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Dorffest

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"Oh Mann, so schlimm wird das schon nicht werden, die spielen ja nicht in einer Tour durch", drängelte Anita, die unbedingt auf das Dorffest wollte.

Was mich so abschreckte war die unvermeidliche Blasmusik, die meine Ohren, oder besser, mein Hirn, über gefühlte Unendlichkeiten hinweg malträtieren würde. Blasmusik war für mich, als würde das Top-Menü eines Sternekochs mit dem Pürier-Stab in eine schnabeltassengerechte Konsistenz gebracht und dann als Delikatesse serviert. Anita kannte meine Abneigung und versprach, es auch wieder gut zu machen, wobei sie ‚gut’ besonders lang und sinnlich betonte. Allerdings war mein geistiges Lager mit diesen ‚Guts’ bereits sehr gut gefüllt und eigentlich wollte ich den Lagerbestand nicht weiter erhöhen. Eigentlich! Doch wie sinniert der grenzenlose Optimist so schön: die Hoffnung stirbt zuletzt.

Nun, ich würde den wirklich guten Tropfen, den es von unseren Winzern auf dem Fest stets gab, auf keinen Fall tröpfeln lassen! Dann hätte ich morgen zwar auch Kopfweh, aber erstens erst am nächsten Tag und zweitens durch wahren Genuss verursacht. Heute würde die Musik schneller erträglich und der Gaumenkitzel wäre es ohnehin wert.

Wir brachen auf, halb zog sie ihn, halb sank er hin... Auf dem Fest ging es schon hoch her. Ein heißer Junitag neigte sich dem Abend zu, der Platz lag bereits im Schatten der Kirche und die Musik zerrte und riss an allen meinen Plomben und Brücken. So sah ich zumindest aus, meinte Anita. Also her mit dem feinen dunkelroten Narkotikum, am besten intravenös.

Anita bugsierte mich zu einem der wenigen leeren Sitzplätze, die Sonja, ihre Arbeitskollegin, scheinbar für uns freigehalten hatte. Aha, also auch noch ein Komplott. Die gesamte böse Welt hatte sich auf das Grausamste gegen mich verschworen. Sonjas Mann Rainer saß mit sich schlagartig aufhellenden Gesichtszügen neben seiner Frau und mir gegenüber. Wir fanden schnell heraus, dass die Verschwörung zwei Opfern galt und beschlossen spontan, das Beste daraus zu machen. Unsere Gesprächsthemen waren alsbald bei Autos, Motorrädern, beim Sport allgemein und bei Fußball im Speziellen. Wir hatten unsere Frauen komplett ausgeblendet. Nach geraumer Zeit zeugten die vor uns stehenden leeren Flaschen von einem gewissen Pegel, der unser Gespräch in einer schnell enger werdenden Spirale von Thema zu Thema hasten ließ.

Ob das der Grund war, oder die Leere der Flaschen, weiß ich nicht mehr, jedenfalls stand meine Frau Anita auf, ging zu Rainer, besprach kurz irgendetwas mit ihm, um mit ihm und dem Leergut zu entfleuchen.

Auch gut.

Sonja rutschte auf der Bank ein Stück herüber und saß mir nun direkt gegenüber.

"Gefällt es dir hier nicht? Wo ich mich doch extra für dich so hübsch gemacht habe?"

Mutter, Tochter und der Nachbar

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