Читать книгу Auf der Suche nach dem Ich - Eva Link-Nagel - Страница 28
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Ich suche Zufriedenheit in der Selbst-Findung, in diesem Prozess des Schreibens, wo sich meine Seele sozusagen über das Papier ergießt.
Wer wird das jemals verstehen, wem werde ich diese Notiz zeigen können?
Doch dann wird mir klar: Gedichte sind eine Art Spiegel. Wenn man sein Spiegelbild betrachtet, kann man der Meinung sein man sehe sich selber, man kann sich empfinden oder nicht. Das ist vielleicht eine Frage der Resonanz, hängt ab von der Qualität der Wellen die, Resonanz erzeugen sollen. Gedichte sind das Innerste nach außen gekehrt. Das Äußere reflektiert - Einfang von Stimmungen.
Wie tun harte Äußerungen ihre Wirkung? Sie induzieren ein Restwiederstand, sie wühlen auf und organisieren.
Gefühle, wie Ringe im Wasser, nachdem man ein Stein hineingeworfen hat. Die Gefühle sind wie ein nachwachsender Zehennagel, fein und zerbrechlich neu, mit einer Erinnerung an das Jenseits, dem sie entstammen. Meine Gefühle sind wie Eidechsen. Deren Entfaltung mir wichtiger ist, als eine leere Worthülle, als ein Eidechsenschwanz, der auf der Flucht vor den Zugriff zurückgelassen wird.
Ich lerne immer neue Aspekte, neue Anwendungsmöglichkeiten kennen. Aspekt heißt ja so viel wie Blickwinkel. Ich möchte mich an Aspekten bereichern um die Welt und mich besser und vollständiger kennen zu lernen.
Ich glaube, jetzt brauche ich nicht einmal einen Anstoß von außen, in gewisser Hinsicht genüge ich mir schon selber, indem ich mein Krank-sein als eine Aufgabe sehe, die ich meistern muss, und der gegenüber ich mich behaupten werde. Ich habe auch gelernt kollegial zu sein und mich mit Gott auseinanderzusetzen. Es lohnt sich auch um der Ästhetik willen an Gott zu glauben und das gibt am Ende auch viel mehr als Ästhetik, sondern auch ein Gefühl des Haltes, und das habe ich nötig.
Mein besseres Ich
Es gibt Augenblicke,
In denen ich an mein besseres Ich glaube;
Wo nicht der Hass vorherrscht, die Unzufriedenheit,
Und wo ich spüre, dass meine Resignation
Nicht endgültig ist, nicht endgültig sein darf -
Denn ich habe noch was vor.
Es gibt Augenblicke,
Da glaube ich,
Dass für mich auf dieser Welt noch Platz ist:
Platz, den ich mit meinem So-Sein
Ausfüllen kann
Ohne angefochten zu werden,
Ohne anfechten zu müssen.
Es sind im Grunde Augenblicke
Voller Glaubens
An eine bessere Welt