Читать книгу Die Väter-Casting-Liste - Eva Markert - Страница 8

Kapitel 6

Оглавление

Am Samstag wollte Frau Berggrün sauber machen. „Geht ein bisschen draußen spielen“, schlug sie vor, „damit ihr mir unter den Füßen weg seid.“

„Immer stören wir dich nur“, beschwerte sich Hannah.

Ihre Mutter drehte sich zu ihr um. „Komm mal her, du“, sagte sie leise. Sie nahm Hannah ganz fest in die Arme. „Ihr stört mich überhaupt nicht“, flüsterte sie. „Ihr seid mir das Liebste, was ich habe auf der Welt. Ich möchte es uns doch nur schön machen. Und das geht schneller, wenn ich allein bin.“

Patrick kam hinzu. „Wir könnten dir helfen“, schlug er vor. „Hannah wischt Staub. Und ich putze die Böden.“

„Das ist lieb von euch. Aber lasst mal. Das mache ich besser selbst. Wenn ihr mir helfen wollt, könnt ihr eure Zimmer picobello aufräumen, bevor ihr rausgeht.“

Einen Augenblick ärgerte sich Hannah über ihren Bruder, weil er diesen lästigen Vorschlag gemacht hatte. Sie hatte überhaupt keine Lust aufzuräumen, zumal gerade im Moment ziemlich viel bei ihr herumlag. Andererseits sie sah ein, dass sie ihrer Mutter nicht die ganze Arbeit allein überlassen durften. Und als sie mit dem Aufräumen angefangen hatte und zusehen konnte, wie es um sie herum ordentlicher wurde, machte es ihr sogar halbwegs Spaß.

Ihre Mutter war begeistert über die Zimmer. „Das sieht prima aus“, lobte sie. „Jetzt habt ihr euch das Spielen draußen redlich verdient.“

Sie nahmen die Tischtennisschläger und Bälle mit. Vielleicht hatten sie Glück und die Tischtennisplatte im Park war frei.

Sie hatten keins. Zwei Mädchen hatten die Platte in Beschlag genommen. Patrick und Hannah setzten sich auf eine Bank und schauten zu, wie sie spielten.

Es sah nicht so aus, als ob die beiden bald aufhören würden. Hannah wollte Patrick gerade vorschlagen, zum Spielplatz hinüberzugehen, als ein stämmiger, schokoladenbrauner Hund auf sie zugestürzt kam. Sein Fell glänzte wunderschön in der Sonne. Er stellte seine Vorderpfoten auf die Bank und wedelte heftig mit seinem Stummelschwanz.

„Wie süß!“, rief Hannah entzückt und streichelte ihn.

Patrick kraulte ihn mit beiden Händen hinter den Ohren.

Dem Hund gefiel das. Er leckte abwechselnd über Hannahs und Patricks Arm und sprang schließlich auf die Bank.

Ein Pfiff ertönte.

Der Hund wandte den Kopf und lauschte.

Wieder hörte man den Pfeifenton.

Der Hund machte einen Satz von der Bank und rannte auf einen Mann zu, der bestimmt fast zwei Meter groß war. Der tätschelte ihm den Kopf und gab ihm ein Leckerchen. Anschließend lockte er den Hund auf die Wiese und warf einen gelben Tennisball. Wie irre jagte das Tier hinterher und brachte ihn seinem Herrchen zurück. Dafür bekam er wieder eine Belohnung, über die er sich offenbar ungeheuer freute, denn er hüpfte auf und nieder und wedelte wie wild mit dem Schwanz.

Beim nächsten Mal brachte der Hund den Ball zu der Bank, auf der Hannah und Patrick saßen. Hannah wollte ihn aus seinem Maul nehmen, doch der Hund gab ihn nicht her. Erst als sein Herrchen rief, ließ er den Tennisball fallen und rannte zu ihm hin.

Patrick und Hannah hoben den gelben Ball auf und schlenderten über die Wiese, um ihn dem Mann zurückzugeben. Er bedankte sich freundlich. Seine Augen waren genauso braun wie die seines Hundes.

„Darf ich auch mal werfen?“, bat Patrick.

„Nur zu!“

Patrick schleuderte den Ball über die Wiese. Das Tier brachte ihn zurück und ließ ihn vor die Füße des Mannes fallen. Hannah fiel auf, dass er nicht nur riesengroß war, sondern auch riesengroße Füße hatte.

Er hockte sich hin und streichelte den Hund. „Fein“, lobte er, „du bist ein ganz feiner Hund“, und gab ihm erneut ein Leckerchen.

Hannah dachte, dass er möglicherweise der liebste Hundebesitzer der Stadt war, wenn nicht der Welt.

„Wie heißt Ihr Hund?“, erkundigte sie sich.

„Mia.“

„Und wie alt ist er?“

„Mia ist erst sechs Monate. Sie muss noch einiges lernen.“ Der Mann kraulte den Kopf des Hundes, der brav neben ihm saß.

„Was für eine Hunderasse ist das?“, wollte Patrick wissen.

„Ein Labrador.“

„Ich hätte unheimlich gern einen Hund“, seufzte Hannah sehnsuchtsvoll. „Er könnte immer bei mir sein, außer in der Schule, und nachts dürfte er mit in meinem Bett schlafen.“

„In mein Bett darf Mia nicht“, erwiderte der Mann. „Übrigens ist sie ein Mädchen.“

„Ich weiß. Mia ist ja ein Mädchenname. Ich habe nur ‚er‘ gesagt, weil ich an ‚Hund‘ gedacht habe.“

„Ich verstehe.“ Der Zwei-Meter-Mann lachte.

Patrick schleuderte den Tennisball erneut. Er landete im Erdreich unter den Bäumen. Mia packte ihn mit den Zähnen und versuchte, ihn zu verbuddeln. Mit den Pfoten scharrte sie, dass die Erdklumpen nur so flogen. Patrick rannte hin, grabschte den Ball und warf ihn dem Mann zu, der ihn geschickt auffing.

Sie spielten noch eine Weile zu dritt mit dem Hund. Schließlich schaute der Besitzer, der Herr Kirchkamp hieß, auf die Uhr. „Oh, schon fast eins! Danke, dass ihr mit Mia gespielt habt. Das hat ihr viel Spaß gemacht.“

„Kommen Sie öfter hierher?“, platzte Hannah heraus.

„Das kommt aufs Wetter an. Wenn es regnet, haben wir keine Lust spazieren zu gehen und drehen nur eine kurze Runde durch den Park.“

„Dürfen wir beim nächsten Mal wieder mit Mia spielen?“

„Na klar! Also bis bald!“

Nachdem er gegangen war, nickte Patrick Hannah zu. Ohne Worte waren sie sich einig. Mias Herrchen kam ebenfalls als Vater in Frage. Definitiv!

Als sie nach Hause kamen, erzählte ihre Mutter: „Ich habe übrigens eben unseren neuen Nachbarn kennengelernt. Er heißt Herr Fasel.“

„Fasel!“ Patrick brach in Gelächter aus. „Was hat er denn alles gefaselt?“

„Herr Fasel faselt“, prustete Hannah.

Ihre Mutter schüttelte den Kopf, aber sie schmunzelte dabei. „Ihr seid albern. Allerdings muss ich zugeben: Fasel möchte ich auch nicht unbedingt heißen.“

„Jessica Fasel“, keuchte Patrick, „stellt euch das vor!“

„Abgesehen von dem Namen macht Herr Fasel einen guten Eindruck auf mich“, fuhr Frau Berggrün fort. „Er war sehr höflich.“

„Hat er Kinder?“, wollte Hannah wissen.

„Das weiß ich nicht. Aber hier wohnt er allein.“

„Schade“, meinte Hannah und dachte gleichzeitig: „Oder gut für uns. Vielleicht kann der Mama heiraten.“

Patrick dachte wahrscheinlich dasselbe. „Hast du ihm gesagt, dass du allein mit uns wohnst?“, fragte er.

„Ich habe was Derartiges erwähnt. Warum?“

Patrick ging nicht darauf ein. „Was ist er denn von Beruf?“, erkundigte er sich stattdessen.

„Keine Ahnung. Ich habe nur kurz mit ihm gesprochen.“

„Ich geh jetzt in mein Zimmer“, verkündete Patrick und warf seiner Schwester einen Blick zu, der bedeutete: „Komm mit, wir haben was Wichtiges zu besprechen.“

Natürlich wollte er über den neuen Nachbarn reden.

„Warum interessiert es dich eigentlich, was er von Beruf ist?“, fragte Hannah.

„Weil Mama bestimmt keinen Loser heiratet.“

„Einen Loser möchte ich auch nicht zum Vater haben“, erwiderte Hannah. „Aber wie kriegen wir raus, ob er einer ist?“

„Wir beschatten ihn.“

„Was bedeutet das?“

„Zum Beispiel beobachten wir ihn heimlich und folgen ihm unauffällig, wenn er aus dem Haus geht. Wie Detektive halt.“

Das klang spannend! Hannah war sofort Feuer und Flamme. „Bald sind Osterferien“, rief sie. „Da können wir ihn beschatten, so viel wir wollen.“

„Ich hätte niemals gedacht, dass es dermaßen viel Mühe macht, seine Mutter zu verheiraten“, stöhnte Patrick. „Nun müssen wir auch noch Leute beschatten! Aber wer A sagt, muss auch B sagen. Jetzt ziehen wir es durch.“


Die Väter-Casting-Liste

Подняться наверх