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Wölfling Werner tut täglich eine gute Tat

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„Guck mal, Papa!“ Mats hielt seinem Vater ein Buch hin, das er in der Kiste auf dem Dachboden gefunden hatte, in der Papa Sachen aus seiner Kinderzeit aufbewahrte. Es musste schon sehr alt sein, denn das Papier hatte sich bräunlich verfärbt und der Buchrücken war zur Hälfte lose. Der Junge auf dem Einband trug altmodische, kurze Hosen, ein dunkelgrünes Hemd mit vielen Abzeichen, und er hatte ein Tuch um den Hals gebunden.

„Wölfling Werner!“, rief Papa aus, als ob er einem guten, alten Bekannten wiederbegegnet wäre. Als er durch die Seiten blätterte, staubte es. „Dieses Buch habe ich gelesen, als ich ungefähr in deinem Alter war. Mein Vater hat es mir damals gegeben. Wenn ich mich recht erinnere, hatte er es zu seinem zehnten Geburtstag von seinem Großonkel geschenkt bekommen.“

Der Titel machte Mats neugierig. „Wölfling“, das Wort gefiel ihm, obwohl er keine Ahnung hatte, was es bedeutete. Sein Vater erklärte ihm, dass Wölflinge acht- bis zwölfjährige Pfadfinder waren. Mit anderen Worten: Wenn Mats ein Pfadfinder wäre, würde er zu den Wölflingen gehören.

Unter Pfadfindern konnte Mats sich ebenfalls wenig vorstellen, also las er das Buch, um etwas über sie herauszufinden. Pfadfinder, so stand da, trafen sich regelmäßig und machten tolle Sachen zusammen. Zum Beispiel fuhren sie in Zeltlager oder gingen auf Erkundungstouren im Wald und erlebten eine Menge Abenteuer. Vor allen Dingen wollten Pfadfinder gute Menschen sein. Deshalb versuchten sie, jeden Tag mindestens eine gute Tat zu tun.

Wölfling Werner erwies sich in dieser Beziehung als erstaunlich einfallsreich. Er hatte immer eine Idee, wie er anderen Menschen helfen konnte. Manchmal vollbrachte er sogar mehrere gute Werke an einem Tag. Und deshalb, hieß es in dem Buch, war Werner einer der glücklichsten Jungen in der ganzen Stadt, denn wenn man andere glücklich machte, wurde man selbst auch glücklich.

Die Sache mit dem Glücklichmachen fiel Mats wieder ein, als er mit seinen Eltern von dem kleinen Ort in Sachsen in die Großstadt zog, weil Papa da eine neue Arbeit gefunden hatte. Über diesen Umzug war Mats nicht besonders glücklich. Genau genommen war er sogar ziemlich unglücklich. Sie wohnten jetzt in einem Hochhaus, in dem es unglaublich viele Leute gab. Mats glaubte nicht, dass er die jemals alle kennenlernen würde.

In seiner neuen Schule fühlte er sich ebenfalls nicht wohl. Seine Lehrer machten einen ganz netten Eindruck, vor allem Frau Basten, die Klassenlehrerin. Aber seine Mitschüler kicherten immer über ihn, weil er komisch sprach. Zumindest fanden sie das. Mats fand das nicht. Da, wo er herkam, sprachen alle so – Sächsisch halt. Seine Klassenkameraden waren doof! Nur Sören, der neben ihm saß, schien ganz in Ordnung.

Mats überlegte, ob es etwas bringen würde, wenn er Wölfling Werners Trick mal ausprobierte und anderen half. Würde er sich dann vielleicht besser fühlen? Ein Versuch konnte zumindest nicht schaden.

Bloß – wen sollte er glücklich machen und wie? Er nahm das Buch aus dem Regal, um sich genauer anzusehen, wie Werner das immer schaffte. Vielleicht konnte er es ihm ja einfach nachmachen.

Mats und das Buch aus der Kiste

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