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Vorwort

Zahlreiche existentielle Probleme bedrohen zur Zeit unsere Welt. Sie werden heute zwar durch die Corona-Epidemie überschattet, aber sie werden bald wieder in den Vordergrund treten. Das Klima entwickelt sich nicht nur in der Atmosphäre, sondern auch in der Politik in eine Richtung, die wenig Gutes verheisst. Hinter schwelenden und ausgebrochenen Konflikten lauern furchterregende Waffenarsenale, und die Rüstung hat ein Ausmass angenommen, das an Irrsinn grenzt, ein staatlicher Eventualvorsatz zum Massenmord. Anstelle von Respekt und Fairness treten zunehmend Rüpelhaftigkeit, Druck, Drohungen und schliesslich Gewalt. Die Natur wird weiterhin rücksichtslos und eigennützig ausgebeutet. Längst wurde erkannt, dass diese Entwicklung kein gutes Ende nehmen dürfte; dennoch geht sie ungebremst, ja beschleunigt weiter.

Da stellt sich die Frage, welche Rolle die Religionen in der Zukunft spielen könnten oder sollten, um diesen Tendenzen eine Wende zu geben. Ein Rückblick auf die Geschichte zeigt allerdings ein wenig ermutigendes Bild christlichen Wirkens. Glaubenskriege, Intoleranz und Fanatismus überwiegen das zweifellos vorhandene friedensstiftende Potential der christlichen Religion deutlich. Manche Menschen sind daher der Ansicht, Religion gehöre abgeschafft und treten aus den Kirchen aus. Andere wenden sich extremen Sekten zu. Aber ist das richtig? Verdienen die Religionen unter gewissen Voraussetzungen nicht unser Vertrauen und unsere Unterstützung als moralische Kraft auf dem Weg zu einer friedlicheren Welt? Sicher können die Kirchen nicht allein die grosse Wende herbeiführen, doch ihre mächtigen Strukturen und den bei ihren Gläubigen noch bestehenden Kredit nicht zu nutzen, wäre ein Fehler. Dazu müssten allerdings gewisse religiöse Thesen, Theorien und Praktiken grundlegend hinterfragt und nötigenfalls korrigiert werden. Handlungsbedarf ist gegeben, wenn das schwindende Vertrauen in die Kirchen nicht noch ganz verspielt werden soll.

Die Feststellungen in dieser Schrift sind nicht neu, sondern grösstenteils alt, ja zum Teil uralt. Vielleicht liegt gerade da das Problem. Es ist mir selbstverständlich klar, dass dieses magere Büchlein kaum etwas bewirken oder verändern wird. Es handelt sich lediglich um einen Versuch, etwas mehr Sachlichkeit und Toleranz in diese immerwährende Debatte zu bringen. Auch wenn dabei manches in Frage gestellt wird, soll niemandem sein Glauben genommen werden. Es erscheint mir vor allem wichtig, jeder Religion oder sonstigen Glaubensauffassung mit Respekt gegenüber zu treten.

Dieses Buch wurde vor dem Ausbuch der Corona-Pandemie geschrieben. Haben sich aus dieser neue Erkenntnisse ergeben, die sich auf den Inhalt auswirken? Auf den Inhalt wohl kaum. Hingegen erscheint selbständiges, nüchternes Denken heute noch wichtiger als zuvor, denn die Gefahr ist gross, dass die durch die Krise ausgelöste Verunsicherung ausgenützt wird.

RELIGION - Friedens- oder Brandstifter?

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