Читать книгу Amelie bekommt ein Schwesterchen - Eva Markert - Страница 7
Eine Glatze und ein rotes Gesicht
Оглавление„Gute Nacht, schlaf schön“, sagt Amelies Papa.
Amelies Mama ist bei dem Baby. Es ist seine erste Nacht zu Hause. Das Kind liegt in einer Wiege, und die steht im Elternschlafzimmer.
Darüber ist Amelie ziemlich enttäuscht. „Warum schläft Mareike nicht bei mir im Kinderzimmer?“, fragt sie ihren Papa.
„Weil sie noch sehr klein ist“, erklärt er. „Wir möchten auch nachts auf sie aufpassen.“
„Das kann ich doch tun.“
„Später, wenn sie etwas älter ist, stellen wir ihr Bettchen in dein Zimmer, und du kannst auf sie aufpassen“, verspricht Papa.
„Immer muss ich warten“, beschwert sich Amelie. „Erst auf mein Schwesterchen. Und dann darauf, dass sie größer ist und in meinem Zimmer schlafen darf.“
Ihr Papa lacht. „Tja, das Warten musst du wohl noch ein bisschen üben.“ Er beugt sich zu ihr herunter und flüstert ihr ins Ohr: „Ich mag es übrigens auch nicht, wenn ich warten muss.“
Amelie findet es toll, dass ihr Papa ehrlich ist. „Beim nächsten Mal können wir ja zusammen üben“, sagt sie. „Zum Beispiel, wenn wir auf Weihnachten warten.“
Und nun liegt sie im Dunkeln und übt allein. Sie wartet aufs Einschlafen.
Mareike schreit.
Amelie seufzt. Wenn sie ganz ehrlich ist, macht sie sich Sorgen. Ihr Schwesterchen ist nicht so, wie sie es sich vorgestellt hat. Sie hat schon oft Fotos gesehen von runden, zufriedenen Babys mit rosigen, lachenden Gesichtern. Aber Mareike sieht ganz anders aus als die Babys auf den Fotos.
Dass ein Baby keine Zähne hat, wusste sie vorher. Aber Mareike hat außerdem auch keine Haare. Doch, ein paar ganz dünne, hinten. Aber von vorne sieht sie aus, als hätte sie eine Glatze.
Und Mareikes Gesicht ist überhaupt nicht rosig, sondern knallrot, vor allem, wenn sie schreit.
Zufrieden wie die Babys auf den Fotos sieht Mareike nie aus. Höchstens, wenn sie schläft. Lächeln tut sie auch nicht. Wenn sie wach ist, schreit sie wie am Spieß oder sie guckt ganz ernst.
Amelie seufzt ein paar Mal schwer.
Mama, die gerade aus dem Schlafzimmer kommt, hört es. Sie setzt sich zu Amelie aufs Bett. „Was ist los, mein Schatz?“, fragt sie.
Amelie kuschelt sich an sie. „Findest du Mareike schön?“, fragt sie ganz leise.
„Ja, sicher. Sie ist ein gesundes und niedliches kleines Mädchen.“
„Aber … Sie hat doch gar keine Haare!“, bricht es aus Amelie hervor. „Und ihr Gesicht ist rot.“
Mama lächelt und steht auf. „Ich komme gleich zurück“, sagt sie.
Kurz darauf steht sie mit einem Fotoalbum vor Amelies Bett. „Hier habe ich ein paar Bilder von dir, als du noch ganz klein warst“, sagt sie. „Du warst gerade geboren, wie Mareike.“
Amelie schaut sich das erste Foto an. „Auf dem Bild habe ja auch eine Glatze“, ruft sie verwundert.
„Das ist normal“, erklärt Mama. „Die meisten Babys kommen ohne Haare auf die Welt. Und jetzt hast du so schöne blonde Haare.“
Amelie blättert weiter. Auf der nächsten Seite sieht sie ein Baby mit hochrotem Kopf, das aus Leibeskräften brüllt. „Da sehe ich ja aus wie Mareike“, sagt sie erstaunt.
Nicht nur auf diesem Foto, auf vielen weiteren sieht sie aus wie ihr Schwesterchen. „Warum lache ich eigentlich nie?“, erkundigt sie sich.
„Es dauert ein paar Wochen, bis Babys lächeln können“, antwortet ihre Mama. Sie blättert bis zum Ende des Albums und zeigt Amelie ein anderes Bild. „Hier bist du ungefähr acht Wochen alt. Und wie du siehst, kannst du da schon richtig schön lachen.“
Amelie ist froh, dass Mama ihr das Fotoalbum gezeigt hat. Nun ist sie beruhigt, weil sie weiß, dass mit ihrem Schwesterchen alles in Ordnung ist.
Und jetzt braucht sie auch nicht mehr lange aufs Einschlafen zu warten.