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WO WOHNT MAN IN BERLIN?

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Die Luxushotels – Das berühmte Adlon –

Abendessen im Hotel – Tipps für den kleinen Beutel.

Eine hotelarme Stadt

Eine Frage, die eigentlich nicht leicht zu beantworten wäre, die man aber in Berlin erheblich leichter beantworten kann als in anderen Großstädten, weil Berlin im Verhältnis zu seiner Ausdehnung, zu seiner wirtschaftlichen und politischen Bedeutung, vor allem aber im Verhältnis zu seinem Fremdenverkehr eine ausgesprochen hotelarme Stadt ist. Die großen Hotels kann man an den Fingern abzählen, und zwar nicht nur die Luxushotels, sondern auch jene Häuser, die zwar nicht als Luxushotels gelten – was sie vielleicht auch gar nicht wollen –, die aber dem Fremden mit ruhigem Gewissen empfohlen werden können. Die Luxushotels und die Hotels ersten Ranges sind durchweg sehr bequem und mit jedem modernen Komfort versehen, besonders die kleineren Häuser sind in Berlin vielleicht noch bequemer eingerichtet als in anderen Städten. In jedem guten bürgerlichen Berliner Hotel kann man heute sein Zimmer mit fließendem Wasser und Telefon bekommen, wenn auch die Errungenschaften des modernen amerikanischen Hotelbaues hier noch nicht bekannt sind. Es mag aber dahingestellt bleiben, ob jene fast vollkommen maschinelle Einrichtung der Bedienung, wie sie die amerikanischen Hotels eingeführt haben, wirklich eine Errungenschaft ist …

Hotel Adlon – Europa

Berlins bekanntestes Hotel ist zweifellos das HOTEL ADLON. Schon kraft seines Namens. Denn Grand Hotels und Bristols, Imperials und Excelsiors, Savoys und Continentals gibt es fast in jeder großen Stadt, aber ein Hotel Adlon gibt es nur in Berlin, genauso wie es ein Hotel Sacher oder ein Hotel Meißl und Schadn nur in Wien gibt. Die alte Anekdote von dem Brief, der aus Amerika mit der Adresse: Hotel Adlon, Europa, eintraf und auf dem kürzesten Wege befördert wurde, kann leicht wahr sein – das Adlon dürfte im Ausland Berlins bekanntestes Hotel sein. Das ergibt sich schon aus der Tatsache, dass es ein Hauptquartier der Politik, der Diplomatie und der Presse ist. Fremde Diplomaten und Journalisten, die Berlin aufsuchen, wohnen zumeist im Adlon, wo seinerzeit auch die französische Militärmission, damals noch mit General Nollet an der Spitze, untergebracht war, und ich erinnere mich noch sehr lebhaft an die bedeutende Rolle, die das Adlon in den Tagen des Kapp-Putsches gespielt hat, als die ganze internationale Presse in der Halle dieses Hotels saß. Wie weit die Berühmtheit des Hotels Adlon gerade in Amerika geht, beweist der Umstand, dass, als die »Chicago Tribune«, eine der größten Zeitungen der Staaten, sich entschloss, in Berlin ein eigenes Büro zu errichten, der hiesige Korrespondent des Blattes den strikten Auftrag bekam, das Büro im Gebäude des Adlon einzurichten – koste es, was es wolle …

Valentino, Chaplin, Negri, Fairbanks, Pickford, Reinhardt

Für Diplomaten und Politiker ist also das Adlon der geeignetste Aufenthalt in Berlin – und für Journalisten erst recht. Aber auch Künstlern und insbesondere Filmschauspielern würde ich – da ich nun einmal vollkommen uneigennützig diese Ratschläge gebe – zum Adlon raten, wenn sie mich befragen würden, wo sie in Berlin absteigen sollen. Denn Rudolph Valentino hat ebenso im Adlon gewohnt wie Pola Negri oder Charlie Chaplin, wie Douglas Fairbanks und Mary Pickford, wie Frieda Hempel und der Kammersänger Tauber. Auch Morris Gest, der größte Theatermanager der Welt, pflegt stets im Adlon abzusteigen mit seinem Freund Rudolf Kommer, der Max Reinhardt nach Amerika gebracht hat; und auch Sam Rachmann, der große Vermittler, hatte sein Hauptquartier hier aufgeschlagen, als die deutsche Künstlerwelt noch mit schüchternen Augen nach dem Lande jenseits des großen Teichs schielte.

Die Halle des Adlon ist ein Kapitel für sich. Da herrscht ein geschäftlicher und geschäftiger Betrieb erster Ordnung, und es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass es Leute gibt, die diese Hotelhalle als ständiges Büro benutzen. In der einen Ecke sitzen sehr geheimnisvoll zwei Industriekönige nebeneinander, in der anderen lässt sich Arnold Rechberg interviewen, und am dritten Tisch kommt soeben ein amerikanischer Filmvertrag zustande. Eine Zeit lang galt die Halle des Adlon als Hauptquartier der großen Vermittler. Generaldirektor Bratz, der ewig junge, beschaffte hier eine Million nach der anderen für die Ufa, und wenn der Oberkellner, der in der Halle bedient, einmal seine Memoiren schreiben würde, so könnte er gewiss Wertvolles zur Zeitgeschichte Berlins beisteuern. Pagen laufen in ihren himmelblauen Jacken hin und her, rufen Namen aus, es herrscht ein ewiges Kommen und Gehen, auf silbernen Tabletts werden Besuchskarten präsentiert, schöne Frauen passieren auf dem Wege zum Fünf-Uhr-Tee die Halle. Gerüchte, Klatsch, Börsentipps, gesellschaftliche Sensationen und Nichtsensationen schwirren in der Luft.


Das Gespräch in der Adlonhalle: »Also … mindestens hunderttausend …«

Aber das Adlon hat auch andere Gäste. Der erste gekrönte Herrscher, der seit Kriegsende durch Berlin reiste, König Gustav von Schweden, ist im Adlon abgestiegen. Hier hat der Maharadscha von Kutsch gewohnt, und hier wohnt stets, wenn er nach Berlin kommt, auch eine andere Fürstlichkeit, nämlich Gerhart Hauptmann. Das Adlon spielt in Berlin dieselbe Rolle, wie das Ritz in Paris. Hier wohnen die reichen Amerikaner – zum größten Teil –, denn sowohl der Herr des Hauses, Louis Adlon, wie sein getreuer Generalstabschef Generaldirektor Kretschmar haben es verstanden, während wiederholter Besuche in den Staaten die Sympathien der Fifth Avenue für das Hotel Adlon zu gewinnen.

Die großen Hotels: Bristol

Ebenso international wie das Adlon sind noch BRISTOL und ESPLANADE, während der Kaiserhof viel eher ein Hotel der deutschen Gesellschaft ist. Im Bristol wohnt man vielleicht ruhiger als im Adlon – der Betrieb des Highlife ist nicht so groß. Hier pflegt der Zar Ferdinand von Bulgarien abzusteigen, wenn er aus Koburg eine kurze Reise nach Berlin unternimmt, und auch der Fürst Bülow wohnt im Bristol – zumeist im selben Appartement im ersten Stock –, wenn er seine schöne Villa Malta in Rom verlässt, um der Reichshauptstadt einen Besuch abzustatten. Fürst Fugger, Fürst Hohenlohe, Fürst Lynar, die Fürstin von Pleß sind ebenso Stammgäste des Bristol wie der ungarische Minister Baron Szterényi, Franz Lehár, der Sänger Schaljapin, oder, um Namen zu nennen, die aus der Hautevolee der deutschen Wirtschaft stammen, der Geheimrat von Opel, Generaldirektor Dr. Porsche, Generaldirektor Köngeter und manche Diplomaten. Im Bristol war auch der finnische Diktator General Mannerheim abgestiegen, und hier hat auch der Generalsekretär des Völkerbunds Sir Eric Drummond gewohnt, als er Berlin zum ersten Mal einen Besuch abstattete.

Esplanade

Das HOTEL ESPLANADE, das einst das Berliner Hauptquartier von Hugo Stinnes war – eines der am schönsten und modernsten eingerichteten Berliner Hotels –, hat in der Politik gleichfalls eine bedeutende Rolle gespielt, denn es hat seinerzeit einen großen Teil der Dawes-Kommission beherbergt, als man noch über die Reparationsfragen debattierte. Aber neben seiner internationalen Kundschaft, zu der unter anderem auch die beiden Nordpolforscher Amundsen und Rasmussen gehörten, wird das Hotel Esplanade vor allem von den Kohlenbaronen und Stahlfürsten der deutschen Schwerindustrie bevorzugt – vielleicht schon aus dem Grund, weil es ja auch heute noch zum Stinneskonzern gehört. Hier wohnen die Beherrscher des Ruhrgebiets, die Herren der ewig rauchenden Schlote von Westfalen und von Oberschlesien.

Kaiserhof

Das HOTEL KAISERHOF vereinigt, wie bereits gesagt, viel eher die deutsche Gesellschaft. Es ist ein altbekanntes, gutes, solides und vornehmes Haus, das aber einer Modernisierung dringend bedarf, wenn es die Konkurrenz mit den anderen großen Luxushotels der Stadt Berlin aushalten soll.

Eden

Das HOTEL EDEN, das erheblich kleiner ist als die vorgenannten Häuser, ist mit dem Hotel Claridge in Paris zu vergleichen, es ist ein elegantes mondänes Hotel, in dem man sehr gute Musik hören und ausgezeichnet Tango tanzen kann, wobei es keinem Menschen einfallen wird, dass dieses Haus vor sieben Jahren das Hauptquartier der deutschen Spartakisten war. Im Eden hat auch der mexikanische Präsident Calles während seines Berliner Aufenthalts gewohnt.

Excelsior: Europas größtes Hotel

Das HOTEL FÜRSTENHOF und das HOTEL EXCELSIOR – Letzteres Europas größtes Hotel, eine riesige Karawanserai mit fünfhundert Zimmern – werden mehr von einem durchreisenden Publikum besucht, da sie in unmittelbarer Nähe des Potsdamer bzw. Anhalter Bahnhofs liegen, aber auch sie haben ein Stammpublikum, das sich aus den guten Gesellschaftskreisen der deutschen Provinz rekrutiert.

Die großen Luxushotels in Berlin sind ungefähr genauso teuer wie die gleichrangigen Hotels im Ausland. Ein einbettiges Zimmer ist in diesen Häusern von etwa 10 bis 12 Mark an zu haben, ein zweibettiges von 20 bis 30 Mark an, ein Appartement, aus Salon, Schlafzimmer und Badezimmer bestehend, von 50 Mark an. Die leidige Trinkgeldfrage ist fast in allen Berliner Hotels durch die Einrichtung der zehnprozentigen Bedienungsabgabe zur beiderseitigen Zufriedenheit gelöst – auf die Wochenrechnung werden 10 Prozent aufgeschlagen und damit hat der Gast seine Verpflichtungen gegenüber dem Bedienungspersonal erfüllt. Das Spießrutenlaufen des abreisenden Gasts zwischen den Spalieren der trinkgeldsüchtigen Angestellten ist in diesen Berliner Häusern vollkommen unbekannt. Im Edenhotel kann man ein Zimmer sogar schon für 9 Mark bekommen, im Excelsior für 7 Mark. Das erste Frühstück ist in den meisten Berliner Hotels nicht mehr obligatorisch, dagegen wird meistens gewünscht, dass man eine der Hauptmahlzeiten im Hotel einnehmen soll, was man auch ruhig tun kann, da die Restaurants der großen Hotels nicht im Geringsten teurer sind als die gleichwertigen Gaststätten. Für ein Mittagessen werden 3,50 bis 5,50 Mark verlangt, und da der Weinzwang überall aufgehoben ist – nicht zuletzt unter dem Einfluss der amerikanischen Gäste –, so kann man auch in den Hotels recht preiswert speisen. Im Übrigen verabreicht ein großer Teil der Berliner Cafés und Konditoreien ein Frühstück, das als ausgesprochene Konkurrenz gegen die Hotels gedacht ist – für 1,25 Mark kann man da Kaffee, Tee oder Schokolade, dazu Butter, Brot, Eier, Schinken und Käse bekommen.

Tun Sie Geld in Ihren Beutel!

Abends sind die großen Hotels teurer – das Menü zu vier Gängen kostet 10 Mark. Aber mit der großen Wandlung, die seit dem Krieg alle großen Berliner Hotels durchgemacht haben, hat sich auch das abendliche Bild der Hotels erheblich geändert. Während früher die Hotels lediglich für die Fremden bestimmte Gaststätten waren, sind sie jetzt Mittelpunkte der Berliner Gesellschaft geworden. Die in England längst verbreitete Mode, Gäste im Hotel zu empfangen und zu bewirten, hat sich jetzt auch in Berlin eingebürgert, und besonders die in den letzten zwei Jahren eingeführten Galaabende – im Adlon donnerstags – sind unbedingt sehenswert. Ein solcher Galaabend bietet ein überwältigendes Bild. Was da an eleganten Toiletten, an Schmuck und an schönen Frauen aufmarschiert, kann heute auch in Paris oder London kaum überboten werden, und einen solchen Galaabend muss man, wenn man nach Berlin kommt und die Berliner Gesellschaft kennenlernen will, unbedingt mitgemacht haben. Die Preise an den Galaabenden sind nicht erhöht – das große Gedeck kostet zwar 20 Mark, aber man kann ein kleineres Menü von vier Gängen ebenso für 10 Mark bekommen, wie an den anderen Tagen, und da kein besonderer Eintrittspreis verlangt wird, so ist ein solcher Galaabend eigentlich keine so kostspielige Angelegenheit, als dass man auf ihn nur aus Sparsamkeitsrücksichten verzichten sollte.

Wer hier isst


Dr. Martin Carbe

In den Restaurants der Hotels verkehren auch jene gesellschaftlichen Kreise Berlins, die man sonst nur selten sehen kann, die Leute, die nicht zur Lebewelt, sondern zur Arbeitswelt gehören. Da sieht man manchen Minister oder Staatssekretär, die gedrungene Gestalt Dr. Luthers, den bieder aussehenden Dr. Wirth, den schlanken Baron von Rheinbaben, Freiherrn von Richthofen, dann die Herren der Bankwelt wie Franz Urbig oder Franz von Mendelssohn, Jakob Goldschmidt oder Herbert Gutmann, den großen Förderer des deutschen Golfsports, die Feldherren der Berliner Industrie, wie etwa den Geheimrat von Borsig, den jüngeren Siemens, die Brüder Tietz oder auch die kluge Gnomgestalt des Geheimrats Felix Deutsch, des Leiters der AEG, und die hohe schlanke Figur des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht. Da sieht man den in der Berliner Gesellschaft wohlbekannten Staatssekretär Dr. Weißmann, den kleinen blonden Grafen Arco, einen der bekanntesten Pioniere der drahtlosen Telegrafie mit seiner Gattin, die großen Verleger und Zeitungskönige wie Hans Lachmann-Mosse, der Rudolf Mosses Haus und Macht geerbt hat und verwaltet, mit seinem Generalstabschef, dem scharfsinnigen Verlegerjuristen Dr. Martin Carbe, die vier Ullsteins: Rudolf, den Sportsmann, den ernsten Franz, den gemessenen Louis, den impulsiven Hermann, und nicht zuletzt auch die diplomatische Welt, die sonst sehr selten zu sehen ist, da sie sozusagen einen abgeschlossenen Kreis für sich bildet.

Aber wenn Sie Mittelständler sind …

Neben diesen großen Luxushotels gibt es aber eine ganze Reihe von kleineren Hotels, in denen man weniger gesellschaftlich, dafür aber erheblich billiger und – was für viele Leute von Wichtigkeit sein wird – auch wesentlich ruhiger wohnen kann. Unter diesen Hotels, die absolut komfortabel eingerichtet, modern und bequem sind, muss man das HOTEL HESSLER erwähnen, sowie das HOTEL AM ZOO, das PARKHOTEL und das HOTEL AM TIERGARTEN, alle vier in Charlottenburg in der Gegend des Bahnhofs Zoo.

Diese Hotels haben freilich nicht die zentrale Lage des Adlon oder Bristol, sind aber gerade deshalb für Reisende, die längere Zeit in Berlin bleiben wollen, nicht weniger empfehlenswert. Auch das HOTEL CONTINENTAL, der RUSSISCHE HOF und das besonders in Artistenkreisen sehr gut bekannte HOTEL CENTRAL – alle drei am Bahnhof Friedrichstraße – sind durchaus empfehlenswert und um ca. 20 Prozent billiger als die Luxushotels. So kann man etwa im Hotel am Zoo ein einbettiges Zimmer für 6 Mark, ein zweibettiges für 14 Mark bekommen. In diese Kategorie gehört auch das PALASTHOTEL am Potsdamer Platz, das HOTEL HABSBURGER HOF sowie das HOTEL WEISSES HAUS in der Krausenstraße und noch eine ganze Reihe von bürgerlichen Häusern.

Pensionen

Die Zahl der Pensionen und Fremdenheime ist Legion. Es mag genügen, die PENSION STEINPLATZ zu erwähnen, ein großes Haus, das eine Art Familienhotel ist, und besonders von Russen bevorzugt wird, sowie die PENSION HARDENBERGPALAST, PENSION PRAGER PLATZ und die PENSION REGINA. In diesen Häusern kostet ein Zimmer mit Verpflegung, die man als gut bezeichnen kann, durchschnittlich 10 bis 14 Mark.

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