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Kapitel 5

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Ich wachte schon sehr früh vom Signal meines Handys auf. Wendel hatte mir eine SMS geschickt. Er schrieb:

Ich komm heute nicht. Anna ist langweilig, wenn wir

den ganzen Tag im Wald sind. Mutter will, dass ich sie

mitnehme. :-(

Ich schrieb zurück:

Bring sie einfach mit. Es ist schon alles egal. Opa will

auch kommen und das Baumhaus sehen. :-((

Wenig später trafen wir uns wieder bei uns auf dem Hof. Meine Oma freute sich, als sie Anna sah. Ich glaube, sie wünscht sich heimlich eine Enkelin. Wie ich darauf komme, weiß ich zwar nicht genau, aber ich denke, es ist so. Sie begann mit Wendels Schwester ein Gespräch, während ich die Gelegenheit nutzte und mit den anderen ein Stück zur Seite trat, außer Hörweite.

„So, und was machen wir jetzt?“, flüsterte ich aufgeregt.

„Warum hat der denn seine blöde Schwester mit?“, fragte Georg mit einem finsteren Blick auf Wendel.

„Mein Opa will uns auch besuchen kommen“, murmelte ich.

„Was ist denn jetzt los?!“, schimpfte Georg. „Sind denn alle verrückt geworden?“

„Na, halten die Herren einen Kriegsrat ab?“ Das war der Großvater. Wir hatten ihn gar nicht kommen gehört. „Ich wollte euch nur sagen, den Besuch in eurem Baumhaus muss ich leider auf einen anderen Tag verschieben, mir ist nämlich etwas dazwischengekommen. Ich fahre heute in die Stadt wegen einer dringenden Besorgung. Passt schön auf euch auf und macht mir keine Dummheiten! Ich verlass mich auf euch.“ Er zwinkerte uns zu, dann ging er davon.

„Hapü ... das ist ja gerade noch einmal gut gegangen!“, stöhnte ich.

„Jetzt müssen wir nur noch mit deiner blöden Schwester fertig werden“, schimpfte Georg.

„Ich bin nicht blöd!“, fauchte Anna, die plötzlich neben uns stand.

„Na, Kinder“, sagte die Großmutter, die auch dazugekommen war. „Streitet euch nicht, sonst kann ich euch nicht in den Wald lassen. Der Gedanke, dass dort den ganzen Tag gestritten wird, ist für mich so furchtbar, dass ich euch dabehalten muss. Ihr könntet mir ja in der Küche helfen.“ Sie lächelte uns an.

„Nein, wir vertragen uns!“, rief ich rasch und nahm Anna bei der Hand. „Komm, wir gehen.“

Sie befreite sich sofort aus meinem Griff und schimpfte: „Spinnst du? Ich bin doch kein Baby!“

„Da ist dein Rucksack, ich habe heute extra viel eingepackt. Bei der guten Waldluft entwickelt ihr ja alle scheinbar einen Riesenhunger“, lachte die Oma. „Passt schön auf, vor allem auf Anna.“

Missmutig machten wir uns auf den Weg. Ich überlegte fieberhaft, wie ich Leo warnen konnte, aber selbst wenn mir das gelingen sollte, würden wir sie dann den ganzen Tag nicht sprechen können. Und was sollten wir mit Anna beim Baumhaus spielen? Es war zum Aus-der-Haut-Fahren.

Anna schien von unseren Nöten nichts zu bemerken, sie plapperte ständig irgendeinen Blödsinn vor sich hin, wie schön das Wetter sei und wie schön die Vögel sängen und wie gespannt sie auf unser Baumhaus wäre. Georgs Miene verfinsterte sich mit jedem Meter, den wir zurücklegten, da hatte ich plötzlich eine gute Idee. Ich tat so, als würde ich über eine Wurzel stolpern, und warf mich der Länge nach hin. Dann blieb ich ein bisschen am Boden liegen, der Dramatik wegen. Sofort kamen alle zu mir gelaufen, allen voran Anna. Wendel hatte mir einmal erzählt, sie wolle später Ärztin werden und habe schon alle Haustiere kuriert. Vor allem Emmy, das alte, kranke Meerschwein, war nur dank ihrer Fürsorge noch am Leben, wie sie nicht müde wurde, uns immer wieder zu versichern.

Ich richtete mich auf und hielt mir jammernd mein rechtes Bein. „Aua, aua, ich hoffe nur, ich habe mir nichts gebrochen.“ Georg und ich tauschten einen kurzen Blick und schon wusste er Bescheid. In dem allgemeinen Hin und Her um mein verletztes Bein bemerkte keiner, dass er sich in Richtung Baumhaus davonschlich.

Zumindest Anna nicht, denn sie untersuchte mich genau und meinte dann: „Bist du sicher, dass dir da etwas wehtut?“

„Ja, ja, au, aua ... Und wie!“

„Komisch, ich könnte schwören, mit deinem Bein ist alles in Ordnung. Ich schätze, außer ein paar blauen Flecken hast du nichts abbekommen.“

Wendel half mir hoch und auf ihn gestützt humpelte ich nun im Schneckentempo in Richtung Waldlichtung. Anna war voller Misstrauen, sie verließ sich mehr auf ihre medizinischen Fähigkeiten als auf mein wehleidiges Getue. Und wie alle Mädchen hat sie die Gabe, sofort zu spüren, wenn etwas faul ist. Sie war nun auf der Hut und beobachtete uns genau. Aber ich war zu vertieft in meine Rolle und auch die anderen ließen sich nichts anmerken.

„Wo ist denn Georg hin?“, wollte Anna plötzlich wissen.

Wir taten erstaunt. „Ja, wo ist er denn? Georg! Georg!“, riefen wir theatralisch.

„Sicher ist er schon vorausgelaufen“, meinte Wendel.

„Also, ich glaube euch kein Wort mehr. Du kannst mit der Komödie aufhören, Felix, deinem Bein geht es gut, so viel weiß ich jedenfalls.“ Wir warfen uns besorgte Blicke zu. „Ihr verheimlicht mir etwas, aber ich werde schon noch herausfinden, was es ist. Verlasst euch drauf!“

Da tauchte Georg plötzlich wieder auf.

„Wo bist du gewesen?“, fauchte Anna ihn an.

Georg spielte das Unschuldslamm. „Ich musste mal ... ähem ...“ Er räusperte sich auffällig. „... mein Geschäft machen ... groß ... wenn du es genau wissen willst.“ Brüllendes Gelächter folgte.

Anna wurde rot, sagte aber nichts mehr.

Als wir am Bachufer auf der Lichtung ankamen, war die Stimmung immer noch sehr frostig. Von Leo war nichts zu sehen, das war zumindest positiv. Vorsichtig hüpften wir über die Steine auf die andere Seite des Baches und nun waren wir doch sehr gespannt, wie Anna unser Baumhaus finden würde.

Aber was war das? Selbst bei genauem Hinschauen war es fast nicht zu erkennen. Dort, wo gestern noch rohe Bretter gewesen waren, war nun alles grün, das ganze Baumhaus war über und über mit Moos und Pflanzen bedeckt.

„Schöööön! Wie habt ihr das nur gemacht?“, rief Anna begeistert. Schon kletterte sie die Leiter hinauf und wir hörten von unten ihre Jubelrufe: „Toll, das ist ja wie Zauberei, das kann man gar nicht glauben, wenn man es nicht selbst gesehen hat!“

Wir Jungen warfen uns irritierte Blicke zu, kletterten rasch die Leiter hinauf und starrten ungläubig hinein. Sogar im Inneren der Hütte war alles mit dichten, weichen Moospolstern bedeckt. An den Fenstern wuchsen Gräser herab, die wie zarte Vorhänge aussahen. Sogar der Felsen, der die Rückwand des Hauses bildete, war überzogen mit weichem dunkelgrünem Moos.

Staunend blickten wir uns um.

„Ist das super!“, rief Benni.

Anna stutzte. „Ihr habt das auch noch nicht gesehen, oder?“

„Doch, doch ... wir ... wir ... wir haben das ja gemacht“, beeilte sich Wendel zu versichern.

Anna zupfte ein Moospolster von der Felswand ab. „Ich bin doch nicht dumm! Das Moos ist überall festgewachsen und die Pflanzen und das Gras auch, so was könnt ihr nicht. Das passiert nur, wenn etwas lange irgendwo steht und dann von selber zuwächst. Wie ist das möglich, wenn ihr erst vorgestern mit dem Bauen angefangen habt?“

Wir machten betretene Gesichter. „Was ist hier los? Wenn ihr mir jetzt nicht sofort sagt, was hier los ist, ruf ich Mama an!“ Anna fischte geschickt Wendels Handy aus seiner Hosentasche und fuchtelte damit drohend vor unseren Gesichtern herum.

Bevor wir überhaupt reagieren konnten, hörten wir eine vertraute schrille Stimme von unten. „Das wird nicht nötig sein, ich habe das nämlich alles gemacht.“ Leo stand am Fuße der Leiter und schaute zu uns herauf.

Wir erstarrten, bevor mehrere Dinge gleichzeitig passierten. Anna streckte den Kopf aus der Tür, um zu schauen, wer da mit uns redete, und sah Leo. Genauso wie Leo Anna sah. Instinktiv hielten wir uns die Ohren zu, denn in jedem Film und in jedem Buch hätten die beiden sofort losgeschrien, und zwar auf diese seltsame, durchdringende Art, in der Mädchen immer kreischen. Doch wider Erwarten blieben sie ganz still und starrten sich nur an.

Weil ich ganz nahe bei Anna kniete, bemerkte ich, dass sie blass geworden war, und ich konnte an ihrem Hals deutlich sehen, dass ihr Herz ziemlich rasch schlug. Ich denke, sie war sehr erschrocken. Darum legte ich meinen Arm um sie, was mir natürlich in späteren Zeiten viel Spott und Hänseleien eingetragen hatte. Aber es war wie ein Reflex, in diesem Augenblick wollte ich sie nur beschützen.

„Darf ich vorstellen? Das da unten ist Leo und das ist Anna, die Schwester von Wendel“, sagte ich mit möglichst beruhigender Stimme.

Anna holte hörbar Luft. Dann schüttelte sie sich wie ein nasser Hund und schaute uns der Reihe nach an „Das also wolltet ihr vor mir geheim halten!“, rief sie mit triumphierender Stimme.

„Ja“, antwortete Georg, „und es wäre wohl besser gewesen, wenn uns das gelungen wäre.“

Inzwischen war Leo langsam die Leiter hochgeklettert. Sie stand nun am Eingang zur Hütte und es schien, als gehorche das Baumhaus einem geheimen Zauber, denn als sie hereinkam, wurde es plötzlich viel größer und geräumiger und wir hatten alle bequem Platz.

Die Elfe setzte sich in unsere Mitte. „Wo sind die Speisen?“, fragte sie und schien die Anwesenheit von Anna gar nicht mehr zu bemerken.

„Gehen wir also zur Tagesordnung über“, ätzte Georg und kletterte hinunter, um unsere Rucksäcke heraufzuholen.

Anna wollte sich nützlich machen, um damit ihre Verlegenheit zu überspielen, und begann, das mitgebrachte Essen in sechs gleich große Portionen aufzuteilen, allerdings hatte sie nicht mit Leo gerechnet.

„Was tust du da?“ Leos Stimme war um einiges lauter als sonst und die Elfe war mit drohend in die Hüften gestemmten Armen aufgestanden.

„Ich teile alles gerecht auf“, lautete Annas unschuldige Antwort.

„Ich bestimme, was hier gerecht ist!“

„Warum?“ Erstaunt blickte Wendels Schwester das kleine Wesen an.

„Weil ich wachsen muss.“

„Ich auch.“

Leo betrachtete Anna von Kopf bis Fuß. „Mag sein, aber ich habe eure Speisen viel nötiger als ihr.“ Sprachʼs, setzte sich wieder und begann, in Hochgeschwindigkeit zu essen.

Anna schüttelte den Kopf und nahm sich auch etwas. Doch Leo starrte sie mit vollem Mund so lange finster an, bis sie es wieder zurücklegte und murmelte: „Eigentlich bin ich noch gar nicht hungrig.“

„Gestern hieß es, du sagst uns heute, wie es weitergehen soll. Und ich schätze, Anna müssen wir auch einiges erklären“, ergriff ich das Wort.

„Das übernehme ich, schließlich bin ich ihr Bruder“, mischte sich Wendel ein.

„Halt!“ Leo hatte die Hand gehoben und heftig kauend rief sie: „Ich werde das alles zur rechten Zeit machen. Zuerst will ich jedoch etwas ruhen. Ihr könnt ja einstweilen eure Spiele spielen oder noch besser: Gestern sah ich nicht weit von hier eine Waldhimbeerhecke, geht doch und pflückt mir ein paar Beeren.“

Missmutig kletterten wir aus dem Baumhaus, und als wir außer Hörweite waren, begannen wir fast gleichzeitig, aufgeregt durcheinanderzureden.

„Das ist wirklich eine Frechheit, wir sind doch keine Sklaven!“, schimpfte Georg.

„Ja, und ich lass mir nicht vorschreiben, wann ich meiner Schwester was erkläre“, fügte Wendel hinzu.

„Na ja, wenn es dir so wichtig gewesen wäre, mir was zu erklären, dann hätte es schon vorher Gelegenheiten dazu gegeben. Aber wenn es nach dir ginge, könnte ich die ganzen Ferien allein zu Hause sitzen, während du mit deinen Freunden hier im Wald das tollste Abenteuer erlebst“, sagte Anna.

„Na, so toll ist das Abenteuer auch wieder nicht!“, warf Benni ein. „Wenn mir meine Mutter zu Hause sagt, ich solle in unserem Garten Himbeeren pflücken, mache ich das auch nicht und für die soll ich es tun?“ Er wies mit dem Kopf in Richtung Baumhaus.

„Außerdem ist es langweilig, wenn sie immer nur schläft und isst. Nachdem wir jetzt alles fertig gebaut haben, wissen wir gar nicht, was wir machen sollen. Ich habe heute extra meine Konsole zu Hause gelassen, weil ich gedacht habe, ich brauche sie eh nicht. Und jetzt?“, rief Georg aufgebracht.

„Beruhigt euch, bitte, beruhigt euch!“, ergriff ich das Wort. „Ich muss euch etwas erzählen ...“ Und dann berichtete ich von meiner Beobachtung vor zwei Nächten. Als ich mit meinem Bericht zu Ende war, schauten mich alle ängstlich an.

„War es ein Wolf?“, wollte Wendel schließlich wissen.

„Ich habe keine Ahnung, ich konnte es nicht genau erkennen, es war zu weit weg. Ich weiß ja nicht mal genau, ob es überhaupt Leo war, die ich gemeinsam mit diesem Tier gesehen habe, ich vermute es nur.“

„Aber wo ist dieses Vieh denn dann jetzt?“ Georg blickte sich besorgt um.

„Vielleicht liegt es irgendwo im Gestrüpp auf der Lauer und beobachtet uns“, setzte Wendel noch eines drauf.

„Ich glaube, ich geh jetzt heim.“ Es sollte wie ein Scherz klingen, doch Benni hatte gerade ausgesprochen, was wir alle dachten.

„Also, zum Fürchten finde ich das eigentlich nicht“, meinte Anna schließlich. „Ich glaube, wenn du sie in der Nacht mit irgendeinem Tier gesehen hast, ist das trotzdem kein Grund, in Panik davonzulaufen. Wenn ich in der Nacht allein im Wald sein müsste, dann wäre ich auf jeden Fall auch froh, wenn es irgendein großes schwarzes Tier gäbe, das mich beschützt.“

Anschließend erzählten wir Anna, was wir bisher über Leo wussten, und sie war total beeindruckt. Das merkte ich daran, dass sie mit halb offenem Mund, kugelrunden Augen und ohne einen Mucks zu sagen zuhörte. Anna war es auch, die schließlich eine von den mitgebrachten Jausendosen mit Himbeeren füllte.

Um die Mittagszeit tauchte Leo verschlafen und hungrig bei uns auf. „Eure Säcke sind leer! Es war zu wenig, was ihr mitgebracht habt.“ Anna reichte ihr die Dose mit Himbeeren und ein wenig besänftigt aß Leo sie leer. „So, nun setzt euch zu mir“, meinte sie dann gnädig. Gehorsam ließen wir uns nieder und schauten sie erwartungsvoll an. „Ihr wollt jetzt also von mir wissen, wie es weitergeht?“ Wir nickten. „Nun, ich habe euch schon erzählt, dass ich ein richtiger Mensch werden möchte so wie ihr. Das ist eine ziemlich schwierige Prozedur und es dauert einige Zeit. Wie es genau abläuft und was dabei passiert, weiß ich, ehrlich gesagt, auch nicht. Es gibt nur wenige Berichte und das Wissen darüber ist im Elfenreich geheim. Mein Vater hat mir strengstens verboten, in den alten Schriften zu stöbern und etwas darüber nachzulesen. Eines steht jedoch fest, ich muss viel essen und viel schlafen.“

„Das ist uns bereits aufgefallen“, warf Georg ein.

„Trotzdem freue ich mich über eure Gesellschaft und ihr habt ja auch versprochen, mir immer genügend Speisen zu bringen.“ Wir nickten wieder. „Außerdem müsst ihr mir alles über die Menschenwelt erzählen, damit ich gut vorbereitet bin, wenn ich mit euch mitkomme.“

Wir blickten uns gegenseitig verlegen an, nur Anna schien es vollkommen normal zu finden, dass Leo mit zu uns kommen wollte. „Also, von mir kannst du einiges lernen“, sagte sie erfreut zu der kleinen Elfe. „Es gibt ganz tolle Sachen, die ich dir unbedingt beibringen muss. Kannst du eigentlich zaubern?“

„Nun, ich konnte einmal sehr gut zaubern, doch mit der Menschwerdung verliere ich all meine Kräfte. Mittlerweile kann ich nur noch sehr wenig und manches gelingt nicht so, wie es soll.“

„Oh bitte, bitte, zaubere doch irgendetwas für uns!“, rief Anna aufgeregt. Gespannt schauten wir Leo an.

Sie kratzte sich am Kopf und murmelte: „Es kann gefährlich werden, nehmt euch in Acht!“

Unwillkürlich rückten wir näher zusammen und starrten gebannt auf die Elfe. Sie hob ihre Hände hoch in die Luft und flüsterte unverständliches Zeug. Die Vögel verstummten. Dann begann es, in den Baumwipfeln über unseren Köpfen zu brausen, ein heftiger Wind kam auf. Von fern hörten wir ein Donnergrollen und ich spürte mein Herz wild bis zum Hals schlagen. Gespannt starrten wir zu Leo, doch die wirkte, als hätte sie den Faden verloren. Das Brausen in den Bäumen verstummte und genauso rasch, wie es begonnen hatte, war alles wieder vorbei. Die Sonne schien und die Vögel sangen wie zuvor.

„Das war alles?“, meckerte Georg.

Leo baute sich vor ihm auf, ballte ihre Hände auf dem Rücken zu Fäusten und streckte ihm die Zunge heraus. „Bääähhh, mach es doch nach, wenn du so schlau bist!“, schrie sie außer sich vor Zorn. „Du undankbarer Mensch, meinst du, es ist einfach, die Elemente zu beherrschen und zu kontrollieren? Glaubst du, die Natur und die Tiere gehorchen euch Menschen, euch, die ihr alles zerstört und tötet? Niemals wieder werde ich für euch zaubern. Mich kostet es unnötig Kraft und ihr wisst es nicht zu würdigen.“

„Also, ich fand es toll!“, log ich, um die Situation wieder ein bisschen ins Gleichgewicht zu bringen.

„Ja“, kam mir nun auch Anna zu Hilfe, „es war schön, danke!“

Ein wenig beruhigt setzte sich Leo wieder hin. „Ich habe schrecklichen Hunger“, jammerte sie, „könnt ihr nicht ein paar Speisen für mich holen?“

„Wir können nicht ununterbrochen zu Hause nach Essen fragen, das ist verdächtig. Wir sollten uns was anderes überlegen“, meinte ich.

„Ich hätte schon eine Idee. Wir holen etwas Geld aus unseren Spardosen, gehen damit ins Lebensmittelgeschäft im Dorf und kaufen etwas ein“, schlug Anna vor.

Leo - Die Geschichte einer ungewöhnlichen Elfe

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