Читать книгу Habt Mut! - Erwin Kräutler - Страница 7

Ein Evangelium, das froh macht

Оглавление

Papst Franziskus ist ein Mensch, der eine frohe Gelassenheit ausstrahlt. Sie kommt aus einem Verständnis des Evangeliums, das zuerst die frohe Botschaft, die gute Nachricht sieht und erst darauf aufbauend die Konsequenzen, die sich in der Lebensführung als Rechte, aber naturgemäß auch als Pflichten daraus ergeben. Bei Franziskus besteht nie ein Zweifel, was er will, was er für menschenwürdig und erstrebenswert hält. Aber diese Haltung kommt nicht als eine von oben daher, als eine nur belehrende und fordernde, eventuell sogar mit erhobenem Zeigefinger.


Die Kirche war bis weit in das 20. Jahrhundert hinein in erster Linie die Hierarchie. Diese wurde als Mutter und Lehrerin der Gläubigen verstanden. Über die Stellung und Berufung der Laien in der Kirche gab es kaum theologische Abhandlungen. Die Laien waren so etwas wie Konsumenten dessen, was der Klerus ihnen vorsetzte, praktisch ohne Mitspracherecht. Unbedingter, sich unterwerfender Gehorsam der kirchlichen Obrigkeit gegenüber war gefordert.

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) sieht nun an erster Stelle das Volk Gottes. In der Dogmatischen Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“ ist nach einem einleitenden Kapitel über das Mysterium der Kirche das zweite große Kapitel dem Volk Gottes gewidmet. Erst im dritten Kapitel geht es um die Amtsträger, die nicht eine isolierte, abgehobene Kaste bilden, sondern im Dienste ebendieses Volkes Gottes stehen. Nach diesem dritten Kapitel über die Amtsträger kommt ein weiteres über die Laien. Es geht also nochmals um das Volk Gottes, denn das Wort Laie kommt ja vom griechischen laós (Volk) bzw. laikós (zum Volk gehörig). In diesem Kapitel steht dann auch der wunderbare Satz: „Wie die Laien Christus zum Bruder haben, der, obwohl aller Herr, doch gekommen ist, nicht um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen (vgl. Mt 20,28), so haben sie auch die geweihten Amtsträger zu Brüdern“ (LG 32).

Es hat noch Jahrzehnte gedauert, bis diese Umkehrung der Verhältnisse Fuß gefasst hat. Wirklich vollzogen, intensiviert und gelebt wird dieses Kirchenbild von Papst Franziskus. Bereits in seinem ersten programmatischen Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ über die „Freude des Evangeliums“ hat er mit Blick auf die Gläubigen geschrieben:


„Der heilige Thomas von Aquin betonte, dass die Vorschriften, die dem Volk Gottes von Christus und den Aposteln gegeben wurden, ‚ganz wenige‘ sind. Indem er den heiligen Augustinus zitierte, schrieb er, dass die von der Kirche später hinzugefügten Vorschriften mit Maß einzufordern sind, ‚um den Gläubigen das Leben nicht schwer zu machen‘ und unsere Religion nicht in eine Sklaverei zu verwandeln, während ‚die Barmherzigkeit Gottes wollte, dass sie frei sei‘. Diese Warnung, die vor einigen Jahrhunderten gegeben wurde, besitzt eine erschreckende Aktualität. Sie müsste eines der Kriterien sein, die in Betracht zu ziehen sind, wenn über eine Reform der Kirche und ihrer Verkündigung nachgedacht wird, die wirklich erlaubt, alle zu erreichen. (EG 43)“

Das erinnert an die Auseinandersetzungen, die Jesus mit den religiösen Autoritäten seiner Zeit geführt hat. „Sie legen den Menschen schwere Lasten auf“ (Mt 23,4), kritisierte er – und hielt sein Evangelium der Freude dagegen: „Meine Bürde ist leicht“ (Mt 11,30). Für Papst Franziskus kommt zuerst die Frohbotschaft. Alles andere folgt daraus, sofern es aus der prinzipiellen und bedingungslosen Heilszusage Gottes an den Menschen ableitbar ist.

Habt Mut!

Подняться наверх