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Der Schwerenöter

Wie jeden Abend kommt JederDann in den Festsaal, um ausschweifend zu feiern. Dazu lädt er prahlerisch Verwandtschaft, vermeintliche Freunde und natürlich seine Geliebte ein.


JederDann gibt sich gern jünger, als er ist. Doch plagen ihn schon so manche Zipperlein. Auch der Hang zu häufigem Alkoholgenuss lässt ihn oft nur unsicher schwankend vorwärtskommen. Deshalb hat er in dem etwas heruntergekommen wirkenden Saal an verschiedenen Stellen stabile Seile an der Decke anbringen lassen, um sich notfalls festhalten zu können.

Leicht angeheitert, schleppt JederDann torkelnd ein Weinfass und diverses Tischgeschirr herein. Er zerrt sogar ein Schwein hinter sich her. Die im Zentrum des Saals stehende weiß eingedeckte Tafel musternd, sieht er missmutig auf den noch nicht angeheizten Grill und wärmt sich die Hände an einem lodernden Kaminfeuer.

Plötzlich wird JederDann von einer furchterregenden Stimme aufgeschreckt, die dreimal seinen Namen ruft …

JederDann! JederDann! JederDann!

He,

mich deucht,

ich hört’ meinen Namen

recht laut gerufen

und in gar garstiger Sprache.

Doch hier ist es so gruselig einsam,

an meiner Tafel weder Herren

noch wunderschöne Damen.

Mein Knecht,

der heute Morgen fast

von meinem Gaule wurd’ erschlagen,

hat beide Beine sich dabei zerbrochen -

und eine platte Nase

von dem Hufschlage sich fürderhin ergab.

Ein Auge hängt nun glotzend weit herunter,

das andere jetzt neugierig in sein Hirne schaut.

Dieser Knecht

danach

wollt’ nicht richten mir

mein heutig rauschend’ Fest!

Meint,

könne nicht laufen,

nichts sehen erst recht.

Dem gab ich ’nen Tritt,

der kommt nimmer wieder.

Und sein Salär, das kriegt er auch nicht -

kann er die Kreuzer doch nun nicht mehr zählen!

Oh,

nun muss ich selber schleppen

diese Fässer voller Wein,

die silbernen Becher,

die Teller,

ein ganzes Schwein!

Ach,

diese Plackerei,

die ist nicht so meins!

Will endlich wild tanzen und lustig sein!

Au,

grad jetzt muss mich die Hexe schießen,

mein Zipperlein trifft mich im Kreuz,

der Schmerz lässt mich zu Boden fließen!

Verdammt,

kann keinen Meter vorwärtslaufen,

drum kriech’ ich nun dem Tisch zu Kreuz

und halt’ mich fest an Deckenschlaufen!

Ja, so geht’s mir wohl,

so bin ich sicher!

Und wenn wer mir die, die Beine

von dem Erdenboden wegziehet,

wenn wer mir, wer mir, wer mir meine Beine

von dem Erdenboden wegziehet -

kann ich immer noch,

mit den Armen,

kann ich …

fressen kann ich,

saufen auch,

Huren alle mir willig,

hab’ Mammon zuhauf!

Alle kommen,

wenn ich schrei’!

Klimpert’s im Beutel,

eilen alle, alle schnell herbei!

He,

dicker Vetter,

heißa,

dürre Base!

Seid ihr endlich auch schon da?

Sauft, ja sauft

den Wein doch gleich direkt in eure Blasen

und fresst dem Spanferkelchen seine Ohren ab!

Ist genug da, nur zu!

Für meine Kumpanei

koch’ ich allemal

ausreichend und leckeren Brei.

Mag Armer mancher hungern -

ja, verrecken gar.

Was geht mich das an?

Wichtig nur ist meine Lust fürwahr!

Hm,

Lust, ja, meine Lust!

Oh, ach,

mein’ lieblich’ Buhlschaft,

nahest du schon?

Und schweben

deine unkeuschen Lenden

in diesem wunderschönen roten

und vorne

ganz bis zum Boden geschlitzten Kleide

für meine Lust sogleich zu mir?

Komm,

meine blütige Buhlschaft,

Abbildnis meiner wildesten Träume!

Komm,

meine Hübsche, meine Schöne,

spring auf diese Tafel und tanz’, tanze!

Wirf deine schlanken Fesseln artig auf und nieder -

begehrliche Aussicht für mein heiß’ Geblüt!

Doch halt!

Zuerst

diesen gülden’ Keuschheitsgürtel

leg ich

um deine wohlfeil rundlich’ Lenden

dir herum.

Und

den Schlüssel aus Diamantengestein -,

den habe ich!

So bist du mein - ewiglich!

Komm,

Buhlschaft,

drück’ dein Becken gegen meines!

Solange du drückst,

ist mein Gold auch deines!

Und je länger du drückst,

je mehr du schreist,

umso reicher dein gülden’ Gewand

ich dir zurechte schneid’.

Sauft und fresst nur!

Ergehet euch in meinem ganzen Schloss!

Habe Besseres zu tun,

erobere mir jetzt diesen reizvollen Schoß.


JederDann

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