Читать книгу Leben mit Karin - Ernst-Günther Tietze - Страница 2
Prolog
ОглавлениеIm Alter von 16 Jahren kam ich 1947 zur Evangelischen Jugend und einige Zeit später zur Christlichen Pfadfinderschaft (CP), einer straffer organisierten Gruppierung innerhalb der Evangelischen Jugend. Mein Spitzname war „Fyps“. Ab 1949 führte ich eine Jungengruppe und begann ab 1951, an der Ernst-Moritz-Arndt-Gemeinde in Berlin-Zehlendorf einen Stamm der CP aufzubauen, eine größere Gemeinschaft mehrerer Gruppen. 1955 wurde der Stamm mit etwa 50 Jungen in fünf Gruppen offiziell bestätigt.
Im Frühjahr 1953 verliebte ich mich in Dietlind, die Schwester meines Pfadfinderkameraden Hartmut Teuffel, die aus Kleinmachnow bei Berlin in die Pfalz übersiedelte. Wir schrieben uns lange Briefe, konnten uns aber nur selten sehen. Mitte 1954 verunglückte sie tödlich. Ich wollte nicht mehr weiter leben, und nur mein Freund Bringfried, der mir 600 km zur Beerdigung nachfuhr, bewahrte mich vor Verzweiflung und furchtbaren Dummheiten. Doch in tiefer Trauer lebte ich die nächsten zwei Jahre wie ein Mönch.
Dann lernte ich Karin kennen und lieben. Die folgenden Erinnerungen, Brief- und Tagebuchausschnitte beschreiben das Entstehen und Bestehen dieser wundervollen, mehr als 45 Jahre währenden grenzenlosen Liebe zwischen uns. Die ersten zwei Jahre, in denen wir getrennt lebten, sind durch Briefe gut dokumentiert, alle folgenden nur durch Erinnerungen, einige Briefe und Reisetagebücher.
Selten gab es Unstimmigkeit und Streit zwischen uns und stets gelang es uns dabei, den Partner als geliebten Menschen mit lediglich konträrer Meinung zu achten und seine Würde zu wahren. Nie dauerte eine Meinungsverschiedenheit über den Tag hinaus. Bei allem, was uns begegnete, waren wir ganz sicher, den Partner viel stärker zu lieben, als irgend jemanden oder irgend etwas anderes. Wir beide wussten um den Wert des Satzes „Liebende leben von der Vergebung“. Ich habe die Vergebung der geliebten Frau oft genug gebraucht – und bekommen. Dass wir sehr oft zur selben Zeit genau das Gleiche dachten, war uns der Beweis einer seelischen Übereinstimmung, wie sie nur aus tiefer Liebe entsteht.
Kein Dichter hat das Wunder der körperlichen Gemeinschaft zwischen Liebenden so großartig ausgedrückt wie Christus: „ ... und sie werden sein ein Fleisch.“ Uns war dies immer wieder ein Wunder, das deshalb auch zur Dokumentation unserer Liebe gehört.