die Bewunderung eines jeden für Natur- und Kunstschönheiten Gefühlvollen auf sich ziehen, ganz so schildern zu wollen, wie sie sind, würde vergeblich seyn. Man muß selbst die bezaubernde Gegend durchwandert seyn, muß selbst den allgewaltigen Eindruck empfunden haben, welche der Anblick der über alle malerische Schilderungen weit erhabenen Schönheiten der Natur und Kunst auf Herz und Sinne macht, um sich zu überzeugen, daß Natur und Kunst vereint hier wetteiferten, ein Meisterwerk zu bilden, dessen gleichen in Deutschland nicht zu finden ist.

Eine vortreffliche schnurgerade Allee von Lindenbäumen, eine Stunde lang, welche am Wilhelmshöher Thore anfängt und durch die Wilhelmshöher Vorstadt bey den Dörfern Wehlheiden und Wahlershausen vorüber, sich unmerklich bergan zieht, verbindet Cassel gewissermaßen mit der Wilhelmshöhe.

Wegen der erhabenen Lage des Lustschlosses Wilhelmshöhe und seinen Anlagen, welche sich am Fuße des Habichtswaldgebürges ausbreiten und bis auf seinen äussersten Gipfel erstrecken, genießt man in dieser Gegend einer unbeschränkten, über alle Beschreibung malerischen Aussicht in das ganze weite Thal, in dessen Mitte Cassel liegt, einer Aussicht, welche nur durch die in weiter Entfernung hervorragenden höheren Gebürge beschränkt wird. Unzählige Dorfschaften, Saatfelder und Wiesen, durch welche die Fulde in verschiedenen Krümmungen hinfließt, liegen hier wie eine große Landcharte vor dem entzückten Auge ausgebreitet und je mehr man sich der Höhe des Berges nähert, desto mehr erweitert sich der Umfang des Gesichtstreifes, der sich endlich, auch bey den heitersten Frühlingstagen, in blauer Ferne verliert.

Die Natur und Beschaffenheit des Gebürges, an und auf welchem Wilhelmshöhe liegt, zeigt es augenscheinlich, daß hier ehemals ein wirklicher Vulkan war. Die da herumliegenden ungeheuren Steinmassen sind offenbar ursprüngliche Geburten eines alten verloschenen feuerspeienden Berges; wann aber und zu welcher Zeit das unterirdische Feuer hier Lavaströme geschmolzen und Felsstücke und Steine aus den Eingeweiden des Berges gen Himmel geschleudert, wie es da hier ausgesehen habe, ob da die Gegend bewohnt oder eine wüste Einöde gewesen sey, davon schweigt selbst die älteste Geschichte gänzlich. Wahrscheinlich sind schon seit Verlöschung des unterirdischen Feuers Jahrtausende hingeschwunden und seine Existenz verliert sich in die frühesten Zeiten der Urwelt.

Daß auch der Grund, worauf Wilhelmshöhe prangt, einst Meeresgrund gewesen, daß das ganze Gebürge des Habichtswaldes von Meeresfluthen bedeckt und überströmt worden sey, bezeugen die ansehnliche Menge Seemuscheln auch hin und wieder gefundene Versteinerungen und Abdrücke von Fischen, deren noch jetzt bis beynahe zur obersten Höhe des Gebürges viele zu Tage kommen. Jetzt erheben sich da, wo vor vielen Jahrtausenden vielleicht Meereswogen sich aufthürmten oder glühende Lavaströme sich fortwälzten Palläste und Staunen erregende Anlagen; wo wüste Steinfelsen als Ueberbleibsel vulkanischer Ausbrüche hingeschleudert lagen, da grünen jetzt Lustwälder, blühen fruchttragende Bäume, Blumen und Kräuter aller Art und aus den entferntesten Welttheilen. Alle die vortreflichen englischen Anlagen, Lustwälder und Gärten, welche zusammengenommen ein großes Ganzes ausmachen, das sich vom Schlosse an auf mehrere Stunden weit im Umkreise erstreckt und von unzähligen Pfaden durchschlängelt wird, deutlich zu beschreiben, würde eben so unmöglich seyn, als den Eindruck zu schildern, den der Anblick das Ganzen macht. So viel ist gewiß und durch die tägliche Erfahrung hinlänglich bestätigt, daß selbst die kühnste Erwartung jedes Fremden, der diesen Ort zum ersten Male besucht, wiet, sehr weit übertroffen wird. Der Liebhaber und Kenner die Baukunst, der Malerey, der Bildhauerkunst und der Naturforscher finden hier reichhaltigen Stoff für ihre Wißbegierde und gewiß wird keiner Wilhelmshöhe verlassen, ohne seine Erwartungen vollkommen erfüllt zu sehen.

Die Anzahl der einländischen sowohl, als vornehmlich ausländischen seltenen Bäume, Stauden, Blumen und anderer Gewächse, welche in den vortrefflichen Anlagen von Wilhelmshöhe sich vermehrt haben, ist sehr beträchtlich. Dem Naturforscher und Botaniker wird es vielleicht nicht unangenehm seyn, hier ein möglichst vollständiges Verzeichniß davon mit beygefügten Linne’schen Benennungen zu finden. Die meisten derselben stammen aus Nordamerika her und sind:

Cassel Wilhelmshöhe

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