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IV

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»Rara avis«, sagte der Dekan der medizinischen Fakultät, als er Jons das Zeugnis über das bestandene Physikum überreichte. Sein glattes, hochmütiges Gesicht war nicht ohne Freundlichkeit, aber selbst die Freundlichkeit war ein bißchen spöttisch. »Rara avis, weil man zugleich im Medizinischen wie im Moralischen eine Leuchte sein kann.«

Jons sah ihm ruhig in die kühlen grauen Augen.

»Und was wird nun werden, junger Kollege? Sie könnten wahrscheinlich eine Zukunft haben ...«

Die denke er auch zu haben, erwiderte Jons. In seinem Dorfe namens Sowirog.

Der Professor schüttelte den Kopf. Es gebe nur eine Zukunft in der Medizin, sagte er, und das sei die Chirurgie. Alles andere sei Geburtshilfe.

»Zukunft genug, Herr Professor«, sagte Jons und faltete sein Zeugnis zusammen.

Der Dekan lächelte wie zu einer Kinderantwort. »Auch auf unsere Ideale fällt der Staub«, erwiderte er. »In zehn Jahren werden Sie wissen, was Zukunft ist und an mich denken.«

Aber Jons dachte nicht mehr an ihn als an andere, auch nicht, wenn er vor der Klinik seinen glänzenden Wagen sah, mit einem Chauffeur, der auf die Studenten blickte, als seien sie Bäume an einer geraden Straße.

Er schickte keine Telegramme nach Sowirog, denn sie kosteten schon Tausende, und »Tausend« schien ihm immer noch eine ungeheure Zahl, auch wenn man nur eine Briefmarke dafür kaufen konnte. Er wußte nicht, ob der Vater je diese Zahl gekannt hatte.

Aber er schrieb ein paar Postkarten und saß eine halbe Stunde ohne Arbeit auf dem Sofa in Jumbos Zimmer, die Augen auf die Bücherreihen gerichtet und auf das, was er dahinter sah. Er war müde, aber Müdigkeit war die Speise der Armen, und er kannte viele in Sowirog, die müder waren als er.

Fräulein Holstein klopfte leise an die Tür und brachte ihm einen Blumentopf. Rote Alpenveilchen, und sie standen leuchtend vor dem grauen Fenster. »Ich habe es gewußt, Herr Jons«, sagte sie, »aber was hilft es Ihnen alles, wenn die Mark weiter fällt?«

Sie werde einmal aufhören zu fallen, erwiderte Jons lächelnd, und der große Professor habe immer noch seinen glänzenden Wagen. Es müsse also doch gehen.

Sie schüttelte ablehnend den Kopf mit dem längst ergrauten Haar. »Werden Sie auch tausend Mark für eine Operation nehmen, Herr Jons?« fragte sie. »Oder hunderttausend oder eine Million?«

Wahrscheinlich werde er ein Pfund Butter nehmen und eine Rauchwurst, erwiderte er lächelnd, und es habe immer Zeiten gegeben, in denen das mehr gewesen sei als eine Million.

»Ja, Sie sind auch ein Mensch, Herr Jons«, sagte sie, »und kein Blutsauger!«

»Das würde nun den Professor kränken und den Schuster freuen«, meinte Jons.

Aber sie seufzte nur und wischte ein Staubkorn vom Tisch. »Es ist nun alles gleich«, sagte sie müde. »Republik oder Monarchie. Es wird immer mit den armen Leuten gekocht, nicht mit Holz oder Kohle. Auch die Kommunisten würden es nicht anders machen. Nur daß die Frauen dann jedem gehören würden.«

Jons lächelte wieder, weil er dachte, daß er keinen Kommunisten kenne, der sich an Fräulein Holstein vergreifen würde. Nicht einmal der alte Schuster würde das tun. »Lassen wir die anderen ihre Sorgen haben, Fräulein Holstein«, sagte er. »›Du aber gehe hin und verkünde das Reich Gottes!‹, sagte mein Vater.«

»Ich sagte ja, daß Sie ein Mensch sind, Herr Jons«, wiederholte sie, rückte den Blumentopf noch einmal zurecht und glitt dann wie ein Schatten aus dem Zimmer.

Jons aber blieb noch eine Weile sitzen, den Kopf an die schwarze Sofaecke gelegt, und dachte an das »Reich Gottes«. Die Streiks nahmen zu, die Umzüge, die Arbeitslosen, die Prügeleien, die Abzeichen auf den Rockumschlägen. Die Studenten hatten einen Fackelzug für einen General gemacht, an den Jons nicht mit besonderer Hochachtung dachte, und mit den brennenden Fackeln auf diejenigen eingeschlagen, die dem General alles andere bringen wollten, nur keinen Fackelzug. Auch Jons hatte mitgehen sollen, aber er hatte nicht gewollt. Er habe an drei Jahren Fackelzug genug, hatte er nur gesagt. Man hatte ihn böse angesehen und dann die Achseln gezuckt. Wo es um »Weltanschauungen« gehe, werde immer gern mit den Achseln gezuckt, hatte Jons gedacht.

Dieses wenigstens schien wahr und unantastbar zu sein, daß das Reich Gottes nicht von dieser Welt sei. Wieder blickte er über Jumbos Bücher hin und hörte die sanfte, spöttische, liebevolle Stimme. »Dreißig Morgen, Jons, hörst du? Dreißig Morgen!« Nein, er hatte noch nicht den Pachtvertrag, aber das Papier dazu hatte er vielleicht schon in den Händen. Und etwas mehr als das Papier. Sein Herz war noch nicht enttäuscht worden. Weder durch den Professor, dessen Vorlesung er verlassen hatte, noch durch die Witze, mit denen Studenten eine Sektion begleiteten, noch durch den großen Chirurgen, der von der Zukunft gesprochen hatte. Sie alle hatten ein Sprechzimmer vor sich und ein kleines oder großes Messingschild an der Tür. Und hinter sich hatten sie eine Schule oder eine Verbindung oder die kümmerliche Enge eines bürgerlichen Lebens. Urteile, Gesetze, Traditionen. Eben eine »Weltanschauung«.

Aber Jons hatte keine Weltanschauung außer dem Satz von den dreißig Morgen. Statt dieser Weltanschauung aber hatte er ein Dorf, das der Eulenwinkel hieß, und die Erinnerung an ein nächtliches Feuer, das auf einer Insel brannte. Er hatte des Vaters schwere Bibel mit den ungefügen Buchstaben und dahinter des Vaters Bild, wie er am Meiler stand oder zum letzten Male aus dem Dorfe ging. Er hatte die Mutter, die ihre Hand um die Fichtenstange gelegt hatte, und Maria und die beiden Kinder, und eines von ihnen hatte den Kopf an seine Schulter gelegt, um zu schlafen. Er hatte Herrn Stilling und den Herrn von Balk und die Frauen von Sowirog, die ihm zugewinkt hatten. »Geh mit Gott, Jons!« Und er hatte »einen weißen Stein und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben«. Er war so reich, daß er keiner Fackelzüge und keiner Weltanschauung bedurfte.

Aber es war nicht zu übersehen, daß er hungerte und fror. Mit oder ohne Weltanschauung. Daß er seine Anzüge bis auf den Grund abgebürstet hatte und daß er, sobald ein Geldschein eintraf, zu dem kleinen Laden stürzen mußte, um Hanfsamen für den Buchfinken zu kaufen, ehe der Geldschein wieder nichts als ein Stück Papier war. Er war lange nicht zu Hause gewesen, und sie wußten dort wohl nicht recht, wie es in den Städten zuging. Nicht einmal Herr von Balk, der so viel wußte.

Aber es würde weitergehen wie »Hagel über dem Wald«, und er hatte nur zuzusehen, fertig zu werden. Nicht so fertig, wie die meisten anderen es meinten, mit einem Examen und etwas klinischer Praxis, sondern so, daß er mit einem ruhigen Herzen und einer ruhigen Hand nach Sowirog gehen könnte. Ein Mann ohne Zukunft, aber ein »Geburtshelfer«. Ein Mann ohne Angst, der nicht heimlich und atemlos in Büchern blättern mußte, um zu erkennen. Ein Mann, der im Gefühl hatte, wo der Tod sich einschlich, oder eine verschluckte Gräte so sicher herausnehmen konnte wie einen vereiterten Blinddarm. Der nicht fassungslos dastand, wenn Grünheids Stier jemand unter den Hörnern gehabt hatte oder eine schwere Kiefer auf den Rücken eines Waldarbeiters gestürzt war. Vieles geschah in einem kleinen Dorf, wo die Menschen der Natur unterworfen waren, ebensoviel wie in einer großen Stadt, und nur zu einem würden sie aufblicken, auf den sie gewartet hatten. Den sie »mit Gott« hatten gehen heißen und von dem sie mit einer unerschütterlichen Sicherheit glaubten, daß er auch mit Gott wiederkehren würde.

Und dann fielen ihm doch die Augen zu, und als Fräulein Holstein ihm das Mittagessen brachte, blieb sie regungslos in der Tür stehen und hielt den Atem an. Nun im Schlafe erst war das Gesicht von aller Spannung des Willens erlöst, und die schwere Erschöpfung aller Jahre war mit tiefen Zeichen in die jungen Züge eingegraben. Die Brust atmete ruhig, aber die Hände waren mit einer Gebärde tödlicher Ermattung auf dem schwarzen Leder ausgebreitet, und der Mund war der eines Kindes, das mit Tränen eingeschlafen war.

Fräulein Holsteins Hände zitterten so, daß das Glas mit Heidelbeersaft an den Tellerrand stieß. Jons erwachte sofort, aber es dauerte eine Weile, eh er sie erkannte. Dann versuchte er ein schuldbewußtes Lächeln, und wieder war ihr, als stehe er zum erstenmal auf der Schwelle, das Bauer mit dem Buchfinken in der Hand, ein Kind ohne Arg und Falsch, das aus den großen Wäldern aufgebrochen war.

»Herr Jons«, sagte sie leise, »ich habe die Furchen der Armen gesehen ...«

Er mußte erst eine Weile nachdenken, aber dann sprang er auf und legte den Arm um ihre zitternde Schulter. »›Es ist viel Speise in ihnen‹, steht dort geschrieben, Fräulein Holstein. Und es ist mir ein Trost, daß auch das Korn eine Weile schlafen muß, ehe es gemahlen wird.«

Er bekam seine Glückwünsche aus Sowirog und einen eingeschriebenen Brief von Gina, in dem eine Reihe von Dollarscheinen lagen. Er wendete sie langsam in seinen Händen, legte sie dann still beiseite und öffnete dann das Päckchen, das von seiner Mutter gekommen war. Es war mit Moos gefüllt, und er mußte es zuerst ans Gesicht heben, um den Duft einzuatmen. Dann tat er es vorsichtig zur Seite, und dann lag auf dem Grunde unter einem groben Briefblatt ein rötlich angestrichenes Kinderpferd, mit geschnitzten Beinen und zu großem Kopf. Schwanz und Mähne waren aus Pferdehaaren angeleimt. Ein Teil der Farbe war abgescheuert und abgeblättert, und darunter kam das helle, glänzende Lindenholz zum Vorschein. Das Ganze war nur so groß, daß es auf der Hand Platz hatte.

Lange blickte Jons auf dies ungeschickte Gebilde nieder. Er erinnerte sich des Geburtstages, an dem der Vater es ihm geschenkt hatte, und er sah die rauhe, schwärzliche Hand, die es ihm mit einer verlegenen Scheu auf die grobe Bettdecke geschoben hatte. »Ich habe es selbst gemacht, Jons«, hatte er gesagt. »Es ist nicht sehr schön, aber man kann es doch vielleicht erkennen.« Und dazu war dieses wunderbare, stille Lächeln um seine Lippen gewesen, das Lächeln, von dem Jons nun wußte, daß es das Lächeln eines Heiligen gewesen war. Damals hatte er es noch nicht gewußt, aber das Pferd hatte er herrlich gefunden, und jahrelang hatte er es zur Nacht auf das Laublager in der Meilerhütte genommen. Dann war es von anderen Dingen abgelöst worden und in Vergessenheit geraten.

Immer noch starrte er grübelnd auf dieses Zeichen versunkenen Lebens. Er sah die harten Hände der Mutter, wie sie das Moos aufhoben vom Meilergrund und es behutsam um das Spielzeug legten. Wie mochten ihre Augen darauf niedergeblickt, wie mochte ihr Herz dazu geschlagen haben? Er wußte es nicht, und wahrscheinlich würde er es niemals wissen.

Dann öffnete er das zusammengefaltete Blatt und sah die zitternden Buchstaben. Eine enge, hohe Schrift, aber jeder Zug in ihr hatte das Zeichen einer gramvollen Müdigkeit. Eine Schrift, die sich »zur Grube neigte«.

»Dieses hatte der Vater mit«, stand dort geschrieben, ohne Anrede, »als er in den Krieg ging. Sie haben es mir geschickt. Es lag im Tornister, zuunterst, und es war ein seidenes Tuch darum gewickelt.«

Nichts weiter. Kein Gruß, kein Glückwunsch, keine Unterschrift.

Aber auch ohne dies war es ein Testament. Das Testament eines Herzens, dem nur eine karge Sprache gegeben war.

Jons setzte das kleine Pferd auf den Tisch, neben die Dollarscheine, die in schönen Farben schimmerten, und blickte dann von einem zum andern. Es war ein Blut, aus dem sie kamen, und Blut war ein »geheimnisvoller Saft«.

Endlich stellte er das kleine Pferd auf das mittelste der Bücherbretter, über die vier Bände der »Reden Gotama Buddhas«, und dort stand es nun wie ein schüchternes magisches Symbol, der kleine Fetisch eines kleinen Dorfes und der Talisman eines großen Herzens.

Von Herrn von Balk war ein neues mattglänzendes Mikroskop gekommen. In seinen Sockel war das Vorwort zum »Nathan« eingegraben: »Introite, nam et heic Dii sunt.« Jons mußte lächeln, und er sah die ironischen Falten um Balks Augen, als er den Auftrag für die Schrift gegeben hatte. Für ihn waren in jeder Arbeit Götter, und deshalb gelang ihm jede. Für die meisten aber war nur Geld in der Arbeit, und deshalb mißlang sie ihnen.

Ja, nun mußte er weitergehen und einen neuen »Plan« aufstellen. Denn neben Semestern und Übungen mußte es Geld geben. Es ging nicht an, daß er von Gnade lebte oder von Freundschaft. Stillings Haar war weiß, und ein Teil davon fiel ihm zu, Jons allein.

Er wußte noch nicht, daß ihm um diese Stunde noch mehr davon zugefallen war. So viele an Jons' Schicksal teilnahmen, mit Erwartung, mit Sorge, mit Stolz, so war von allen doch der alte Lehrer derjenige, in dessen Lebensbahn die seine am tiefsten eingesenkt war, seit Jakob in der russischen Erde schlief. Es war nicht nur, weil er ein Menschenleben lang für ihn gespart und gedarbt hatte. Es war, weil Jons das Licht war, das über seinem Herzen und denen des Dorfes brannte. Das er angezündet hatte und um das er die Hände glaubte halten zu müssen, als es schon nicht mehr nötig war. Aller Irrtum des Lebens, alles Versäumte und nicht Gelungene war ausgelöscht, wenn dieses gelang: daß ein Kind des Dorfes sich aus der Dumpfheit und Fron erhob und aus einem Tagelöhner ein Segen würde. Es war nichts mit der Gerechtigkeit auf dem Acker und würde auf dieser Erde nie etwas sein. Es war auch nichts mit einem Statthalter Gottes, der durch die armen Dörfer fuhr und das Leid fortnahm, wie man Heu mit dem Rechen nimmt. Aber damit war es etwas, daß in einem dumpfen und beladenen Hause ein Fenster aufgestoßen wurde, und aus dem Fenster reichte eine Hand Brot an die Hungrigen, nachdem sie jahrhundertelang nur genommen hatte.

Und mit dieser Hand war ein ganzes Geschlecht geehrt, und mit dem Geschlecht das Dorf Sowirog, und mit ihm alle armen Dörfer dieser Erde. Ein altes Leben war nicht vertan, wenn dieses gelang. Fünfzig Jahre hatte es zwischen der Fibel und dem Buch der Bücher zugebracht, zwischen dem Geringsten und dem Höchsten. Es war nicht viel, daß die verarbeiteten Hände ihren Namen schreiben, und die ermüdeten Augen eine Bekanntmachung lesen, die gefurchten Stirnen ausrechnen konnten, was fünf Scheffel Hafer brachten, wenn der Scheffel drei Mark kostete. Es war nicht viel, weil ihre Urgroßväter keines davon gekonnt hatten und doch die geweihte Erde auf ihren Augenlidern trugen. Aber das war etwas, daß sie wußten, was recht und unrecht war, was Wesen und Unwesen, und daß sie wußten oder ahnten, daß die Bergpredigt auch unter dem verkrümmten Birnbaum auf dem sandigen Hügel über ihrem Dorfe gesprochen und verheißen worden war.

Und an allem diesem hatten Stillings Hände und sein weißes Haar ihren wohlgemessenen Anteil.

Er trug an Jons' erstem Examen schwerer als dieser. Er erinnerte sich der verwunderten oder hochmütigen Gesichter, die damals vor langen Jahren im Gymnasium auf seinen Hohenzollernmantel und auf des kleinen Jons eisenbeschlagene Schuhe geblickt hatten. Und die Professoren an der Universität würden nicht besser sein, sie würden wahrscheinlich gefährlicher sein. Könige der Wissenschaft, und Könige hatten selten Geduld. Köhler gab es nur noch in Märchen, und vor Köhlersöhnen würden sie keine besondere Hochachtung haben.

Aber selbst wenn dieses gelang, diese erste große Sprosse auf der Leiter der Zukunft, dann blieb immer noch dies, daß der Mann auf der Sparkasse bedauernd die Achseln gezuckt und gesagt hatte: »Es ist nichts mehr, Herr Stilling. Es tut mir leid, aber für den Rest können Sie noch sieben Brote kaufen. Genau sieben! Wenn Sie sie nämlich heute kaufen. Es trifft alle, und es tut mir wirklich leid.«

Stilling hatte die großen Scheine mit zitternden Händen genommen, den Rest seiner »Nobel-Stiftung«, und war langsam durch die Straßen der Kreisstadt gegangen, von Schaufenster zu Schaufenster. Die Steinplatten des Bürgersteiges lagen so fest wie immer unter seinen schweren Schuhen, aber er fühlte, daß sie schwankten. Wie bei einem Erdbeben, dachte er.

Schließlich blieb er vor dem kleinen Buchladen stehen und starrte auf die Auslagen. Das meiste waren große Titel mit grellen Farben auf schlechtem Papier, und sie sprachen von der Hölle der letzten Jahre oder dem Paradies der Zukunft. Stahlhelme oder Fackeln oder Schwerter, ganze und zerbrochene, blickten ihm als Symbole entgegen, und es war wie ein kümmerliches und lautes Menschengericht, mit Anklage und Verteidigung, wo Bruder gegen den Bruder stand.

Seine Augen gingen grübelnd die Reihen entlang, indessen seine noch immer zitternden Hände die großen Geldscheine umklammert hielten. Ein Buch sei mehr als sieben Brote, dachte er. Sieben Brote reichten für eine oder zwei Wochen, aber ein Buch könne für ein ganzes Leben reichen.

Und dann sah er ganz hinten, beschattet von allem Glanz und allerlei Prahlerei der leuchtenden Titel, ein kleines, altes Bändchen in einem schönen Einband aus vergangener sicherer Zeit, und es hieß »Der arme Mann im Toggenburg«, und er erinnerte sich, daß er einmal davon gehört oder gelesen hatte als von dem berühmten Bericht eines einfachen, redlichen Lebens.

Er ging hinein und bekam das Buch, und es war so, daß die Scheine gerade dafür reichten.

Während er den langen Weg nach dem Dorfe zurückging, zwei Meilen lang, unter einem windzerklüfteten Himmel, durch den die Kranichzüge sich nach Süden pflügten, blieb er oft und immer öfter stehen und las die tapferen, einfachen und tröstlichen Worte, Seite für Seite. Der Wind trieb die Pelerine und die Falten seines Hohenzollernmantels zur Seite, die welken Birkenblätter fielen auf sein weißes Haar und die Blätter des Buches, und wenn er auf einem der sandigen Hügel stehenblieb, eine einsame, dunkle Gestalt vor dem ungeheuren Himmelsraum, war er wie ein Magier anzusehen, der ausgegangen war, um den Sturm zu beschwören oder die Tränen dieser armen Erde, oder den Stein der Weisen unter den brausenden Wipfeln zu finden.

Und es war auch in Wirklichkeit so, daß er wenigstens seine eigenen Tränen beschwor. Denn der »arme Mann« legte seine kummervollen und gläubigen Hände auch über Herrn Stillings Leid, die schwankende Erde wurde wieder fest, das Bleibende hob sich wieder aus den Trümmern heraus, und als er in der tiefen Dämmerung wieder am Dorfrande stand und den Balken des Ziehbrunnens und den »toten Pfarrer« vor dem glühenden Abendrot erblickte, und hier und da ein mattes Licht hinter erblindeten Fensterscheiben, faltete er seine Hände um das kleine Buch und meinte, daß er nun wohl wie Noah auf dem Berge Ararat sei und daß keine Sintflut ein gläubiges Herz erreichen könne, wenn aus einem dieser Herzen einmal ein solches Buch aufgestiegen sei.

So bekam Jons Ehrenreich zu dem kleinen Kinderpferd und den bunten Dollarscheinen, zu dem glänzenden Mikroskop und den roten Alpenveilchen nun auch dieses kleine Buch vom »armen Mann«, und es war ihm, als sei er damit über alle Gebühr an Ehren reich.

Aber für Herrn Stilling war es damit nicht abgetan. Er hatte ein Geschenk erworben für den großen Examenstag und für lange Zeit darüber hinaus, aber er hatte nichts für des Leibes Notdurft erworben, das er Jons hätte schicken können, und dies hatte er versprochen, als er ihn zum ersten Male an der Hand in die große Stadt geführt hatte. Viele Tage stand er grübelnd vor seinen Büchern und den Schränken des Zwergenhauses, nahm etwas in die Hand und legte es wieder fort, so lange, bis Elisa ihn mit scharfer Stimme fragte, ob er etwas verloren habe oder eine Auktion veranstalten wolle.

Da schüttelte er den Kopf und ging schuldbewußt zu der Weltkugel zurück, die sich immer noch gehorsam drehte, sobald man den Finger an die sichere Wölbung legte.

Und am Abend ging er heimlich zu Korsanke.

»Du weißt doch viel, Korsanke«, sagte er ohne Einleitung. »Und du weißt, wie es mit Jons Ehrenreich und der Mark steht. Meinst du, daß ich etwas habe, wofür ich Dollars bekommen könnte? Sie sind doch jetzt nun der einzige Zauber, den es auf der Welt gibt. Wie soll er leben und studieren, Korsanke, wenn er nichts als diese kleinen Bilderbücher in die Hand bekommt, die wir Geld nennen? Ich kann nicht mehr schlafen, Korsanke.«

Der Gendarm schüttelte langsam den Kopf hinter den Rauchwolken seiner langen Pfeife. »Laß du lieber deine Finger davon, Stilling«, sagte er. »Sie erzählen ja, daß hinter dem Landratsamt so ein Laden ist mit alten Hosen und Kupferkesseln und daß der Mann hinter dem Ladentisch Gold, Brillanten und Platin kauft und Dollars dafür gibt. Aber ich glaube es nicht, und der Mann hat auch keinen guten Leumund. Er wird schon durchkommen, unser Wunderdoktor, und du bist zu alt dazu, Stilling. Sie würden dich doch betrügen.«

Der Lehrer nickte und stand dann bald auf. »Wo sollte ich auch Brillanten bekommen?« sagte er nur mit einem unsicheren Lächeln.

Aber am nächsten Nachmittag, als hinter den schweren Regenböen schon die erste Dämmerung zwischen den Häusern stand, drückte Stilling, nachdem er sich scheu umgeblickt hatte, die Klinke der Ladentür auf, erschrak vor dem blechernen und rasselnden Geläut der Türglocke und zog dann mit zitternden Fingern die goldene Uhr aus der Tasche, die er nach über fünfzig Dienstjahren bei seiner Pensionierung von den Lehrern des Kreises als eine Ehrengabe erhalten hatte. Es war eine kostbare Uhr, alt, ganz flach, mit einem matten Zifferblatt, und wenn man auf eine Feder drückte, gab ein verborgenes Werk mit zarten, lieblichen Tönen die Viertelstunde und die Stunde an, die eben vorübergegangen war. Der Name eines berühmten Schweizer Dorfes war in die Innenseite des Deckels gestochen, und darunter stand in winziger Schrift: »Adalbert Stilling für fünfzig Jahre Treue und Redlichkeit.« Er hielt sie hoch in Ehren, und manche Nacht, wenn er schlaflos gelegen und an das Kind gedacht hatte, das in der großen Stadt in seiner Kammer lag, hatte er auf die Feder gedrückt und den leisen Glockentönen gelauscht, mit denen die Stunde angezeigt wurde, die über dem Dorfe Sowirog und der schlafenden Erde stand.

Der Mann hinter dem schmutzigen Ladentisch beugte seinen Habichtskopf über die Uhr, öffnete sie, blickte mit einer Lupe hinein und drückte dann nach Stillings geflüsterter Anweisung auf die Feder. Er lauschte und hob dann die Uhr an sein großes, behaartes Ohr.

Dann betrachtete er Herrn Stillings müde über den Ladentisch gebeugte Gestalt, um die der regentriefende Hohenzollernmantel in schweren Falten hing, und bat ihn, eine Weile zu warten, bis er in seinem Arbeitsraum das Werk untersucht haben werde. Er deutete mit seiner Hand auf einen Stuhl, und Stilling sah bei aller fiebernden Aufregung, daß die Nägel dieser Hand schwarze Ränder hatten. Es kam ihm vor, als sei diese Ehrengabe »für Treue und Redlichkeit« dort nicht in den besten Händen.

Nun konnte Herr Stilling in dem Dorfe Sowirog nicht wissen, daß drei Nächte zuvor in dieser Kreisstadt ein Uhrenladen erbrochen worden war, aber der Mann mit dem Habichtskopf wußte es sehr gut. Er kannte auch die Höhe der ausgesetzten Belohnung, und da man sich in letzter Zeit auf eine unangenehme behördliche Weise um seinen Laden gekümmert hatte, hielt er es für klüger, diesmal auf ein gutes Geschäft zu verzichten und dafür seinen Leumund zu verbessern. Und selbst wenn der alte Komiker die Uhr nicht gestohlen hatte, würde es einen guten Eindruck machen, daß er, der einfache, schlichte Bürger, an diese Möglichkeit gedacht hatte.

Herr Stilling aber erschrak zu Tode, als die blecherne Glocke, wie von Geisterhand bewegt, den halbdunklen, verlassenen Raum mit ihrem Lärm erfüllte und in der Tür die schwere Gestalt eines Polizisten erschien, im regennassen Umhang und den glänzenden Tschako über dem rötlichen, wohlgenährten Gesicht. Hinter ihm war für einen Augenblick die stürmende Dämmerung zu sehen, Regenstreifen und ein klapperndes Barbierschild auf der anderen Seite der Straße.

»Dieser da?« fragte der Polizist und deutete mit dem Daumen auf Stilling.

Der Mann mit dem Habichtskopf, der plötzlich wieder hinter dem Ladentisch stand, als sei er die ganze Zeit in einer Höhle unter den Dielen gewesen, nickte mit düsterem Gesichtsausdruck und schob die goldene Uhr über die Platte des Ladentisches. »Und dieses ist sie«, sagte er. »Ein kostbares Werk. Schweizer Fabrikat.«

Der Polizist ergriff die Uhr, hob sie näher vor die Augen und blickte dann von ihr auf Stilling und wieder zurück.

»Papiere?« fragte er kurz und schob die Uhr in die Tasche.

»Aber ...«, begann Herr Stilling, und der Laden kreiste vor seinen entsetzten Augen. »Aber ich bin doch ... Stilling ist mein Name ... ein geachteter ...«

»Papiere?« wiederholte der Beamte, und seine Stimme war nun schärfer und lauter geworden.

Stilling fing an, in seinen Taschen zu suchen, aber der schwere Mantel kam ihm immer wieder zwischen die Finger, und was er endlich zutage förderte, war das abgelaufene Sparkassenbuch. »Ein geachteter Name ...«, sagte er hilflos und sah sich um, als würden die Zeugen nun aus den dunklen Ecken heraustreten, hinter den alten, schäbigen Anzügen, die leer von den Haken hingen wie Gehenkte.

Aber der Polizist verstand seine Blicke falsch, löste den Gummiknüppel von seinem Koppel und war mit zwei schnellen Schritten an Stillings Seite. »Ausreißen gibt es nicht hier, alter Freund!« sagte er drohend, und seine wasserblauen Augen waren nun böse geworden und von dem Schimmer der Macht erfüllt, die vor einem Wehrlosen stand.

»Aber das geht nicht!« rief Stilling nun erzürnt. »Das ist kein Recht mehr, sondern ...«

»Schnauze halten!« befahl der Polizist grob. »Mitkommen!«

Der Trödler öffnete höflich die Tür, und wieder gellte die Ladenglocke; »Zeiten sind das ...«, sagte der Mann mit dem Habichtskopf bekümmert. »Zeiten sind das ... so ein alter Mann mit weißen Haaren ...«

Stilling wurde in eine schäbige Wachtstube geführt und dort verhört. Aber er gab nun keine Antwort. Er starrte durch die Fragenden auf das vergitterte Fenster, hinter dem nun schon die gnädige Nacht stand, und schwieg. Ich hätte es noch einmal lesen sollen, dachte er bekümmert, das von Treue und Redlichkeit ... es war nun doch wohl nicht ganz redlich, ein Geschenk in Dollar zu tauschen. Auch wenn es für Jons war.

Er war nun ganz ruhig, nur müde wie nach einem Gang über das Moor, und er sah auch die beiden Gesichter gar nicht. Andere Zeiten seien gekommen, dachte er. Nichts mehr für einen alten Mann, der mit den Erzvätern aufgewachsen war und immer ruhigen Herzens aufgestanden war, wenn Gott ihn vorgerufen hatte aus seiner Bank. Zeiten des Gummiknüppels und des rohen Wortes, in denen man nicht aufstand vor einem weißen Haupte.

Einer von den beiden Beamten, nachdem sie ihre Versuche erschöpft hatten, klopfte an die Tür des Nebenraumes und kam mit dem Kommissar wieder, einem älteren Mann, der mit gleichgültigen Augen auf Stilling blickte. Aber plötzlich veränderte sich sein Gesicht, ein erschrockenes Lächeln trat um seine Lippen, und er streckte die Hand nach dem Regungslosen aus. »Ja, Herr Stilling«, sagte er, »was ist denn? Sind Sie es denn?«

Der Lehrer blickte zu ihm auf und erkannte ihn nach einer Weile. Sie hatten im Verein für Bienenzüchter oft miteinander gesprochen. »Ja, Herr Kommissar«, sagte er langsam, »ich bin es, und ich bin nun wohl ein Dieb oder noch Schlimmeres in den Augen Ihrer Leute.«

»Was ist los?« fragte der Kommissar streng, und der Beamte mit den wasserblauen Augen gab, nun etwas verlegen und stotternd, Auskunft. Er reichte seinem Vorgesetzten die Uhr, und dieser öffnete den Sprungdeckel, las die Inschrift und sah den Übereifrigen zornig an. »Rindvieh!« sagte er mit Deutlichkeit.

Dann legte er Stilling die Hand auf die Schulter. »Kommen Sie, Herr Stilling«, sagte er herzlich. »Bitte, vergessen Sie es ..., die unruhigen Zeiten verwirren die Leute ..., ein Glück, daß ich noch da war ..., hier, nehmen Sie Ihre Uhr wieder ..., ein schönes Stück ..., gut, daß Sie sie dem Halunken nicht verkauft haben ...«

Stilling nahm die Uhr und stand langsam auf. »Es macht nun nichts mehr«, sagte er. »Es tut nur etwas weh und wird noch eine Weile weh tun. Nicht der Irrtum, aber das andere.« Und er sah den Beamten, der ihn verhaftet hatte, mit seinen klaren Augen eine Weile an. »Das Recht zu schützen«, sagte er dann, »ist ein schöner Beruf. Aber es mit Roheit zu schützen, nimmt die Schönheit fort. Alles Wehrlose steht in Gottes Hand ...«

Der Kommissar hörte ihm etwas verlegen zu. »War etwas nicht in Ordnung, Herr Stilling?« fragte er. »Ich will es streng bestrafen ...«

Aber Stilling nickte ihm nur zu und hatte die Türklinke schon in der Hand. »Wir wollen es dabei bewenden lassen«, sagte er leise.

Es war ein langer Weg für den alten Mann, aber draußen war die gnädige Nacht, und der Regen hörte auf. Nur der Wind blieb, riß den Himmel auf und spaltete ihn in große Wolkenmassen, aus deren Lücken der halbe Mond rötlich heraustrat. Unruhe war über dem einsamen Land, und in den großen Wäldern roch es nach welkem Laub und nach den letzten Pilzen, an denen die Schnecken saßen.

Aber Stillings Herz war ruhig. Es war noch ein wenig betäubt von dem Gewesenen, wie ein Mensch von einem unvermuteten Schlage betäubt ist, aber seine Gedanken versuchten schon, Ordnung in diesen trüben und dumpfen Ablauf zu bringen. Da waren die drei Menschen, die beteiligt gewesen waren, und sie hatten wohl alle ihre Pflicht getan oder doch das, was sie dafür hielten. Einer war hinterlistig, und einer war roh gewesen, aber vielleicht lag es an der unruhigen Zeit, und vielleicht würde es ihnen schon jetzt leid tun. Dem Habichtsmann, daß er sich die Uhr hatte entgehen lassen, dem anderen, daß er nun einen Rüffel bekam, nachdem er schon ein Rindvieh genannt worden war. Merkwürdig, daß die Menschen im Zorn immer zu Tiernamen griffen und dazu, wie in diesem Falle, nach den Mustern der Sanftheit. Auch da war etwas nicht in Ordnung, ein Hochmut, der aus dem stillen Gesetz der Schöpfung heraustrat und mit Verachtung auf das Brüderliche blickte.

Ja, mit Jons Ehrenreich war es nun nichts, aber wenn Gott es nicht gewollt hatte, so hieß das, daß er schon einen anderen Weg bereit hielt, und Stilling hatte ihn nur nicht erkannt. Er war ungeduldig und voreilig gewesen, und er war belehrt worden.

Die Wolken jagten über den Kiefernwald, aber es sah aus, als jagte der Mond an den Wolken vorbei, eine Sichel, die schneiden wollte. Stilling blieb stehen und nahm den Hut ab. Der nasse Mantel war schwer und drückte auf seine Schultern, und es war schön, den kühlen Wind in seinem Haar zu fühlen. »Alter Freund«, hatte der Polizist gesagt, aber auch das war ein Mißbrauch der Sprache. Sie hatten die Ehrfurcht vor dem ursprünglichen Sinn verloren. Sie schoben andere Bilder hinter das Wort. Sie taten, was ihnen gefiel. Es war eine Welt der Willkür geworden, und deshalb war Stilling nicht mehr zu Hause in ihr. Für den einfachen Mann war Willkür immer gleich Sünde gewesen.

Er zog die Uhr aus der Tasche und drückte auf die Feder. Die zarten, zerbrechlichen Töne der vollen und der Viertelstunde verwehten im Wind, aber es blieb doch ein wunderbarer Trost von ihrem Klang zurück. Die Menschenhand, die die Zeit maß und sie in ein schmales, goldenes Gehäuse geborgen hatte. »Treu und Redlichkeit« ..., er hatte es überhören wollen, aber nun war es wieder da. Er brauchte nur einen Finger an den goldenen Rand zu legen, und sie waren wieder da. Es gab Dinge, die keine Willkür und keine Polizei den Menschen nehmen konnten.

Es war sehr spät, als er wieder in das Zwergenhaus trat. Elisas Stricknadeln klapperten, und sie sah ihn über die Brille hinweg an. »Wie ein Baalspriester«, sagte sie, »der zur Nacht seine Götzen beschwört!«

Aber Stilling lächelte wie immer. »Ich wurde aufgehalten«, sagte er in seiner stillen Weise. »Es tut mir leid, daß du dich geängstigt hast.«

»Kinder und Narren stehen in Gottes Hand«, erwiderte sie ungerührt und brachte ihm sein Abendbrot.

Als er allein war, saß er noch eine Weile vor der Weltkugel, die alte Bibel auf den Knien. Er hatte das Buch Hiob aufgeschlagen, und seine Augen gingen langsam von den blauen, schweigenden Meeren zu den großen, altertümlichen Buchstaben in dem schwarzen Buch. »Denn wir sind von gestern her«, las er, »und wissen nichts, weil unsere Tage nur ein Schatten auf Erden sind.«

Auch jene wußten es nicht, dachte er, daß sie von gestern her sind ..., aber auch sie werden es erfahren ..., ein Tag, der am Abend seinen Trost hat, ist ein schöner Tag.

Eine Weile blieb es verborgen, aber dann kam es natürlich unter die Leute. Die Spöttischen belächelten es, aber vielen anderen tat es leid. In Sowirog ballte man die Fäuste wie über einen Schimpf, und Korsanke schämte sich. Herr von Balk lachte zwar, aber er schrieb auch einen Brief an den Landrat, der mit Hohn getränkt war wie ein Schwamm und den der Landrat in seiner Faust zerdrückte, ehe er ihn in den Ofen warf. Elisa schäumte vor Zorn und nannte fortan jede Uniform das »Kleid der Sodomiter«.

Nur Jons erfuhr es erst viel später, weil alle fühlten, daß es ihn am schwersten treffen würde.

Die Jeromin-Kinder - Zweiter Band

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