Читать книгу Mein Herz, ich will dich fragen, was ist denn Liebe, sag! - Ernst-Günther Tietze - Страница 5

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1 „Zwei Seelen und ein Gedanke, Zwei Herzen und ein Schlag!“

Liebende bemerken oft erstaunt, dass sie im selben Moment das Gleiche denken. Zweifellos gibt es Schwingungen zwischen ihnen, die physikalisch nicht erklärbar sind. Und wenn sich die Liebenden ganz nahe sind, schlagen auch ihre Herzen im selben Takt.

Gleichklang

Der Student Stephan Hewel hat für ein Wochenende ein Zimmer in Braunlage gebucht und ist angenehm überrascht, als ihn die Tochter der Wirtin empfängt. „Ich heiße Bärbel Schüssler, herzlich willkommen bei uns. Meine Mutter kommt später, sie arbeitet in der Gemeindeverwaltung“, sagt sie mit warmer Stimme und zeigt ihm sein Zimmer. Verstohlen mustert Stephan die hübsche Frau, die etwa in seinem Alter sein muss. Sie hat lange blonde Haare mit einem Pferdeschwanz und ein freundliches Gesicht. Im Hausflur findet Stephan einen Hinweis auf einen Tanzabend Samstag Abend in der „Tenne“ und fragt die junge Frau verlegen, ob sie mitkommen würde. Als sie zustimmt, freut er sich.

Samstag steht Stephan früh auf und verbringt den ganzen Tag auf dem Wurmberg, abends geht er mit Bärbel tanzen. Auf dem Heimweg plaudern die beiden über alles Mögliche und Stephan fühlt sich von ihr angetan. Sonntag lernt er beim Bezahlen die freundliche Mutter kennen, doch mehr bewegt ihn, dass Bärbel ihn aus ihren blauen Augen herzlich anschaut. Er möchte ihre Hand am liebsten gar nicht wieder loslassen. Auf der Heimfahrt geht sie ihm nicht aus dem Sinn. Montag schreibt er ihr einen Brief, über den er lange nachdenkt:

Hamburg, den 17. 1. 2011, Liebe Bärbel,

ich möchte mich bei Ihnen und Ihrer Mutter noch einmal herzlich bedanken für die freundliche Aufnahme in Ihrem Haus, aber vor allem für den netten Tanzabend mit Ihnen. Es war mein erster Tanz seit über einem Jahr, weil ich wegen einer schweren Enttäuschung so lange kein Mädchen in den Arm nehmen mochte. Bei Ihnen war das nun ganz einfach und wunderschön. Und weil das so ist, möchte ich die Verbindung mit Ihnen gerne aufrechterhalten. Dafür muss ich allerdings etwas mehr über Sie wissen, bitte entschuldigen Sie meine aufdringliche Neugier.

Sie sind zwar mit mir tanzen gegangen, aber ich weiß nicht, ob Sie irgendwie gebunden sind und ob Sie den Kontakt mit mir überhaupt wollen. Schenken Sie mir doch bitte irgendwann Klarheit, ganz egal, wie sie ausfällt.

Herzliche Grüße, auch an Ihre Mutter, Stephan

Braunlage, den 12. 2. 2011, Lieber Stephan!

Entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihren Brief erst jetzt beantworte. Aber wir sind mitten in der Saison und da habe ich immer wenig Zeit. Und ich musste mir auch erst darüber klar werden, ob ich Ihre Fragen überhaupt beantworten will. Doch ich meine, dass sie ein Recht darauf haben:

Nein, ich bin nicht gebunden und ja, ich habe mich über Ihren Brief gefreut und möchte den Kontakt aufrechterhalten. Puh, das ist mir schwer gefallen, denn ich öffne mich nur ungern. Nehmen Sie es als Zeichen, dass ich Sie mag.

Zu Ihrer erwähnten Enttäuschung meine ich, Sie sollten sich nicht unnötig mit Dingen quälen, die nicht mehr zu ändern sind, und letzten Endes habe ich auch schon meine Enttäuschungen gehabt. Das Leben muss weiter gehen und vielleicht können wir ja irgendwann darüber sprechen.

Ich würde mich freuen, wenn Sie uns mal wieder aufsuchen und sende Ihnen erst mal herzliche Grüße, Ihre Bärbel

Hamburg, den 14. 2. 2011, Liebe Bärbel,

haben Sie herzlichen Dank für Ihren freundlichen Brief, den ich schon sehnsüchtig erwartet habe. Dass Sie mich mögen und mit mir in Kontakt bleiben wollen, ist eine wundervolle Verheißung für mich. In Bezug auf die Enttäuschung nehme ich gerne Ihren Vorschlag an, mal darüber zu sprechen. Sie wären die erste, mit der ich das könnte.

Ihre Einladung nehme ich gerne an. Ich werde am 4. 3. um 13 Uhr bei Ihnen sein. Wenn es Ihnen passt, wäre es herrlich.

Ich grüße Sie ganz herzlich, Ihr Stephan

Der Lausebengel

Als Amor in den goldnen Zeiten

verliebt in Schäferlustbarkeiten

auf bunten Blumenwiesen lief,

da stach den kleinsten von den Göttern

ein Bienchen, das in Rosenblättern,

wo es sonst Honig holte, schlief.

Durch diesen Stich ward Amor klüger;

der unerschöpfliche Betrüger

sann einer neuen Kriegslist nach:

Er lauscht in Rosen und Violen,

und kam ein Mädchen, sie zu holen,

flog er als Bien’ heraus und stach.

Gotthold Ephraim Lessing

Braunlage, den 26. 2. 2011, Lieber Stephan!

Herzlichen Dank für Ihren Brief und das schöne Gedicht. Leider musste ich Sie wieder lange warten lassen, Wir hatten mit vielen Gästen allerlei um die Ohren. Aber jetzt schmilzt der Schnee und die Gäste werden weniger.

Jetzt freue ich mich ebenso wie Sie auf Ihren Besuch und hoffe nur, genügend Zeit für Sie zu haben. Dann können wir vielleicht etwas persönlicher miteinander reden als beim letzten Mal, wo wir nach jedem Tanz außer Atem waren. Aber eines will ich gleich noch sagen: Ich bin glücklich, dass ich Ihnen etwas bedeuten kann, dass Sie wieder froh werden. Sie bedeuten mir auch schon ein bisschen mehr als andere Männer.

Ganz herzliche Grüße, Ihre Bärbel

Am Freitag ist Stephan wieder in Braunlage. Bärbel öffnet und sieht ihm beim Händedruck liebevoll in die Augen. Sie hat etwas zu essen vorbereitet und sich den Nachmittag frei genommen. Da kaum noch Schnee liegt, lädt sie Stephan zu einem Spaziergang ein und sie wandern lange durch den aufblühenden Wald. Beim Abendessen schlägt die Mutter den beiden vor, morgen Goslar anzusehen, sie würde Bärbel den Wagen leihen.

Fast den ganzen Samstag verbringen sie in der alten Kaiserstadt. Sie sehen die romanische Kaiserpfalz, das Gildehaus Kaiserworth, in dem heute ein Hotel ist, und besuchen das Museum mit dem Krodoaltar des ehemaligen Domes. Stephan ist begeistert, er kennt Goslar noch gar nicht. Abends gehen sie wieder tanzen. Nachdem sie schon eine Weile das Tanzbein geschwungen haben, küsst Stephan bei einem Slowfox Bärbel auf die Stirn. Sie schaut ihn erstaunt an, da entschuldigt er sich leise. Doch auf dem Heimweg hakt Bärbel sich bei ihm ein, bis sie ihm vor seinem Zimmer eine gute Nacht wünscht.

Sonntag muss Stephan los. Als er bezahlen will, winkt die Mutter ab, er sei Bärbels Gast gewesen. Schnell tauschen die beiden noch ihre Mailadressen aus. An der Haltestelle drückt Bärbel ihm einen Kuss auf die Wange und sagt: „Du bist ein feiner Kerl“, dann winkt sie ihm lange nach. Stephan ist verwirrt. Beim Tanzen wollte sie sich nicht küssen lassen und jetzt tut sie es selber und duzt ihn. „Versteh‘ einer die Frauen“, denkt er und mailt ihr gleich am nächsten Tag:

7 3. 2011, Liebe Bärbel,

es war wieder sehr schön bei Ihnen (Dir?) Nach Ihrem Abschiedsgruß an der Haltestelle nehme ich an, dass wir das steife „Sie“ verlassen können. Ich danke Dir dafür und auch für die schönen Tage bei Euch, ich habe mich sehr wohl gefühlt. Um ehrlich zu sein, muss ich sagen, dass ich mich dabei mächtig in Dich verliebt habe und hoffe, es möge Dir ein kleines bisschen ebenso gegangen sein. Ich möchte Dich gerne immer besser kennen lernen und bin auch bereit, mich Dir ganz zu öffnen, damit wir vielleicht irgendwann mit viel Geduld den Mut zu einem gemeinsamen Leben finden.

Entschuldige bitte, ich schreibe einfach „gemeinsames Leben“ und weiß gar nicht, ob Du überhaupt dazu bereit bist. Wenn nicht, werde ich Dich trotzdem insgeheim lieben, denn mir ist am Wochenende deutlich klar geworden, was für ein wertvoller Mensch Du bist. Sicherlich müssen wir uns noch viel besser kennen lernen, auch mit dem, was gewesen ist. Das tun wir durch unsere Briefe und Mails, aber es ist auch nötig, dass wir uns immer wieder sehen. Wenn es Dir Recht ist, würde ich gerne am Gründonnerstag zu Euch kommen und bis Montag bleiben. Denk‘ doch bitte nach, ob es über Ostern passt. Falls Ihr kein Zimmer frei habt, gehe ich in die Jugendherberge.

Ich grüße Dich ganz herzlich, Dein Stephan

Um den Garten ist ein Zaun,

übern Zaun zwei Äuglein schaun.

Sie schaut her und ich schau hin,

ach wie wird mir da zu Sinn!

Um den Garten ist ein Zaun,

übern Zaun zwei Äuglein schaun.

Ich schau hin und sie schaut her,

wenn ich nur im Garten wär’!

Um den Garten ist ein Zaun,

übern Zaun zwei Äuglein schaun.

Sie schaut her und ich schau hin,

schwupps! – heidi, nun bin ich drin!

Demetrius Schrutz

13. 3. 2011, Mein lieber Stephan!

Weißt Du, dass Du ein Dummerle bist? Oder habe ich mich so unklar gezeigt, dass Du nicht gemerkt hast, was ich für Dich empfinde? Du bedeutest mir sehr viel und ich bin dankbar, dass ich Dich kennen gelernt habe. Durch Dich habe ich erst einen Anstoß bekommen, über mein Leben nachzudenken.

Du schreibst vom „miteinander leben“. Sicherlich kennen wir uns noch nicht lange genug, um uns jetzt schon endgültig zu entscheiden. Aber ich denke, wir sind auf dem besten Weg und deshalb freue ich mich wieder auf Deinen Besuch zu Ostern. Es ist ganz klar, dass Du bei uns wohnst, ich gebe Dir mein Zimmer und schlafe bei meiner Mutter.

Hier grünt und blüht schon alles. Zu Ostern werden wir die herrliche Natur genießen können und ich freue mich darauf, das gemeinsam mit Dir zu tun. Tanzen sollten wir auch wieder, ich habe es mit Dir immer genossen.

Nun sende ich Dir ganz herzliche Grüße, Deine Bärbel

In den fünf Wochen bis Ostern gehen viele Mails zwischen den beiden hin und her, in denen sie sich immer vertrauter werden. Als Stephan am Gründonnerstag in Braunlage ankommt, erwartet Bärbel ihn an der Haltestelle, umarmt ihn und drückte ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. „Herzlich willkommen für vier gemeinsame Tage“, sagt sie. Wegen der Gäste hat sie ihm ihr Zimmer überlassen. Nach dem Essen ziehen die beiden durch den aufblühenden Wald. Im Unterholz blühen Christrosen und Märzenbecher und in den Bäumen singen viele Vögel, sie fühlen sich richtig ergriffen von dieser schönen Natur. Als Bärbel ihn liebevoll anschaut, nimmt Stephan sie in die Arme und küsst ihren süßen Mund. Lange schon hat er sich danach gesehnt, und ihn freut, dass sie es auch genießt. Er ist glücklich, Bärbel hat ihm gezeigt, dass sie seine Liebe erwidert.

Abends gehen sie wieder tanzen und dabei wagt Stephan, Bärbel eng an sich zu drücken und zu küssen, was sie gerne zulässt. Für den Heimweg brauchen sie lange, weil sie sich immer wieder küssen.

Karfreitag überlegen die beiden, was sie tun sollten. „Wandert nach St. Andreasberg“, schlägt die Mutter vor, „es geht 10 Kilometer durch den Wald und der Ort ist hübsch.“ Bärbel macht schnell ein paar Schnitten, dann ziehen sie los. Auf dem Weg bleiben sie immer wieder stehen, um sich zu küssen, aber auch, um schöne Bäume und Blumen anzusehen und den Vögeln zu lauschen. Nach zwei Stunden schlägt Bärbel eine Rast vor. Als sie die mitgenommenen Schnitten und Äpfel verzehrt haben, legen sie sich auf den Waldboden und küssen sich lange und innig. Bärbel fühlt die Erregung des Freundes und lacht: „Ihr Männer seid doch alle gleich, schon beim bisschen Küssen bekommt ihr einen Ständer“, und streicht über seine Leistenbeuge. „Das kommt ganz von selber“, erklärt Stephan, „und wenn du so weiter machst, kann noch mehr passieren.“ „Ich weiß“, antwortet sie, immer noch lachend. „Woher?“, will Stephan wissen. „Aus einer Erfahrung, über die ich jetzt noch nicht reden will.“ Stephan will sie jetzt auch näher fühlen und streichelt ihre Brust über der Bluse, doch sie meint, sie sollten lieber weitergehen.

Eine halbe Stunde später erreichen sie St. Andreasberg, schauen den Ort an und essen in einer kleinen Gaststätte. Auf dem Rückweg bleiben sie an jeder Ecke stehen und küssen sich. Schließlich traut Stephan sich zu einer Frage, die ihm schon lange auf der Seele liegt: „Ich glaube, du liebst mich schon ein bisschen und mir geht es ebenso. Kannst du dir vorstellen, dass wir zusammen bleiben?“ Bärbel atmet tief, bevor sie antwortet: „Ich habe dir ja schon geschrieben, was du mir bedeutest und dass wir auf dem Weg zueinander sind. Ich liebe dich wirklich und kann mir ein gemeinsames Leben mit dir gut vorstellen. Dann müssen wir allerdings Vertrauen zueinander haben und uns dieses gemeinsame Leben ernsthaft versprechen.“ „Das will ich gerne tun“, antwortet Stephan und küsst die Freundin herzlich.

Nach dem Abendessen fragt die Mutter Stephan nach seinen Lebensumständen, sie will wohl wissen, mit wem sich ihre Tochter einlässt. Freimütig erzählt er, dass seine Eltern geschieden sind und er bei seinem Vater lebt. Nach dem Abitur hat er als Zivi beim THW gearbeitet und studiert jetzt Ingenieurwesen im vierten Semester. Das genügt der Mutter, sie freut sich, dass Bärbel ihn kennengelernt hat.

Samstag sagt Bärbel: „Du hast mir noch gar nichts von deiner Enttäuschung erzählt.“ „Das hatte ich gerade vor und eigentlich ist es ganz einfach“, entgegnet Stephan. „Mit 19 habe ich mich in ein Mädchen verliebt und glaubte, sie liebe mich auch. Wir sind uns ganz nahe gekommen und waren uns einig, dass wir zusammen gehören und uns verloben wollten. Kurz vor dem Termin schickte sie mir eine SMS, sie habe sich anders entschieden und ich solle sie nicht mehr kontaktieren. Natürlich rief ich sie an, aber sie nahm kein Gespräch an. Ich ging zu ihr, da sah ich sie mit einem älteren Mann aus dem Haus kommen. Du kannst dir vorstellen, dass ich eine Weile brauchte, um diesen Schlag zu verdauen. Erst du hast mir wieder Freude zur Liebe gegeben.“ Bärbel schweigt eine Weile, dann küsst sie den Freund herzlich. „Ich will dir helfen, drüber weg zu kommen“, sagt sie. Abends gehen sie wieder tanzen und würden am liebsten gar nicht nach Hause gehen.

Am Ostersonntag schlägt Bärbel einen Kirchgang vor und Stephan kommt gerne mit. „Ich weiß gar nicht, wie du zum Glauben stehst“, sagt sie auf dem Rückweg. „Nun, ich bin evangelisch getauft und konfirmiert und gehe Weihnachten zum Gottesdienst“, antwortet er. „Das ist etwas wenig“, meint Bärbel, „ich finde es aber gut, dass du mitkommst. Vielleicht kann ich dir helfen, deinen Glauben etwas zu aktivieren.“ „Das wäre sicherlich gut“, antwortet Stephan.

Nach dem Mittag fragt Stephan vorsichtig: „Du hast vorgestern auch etwas von Enttäuschung gesagt, willst du mir davon erzählen?“ „Das war schlimm“, beginnt Bärbel. „Ich hatte mich vor zwei Jahren in einen Jungen aus dem Dorf verliebt und glaubte das auch von ihm. Er lehrte mich küssen und es gefiel mir. Ein paar Wochen später nahm er mich nach dem Tanz mit zu sich. Ich ahnte, dass er mit mir schlafen wollte und freute mich drauf. Er zog mich auf sein Bett und als wir uns wild küssten, griff er mir unter den Rock und zog den Slip herunter, dann stieß er einfach sein Ding in mich hinein. Ein wahnsinniger Schmerz durchzuckte mich, es war ja mein erstes Mal. Als er sich erleichtert hatte, stand er auf und verließ das Zimmer, ohne mich weiter zu beachten. Verwirrt ging ich nach Hause, so hatte ich mir mein erstes Mal nicht vorgestellt. Irgendwann fragte ich ihn, ob er noch an mir interessiert sei, er habe mich ja schließlich entjungfert. ‚Na, ‚aua‘ kann doch jeder sagen‘, war seine Antwort. Ich habe ihm eine gelangt und ihn nicht wieder gesehen.“ „Das ist ja noch schlimmer als bei mir“, meint Stephan und streicht der Freundin über das Haar, „ich hatte wenigstens eine Weile den Eindruck, geliebt zu werden.“ Als sie Montag am Bus die Abschiedsküsse tauschen, versprechen sie sich, dass Stephan Pfingsten wiederkommt.

26. 4. 2011, Geliebte,

ich weiß gar nicht, wie ich Dir für diese wundervollen Tage danken soll. Du hast mir Deine Liebe geschenkt und ich bin sehr glücklich darüber. Das ist für mich – und vielleicht auch für Dich – ein schöner Neubeginn. Ich habe Dir vor sechs Wochen geschrieben, dass ich mich in Dich verliebt habe. und bei Dir auf dasselbe hoffe. Jetzt fühle ich, dass diese Liebe schon ein großes Stück gewachsen ist, fühlst Du es auch?

Du hast Freitag gesagt, Du könntest Dir ein gemeinsames Leben mit mir durchaus vorstellen, wenn wir Vertrauen zueinander haben und uns dieses gemeinsame Leben ernsthaft versprechen. Ich vertraue Dir in jeder Beziehung und möchte gerne gemeinsam mit Dir leben. Was hältst Du davon, wenn wir uns Pfingsten verloben? Sicherlich überfalle ich Dich mit dieser Idee; wenn es Dir noch zu früh ist, kann ich Dich verstehen. Aber seit ich Dich im Januar gefunden habe, sehe ich eine strahlende Perspektive für unser Leben miteinander. So wie der Bursche in dem Gedicht wünsche ich mir Dein Wort.

Ich grüße Dich voller Liebe, Dein Stephan

Sind die Kirschen reif geworden,

rot und reif die Kirschen worden.

Niemand darf die Kirschen nehmen,

als ein Bursche, als ein Mädchen.

Sagt der Bursche, sagt dem Mädchen,

Antlitz tief in Scham errötet:

„Deine Augen sind wie Sterne,

ach, ein Leuchten deiner Augen!“

Sagt das Mädchen, sagt dem Burschen:

„Warum willst du nur das Leuchten?

Nimm die Augen, nimm sie beide,

beide Augen und das Mädchen.“

Aus dem Bulgarischen

1. 5. 2011, Geliebter!

Voller Freude erwidere ich Deine Anrede, denn ich fühle Dich als geliebten Menschen. Und danken musst Du mir doch nicht, denn Du hast mir genau so viel gegeben, wofür ich Dir von Herzen dankbar bin. Ich glaube, wenn wir danken, sollten wir es vor allem Gott gegenüber tun, der uns zusammengeführt hat. Dank auch für Dein süßes Gedicht. Ja, sage ich von ganzem Herzen „Nimm meine beiden Augen und das Mädchen“, das ja, wie Du weißt, schon eine erfahrene Frau ist, wenn auch die Erfahrung schlimm war. Und weil ich sicher bin, dass wir zusammen gehören, freue ich mich über Deinen Vorschlag, uns zu Pfingsten zu verloben. Meine Mutter mag Dich und will eine kleine Feier für uns ausrichten.

Gestern haben wir die Walpurgisnacht gefeiert. Wir Frauen waren alle als Hexen verkleidet, leider waren unsere Besen nicht flugtauglich, so dass wir zum Tanzplatz laufen mussten. Mit den als Teufel verkleideten Männern haben wir an einem großen Feuer bis in den Morgen getanzt, aber ich habe mich von keinem küssen lassen, was einige gar nicht lustig fanden. Du bist doch jetzt der Einzige, der mich küssen darf.

In tiefer Liebe grüße ich Dich von Herzen, Deine Bärbel.

Wieder gehen viele Mails zwischen den beiden Liebenden hin und her, bis Stephan am Freitag vor Pfingsten abends in Braunlage ankommt. Bärbel holt ihn vom Bus ab und sie küssen sich, als ob sie sich viele Jahre nicht gesehen hätten. Abends gehen sie wieder tanzen.

Samstag hat Bärbel viel im Haus zu tun, doch den Sonntag gibt ihr die Mutter frei. „An deinem Verlobungstag musst du nicht arbeiten“, sagt sie schmunzelnd. Da das Wetter gut ist, schlägt Bärbel vor, mit Rädern zum Oderstausee zu fahren. An einer einsamen Stelle meint sie: „Hier können wir nackend baden, das ist mir viel lieber als die Badekleidung.“ Stephan freut sich, die Geliebte zum ersten Mal zu sehen, wie Gott sie geschaffen hat. „Weißt du, dass du eine schöne Frau bist?“, sagt er bewundernd, worauf sie ganz verlegen ist, doch dann meint sie lachend: „Du siehst aber auch nicht schlecht aus“. Nach dem Bad umarmen und küssen sie sich, dann müssen sie sich beeilen, um rechtzeitig zum Essen zu kommen.

Nachmittags versprechen die beiden sich bei einem Glas Sekt ein Leben miteinander. Nachbarn und Bekannte sind gekommen, Stephans Vater ist verhindert, schickt aber ein schönes Schmuckblatttelegramm. Als die beiden sich gegenseitig die Ringe aufsetzen und küssen, klatschen die Gäste begeistert Beifall. Die Feier geht bis in den Abend weiter und als Stephan sich vor seinem Schlafraum von Bärbel verabschieden will, drängt sie ihn hinein.

„Am See habe ich deinen Körper gefühlt, jetzt möchte ich noch ein bisschen mehr davon haben“, sagt sie leise, „ich denke als Verlobte dürfen wir das.“ Stephan denkt: „Eigentlich ist es noch ein bisschen früh, um miteinander zu schlafen“, doch Bärbel will ihm nur ein wenig Liebe geben. Nachdem sie sich und ihn ausgezogen hat, schmiegt sie sich im Bett an ihn. Stephan küsst ihre schönen Brüste, und Bärbel ist von seiner Zärtlichkeit erfüllt. Sie will ihm danken und streichelt ihn behutsam, bis ihr sein Beben und Stöhnen sein Erleben zeigt. Dankbar streichelt Stephan auch sie, bis sie ihn wild küsst. Es ist großartig für ihn, Bärbels Erregung mit zu erleben und er legt seinen Kopf auf ihre Brust. Deutlich hört er ihren Herzschlag, so etwas hat er noch nie gehört. Das ist ihr Herz, von dem er ahnt, dass sie ihn schon lange darin bewahrt! Er hat das Gefühl, dass sein Herz im gleichen Takt schlägt. Glücklich schlafen sie nach einer Weile ein und trennen sie sich erst, als der Morgen graut.

Als die beiden sich Montag am Bus verabschieden, sind sie einander viel näher gekommen und haben sich wesentlich besser kennen gelernt als bisher – in allem was sie sich schon gestattet haben. Bei den Abschiedsküssen wissen sie, dass sie sich bald wiedersehen werden.

„Zwei Seelen, ein Gedanke, zwei Herzen und ein Schlag!“ erlebten die beiden schon intensiv, als sie zur gleichen Zeit an eine Gemeinschaft dachten. Am letzten Abend waren sie sich ohne Worte einig, mit der vollkommenen Gemeinschaft noch zu warten, aber sie taten sich gegenseitig Gutes und fühlten dabei, wie ihre Herzen im Gleichtakt schlugen.

Gedankenbrücke

Die 19 jährige Doris Mohr und der ein Jahr ältere Gunther Weinert haben sich im Sommer bei einem Farming-Projekt des Bundesfreiwilligendienstes in Ghana kennen gelernt. Die Farm in einer ländlichen Region nördlich der Hauptstadt Accra besteht aus einem organischen Garten und einem kleinen Stall mit Tieren. Ziel des Projekts ist es, den umliegenden Dörfern ein Bewusstsein für biologische Anbaumethoden und gesunde Ernährung zu vermitteln. Die Erträge der Farm werden an Waisenhäuser in der Umgebung verteilt. Zu den Aufgaben der Freiwilligen gehört es auch, Kindern an Schulen den nachhaltigen Anbau und eine ausgewogene Ernährung zu erklären.

Doris und Gunther haben Kontakte zu den Freiwilligen aus anderen Ländern gefunden, doch als einzige Deutsche fühlen sich vor allem zueinander hingezogen. Gunther ist begeistert von Doris‘ frischen Aquarellen, auf denen sie Pflanzen, Hütten und vor allem die Einwohner des Dorfes festhält. In der Freizeit unternehmen die beiden manches gemeinsam, erzählen von ihrem Leben und Gunther berichtet von seiner Freundin in Hamburg. Doris hat noch keinen festen Freund. Nach einer Weile küssen sie sich leicht, sind aber nicht der Meinung, ineinander verliebt zu sein. Erst als das Projekt nach drei Monaten zu Ende geht, wird ihnen klar, dass ihnen die Trennung schwerfallen wird. Vor lauter Arbeit haben sie gar nicht gemerkt, wie nahe sie sich gekommen sind.

Den letzten Abend vor der Abreise wollen sie alleine miteinander verbringen, sie fühlen, dass das wichtiger ist, als mit den anderen zu feiern. Bei den Gastfamilien können sie sich nicht treffen, deshalb laufen sie ein Stück aus dem Dorf hinaus zu einem Wäldchen und setzen sich auf einen Stein. Keiner weiß so recht, wie es nun weiter gehen soll, schließlich wagt Gunther es, die Freundin in den Arm zu nehmen und herzlich zu küssen. Doris ist ziemlich verwirrt, so stürmische Küsse ist sie von ihm nicht gewohnt, aber dann gefällt es ihr und sie erwidert sie gerne. „Du“, sagt sie, als sie sich nach einer Weile schwer atmend voneinander trennen, „du hast doch eine Freundin!“ „Ich hatte“, antwortet Gunther nachdenklich. „Durch dich ist mir hier klar geworden, wie wenig sie mir bisher bedeutet hat und dass nur du mir sehr lieb bist. Wenn es dir ebenso geht, möchte ich gerne mit dir in Verbindung bleiben. Ich habe dich ja die ganze Zeit neben mir erlebt, du bist ganz anders als Heidemarie in Hamburg. Du bist ausgeglichen und kannst niemandem Böses tun, sie dagegen ist oft launisch. Ich werde mich von ihr trennen.“

Da nimmt Doris seinen Kopf in die Hände und drückt ihn an ihre Brust, wo er ihren Herzschlag hört. „Ich liebe dich doch schon lange“, flüstert sie, „ich habe mich nur nicht getraut, es dir zu sagen, weil ich Achtung vor deiner Freundin hatte.“ Gunther ist glücklich über ihre Worte. „Wir gehören zusammen und müssen uns das bewahren“, sagt er nach langem Schweigen. „Das ist nicht einfach, denn ich studiere in Erlangen Elektrotechnik und du willst jetzt in Leipzig das Lehramtsstudium beginnen. Da liegen knapp 300 km zwischen uns, trotzdem müssen wir unbedingt in Kontakt bleiben. Lass uns gleich die Telefonnummern und Mailadressen tauschen und uns möglichst bald wiedersehen.“ Jetzt ist es Doris, die die Ihre Lippen auf seine drückt und sich nicht mehr zurückziehen will. „Ich bin sehr glücklich“, flüstert sie, als sie Hand in Hand zum Dorf zurückgehen. Doris schenkt dem Freund ein Aquarell, auf dem er vor einer Klasse über nachhaltigen Anbau spricht.

Auf dem Rückflug sitzen sie nebeneinander und in Frankfurt küssen sie sich noch einmal innig, bevor Doris‘ Flug nach Leipzig geht. Gunther fliegt eine halbe Stunde später nach Nürnberg und fährt weiter nach Erlangen. Noch am Abend schreibt er eine Mail an Doris:

6. 10 2013 Hallo liebe Doris

ich kann es noch nicht begreifen, dass ich Dich nicht mehr ständig um mich habe wie in Ghana. Mir war dort überhaupt nicht klar, wie sehr ich mich an Dich gewöhnt habe und wie lieb Du mir geworden bist, darüber bin ich sehr glücklich. Dein schönes Aquarell hängt schon über meinem Bett.

Morgen muss ich einen schweren Gang tun und mich von Heidemarie verabschieden, ich will es keinen Tag aufschieben. Bitte denk‘ an mich, dann wird es etwas leichter.

Ich hoffe, dass Du Dich auch wieder gut eingefunden hast und grüße Dich in Liebe, Dein Gunther

Doris findet Donnerstag früh die Mail und antwortet sofort:

7. 10. 2013 Guten Morgen, mein lieber Gunther,

habe heute früh gleich in die Box geschaut. Ich weiß, dass Dir mulmig zumute ist. Ich werde den ganzen Tag an Dich denken und damit versuchen, Dir Kraft für Deinen schweren Gang zu geben. Ich bewundere Dich, dass Du Deiner Freundin die Trennung persönlich mitteilen willst, das bekommt nicht jeder fertig. Viele machen das nur per SMS, weil sie Angst haben, dem anderen dabei in die Augen zu sehen. Die Wahrheit kann hart und vernichtend sein, aber sie ist kostbar und lebensnotwendig. Kopf hoch! In Liebe. Deine Doris

Sonntag Vormittag geht Gunther mit schlechtem Gewissen zu seiner Freundin Heidemarie, das Herz klopft ihm bis in den Hals. Sie tut ihm ja Leid, er hatte manch schöne Stunde mit ihr, aber auch viel Streit und muss ihr jetzt sehr wehtun. Sein Kuss fällt etwas kühl aus und sie meint, er sei so zurückhaltend, da sagt er: „Heidi, ich muss dir etwas Schlimmes sagen: Wir müssen uns trennen. Ich habe mich in Afrika in eine andere Frau verliebt.“ Sie schweigt eine Weile, dann fragt sie „Habt ihr miteinander geschlafen?“

„Nein, so nahe sind wir uns noch nicht gekommen und es war auch nicht wichtig für uns“, antwortet Gunther und berichtet von der gemeinsamen Arbeit, dass sie dabei miteinander vertraut wurden und festgestellt hätten, sie liebten einander. Dass sie aber außer Küssen noch keine Berührung gehabt hätten und dass das Gefühl für diese Frau in ihm viel inniger sei als jemals zu ihr. Deshalb hätten sie beschlossen, füreinander da zu sein. Er habe das nicht geschrieben, weil er es ihr persönlich sagen wollte. „Würdest du bitte gehen“, ist alles, was Heidemarie darauf mit versteinertem Gesicht antwortet. Gunther sagt, er wisse, dass es keine Entschuldigung dafür gebe, was er ihr jetzt angetan habe. Sie hört das alles mit demselben versteinerten Gesicht an und er weiß nicht, ob es in ihr Bewusstsein dringt. Dann verlässt er zum letzten Mal die Wohnung, in der er viele schöne Stunden, aber auch manche Demütigung erlebt hat.

Gleich ruft er Doris über das Handy an. „Es ist vollbracht“, sagt er erleichtert und sie gratuliert ihm. Gunther berichtet von seinem schlechten Gewissen und auch sie hat ein schlechtes Gefühl. Beide haben das Bedürfnis, einander in die Arme zu nehmen. Von seinem Zimmer schickt Gunther ihr eine Mail:

7. 10. 2013 Hallo, meine liebe Doris,

es war wunderschön, so lange mit Dir zu sprechen, da fiel alles von mir ab, was mich belastet hat. Ich wusste, Du bist in Gedanken bei mir und das machte es viel einfacher. Ich werde wohl besser schlafen als in der letzten Nacht, als noch wie ein Berg vor mir stand, was ich tun musste. Ach Du, mein lieber Schatz, ich bin so froh, dass nun nichts mehr zwischen uns steht. Jetzt sind wir beide alleine für unser Glück verantwortlich. So wie ich immer wieder dafür danke, dass ich Dich gefunden habe, hoffe und bete ich, dass wir dieses Glück noch lange miteinander genießen können. Ich denke dauernd an Dich und würde Dich so gerne küssen, herzlich, Dein Gunther

Doris freut sich über seine Erleichterung und auch über seine Liebeserklärung. Sie antwortet sofort:

7. 10. 2013 Hallo, mein Liebling,

Ich freue mich, dass ich Dir helfen konnte, Deine Ruhe wieder zu finden. Mein Herz spürte Dein Herzklopfen auf dem Weg zu Deiner Freundin und ich habe Dein schlechtes Gefühl deutlich gespürt, als Du ihr das harte Wort von der Trennung sagen musstest. Jetzt bin ich zwar glücklich, aber es war ganz schön viel, was da auf uns eingestürmt ist. Ich denke lieb an Dich und drücke Dich ganz, ganz toll!!!! Deine Doris

Beide haben viel für ihr Studium zu tun, und da ihre Eltern sie nur knapp unterstützen können, arbeiten sie nebenbei in studentischen Hilfsjobs. Doch in vielen Mails berichten sie einander über ihr Leben und sagen sich immer wieder, wie sehr sie sich lieben und wie gerne sie sich bald wiedersehen möchten.

Vier Wochen nach der Rückkehr aus Afrika schreibt Doris, am nächsten Wochenende sei ihre Nachbarin verreist und das Zimmer neben ihr frei. Ob Gunther sie nicht besuchen wolle. So fährt er Freitag nach Leipzig. Doris holt ihn vom Bahnhof ab und sie küssen sich innig. „Soo lange habe ich das vermisst“, ruft die Freundin aus, als sie Atem schöpft. „Dazu fällt mir eine hübsche Geschichte ein“, meint Gunther: „Du liebst mich nicht mehr, klagte das Mädchen, als Johann sie zwanzigmal nacheinander geküsst hatte und einmal Atem schöpfen wollte.“ Doris lacht schallend, dann wird sie ernst: „Ich habe dich ja eingeladen, im Zimmer meiner Nachbarin zu schlafen. Oder willst du lieber in ein Hotel?“ „Ich nehme die Einladung gerne an, wir werden uns schon vertragen“, lacht Stephan. „Leipzig kenne ich noch gar nicht, kannst du mir morgen ein bisschen davon zeigen?“ „Wir können das gleich machen, weil wir fast in der Innenstadt sind, und würden deine Tasche hier deponieren. Zu mir raus müssen wir nämlich eine viertel Stunde mit der Straßenbahn fahren“, denkt Doris nach. „Nein, es ist schon zu spät, lass‘ uns das morgen machen, da haben wir den ganzen Tag Zeit“, entscheidet Stephan.

Sie fahren zu Doris‘ Zweizimmerwohnung an der Kindstraße, die sie sich mit einer Kommilitonin teilt. Die Zimmer sind mit Bett, Tisch, Schrank und zwei Stühlen ausgerüstet, dazu kommt eine gemeinsame kleine Küche und ein Duschbad mit Toilette. Doris hat nur 10 Minuten bis zu ihrem Institut zu laufen. Zum Abend hat sie Brot und Aufschnitt besorgt, dazu eine Flasche Rotwein. Vor dem Essen packt Gunther sein Gastgeschenk aus, das Buch „Erste Liebe, erster Kuss“ mit kleinen Geschichten verschiedener Schriftsteller über dieses Thema. „Da sind wir ja schon ein bisschen weiter“, lacht Doris, „aber vielen Dank, vielleicht kann ich ja noch was draus lernen.“

Nach dem Essen sitzen die beiden nebeneinander auf dem Bett und küssen sich immer heftiger, bis Gunther leicht über Doris‘ Brust streicht. „Bitte lass mich, Günther, ich bin noch nicht so weit“, flüstert sie, da nimmt er die Hand zurück. „Entschuldige bitte meine Aufdringlichkeit“, flüstert er nun auch.

„Du bist schon ein lieber Kerl. Aber es ist spät, wir sollten erst mal schlafen gehen. Ich denke, du schläfst in meinem Bett und ich in Manies Zimmer. Willst du zuerst ins Bad?“, fragt Doris. Gunther stimmt zu und als er im Bett liegt, kommt Doris für einen zärtlichen Gute-Nacht-Kuss zu ihm, ist aber vorsichtig, ihn nicht zu reizen. Gunther ist ohne eine Vorstellung zu ihr gefahren, wie weit sie aufeinander zugehen würden. Er bewundert sie, als er noch einmal an ihre liebevolle Zurückweisung denkt. Heidemarie war viel direkter und rücksichtsloser, sie hat ihn aggressiv zum Sex verführt, als er noch gar nicht so weit war. Doch da er müde ist, schläft er bald ein.

Samstag ist Gunther schon früh wach und denkt, wie schön es wäre, Doris jetzt in die Arme zu nehmen und zu küssen, da öffnet sie leise die Tür und kommt im Pyjama zu ihm. „Ich habe deine Sehnsucht intensiv gefühlt, mir geht doch es genauso“, sagt sie leise, „gestern Abend hab‘ mich blöd benommen als ich mich nicht von dir streicheln lassen wollte.“ Mit diesen Worten kriecht sie zu ihm unter die Decke, umarmt und küsst ihn. Glücklich fühlt Gunther ihren weichen Körper, jetzt darf er auch ihre Brust streicheln. „Das ist schön, wie du mich streichelst, aber jetzt sollten wir erst mal aufstehen“, meint Doris nach einer Weile nachdenklich.

Nach dem Frühstück fahren sie in die Stadt und Doris zeigt dem Freund die Altstadt. Sie sehen die Thomaskirche, wo Bach Kantor war, und die Nicolaikirche, wo die Volksbewegung zur Wende begann, besichtigen das Bach-Haus und das Museum der bildenden Künste. In Auerbachs Keller lädt Gunther die Freundin zum Essen ein. Da es schon Nachmittag ist und ihnen die Füße wehtun, schlägt Doris vor, nach Hause zu fahren.

Unterwegs nehmen sie etwas Kuchen mit, zu dem Doris Kaffee kocht. Danach umarmt sie den Freund und zieht ihn zum Bett, jetzt will sie ihn näher fühlen. Sie hat nichts dagegen, dass Gunther ihr Bluse und BH auszieht und macht auch seinen Oberkörper frei. Wieder schmiegen sie sich aneinander und küssen sich innig. Gerne lässt sie seine Hand über ihre Brüste streichen und genießt es, als er die Spitzen zärtlich küsst. Doch als Gunther die Hand in ihre Hose schieben will, hält sie sie fest. „Davor habe ich noch Angst, lass mir ein bisschen Zeit“ sagt sie verschämt. „Hast du denn noch nie ...“ „Nein, ich habe noch keinen Jungen gefunden, der es mir wert war“, fällt Doris ihm ins Wort. „Wie ist es denn bei dir?“ „Heidemarie hat mich vor einem Jahr verführt und ich fand es nicht schlecht, aber es hatte stets etwas Animalisches mit ihr, ich hatte mir dieses Erlebnis viel inniger, zärtlicher, liebevoller vorgestellt.“ „Vielleicht kommen wir beide einmal dahin“, sagt sie lächelnd.

Allmählich fühlt Doris den Wunsch nach größerer Nähe, sie zieht den Rock aus und streift auch Gunthers Jeans herunter. Er geniert sich, dass sie seine Erregung unter dem Slip sehen kann und weiß nicht was er tun soll. Doris versteht theoretisch, was die Beule in seinem Slip bedeutet, traut sich aber nicht, weiter nachzuforschen, es ist alles so neu und aufregend für sie. So drückt sie sich nur eng an ihn und fühlt erstaunt die Härte seines Organ an ihrem Bauch.

Gunther ist so erregt, dass der Druck ihres Körpers seinen Erguss auslöst. Er kann sein Zucken und leichtes Stöhnen nicht unterdrücken und schämt sich vor ihr, doch Doris sagt bewundernd: „Jetzt weiß ich, was du dabei empfindest. Ich kann es ein wenig nachfühlen, denn auch wir Frauen können einen schönen Höhepunkt haben, ohne mit einem Mann zu schlafen.“ Gunther ist überwältigt von ihrer Zärtlichkeit und Offenheit und sagt: „Ja, so ist das bei uns. Sobald wir etwas erregt sind, wird unser Penis steif. Und wenn in diesem Zustand eine intensive Berührung dazu kommt, können wir den Samenabgang nicht verhindern.“ „Es war doch auch für mich aufregend, so etwas habe ich noch nie erlebt“, meint Doris und küsst ihn wieder zärtlich.

„Es ist spät geworden“, meint sie, nachdem sie noch lange gekuschelt haben, „lass uns etwas essen und dann setzen wir unser schönes Beisammensein hier fort.“ Wie gestern genießen die beiden das Abendbrot mit Wein und als sie danach wieder ins Bett gehen, entkleiden sich beide völlig. Jetzt darf Gunther die Freundin am ganzen Körper streicheln und auch ihre Scham liebkosen. Das reizt sie, ihre letzten Hemmungen über Bord zu werfen, dieser liebe Junge ist es ihr wert. Sie zieht ihm ein Kondom über und beide verschmelzen in inniger Gemeinschaft, wobei Doris ihren kurzen Schmerz nicht merken lässt. Jeder ist sicher, die Herzschläge des Geliebten zu hören.

In dieser Nacht bleibt das Bett im Nachbarzimmer unbenutzt und morgens finden sie noch einmal zueinander. Lange bleiben sie im Bett und können noch gar nicht begreifen, was ihnen geschehen ist. „Erst mit dir weiß ich, wie schön zärtliche Liebe sein kann, vorher habe ich sie ziemlich brutal erlebt“, meint Gunther glücklich. „Und ich wollte eigentlich noch mindestens fünf Jahre warten, doch bei dir wusste ich, dass ich jetzt so weit bin, hab Dank, mein Lieber“, antwortet Doris, doch Gunther will noch etwas wissen: „Wieso hattest du denn Kondome griffbereit, hast du damit gerechnet?“ Lachend erwidert sie: „Nein überhaupt nicht, aber meine Mutter hat mir schon als junges Mädchen geraten: ‚Eine kluge Frau muss so etwas immer griffbereit haben.‘ Hattest du es denn erwartet?“ „Ich hatte es gehofft, war mir aber nicht sicher, ob du es schon willst. Hab‘ Dank für deine Liebe.“

„Wann musst du denn fahren?“ fragt Doris beim späten Frühstück. „Mein Zug geht um 15:15, dann bin ich um halb sieben in Erlangen.“ „Wir sind gestern den ganzen Tag in der Stadt rumgelaufen, ich glaube, das können wir uns heute sparen“, überlegt Doris. „Wir haben hier den Palmengarten und Clara-Zetkin-Park und ganz in der Nähe sind ein Italiener und ein Grieche. Lass uns bei dem schönen Wetter eine Weile spazieren gehen, dann essen wir, trinken bei mir Kaffee und ich bring‘ dich zur Bahn.“ Gunther ist einverstanden. Im Park küssen sie sich immer wieder, doch schon bald ist Mittagszeit und sie genießen beim Griechen nach einem Bauernsalat einen Lammeintopf und Retsina als Getränk. Nach dem echten Mokka bekommen sie einen kostenlosen Ouzo. Doris lässt es sich nicht nehmen, das Menü zu bezahlen, danach schlendern sie noch eine Weile durch den Park.

Nachdem sie in ihrer Wohnung Kaffee getrunken haben, bringt Doris den Freund zur Bahn. „Das müssen wir bald wiederholen“, sagt sie traurig, als sie sich zum Abschied küssen. Gunthers Gedanken laufen etwas anders: „Wir sollten nicht trauern, dass wir uns jetzt für eine Weile trennen müssen, sondern für die schönen Tage dankbar sein.“ Da weicht die Trauer aus Doris‘ Gesicht. „Ja, so wollen wir es halten“, ruft sie erfreut und winkt dem Freund noch lange nach.

In der Bahn denkt Gunther an das schöne Miteinander mit Doris zurück und sie spürt seine Gedanken ganz intensiv. Gleich zu Hause greift sie zu ihren Malsachen und bringt ein Konterfei von ihm zu Papier, er ist noch tief in ihrer Erinnerung. Nach wenigen Korrekturen ist sie zufrieden, fotografiert das Aquarell und hängt es an eine Mail an:

11. 11. 2013 Geliebter,

ich muss Dir immer wieder danken für das schöne Wochenende, das Du mir geschenkt hast, ich fühle mich wie neugeboren. Ich habe ja lange in einem geistigen Dornröschenschlaf gelegen und muss nun alles im Schnellzugtempo nachholen. Du weckst in mir Qualitäten, von denen ich selber nichts wusste. Ich komme mir wie verzaubert vor, auf allen Ebenen!

Damit ich ständig an Dich erinnert werde, habe ich aus dem Gedächtnis Dein Konterfei gemalt und schicke es Dir mit. Bei mir hängt es schon über dem Bett. Ich halte es für einigermaßen ähnlich, schreib‘ mir doch mal Deine Meinung.

In tiefer Liebe grüße ich Dich, Deine Doris

11.11.2013 Geliebte,

gerade bin ich angekommen und finde schon Deine Mail mit dem schönen Bild. Ich habe mich gleich im Spiegel damit verglichen und finde, dass es toll gelungene ist. Hab‘ ganz herzlichen Dank und auch dafür, dass Du mir ja auch solch schönes Wochenende geschenkt hast, wobei Du selbst das größte Geschenk für mich warst. Es war auch schön für mich, dass Du mich in der Mail mit „Geliebter“ angesprochen hast, und voller Freude erwidere ich diese Anrede.

Ich freue mich schon auf unsere nächste Begegnung, wir sollten nicht zu lange damit warten.

Viele herzliche Küsse, Dein Gunther

Doris und Gunther haben sich nur langsam ineinander verliebt, doch fühlten ihre Seelen schon bald, dass sie zueinander gehören. Gunther erkannte, dass Doris ein viel wertvollerer Mensch war, als seine Freundin und offenbarte es ihr. Und Doris war aus Rücksicht auf seine Freundin so anständig, sich ihm erst zu öffnen, als sie wusste, dass er sich von der Frau trennen würde. Als er sich von seiner Freundin verabschieden musste, fühlte sie den Berg auf seiner Seele und spürte sein Herzklopfen in ihrem Körper. Ihre Gedanken stärkten ihn.

Als Gunther vier Wochen später bei ihr war, fühlte sie morgens seine Sehnsucht und bei ihrer Vereinigung schlugen ihre Herzen im Takt. Selbst nach dem Treffen waren die Gedanken des Geliebten noch so stark in ihr, dass sie ihn im Bild festhalten konnte.

Mein Herz, ich will dich fragen, was ist denn Liebe, sag!

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