Читать книгу Oder wisst ihr was Besseres ...? - F. Lone - Страница 4

Geschäftlicher Herointrip. 30 Scheine plus Downer & Partnertausch. Großbestellung für den Run.

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Viel war passiert.

Ich schreckte hoch aus einem Traum, als wir über eine Bodenwelle segelten und die Stoßdämpfer bedrohlich quietschten.

„Lieber Gott“, dachte ich. „Fahre ich etwa?“ Ich vergewisserte mich. Konnte aber kein Lenkrad vor mir entdecken. Schaute zur Seite. Sah einen unbekannten Kerl in schwarzer Kleidung und Jeans Weste. Auf der Rückbank saßen der Dicke und San. Arm in Arm. Ted hatte sich auch wieder angefunden. Er schlug mit dem Kopf gegen die Scheibe. Starrte in den Himmel. Nur der Wolf fehlte immer noch ... Ich durchforstete meine Taschen. Fand ein Bier, riss es auf. Sortierte die Erinnerungen.

Okay, das war definitiv unser Wagen. Doch wohin fuhren wir? Wer war der Typ am Steuer? San lachte auf dem Rücksitz. Riss mich raus. Der Dicke hatte ihr etwas Schmutziges ins Ohr geflüstert.

„Bist du auch wieder unter den Lebenden“, fragte er mich. Schlug mir auf die Schulter. Ich verschluckte mich und nickte. „Wo hast du das verfickte Bier her“, schnaubte er.

„Vom Boden“, log ich. Goss es schnell die Kehle runter. „Willst n Schluck?“ Er nickte. Ich schmiss die leere Dose nach hinten und erwischte Ted an der Schläfe. Benommen hob er sie auf und versuchte den letzten Tropfen raus zu holen.

„Scheiße, ist ja leer“, lallte er. Warf sie wieder nach vorne und traf unseren Fahrer. Doch der zuckte mit keiner Pore. Fuhr konzentriert weiter in die Dunkelheit hinein. Ich drehte mich, um meine Unwissenheit zu befriedigen. Schaute fragend in die Gesichter. Meinen Daumen auf den Freak gerichtet.

„Das ist Joel“, erklärte San. Als sie merkte, dass ich immer noch Verständnislosigkeit in den Augen hatte, fuhr sie fort. „Ein Freund von mir. Wir haben ihn unterwegs aufgegabelt. Hab ihn ewig nicht gesehen.“ Der Dicke mischte sich ein.

„Alter, du bist so fertig“, spöttelte er. „Was hast du dir schon wieder alles reingefahren?“ Ich hob abwehrend die Hände. Musste aber zugeben, dass ich mich an die letzten Stunden nicht erinnern konnte. Unwichtig.

„Hi Joel“, sprach ich ihn an. „Glaubst du wir können gleich mal an nem Store halten und n bisschen Sprit organisieren?“ Er reagierte nicht. Also schnippte ich ihm gegen die Weste. Versuchte es erneut. „Hey Joel ...“, fuhr ich fort. Stoppte plötzlich, als ich bemerkte, wie er die Stelle, die ich berührt hatte, mit aufgerissenen Augen fixierte. Dann fiel es mir auf.

Ich hatte sein Heiligtum angefasst! Scheiße! Ärmellose Jeans Weste! Er stieg in die Eisen. Ließ qualmendes schwarzes Gummi auf der Fahrbahn zurück. Der Wagen drehte sich bedrohlich. Kam schlitternd auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Ich hatte mich an dem Armaturenbrett festgekrallt. Die anderen hatte es gegen die vorderen Sitze gedrückt. Ich hörte eine leise Stimme. Glaubte, dass es San war, konnte aber die Worte nicht sortieren. Joel starrte mich mit seinem verseuchten Blick an. Mir war, als ob er eine Reaktion erwartete. Darum nutzte ich die Gelegenheit. Stieg aus, um zu pissen. Schlug die Tür als Barriere zu. Mir kam dabei nicht einmal in den Sinn, dass er ohne mich weiterfahren könnte. Jedoch, mein insektenhafter Instinkt brachten ihn in Rage. Ich hatte meinen Schwanz schon in der Hand, mit dem Rücken zum Auto gewandt. Steckte ihn schnell wieder ein, als ich Schritte hinter mir hörte. Drehte mich um. Etwas ging in die Hose, lief mir warm das Bein runter. Ich versuchte, den Lauf mit meiner Hand zu unterbrechen. Als ich einen harten Schlag auf den Brustkorb einsteckte.

Durch die unerwartete dynamische Kraft taumelte ich leicht rückwärts. Musste keuchen.

San schrie im Auto. Wollte aussteigen, kam aber an dem Dicken und Ted nicht vorbei.

„Joel, verdammte Scheiße! Was soll das? Lass ihn in Ruhe!“ Er schenkte ihr kein Gehör.

„Ja Joel“, wiederholte ich. „Was sollte das?“ Drohend hob er den Finger. Deutete schließlich auf seine Weste.

„Fass sie bloß nicht wieder so respektlos an. Sonst zieh ich dir die Zähne einzeln raus. Hast du mich verstanden?“ Es war nicht unbedingt eine Frage. Ich merkte, dass ich immer noch meinen Schwanz hielt.

„Okay, Mann. Jedem seinen Spleen“, gab ich zurück. Griff in meine Jackentasche. Umklammerte die Whiskey Flasche. Bereit ihm damit den Schädel zu Brei zu schlagen. Doch er drehte sich langsam um. Ging zurück zum Wagen. Lone Riders stand auf seinem Patch. Ich nahm einen kräftigen Schluck aus meiner primitiven Waffe. Pisste zu Ende. Doch das meiste war schon in den Schuh gelaufen.

Wir schossen weiter durch die Nacht. Durch den Schreck war ich wieder halbwegs nüchtern. Kramte in meinen Sachen nach ein paar bunten Pillen. Nahm drei raus. Reichte den Beutel weiter. Jeder bediente sich. Joel schmiss sich fünf Blaue ein.

„Wohin fahren wir“, fragte ich ihn, als wir alle mit Schnaps nach gespült hatten.

„Zu einer meiner Verflossenen“, antwortete er. „Ich muss noch ne Kleinigkeit erledigen.“ Na, wenigstens ein Ziel.

Ted hatte in der Zwischenzeit die Abdeckung vom Kofferraum raus gerissen. Wühlte in dem Chaos.

„Scheiße, da muss ja noch Alk sein“, fiel es mir ein. „Schau mal unter die Platten.“ Schrie ich. „Glaube, da hab ich vorhin das Bier verstaut.“ Es knackte. Irgendetwas zerbrach. Doch er fand die Dosen. Reichte eine für jeden raus. „Hehe, hat sich erledigt mit dem Store, Joel.“ Ich ließ es zischen. Grinste in seine Richtung. Er öffnete seine und schaute etwas entspannter. Dank! Euch blauen Pillen!

„Prost“, brüllte er und wir stießen an, dass es nur so spritzte. Ich hatte noch ein Ass im Ärmel. Drehte dafür den Recorder voll auf. Afrikanischer Psych Funk. Fuzz, wilde Bongos, Congas, improvisierende Bläser, tiefe Vocals, harte Drums, pfeifende Orgel, durchdringender Bass. Ein wilder Mix, der einen in der richtigen drogenverseuchten Stimmung dermaßen antreibt. Eine pure Energiespritze. Die sofort wirkt. Wir stiegen alle drauf ein. Rissen zuckend und klatschend die Meilen ab. Ich schlug den Beat auf dem Armaturenbrett. Joel schob seinen Arm mit geballter Faust vor und zurück. Im Rückspiegel sah ich San. Die Augen zu. Die vibrierende Frequenz hatte ihren Körper komplett geflutet. Alle Sinne auf die Musik konzentriert.

Der Dicke legte mir seine Hand auf die Schulter. Wollte etwas. Ich drehte mich um. Sah seinen Mund bewegen. Konnte aber nichts verstehen. Die Musik war zu laut. Also machte er eine Geste mit den Fingern. Wobei er beide Hände vor sich hielt. Daumen und Zeigefinger bewegte er hin und her. „Ah, du willst die Kiffe“, schrie ich in seine Richtung. „Kein Thema.“ Ich kramte mal wieder in meinen Taschen. Fand den Schwarzen schließlich beim Heroin.

Er baute einen für unsere temporäre Kleinfamilie. Ted fing an, auf dem Rücksitz auf und ab zu hüpfen. Kreischte wie ein Affe.

„Hu hu u ha a ha haaa!“ Wir mussten lachen.

„Scheiße, Mann. Wir lassen dich im nächsten Regenwald raus“, schrie Joel. „In was für einen Zoo bin ich hier nur hineingeraten?“ Er arrangierte den Rückspiegel neu.

„Auf jeden Fall kein Streichelzoo“, rief San bissig und stimmte in Teds Balzgeschrei ein. Der Dicke hatte fertig gekurbelt. Rauchte an und überreichte ihn Joel.

Wir bogen ab und kamen vor einem heruntergekommenen Haus im Bungalow Stil zum Stehen. Viele Motorräder waren auf dem Grün geparkt. Er ließ den Motor laufen.

„Bleibt kurz sitzen. Es dauert nicht lange.“ Er gab mir die Tüte. Für weitere Fragen war keine Zeit. Er war schon auf die Terrasse gesprungen. Trat gegen die Tür. Im Inneren schien eine Party auf vollen Touren zu sein. Wir waren neugierig. Hatten schon zu lange gesessen. Also stiegen wir nacheinander aus. Lehnten uns gegen den Wagen. Ich nahm San in die Arme. Rutschte runter. Gab ihr einen dicken Kuss auf den Intimbereich. Sie streichelte meinen Kopf. Nahm mir den Joint ab. Wer fickt hier eigentlich wen? Mit Schwung kam ich wieder auf die Beine. Zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und torkelte zur Haustür. Die anderen blieben beim Wagen. Zischten noch ein Bier. Ted hatte die Dosen nun komplett freigelegt. Schmiss sich ungehalten lüstern an meinen letzten Fick ran. Scheiß drauf! Da soll noch jemand sagen, ich sei ein typisch besitzergreifendes Einzelkind.

Langsam öffnete ich den Fliegenschutz und die Haustür, die nur angelehnt war. Ein unbeschreiblicher Dunst aus Alkohol und Kiffe schoss mir in die Nase. Hier halfen keine Räucherstäbchen mehr. Höchstens eine Komplettsanierung. Der Geruchssinn eines erfahrenen Drogenhundes wäre total überfordert. Wahrscheinlich im roten Bereich laufend. Womöglich würde er sich so lange im Kreis drehen, bis er sich selber einholte. Um dann stoned alle Pfoten von sich zu strecken. Mir gefiel es.

Ich trat ein. Ließ die Menschlichkeit zur Abwechslung an der Garderobe zurück. Meine Schuhe klebten auf dem Holzboden fest. Überall lagen Dosen und kaputte Flaschen herum. Hier und da klebte der braune Schleim eines Inhalierers. Biete jemanden eine Sauerstoffdusche an und er erstickt von der Reinheit an Gebrochenem.

Im Flur standen vier oder fünf Babes und unterhielten sich lautstark. Sie alle waren in etwa gleich gekleidet. Knapper Rock, schwere lederne Stiefel. Ein einfaches Unterhemd. Allerdings in verschiedenen Farben. Zwei von ihnen trugen noch ein grobmaschig gehäkeltes Jäckchen, wie es angesagt war. Ich verlor mich für einen Augenblick in den ungeschützten wippenden Brüsten. Den nackten Schenkeln, bevor ich weiter schreiten konnte. Sie nahmen mich zuerst nicht wahr. Als ich mich an ihnen vorbei schob. Jedoch musste ich zwei von ihnen leicht mit meinem Genital streifen. Oder wollte es. Im Nachhinein eventuell auch sollte es.

„Hey, was ist das denn für ein geiler Drifter“, fragte ein schwarzhaariges Mädchen. Sie hatte mich bei meinem persönlichen Kennenlernen ihrer Freundinnen beobachtet. Alle Aufmerksamkeit der Babes war nun auf mich gerichtet. Ich machte eine angedeutete Verbeugung.

„Meine Damen“, entschuldigte ich mich. „Lasst euch nicht stören. Ich bin nur auf der Durchreise.“ Es schien sie anzumachen.

„Auf der Durchreise“, wiederholten sie. „Soll das heißen, dass wir nicht mehr von dir erwarten können, als einen Fick?“ Ah, grandioser Anfang für eine Konversation. Dennoch ...

„Ich befürchte, dass ich nicht einmal das bieten kann. Jedenfalls nicht im Moment. Ich benötige dringend eine Toilette. Danach stehe ich gerne wieder zur Verfügung. Ich möchte euch ja nicht unnötig feucht machen.“ Sie lachten. Und die Schwarzhaarige geleitete mich zur Toilette.

Es war ein zusammen gewürfeltes Bad. Die ehemals lieblich geklebten Fliesen waren abgeplatzt und schmutzig. Das Klo ziemlich vollgepisst. Ebenso die gusseiserne Badewanne. Einige Flaschen standen herum. Darunter ein dreißigjähriger irischer Whisky. Direkt auf dem Spülkasten. Ich drückte meinen Schwanz aus. Ließ mir nebenbei die restlichen Tropfen des harten Stoffs auf der Zunge zergehen. Danach füllte ich die Flasche mit kaltem Wasser aus dem Hahn. Schüttete es die Kehle runter. Es war wie ein lang ersehnter Regenschauer in Mesquite. Göttlich stillend. Dann klopfte es.

„Alles Okay bei dir?“ Die Stimme klang dumpf durch die Tür.

„Klar“, antwortete ich. Stellte die Flasche ab. Öffnete dem Eindringling. Sie kam rein und schloss hinter sich.

„Hab mir schon Sorgen um deinen kleinen Arsch gemacht. Ich dachte, du musstest nur pissen? Hast du gekackt?“ Neckend hielt sie sich die Nase zu.

„Ne, hab nur Luft und Sprit im Magen“, erwiderte ich ihr grinsend. Sie ging zum Waschbecken. Schaute sich im Spiegel an. Ich stand hinter ihr. Nahm mir ein halb angetrunkenes Bier aus einem wackeligen Redwood-Regal, das ich zwischen Seife, Rasierern und Handtüchern entdeckt hatte. Sie fuhr fort.

„Weißt du kleiner Knackarsch überhaupt, wo du hier gelandet bist“, fragte sie. Schaute sich dabei selbst tief in die dunklen Augen.

„Ich glaube schon“, antwortete ich und nahm einen Schluck. Es schmeckte schal. „Bei den Kutten und deren Mädels.“

Jeder kannte die Kutten. Es waren Aussteiger und abgefuckte Rumtreiber.

„Deren Mädels“, wiederholte sie. Fixierte mein Gesicht durch den Spiegel. „Hör mal, Süßer“, fuhr sie fort. „Ich bin keine von deren Mädels. Alles, was mich hier hält, ist ne coole Party. Ficken lass ich mich von keinem von denen!“ Sie war sehr hübsch dabei. Der Stolz stand ihr gut.

„Sorry, Babe. Ich bin hier unbekannt und hab die Zusammenhänge nicht richtig erfasst.“

„So sieht es wohl aus“, erwiderte sie und entspannte sich. Den einengenden Mantel der Vorurteile abgelegt. Sie fasste sich unters Shirt. Kramte in ihrem BH. Zauberte schließlich zerknülltes Alupapier hervor. „Hast du Bock?“ Sie richtete die Körbchen aus.

„Klar“, ich überlegte nicht lange. War neugierig. Auf den Inhalt. Doch sie sprach von den Drogen. Ich blinzelte kurz. „Was hast du?“

„Zirka zwanzig gemahlene Tabletten mit etwas MDMA und anderem versetzt. Keine Sorge. Ist rein. Hab es selber gemischt.“ Sie schüttete sich etwas in die hohle Hand.

„Ja, ist auch die beste Methode. Heutzutage wird die ganze Scheiße, die man auf der Straße kriegt, nur noch mit Müll gestreckt.“ Ich hielt meine Hand hin. „Kannte mal einen Typen, der einen schlechten Ball erwischt hat. Er hat drei Tage lang aus den Ohren geblutet. Sein Kopf ist zu einer Wassermelone angeschwollen. Haben den Dreck wohl zu viel bestäubt. Er brauchte Wochen, um sich von dem Trip zu erholen. Seitdem ist er auf dem rechten Ohr fast taub. Aber er verdient auch kein Mitleid. Er hat den Stoff verflüssigt und sich direkt in die Hauptschlagader spritzen lassen. Und das von seiner Freundin. Hat ihm wohl zwei Drittel der Tinktur eingepumpt, und sich dann selbst den Rest zwischen die Zehen gespritzt. Seitdem ist ihr Fuß schlecht durchblutet und kribbelt die ganze Zeit.“ Sie nickte abwesend. Ich ließ mich nicht stören. „Früher hab ich mir die Scheiße auch gespritzt, aber nur selbst Gemixtes. Aber nach dem Vorfall fress ich es nur noch.“

„Ja, ist zwischendurch ganz hilfreich. Bringt einen wieder etwas runter vom Saufen und anderen Sachen. Ein kleiner Muntermacher für zwischendurch.“ Sie kicherte. Durch die Tür drang der Lärm voll aufgerissener Lautsprecher. Irgendjemand versuchte, seinen Sound mit voller Wucht in die Köpfe der übrigen Penner zu brennen. Mir war, als ob mein Alter Ego handelte. Ein Musikdiktator vor dem Herrn. Man musste nur überzeugt sein von seiner Sache ...

Der Sound war sehr psychedelisch. Das gefiel. Wir schütteten uns etwas Pulver in den Rachen. Gossen es mit dem schalen Bier runter.

„Komm lass uns wieder raus!“ Ich war sehr erregt. Lag es an dem Cocktail? Wirkte er schon? Verdrängte er die toten vergangenen Stunden des Konsums? „Wie heißt du eigentlich“, fragte ich. Zog sie an der Hand aus dem Bad.

„Liz“, brüllte sie mir ins Ohr. „Und du?“ Lärm umgab uns, ich wollte nicht Antworten. Die Musik riss mich auf ihrer peitschenden Welle davon. Mein Körper zuckte zum Takt der sphärischen Klänge. Scheiße noch mal, schoss es mir durch den Kopf. Ich kannte dieses Lied.

Dying Butterfly, dying Butterfly. Dying, dying Butterfly begin to fly.

Mein Gott das ist Can! Diese beschissenen Krauts haben es drauf. Der Break kam zum Höhepunkt und die Leute brachten die Party zum Kochen. All die Rocker und Poser sprangen rum. Schrien mit. Schnappten sich ihre Mädels und zerrten an ihnen. Schmissen ihre fettigen Haare durch die Luft. Bekamen halbe Anfälle. Losgelöst sprang ich mit Liz durch die Gegend. Rempelte den ein oder anderen an. Aber in diesem besonderen Moment waren wir alle von unserem Stolz, unseren Masken befreit. Niemanden störten die Eigenarten des anderen. Seit langem fühlte ich mich mal wieder auf dem Peak. Ich blickte in die sonst so hartgesottenen Gesichter. Verstand. War nicht allein. Waren es die Drogen, der Alkohol? Der Sommer? Die Leute oder die Musik? Vollkommen unwichtig. Wahrscheinlich genau die richtige Dosierung aus allem, das den Funken zur Explosion erzog.

Die Schönheit des Lebens spürt man nicht oft. Diese blendende Freiheit. Zu häufig sperren wir sie ein. Oder sträuben uns dagegen. Aus Angst, dass uns der Spiegel vorgehalten wird. Wir verachtend erkennen, wo uns das Leben hingetrieben hat. Da wir zu faul waren Schwimmen zu lernen. „Liz“, schrie ich. Nahm sie mit in eine ruhigere Ecke während Delay sich aufbaute. „Lllliiiiizzzzz!“

„Was ist denn.“ Sie lachte über meinen Enthusiasmus.

„Ich sag dir, was ist! Herrgott noch mal. Hast du die Energie gespürt?“ Sie nickte heftig. Mir fiel auf, dass ich sie an den Schultern festhielt. Vor Freude beinahe geschüttelt hätte. „Geile scheiße. Das letzte Mal habe ich diesen Song gehört, als ich in Good Old war. Bei einem Konzert. Die Krauts sind vielleicht abgegangen. Hahaha. So wunderbare Leute waren an dem Abend da.“ Sie stieg darauf ein.

„Ja, scheiß auf die Vergangenheit. Hitler ist tot!“ Ich wurde ernst.

„Das stimmt. Hab gehört, dass man seiner Leiche das Rückgrat raus gerissen hat.“ Sie boxte mir auf den Arm. „Hehe, du hast Ideen.“ Woher wusste sie das? Wer hatte geplaudert ...?

Ich ließ sie kurz alleine. Bahnte meinen Weg nach draußen. Mir schien, als ob ich etwas vergessen hatte. Im Auto fand ich die Vermissten. Der Dicke und San machten gerade rum. Neugierig schaute ich durchs Fenster. Sah, dass sie ihm einen blies. Er fummelte an ihrer verwelkenden Unschuld rum. Ted lehnte am Kofferraum. War eingepennt. Im Stehen. Nutzte die Wogen des Wagens für seine betäubenden und blumigen Träume. Was für ein Kerl.

Hmm, sollte ich an die Scheibe klopfen? Noch vor einigen Stunden wollte ich diesem Mädel mein Herz schenken. Hatte ich mir in irgendeinem Rausch eingeredet, sie zu lieben? Wahrscheinlich. Vielleicht hatte ich sie ja auch geliebt. Nur es war schon wieder verflogen. Du unstetes Gefühl von Geborgenheit und Nähe. Bald nähe ich dich fest an meine Seele, damit du mich nicht immer aufs Neue täuschen kannst. Ah, fickt euch. Lass dem Schweinepriester seinen Spaß. Scheiß auf die Schlampe. Sie ist austauschbar. Nur wollte ich Ted da nicht so hängen lassen. Ich überlegte kurz, ließ ihn aber doch pennen. Wollte die anderen in ihrer Zweisamkeit nicht stören. Noch nicht.

Spuckend ging ich über den Rasen. Zurück zum Haus. Wurde mit meinem Körper einig, dass mittlerweile so viele Drogen mein Verhalten beeinflussten, dass sie sich gegenseitig blockierten. Break on through, hallte es von drinnen heraus.

Durchbrechen. Okay, warum nicht. Doch, entweder bin ich zweimal durchgebrochen und wieder an der gleichen Stelle angekommen, an der ich startete, oder ich bin so high, dass der Instinkt das Handeln übernommen hat. Und nicht das anerzogene Denken. Beides bestens.

So trottete ich dahin und dachte mir, dass jede Passage eine Langatmigkeit braucht, um das Tempo zu definieren. „Wie auch immer du meinst“, sprach ich zu mir selbst. Um die weitere Diskussion im Keim zu ersticken.

Ich blieb vor dem Haus stehen und betrachtete die Maschinen des MCs. Gütiger Gott. Nur leichte, gechoppte Bikes. Mit viel Chrom und Sissybars. Nett anzuschauen, aber scheiße zu reiten. Keine Bikes für lange Runs. Außer, man hat Adolfs Rückgrat als Ersatz dabei. Langgezogene Gabeln, Wendekreis wie ein Truck. Nieten und Eiserne Kreuze. Kleinere Tanks im Vergleich zur Serie. Die meisten Harleys. Einige wenige Japaner. Trotz, oder gerade wegen, meiner Herkunft war ich absolut der Norton, BSA, Triumph Typ. Café Racer halt. Ace Café, Ace of spades. Dafür takte ich.

Ich wollte ein paar Benzinleitungen kappen. Konnte mein Messer aber nicht finden. So spuckte ich stattdessen auf eine Sitzbank. Ging wieder rein. Kein Anzeichen von Joel so weit. Was hatte er bloß zu erledigen? Im Prinzip egal. Ein weiterer Zwischenstopp auf dem Weg zur Hölle. Ich hatte die Schlüssel.

„Liz.“ Brüllte ich. Sie stand etwas abseits. Lächelte mich an, als sie mich sah. Wartete anscheinend auf mich. Lehnte an einer Anrichte und wippte im Blues. Ich schubste eine betrunkene Alte weg, die mich mit ihrem ausladenden Tanzstil anrempelte. Drehte mir zur Tarnung schnell eine Kippe. Dann spitzte ich Messers Schneide. „Liz. Lass uns etwas H. kochen.“ Sie sah mir in die Augen. Böse.

„Scheiße. Was? H.?“ Ihr Lächeln fror ein.

„Ja“, erwiderte ich. „Das böse H.“ Wobei ich es als Buchstaben aussprach. H ... „Hörst du nicht die Musik?“ Meine Finger wirbelten durch die Luft. „Denk doch an Pam. Sie macht bestimmt das Gleiche, wenn Jim tourt.“ Sie fanden Ruhe auf ihrer Hüfte. „Einsam und stumpf. Das ist unser Schicksal. Für heute Nacht. Lass uns zu zweit sein.“ Ich wollte sie zurück zur Toilette führen. War meiner Sache sicher. Doch sie ließ sich nicht ermuntern. Wandte sich wie ein zerteilter Wurm.

„Vergiss es! Ich drücke nicht.“ Lautstarker Ausdruck ihrer Selbst. Ich lächelte müde. Nickte nachgiebig.

„Ich auch nicht. Wollte dich nur testen.“ Das war zu viel für sie. Hatte anscheinend eine alte Wunde aufgekratzt.

„Du bist echt ein Freak!“ Sie brüllte mich plötzlich an. Die Frequenzen breiteten sich im Raum aus. Ein paar von den umstehenden Kutten wurden aufmerksam. „Was laberst du die ganze Zeit für eine Scheiße? Ich komme gerade echt nicht klar auf dein Verhalten.“ Was sollte das? Was ist Los? Der Mix, den wir uns gegeben hatten, schob er bei ihr einen anderen Film? Warum werden Frauen nur immer so verdammt emotional? Am liebsten hätte ich ihr in die Schnauze gehauen. Nur um ihr die Fresse zu stopfen. Jesus, war ich wieder gut drauf.

„Scheiße, was ist los mit uns? Wo ist das Verständnis hin“, brüllte ich zurück. Das war das Signal. Für die Meute.

Zwei Rocker kamen näher. Stellten sich links und rechts neben mich. Reihten sich auf. Einer war offensichtlich der Sprecher. Der andere zum Züchtigen. Mit tiefer Stimme fing das Verhör an.

„Liz, ist hier alles klar?“ Es war eigentlich keine Frage. Es lag auf der Hand, dass hier etwas im Unreinen war.

„Ja, hier ist alles klar“, antwortete ich anstelle. „Was soll das überhaupt? Sie ist doch keine von euren Old Ladies, also was kümmert es euch überhaupt.“ Gab ich leichtsinnig zurück, ohne gefragt worden zu sein.

Der Stille holte aus zum Schlag. Langsam. Ich zählte gedanklich meine Zähne mit der Zunge. Damit ich sie später besser zuordnen konnte. Doch Liz hielt ihn zurück. Knapp vor dem wuchtigen Einschlag. Erklärte, dass ich in Ordnung sei. Nur zu viel vom selbstgebrauten Cocktail drin hatte. Dann schob sie beide weg. Mit leicht angedeuteter Geste. Unglaublicherweise folgten sie dem Befehl. Verzogen sich. Zurück in den Schatten. Schauten dabei grimmig. Und behielten stetig ein Auge auf mich gerichtet.

Es schüttelte mich. Kurz aber heftig.

„Danke“, fing ich an. „Und entschuldige.“ Ich reumütiger Hund, ich. Widerlich. Wie tief kann ich mich noch bücken? Doch sie nahm es gelassen.

„Schon gut. Bin ja auch nicht mehr ganz klar.“ Ich brauchte einen Drink. Gegen das Zittern. Ging kurz los. Holte aus der Küche zwei Dosen Flüssigbrot. Das schale Bier hatte ich weggeschüttet. Wir stießen versöhnend an. Und kippten die Hälfte in unseren Schlund.

„Sag mal.“ Ich musste rülpsen. „Wenn du keine von deren Ladys bist ... Was machen sich die Kerle so einen Kopf um dein Befinden, hmm?“ Sie schaute mich mitleidig an. Denn es lag auf der Hand. Dann kam es über mich. Wie ein Orgasmus. Nur nicht so schön. Gott, ich stumpfer Idiot. Hab doch sonst nie Schwierigkeiten, Zusammenhänge zu erkennen. Sie war wichtig. Ihre Erklärung hallte nach.

„Ich bin die Schwester von Terry.“ Terry, terry, tery, try, ty.

„Terry“, wiederholte ich halbherzig fragend. Kannte die Antwort aber. War ja nicht gänzlich weltfremd.

„Ja, Terry. Der VP des MCs.“ Schob sie nach. Ohne Ausdruck. Ohne Durchklang der eigentlichen Hebelwirkung. Ihrer Position. Ich nahm erneut einen kräftigen Schluck. War in einer Art Starre gefangen. Rekapitulierte. Ja, es würde sich nun schnell herumsprechen, dass ich mit der Schwester des VPs einen Streit hatte. Wenn auch nur ein kurzer, lautstarker Austausch stattfand. Früher oder später musste ich mich dafür verantworten. Und wenn Liz nicht erneut für mich eintreten sollte, konnte ich meine Rippen auch gleich nummerieren. Langsam strich ich mit meinen Fingern darüber. Flucht nach vorne.

„Entschuldige mich kurz“, prostete ich ihr zu. „Muss schon wieder aufs Klo.“ Tauchte kurzerhand los. Versuchte möglichst anonym zu bleiben. Begegnete während meiner aufbäumenden Paranoia vielen schrägen Vögeln. Gott beneide ich den Dicken gerade. Draußen im schützenden Wagen. Die Hose offen. Fürs Gehänge ist gesorgt. Mollig warm und feucht. Tropfsteinhöhle. Rein und raus. Raus und rein. Ich schloss die Tür hinter mir. Packte meinen Schwanz aus, um mich zu erleichtern. Es kam gelblich. Sprudelte stark. Ich stöhnte erleichtert, als es hart an der Tür klopfte. Während des Mittelstrahls. Als ich furzen wollte. Ich drehte meinen Kopf. „Gleich fertig“, rief ich.

„Gleich fertig“, hallte es von draußen fordernd fragend wieder. Das Klopfen wurde zum Hämmern.

„Ja, ja. Schon gut!“ Angestrengt pisste ich zu Ende. Packte ein. Öffnete die Tür. Ohne zu spülen. Vor mir stand ein langhaariger, bärtiger Typ. Mit Kutte. Auf seinem Patch war VP gestickt. „Hi Terry“, begrüßte ich ihn. Er schob mich zurück. Schloss hinter sich zu. Kurze Pause. Regenerierung der Gedankenstränge. „Ähm, ich würde dir ja gerne die Hand schütteln. Aber ich habe sie mir noch nicht gewaschen.“ Abschätzende Verständnislosigkeit. Beiderseits.

„Halts Maul! Und sein nicht so ein Großkotz“, gab er zurück. Hatte eine Flasche Whiskey in der Hand. Stellte sie auf dem Waschbecken ab. Ich schaute mich um. Einen Weg gab es nach draußen. Durch ein winziges Klappfenster. Wenn ich die Flasche packen könnte, sie ihm über den Schädel schlagen würde, könnte ich es schaffen. Ohne gelyncht zu werden. Doch das interessierte ihn nicht. „Entspannt dich Wichser. Nimm einen Schluck. Ich sehe doch, wie gierig du den Tropfen anstarrst.“ Das stimmte so weit.

„Danke.“ Ich trank herzhaft von dem betäubenden Saft.

„Hab gehört, dass du meiner Schwester H. angeboten hast.“ Seine kleinen drogenseligen Augen blitzten mich an. „Und sie darauf durchgedreht ist ...“ Ich zuckte nur mit den Schultern. Umklammerte die Flasche mit hartem Griff. Doch er blieb ruhig. „Mach dir nichts draus. Ist eine unwissende Schlampe. H. ist die neue Sache.“ Er lachte hart. Wissend des Ausmaßes. Der Welle, eines einzigen Schusses. „Ha ha ha. Man kann damit gut Geld verdienen. Viele bücken sich sogar dafür.“ Er fixierte mich. „Hast du dich schon dafür gebückt?“ Ich schüttelte angewidert den Kopf.

„Ne, versuche aufrecht zu bleiben.“ Er schlug sich auf die Schenkel.

„Ja, so siehst du aus.“ Dann plötzlich ernst. „Hast ganz schön Nerven hier aufzutauchen. Unser Bier zu saufen und unsere Mädels zu erregen!“ Ich wollte meine Situation nicht erklären. Kam sie mir so natürlich vor. Niemals zurück. Immer vorwärts. Wenn du sie nicht bezwingen kannst, mach sie zu Verbündeten.

„Lust auf etwas H? Ich kann uns was machen.“ Die Phrase wurde gedeutet.

„He he, darauf hab ich gewartet, Penner.“ Ich kramte mein Besteck und den Stoff hervor. Bohrte tiefer.

„Willst du nen Tropfer oder Nadel?“ Er schüttelte den Kopf. „Scheiße, bin ich Burroughs oder was? Natürlich ne Nadel! Keine Ahnung wie man das vernünftig mit einem Tropfer anstellt. Vermutlich muss man dafür schwul sein. Wegen der ruhigen Hand, meine ich.“ Ich kramte die Spritze raus.

„Mag sein. Ich kann mit dem Tropfer auch nicht immer gut umgehen. Morgens klappt es meistens noch. Je später die Droge benötigt wird, desto schwerer stelle ich mich mitm Tropfer an. Scheiße, erst einmal ne genügend große Öffnung graben. Man sucht nach einer roten Schnellstraße. Richtung Herz.“ Ich schaute ihn an. „Okay, hab eine fit gemacht ... Du zuerst.“ Terry rieb sich die Hände. Griff zu. Gierig.

„Dank dir“, flüsterte sein Teufel. Er schob den linken Ärmel hoch. Stach zu. In die erst beste Vene. Die er finden konnte. Seine lederne Haut dehnte sich. Bis sie sich schließlich öffnete. Er drückte kurz rein. Zog dann an der Spritze. Ein Poser in der besten Gesellschaft. Gerade beim Hole in One. Es wirkte cool. Lässig. Bedachte Bewegungen. Saugend seinen Saft. Zurück in die Spritze. Das Liquid verfärbte sich. Er war sicher, dass eine Ader gefunden hatte.

All right. Diese Methode. Bei erfahrenen Spritzern sehr beliebt. Die Vorstellung des Gewohnten. Den Junk dadurch in Schüben abzugeben. Die rote Grütze verbindet sich mit dem teuflischen Fluid. Wird stoßweise zum Herzschlag eingepumpt. Womöglich sanfter. Aberglaube. Wie bei jeder Droge.

„Geiler Stoff“, keuchte er. Zog sich die metallene Nadel aus dem Arm. Unwissender Nichtsnutz, dachte ich.

Keine H.-Kultur im Blut. Ich reinigte die Spritze. Zog sie erneut auf. Nahm mir eine Vene in der Armbeuge vor. Mit der anderen Hand zählte ich meinen Puls. Pumpte den Rest des Gifts im Takt in die Umlaufbahn. Tauchte in andere Welten. Atmete langsam aus. Es begann zu knallen. Es war die reinste Hölle. Hehehe, immer dieser Aberglaube. Jedoch, das H. war rein. Und es haute mich kurz von den Beinen. Der Schub, der zur Sinnlosigkeit wird.

I get the Blues. I get the Blues pretty mama. And you don’t get me right.

Abtauchen. Driften. Ertrinken. Im Sauerstoff. Schwammige Muskeln wabern der treibenden Erleuchtung entgegen. Ein Gefühl, als ob Urin das Bein runter läuft. Stetig, über Stunden. Aber es wird nicht kalt ...

Die Poren kribbeln und jubeln. Härchen tanzen zum Herzschlag. Stärken sich an dem pumpenden Rot. Das geräuschvoll durch die Venen strömt. Fleischige Fasern nehmen ächzend das H. auf. Werden wieder geschmeidig. Massieren die Sprödigkeit heraus. Du hörst dich. Deine Maschine. Alles arbeitet.

Ich dachte nach. Über meine Flucht. Was war geschehen? Was wurde aus mir? Diese sinnlose Verwandlung. Traumatischer als Kafkas. Was treibe ich für ein gefährliches Spiel? Was tat ich ihr damit an? Ob sie noch an mich dachte?

Bestimmt. Doch ich wünschte anders. Hoffte sie hielt mich für tot. Wäre besser. Für beide Seelen. Täglich betäubte ich jeden Gedanken an sie. Lebte weiter. Irgendwie. Machte meinen Scheiß. Der sie nicht mehr interessierte. Keinen. War wieder der Steppenwolf. Ach H. Deine noblen Worte beschreiben meine zerrissene Seele. Immer wieder kehre ich zu dir zurück. Selbstzerstörung, Alkohol. Drogen, lange Nächte. Partys. Feuer der Selbstverwirklichung. Bis die Sonne aufgeht. Und nur Asche bleibt. Die vom morgendlichen Wind weggetragen wird.

Wo ist der andauernde Funke? Wo die ewigen Taten von denen Generationen berichten werden? Es wird Zeit für eine neue Bewegung! Alles schon gejagt. Alles schon erlegt. Nichts befriedigt mehr den grauen Wolf. Ständig wiederholt sich sein Schicksal. Und das macht müde.

Liebe kam einst. Rettete uns aus diesem Dasein. Ich ließ den Wolf von der Kette. Gab ihm seine Freiheit zurück. Schüchtern schnuppernd kehrte er in den dunklen Wald. Stets ein Auge auf sein altes Heim gerichtet. Ich ignorierte seinen verächtlich fordernden Blick. Kam er zu nah, schmiss ich einen Stein nach ihm. Ich konnte mich nicht um ihn kümmern. War beschäftigt, einen Menschen in meinem Leben zu haben. Verbog mich für eine Frau. Mal wieder. Erlernte das verlorene Lieben. Passte mich an, um zu gefallen. Befriedigte, fickte sie und mich. Sie lernte meine Rastlosigkeit kennen. Wie viele Frauen vor ihr. Es war diese Zerrissenheit am Anfang. Die sie neugierig machte. Sie faszinierte. Es ist mein Mysterium, dass Mädels an mir anziehend finden. Manchmal sogar Typen.

„Ey, du hast ein interessantes Gesicht. Schreibst du?“

Was geht es dich an, Pisser. Fickt euch einfach alle. Ich bin nicht umsonst! Doch das ist unnützes Gewäsch. Es lief gut mit ihr.

Wir lernten uns kennen, als ich in ihre WG einzog. Wir teilten uns mit acht Leuten eine Etage in einem schäbigen Altbau. Vier Mösen und vier Schwänze und eine Küche.

Badezimmer gab es vier. Jeder hatte sein eigenes kleines Reich. Sogar einen großen Balkon hatten wir. Er schmiegte sich wie ein L um die Küche. Oft saß ich dort. Draußen. Betrank mich. Ließ meine Musik aus dem Lautsprecher brüllen. Ein paar von den Typen stiegen sofort darauf ein. Bis auf einen. Aber er war eine verlorene Seele. Hatte seinen Wolf schon früh getötet. Widerlicher Spießer. Hatte das Leben bis weit über den Tod hinaus durchgeplant. Ich hasste ihn. Brauchte ihn nicht.

Oft hing ich mit einer der Pussys herum. Wir rauchten gutes Marihuana. Tranken Bier und billigen Wein. Fast hätten wir was angefangen ... Doch dann kam sie. Ich wohnte schon ein, zwei Wochen dort. Hatte nichts vermisst bis zu diesem Zeitpunkt. Sie war unterwegs gewesen. Auf Reisen. Irgendwo in Fernost. Ihrer Heimat.

Ich hatte ab und zu schon mal ihren Namen von den anderen Typen gehört, die sabbernd von ihrer sprachen, stellte mir aber nie etwas dergleichen vor. Und musste schreiben:

Kleine, weiße, schüchterne Brüste fassen sich an wie vergangene Tage. Schmale, dürre Hüften werden umschlungen mit der Begierde des Lüsternen.

Ich esse deine Haut. Atme dein Haar. Ich stehle. Stehle deine Scheu. Nehme dir das Menschliche. Gebe dir das Animalische eines Jungtieres.

Wir sind nackt. Verschmelzung zweier Kulturen. Zu einem Licht. Schatten kämpfen. Seelen wandern frei. Herkunft ist vergessen. Zukunft ist der nächste Atemzug.

Ich blickte ihr in die Augen und sah einen bildhübschen schüchternen Wolf. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Sollte es funktionieren? Die Verschmelzung von Mensch und Tier. Bist du die eine?

Ich war zu dieser Zeit ein gejagtes Wesen und sie lernte. Nahm mich, wie ich mich verhielt. Deutete meine tote Sprache. War ein entferntes Licht in der nebeligen Dämmerung. Sie kümmerte sich um mich. Pflegte meine Wunden der todbringenden Kämpfe. Streichelte den Wolf. Zähmte ihn.

Es ist der animalische Trieb. Die alte Farce. Die uns beiden entdeckte, untermauerte. Langeweile und Stetigkeit. Ihr Wolf war domestiziert. Meiner wild. Roch er Frühling. Knospen unendlicher Blumen brachen durch. Er lechzte danach, sich an blass rosafarbenen Nippeln aufkeimender Weiblichkeit zu laben.

Gier ist es, die ihn antreibt. Meine größte Schwäche nachzugeben. So fing es an, wie es immer endete. Der Wolf war wieder ein Teil von mir. Untrennbar. Erneut begaben wir uns auf die Suche nach Bedeutsamen. Nach etwas das wir zu vermissen glaubten. Doch Worte gibt es dafür nicht ...

„Alter, bist du auch so knülle wie ich? Mann, geiler Entkalker, den du da hast. Musste mir unbedingt was von Verticken. Hahaha.“

Terry wurde redselig. „Wir fahren bald auf ne große Sause. Langer Run. Klemm dich mit dran und wir machen das Beste aus der Nacht, hehehe.“ Er setzte sich auf die Toilette. Genoss die totale Kontrolle. Aus schweren Augen sah er mich an ...

Ich schnappte mir die Whisky Flasche. Und er reichte mir eine Kippe. Griff sich danach in die Hose.

„Sowas … Ich hab n halben Ständer!“ Holte seinen Schwanz raus. Fuhr fort. „Mann, das Zeug hat mich echt geil gemacht!“ Er fing an, ihn steif zu massieren. Driftete ab. In Träumerei eines vergangenen Ficks. „Ich seh sie vor mir stehen. Ha. Ein kleines unschuldiges Ding. Mit Flausen im Kopf. Hehehe. Hehehehe.“ Seine Kippe glühte im Mundwinkel.

„Bestimmt!“ Ich schüttelte den Kopf. „Über welches namenlose Wesen du auch immer sprichst.“ Er grinste mich an.

„Solange man nicht in sie pinkelt, werden sie nicht schwanger!“

„Hahahahahaha. Hahaha. Hahahaha. Mann Terry, war das nicht die geilste Zeit? Wo man noch entdeckte?“ Zustimmend nickte er.

„Ja, wir stumpfen ab, Penner. Doch das hält uns am Leben. Ansonsten würden wir gnadenlos gefressen werden.“

Er schaute an sich runter. Fluchte. „Scheiße, jetzt hast du mich raus gebracht!“ Packte seinen Drogen geschrumpften Schwanz wieder ein.

„Sorry, Alter. Hätte ihm ja nen Kuss geben können. Hä?“ Lachte ich ihn aus.

„Ha, verpiss dich. Pass auf, dass ich nicht darauf zurückkomme! Los, Mann. Ich glaube, wir können uns mal wieder blicken lassen. Ansonsten saufen und ficken die anderen alles ohne uns! Außerdem läuft gerade voll die depressive Kacke.“

„Ja, der Sommer wird kürzer, je älter man wird.“ Sinnierte ich weiter.

Wir rafften uns auf. Ich packte meinen Kram ein. Genoss kaltes Nass aus dem Waschbecken. Wusch mir die Stunden vom Gesicht. Trank Erfrischung.

Terry öffnete die Tür. Lärm und Dunst knallten uns gewohnt in die Fresse.

„Terry“, ich packte ihm auf die Schulter und stoppte ihn. „Wie geh ich mit deiner Schwester um?“ Er sah mich an. Seine Augen schweiften ab. Als er kurz überlegte.

„Mach weiter. Du bist in Ordnung. Ich halt dir die Kutten vom Hals. Wenn sie heute Abend einer sticht, dann du.“ Ich hatte Immunität. „Wir quatschen später noch mal wegen der Sause. Ich will deinen Stoff dabei haben! Der macht einen nicht so zum Zombie. Hält frisch.“ Er boxte mir auf den Arm. Bahnte sich seinen Weg. Wohin auch immer.

Abwesend schaute ich ihm hinterher. Blieb noch eine Weile am Türrahmen angelehnt stehen.

Was kommt jetzt? Was nun?

Ich fühlte mich ausgelaugt.

Musste an all die verlorenen Fähen denken. Jede von ihnen hat ein Stück Fleisch aus meinem Herzen gerissen. So abgedroschen das auch klingen mag. Viel war nicht mehr überig. Denn wohin führt das nächste Glücksspiel schon? Nichts als gegenseitige Verachtung wird bleiben. Sich einbrennen.

Ich sollte abhauen. Nach Indien. Da wo die Drogen noch rein, Menschen noch nützlich sind. Nicht so wie in diesem Land. Abschaum auf den Straßen. Kauernd im Rinnstein. Selbst ein wochenlanger Regen könnte sie nicht wegspülen. Verranzte Politiker. Karikaturen ihrer selbst, denen Gier und Verachtung aller Maß geschneidert anliegen. Freiheit wird gepredigt. Doch bei der erst besten Gelegenheit hauen Fanatiker einem freien Mann die Scheiße aus dem Leib. Klauen ihm die letzte Dose Bier. Pissen ihm in sein zerschnittenes Gesicht. Bis es aus den zerrissenen Mundwinkeln gelblich sprudelt.

Ihr könnt mich alle gern haben. Ihr Hunde! Mein Blut schlucke ich selbst. Wo ist meine gottverdammte Höhle?

Etwas zerriss meine Gedanken in Fetzen.

Es war ein Kerl mit schmierigen dunkelbraunen Haaren. Und weißem Shirt. Er rempelte mich an. Stolpernd. Hielt sich am Rahmen fest. Kam kurz zur Ruhe, als ich ihn ausdruckslos ansah.

„Alles klar bei dir, Dude?“ Doch es schien nicht so. Seine blutverschmierten Finger hielten sich verkrampft am Holz fest. Seine Nägel wurden weiß, als er sie in die ausgetrockneten Fasern drückte. Glänzend rot tropfte es in Zeitlupe von seinem Handballen. Durchdrang die nebelige Luft. Landete geräuschlos auf dem Boden. Abwesend blickte ich auf die wachsenden Flecken. Verloren in den Klängen der Musik. Sie trugen mich fort. Langsam geronnen die Tropfen. Andere liefen zwischen den Dielen. Verschwanden in dreckigen Fugen. Für immer ...

Wenn etwas richtig ist in diesem Land, dieser Zeit, diesem Leben, dann die Frequenzen aus den kämpfenden Lautsprechern. Nichts anderes hat diesen Wert weiterzumachen. Wäre ich taub, wäre ich blind. Wäre ich blind, wären meine Sinne geschulter. Und ich würde verstehen. Des Menschen Umgang mit seinen Sinnen ist dermaßen abgestumpft. Alles aberzogen, vorsorglich verkrüppelt durch die Zahnräder. An die man während der kurzen Leidenszeit auf Erden eingepasst wird.

Ich schob meinen linken Zeigefinger unter der Nase lang. Nickte zustimmend meinen Gedanken entgegen. Was war?

Der Typ stand immer noch am Rahmen. Atmete schwer. Sein Brustkorb arbeitete stark.

„Alles klar bei dir?“ Ich hatte ein Deja Vu. Fast wäre ich wieder versunken. Doch jemand sprach zu mir. „Was“, fragte ich. Fixierte seinen Mund.

„Kumpel“, kurze Pause. Leichtes röcheln. „Komm mal kurz mit aufs Klo!“ Ich stieß mich mit der Schulter ab. Machte eine ungeschickte Drehung.

„Bitte, nach dir.“ Er nahm seine Hand vom Holz. Ich sah Abdrücke seiner Nägel. Unbewusst hatte er die verblasste, abblätternde Farbe für zwei weitere Partys fixiert. Ich schloss die Tür hinter uns. Drehte den Wasserhahn auf. „Hier, wasch dir mal deine Wunden.“ Er gehorchte stumpf. Das Licht der Deckenlampe war nicht gnädig zu seiner Erscheinung. Er schwitze stark. Seine Hose war an den Knien zerrissen. Hatte sich in sein Fleisch gearbeitet. Sein rechter Unterarm war ebenfalls offen. Kleine Steine dekorierten die zerfurchte rosige Haut. „Was passiert“, fragte ich. Er stöhnte.

„Hatte n Unfall!“ Er wusch sich die Scheiße weg. „Bin mit meinem Bike vorm Haus weggerutscht. Ah, Shit ey! Meine Alte ist glücklicher gefallen ... Sie hat sich nur das Bein am Auspuff verbrannt. Ich hingegen bin gegen so eine scheiß Karre vor der Tür geknallt.“ Er zog sich die Hose runter. Unter Schmerzen.

„Ich hoffe, du hast niemanden beim Ficken gestört.“ Kannte die Antwort irgendwie schon.

„Ha, Mann. Scheiße! Und ob. Die haben meinen Aufprall gar nicht bemerkt, so hat der Wagen gewackelt.“ Konnte ich mir vorstellen. Bei den Massen, die der Dicke bewegen musste. „Kennst du die?“ Er blickte kurz über die Schulter. Ich nickte. Schloss die Augen. Überlegte. Er fuhr fort:

„Ja, Mann. Bin seitlich in die Fahrertür geknallt. Meine Maschine hat es ein paar Meter weiter geschafft.“ Er schüttete sich Wasser über die Knie.

„Scheiße ich bin schnell aufgesprungen, um nach meinem Baby zu sehen. Viel Chrom ab, aber ansonsten scheint sie okay. Als ich zurückgehe, um meine Alte zu suchen, sehe ich doch da an dem Auto noch so nen Typ auf dem Kofferraum liegen. In völlig entspannter Pose. Lag mit seinem Rücken gegen die Scheibe gelehnt und pennte. Total überdehnt. Gott, es gibt kaputte Leute!“

Die Tür flog auf. Ein schwammiges Mädchen kam aufgebracht rein. Tobend.

„Steve! Hier bist du Wichser also! Geht es deinem scheiß Bike gut? Schau dir mein verdammtes Bein an, du Hurensohn!“ Er beachtete sie nicht weiter. Ich dafür schon. Denn für ihre Verhältnisse trug sie einen zu kurzen Rock. Mein Blick streifte über ihre beulige Oberfläche. Na ja, was soll es. In einer dunklen Kammer hätte ich gerne mal in ihre fetten Titten gekniffen. Ich war schon wieder spitz.

„Ja, solange alles noch hängt“, sagte ich. Starrte der Fotze aufs mächtige Dekolletee. Mit krauser Stirn schaute sie mich an. Steve war immer noch mit seinen Wunden beschäftigt. Beachtete uns nicht.

„Was bist du denn für einer“, es war eine Feststellung. Angespannte Verachtung lag in ihrer Stimme. Sie wusste nicht wohin mit der Wut. Ich antwortete entsprechend. Setzte ein kaltes Gesicht auf. Hob meinen Blick.

„Ich bin Terrys verfickter Dealer!“ Starr sah ich ihr in die Augen. „Außerdem bumse ich seine Schwester!“ Sie blinzelte und Steve vernachlässigte seine Verletzungen. Stand weiterhin gebeugt nun jedoch horchend.

„Das Beste jedoch ist, dass das da draußen mein beschissener Wagen war, den ihr gefickt habt. Was nun Schweinchen Dick?“ Steve richtete sich auf. Plötzlich strahlten beide Demut aus. Unterwürfige Hunde. Wissend, dass als Nächstes die Zeitung auf sie niederknallt. Am Besten man kreist sie über Stunden. Herum. Das bricht den Willen.

Ohne den Kopf zu bewegen, löste ich den Blick vom Schweinchen und schaute auf Steves Arme. Keine Tätowierungen. Sehr gut. „Wenn wir die Sache hier und heute nicht regeln, sorge ich dafür, dass du raus fliegst. Scheiß Anwärter!“ Es wirkte. Richtige Dosierung gefunden.

„Klar, Mann, klar. Was willst du? Ich wusste ja nicht ...“ „Ich will Respekt“, unterbrach ich ihn. „Auge um Auge, mein Freund. Du hast meinen Wagen demoliert. Dafür will ich Bares sehen. Was hast du bei dir?“ Nervös fummelte er in seinen Taschen.

„Nur 30, Mann.“

„Okay, gib her.“ Ich grapschte mir die Kohle. „Was hast du für Drogen einstecken, hä?“ Er strich sich mit seiner Hand über das Haar. Überlegte, was von seiner Sammlung am wertlosesten war, das er mir andrehen konnte.

„Nur ein paar Downers.“ Ich gab mich damit zufrieden. Steckte sie ein. Doch war noch nicht fertig.

„Eins noch“, bedrohlich hob ich den Finger. „Du hast meine Leute beim Ficken gestört!“ Ich blickte auf seine Alte. Lüstern. Ihr viel das Kinn runter. Einen Moment lang herrschte angespannte Stille. Dann kreischte sie los. „Steve!“ Er schüttelte den Kopf. Seitlich leicht geneigt und abgewandt.

„Halt die Schnauze! Du hast doch von nichts eine Ahnung“, brüllte er sie an. Es war zu einfach.

„Brauche nicht lange“, nickte ich ihm zu. Schob ihn ungeduldig raus. Bevor ich die Tür schloss, zog ich ihn kurzerhand zurück. „Eins noch“, fing ich an. „Halt bloß dein Maul darüber. Wenn Terry was davon erfährt, wird er mehr verlangen, als ich fordere!“ Steve nickte resignierend. Er verstand. „Sag das auch deiner Alten. Du musst sie besser kontrollieren. Sonst steht sie dir die ganze Zeit im Weg.“ Ich schubste ihn aus meiner Welt. Drehte das Schloss um. Es war wunderbar. Auf einem Tablett wurde frisches, wenn auch fettiges, Fleisch direkt zur Fütterung überreicht. Ich lehnte mich an die Wand. Genoss die erlogene Macht. Kauerndes ängstliches Vieh. Ich streifte durch das Bad. Pisste. Markierte. Das Territorium. Nichts als das Sprudeln war in diesem Augenblick zu hören. Ich spülte. Schloss die Hose wieder.

„Komm her.“ Sie bewegte sich nicht. „Komm schon. Worauf wartest du?“ Ich zog sie am Arm herum. Soweit, dass ich mich auf die Schüssel setzen konnte. „Zeig mir mal dein Bein.“ Nichts. Ich drehte sie zur Seite. Schaute mir ihre speckige Wade an. War nichts Ernstes. „Ist nur eine kleine Verbrennung. Nichts Schlimmes, Honey. Wird nicht mal eine Narbe bleiben.“ Ich drehte sie wieder zu mir. „Babe, ich gebe dir jetzt ein paar Downer. Wird dir gleich besser gehen. Sei nicht so angespannt.“ Ich kramte fünf Tabletten aus meiner Tasche. Drei gab ich ihr. Sie schluckte sie schnell. Zwei nahm ich selber.

„Was willst du von mir?“ Sie war sehr gefasst. Offensichtlich nicht ihre erste Vergewaltigung.

„Nichts was du nicht auch willst. Ob mit Steve oder mir ... Oder einem der dreckigen Typen da draußen. Es macht keinen Unterschied. Nur du weißt, warum du hier bist.“ Sie schaute mich skeptisch an. Ihr Verstand arbeitet auf einer anderen Ebene.

„Was will man sonst hier machen. Ist doch alles tot.“

„So sieht es aus. Wie alt bist du, Babe?“ Sie überlegte kurz.

„Siebzehn.“ Fast schon zu alt, hehehe.

„Ich sag dir was. Du darfst dich nicht versperren. Sieh es als kostbare Erfahrung an, die du deinen Freundinnen voraus hast.“ Merkwürdigerweise schien sie entrüstet.

„Glaubst du etwa, ich habe noch nicht mit Typen gefickt?“ Sie zog ihren Arm abweisend aus meiner Hand.

„Ich bin kein kleines Kind mehr.“

„Das sehe ich ...“ Erneut packte ich sie. „Zeig mir deine Titten!“ Sie wich zurück. Doch ich hielt sie fest. „Ich hab doch gesagt, du sollst dich nicht versperren. Nun komm schon. Glaubst du, dass wir ewig Zeit haben?“ Ich streifte einen Träger des Tops über ihre Schulter und nickte ihr zu weiterzumachen. Sie schaute eingeschüchtert nach unten. Langsam strich sie den zweiten Träger runter. Ich zog sie zwischen meine Beine und riss ihr Oberteil über die prallen Brüste. Wippend wurden ihre Nippel frei. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. „Du hast eine schöne Weiblichkeit.“

Ich drückte sie etwas zurück. Schob mein rechtes Bein zwischen ihre. Zog sie wieder ran. So dass sie auf meinem Oberschenkel Platz nehmen musste. Ich fühlte ihre warme Möse durch den Hosenstoff und bewegte rhythmisch meine Muskulatur. Mit der Hand streichelte ich ihr über das rote Haar. Neigte meinen Kopf sanft zu ihr. Als sich unsere Zungen berührten und die Anspannung von ihr abfiel. Sie hatte mich als weiteren Stecher abgetan. Der ihr die Langeweile für einen weiteren Moment vertreiben würde.

Etwas knallte.

Es war ein durchdringendes Geräusch. Metallener Nachhall. Fasern verbogen und splitterten. Ausbreitende Frequenzen hinterließen ein Vakuum im Auge des Ursprungs. Zögernd pfiff das Ohr.

Ich stieß das Schweinchen runter. Sie landete unsanft auf der Badewanne. Ihre Brüste klatschten auf den kalten Rand. Ihre speckigen Oberarme wackelten. Sie stöhnte. Sagte etwas.

Doch meine Aufmerksamkeit war zu beschäftigt. Schnell versuchte ich, meinen Steifen einzupacken. Er blieb am Stoff hängen. Ich sprang hoch, um die Hose etwas zu lockern.

Irgendetwas Beschissenes war passiert, das konnte ich riechen. Höchste Zeit abzuhauen, denn noch brüllte Musik aus der Anlage. Doch die drogenseligen Wortfetzen, die sonst durch die Wände zu hören waren, blieben aus. Scheiße. Bloß weg hier ...

Es klang nach einem Schuss. Aber woher. So laut. Bestimmt hat ein verlauster Penner auf Überdosis durchgedreht. Sich Luft geschafft.

Ich ging zur Tür. Schaute kurz zurück. Schweinchen Babe war ziemlich knülle. Wahrscheinlich waren die Downer nicht das Einzige, was sie sich heute Abend rein gefahren hatte. Nur die Spitze vom Berg. Jedenfalls packte sie langsam ihre Titten ein. Unterbewusst merkte sie wohl, dass der Spaß vorbei war. Knappe kommandierende Fetzen drangen durch. Ich öffnete vorsichtig. Schielte raus. Rauch stieß mir sofort in die Nase. Konnte kaum was erkennen. Zu dunkel. Ein paar Kerzen flackerten. Eine kaputte Birne erhellte in einem chaotischen Takt den Raum. Ich drückte mich durch die Tür. Schloss sie schnell hinter mir. Hatte keine Lust, dass mich jemand sah. Mit der fetten Kuh. Die Scheibe lief immer noch auf Hochtouren. Einige Acidheads hatten noch nichts geschnallt. Mit bös verzerrtem Grinsen betanzten sie weiterhin ihre pulsierende Stumpfheit. Ich erblickte Terry und seine Schwester. Wusste aber nicht, ob ich mich zu ihnen gesellen sollte. Das Beste wäre abzuhauen. Wer nichts weiß. Doch Neugier übernahm meine Beine ...

„Liz was geht ab?“ Ich stolperte ihr entgegen. Sie schien gefasst. Es war wieder Maskenball angesagt. Langsam begann sie.

„J. wurde angeschossen. Es hat seine Schulter erwischt!“ Ich versuchte, meine Augen aufzureißen. Wer war J.? Der Abend hatte seine Spuren hinterlassen. Objektiv waren wohl kaum Emotionen sichtbar.

„Wer ist J.? Und wer verdammt, hat geschossen“, bohrte ich weiter.

„Einer von uns“, entgegnete mir Terry. „Er wird gerade oben im Schlafzimmer geflickt. Ist nur ein Streifschuss.“

„Scheiße, Mann. Wisst ihr, wer es war?“

„Ja. Und es geht dich nichts an. Das Beste wäre, wenn du dich verpisst.“ Er sah mich direkt an. „Wir brauchen gerade keine Außenseiter bei uns. Ich hoffe du hast verstanden!“

Das Spiel war zu Ende. Der Höhepunkt, der Break lag in der Vergangenheit. Die euphorische Stimme, die Botschaft des vermarkteten Poeten klang nach. Das Becken verschwand im ausblendenden Hall.

Was lief? Keine Ahnung. Es war alleinig die kurz andauernde Stille. Die lautlosen Rillen. Nicht der Krach davor, der mich aufweckte. Raus riss aus dem Trip. Der langsam abdriftete. Nur die schwarzen Rillen ohne Botschaft ... Kratzende Nadel. Dreiunddreißig, fünfundvierzig Umdrehungen pro Minute. Wühlend. Furchend im schwarzen Tal. Nach Erhebungen. Nach etwas, das kommen musste. Dazu erschaffen, mitzuteilen. Einmal losgelassen, ewig suchend. Runde um Runde. Sekunde um Sekunde.

Diese Hitze. Unbeschreiblich. Ölige Platten drehen durch. Zerfließen. Bleiben stecken. Wickeln sich um ihre eigene Achse. Bäumen sich auf. Spiralförmig. Zerlaufen an den Rändern. Tropfen. Bilden neue Abgründe. Die Nadel kratzt und springt. Leiernd knallt mir eine Snare ins Gesicht. Das nächste Kapitel wird erwartet. Aufbruch. Bewegung. Natürlich! Es ist so einfach, wenn einem der Rhythmus vorgegeben wird. Wie konnte ich das vergessen?

Terry drückte mir etwas in die Hand. Unbewusst griff ich danach. Verstaute es in meiner Tasche.

„Vergiss unseren Deal nicht. Der Run steht bald an.“ Dabei hob er das Kinn. Zum Ausgang weisend.

„Passt auf euch auf. Die Hunde kommen bald.“ Ich konnte ihren fauligen Atem riechen.

„Schwätz nicht. Hier ruft sie keiner. Das ist unsere Gegend.“ Liz und er wurden abgelenkt. Ich hörte jemanden von oben ihre Namen brüllen. Gut. Füße? Raus!

Doch vorher noch Jack anrufen. Etwas war zu bestellen.

Oder wisst ihr was Besseres ...?

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