Читать книгу Versteckt im Dunkeln - Eva Andersen - Страница 5

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Kapitel 3

Das Erste woran Emily am nächsten Morgen denken konnte, war, dass ihr Vater nichts von Goldens Verschwinden erfahren durfte. Er war so stolz und glücklich, den Hengst zu besitzen. Golden stammte von einem berühmten holländischen Hengst ab, der im Spitzensport erfolgreich war, und das gesparte Geld der Familie war darauf verwendet worden, Olafs beste Stute von genau diesem Hengst decken zu lassen.

Emily konnte sich noch genau an die frühe Morgenstunde erinnern, in der das Fohlen das Licht der Welt erblickt hatte. Sie waren alle drei überglücklich gewesen, dass es ein Hengstfohlen war. Die Sonne war langsam aufgegangen und hatte ein goldenes Licht durch das Stallfenster auf das kleine Fohlen geworfen, und von da an hieß er nur noch Golden. Hoffentlich war ihm nichts passiert.

Emily hatte wie ein Stein geschlafen, jetzt aber war sie hellwach. Sie sprang aus dem Bett und zog sich schnell an. Normalerweise konnte sie um diese Zeit ihre Mutter unten in der Küche hören, aber die war heute sicherlich schon im Stall.

‚Gott sei Dank, dass ich Sommerferien habe, dann kann ich helfen’, dachte sie. Auf dem Weg in den Stall drückte Emily die Daumen und hoffte, dass Golden im Laufe der Nacht von alleine nach Hause gekommen war. Das war er aber nicht.

Ohne Olaf hatten Michael und Grethe zwar mehr Arbeit, aber wegen der Sommerferien war nicht so viel im Stall zu tun. Die meisten Pferde waren Tag und Nacht auf der Sommerweide und auch die Reitschule hatte während der Ferien geschlossen. Grethe war dabei, ein Halfter mit Strick in ihr Auto zu legen.

„Guten Morgen“, sagte ihre Mutter auf dem Weg vom Auto zum Stall. „Michael und ich fahren jeweils in zwei verschiedene Richtungen zum Suchen. Du bleibst bitte hier, machst den Stall zu Ende und schaust nach, ob auf den Weiden alles in Ordnung ist. Besonders, ob überall noch Wasser da ist. Du weißt, dass das sehr wichtig ist bei der Hitze.“ Grethe wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Klar“, sagte Emily. Wie ihre Eltern war sie sehr genau, wenn es um die Pflege der Pferde ging und sie wusste, dass diese schnell krank werden konnten, wenn sie nicht genügend Wasser bekamen. Sie hatte ganz vergessen, ihrer Mutter von dem merkwürdigen Durcheinander an Fuß-, Reifen- und Hufspuren zu erzählen, bevor sie weggefahren war. Aber das war wohl auch nicht so wichtig. Oder doch?

Ein mulmiges Gefühl beschlich Emily. Sie wusste nur nicht, warum. Als sie mit der Arbeit im Stall und auf den Weiden fertig war, entschied sie sich, wieder zum Wald zu fahren und noch einmal durch das Dickicht zu laufen, wo sie Goldens Steigbügel und die Riemen gefunden hatte.

Gesagt, getan. Emily sprang auf ihr Fahrrad und trat so hart in die Pedale, dass sie sich in der ersten Kurve fast langgelegt hätte. Sie konnte von hier aus die Pferdeweiden sehen. Fast beiläufig bemerkte sie, dass alle Pferde da waren und friedlich zusammenstanden und grasten. Keines lag, keines stand alleine.

Nur weil die Pferde lagen, musste es natürlich nicht bedeuten, dass sie krank waren. Schon gar nicht in den Morgenstunden. Wenn es so warm war wie heute, grasten die Pferde gerne nachts und legten sich manchmal hin, um den Morgentau und die ersten Sonnenstrahlen morgens in Ruhe zu genießen.

Olaf hatte das Weidesystem so eingerichtet, dass der Zaun jeder Weide spitz auf den Hof zulief. In der Spitze jeden Zaunes standen die Wassertröge, damit man sie vom Weg aus sehen konnte. Und hier war auch die Öffnung, damit man schnell und unkompliziert die Pferde von der Weide reinholen und rausbringen konnte. Olaf hatte dieses System in Island kennengelernt, als er als junger Mann dort studiert hatte, was die isländischen Pferdeleute über Jahrtausende hinweg gelernt und weitergegeben hatten.

Die Weiden auf Island waren über sehr große Gebiete verstreut, mit vielen Pferden. Die Pferde dort kommen nicht jeden Tag in den Stall, aber sie wissen, wann sie rein müssen und dann ziehen sie in Richtung der Zaunspitze, von wo aus die Besitzer sie einfach einfangen können.

Die Weidefläche auf dem Borghof war in viele kleinere Weiden aufgeteilt. Die Pferde wurden nach Freundschaften auf den Weiden verteilt. Reitpferde, die viel im Stall stehen, müssen sich vorher kennen, bevor sie zusammen auf die Weide gehen können. Wenn Pferde in einer großen Herde erst ihre Rangfolge bestimmen müssen, können sie sich leicht verletzen.

Die einzige Weide, die ein bisschen abseits lag, war der sogenannte Hengstpaddock. Golden hatte, seitdem er 1 ½ Jahre alt war, seine eigene Weide gehabt. Schon da konnte Olaf sehen, dass er etwas ganz Besonderes war, und er wollte nicht das Risiko eingehen, dass der Hengst sich verletzte. Wie Golden reagieren würde, wenn er zu nah an einen anderen Hengst herankommen würde, daran wagte Emily gar nicht zu denken. Denn das kannte er ja gar nicht.

Im Wald fuhr Emily denselben Weg wie am Vortag. Sie schaute sich dabei aufmerksam den Boden an. Gab es etwas, das sie übersehen hatte? Ihr fiel nichts auf. Sie folgte wieder den Spuren im Wald. Das sah alles genau so aus wie gestern. An manchen Stellen waren tiefe Hufspuren und ein totales Durcheinander auf dem weichen Waldboden.

Aber Stopp!! Was war das? Eingeklemmt in einen Stock, der wie eine Gabel geformt war, hing ein Stück Zügel. Das war von Goldens Trense. Emily musste ziehen und zerren, um es frei zu bekommen. Sie stellte sich vor, wie Golden Panik bekommen hatte, als der Zügel festhing und so hart gezogen hatte, dass der Zügel sich immer fester zog. Sie untersuchte den abgerissenen Zügel. Doch, der war eindeutig von Goldens Trense.

Emily folgte den Spuren bis zu den Bauwagen auf dem gegenüberliegenden Waldweg.

Heute waren die Waldarbeiter da.

„Hallo Herr Meyer“, rief sie einem älteren Mann zu und lief zu ihm hin. „Eines unserer Pferde ist gestern weggelaufen, hier im Wald. Haben Sie es gesehen? Es hatte Sattel und Trense drauf“.

Meyer schüttelte den Kopf.

„Ich war gestern nicht im Wald, Emily, ich war in der Stadt, um eine neue Brille zu kaufen. Aber vielleicht haben ihn Torben oder Elo gesehen. Sie haben allerdings nichts erwähnt.“

„Aber Herr Meyer, das ist seltsam. Ich bin den Spuren gefolgt. Ich bin den Spuren durch den Wald gefolgt, und die enden hier.“

Sie zeigte auf die Spuren im Sand. Die waren nicht ganz so deutlich heute, wo auch noch die Abdrücke von einem großen Traktor dazugekommen waren.

„Sehen Sie nicht, dass die Spuren hier aufhören?“ Sie schaute Herrn Meyer an.

„Neeee“, er wiegte ein bisschen hin und her. „Ich sehe wohl einzelne Hufspuren und ich sehe auch, dass die nicht weiterführen, aber dafür gibt es wohl eine Erklärung. Ein ganzes Pferd verschwindet ja nicht einfach wie vom Erdboden verschluckt. Es ist auch nicht sicher, dass das die Spuren von deinem Pferd sind.“ Im faltigen Gesicht vom alten Herrn Meyer zeigte sich ein freundliches Lächeln.

„Oder?“, fragte er.

„Ich bin mir fast sicher“, sagte Emily. „Ich habe einen abgerissenen Steigbügelriemen und ein Stück vom Zügel im Wald gefunden, und die sind beide von Golden.“

„Mmhm“, Meyer brummte vor sich hin und hob seine Mütze, um sich im Genick zu kratzen, so wie er es immer tat, wenn er über seine Antwort nachdenken musste. Es war warm, und die Mütze hatte einen roten Abdruck auf seiner Haut hinterlassen.

„Jaaaa, das sieht tatsächlich ein wenig seltsam aus, dann wird der wohl durch den Wald zurückgelaufen sein.“

‚Irgendetwas stimmt hier nicht’, dachte Emily. Er konnte doch wohl sehen, dass keine der Hufspuren in die andere Richtung führte. Meyer wusste doch normalerweise, was im Wald los war. Und er hatte auch schon mal beim Einfangen eines freilaufenden Pferdes geholfen. Aber hier waren ja nur Spuren – kein Pferd.

„Es ist Golden, das Pferd, an das Papa so sehr glaubt“, sagte sie leise und mehr zu sich selbst. „Ich muss ihn finden, das muss ich einfach.“

Es war bald Kaffeezeit und die anderen beiden Waldarbeiter kamen dazu. Es waren zwei junge Männer, die Emily noch nie zuvor gesehen hatte, aber ab und zu kamen Waldarbeiter, die nur für kurze Zeit aushalfen. Sie konnte nicht alle kennen.

„Elo und Torben, habt ihr ein freilaufendes Pferd hier im Wald gesehen?“ Herr Meyer schaute die zwei jungen Männer an. Die schüttelten beide den Kopf.

„Nein. Müssten wir eins gesehen haben?“

„Ja, es wäre wohl schon merkwürdig, wenn hier eines frei herumliefe. Die Jugend heutzutage ist nicht ganz einfach zu verstehen.“

Emily stand mit halboffenem Mund und starrte. Sie war sich sicher, eine Reaktion bei einem der Waldarbeiter gesehen zu haben, als der alte Meyer das erste Mal gefragt hatte. Es war, als hätte er kurz gezuckt, als hätte ihn die Frage überrascht.

Plötzlich hatten es die zwei Waldarbeiter sehr eilig. Sie müssten schnell Mittagsessen, sagten sie und gingen in den Bauwagen. Beide mit den Händen tief in den Taschen. Emily bemerkte, dass beide weder Blaumann und Sicherheitsschuhe noch einen Helm trugen, so wie es die Waldarbeiter sonst immer taten. Die sahen in keiner Weise wie Waldarbeiter aus.

Im selben Moment kam ein Lastwagen den Feldweg entlang. Sie drehte sich automatisch um. Es war der Pferdetransporter von Mike Mühlenbach. Na ja, es war ja schließlich der Wald von seinen Eltern, also durfte er hier wohl lang fahren. Emily konnte Mike nicht ausstehen, aber ihr Herz schlug trotzdem ein bisschen schneller. Vielleicht wusste er was über Golden?

Mike sprang aus dem LKW und kam zu ihnen, mit einem frechen Grinsen im Gesicht.

„Oh, was sehe ich da? Die kleine Emily geht im Wald spazieren“, lachte Mike laut und fand sich witzig.

„Hey, Schnuckelchen, du wirst ja immer hübscher, wie alt bist du nochmal, 14 oder 15 Jahre?“ Er schnalzte mit der Zunge. „Na, ein älterer Herr von 23 muss wohl noch eine Weile warten, bevor er der Nachbarstochter den Hof macht.“

Emily wurde ganz rot. Ah, wie sie diesen aufgeblasenen Idioten hasste!

„Was machst du eigentlich hier im Wald ohne Pferd?“ Er sah sie genauer an. „Ich hätte nicht gedacht, dass du imstande bist, auf deinen eigenen zwei Beinen zu gehen.“

„Nichts“, sagte Emily. Sie wollte ihn noch nicht einmal mehr wegen Golden fragen. Wenn er ihn gesehen hätte, hätte er es wohl gesagt. Warum fragte er überhaupt, was sie hier machen würde? Sie fuhr doch öfter mit dem Fahrrad durch den Wald.

Mike Mühlenbach schlug auf die Außenseite des Bauwagens. „Elo und Torben, kommt mal her“, sagte er und fing an zum LKW zurückzugehen. „Wir müssen ein paar Stapel Feuerholz Richtung Bach versetzen. Ich brauche dort ein festes Hindernis um Geländespringen zu üben“, hörte Emily ihn sagen, aber dann redete er leise und sie konnte nichts mehr hören.

Er drehte den Kopf und sah sie an.

„Na dann, tschüss Mädel, mach’s mal gut, ne?!“

Mike war der Sohn von Christian Mühlenbach, der viele Höfe mit demselben Namen hatte. Ein sehr netter Mann und alle vom Borghof durften den Wald benutzen, so oft sie wollten, mit oder ohne Pferd. Christian Mühlenbach war Geschäftsführer bei einer großen Brauerei in der Region und ein tüchtiger und beliebter Geschäftsmann.

Der Sohn hingegen, ein Einzelkind, war ein schlauer, aber verwöhnter Schnösel. Er war einer der besten Springreiter des Landes und nebenbei war er auch noch Pferdehändler.

Die meisten mochten ihn nicht, weder als Reiterkamerad noch als Händler. Aber keiner sagte das laut. Sein Vater hatte großen Einfluss und war außerdem in der Geschäftsführung vom Reiterverband.

Urrgggh … Emily schnitt eine Grimasse hinter Mikes Rücken. Meyer stimmte insgeheim mit ihr überein. Er kannte Mike seitdem er ein kleiner Junge war und hatte ihn schon bei so einigem, auch schlimmeren Sachen, erwischt. Manchmal hatte er den Jungen nach Hause gebracht und mit dem alten Mühlenbach geschimpft, der Mike wieder einmal alles durchgehen ließ. Herr Mühlenbach hatte ihm oft recht gegeben, aber hatte ihn gleichzeitig gebeten, die Streiche bitte für sich zu behalten. Das hatte der alte Meyer akzeptiert und Mike hatte das auch nicht vergessen. Herr Meyer war eine der wenigen Personen, vor denen er noch ein bisschen Respekt hatte.

Mike fuhr mit Elo und Torben im LKW davon. Emily studierte immer noch die Spuren im Sand.

‚Das war eigentlich merkwürdig’, dachte sie. ‚Es sind überall die gleichen Reifenspuren, die hier und die, die der Transporter eben hinterlassen hat.’

„Naja, ich muss weitersuchen. Auf Wiedersehen, Herr Meyer“, sagte sie und lief zurück in den Wald.

Sie wusste aber nicht wirklich, wo sie noch suchen könnte. Sie hielt inne und dachte nach. Golden hätte nur hier oder in Richtung Mühlenbach weglaufen können. Und natürlich auf dem Waldweg nach Hause zum Borghof. Aber alle Hufspuren führten Richtung Wald – meinte sie zumindest. Hatte sie was übersehen? War Golden zurückgelaufen, um den Borghof herum – und auf die Bundesstraße? Nein, das hätten sie oder ihre Mutter gesehen und doch … Sie sprang auf ihr Fahrrad und fuhr nach Hause.

Keine der Hufspuren auf dem Feldweg führte zurück. Das Rätsel wurde immer größer. Der Steigbügel und der Riemen, das abgerissene Zügelstück und die Spuren, die auf dem Waldweg endeten, aber kein Pferd, nirgendwo. Hoffentlich hatten Michael und die Mutter etwas gefunden. Aber Emily wurde enttäuscht. Golden war und blieb verschwunden.

Grethe war bei der Polizei, um nach dem verschwundenen Hengst zu fragen.

„Es ist ja ein Hengst“, hatte Grethe den Polizisten erklärt. „Wenn der eine Stute riecht, kann es für alle Beteiligten gefährlich werden.“

„Danke, das ist mir durchaus bewusst“, sagte der Polizist und dachte an freilaufende Pferde und durchgehende Kuhherden, die der Umzäunung entkommen waren und losgerissene Bullen, die im Laufe der Jahre viele Unfälle verursacht hatten.

„Es wäre schön, wenn Sie ein bisschen besser auf Ihre Tiere aufpassen würden“, schnaubte er Grethe an und runzelte den Stirn.

„Wie wäre es mit einer Anzeige in der Zeitung, vielleicht hat ihn ja jemanden gefunden.“

Doch Grethe sah darin keinen Sinn. Jeder in der Region kannte den Borghof. Das war ganz gewiss einer der ersten Höfe, die sie anrufen würden, wenn sie ein ausgebüxtes Pferd fanden.

Das sah der Polizist auch ein und er wurde freundlicher, als er von der ganzen Geschichte, inklusive Olafs Krankenhausaufenthalt, erfuhr.

„Aber ich kann Ihnen leider nicht helfen“, sagte er.

„Ich würde doch nur so gerne das Pferd finden, bevor er nach Hause kommt“, sagte Grethe mit weinerlicher Stimme. Sie war völlig fertig und noch nie so traurig gewesen. Was würde passieren, wenn Olaf erfuhr, dass Golden weg war?

„Also dann, auf Wiedersehen“, sagte sie und eilte zurück zum Auto. Vielleicht hatte Emily ja bessere Neuigkeiten. Sie spürte, wie ihre Unruhe stärker wurde. Emily kam ihr im Hof entgegen.

„Und?“ Sie sah aus wie ein Fragezeichen.

Die Antwort war ihrer Mutter im Gesicht abzulesen. Grethe schaute lange nach unten, dann hob sie den Kopf.

„Emily, wir müssen zusammen zurück in den Wald. Vielleicht hast du was übersehen. Er muss da sein. Tot oder lebendig!“ Grethe lief zur Garage und riss energisch ihr altes, staubiges Fahrrad heraus. Sie benutzte es nur selten. Sie hatten alle mehr als genug auf dem Hof zu tun. Wenn sie einkaufen fuhr, dann mit dem Auto. Fahrradtouren zum Vergnügen waren momentan nicht drin.

Sie fuhren schnell zum Wald. Auf dem Weg erzählte Emily von dem Zügel und den Spuren auf dem Waldweg. Die Mutter antwortete nicht viel, sie musste sich auf ihr Fahrrad konzentrieren, das schon bessere Tage gesehen hatte. Es war anstrengend und der Kette fehlte Öl. Außerdem hatten die beiden es eilig. Später wollten sie Olaf im Krankenhaus besuchen. Aber er durfte nichts von Golden und seinem seltsamen Verschwinden wissen.

„Dann würde er sofort nach Hause wollen“, sagte Grethe, das wolle sie nicht riskieren. Es würde die Verletzung noch schlimmer machen.

„Hier ist es“, Emily stieg vom Fahrrad ab. Die Mutter folgte ihr den Weg in den Wald entlang, den Emily jetzt schon so oft gegangen war. Sie ging schnell vor ihrer Mutter her und hielt erst da an, wo sie den Steigbügel gefunden hatte. Warum der genau hier abgerissen war, verstanden die beiden nicht. Vielleicht war er schon vorher fast abgerissen, aber solange am Sattel hängengeblieben, bis er schließlich durch die Bewegung aus der Steigbügelhalterung gefallen war.

„Siehst du, hier hören die Spuren auf“, Emily schaute ihre Mutter an, in der Hoffnung, jemanden gefunden zu haben, der dasselbe sah wie sie.

„Ich verstehe, was du meinst“, sagte ihre Mutter. „Aber das ist nicht möglich. Ist er denn von hier aus geflogen? Übrigens, hast du mal Mike Mühlenbach gefragt?“

„Nein, ich habe Mike getroffen, als ich vorhin hier war. Er hätte es ja gesagt, wenn er ihn gefunden hätte. Aber schau mal hier.“ Emily zeigte wieder auf die Hufspuren.

„Hier sind sowohl Hufspuren als auch Spuren von Autoreifen, und es sind dieselben Reifenspuren wie dort“, sie zeigte dahin, wo Mike vorhin seinen Transporter geparkt hatte.

„Und hier hören die Reifenabdrücke auf.“ Emily sah aus wie eine Kriminalassistentin, die auf den Spuren eines Verbrechens war.

„Ach, hör auf Emily, du meinst doch nicht etwa, dass Mike den Hengst in seinen LKW verladen hat und damit weggefahren ist? So ein Quatsch!“ Grethe war ein bisschen verärgert, es war wirklich nicht die Zeit für Fantasiespiele. Sie konnte anhand der Steigbügelriemen und dem Zügelstück erkennen, dass Golden im Wald gewesen war. Aber was dann passiert war, war auch ihr ein Rätsel.

Insgeheim dachte Emily, dass Mike durchaus dazu in der Lage wäre, ein Pferd zu entführen. Langsam entwickelte sich in ihrem Kopf eine Theorie, die sie aber lieber für sich behielt. Es würde ihr sowieso keiner glauben.

Sie gingen zurück zu den Fahrrädern. Beide waren still. Auf dem Weg nach Hause fasste Emily einen Entschluss.

Versteckt im Dunkeln

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