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Kapitel II
ОглавлениеKriegsjahre 1940/1941
Aufgrund der ständigen Siegesmeldungen von den Fronten glaubten alle an ein baldiges Ende des Krieges. Natürlich mit einem deutschen Sieg. Den Meldungen zufolge stand die deutsche Wehrmacht kurz vor den Ölfeldern von Baku. Dann hätte der Engpass mit Benzin und Diesel ein Ende. Ob die Förderanlagen nach der Einnahme noch funktionsfähig sind und wie der Transport auf einer nicht intakten Strecke von etwa 1000 Km ablaufen kann, darüber wurde nicht weiter nachgedacht.
In dieser Zeit nahm mich meine Mutter mit zu einem Arzt, Dr. S., nach Bitterfeld. Freudestrahlend sagte meine Mutter, noch erfüllt von den letzten Siegesmeldungen: »Na, der Krieg wird wohl bald zu Ende sein«. Der Arzt blickte nachdenklich auf den Globus vor ihm auf dem Schreibtisch und sagte dann: »Frau Beer, das hier ist Deutschland. Dabei zeigte er auf einen kleinen Punkt, wie ein Flecken auf dem Globus und sagte: Soll ich noch mehr dazu sagen? Meine Mutter wurde nachdenklich, ich hätte ihn erwürgen können.
Die Kriegsberichtheftchen, die von den Heldentaten der deutschen Soldaten an den Fronten berichteten, habe ich förmlich verschlungen.
„Fallschirmjäger auf Kreta“ – *was wollten die da eigentlich?
„Bomben auf Coventry“ – *warum wurden die Bomben auf Zivilisten wie du und ich geworfen?
*Diese Fragen habe ich mir später gestellt.
Mein Vater ist 1939 in die Nazipartei „NSDAP“ eingetreten, nachdem er eine Rede von Göring hörte, in der er sinngemäß sagte: Grund und Boden gehören dem Staat, Bauern sind Verwalter, nicht Besitzer des Bodens.
Wer von der Verfolgung der Juden und von den Konzentrationslagern angeblich nichts wusste, der wollte es nicht wissen, so mein Vater in einem Gespräch mit guten Freunden. Vor uns Kindern hat er wohlweislich so etwas nie gesagt.
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