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Die Tante.

Fanny Lewald.

Vorwort

Fanny Lewald wurde am 24. März 1811 zu Königsberg in Preußen von israelitischen Eltern geboren, trat in ihrem siebzehnten Jahre zur evangelischen Kirche über, begleitete 1831 ihren Vater auf einer Reise durch Deutschland und Frankreich und lebte dann längere Zeit in Breslau und Berlin. Nachdem sie schon 1834 zur Unterhaltung ihrer kranken Schwester Märchen geschrieben hatte, wagte sie sich 1841 an ihre erste Novelle „der Stellvertreter“, die in der „Europa“ ihres Vetters August Lewald ohne ihren Namen erschien. Die größeren Erzählungen „Clementine“ (1842), „Jenny“ (1843), „eine Lebensfrage“ (1845), ebenfalls anonym, lenkten rasch das allgemeine Interesse auf dies energisch sich entfaltende Talent; in rascher Folge erschienen eine Reihe umfangreicherer Romane, farbiger und lebendiger Reiseschilderungen (eine Reise durch Italien im Jahre 1845 hatte sie mit Adolf Stahr zusammengeführt, dessen Gattin sie im Jahre 1854 wurde), und kleinere in Zeitschriften zerstreute Arbeiten, zum Teil auch theoretisch eingreifend in die sozialen Probleme der Zeit, die in vielen ihrer Dichtungen den Mittelpunkt der Handlung und die bewegende Kraft in den Charakteren bilden.

Aus diesem Grundzug ihrer Natur, aus dem ernst und liebevoll auf das Ordnen und Klären der vielfach verworrenen Lebensfragen gerichteten Sinn der Schriftstellerin geht von selbst hervor, dass der Roman diejenige Form ist, in der sich ihr Talent am Freiesten und Fruchtbarsten zu entfalten vermag. Frühzeitig, wie es in ihrer trefflichen Selbstbiographie Stufe für Stufe sich verfolgen lässt, in einen Kulturgegensatz hineingestellt, auf den Kampf der Konfessionen, der Vorurteile und Traditionen aufmerksam geworden, hat sich das dichterische Talent der begabten Frau zu immer größeren und allgemeineren Aufgaben gerüstet und zu deren Lösung immer breiterer Formen bedurft. Die novellistischen Arbeiten stehen dagegen zurück. Hier erscheint zuweilen ein bedeutendes Thema — wir erinnern an die merkwürdige Schärfe des Motivs in der Novelle „Geld und Leute“ (Sand- und Dünengeschichten. 1851. 2 Bände) — durch die knappe Novellenform beengt und verkümmert, und ein Überschuss des Nachdenklichen, Tendenziösen, Polemischen macht sich bemerklich, der in dem engen Rahmen nicht voll zum Austrag zu bringen ist.

Wir haben für unsere Mustersammlung eine Erzählung ausgewählt, die das Talent der Verfasserin, Zeitbilder zu zeichnen, auch in kleinerem Maßstabe aufs Erfreulichste bewährt, ohne die Form der Novelle zu durchbrechen, und zugleich in jener schönen gleichmäßigen Klarheit des Stils sich hinbewegt, die auch in den umfangreichsten Werken der Verfasserin sich nirgends verleugnet.

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Deutscher Novellenschatz 14

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