Читать книгу Methoden für den Ethikunterricht (E-Book) - Erika Langhans - Страница 5
ОглавлениеDie Förderung ethischer Kompetenzen hängt nicht zuletzt von der Wahl geeigneter Methoden und deren angemessener Umsetzung im Unterricht ab. Dieser Band stellt vier Methoden vor, die im Ethikunterricht grosse Wirkung erzielen: die Dilemmadiskussion, die Fallanalyse, das Gedankenexperiment und die Begriffsanalyse. Mit allen vier Methoden kann auf unterschiedliche Weise die moralische Urteilskompetenz effektiv gefördert werden. Sie stehen gleichwertig nebeneinander und sind im Sinne eines Sowohl-als-auch für die Förderung ethischer Kompetenzen zu verstehen.
Die Lehrperson erfährt in diesem Band zu den vier ausgewählten Methoden, welche Vorbereitungen sie zu treffen und wie sie bei der Durchführung vorzugehen hat. Die einzelnen Kapitel sind mit Tipps aus der Praxis und Stolpersteinen zu jenen Fragen und Problemstellungen angereichert, welche die Studierenden in den Modulen der Autorin in den vergangenen Jahren zutage gefördert haben.
Die Dilemmadiskussion ist eine klassische und auch eine der bekanntesten Methoden des Ethikunterrichts. Die Diskussion moralischer Dilemmata stellt eine sehr leistungsfähige Methode zur Förderung moralischer Kompetenzen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen dar. Sie ist jedoch in ihrer Durchführung anspruchsvoll und verlangt von der Lehrperson gute Kenntnisse moralischer Fragestellungen und moralischer Entwicklung, von Moderation und Gesprächsführung wie auch der Begleitung von Gruppenprozessen. Aus diesem Grund wird die Dilemmadiskussion in diesem Band in den Mittelpunkt gestellt und Schritt für Schritt in Vorbereitung und Durchführung vorgestellt.
Die Fallanalyse greift einen realen oder semirealen Fall aus der angewandten Ethik auf, zu dem eine moralisch abgestützte pragmatische Lösung erarbeitet werden soll. Der Fall wird in einem strukturierten Prozess analysiert und ausgewertet. Die Analyse verlangt sowohl Recherchen zu relevanten Fakten (vgl. dazu «Didaktische Hausapotheke» Band 6) und moralischen Normen als auch eine saubere Argumentation, um die Entscheidungsfindung zu begründen. Die Lehrperson stellt je nach Lerngruppe mehr oder weniger Vorleistungen und Arbeitshilfen zur Verfügung.
Das Gedankenexperiment stellt die Frage «Was wäre, wenn …» zu einer erfundenen oder semirealen Situation. Hier müssen Hypothesen ausformuliert werden, was hohe Anforderungen an die Analysefertigkeiten der Lernenden stellt. Die sinnvolle Hypothesenbildung lässt die Teilnehmenden Kernfragen einer Problemstellung herausarbeiten und fördert so das logische Denken in Zusammenhängen.
Mit der Begriffsanalyse können sich Lernende komplexen Begriffen und ihren Konzepten nähern. Auch wenn diese Arbeit nur selten zu einheitlichen Ergebnissen führt, leistet sie dennoch einen wichtigen Beitrag zur Förderung der ethischen Kompetenzen. Begriffe wie «Menschenwürde», «Freiheit» oder «Glück» haben zahlreiche Dimensionen und werden auch ganz unterschiedlich definiert. Die Begriffsanalyse kann helfen, die Vielschichtigkeit solcher Konzepte auszuleuchten und zu begreifen, wie wichtig es für das Zusammenleben ist, sich immer wieder über deren Inhalte zu verständigen.
Die Förderung ethischer Kompetenzen an berufsbildenden Schulen findet nicht im luftleeren Raum statt und steht nicht in Konkurrenz zum Pflichtstoff, sondern kann einfach und komplementär in eine Lerneinheit integriert werden. Ethikunterricht basiert daher auf solidem Sach- und Fachwissen. Idealerweise verknüpft er die Inhalte des Lehrplans mit den dazugehörigen ethischen Fragen. In diesem Sinne sind die hier vorgestellten Methoden für alle Schulfächer geeignet.2