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Ein ungewöhnlicher Fund

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Frühmorgens steckte Feuerrose, die Prinzessin der roten Rosenelfen, ihren Kopf aus der Palastblüte. Was für ein herrlicher Sommermorgen! Kein Wölkchen war am tiefblauen Himmel zu sehen. Sonnenlicht fiel auf blühende Rosenbüsche und auf die Gänseblümchenwiese. Die Strahlen ließen das Wasser im Teich glitzern und malten goldene Kringel auf die Wege unter den Bäumen.

Sie beschloss, einen kleinen Morgenspazierflug zu unternehmen. Sie kletterte auf den Rand ihrer roten Rose und breitete die Flügel aus. Wie so oft stellte sie sich ein wenig tollpatschig an und prompt verhedderten sich ihre schillernden Flügel und sie musste sie erst wieder ordnen. Aber dann trug ein leichter Wind sie wie von selbst durch den Garten.

Auf einmal stutzte sie und runzelte die Stirn. Da lag etwas auf dem Gartenweg, was sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie hob es auf und flog zurück zum Feuerrosenbusch.

„Seht mal, was ich gefunden habe!“

Sofort kam Leben in den Rosenstrauch. Aus jeder Blüte kletterte eine rote Rosenelfe.

Feuerrose und hielt ihren Fund in die Höhe. „Das hat wahrscheinlich der Wind in unseren Garten geweht.“

„Ein Blütenblatt, gähnte Dorno enttäuscht. „Was ist daran Besonderes?“

„Bist du farbenblind?“ Feuerrose hielt ihm das Blatt so dicht vors Gesicht, dass er schielen musste.

„Ich habe diese Farbe noch nie gesehen“, mischte sich Blütelia ein. „Das ist ... rot, würde ich sagen. Eine Art weißliches Rot.“

„Ich würde sagen, es ist eine Art rötliches Weiß“, widersprach Duftine.

„Es ist rosa“, stellte Samtian fest. „Hinter dem Gartenhaus steht ein Begonienbusch, der solche Blüten hat.“

„Die Begonien hinter dem Gartenhaus sind pink“, widersprach Blütelia.

„Pink ist auch ein Rosa“, belehrte Samtian sie, „nur dunkler und kräftiger. Dieses Blatt hier würde ich als blassrosa bezeichnen. Oder als hellrosa. Schwachrosa. Sanftrosa. Nein! Als hauchrosa. Oder zartrosa. Leichtrosa. Lichtrosa ...“

„Ist ja gut, ist ja gut“, unterbrach ihn Duftine. „Wir haben den Unterschied kapiert.“

„Ist das überhaupt ein Rosenblatt?“, zweifelte Blütelia.

Samtian griff danach. „Es fühlt sich so an.“ Er roch daran. „Und es riecht auch wie ein Rosenblatt.“

Blütelia war immer noch nicht überzeugt. „Gibt es überhaupt Rosen in dieser Farbe?“

„Erinnert ihr euch daran, wie wir den Schneerosenelfen zum ersten Mal begegnet sind?“, fragte Samtian. „Weiße Rosen hatten wir vorher auch noch nie gesehen, und deshalb dachten wir, die weißen Rosenelfen wären Gespenster.“

Das war zu komisch gewesen! Alle lachten.

„Wir sollten diese rosa Rosen suchen gehen“, schlug Samtian vor.

„Was wollt ihr suchen?“ Die Schneerosenelfen kehrten gerade vom Teich zurück, wo sie ihre weißen Kleider gewaschen hatten, so wie jeden Tag.

„Rosen mit blassrosa, hellrosa, schwachrosa, sanftrosa, hauchrosa, zartrosa, leichtrosa, lichtrosa Blütenblättern“, klärte Samtian sie auf.

Prinzessin Schneerose griff sich in ihre blonden Haare. „Hör auf, mir schwirrt schon der Kopf!“

Die Honigrosenelfen kamen dazu.

„Habt ihr schon mal solch ein merkwürdiges Rosenblatt gesehen?“, fragte Feuerrose.

„Klar.“ Prinzessin Honigrose war kein bisschen verwundert. „Es kommt von einem Rosenstrauch im Nachbargarten.“

„Und das erzählst du uns erst jetzt?“, rief Feuerrose empört. „Sicher gibt es dort auch Rosenelfen! Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich die schon längst mal besucht.“

„Wenn ich gewusst hätte, dass du das gewollt hättest, hätte ich es dir erzählt“, verteidigte sich Honigrose.

„Hätte, hättest, hätte ...“, mischte Samtian sich ein. „Das bringt nichts. Ich schlage vor, wir fliegen einfach hin.“

Einige Elfen machten ein ängstliches Gesicht.

„Vielleicht sind es gar keine Rosenelfen, die in den rosa Blüten leben“, piepste eine Honigrosenelfe. „Vielleicht sind es Monsterbienen oder Riesenhummeln oder Killerwespen.“

„Wie kommst du auf diese verrückte Idee?“, wollte Feuerrose wissen.

„Weil ich neulich gesehen habe, wie solche Viecher aus den rosa Blüten krochen, die an dem Busch hinter dem Gartenhaus wachsen.“

„Mich hat mal eine riesengroße Hummel verfolgt“, erzählte Schneeweißchen. „Ich glaube, die kam auch aus einer rosa Blume.“

„Bestimmt waren es ganz gewöhnliche Bienen, Hummeln und Wespen“, entgegnete Prinzessin Schneerose. „Trotzdem: Die Schneerosenelfen bleiben hier. Unsere Kleider sind noch nicht trocken.“

„Ihr mit eurem Sauberkeitstick“, brummte Dorno. „Aber ich fliege auch nicht mit. Nicht, dass ihr denkt, ich hätte Angst! Nein, ganz bestimmt nicht! Ich bin nur ein bisschen müde.“

„Und du immer mit deinem Schlaftick“, gab Schneerose zurück.

„Vielleicht ist es tatsächlich besser, wenn wir nicht alle auf einmal dort aufkreuzen“, überlegte Feuerrose. „Damit die fremden Elfen keinen Schrecken bekommen. Ich melde mich freiwillig. Und du, Honigrose, zeigst mir den Weg.“

„Ich finde, die drei Prinzessinnen sollten hinfliegen“, meinte Duftine.

Schneerose sah gar nicht glücklich aus. Aber leider war ihr Kleid schon trocken und sie musste mitkommen.

Feuerrose winkte den übrigen Rosenelfen von oben zu. „Ihr ahnt ja nicht, wie sehr ich Abenteuer liebe!“, schrie sie.

„Für Abenteuer kann ich mich überhaupt nicht begeistern“, flüsterte Blütelia Duftine ins Ohr. „Die sind mir zu abenteuerlich.“

Prinzessin Feuerrose und die Rosarosenelfen

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