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Kapitel 2

Emily und ihre Mutter nahmen ein Taxi nach Hause. Dort wartete viel Arbeit auf die beiden. Und was war eigentlich mit Golden passiert?

„Wenn Golden nicht nach Hause gekommen ist, muss ich los und ihn finden“, sagte Emily. Wie sich herausstellte, war er immer noch nicht da. Das Taxi war kaum weg, bevor Emily auf ihrem Fahrrad saß und Richtung Wald fuhr. Grethe erklärte Michael die Situation und bat ihn um zusätzliche Hilfe, solange Olaf im Krankenhaus war.

Es war mittlerweile halb sieben abends. Emily konnte die Spuren des galoppierenden Pferdes auf dem Feldweg und auf dem Waldweg verfolgen. Zwischendurch schwang die Spur in mehrere Richtungen und es waren abgerissen Zweige am Waldrand zu sehen, da wo das Pferd versucht hatte durch das Dickicht zu dringen, dann aber aufgegeben hatte und weitergelaufen war.

Emily rief die ganze Zeit Goldens Namen. Zum Glück war es Juni und damit lange hell, aber im Wald war es trotzdem schwierig, sich zu orientieren. Ein Stück weiter vorne war eine Öffnung im Dickicht und es war deutlich zu erkennen, dass Golden hier den Waldweg verlassen hatte und in den Wald gelaufen war. Emily warf das Fahrrad unsanft an den Rand des Waldweges und ging in den Wald hinein, wobei sie sich wunderte, dass es absolut kein Geräusch gab, das darauf hindeutete, dass Golden hier irgendwo war. Sie musste ihn einfach finden, bevor es ganz dunkel wurde. Der Wald war nicht groß. Insgesamt fünf Hektar waren es nur, die den Borghof vom großen Gutshof Mühlenbach, zu dem der Wald gehörte, trennte.

Dann stockte Emily auf einmal der Atem. Was war das? Im aufgewühlten Waldboden lag ein abgerissenes Stück vom Steigbügelriemen und den Steigbügeln. Das war auf jeden Fall von Goldens Sattel, das wusste Emily sicher. Sie rief wieder. Ganz laut und bittend und mit hoher Stimme.

„Komm jetzt, Golden!“

In der Abendstille des Waldes hörte sich ihre Stimme verzweifelt an. Vor sich sah sie die Lichtung, die zu einem anderen Waldweg führte und von da aus direkt zur Bundesstraße.

Emily kannte diesen Wald in- und auswendig. Sie hatte hier gespielt und geritten, seit sie mit sechs Jahren ihr erstes Pony bekommen hatte. Sie folgte den Spuren auf dem Waldweg, aber dann hörten sie plötzlich auf und vor sich sah sie ein Durcheinander an Hufspuren, und, wie sie meinte erkennen zu können, Fußspuren und Reifenspuren. Und gleich sehr viele davon. ‚Na, das ist ja eigentlich nicht verwunderlich‘, dachte Emily, ‚hier haben die Waldarbeiter ja ihre Bauwagen und Werkzeuge stehen.‘

Sie lief zu den Bauwagen, in der Hoffnung, dass noch jemand da war. Aber die Bauarbeiter waren so spät am Abend natürlich schon längst weg. ‚Anderseits‘, dachte Emily, ‚wenn sie Golden gesehen hätten, hätten sie ihn bestimmt nach Hause gebracht. Sie müssten ja wissen, dass es unser Pferd ist. Hier sind nur die Pferde von uns und von Mühlenbach. Die Pferde von Mühlenbach kennen die.’ Sie rief wieder. Nichts passierte. Absolute Stille und mittlerweile war es auch halbdunkel.

‚Merkwürdig‘, dachte Emily, denn sie wusste, dass Golden wiehern oder zu ihr kommen würde, sobald er ihre Stimme hörte. Sie ging zurück zu ihrem Fahrrad und weinte leise auf dem Weg nach Hause.

Golden war auch in der Zwischenzeit nicht nach Hause gekommen. Sie zeigte ihrer Mutter die Steigbügel und den Riemen, aber da es jetzt schon sehr spät war, einigten sich ihre Mutter und Michael darauf, die Suche für heute einzustellen. Dafür würden alle morgen ganz früh aufstehen und weitersuchen. Dass Golden aber vielleicht gar nicht mehr im Wald war, der Gedanke kam keinem von ihnen… Wo sollte er denn sonst sein?

Emily fühlte sich plötzlich sehr müde nach den Ereignissen des Tages. Alles war so schnell gegangen. Sie legte sich erschöpft auf die Couch, während Grethe noch Tee und Butterbrote brachte. Emily konnte kaum noch die Augen offen halten und Hunger hatte sie auch keinen.

„Aber du musst was essen“, sagte ihre Mutter, „ansonsten hast du keine Kraft für morgen. Ich habe im Krankenhaus angerufen. Papa geht es einigermaßen gut, aber er darf sich überhaupt nicht bewegen.“

„Emily“, sagte Grethe und sah sie liebevoll an. „Die nächste Zeit wird hart für uns, aber wenn wir uns gegenseitig alle helfen, schaffen wir das schon. Wir müssen auf jeden Fall dafür sorgen, dass Papa absolute Ruhe hat und sich keine Sorgen machen muss. Der Arzt sagt, dass Aufregung seinen Zustand wieder verschlechtern kann und sogar permanente Schmerzen für den Rest seines Lebens die Folge sein können. Obwohl die Reitschule Urlaub hat, müssen wir Lotte anrufen, damit auch sie uns helfen kann. Ich hoffe nicht, dass sie in den Urlaub gefahren ist.“

Emily aber taumelte nur noch die Treppe hinauf und legte sich in Bett. Sie schlief beinahe schon, als sie das Kissen berührte. Aber bevor sie ganz eingeschlafen war, schaffte sie es trotzdem noch, sich kurz zu fragen, was wohl mit Golden passiert war.

Versteckt im Dunkeln

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