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Leonardos Vorschlag

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Hanna beeilt sich den Brief in die Tasche zu knüllen und möglichst unbeteiligt auszusehen. Aber ihre Wangen glühen noch, als Leonardos knallgrünes Käppi und sein fröhliches, braunes Gesicht über der Dachkante auftauchen.

Leonardos Vater ist Afrikaner, darum ist er auch so braun und hat so lockiges Haar.

Er hält die Hände hinter dem Rücken.

»Welche Hand?«, fragt er.

»Rechts«, sagt Hanna.

Leonardo hält ihr eine Tüte gemischte Salzlakritze hin.

Leonardo ist Klasse. Ihm fällt immer was Spannendes ein und er kann irre gut Mundharmonika spielen. Und er beschützt Hanna vor den Sticheleien der anderen. Eine Zeit lang gab’s nämlich so ein paar aus der Klasse, die Hanna den Spitznamen Salzgurke verpasst haben. Aber das hat Leonardo ihnen schnell wieder abgewöhnt.

»Na, irgendwas Lustiges passiert?«, fragt er.

Jetzt heißt es auf der Hut sein. Leonardo darf auf keinen Fall erfahren, dass sie einen heimlichen Verehrer hat.

Hanna schüttelt den Kopf. Ohne ihn anzusehen. Sonst würde sie sich garantiert durch ein Blinzeln verraten oder rot werden und loslachen. Und dann weiß er natürlich sofort, dass sie nicht die Wahrheit sagt.

»Gar nichts?«, fragt er hartnäckig weiter.

Hanna schüttelt noch einmal den Kopf.

Und das ist noch nicht mal gelogen. Natürlich ist etwas passiert. Liebesbriefe bekommt man schließlich nicht alle Tage. Aber man kann nicht gerade sagen, dass es etwas Lustiges ist. Eher eine Katastrophe. Hanna stopft sich den Mund mit salzigen Autoreifen voll, um nichts sagen zu müssen.

»Jetzt sind nur noch wir beide in der Stadt«, sagt Leonardo. »Und Big, natürlich. Und Ricky und Peter.«

»Mhmh«, antwortet Hanna.

Ricky könnte es natürlich auch sein. Er schaut im Speisesaal ab und zu zu ihr herüber. Er ist ziemlich süß. Aber nicht so süß wie Simon, besonders dann nicht, wenn er gerade die Haare sehr kurz geschnitten hat und seine Mickymaus-Ohren so gut zu sehen sind. Aber wenn das Haar nach ein paar Wochen nachgewachsen ist, sieht er wieder ganz okay aus.

Nein, stopp! Warum wirbeln die Gedanken in ihrem Kopf herum, obwohl sie es gar nicht will? Immerzu denkt sie über diesen blöden Brief nach. Ab jetzt will sie keinen Gedanken mehr daran verschwenden. Den ganzen Tag nicht. Überhaupt nicht mehr. Sobald sie wieder alleine ist, wird sie den Brief in kleine Teile zerreißen und in der Toilette runterspülen.

»Ich habe einen Vorschlag«, sagt Leonardo. »Bist du mit von der Partie, heute Nacht unterm Sternenhimmel zu schlafen? Hier oben auf dem Dach?«

»Bist du verrückt?«, platzt Hanna heraus.

Man kann doch nicht einfach draußen schlafen. Nachts tauchen doch alle gruseligen Wesen auf. Gespenster, Werwölfe ...

Da fällt ihr mit einem Mal wieder ein, dass sie viel zu alt ist, um an solche Sachen zu glauben.

»Man könnte im Schlaf über die Kante rollen und sich das Genick brechen«, sagt sie stattdessen.

»Quatsch, das regel ich schon«, sagt Leonardo.

»Und wie?«, fragt Hanna.

Aber Leonardo hört ihr gar nicht mehr zu, er ist schon wieder auf dem Weg die Leiter runter.

Das Freundschaftsherz

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