Читать книгу Perry Rhodan 1880: Die Dscherro - Ernst Vlcek - Страница 7
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ОглавлениеEs herrschte eine eigenartige Atmosphäre in der Burg.
Zum einen waren die Dscherro siegestrunken, weil sie die Terraner in deren eigenen Stadt bereits seit drei Tagen an der Nase herumführten, ohne dass die Weichhäute auch nur einen von ihnen so richtig zu sehen, geschweige denn zu fassen bekommen hatten. Im Gegenzug hatten die Dscherro bis jetzt bereits über tausend Gefangene gemacht.
Andererseits mussten sich die Dscherro ernsthaft Gedanken über ihre Zukunft machen. Sie waren von Thorrim, wo sie mit den feigen Thorrimern leichtes Spiel gehabt hatten, mitsamt ihrer Burg in einen unbekannten Teil des Universums verschlagen worden. Dies völlig unerwartet und ohne Vorwarnung. Von einem Moment zum anderen. Hier sahen sie sich den mächtigen Terranern in deren ureigensten Domäne gegenüber.
60.000 Dscherro gegen ein hochtechnisiertes Milliardenvolk! Das musste auch die harten Dscherro-Kämpfer irritieren, das war nicht mit den üblichen Einsätzen vergleichbar.
Doch die Dscherro hatten sich dieser neuen Situation schnell angepasst und das Beste daraus gemacht. Zuerst hatten sie ihre Burg und die Umgebung innerhalb des Faktorelements abgesichert, dann waren sie, mit aller zur Gebote stehenden Vorsicht, auf Erkundung gegangen. Und dabei waren sie auf ein Schatzkästchen sondergleichen gestoßen: auf eine Megalopolis mit vielen Millionen verletzlichen Bewohnern – und mit einer unglaublichen Fülle von faszinierender Technik.
In unzähligen heimlichen Einsätzen waren die Gegebenheiten in dieser Megalopolis, deren Name Terrania war, ausgekundschaftet worden. Und was dabei herauskam, musste das Herz eines jeden Dscherro höher schlagen lassen. Diese Stadt mit ihren wohlbehüteten und darum so verletzlichen Bewohnern war eine wahre Schatztruhe. Diese Fundgrube schrie förmlich danach, geplündert zu werden.
Doch es zeigte sich, dass die Führungsspitze nicht dachte. Der Wankelmut des Taka und seiner Berater übertrug sich auf alle Bereiche der Burg.
Fellokk begegnete dieser Atmosphäre der Unschlüssigkeit und der daraus resultierenden Ungewissheit auf Schritt und Tritt. Wer ihn jedoch um seine Meinung fragte, bekam von ihm eine klare Antwort. Denn es gab nur einen Ausweg aus dieser Misere: Man musste den dscherroeigenen Weg konsequent beschreiten, wie man ihn in der Heimat DaGlausch seit Hunderten und Tausenden von Jahren erfolgreich praktizierte.
Diese Meinung vertrat Fellokk vom ersten Augenblick an. Doch wurde sie nicht von allen geteilt.
Nach der Rückkehr in die Burg führte Fellokks erster Weg zu den Kerkern, um dort die beiden Gefangenen abzuliefern. Er hatte Schickor und Konnack mit der Begründung entlassen, dass sie sich von den vorangegangenen Strapazen entspannen sollten. Tatsächlich wollte er jedoch mit Onkerk, dem Serofen für Rechtsprechung, unter vier Augen reden, um von ihm die Absichten des Taka zu erfahren.
Fellokk bekam es zuerst mit dem Kerkermeister Chlenakk zu tun. Er war 30 Jahre jung und hatte den Ruf, überaus brutal und grausam mit Gefangenen umzugehen, mit der Methode der »strengen« Befragung jedoch auch außerordentlich erfolgreich zu sein. Das hatte sich schon auf Thorrim gezeigt, und darum ließ Onkerk ihm bei der Wahl seiner Mittel freie Hand.
Wann immer Fellokk ihm bisher begegnet war, trug Chlenakk bunte Kleider. Sein Stirnhorn war ähnlich gedreht wie das von Fellokk, nur etwas kürzer. Sie waren bisher immer recht gut miteinander ausgekommen.
»Sind diese beiden Terraner etwas Besonderes?«, erkundigte sich Chlenakk, als er den Mann und die Frau, beide noch immer bewegungsunfähig, in Empfang nahm.
Fellokk erklärte ihm die Umstände, unter denen er sie entführt hatte. Nachdem er geendet hatte, sagte Chlenakk nachdenklich:
»Ich habe von so einem Ritus noch nicht gehört. Aber keine Sorge, sie werden mir verraten, was er zu bedeuten hat. Ich werde dich über das Ergebnis meiner Befragung informieren, wenn du es wünschst, Fellokk.«
Der Krieger winkte nachlässig ab.
»Eigentlich wollte ich zu Onkerk und von ihm hören, ob bereits Entscheidungen über unsere Zukunft gefallen sind«, sagte Fellokk. »Die Terraner werden uns nicht mehr viel Zeit lassen – jetzt, nachdem sie eine kleine Armee verloren haben.«
»Ich weiß«, sagte Chlenakk und zog dabei den Unterkiefer ein, so dass die vier Reißzähne gegen die Oberlippe drückten. »Doch im Vertrauen, Fellokk, ich glaube nicht, dass Onkerk für dich der richtige Ansprechpartner ist.«
»Ich habe dich nicht um deine Meinung gefragt, Chlenakk«, sagte Fellokk zurechtweisend. »Wo finde ich Onkerk? Ich möchte ihn sprechen.«
Chlenakk ließ ergeben den Unterkiefer sinken.
»Du bist ein großer Krieger, Fellokk, und wirst auch von allen sehr geachtet, obwohl du keine politische Macht besitzt«, sagte er dann langsam. »Doch lass dir von einem Freund etwas sagen. Du vertrittst, seit wir in Terrania gelandet sind, eine Meinung, die von einigen missbilligt wird. So auch von Onkerk. Er wäre im Moment kein guter Gesprächspartner für dich.«
Fellokk betrachtete Chlenakk misstrauisch und fragte dann: »Was für eine Meinung vertrete ich denn?«
»Nun, du machst kein Hehl daraus, dass du den Kampf willst«, antwortete Chlenakk. »Du sagst es jedem, der es hören will, und etliche Dscherro sind deiner Ansicht. So auch ich. Onkerk gehört jedoch zur anderen Seite.«
»Und wer von der Führungsschicht bläst mit Onkerk ins selbe Horn?«
»Ich bin bei den Gesprächen der Serofen nicht dabei«, wich Chlenakk aus, »und kann darum nicht über ihre Standpunkte urteilen. Doch jeder weiß, dass Onkerk stets derselben Meinung wie der Taka ist. Also kann man davon ausgehen, dass Taka Poulones eine friedliche Lösung anstrebt.«
Fellokk spürte bei diesen Worten, wie seinen Körper eine Hitzewelle durchraste.
»Du glaubst wirklich, der Taka würde sein Volk verraten? Er würde uns auf Gedeih und Verderb den Terranern ausliefern?«
»So habe ich das nicht gesagt«, beeilte sich Chlenakk, seine Worte abzuschwächen. »Es hat nur den Anschein, dass unsere Führungsspitze einen Kompromiss mit den Terranern anstrebt. Wie ein solcher aussehen könnte, kann ich nicht …«
»Es kann keinen Kompromiss geben!«, schrie Fellokk voller Zorn. »Dscherro sind es gewohnt, um ihr Leben zu kämpfen. Aber eher würden sie sterben, als darum zu schachern.«
»Mäßige dich, Fellokk!«, ermahnte Chlenakk den Krieger. »Ich bin ja ganz auf deiner Seite. Doch bedenke, dass andere deine Worte gegen dich verwenden könnten.«
Fellokk beruhigte sich ein wenig. Er versuchte abzuwägen, welcherart Chlenakks Sinnesart war. Er entschied sich dann rasch dafür, ihm zu vertrauen. Fellokk besaß ein eigenes Gespür dafür, Sinnesgenossen von Gegnern zu unterscheiden.
»Vielleicht werde ich noch auf dich zurückkommen, Chlenakk«, sagte er dann ungewöhnlich ruhig. »Dennoch möchte ich jetzt mit Onkerk sprechen. Ich muss von ihm selbst erfahren, wessen Gesinnung er ist.«
»Ich werde dich zu ihm bringen, Fellokk«, bot sich Chlenakk an und fügte beschwörend hinzu: »Doch folge meinem Rat und sei vorsichtig.«
Fellokk strafte diese Aussage mit Verachtung.
*
Onkerk, der Serofe für Rechtsprechung, in dessen Bereich auch die »Betreuung« der Gefangenen im weitesten Sinne gehörte, empfing den jungen Krieger in seinen Gemächern. Er war ein Mann von etwa achtzig Jahren, der seine Drangperiode schon lange hinter sich hatte. Hätte er es nicht geschafft, sich in der Hierarchie der Dscherro hochzuarbeiten, wäre er in diesem Alter bereits dazu verurteilt gewesen, den Tod im Kampf zu suchen. Als Serofe, der geschickt die Machtströmungen auslotete und mit ihnen schwamm, konnte er jedoch eines ruhigen Lebensabends gewiss sein.
Er betrachtete den jungen Krieger missbilligend, der in voller Kampfmontur von den Straßen Terranias bei ihm hereinplatzte und eine Vielzahl übler Gerüche an sich trug, von denen sein Körperschweiß noch der erträglichste war.
Fellokk trug ein hüftlanges Wams mit schwarzen und gelben Längsstreifen, das vorne von drei Waffengurten zusammengehalten wurde. Die langen Ärmel endeten an den Handgelenken in metallenen Schellen. Diese Gelenksbänder besaßen Displays, die über einige Umweltbedingungen wie Schwerkraft, Luftzusammensetzung und dergleichen Auskunft gaben. Eines der Displays zeigte jedoch die Körpertemperatur des Trägers an. Diesem Display schenkte Onkerk besondere Aufmerksamkeit.
Irgendwie war er erleichtert, als er feststellte, dass Fellokk völlig kalt war, seine Körpertemperatur der einer Ruhephase entsprach. Onkerk war bekannt, was für ein Heißsporn dieser populäre Krieger war, und darum erachtete er es als besser, ihm nicht gegenüberzutreten, wenn sein Blut im Kampffieber pulsierte.
Fellokk trug auch noch Bogantöter und Neuro-Pinsel. Seinen Kopf zierte der Ortungshelm mit den Spezialsichtgläsern, welche jedoch hochgeklappt waren, so dass das gedrehte Stirnhorn zwischen ihnen aufragte. Wenn Fellokk den Kopf zur Seite drehte, dann konnte man den Totenschädel blau leuchten sehen, der auf der Knochenplatte des Schädels eingeschnitzt war.
»Gegen wen ziehst du in den Kampf, dass du in voller Kriegsmontur zu mir kommst, Fellokk?«, fragte Onkerk mit unverhohlenem Tadel. »Du hättest dir wenigstens den Gestank der Terraner abwaschen können.«
»Dafür war noch keine Gelegenheit«, antwortete Fellokk, ohne dass es entschuldigend gemeint war. »Die Zeit drängt, es müssen Entscheidungen fallen. Die Terraner haben einen ersten schüchternen Angriff gestartet. Das nächste Mal werden sie mit schwereren Geschützen auffahren – wenn wir ihnen nicht zuvorkommen. Ich möchte im Namen der Krieger erfahren, welche Maßnahmen zur Sicherung unseres Fortbestandes zu erwarten sind.«
»Welche Maßnahmen würdest du denn erwarten?«, erkundigte sich Onkerk.
Fellokk erwiderte den Blick des alten Serofen schweigend und unnachgiebig, bis dieser sich abwandte.
»Zuerst einmal kann ich dich beruhigen, Fellokk, dass die Terraner nicht so schnell einen zweiten Angriff wagen werden«, argumentierte Onkerk schließlich, und ohne den Krieger anzusehen. »Dafür spricht vor allem, dass sie nicht noch weitere Artgenossen in Gefangenschaft schicken wollen. Zweitens wollen sie das Leben der tausend Terraner, die sich bereits in unserer Gewalt befinden, nicht aufs Spiel setzen. Sie sind familiäre Herdenwesen, denen das Leben des Nächsten soviel bedeutet wie das eigene. Und drittens haben sie noch überhaupt keine Ahnung, mit welchem Feind sie es hier zu tun haben – oder ob es überhaupt einen Feind gibt. Sie müssen in Erwägung ziehen, ob das alles nicht nur auf einem Missverständnis beruht und man sich vielleicht durch Verhandlungen arrangieren könnte.«
»Ist das die Einstellung eines Dscherro – Verhandlungen anzustreben?«, fragte Fellokk.
»Das ist vor allem die Begründung dafür, warum die Terraner nicht überhastet handeln werden«, versetzte Onkerk. »Ich kenne durch intensive Verhöre die Mentalität der Terraner inzwischen gut genug, um sie richtig einzuschätzen. Darum weiß ich, dass wir noch ausreichend Zeit haben, uns geeignete Maßnahmen zu überlegen. Und sei gewiss, Fellokk, dass die Führungsspitze die richtige Entscheidung treffen wird.«
»Ist es möglich, dass man Verhandlungen mit den Terranern in Erwägung zieht?«
»Nun … Ich kann weder für die anderen Serofen noch für den Taka sprechen«, antwortete Onkerk ausweichend. »Es gibt jedoch eine Reihe von Möglichkeiten, wie wir uns verhalten könnten. Wir werden uns bestimmt auf die zielführendste einigen. Wie würdest denn du an Taka Poulones' Stelle handeln?«
»Als einfachem Krieger steht es mir nicht zu, in die Rolle des Taka zu schlüpfen«, zog sich Fellokk aus der Schlinge.
»Hm, klug geantwortet«, sagte Onkerk, der Fellokk offenbar hatte auf die Probe stellen wollen. »Und wie würde der Krieger Fellokk in diesem Fall entscheiden?«
»Ich würde den Weg der Dscherro gehen«, sagte Fellokk schlicht. »Ein Dscherro darf nicht anders handeln, als ein Dscherro handeln muss.«
»Wie wahr, wie weise«, sagte Onkerk, den eine solche Antwort nicht zufriedenstellte. Dieser Fellokk war zu schlau, um sich mit einer Meinung festzulegen, die dann womöglich gegen ihn verwendet werden konnte. »Und genau so wird es auch geschehen.«
Als Fellokk ging, war er ein wenig in Aufruhr. Er hatte die Falschheit des Serofen Onkerk förmlich wie einen üblen Gestank riechen können. Onkerk hatte ihm eine Falle stellen, ihn zu einer Art Geständnis treiben wollen, um ihn dann womöglich verräterischer Umtriebe zu bezichtigen.
Nur darum hatte er vorsichtiges Taktieren der ehrlichen Meinung vorgezogen.
*
Die silberne Kombination war so etwas wie Tschochs Markenzeichen. Darum wagte es niemand in der Burg, sich ähnlich zu kleiden wie der Serofe für das Kriegshandwerk.
Der Anzug war mit noppenartigen Wülsten besetzt, über die sich der Serofe drahtlos an die Schaltstellen der Burg anschließen konnte. Er war großzügig dimensioniert und fiel Tschoch locker über die Leibesfülle. Nur über der mächtigen Wampe spannte er ein wenig. Doch ein dicker Bauch war nichts, wessen sich ein Dscherro schämen würde; er war eher das Symbol für Würde und Stärke. Und solche strahlte Tschoch stets aus.
»Ich bin in Eile, Fellokk«, sagte der Serofe, als der Krieger bei ihm vorsprach. »Taka Poulones ruft zu einer Lagebesprechung. Du kannst dir vorstellen, dass es wichtige Dinge zu erörtern gibt.«
Tschochs finsteres Gesicht wurde von einem dicken, stumpfen Horn dominiert, das leicht nach links gebogen war. Dieses war, wie seine Schädelplatte, mit einer rubinroten Lackschicht überzogen. Aus der Rubinschicht des Schädels leuchtete blau ein Ring, der von einem sechsfach gezackten Blitz durchstoßen wurde: das Amtssiegel des Kriegsserofen. Tschoch war von ganz anderem Kaliber als der vorsichtig taktierende Onkerk, der sein Horn stets nach der Strömung richtete.
»Darum komme ich zu dir, Tschoch«, sagte Fellokk. »Aus Sorge um die Zukunft der Dscherro. Sie wird davon abhängen, wie man sich gegenüber den Terranern verhält.«
»Kommst du als offizieller Beauftragter der Krieger, Fellokk?«, erkundigte sich der Kriegsserofe.
»Ich brauche keinen Auftrag, um mich um die Zukunft der Krieger zu sorgen«, antwortete Fellokk. »Seit ich Krieger bin, habe ich stets zu unser aller Wohl gekämpft. Ich möchte von dir erfahren, ob ich das weiterhin tun darf oder ob ich vor den Terranern zu Staube kriechen muss.«
Tschoch gab sich äußerlich amüsiert, doch Fellokk spürte – roch es förmlich –, dass er durch seine Worte innerlich aufgewühlt war.
»Wie kommst du nur auf solche absurden Ideen, Fellokk?«, fragte Tschoch und spielte mit den Noppen seiner silbernen Kombination; dabei handelte es sich um Multifunktionselemente, über die er sich jederzeit drahtlos in das technische System der Burg einklinken konnte. »Ich wäre ein schlechter Kriegsserofe, würde ich einer Kapitulation vor den Terranern zustimmen. Daran darf niemand denken! Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Dscherro eine solche Möglichkeit überhaupt nur in Erwägung zieht. Ich jedenfalls plädiere für den Kampf.«
Tschochs Worte hatten eine beruhigende Wirkung auf Fellokk. Sie klangen aufrichtig. Dennoch hörte der Krieger einen Unterton heraus, der ihm verriet, dass nicht alles, was Tschoch sagte, seine ehrliche Meinung war. In welchen Punkten sagte der Serofe die Unwahrheit?
»Ich weiß nicht, ob du die Stimmung in der Burg richtig einschätzt, Tschoch«, sagte Fellokk. »Doch hört man von verschiedenen Seiten, dass viele der Ansicht sind, die Terraner seien ein viel zu übermächtiger Gegner, mit dem man sich besser nicht anlegen sollte.«
»Wer sagt das?«
»Ich komme soeben von Onkerk«, antwortete Fellokk, »und der erschien mir in seiner Haltung längst nicht so gefestigt und für eine kriegerische Lösung zu sein wie du.«
»Onkerk!« Tschoch sagte den Namen verächtlich. »Onkerk ist nicht das Sprachrohr der Dscherro. Er gibt nur von sich, was er für die allgemeine Meinung hält. Das klingt mal so, mal so.«
Tschoch hielt inne, als habe er sich dabei ertappt, zuviel ausgesagt zu haben. Er überlegte kurz, dann fuhr er in vertraulichem Tonfall fort:
»Ich schätze dich als ehrlichen und aufrichtigen Krieger, Fellokk, darum will ich dir etwas anvertrauen. Ich weiß, dass einige unter uns große Ehrfurcht, um nicht zu sagen Angst, vor den Terranern haben und darum bangen, dass sie uns vernichten könnten. Doch ich denke ganz anders. Die Terraner mögen das Potenzial haben, uns mit einem Handstreich auszuradieren. Doch wir haben die bessere Ausgangsposition. Ist das nicht auch deine Meinung, Fellokk?«
»Es ist mir wie aus dem Mund gesprochen!«, bestätigte Fellokk.
»Dann höre weiter. Ich habe mit Garrach, dem Serofen für taktische Belange, einen Plan ausgearbeitet, wie wir die Terraner in die Knie zwingen können. Diese Taktik werde ich Taka Poulones vorlegen. Er wird gar nicht anders können, als sich dafür zu entscheiden. Du kannst es allen Gleichgesinnten mitteilen, dass wir schon bald Terrania im Sturm nehmen werden.«
Bei den Worten des Serofen Tschoch durchströmte Fellokk ein Gefühl von Sympathie. Er erkannte ganz deutlich, dass Tschoch seine Worte diesmal in völliger Aufrichtigkeit aussprach. Er roch es deutlich, dass Tschoch sich ihm in diesem Moment ehrlich offenbarte.
Aber was hatte zuvor der falsche Unterton zu bedeuten gehabt, als Tschoch davon sprach, dass keiner in der Burg an Kapitulation dachte?
Es konnte nur so sein, dass Tschoch von dieser Behauptung nicht überzeugt war. Also gab es welche, die sich am liebsten vor den Terranern beugen wollten. Onkerk gehörte wohl dazu. Und wie stand es um Taka Poulones?
Fellokk durchströmte in diesem Moment ein Gefühl der Zuneigung für Tschoch. Was der Serofe zu ihm gesagt hatte, klang wie eine versteckte Absprache. Sie lagen auf einer Linie. Sie würden beide für die gemeinsame Sache eintreten.
»Ich bin dein Mann, Tschoch«, sagte Fellokk schließlich entschlossen. »Du kannst, was auch kommt, voll und ganz auf mich zählen.«
Der Kriegsserofe sah ihn mit einem seltsamen Blick an, den Fellokk nicht recht deuten konnte, und sagte: »Ich zähle auf dich, Fellokk. Du hast etwas an dir, das mich hoffen lässt, dass du der kommende Mann bist.«
Fellokk war daraufhin ein wenig irritiert, und er wusste nicht, was er darauf antworten sollte, weil er nicht verstand, wie Tschoch seine Worte meinte. Es klang fast, als würde er sich ihm, Fellokk, unterordnen.
Und dann sagte Tschoch abschließend folgende noch seltsamere Worte: »Ich und einige andere glauben ohnehin, dass Taka Poulones' Zeit bald abgelaufen ist. Man müsste den Prozess vielleicht sogar beschleunigen.«
Fellokk verließ die Gemächer des Serofen für das Kriegshandwerk in völliger Verwirrung.