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Kapitel 2

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Während Lena Ventus immer noch umarmte, erinnerte er sich an die Momente nach seinem Tod. Jedes Mal, wenn er das tat, hatte er das Gefühl, eine schöne Reise zu machen.

Ventus spürte an seinem Gesicht einen angenehmen Luftstrom und öffnete seine Augen. Er schaute sich neugierig um und stellte fest, dass er auf einem Rasen lag. Nun guckte er irritiert. Der Grund war, dass er sich immer noch gut an Lenas verzweifelten und traurigen Blick erinnern konnte, bevor er gestorben war. Das Pferd hatte das Gefühl, dass das eben erst geschehen war.

Er stand auf und betrachtete die Umgebung genauer. Die Wiese war sehr groß. Darauf befanden sich Pflanzenarten, die er vorher noch nie gesehen hatte. Die Gerüche waren ihm neu und dufteten sehr angenehm. Erst in weiter Ferne konnte er Bäume entdecken. So was hatte er vorher noch nie gesehen. Die Landschaft machte einen sehr friedlichen Eindruck, die Luft hatte einen angenehmen Geruch. Er hätte ihn in Worten schwer beschreiben können, weil er sich ständig veränderte.

Ventus spürte schnell, dass dieser Ort etwas Magisches hatte. Auch empfand er das Gefühl von Geborgenheit. Es lag schon sehr lange zurück, dass er dieses schöne Empfinden erlebt hatte. Nun betrachtete Ventus seinen Körper und war erstaunt. Alle Verletzungen waren verschwunden. Er fand, dass sein Fell nun deutlich schöner aussah im Vergleich zu seinem alten Leben.

Plötzlich nahm er wahr, dass ein schönes Wesen vor ihm gelandet war. Mit großem Staunen blickte das Pferd auf ein weißes Einhorn mit Flügeln, dessen Mähne und Schweif grau waren und das ein silbernes Horn hatte. Ventus guckte es neugierig und respektvoll an. Die Schönheit des Einhorns beeindruckte ihn sehr.

Das Zauberwesen sprach mit einer angenehmen Stimme zu ihm: „Hallo, ich bin Salva. Ich hoffe, dass mein Erscheinen dir keine Angst gemacht hat. Falls doch, war das von mir nicht beabsichtigt. Ich bekam die Aufgabe, dir diesen Ort genauer zu zeigen und dir zu erklären, was mit dir noch geschehen wird.“

Das Pferd starrte den Einhornhengst kurz verwirrt an. Dann äußerte es sich nervös: „Ich bin Ventus. Du hast mir keine Angst gemacht, dein Auftauchen hat mich eher verdutzt. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ehrlich gesagt hatte ich mir das Jenseits anders vorgestellt. Bist du ein Einhorn? Wie wird es denn mit mir weitergehen?“

Das Einhorn schaute ihn freundlich an. „Ich bin ein Alicorn, das ist eine besondere Einhornart. Damit sind Einhörner mit Flügeln gemeint. Jetzt muss ich aber erst einmal ein Missverständnis klären: Der Ort, an dem wir uns befinden, ist nicht das Jenseits. Du sollst wissen, dass du wieder lebst!“

Nachdem Ventus den letzten Satz gehört hatte, starrte er Salva eine Weile mit einem verdutzten Gesichtsausdruck an. Viele Gedanken schossen durch seinen Kopf. „Vielleicht sehe ich Lena wieder“, dachte er voller Hoffnung. Stotternd sagte er zu Salva: „Ist das wirklich ernst gemeint? Ich bin doch ein Niemand. So was verdient doch nur jemand, der etwas Besonderes getan hat.“

„Ja, das habe ich wirklich ernst gemeint. Du bist kein Niemand, denn du hast etwas Besonderes getan. Deshalb hast du dein Leben zurückbekommen. Wir sollten erst mal losgehen, weil sich jemand mit dir unterhalten möchte. Ihr sollt klären, wie es mit dir weitergehen soll. Unterwegs erzähle ich dir etwas über diesen Ort und über meine Lebensgeschichte“, erklärte Salva ihm.

Während sie schlenderten, schaute sich Ventus mit großer Neugier genauer um. Das Pferd stellte schnell fest, dass es keine Waldtiere gab. Es konnte keinen Geruch von ihnen wahrnehmen. Darüber war es sehr erstaunt.

Das Wetter fühlte sich sommerlich an. Dabei erinnerte Ventus sich daran, wie er mit Lena zu dieser Jahreszeit zu einem See geritten war. Das hatte er gerne mit seiner einzigen Freundin gemacht.

Er erkannte, dass die ganze Landschaft unberührt war, dass niemand sie verändert hatte. Dann hörte Ventus die Stimme von Salva: „Das Besondere an diesem Ort ist, dass man hier nicht altern kann. Der Grund ist, dass die Zeit im wahrsten Sinne des Wortes stillsteht. Alles, was du siehst, ist das Reich des Löwen Yellow Destiny. Du wirst dich noch mit ihm unterhalten. Du brauchst vor ihm keine Angst zu haben, wenn du ihm begegnest. Als ich ihn zum ersten Mal getroffen habe, habe ich große Furcht vor ihm gehabt. Im Nachhinein betrachtet war das ganz unbegründet gewesen.“

Ventus guckte sehr nachdenklich wegen dieser Äußerung. Er musste wieder an Lena denken. Sein Gefühl sagte ihm, dass seine Freundin sicher sehr traurig über seinen Tod war. Dann meinte er zu Salva: „Ehrlich gesagt bin ich unsicher, was ich von dem Treffen halten soll. Kannst du mir konkret sagen, worüber ich mit Yellow Destiny reden werde?“

„Du wirst dich mit ihm über dein Schicksal unterhalten. Du sollst selbst entscheiden, wie es aussehen soll. Deshalb werde ich gleich etwas über mich erzählen. So bekommst du eine Vorstellung, was dich erwarten wird.“ Salva schaute ihn freundlich an.

„Bevor du das tust, habe ich eine wichtige Frage. Vor meinem Tod war ich mit einem Mädchen namens Lena sehr gut befreundet. Werde ich sie wiedersehen? Das möchte ich unbedingt wissen, weil es für mich sehr wichtig ist“, sagte Ventus und guckte das Einhorn fragend an.

„Das musst du Yellow Destiny selbst fragen. Ich vermute, dass du deine Freundin wiedersehen wirst. Bedeutet sie dir viel?“

„Ja, sie bedeutet mir sehr viel. Sie hat mich vor einem Bauern gerettet. Er wollte mich töten lassen. Ich verdanke ihr mein Leben. Nach meiner Rettung ging es mir sehr schlecht und sie pflegte mich liebevoll gesund. Ich bin überzeugt, dass sie über meinen Tod sehr traurig ist, darum möchte ich sie wiedersehen. Sie soll wissen, dass ich am Leben bin“, seufzte Ventus.

Nachdem beide eine Weile geschwiegen hatten, nahm Ventus Salvas Stimme wahr. „Dann erzähle ich dir jetzt etwas von meiner Lebensgeschichte. Früher war ich wie du ein Pferd. Du sollst wissen, dass mein Leben als Pferd sehr traurig und schmerzvoll war. Ich wurde von ein paar Menschen arg schlecht behandelt. Von einem Bauern wurde ich übel gepeitscht. Dieser Kerl wollte mich zum Schlachter bringen. Jedoch wurde ich von einer Frau namens Susan gerettet. Sie brachte mich zu ihrem Gnadenhof und kümmerte sich sehr liebevoll um mich, pflegte mich, soweit es ging, gesund und nach sehr langer Zeit verspürte ich das Gefühl von Geborgenheit. Später tauchte das Alicorn Mystic Blue dort auf. Es heilte mich von meinen körperlichen und seelischen Verletzungen. Dasselbe machte es selbstverständlich auch bei den anderen Tieren. Aus Dank wollte ich es begleiten. Ich erfuhr von ihm, dass seine Artgenossen gefangen worden waren und sterben sollten. Bei der Rettung half ich mit. Mein Ansporn war, dass ich etwas tun wollte, worauf ich stolz sein konnte. Bei der Befreiung wurde ich allerdings getötet, als ich mich schützend vor ein Einhorn stellte.“

Ventus schaute Salva noch interessierter an, nachdem er seinen letzten Satz gehört hatte. Er hatte eine Vermutung, was ihn bei dem Gespräch mit dem Löwen erwarten würde. In seinem Inneren fühlte er ein Kribbeln.

Salva bemerkte seine Reaktion und grinste ihn kurz an. „Nachdem ich gestorben war, fand ich mich hier wieder und war wie du auch der Meinung, ich befände mich im Jenseits. Yellow Destiny tauchte unerwartet aus dem Nichts auf und hat mir erklärt, dass ich wieder lebte. Wir unterhielten uns darüber, wie mein Schicksal aussehen sollte. Da sich der Kampf um das Leben der Einhörner in einer sehr kritischen Situation befand, gab es für mich nur eine Option. Ich wollte stärker ins Geschehen eingreifen. Deshalb war ich damit einverstanden, dass Yellow Destiny mich in ein Alicorn verwandelte. Am Ende wurde der Kampf gegen die Feinde gewonnen. Durch die Verwandlung konnte ich später mein Leben besser genießen. Ich musste natürlich sehr viel trainieren, bis ich meine magischen Fähigkeiten beherrschen konnte. So hast du schon eine Vorstellung, was dich bei der Unterhaltung erwarten wird.“

Ventus erinnerte sich immer noch gut daran, was seine Mutter Schönes und Interessantes über Einhörner erzählt hatte. Das Pferd fand den Gedanken wundervoll, dass es vielleicht auch in ein so schönes Wesen verwandelt werden könnte. Sein Gefühl sagte ihm, dass Lena das sicher toll finden und sich darüber freuen würde. Es war sich bewusst, dass es viel dafür tun musste. Dann flüsterte es Salva zu: „Wann werde ich mich mit Yellow Destiny treffen?“

„Das wird bald passieren. Aber zuerst möchte ich dir etwas über sein Reich erzählen“, gab dieser zur Antwort. „Wie groß dieses ist, kann ich dir nicht sagen. Ich wollte es herausfinden, aber nachdem ein Tag zu Ende war, merkte ich, dass ich sicher sehr viele Tage bräuchte, um dieses Ziel zu erreichen. Es ist denkbar, dass es sogar Jahre sein könnten. Als ich Yellow Destiny dazu befragt habe, hat er so etwas angedeutet. Aus diesem Grund habe ich aufgegeben.

Wenn ich unterwegs war, hat es immer eine Stelle gegeben, an der es etwas zu trinken gab. Hier haben schlechte Gefühle keine Chance zu entstehen. Ich sehe es als Ort des ewigen Glückes.

Das Zuhause des Löwen ist wirklich geheimnisvoll. Ich erinnere mich gut, dass ich während des Fliegens die Kontrolle verloren habe und Richtung Erdboden stürzte. Dabei war ich sicher, dass ich sterben würde. Doch als ich den Boden berührte, wurde er ganz weich und ich landete sehr sanft. Kaum war ich aufgestanden, war der Untergrund wieder fest.

Ich liebe es, hier zu sein und war traurig, als meine Ausbildung zu Ende war und ich diesen Ort verlassen musste. Aus diesem Grund freute ich mich, dass ich hierher zurückkehren durfte, um ihn dir zu zeigen.“

Ventus erkannte die Freude in Salvas Stimme, als er über diesen Ort redete. Aber nun musste er an Lena denken. Er stellte sich vor, dass sie sehr viel geweint hatte und sich in einem schlechten Zustand befinden musste. Dieser Gedanke gefiel ihm nicht.

Das Reich des Löwen beeindruckte ihn sehr. Er fragte sich, ob er mit Lena hier leben könnte.

Beide schlenderten eine Weile, dann entdeckten sie einen See und bewegten sich auf ihn zu. Sie tranken sehr viel. Das Wasser schmeckte Ventus ausgezeichnet. Er hätte noch mehr trinken können. Plötzlich erschien aus dem Nichts ein großer Löwe vor ihnen. Salva raunte Ventus zu: „Ich werde euch für eine Weile allein lassen. Ich rate dir, ehrlich zu Yellow Destiny zu sein. Er mag es gar nicht, wenn jemand die Unwahrheit sagt. Wir sehen uns später.“

Salva flog weg und Ventus ging unsicher auf den Löwen zu. Als er bei ihm ankam, klopfte sein Herz vor Aufregung. Das Pferd schaute ihn respektvoll an und war von seinem Aussehen beeindruckt. Ventus schätzte, dass der Löwe eine Schulterhöhe von zwei Metern hatte. Seine blauen Augen betrachteten ihn freundlich. Seine schwarze Mähne und sein gelbes Fell hatten eine Schönheit, die schwer in Worte zu fassen war. Es machte auf Ventus den Eindruck, als würde beides geheimnisvoll glänzen. Aber er war unsicher.

Nun sprach der Löwe in einem freundlichen Ton zu ihm: „Hallo Ventus. Ich bin Yellow Destiny. Du bist herzlich willkommen in meinem Reich. Du kannst dies als eine große Ehre betrachten, denn nur bestimmte Wesen dürfen sich hier aufhalten. Du hast bestimmt viele Fragen an mich, aber zuerst sollten wir uns über deine Zukunft unterhalten.“

„Woher kennst du meinen Namen?“, fragte das Pferd mit nervöser Stimme.

„Durch Magie weiß ich deinen Namen. Du musst nicht aufgeregt sein. Sei ganz entspannt“, antwortete ihm der Löwe.

An seinem Blick erkannte der Löwe, dass das Pferd etwas auf dem Herzen hatte. Er lächelte es an. „Ich denke, wir sollten zunächst über was anderes als deine Zukunft reden. Du möchtest mir sicher etwas Wichtiges mitteilen. Habe ich recht?“

Nervös meinte Ventus zu ihm: „Ja, das ist richtig. Seit einer Weile frage ich mich, ob ich meine Freundin Lena wiedersehen werde. Ich bin mir sicher, dass sie wegen meines Todes sehr traurig ist. Sie soll erfahren, dass ich wieder lebe. Es ist für mich sehr wichtig, dass sie es weiß. Sie braucht mich und ich brauche sie. Wir haben uns gegenseitig die Lebensfreude zurückgegeben.“

Yellow Destiny schaute ihn kurz nachdenklich an. „Du wirst Lena sicher wiedersehen. Das verspreche ich dir. Ich kann gut nachempfinden, wie du dich wegen deiner Freundin fühlen musst. Du wirst dich noch daran gewöhnen müssen, dass Zeit in meinem Reich gar keine Rolle spielt. Deshalb brauchst du dir wegen Lena keine Sorgen zu machen.“

Der Löwe lächelte ihn an und fragte ihn sehr behutsam: „Können wir uns nun über deine Zukunft unterhalten?“

Ventus erinnerte sich an Salvas Äußerung über die Zeit hier. Ihm war bewusst, dass er bestimmt noch eine Weile brauchen würde, bis er sich daran gewöhnt hätte. Dann gab er zur Antwort: „Ich möchte auch wissen, wieso ich mein Leben zurückbekommen habe. Salva hat mir gesagt, dass ich etwas Besonderes getan habe. Aber ich wüsste nicht, was das sein soll. Auch hatte er gemeint, dass ich kein Niemand bin. Das möchte ich bitte erklärt bekommen, bevor wir uns über meine Zukunft unterhalten können.“

„Du hast mutig eingegriffen, als die zwei Jugendlichen die anderen Tiere quälen wollten. Nicht jeder würde so etwas Selbstloses tun. Auch hast du Lena ihre Lebensfreude zurückgegeben. Das ist auch etwas Besonderes, denn nicht jeder hat so eine Fähigkeit. Davor habe ich großen Respekt. Deshalb bist du kein Niemand! Diese beiden Tatsachen waren die Hauptgründe, warum du dein Leben zurückbekommen hast. Es gab auch andere Gründe, die eine Rolle gespielt haben. Möchtest du sie alle hören?“, erklärte der Löwe ihm.

„Das hätte ich nicht gedacht. Jetzt glaube ich zu begreifen, wieso ich diese zweite Chance bekommen habe. Könnten wir uns später noch mal über die anderen Gründe unterhalten? Ich möchte nun über meine Zukunft reden“, sagte Ventus.

„Ja, das werden wir sicher tun. Ich finde auch, dass wir nun über deine Zukunft diskutieren sollten.“

Yellow Destiny überlegte kurz. „Es gibt für dich zwei Wege, wie dein Schicksal aussehen könnte.

Die erste Option ist, dass du dein altes Leben als Pferd wiederbekommst.

Die zweite Möglichkeit ist, dass ich dich wie Salva in ein Alicorn verwandle. Zur letzten Option sollst du Folgendes wissen: Wenn du sie nehmen würdest, würdest du von mir deine verlorenen Lebensjahre zurückbekommen. Das heißt, dass du wieder jung wärst. Von dir würde erwartet werden, dass du die Natur beschützt und andere wichtige Tätigkeiten durchführst. Wenn du dich für diesen Schritt entscheidest, musst du wie Salva hier eine Ausbildung durchlaufen. Sie dauert so lange, bis du deine magischen Fähigkeiten sehr gut beherrschst. Die Dauer hängt von dir ab, weil ich dich nicht unter Druck setzen werde. Als Alicorn kannst du dich mit fast jedem Lebewesen unterhalten. Du bekommst sehr nützliches Wissen in deinen Kopf übertragen. Das wirst du sicher gebrauchen können.

Nun, welchen Weg möchtest du gehen?“

Ventus musste sehr lange darüber grübeln. Er stellte dem Löwen Fragen: „Wenn ich ein Alicorn wäre, könnte ich mich doch mit einem Menschen unterhalten, oder? Wenn ich diese Ausbildung mache, würde das wahrscheinlich viele Jahre dauern. Wegen Lena gefällt mir das nicht. Kann ich sie in der Zwischenzeit treffen?“

„Falls du ein Alicorn wärst, könntest du dich mit einem Menschen unterhalten, ja. Ich möchte dir die stillstehende Zeit noch einmal deutlicher erklären. Egal, wie lange deine Ausbildung dauern wird, wirst du danach zu dem Tag zurückgebracht werden, an dem du gestorben bist. In deiner Welt wäre praktisch keine Zeit vergangen. Du wärst nie weg gewesen. Deshalb solltest du dein Training ohne Unterbrechung durchziehen. Du willst doch bestimmt viel Zeit in deiner Welt mit Lena verbringen.

Also möchtest du, dass ich dich in ein Alicorn verwandle?“ Yellow Destiny guckte ihn an.

Das Pferd musste wieder eine Weile darüber nachdenken. Dann hatte es eine Entscheidung getroffen: „Ja, ich möchte in ein Alicorn verwandet werden. Ich sehe für mich die Chance, so verhindern zu können, dass Tiere Leid durch Menschen ertragen müssen. In dieser Gestalt könnte ich mich mit Lena unterhalten, denn es gibt so einige Dinge, die ich ihr unbedingt persönlich mitteilen möchte.“

„Bist du sicher, dass du diesen Weg gehen willst? Bedenke, dass es kein Zurück gibt. Deine Aufgaben und Tätigkeiten können sehr gefährlich sein. Du könntest dabei getötet werden. Das wollte ich gesagt haben“, äußerte sich der Löwe in einem sehr ernsten Ton.

Ventus machte sich noch mal Gedanken darüber. Dann meinte er dazu: „Ja, ich bin mir ganz sicher, dass ich ein Alicorn sein möchte. Vor den Konsequenzen habe ich keine Angst. Mein Leben als Pferd hat mir gezeigt, dass ich mich gegen Zweibeiner nicht gut wehren kann, die einem Schmerzen zufügen wollen. Das möchte ich unbedingt ändern.“

„In Ordnung, dann werde ich dich gleich verwandeln. Du brauchst nichts machen. Bleib nur locker stehen“, erklärte der Löwe ihm.

Yellow Destiny hauchte ihn an und ein gelber Nebel kam aus seinem Maul, der sich auf Ventus zubewegte. Das Pferd wurde ganz umhüllt und verschwand darin. Im Inneren nahm es nur ein gelbes Licht wahr. Es spürte eine angenehme Wärme am ganzen Körper und empfand keine Angst. Plötzlich wurde es sehr hell und Ventus musste seine Augen schließen. Dann spürte er, dass sein Körper sich anders anfühlte. Er öffnete seine Augen und bemerkte staunend, dass er Flügel hatte. Sofort rannte er zum See, um dort sein neues Aussehen zu kontrollieren. Sein Spiegelbild betrachtete er mit großem Staunen. Er hatte ein silbernes Horn an seiner Stirn, Mähne und Schweif waren nun schwarz und sein weißes Fell sah sehr schön aus. Er mochte sein neues, schönes Erscheinungsbild sehr.

Die Alicornmagie löste in seinem Körper eine angenehme Wärme aus. Er verspürte ein großes Glücksgefühl und musste vor Freude weinen. Darüber war er sehr erstaunt, da er so etwas als Pferd nicht kannte.

Dann nahm Ventus die Stimme des Löwen wahr: „Als Alicorn ist es normal, dass du deine guten und schlechten Gefühle durch Weinen zeigen kannst. Wie fühlst du dich? “

„Ich fühle mich sehr glücklich, weil ich endlich Gerechtigkeit erfahre. Damit hätte ich nie gerechnet. Ich musste viel Leid ertragen. Mein ganzes Leben kannte ich das Gefühl der Freude kaum“, erklärte er dem Löwen.

Als Ventus nicht mehr weinte, merkte der Löwe an: „Übrigens kannst du dich entscheiden, ob du deine Alicorn- oder Pferdegestalt annehmen möchtest. Für euer Wiedersehen ist es sicher gut, dass du das kannst, denn Lena kennt ja deine neue Identität noch nicht. Auch hast du bei deiner Verwandlung von mir sehr nützliches Wissen erhalten.“

„Ist es möglich, dass ich mit Lena gemeinsam in deinem Reich leben darf? Mir gefällt dieser Ort sehr. Ich fühle mich hier geborgen“, fragte Ventus spontan den Löwen.

Yellow Destiny lächelte ihn an und gab zur Antwort: „Das geht leider nicht. Ich kann gut verstehen, warum du diesen Wunsch hast. Es tut mir leid. Aber ich kenne einen Ort in deiner Welt, der fast die gleiche magische Wirkung hat wie mein Zuhause. Es geht um die magische Welt Candelia. Dieser Ort ist das Land der Einhörner.“

Ventus verspürte eine große Traurigkeit. Er fand das sehr schade. In diesem Moment tauchte Salva wieder auf und landete in der Nähe der beiden. Der Löwe meinte zu Ventus: „Ich lasse euch für eine Weile allein. Bestimmt hast du Fragen an Salva oder möchtest nur so mit ihm reden. Wir werden uns später über deine Ausbildung und andere wichtige Dinge unterhalten. Übrigens lebt Salva auch in Candelia. Deshalb kannst du mit ihm darüber diskutieren, ob Lena und du gemeinsam dort leben dürft. Ich halte das für möglich.“

Yellow Destiny schaute Ventus freundlich an und löste sich vor den Augen der zwei Alicorns in Luft auf. Mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck schlenderte Ventus zu Salva. Dieser merkte an: „Ich sehe dir an, dass du jetzt glücklicher bist. Vorher hast du unglücklich gewirkt. Ich freue mich für dich. Bestimmt hast du Fragen an mich.“

„Ich habe Yellow Destiny gefragt, ob ich mit Lena zusammen hier leben könnte. Aber leider sei das nicht möglich. Der Löwe meinte, dass der Ort, an dem du lebst, auch diese magische Wirkung habe wie sein Reich. Deshalb wollte ich fragen, ob es möglich ist, dass meine Freundin und ich dort zusammen leben. Es würde mir sehr viel bedeuten.“ Ventus schaute ihn erwartungsvoll an.

„Das ist sicher möglich. Aber du musst erst mal Mystic Blue kennenlernen und mit ihr darüber reden. Sie hat großen Einfluss darauf, ob dein Wunsch wahr werden kann. Du wirst sie treffen, da sie bald hier auftauchen wird. Während deiner Ausbildung werde ich hier bleiben, damit du dich nicht einsam fühlst“, erklärte Salva ihm.

„Wer ist bei dir gewesen, als du hier deine Ausbildung gemacht hast?“, fragte Ventus ihn neugierig.

„Ich bekam häufig Besuch von Susan und dem Alicorn True. Beide haben auch bei der Rettung der Einhörner ihr Leben geopfert. Sie wurden wie ich zu Naturschützern ausgebildet. Ihre Ausbilderin war die Löwin Eternity, die die Freundin von Yellow Destiny ist. Du wirst den beiden ebenfalls begegnen und sie kennenlernen. Meine Ausbildung dauerte einige Jahre. Aber ich vermute, dass es bei dir kürzer sein wird“, antwortete er ihm.

„Was ist Yellow Destiny für ein Wesen?“, fragte Ventus spontan.

„Diese Frage habe ich ihm auch gestellt. Er sagte mir, dass er sich als normalen Löwen betrachtet. Ich habe angemerkt, dass ein normaler Löwe niemals solche magischen Fähigkeiten hat, doch er meinte nur, dass diese zauberhafte Tatsache nicht der Rede wert sei. Das ist wirklich sehr untertrieben. Aber er meint es wirklich ernst, dass er sich als ganz normalen Löwen sieht“, grinste Salva.

Es waren zehn Jahre vergangen, bis Ventus seine magischen Fähigkeiten als Alicorn beherrschte. Diese Zeit würde er nie vergessen, da er viele schöne Momente erlebt hatte. Seine Ausbildung hatte er mit Begeisterung durchlaufen. In der Freizeit unternahmen er und Salva viel. Beide grasten gerade.

Ventus verspürte eine große Freude, weil er bald Lena wiedersehen würde. Zwar waren die beiden Alicorns richtige Freunde geworden, aber seine Freundschaft mit Lena blieb die wichtigste und er dachte oft an sie. Daran hatte sich nie etwas geändert.

Plötzlich erschien Yellow Destiny aus dem Nichts in der Nähe eines Sees und beide gingen zu ihm. Der Löwe sah Ventus freundlich an. „Heute ist es so weit. Deine Ausbildung ist nun erfolgreich beendet. Du wirst bald in deine Welt zurückkehren und Lena wiedersehen.

Ich möchte dir noch etwas Wichtiges mit auf den Weg geben: Wenn du eine schwere Entscheidung fällen musst, dann entscheide am besten mit deinem Herzen. Du sollst wissen, wer von mir ausgebildet wurde, wird das nie bereuen. Jetzt wirst du diese Worte nicht verstehen. Aber es wird die Zeit kommen, da du es begreifen wirst.“

Ventus war von der Stimme des Löwen beeindruckt. Sie klang weise, freundschaftlich und herzlich. Aber er hatte erlebt, dass sie sich auch unangenehm anhören konnte. Er hatte vor dem Löwen großen Respekt. Dann sagte er zu Yellow Destiny: „Ich möchte dir danken, dass du das alles für mich getan hast. Mir ist bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist. Ich werde bei meinen zukünftigen Aufgaben und Tätigkeiten als Alicorn mein Bestes geben.“

„Davon bin ich überzeugt. Zum Abschied komme bitte näher zu mir“, sprach der Löwe freundlich zu ihm.

Ventus tat dies und Yellow Destiny küsste ihn behutsam und liebevoll auf seine Nase. Das Alicorn spürte am ganzen Körper eine angenehme Wärme, die durch den Kuss ausgelöst wurde. Der Löwe flüsterte ihm zu: „Jetzt ist deine Ausbildung offiziell erfolgreich beendet. Ich wünsche dir und Lena ein glückliches Leben zusammen. Ihr beide habt das verdient.“

Die Freunde des Schicksals

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