Читать книгу Jenseits Besuche - Finley Jayden Dao - Страница 5
„Und plötzlich macht es wuuuuum“
ОглавлениеMan sitzt ahnungslos am Frühstückstisch. Schmiert sich, noch ganz in den letzten Momenten verfangen, das „olle“ Toastbrot. Träumt mit offenen Augen von der guten alten Zeit und schweigt um die Wette mit der gierigen Meute am Tisch. Ab und an treten die zwei Pupillen eine eigene Reise an und starren in das „GRAU“ des Alltags. Es regnet und die Regentropfen klopfen an die Doppelverglasung, als würden sie dir zurufen wollen: „Hey ihr Langweiler, lasst mich rein, denn ich möchte euch etwas verkünden, damit mal wieder „Leben“ in eure Bude kommt!“
Man lässt ja nicht jeden Fremden in seine Oase. Denn man muss sich das ja mal vorstellen, die Fremden sind ja so fremd, so richtig fremd, und das kenne ich nicht. Was ich nicht kenne, das hat auch nichts in meiner schönen Küche zu suchen. Daher lassen wir als Schweigerfamilie das Fenster schön geschlossen. Ach Mensch, wie fantasielos kann man denn sein, wenn man ernsthaft glaubt, dass eine Botschaft sich von einer 08/15 Doppelverglasung aufhalten lässt. Klopf, klopf, klopf …. Wenn du nicht aufmachen möchtest, die Botschaft kann auch ganz anders.
Der Kaffee schmeckt wieder einzigartig schlecht. Es regnet, noch immer ist alles grau in grau. Der Kaffee ist mies, das Toast weich, die Stimmung unbekannt, da keiner was von sich gibt und dann noch ein …. denk dir deinen Tag. Kann es noch schlimmer kommen?
Es kann! Denn wenn du nicht das Fenster öffnest, dann klingelt eben das Telefon. Es klopft nicht, es klingelt. Oh mein Gott! Lärm am frühen Morgen, ist wie der Schädel nach einer durchzechten Nacht. Man murmelt sich noch was in den berühmten Bart und schlendert zum modernen Telefon. Denn man hat es ja. Ja, man hat es geschafft. Man hat dieses besondere Telefon. Die Nachbarn werden immer ganz wuschig, wenn sie nur diesen Klingelton vernehmen. Manchmal wird man das Gefühl nicht los, dass Frau Nachbarin sogar leise stöhnt, wenn dieser einzigartige Klingelton losgelassen wird. Die Gedanken schweifen ab, bleiben wir an diesem Morgen. Man drückt den Knopf einmal runter und sagt schlaftrunken: „Wer da?“
… und plötzlich macht es wuuuuum. „Guten Morgen Seelchen, schon wach? Hier ist dein Schicksal. Darf ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Mr. Dr. Sensemann! Lass uns ein wenig plaudern. Ich habe eine Botschaft für dich und hole gleichzeitig etwas bei dir ab!“
Möchte der Knabe mich verarschen? >Sensemann< So ein Mist Name gibt es doch gar nicht oder bezieht dieser alte Knabe sich auf den „Tod“? Wenn man umkippt, dann ist da nix und wieder nix. Dunkelheit … Kiste und weg! Das ist nix! Dr. Krankheit und der Wissenschaftler Dr. No-Wissen haben mir und der Menschheit das so erzählt. Wenn “der-da“ stirbt, dann ist das so. Klappe auf, Affe tot, Klappe zu und dann ist nix da. Wäre ja noch schöner, wenn man wie ein dunkler blutsaugender Vampir an seinem Sarg klopfen könnte, und mit der Bitte an dich und mich herantreten würde, ob er mal aus der alten Kiste heraus kommen-, und ein wenig an deiner und meiner Halsschlagader knabbern dürfte. Ja, wo kommen wir denn dahin, wenn jeder das machen dürfte, was er möchte. Den alten Blutsauger lassen wir doch schön in Hollywood.
Keine Angst so ist es wirklich nicht. Die müssen nicht anklopfen. Die „da“ kommen auch unangemeldet bei dir vorbei. Jedoch so weit sind wir ja noch gar nicht.
Wir waren beim Telefonat. Man ist natürlich geschockt und muss sich erst einmal setzen. Tod, das ist doch das große Tabuthema. So etwas gab es doch noch nie in unserer Familie. Das kommt immer nur bei den ganz „Anderen“ vor. Ja, bei den „Fremden“, jedoch nicht bei uns. Die da ganz hinten. Noch weiter hinten! Bestimmt haben die da ganz hinten, uns diesen Mr. Dr. Sensemann vorbeigeschickt. Ist der überhaupt Dr. med. oder was für ein Doktor ist der Bursche? Schrieb ich ja, Fremde können keine Freunde sein, die sind eben fremd. Fremde wissen nicht, dass wir den merkwürdigen Sensemann nicht wollen.
Jetzt ist er da. Müssen wir wohl oder übel das Beste draus machen. Um alles muss man sich selbst kümmern. Schrecklich! Also gut! Bestatter aufsuchen. Punkt! Viel Geld für eine Kiste ausgeben, damit man sein schlechte Gewissen überlackieren kann. Bloß nichts vergessen, denn einige Sachen haben „Termin“. Neeeeee, trauern ist noch nicht angesagt. Man muss funktionieren. Wir leben in einem Staat, wo Ordnung und Recht (somit Normen, Gesetze, Grenzen, Gartenzaun, Gartenzwerge und eben auch Rechtschreibung, Grammatik und seelische Masken u.v.m.) einen so hohen Stellenwert hat, dass man die Spitze des Eisberges gar nicht mehr erkennen kann. Also bitte jetzt nicht trauern, sondern zu Dr. Krankheit gehen und sich ein paar bunte Pillen geben lassen. Kommt man gut drauf. Hammer!
Lasse uns ein wenig schweben und die Sache nimmt seinen Lauf!
„Halte meine Hand und gib mir Dein Wort,
lasse sie nie wieder los und halte mich,
ich weiß, Du musst auf „Ewig“ fort,
wie kann ich leben und atmen ohne Dich!
Nehme mich mit, es war Dein Wort,
auch wenn Du nur vorgehen wirst,
ohne Dich sterbe ich ohne tot zu sein,
oder kann man leben ohne zu leben?
Die Hand und das Gesicht im Torf,
Tränen werden stetig die Blumenknospen
zärtlich mit Leben versorgen,
so wird Dein Anglitz auf ewig
versunken farbenfroh im Blumenmeer
Siehst Du die Wolken am Himmel ziehen,
rasend schnell vergeht die Zeit,
schließ nun Deine Augen zu,
dem Schicksal kann man nicht entfliehen,
nimm mich mit es wird langsam Zeit!
(Ausschnitt aus „Für immer & ewig“
Video Poesie YouTube Channel Finley Jayden Dao)