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Über die Seiser Alm auf den Schlern

Der Schlern ist mehr als nur ein Berg: ein Wahrzeichen Südtirols, prähistorische Kultstätte, Namensgeber für den in den westlichen Dolomiten häufigen Riffkalk, Blumenwunder und Aussichtspunkt par excellence. Grund genug, dem Koloss aufs Haupt zu steigen.

Wegbeschaffenheit

Im Bereich der Seiser Alm Sandstraßen und breite Wege, am Schlern und am Abstieg Bergwege, ganz zuletzt Straße

Ausgangspunkt

Bergstation (1857 m) der von Seis ausgehenden Gondelbahn bei der Hotelsiedlung Kompatsch auf der Seiser Alm

Anfahrt

Seis erreicht man aus dem Eisacktal bzw. von St. Ulrich über gute Straßen. SAD-Buslinien

Einkehr

Saltner Hütte, Proßliner Schwaige; beide im Sommer bewirtschaftet. Schlernhäuser, Juni bis Oktober bewirtschaftet, Tel. +39 0471 612 024, www.schlernhaus.it

Info

Seiser Alm Tourismus, Tel. +39 0471 709 600, www.seiseralm.it. Informationsbüros in Völs, Seis und Kastelruth




Der beliebteste Weg auf den Schlern führt über die Seiser Alm.

Der Wegverlauf

Die Gipfeltour startet eher gemütlich, führt von Kompatsch zunächst sanft steigend mit der Markierung 10 über das weitläufige Almgelände. Dabei hat man das Tourenziel, den mächtigen Elefantenrücken des Schlern, mit seinen beiden nach oben gerichteten Stoßzähnen vor sich. Der Berg ist weitgehend aus dem nach ihm benannten Riffkalk aufgebaut. Wasserundurchlässige Raibler Schichten schützen das Gipfelplateau vor Erosion. Der flache Gipfel (Petz, 2563 m) besteht aus Hauptdolomit.

Der erste Anstieg endet bei ein paar alten Schwaigen (1957 m), von denen es auf der Seiser Alm unzählige gibt. Nach kurzem Abstieg über Blumenwiesen stößt man auf das Sträßchen, das südwärts zur Saltner Hütte (1:15 Std.) führt. Hinter der Einkehr, am Frötschbach, beginnt der Touristensteig. Etwa anderthalb Stunden geht’s – zunächst noch in lichtem Wald – bergan, dann ist der Rand der Schlern-Hochfläche erreicht. Einen Kilometer weiter südwestlich stehen die Schlernhäuser (3:10 Std.). Sie gehören zu den ältesten Berghütten Südtirols.

1884 erwarb die Alpenvereinssektion Bozen von der Gemeinde Völs ein Grundstück, wobei im Kaufvertrag festgeschrieben wurde, dass »bei der Vergebung der Wirtschaft die Eingeborenen von Völs zu berücksichtigen und Unfug und Unsittlichkeit in der Hütte möglichst hintanzuhalten« sei. Zwei Jahre danach konnte das Schlernhaus eröffnet werden. Später wurde es erweitert, 1903 das danebenstehende kleine Gasthaus von Christian Marsoner dazu erworben (deshalb Schlernhäuser) und immer wieder den neuen Zeiten angepasst. Trotzdem atmet der stattliche Bau mit seiner gediegenen Innenausstattung noch etwas vom unverwechselbaren Flair der »guten alten Zeit«. Am besten, man bleibt gleich über Nacht oben, genießt die Hausmannskost und bei Schönwetter das einzigartige Farbenspiel der Abendsonne an den bizarren Felsmauern des Rosengartens. Was für eine Schau!

Rund 100 Höhenmeter fehlen noch zum höchsten Punkt des Schlerns, dem Petz (3:30 Std.), und zum großen Panorama, das in den Dolomiten seinesgleichen sucht – es reicht nach Westen bis zum Ortlereis, nördlich zum Alpenhauptkamm und schließt viele Dolomitenzacken mit ein. Nur den Blick in die Tiefe, den bietet der Petz nicht, wer ihn genießen will, muss der Wegspur nördlich zum Burgstall und zum Santner Kanzele (2476 m) folgen. Fast anderthalb Kilometer (abgrund-)tief schaut man da hinunter auf die grüne Mittelgebirgsterrasse von Völs und Seis. Nicht zu weit vortreten, bitte!

Dieser Blick macht deutlich, dass der Abstieg zwar genussvoll, aber halt auch recht lang werden wird. Er führt zunächst zurück zu den Schlernhäusern (3:40 Std.) dann auf dem Touristensteig weiter bergab zu einer Verzweigung (1900 m) über dem Frötschgraben. Hier hält man sich links, an der nächsten Weggabelung rechts. Auf der rechten Talseite geht’s flach hinaus zur Proßliner Schwaige (5:30 Std.), wo allein schon der Blick auf den Schlern und seine Türme – ein echtes Bilderbuchmotiv! – zur Einkehr verführen könnte. Kurz zuvor kreuzt der Weg den Tschapitbach, der als Fundstelle von Mineralien und Versteinerungen bekannt ist.

Der Schlern zeigt sich, auch beim weiteren, teilweise recht steilen Abstieg durch den Graben des Frötschbachs (geologischer Lehrpfad), ab und zu zwischen den Baumwipfeln. Nächste Wegstation ist das Hotel Bad Ratzes (1212 m). Gebadet wird hier allerdings schon lange nicht mehr, auch wenn die bereits 1724 gefasste, leicht mineralhaltige Schwefelquelle am Berg noch immer sprudelt.

Ganz zuletzt – die Häuser von Seis sind schon ganz nahe – kommt noch ein uralter, geschichtsträchtiger Platz ins Blickfeld: die Ruine Hauenstein, deren bleiches Gemäuer links oben aus dem Wald guckt. Hier, »auf einem Felsklotz rund und steil«, verbrachte Oswald von Wolkenstein (um 1375–1445), der weit gereiste Renaissancemensch, der Tiroler Rittersmann und Dichter, seine letzten Jahre. »Nordafrika, Arabien und Persien, die Krim und dann nach Syrien, Byzanz, ins Türkenreich, Georgien – die Sprünge sind vorbei!« schrieb er verbittert. Nach seinem Tod verfiel die Burg, wurde später wiederhergestellt und war eine Zeitlang Gerichtssitz, ehe sie im 19. Jahrhundert endgültig zur Ruine wurde.

Die Wanderung endet bei der Talstation der Seiser-Alm-Gondelbahn (7:00 Std.) am Ortsrand von Seis.

Fronleichnam in Kastelruth

Brauchtum ist in Südtirol noch lange nicht Folklore, und das beweisen auch die würdevollen Fronleichnamsprozessionen auf den Dörfern (die nicht mehr am Donnerstag, sondern am folgenden Sonntag stattfinden, weil Fronleichnam aus dem italienischen Feiertagskalender gestrichen wurde). Berühmt ist vor allem die Prozession von Kastelruth, leider mittlerweile fast schon ein »Event« mit mehr Schaulustigen als Gläubigen …

Bruckmann Wanderführer: Zeit zum Wandern Dolomiten

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