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Seelenerinnerung I: Hoffnung ist Neubeginn

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Große Zeiten werfen ihren Lichtkreis bereits voraus. Der erwachte, bewusste Mensch ist daher keine Utopie. Er IST bereits, prophezeit und angelegt in jedem von Uns.

Ich möchte unseren Dialog mit heilträchtigen Einstiegsfragen beginnen und einen Sternenschirm über uns spannen, damit ihr seht, was wir im Glücke dieser Welt tun können, und wo wir anzusetzen haben, damit unser dringendes Bedürfnis nach spiritueller Heimkehr ihre Substanz, ihren Raum, ihren Lebenssinn finden kann. Es sind die Fragen, die der kantschen Philosophie angelehnt sein möchten, die jedoch eigens konzipiert sind, um unseren seelischen Vorfrühling und unsere Heilung gebürtig einzuleiten.

Welche Anlagen und Gaben bringe ich mit auf meinem Wege und was kann ich dafür tun mein volles Potential zu entwickeln?

Welche Aufgaben hält mein Leben für mich bereit?

Was hält mein Ich noch gefangen?

Wie finde ich Seelenheil?

Und Herrgott, wie finde ich nach Hause, zum Inneren Kinde zurück?

Welche Aussichten haben wir für die Zukunft?

Bevor wir endgültig unsere Reise starten, möchte ich darauf Aufmerksam machen, das jedes Schicksal und jedes Leben andere Erfahrungsbereiche generiert, die sich unsere Seele zum Wachstum erwählt. Dennoch möchte ich einen Weitblick schildern, der versucht ist, jedes Leben als ein Höhergewolltes, als eine potentielle Kraft zu sehen, als einen Weg, der nur die unendliche Pfade beschreibt, die nach langer Lehrzeit zur Erleuchtung, zur Aussöhnung, zum ganzheitlichen Erwachen führen. Seid euch deshalb bewusst, das ihr hier nur Hinweise und Erinnerungen erhaltet, denn wie bei jeder Lehre gilt auch hier die Einsicht des Siddhartha, dass man Weisheit unmöglich lehren, das man Erleuchtung nicht im Außen erlangen, sondern aus einer höheren, zeitlosen Quelle, also in der eigenen Brust schöpfen muss. Es geht also nicht darum, dass ihr mit mir in allen Punkten übereinstimmt und mich für Wahr haltet,- es geht vielmehr um die Wahrheit in Euch, um das, was euch existentiell betrifft. Meine Schrift beginnt daher erst „Wahres“ zu sprechen, wenn sie in euch hinein dringen kann, und das tut sie am besten mit Schwung, damit sie den inneren Phönix befeuert, der in euch auf die »Auferstehung« wartet. Und nun wünsche ich euch Leichtigkeit und innere Freudigkeit des Erkennens und Selbst-Entdeckens. Gesegnet seid ihr!

In vielen Momenten unseres Lebens können wir das Licht schon in unserer Mitte finden, vor allem dann, wenn wir Freundschaft und Liebe teilen, an einem lächelnden Kinderblick genesen, oder für einen Moment Inne halten, die Augen schließen, uns der Sonne hingeben. Wir merken also schnell, dass es die kleinen, leichten, alltäglichen Geschenke des Lebens sind, die uns erweitern und auf die Schönheit des Daseins aufmerksam machen. Sie stimmen uns »enthusiastisch«, was ein Wort der alten Griechen ist, und so viel bedeutet wie „Gottgefüllt“. Ich dichte es etwas um, und sage „Gott gefühlt“ und sehe den schönsten Traum des Menschen darin, Angenommen zu Sein, Verherrlicht, Hinaufgehoben auf eine Stufe, wo es keine Schuld, kein Ungenügen, wo es das Hässliche und Schlechte, die Sünde nicht gibt, sondern nur das Gute, Wahre, Ewige und Schöne. Diese platonischen Werte zu verinnerlichen, mag der erste Schritt in die alten Heiligtümer sein, wo Gott nicht eine einzelne Götzenfigur ist, sondern Impuls und Herzenskraft eines jeden Wesens. Dazu ein Zitat von meinem erleuchtet Bruder Rilke:

»Alles was wir leisten können, ist uns restlos Erkennen in der irdischen Erscheinung. «

Und damit kommen wir auf unsere erste inspirierende Frage zu sprechen, - Welche Anlagen und Gaben bringen wir auf unseren Lebensweg mit, und was können wir tun, um unser Potential zu entwickeln?

Einstimmig werden die Weisen dieser Welt zu verstehen geben, dass wir aus der Liebe geboren wurden, und als Kinder zu Oberst alle Dinge um uns nicht mit kühler »ratio« wahrnehmen, sondern mit Bewunderung, mit Liebe und Ehrfurcht. Ein neuer Anfang bringt auch neue Sterne mit sich, neue Augen, den Tau aus alten Tagen.

»Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.« Hermann Hesse

Jener Zauber ist ein Wunder, dass wir uns selbst kennen lernen dürfen, um die Welt tiefgreifender zu erfahren. Ja, man darf es sich wohl trauen zu sagen: Wir sind das Wunder. Wir sind die Natur. Wir sind unser Sinn. Wir sind unsere Hauptaufgabe. Und unser Ziel ist es, jeden einzelnen Tag zum Tag der Heilung zu machen, zum Tag des Innewerdens, zum Tag unserer kühnsten Träume und Erinnerungen. Daher lernen wir, um zu lehren. Bis wir »Ganz« geworden sind, erzgesund, engelhaft, bereit aus dem Erdkreislauf von Leben und Sterben auszutreten.

Ein knallharter Optimist mit gefalteten Händen würde jetzt sagen: »Unsere Reise auf der Erde währt nur so lange, bis wir unsere unsterbliche Seele endgültig erkannt haben, und uns neuen Ufern entgegensenden können. Unsere Entwicklung hört keines Wegs mit dem Tod des physischen Körpers auf. «

Unsere natürliche Neugierde und Wissbegier ist unser Antrieb, damit wir uns den Weg aus dem dunklen Eidotter in die erfrischende Morgenkühle des neuen Tages bahnen, und jeden Tag dankbar zu erleben, um würdig dorthin zurück zu kehren, wo wir alles Erlebte und Aufgenommene verarbeiten können. Es soll im Leben nicht darum gehen, auf diesen Erlebnissen zu beharren, sie im Munde tot zu wiegen, sondern ihnen genügend Raum zu geben, neue Erlebnisse zu kreieren, neue Erfahrungen, an denen wir wachsen können. Wir werden bald noch deutlicher erkennen, dass es im Leben nur darum geht, sich bestmöglich zu entfalten, um unser Höchstes, die Liebe zum Leben zu entwickeln, und zum bewussten Schöpfer unserer Realität zu werden. Wir bauen sozusagen an unserem energetischen Feld, zum Teil in Gedanken, zum Teil mit unserem Herzen, und es sind nicht allein wir, die dieses Feld formen und bilden, sondern das Leben selbst, welches in seiner wahren Urfülle stets nur das Gute für uns möchte. Wozu gäbe es sonst diese in der Zeit pilgernden Worte, und die vielen heiligen Umformungen der gleichen, wenn sie nicht auf uns persönlich maßgeschneidert wären, und doch alle das Eine meinen: »Werde der, der du bist. «

Wir sprechen daher von Sinneserweiterung, von Bewusstwerdung, und könnten uns wieder die rilksche Einsicht zu Rate ziehen, die nichts anderes meint, als sich in jedem wie in einem Spiegel zu erkennen, um uns sozusagen vom starren »Ichkonstrukt « zu lösen, und innerlicher im Umgang mit der Einheit zu werden, ja um die Einheit selbst zu werden. Und eben das ist auch mit Potentialentwicklung gemeint, - unsere Potenz, Wachstum zu steigern, so auszufüllen, dass uns kein Hindernis, keine düstere Wolke, und auch die sogenannte alltägliche Welt mit all ihren Konflikten aufhalten kann, dieses Wachstum zu steigern und die Welt von »Innen heraus« umzukrempeln. Denn auch hier gilt wieder: »Wie innen, so Außen«

So Nüchtern manche Augen uns auch entgegen strahlen mögen, und so oft wir noch durch gesellschaftliche Zwänge und Konventionen niedergedrückt werden und eine Maske aufgesetzt bekommen, die uns überhaupt nicht gehört, ja so oft wir noch in Schubladen mit Fächern und Eigenschaften gesteckt werden, die unser volles, allgestaltendes Potential behindern mögen, es ist doch kaum der Wahrheit Wert, und sollte wohl eher mit einer sehr schönen, gestalterischen Form der Liebe umgangen und erkannt werden: Mit der Lebensklugheit, die wir Humor nennen, wo wir das Fremdbestimmte als einen strategisch operierenden Machtapparat erkennen, als Unart freilich, die uns das Lachen aus dem Gesicht zaubern möchte. Ich spüre, wir sind bereits Humorvoller geworden, doch nicht weil wir das »Schlechte und Korrumpierende« auszublenden verstehen, sondern vielmehr weil unser Überdruss über die Jahrtausende einen bestimmten Status der Erkenntnis erlangt hat, um uns zuoberst von aller Fremdbestimmung zu befreien, und ein klares, entscheidungsfrohes, freies Leben zu führen. Ich nehme vorweg, dass der erwachende Mensch seine komplette Freiheit zurückerlangen wird, - allein schon, weil er vom Herzen aus handelt und mit sich übereinstimmt, sich verziehen hat, sich nichts mehr nachzutragen hat. Er wird mit der Quintessenz des Steppenwolfes leben, und die Lächerlichkeit seiner kleinen Existenz, seine Wünsche und Ängste, sowie die Scharade um die Persönlichkeit gegen eine überpersönliche, heitere Glaubenswelt eintauschen. So wird der Humor zu einer Art von Transzendenz, in der wir lernen uns und unsere Sorgen unter dem Blickpunkt der Ewigkeit zu betrachten. Daher »humoristica«, was ja schon wie große Freiheit und Menschlichkeit klingt, und verdeutlicht, wie notwendig es ist, aus dem machtgesteuerten Weltgetriebe zu entwachsen, um die eigene Stärke und Eigenverantwortlichkeit hervorzubringen, das Spontane, Natürliche also.

In diesem Sinne stoßen wir wieder auf unsere Potentialentwicklung: Indem unser Vertrauen überwiegt, und wir aus dem Interesse,- seelisch zu wachsen und neue Erfahrungsbereiche zu öffnen-, in eine neue Freiheit eindringen. In die reifende Kraft, aus jeder Möglichkeit eine gute Gelegenheit zu machen. Es mag die sinnlichste Freiheit sein, die dem Menschen zugestanden ist: Die Freiheit des Fühlens, die Freiheit auf sein Herz zu horchen, und seinen Willen durchzusetzen. Die Freiheit sich mit dem Höheren Selbst zu verbinden. Die Freiheit einen vertrauensvollen Umgang mit sich und der Welt zu schaffen. Oder, um gleich danach noch ein Zitat von Rilke anzubringen, die Freiheit, die »Angst« als hübsche Illusion zu erkennen.

»Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen, die nur darauf warten, uns einmal schön und mutig zu sehen. Vielleicht ist alles Schreckliche im tiefsten Grund das Hilflose, das von uns Hilfe will. «

Und gibt es denn etwas Erhabeneres, und Dankbareres, Frischeres, als etwas aus unseren Händen gedeihen zu sehen, als festzustellen, dass wir unser Vertrauen in eine liebevolle, gute Tat verwandeln können? Und wenn es nur ein Lächeln ist, so ist es ein Keim für die Welt und ein Grund zum Genesen. Wer diese Zeilen verinnerlicht, mag es schaffen, ebenso seine Gedanken zu verwandeln, und wie wir Lichtarbeiter es nennen, »seelische Hygiene« zu betreiben, was so viel wie »Geistesentschlackung« bedeutet, und im Sinne meint: Frei von jeglichen lasterhaften Gedanken, frei von äußerlicher Anhaftung zu werden. Dahinter steht die Frage: „Was gehört wirklich zu mir und ist nicht nur von Außen in mich hinein geschwappt?“

Der erwachende Mensch wird daher sein Potential dahin entwickeln, all seine Triebe und inneren Handlungen wie Gedankenmechanismen nachvollziehen zu können, um im »Revue-Passieren« sich aller Lebensgewohnheiten zu entledigen, die ihn noch mit Schwere beladen und daran hindern, das Licht der Auferstehung in sich kreisen zu lassen. Eben das heißt auch, sich der Macht bewusst zu werden, Gedanken zu erzeugen, die wie beständig verbundene Bewegungen, eine Komposition hervorbringen: Deine Wirklichkeit.

Wenn wir diese sogenannte seelische Hygiene im Makrokosmos betrachten, vergehen Leben und ganze Epochen darüber, wo wir unsere Gedanken ins kollektive Unbewusste einarbeiten. Wenn das kollektive Bewusstsein so etwas wie eine bemalte Stuckdecke in einer Kapelle ist, ein Schatz an Bildern und Symbolen, wo jeder unserer Schritte und Gedanken eingepflegt werden, und nachhallen, - so wären wir gut bestrebt, diese Malerlandschaft nur mit unserer schönsten Farbe zu besprühen, mit Erbaulichkeit und Kraft, statt mit Zweifel und Ungenügen.

Unsere spirituelle Erde schwitzt ihre Krankheiten aus, d.h. jede Unart, jeder Krieg, jede Umweltkatastrophe ist nur eine Art Mahnbrief, ein Wach-Rütteln, das sie genauso nach Heilung schreit, wie wir. Ein Zeichen, dass eben das Unbewusste, das Dunkle, überladen ist, und sich nun entledigt. Es ist wichtig zu lernen, äußere Symptome durch ein Augenschließen, als Innere zu begreifen, und bei uns anzufangen, wenn wir der Heilung Genüge tun wollen. Es bringt nichts, die Menschen der Kontinente zu separieren, denn das Leid anderer Völker ist genauso unser Anliegen, wie die Artenerhaltung vor der Haustür, wenn es darum geht, einen Wald und einen Lebensraum tausender Arten zu beschützen. Der erwachende Mensch wird daher alles in einem Zusammenhang erkennen, wird seine inneren Verhältnisse im Äußeren wiederfinden, und daher bestrebt sein, der Zukunft mit Liebe furchtlos, und offen gegenüber zu stehen. Denn nur durch die Steigerung seiner Wirklichkeit, kann die andere, noch dämmernde Wirklichkeit relativiert werden. Nur so wird er dem kollektiven Bewusstsein eine Stütze der Erinnerung sein, und wahre Kraft dazugeben, den Gang der Entwicklung voran zu treiben.

Potentialentfaltung ist also Bildung des Verständnisses, ein Vorwärtstreiben, und um symbolisch zu sprechen, ist es der Aufopferungswille des Geistes, die Fackel der Aufklärung über die dunklen Berge dieser Welt zu tragen.

Es geht im Weltentwicklungsprozess darum, sich aus dem einförmigen Denken heraus zu bilden, um unser Sichtfeld, unseren Verständnishorizont zu erweitern; und eben das geht am Einfachsten, - wenn wir vor unserer Haustür anfangen, und die Augen für das Alltägliche öffnen. Wir sollen den Ehrgeiz entwickeln, die Menschen der Straße so sein zulassen, wie sie sind und wie die Natur sie geformt hat, ohne ein Urteil über sie zu fällen, - sie gleichsam wie alles andere in der Natur im Kern zu schauen, das heißt, sie mit dem Herzen zu sehen, als etwas Schönes und Unvergängliches. Da die Liebe immer ein Ganzes ist, und den Kreislauf der ewigen Verwandlung komplementiert, hilft sie uns das Kind in jedem zu erkennen, -und das ist wichtig, - denn Kinder wollen wir doch noch unschuldig sehen und ihnen nichts anhängen. Daraus resultiert auch, dass wir jede hierarchische Brücke einreißen, uns nicht höher als jemand anderes stellen, - und damit jedem die Chance geben, ein Gleichgesinnter, ein Sohn, eine Tochter Gottes zu sein. Es geht also nicht darum, sich der Welt im besonderen Maße aufzuzwingen, und mit breiter Brust zu sagen: „Hier bin ich, schaut mich an, wie schön ich bin.“ Nein darum geht es nicht, - meiner Meinung nach, soll es Bescheidener sein, mit einer selbstlosen Hingabe, dass wir dieses Kompliment lieber unseren Mitmenschen zugestehen und jeden achten lernen, um ihn auch zu sehen. Nur in der Kunst des Schauens, kann die nötige Ruhe entstehen, wo wir uns wirklich verstehen. Also auf zur Weltfamilie! Ich möchte zu diesem Thema ein so großartigen Beitrag von unserem Bruder Hermann Hesse anheften:

» Unrein und verzerrend ist der Blick des Wollens. Erst wo wir nichts begehren, erst wo unser Schauen reine Betrachtung wird, tut sich die Seele der Dinge auf, die Schönheit… So ist es mit den Menschen und ihren Gesichtern auch. Der Mensch, den ich mit Furcht, mit Hoffnung, mit Begehrlichkeit, mit Absichten, mit Forderungen ansehe, ist nicht der Mensch, er nur ein trüber Spiegel meines Wollens. Ich blicke ihn, wissend oder unbewusst, mit lauter beengenden, fälschenden Fragen an: Ist er zugänglich oder stolz? Achtet er mich? Kann man ihn anpumpen? Versteht er etwas von Kunst? … Im Augenblick, da das Wollen ruht und die Betrachtung aufkommt, das reine Sehen, und Hingegebensein, wird alles anders… Denn Betrachtung ist ja nicht Forschung oder Kritik, sie ist nichts als Liebe. Sie ist der Höchste und wünschenswerteste Zustand unserer Seele: begierdelose Liebe… Dann sehen die Menschen anders aus als sonst… Schön und hässlich, alt und jung, gütig und böse, offen und verschlossen, hart und weich sind keine Gegensätze, sind keine Maßstäbe mehr. Alle sind schön, alle sind merkwürdig, keiner mehr kann verachtet, kann gehasst, kann missverstanden werden.« Von der Seele – Hermann Hesse

Die Natur darf ruhig unser Vorbild sein, indem wir das Streben nach »Einklang, Schönheit und Vollkommenheit « in ihr erkennen, wenn sie sich im Winter in einen träumerischen Schlaf zurückzieht, um wieder neu zu entstehen. So will es der Kreislauf, so wollen es die Gesetze, die uns zum Handeln bestimmen. Wenn wir hier markanter ins Detail gehen, indem wir uns die Natur zum Leitstern erwählen, wird hier ein seelischer Prozess deutlich, - der so vieles gleichzeitig versinnbildlicht, dass ich hier eine allgemeingehaltene Allegorie anwenden möchte:

Frühling – Wiedergeburt und Erfrischung des Geistes – Regen – Wachstum – Fülle des Daseins - Einweihung - Blüte der Kindheit

Sommer – Geistesbewegung – Gewitter – Horizonterweiterung – Licht und Offenbarung - Tatkraft – Verfestigung der Persönlichkeit

Herbst – Geistige Reife und Ernte des Lebens – Sturm der Umwälzung – der Kelch der Liebe – der Tod des Lehrers – die Geburt des Weisen

Winter – Abbau und Reflexion – Tränen der Erkenntnis – Die Türe zum Verständnis und Träume im Tempel – Vollendung – Tod und Einzug – der Triumph des Lebens

Nach diesen Prinzipien lebt unsere Sehnsucht der Erkenntnis, und hat doch nichts anderes im Sinn, als am Ende unseres Lebens zur »Einsicht« gekommen zu sein, das jede einzelne Sekunde und jeder Augenblick wert war, gelebt zu werden. Natürlich wird die Sprache nicht das Vorrecht genießen können, die tausendfältigen Stimmen des Alls zur »Errungenschaft« zu machen, drum bleibt wahre Erkenntnis, immer frei von Interpretation und Wortstigmata. Man fühlt sie. Es reicht also den Weg anzudeuten, der nicht etwa zu begrenzten Zielen führt, sondern wie jeder Bindestrich, von Stufe zu Stufe, und daher nur eine Erweiterung des Bewusstseins ist. Der Weg des Lebens, mag er sich mancherorts noch als knotiges Labyrinth und Sackgassensystem beschreiben, hat also keinen Endzweck als solchen, den Weg als Weg zu erkennen, ihn allenfalls als Orientierungshilfe zu sehen und unmittelbar als Erfüllung und als Forscherantrieb zu fühlen, nur um ständig weiterzuschreiten, immer weiter. Jeder findet also einen unterschiedlichen Lebenssinn. Hesse’s Steppenwolf, ein Buch was ich nur jedem ans Herz legen kann, zeigt zum Beispiel auf, wie lohnenswert es ist, bei allem scheinbar dunklen, sinnlosem Leben, auf einen Überzeitlichen Sinn, also auf einen Überpersönlichen Sinn zu zielen. Sei es nur der Versuch, sich Gott anzunähern, und die Liebe zu verwirklichen.

Es lässt sich oft nur unter sehr Mutigen in den Mund ein, und doch ist es für unser Wachstum unerlässlich und darf nicht unausgesprochen in unserem Seelengrund kleben bleiben. Daher auch mein Apell - besonders an die Eltern dort draußen, die uns mit dem Kinde die neue Zukunft schenken. Traut euch, jeden einzelnen Tag zu sagen: Ich liebe dich! So lieber Leser, liebe ich auch dich. Es ist eine Liebe in Hülle und Fülle, die am ganzen Körper kitzelt. Und so wird unsere Zukunft sein, hell und fruchtbar, erfüllt von Liebe.























Ein spiritueller Pfadfinder

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