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Machen wir uns klimaneutral!

Global denken – global handeln

2100 liegt für viele junge Leser noch in ihrer Lebenszeit, und sie könnten bereits eine Erwärmung von +3 Grad Celsius oder +4 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit erleben, denn wir steuern auf eine Heißzeit1 zu. Bis heute haben wir im globalen Mittel erst +1 Grad Erwärmung vollzogen, und es ist erschreckend, was diese vergleichsweise kleine Störung bereits für durchgreifende Veränderungen zur Folge hat. Beispielsweise häufen sich die Jahrhundertsommer wie 2003 und 2018. Bereits 2050 könnte jedes zweite Jahr ein Jahrhundertsommer werden. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass sich nördlich der Alpen eher mediterranes Klima entwickeln könnte, während sich südlich der Alpen, in Italien, Spanien und Griechenland Wüstenklima durchsetzt. Diese Veränderung vollzieht sich nicht linear, sondern mit starken Schwankungen. So war 2017 ein sehr nasses Jahr, und die Äcker waren teilweise versumpft, während sie 2018 völlig ausgetrocknet waren. Unsere Bauern können sich schwer darauf einstellen. Auch in den Städten wird das Leben belastender mit Spitzentemperaturen von 38 Grad oder mehr, während es nachts nicht mehr unter 25 Grad abkühlt.

Wir können uns Klimaanlagen anschaffen, und wir können die Deiche erhöhen. Wir haben das Geld dafür. Regionen, die nicht verantwortlich für diese globale Erwärmung sind, zum Beispiel in Afrika, leiden viel extremer unter den Hitzeperioden und dem Meeresspiegelanstieg. Und die Probleme in Afrika werden zu unseren Problemen.

Die gute Nachricht: Wir können den Anstieg der Durchschnittstemperatur auf + 1,5 oder +2 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit noch begrenzen. Wir haben alles, was wir brauchen, um die 1,5- oder 2-Grad-Grenze zu halten: Wissen, Technologie, Geld, Willen, Einfluss und Mut.

Außerdem haben wir keine Alternative! Denn sollten wir die 1,5- oder 2-Grad-Grenze nicht halten, müssten wir uns verabschieden von einem Leben in einer Zivilisation, wie wir sie in den letzten Jahren und Jahrzehnten haben kennenlernen dürfen.

Daher müssen wir sofort handeln und dürfen uns kein »Weiter so!« mehr leisten! Außerdem müssen wir lernen, global zu denken und global zu handeln. Das ist kein Tippfehler. Jeder von uns kann und muss global handeln! Weder die 2-Grad- noch die 1,5-Grad-Grenze sind möglich, wenn wir nur bei uns in Europa mehr Rad fahren, unsere Häuser besser dämmen, weniger Fleisch essen und weniger fliegen.

Die Zukunft der Menschheit wird auch in Sachen Klima in Afrika entschieden. Sollten nämlich Afrika, Indien und Lateinamerika den Weg einschlagen, den China in den letzten Jahren gegangen ist, dann sprechen wir von +4 Grad und mehr. China hat in den letzten fünf Jahren mehr Beton und Stahl verarbeitet als die USA in ihrer gesamten Geschichte. Beton und Stahl sind zusammen für zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Inzwischen emittiert China absolut mehr Klimagase als Europa, USA und Russland zusammen und auch relativ pro Kopf mehr als Europa.

Während sich die Bevölkerung in China aufgrund der früheren Ein-Kind-Politik weitgehend stabilisieren wird, wird sich die Bevölkerung in Afrika in den kommenden 30 Jahren auf 2,4 Milliarden Menschen verdoppeln. Und jeder dieser Menschen in Afrika wird versuchen, unseren CO2-intensiven Lebensstandard zu erreichen.

Bei allem, was wir hier in Europa in Sachen Klimaschutz investieren, sollten wir immer überlegen, ob wir mit demselben Geld in Afrika nicht einen viel größeren Hebel in unseren Händen halten, indem wir dort Bäume pflanzen oder Sonnenenergie in den Wüsten Nordafrikas einfangen und als Strom, synthetisches Öl oder Gas nach Europa transportieren. Damit können wir die Armen sauber reich machen und uns Reiche sauber.

Indem wir den Menschen auf unserem Nachbarkontinent Geld geben, damit sie für uns Klimaspeicher pflanzen und so unser CO2 binden oder Solarparks bauen und so weiteres CO2 vermeiden, schaffen wir in den armen Ländern viele Millionen von Arbeitsplätzen und helfen den Menschen, sich zu entwickeln. Vor allem aber verhindern wir, dass die Menschen dort dieselben Fehler machen wie wir und unseren CO2-intensiven Lebensstil kopieren müssen. Außerdem reduzieren wir zwei Fluchtursachen: Klimaerwärmung und Perspektivlosigkeit.

Mit etwas Empathie können wir uns leicht vorstellen, wir wären in einem der 54 Länder Afrikas geboren, hätten ein Smartphone und wüssten, welche Herausforderungen unsere Altersgenossen in Europa zu lösen haben und vor welchen existenziellen Problemen wir in Afrika jeden Tag stehen.

Manch einer wird sich jetzt denken: Was kann ich als einfacher Bürger denn schon global ausrichten? Sehr viel, und das sogar sehr einfach! Genau das wollen wir mit diesem Buch beantworten.

Unsere Initiative Plant-for-the-Planet wird finanziell unterstützt von der gleichnamigen Stiftung. Unser Stiftungssitz ist ein 142 Jahre altes Bahnhofsgebäude in Uffing am Staffelsee, das meine Eltern mit ihrem privaten Geld und viel Herzblut für uns Kinder und Jugendliche zum ersten Plus-Energie-Bahnhof Deutschlands saniert haben. Dank Dämmung aus Holzfaser, Photovoltaik, Solarthermie, Wärmepumpe und Batterie produziert das gut 330 Quadratmeter große Gebäude mehr Energie, als es für den Betrieb des Gebäudes verbraucht. Der Anteil der energetischen Sanierung machte rund 200.000 Euro an den Gesamtkosten aus. Dort können 24 Mitarbeiter klimaneutral arbeiten. Unter üblichen Umständen würde jeder etwa drei Tonnen CO2 im Jahr verursachen, somit spart unser Bahnhof über einen Zeitraum von 50 Jahren 3600 Tonnen CO2 ein.

Damit Sie sich besser vorstellen können, was mit diesen 200.000 Euro global möglich wäre, hier ein Vergleich: Für 200.000 Euro könnte beispielsweise ein Hauseigentümer 200.000 Bäume in Ländern des Südens pflanzen und pflegen lassen. Diese Bäume würden bei einer konservativen Standzeit von nur 15 bis 20 Jahren etwa 40.000 Tonnen CO2 binden, also gut um den Faktor 10 mehr. Zusätzlich würden diese 200.000 Euro die Entwicklung in einem Land des Südens noch mal um einen weiteren Faktor 10 fördern, also Entwicklung im Wert von zwei Millionen Euro bewirken. In 15 oder 20 Jahren könnte zum ersten Mal wertvolles Bauholz geerntet und anschließend wieder aufgeforstet werden und in weiteren 15-20 Jahren weitere 40.000 Tonnen CO2 binden. Außerdem liefert der Wald Nahrung, Arbeitsplätze und produziert Baumaterial für den Wohnraum von mehr als Zehntausend Menschen2 in heute armen Ländern. Wir leben auf einem Globus, und wir sollten lernen, global zu denken und global zu handeln! Nutzen wir intelligent die geopolitischen Vorteile, die unsere Nachbarn uns bieten und wir ihnen bieten können, um unsere gemeinsame Herausforderung, die Klimakrise, zu meistern. Die Menschen in Indien, Afrika und Lateinamerika sollen einen anderen Weg aus der Armut einschlagen, als den Weg, den die Chinesen im letzten Jahrzehnt gegangen sind.


Der »Blaue Bahnhof« in Uffing am Staffelsee ist Sitz von Plant-for-the-Planet und Deutschlands erster Plus-Energie-Bahnhof.

Das Geld dafür bekommen sie von uns, weil sie Bäume pflanzen. Wer unsere Stiftung und unsere Arbeit bereits kennt und selbst bereits Klimaexperte ist, dem möchte ich insbesondere das letzte Kapitel (→Seite 160 ff.) ans Herz legen. Machen wir uns gemeinsam klimaneutral, und starten wir eine weltweite positive Kettenreaktion.

Es klappt.


Ihr Felix Finkbeiner

Eine Bewegung wird geboren


Ich bin Felix Finkbeiner, 21 Jahre alt, und ich habe die Schülerinitiative Plant-for-the-Planet als Kind gegründet. Damals war ich neun Jahre alt und ging in die vierte Klasse. Meine Lehrerin gab mir die Aufgabe, ein Referat über die Klimakrise zu halten. Während ich es vorbereitete, erfuhr ich von einer beeindruckenden Frau: Wangari Maathai. In 30 Jahren hat diese Frau aus Kenia 30 Millionen Bäume gepflanzt. Da dachte ich mir, ganz kindlich naiv, dabei müssten wir ihr doch helfen. Und so sagte ich am Ende der Präsentation vor der Klasse, dass wir Schüler eine Million Bäume in jedem Land der Welt pflanzen sollten. Vielen meiner Mitschüler gefiel die Idee – obwohl wir uns überhaupt nicht vorstellen konnten, was für eine Zahl »eine Million« eigentlich ist, geschweige denn, wie viele Länder es überhaupt auf der Welt gibt. Vielleicht war das gut so. Denn ganz ungehemmt und mit guter Laune gingen wir zwei Monate später nach draußen und pflanzten unseren ersten Baum.

Zwei Lokaljournalisten berichteten über unsere Aktion, und kurz darauf begannen auch einige andere Schulen in der Nähe, Bäume zu pflanzen. Ein älterer Schüler richtete eine einfache Website ein, die ein Ranking unter den örtlichen Schulen zeigte: Wer hatte die meisten Bäume gepflanzt? Die Schulen in den Nachbarorten nahmen die Challenge an, der Wettbewerb kam in Fahrt.

Die Medien mögen Kinder und Jugendliche, die etwas für ihre Zukunft tun. Vielleicht ist das der Grund, weshalb das UN-Umweltprogramm uns Kinder und Jugendliche 2011 gebeten hatte, die Billion Tree Campaign zu übernehmen. Die Kampagne wurde ursprünglich von unserer Heldin Wangari Maathai gestartet, mit dem Ziel, eine Milliarde Bäume zu pflanzen. Sieben Jahre später hatten wir mit der Hilfe von Unternehmen, Organisationen und Regierungen geschafft, nicht eine Milliarde, sondern 14 Milliarden Bäume überall auf der Welt zu pflanzen.

Inzwischen werden unsere Aktionen immer präziser und wissenschaftlich fundierter. Wir gingen zwei großen Fragen nach: Wie viele Bäume gibt es auf der Welt? Und wie viele können wir noch pflanzen? Ein dreijähriges Forschungsprojekt von Tom Crowther an der Universität Yale zeigte 2015: Es gibt 3041 Milliarden Bäume auf der Welt. Und 1000 weitere Milliarden können wir aufforsten. Somit wussten wir, was es zu tun gab: Wir mussten die Billion Tree Campaign (eine Milliarde) in die Trillion Tree Campaign (eine Billion, also 1000 Milliarden) umwandeln.



Ich bin Sagar Aryal, 23 Jahre alt, und der Vorsitzende des Global Board von Plant-for-the-Planet. Ich bin in den Ausläufern des Himalayas aufgewachsen und hätte mir nie vorstellen können, dass der Mount Everest – der höchste Berg der Welt – seine Schneedecke verliert. Jahrhundertelang sorgten die Berge für ein ausgewogenes Klima, Süßwasser und Tourismus für die nepalesische Wirtschaft. In den letzten Jahrzehnten haben die Überproduktion von Treibhausgasen, der Anstieg der Temperatur und der verantwortungslose Umgang mit den Ressourcen die zerstörerische Klimakrise geschaffen. Gletscher schmelzen rasch, Überschwemmungen und Erdrutsche bedrohen die Menschen in Nepal. Hurrikans und Taifune werden heftiger, der Anstieg des Meeresspiegels sowie lang anhaltende Dürreperioden gefährden Millionen Menschenleben.

Während meiner Kindheit hatte mein Vater verschiedene Jobs in der gemeinnützigen Klimaarbeit. Das kleine Einkommen, das er so nach Hause brachte, konnte unsere Familie kaum versorgen. Doch sein Engagement inspirierte mich. Mit neun, im Jahr 2005, hatte ich also im Dorf Umweltkampagnen gestartet, und Hunderte von Kindern haben sich angeschlossen. Inzwischen hatte allerdings der Bürgerkrieg zwischen den maoistischen Rebellen und den Regierungstruppen im ganzen Land mehr als 13.000 unschuldige Menschenleben gefordert. Das Leben im Dorf wurde sehr schwierig. Meine Familie war gezwungen wegzuziehen, und so gingen wir nach Kathmandu. Ich war groß genug, um zu verstehen, was passierte, aber noch zu klein, um selbst Geld zu verdienen. Meine Eltern hatten nicht genug, um mir die Schule zu finanzieren. Weil ich der wohl jüngste Umweltaktivist der Welt war, bat ich also um ein Stipendium für den Schulbesuch. Und tatsächlich – aufgrund meiner Aktivitäten und Erfolge aus den Dorfkampagnen erhielt ich ein Vollstipendium, um meine Ausbildung auch nach der Grundschule fortsetzen zu können.

Ich dehnte meine Aktivitäten auf die Schulen in der Nachbarschaft aus und gründete 2006 mit der Unterstützung meines Vaters die Sano Sansar Initiative (engl.: »Small World Initiative«, SSI), um Kinder in Umweltfragen, persönlicher Hygiene und nachhaltigem Lebensstil zu unterrichten. Damals war ich zehn Jahre alt und hatte die Idee, dass die kleinen Dinge, die wir tun, große Auswirkungen auf unsere Welt haben können. Mitte 2008 starben Hunderte von Menschen im Westen Nepals durch eine Cholera-Epidemie. Das hat mich dazu inspiriert, das Little Doctors Program zu organisieren, das mehr als 50 Schulkinder für primäre Gesundheitsdienste in entlegenen Gebieten ausgebildet hat. Das Programm wurde vom nepalesischen Präsidenten Dr. Ram Baran Yadav eingeweiht und war sehr erfolgreich. Unsere Initiative SSI expandierte weiter, erhielt weltweit Aufmerksamkeit und Unterstützung von Regierungen. Bis heute hat die SSI viele Programme wie Debattenwettbewerbe, Alphabetisierungskampagnen, Buchaktionen und Bibliotheksaufbau in Dörfern realisiert.

Für die SSI reiste ich 2008 zu einer UN Kinderkonferenz nach Norwegen. Dort hörte ich durch einen Vortrag von Felix von Plant-for-the-Planet und der Vision, eine Million Bäume in jedem Land der Welt zu pflanzen. Das fand ich inspirierend. Die Tatsache, dass Plant-for-the-Planet von einem neunjährigen Kind gegründet und von Teenagern geführt wurde, faszinierte mich. Ich fühlte mich nicht mehr allein damit, die Welt verändern zu wollen; es gab viele weitere Kinder und Jugendliche mit derselben Vision. Ich wollte ein Teil davon werden und entschied mich schließlich 2012 als 15–Jähriger dazu, im Plant-for-the-Planet Global Board zu arbeiten, und wurde bald zu dessen Präsidenten für den Zeitraum 2012/13 gewählt.

Bei Plant-for-the-Planet gibt es viele junge Menschen voller Energie, die etwas tun wollen und sich dabei gegenseitig unterstützen. Mit jungen Menschen zu arbeiten, verändert, wie man über die Welt denkt. Kinder mögen es, Probleme zu vereinfachen, und finden so auch überraschend einfache Lösungen. Manchmal lehren sie uns so mehr, als wir ihnen über die Welt beibringen können.

Nach der Schule habe ich Philosophie studiert. Das erlaubte mir, noch tiefergehend unsere Handlungen auf diesem Planeten infrage zu stellen und aktiv zu werden. Nicht nur an mich und meine Familie, sondern an die Gemeinschaft und die Welt als Ganzes zu denken. Die Klimakrise ist allerdings kein philosophisches Thema. Die Klimakrise ist ein globales Problem und betrifft jeden, unabhängig von seinem Mitwirken. Das bloße Pflanzen von Bäumen stoppt zwar nicht den ganzen Schaden, den wir unserem Klima zugefügt haben. Es ist jedoch eine der kostengünstigsten und schnellsten Lösungen, die uns zusätzliche Zeit verschafft, um mit einer Lösung für das grundlegende komplexe Problem fortzufahren.

Die Welt spiegelt unsere Gedanken und Handlungen wider. Ich halte es daher für wichtig, dass junge Erwachsene zusammenarbeiten und eigene Ideen entwickeln. Sich auf politische Versprechen zu verlassen und von anderen abhängig zu machen – davon rate ich ab. Darüber hinaus habe ich ein sehr wichtiges Anliegen: Wir sollten alle viel mehr Fragen stellen. Oft sind wir durch unser Bildungssystem darauf konditioniert, nur das zu wiederholen, was uns andere vorgegeben haben. Gute Fragen hingegen verleiten zum Nachdenken. Wenn wir in die Natur gehen und die Gemeinschaft mit anderen Menschen suchen, können wir durch diese Verbindungen immer wieder Neues lernen und kreative Möglichkeiten finden, der Welt etwas zurückzugeben.

Ich bin Jana Reiter, 12 Jahre alt, und ich habe im Juni 2018 eine Rede bei einer Konferenz gehalten, gleich nach dem Geschäftsführer der Deutschen Bank, Christian Sewing, und dem Nordrhein-Westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet. Es handelte sich um eine wichtige Wirtschaftsveranstaltung, die jährliche Cheftagung der KATAG AG, die Modehäuser beliefert. Doch die Medien schien nur eins zu interessieren: mein Vortrag darüber, wie das Bäumepflanzen unser Klima retten kann.

Das Handwerkszeug dazu habe ich in einer Akademie von Plant-for-the-Planet erworben. Auf die Initiative bin ich gestoßen, weil ich von dem Siegel Fairtrade gehört hatte und einfach mal eine Fairtrade-Schokolade kaufen wollte. Rein zufällig fand ich »Die Gute Schokolade« von Plant-for-the-Planet im Supermarkt. Hinten stand die Internetadresseplant-for-the-planet.org drauf. Dort habe ich gesehen, dass es in der Nähe meines Wohnorts bald eine Akademie geben würde. Also habe ich mich dort angemeldet und gleich noch eine Freundin mitgenommen. Im November 2016 wurden wir zu Botschafterinnen für Klimagerechtigkeit ausgebildet. Dort pflanzte ich auch meine ersten Bäume. 2018 war ich außerdem bei der Kinderkonferenz von Plant-for-the-Planet, in Possenhofen am Starnberger See.


Außerdem unterstütze ich die Initiative bei Schokoladenverkostungen in Supermärkten. Dort lasse ich die Kunden probieren und informiere sie dann jeweils mit zwei anderen Klimabotschaftern, beispielsweise meinen sieben- und zehnjährigen Brüdern. Die Schokolade wird für einen Euro verkauft, mit fünf verkauften Tafeln wird ein Baum gepflanzt. Bei diesen Verkostungen und auch bei Vorträgen erlebe ich oft, dass Kinder mehr nachfragen und in vielen Dingen offener und interessierter sind als manche Erwachsene. Kinder lassen sich von positiven Projekten begeistern und gern mitreißen. Das ist das Gute, schließlich geht es ja um unsere gemeinsame Zukunft. Wir möchten die gleichen Chancen haben wie die Erwachsenen heutzutage. Auch meine Generation und die Generationen danach wünschen sich ein gutes Leben.

Wir möchten nicht sagen müssen: Die Leute damals, die haben es vergurkt, und jetzt müssen wir darunter leiden. Ich glaube, dass wir es schaffen, das Klima zu retten. Mittlerweile habe ich einen eigenen lokalen Plant-for-the-Planet-Klub gegründet. Wir haben jetzt schon 29 Mitglieder und planen zusammen Aktionen und treffen uns einmal im Monat. Im August 2018 hat mich unser Ministerpräsident, Armin Laschet, zum Gespräch eingeladen. Die Menschen hören uns zu!


Ich bin Johannes Heiderich, 18 Jahre alt, und stehe kurz vor dem Abitur. Plant-for-the-Planet hat mir in den letzten sechs Jahren mehr gegeben als ich der Initiative – so fühlt es sich zumindest an. Durch mein Engagement als Botschafter für Klimagerechtigkeit komme ich mit den verschiedensten Menschen in Kontakt, auch etwa dem Leiter einer Sparkasse, der mir als Organisator einer Baumpflanzaktion gleich einen Job bei sich anbieten wollte. Die Menschen sehen es, wenn jemand engagiert ist, und das ist in jedem Berufsfeld nützlich. Genau weiß ich noch nicht, in welche Richtung ich beruflich gehen möchte, aber es sollte schon mit Nachhaltigkeit zu tun haben.

Zurzeit organisiere ich viele Akademien, um andere Kinder und Jugendliche für die Aufforstung zu begeistern, und halte Vorträge. So kam es, dass zwei weitere Botschafter und ich beim Deutschen Handelskongress 2017 in Berlin spontan – mit Erlaubnis – auf die Bühne gingen. Eigentlich hatten wir nur geplant, vor Ort einen Infostand zu betreuen und die Gäste des Kongresses aufzufordern, ihre Anreise durch das Spenden von Bäumen klimaneutral zu stellen. Das hat übrigens geklappt: Mit 8000 Bäumen wurde das gesamte Event klimaneutral! Und plötzlich durften wir auf der Bühne erklären, wie so etwas funktioniert – interviewt von der berühmten Journalistin und Fernsehmoderatorin Dunja Hayali. Damit hatten wir die Aufmerksamkeit der rund 200 Zuschauer im Saal – und das Gefühl, wirklich viel bewegt zu haben.


Ich heiße Miku und bin 13 Jahre alt. Ursprünglich komme ich aus Japan. Als ich geboren wurde, pflanzte mein Großvater zur Feier des Tages einen Kirschbaum. Jahr für Jahr wuchs der Baum mit mir. Wir zogen um in die USA, und ich begann im Alter von neun Jahren, mit Plant-for-the-Planet selbst Bäume für eine bessere und grünere Zukunft zu pflanzen. Meine Freunde, meine Familie, alle machen mit. Dabei tun wir Gutes – und haben vor allem jede Menge Spaß.

Unser Engagement wird bemerkt: So lud uns beispielsweise der Umweltschützer und ehemalige Vizepräsident der USA, Al Gore, einmal zu einem Mittagessen ein. Ich habe in Schulen Vorträge gehalten – und auf der Global Warming Conference.

Wir jungen Menschen dürfen und sollten uns aufrichten und unser Licht in der Welt scheinen lassen, um sie zu retten. Dazu sind wir hier. Allerdings brauchen wir auch die Unterstützung der Erwachsenen. Gemeinsam können die Generationen Berge versetzen – oder eben eine Billion Bäume pflanzen.

2015 zogen wir aufgrund des Jobs meines Vaters nach Sambia. Auch dort konnte ich schnell viele Menschen für das Bäumepflanzen begeistern. Wir bildeten neue junge Botschafter für Klimagerechtigkeit aus und hielten 2017 sogar eine Rede vor dem Präsidenten von Sambia, Edgar Lungu.

Für mich haben das Bäumepflanzen und die Aufklärung der Menschen oberste Priorität. Denn wenn wir jetzt nicht handeln, wird es zu spät sein. Wir Kinder arbeiten hart für unsere Zukunft, doch viele Erwachsene zögern noch – vermutlich weil die Welt ja noch ganz gut aussieht und noch in etwa so funktioniert, wie man es von ihr erwartet. Doch in Wahrheit ist sie in größerer Gefahr denn je. Deshalb müssen wir – wie der Gründer Felix Finkbeiner einst unseren Leitspruch prägte – aufhören zu reden und anfangen zu pflanzen: Stop talking – Start planting.

Bei den rund 20 Aktionen, an denen ich in den letzten vier Jahren teilhatte, wurden etwa 10.500 Bäume gepflanzt. Allein in unserem Hinterhof in Sambia habe ich eine Baumschule mit über 1000 Bäumen errichtet. Hinzu kamen Pflanzaktionen in Schulen, Kirchen, den Gärten meiner Freunde usw. So viele Menschen haben geholfen, und dafür bin ich ihnen sehr dankbar! Diese Events machen mir unfassbar viel Spaß, einerseits interagieren wir mit der Natur, andererseits mit all den Menschen um uns herum, die alle an einem Strang ziehen.

In Sambia ist die Abholzung ein großes Problem. Die Leute dort fällen Bäume, um daraus Kohle herzustellen. Doch der Bevölkerung fehlt es an Zeit und Geld, um neue Bäume zu pflanzen. In Sambia wird Kohle für die Aktivitäten des täglichen Lebens verwendet: zum Kochen, Baden und vieles mehr. Dieses Problem haben viele Leute in Sambia verstanden und sind deshalb fest entschlossen, so viele Bäume wie möglich zu pflanzen. So war es für mich leicht, viele freiwillige Helfer zu finden. Zudem habe ich dort gelernt, dass es gut ist, Obstbäume zu pflanzen. Denn deren Früchte tragen so zur Ernährung der Leute dort bei – während der Baum das CO2 aus der Atmosphäre holt und das »C« im Holz speichert.

Wunderpflanze gegen Klimakrise entdeckt: Der Baum!

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